Dienstleistungsmarketing Mit Dienstleistungsmarketing (auch Services Marketing) bezeichnet man die Marketingproblematik von Unternehmen in den Dienstleistungsbranchen. Besonderheiten: 1. Der Kunde kauft ein immaterielles Gut; er erhält kein physisches Produkt. 2. Eine Dienstleistung als solche ist nicht lagerfähig; sie kann daher nicht auf Vorrat produziert werden (Beispiel: Theateraufführung). 3. Bietet ein Dienstleister eine Leistung an, kann er, da die Leistung noch erbracht werden muss, zunächst nur ein Leistungsversprechen abgeben. Um seine Kompetenz dennoch glaubhaft machen, kann der Dienstleister ersatzweise z. B. Proben seines Könnens abgeben oder auf nachprüfbare positive Referenzen verweisen. 4. Eine Dienstleistung als solche ist nicht transportfähig. Entweder muss der Kunde bzw. das "Objekt", an dem die Dienstleistung vollzogen werden soll, den Dienstleister aufsuchen, oder der Dienstleister muss sich selbst zum Kunden bzw. zum "Objekt", an dem die Dienstleistung erbracht werden soll, begeben. 5. Eine Dienstleistung kann nicht zurückgegeben, sondern – wenn überhaupt – nur rückgängig gemacht werden (z. B. Stornierung einer Bankbuchung). 6. Bei einer Dienstleistung fallen die Erbringung durch den Dienstleister (Produktion) und die Inanspruchnahme durch den Kunden (Konsumtion) oft zusammen (Beispiel: Arztbehandlung). Bei dieser Art von Dienstleistungen ist die Anwesenheit des Kunden für die Erbringung der Dienstleistung zwingend erforderlich. 7. Für die Durchführung einer Dienstleistung ist oft ein Input (z. B. eine Mitwirkung, eine Beistellung) des Kunden erforderlich. (Beispiel: Bei einer Verbraucherberatung muss der Klient dem Berater den zu beurteilenden Sachverhalt schildern.) 8. Die Qualität einer Dienstleistung muss mit anderen Verfahren und Kriterien beurteilt werden als die Qualität eines physischen Produkts. Bei einer Dienstleistung spielen nicht-materielle Aspekte (z. B. Pünktlichkeit, Freundlichkeit), bei einem physischen Produkt materielle Aspekte (z. B. Ausmaße, Gestaltung) eine größere Rolle. 9. Bei einer Dienstleistung hat der Dienstleister oft persönlich mit dem Kunden zu tun. Im Hinblick auf die Dienstleistungsqualität stellt dies besondere Anforderungen an das Aussehen, das äußere Erscheinungsbild, das Auftreten und das Verhalten des Dienstleisters. 10.Eine Dienstleistung wird oft in Räumlichkeiten erbracht, die dem Dienstleister gehören (z.B. Schulungszentrum) oder von diesem zur Verfügung gestellt werden (z.B. angemietete Schulungsräume in einem Hotel). Im Hinblick auf die Dienstleistungsqualität stellt dies besondere Anforderungen an das Erscheinungsbild, das Ambiente, die Einrichtung und die Ausstattung der Räumlichkeiten. 11.Je komplexer eine Dienstleistung ist und je weniger sie sich in einfachere Teilleistungen zerlegen lässt, desto mehr hängt das Gelingen der Dienstleistung von 5ABK MEM Seite 1 31.03.2014 der Kompetenz der Personen ab, die die Dienstleistung erbringen. Prozesse, die Personen und den physischen Beweis. Prozesse: Beschreibt alle Prozesse die zur Erstellung der Dienstleistung nötig sind, um die Kundenzufriedenheit sicherzustellen. Personen: Jede Person die mit dem Kunden in Kontakt kommt, hat Einfluss auf dessen Zufriedenheit mit der Leistung. Insbesondere das Auftreten und die (FachKompetenz sind in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung, da der Kunde häufig die eigentliche Dienstleistung nicht von den Personen trennt oder trennen kann. Physischer Beweis: Weil die Dienstleistung nicht physisch greifbar ist, fehlen dem Kunden wichtige Kriterien zur Beurteilung der Qualität. Ersatzweise kann der Dienstleister versuchen, über geeignete Maßnahmen einen physischen Bezug herzustellen. Beispielsweise überreichen Versicherungsgesellschaften die Versicherungspolicen häufig in verhältnismäßig aufwändig gestalteten Aktenordnern oder Reiseveranstalter händigen bedruckte T-Shirts an Touristen aus. Die nachhaltige Qualität der Dienstleistung hängt von den Prozessen und den beteiligten Personen ab. Daher ist die Bildung von Zufriedenheit und Vertrauen von großer Wichtigkeit. Die Grundlage hierfür stellen geeignete Schulung des Personals und häufig auch die Schaffung einer aussagekräftigen Corporate Identity (Unternehmensidentität) dar. Dies gilt in besonderem Maße für diejenigen Dienstleister die aufgrund ihrer Tätigkeit unter Umständen sehr weitreichende Kenntnisse über die finanziellen und persönlichen Zusammenhänge des Kunden verfügen, wie beispielsweise Rechtsanwälte, Steuerberater, Versicherungen und Banken. Dabei lohnt es sich für die Unternehmen mit den Kunden eine längerfristige Kundenbeziehung einzugehen (Beziehungsmarketing). Das Vertrauen des Kunden in den Anbieter ist hier häufig schwerer zu erwerben als in Branchen mit tendenziell kurzfristigen Kundenbeziehungen (z. B. Tourismus), insbesondere da die Transaktionskosten bei einem Wechsel zu einem anderen Anbieter höher sind und Fehler in der Geschäftsbeziehung für den Kunden schwerwiegende Probleme nach sich ziehen können. Umgekehrt können Fehler in den Marketingmaßnahmen hier zu nachhaltigen Störungen des Kundenvertrauens führen und die Ertragssituation langfristig belasten. 5ABK MEM Seite 2 31.03.2014