1. Das CEMES-Kompetenzfeststellungsverfahren

Werbung
Competence Evaluation Method
for European Specialists
Ein europäisches
Kompetenzfeststellungsverfahren
Wir geben Kompetenzen
eine berufliche Identität!
http://www.kompetenzfeststellung.eu
Vorwort
Die Entwicklung in der Wirtschaft ist von einer immer größeren Dynamik geprägt. Das hat für
den Arbeitsmarkt und die Anforderungen an die Mitarbeiter große Auswirkungen.
Während es am Anfang des 20. Jahrhundert für ein Arbeitsleben ausreichend war, einen
Beruf zu Beginn des Arbeitslebens zu erlernen, gilt das immer weniger. Das bezieht sich
dabei nicht nur auf die immer schneller werdende technologische Entwicklung in einem
Berufsfeld. Immer mehr Menschen besetzen inzwischen ausbildungsfremde Arbeitsplätze in
Fachrichtungen, für die sie ursprünglich im Rahmen der Berufsausbildung oder des
Studiums keine Kompetenzen erworben haben. Die dazu notwendigen Fähigkeiten wurden
durch berufsbegleitendes formales, nicht-formales und informelles Lernen erworben.
Während für formelle Bildungsaktivitäten Nachweise in Form von Zertifikaten und
Teilnahmebestätigungen vorhanden sind, gibt es für die mit nicht-formalem und informellem
Lernen erworbenen Fähigkeiten keinen Kompetenznachweis. Das hat Folgen für die
Menschen aber auch für die Unternehmen und die Gesellschaft.
Mitarbeiter, insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen, werden mit einer
Kernkompetenz eingestellt, haben aber in der Regel ein sehr breites Arbeitsfeld, das
Kompetenzen in zum Teil völlig anderen Bereichen erfordert. Diese Kompetenzen werden
erworben durch informelles Lernen am Arbeitsplatz. Dabei ist in den Unternehmen
festzustellen, dass eine große Unsicherheit bei der Bewertung der Kompetenzen der
eigenen Mitarbeiter besteht, z.B. bei innerbetrieblichen Erhebungen des Bildungsbedarfes.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass sehr oft die individuellen Bildungsbedürfnisse und
nicht die realen Bildungsbedarfe die Personalentwicklungsstrategien und die betrieblichen
Bildungspläne beeinflussen.
Weiterbildungsbedürfnis ist das Bedürfnis und die darin liegende Motivation eines
Individuums nach Weiterbildung und bezeichnet somit die subjektive Seite des
Bildungsbedarfs. Dem kann der tatsächliche Weiterbildungsbedarf eines Individuums oder
einer Organisationseinheit gegenüber stehen, denn der Weiterbildungsbedarf ist der
tatsächliche Bedarf an Qualifizierung und damit eher die objektive Seite des
Bildungsbedarfs. Es ergibt sich die Notwendigkeit, den tatsächlichen Bedarf auch objektiv zu
bestimmen. Dazu werden Methoden der Kompetenzfeststellung erforderlich, die sich im
Bereich der fachlichen Kompetenzen konsequent an den tatsächlichen Kompetenzen
orientieren,
also
den
Ergebnissen
von
Bildungsprozessen.
Somit
sind
Teilnahmebescheinigungen oder auch Befragungen nach Bildungswünschen mit einer
großen Unschärfe verbunden, den genauen Bildungsbedarf eines Individuums oder eines
Unternehmens zu bestimmen.
Das hier vorgestellte Verfahren evaluiert berufliche Kompetenzen auf einer objektiven Ebene
und ist damit ein wichtiges Tool, um tatsächliche Bildungsbedarfe zu bestimmen oder auch
tatsächlich vorhandene Kompetenzen zu bestätigen. Es wurde entwickelt im Rahmen des
von der Europäischen Union geförderten Innovationstransferprojektes ESO-CRS
(DE/07/LLP-LdV/TOI/147050, Erstellung einer skalierbaren internetgestützten Wissens-,
Kompetenzevaluierungs- und -bewertungslösung zur Anerkennung von Kompetenzen, die
erworben wurden durch nichtformelles und informelles Lernen)
01. März 2011
Dr. Lothar Muschter
Geschäftsführer
Das dreistufige CEMES-Kompetenzfeststellungsverfahren
Inhalt
1. Das CEMES-Kompetenzfeststellungsverfahren ..................................................................2
1.1. Gesamtstruktur des Kompetenzfeststellungsverfahrens ............................................. 2
1.2. Stufe 1 – Multiple-Choice-Test (MC-Test).................................................................... 2
1.3. Stufe 2 – Komplexe Fragestellungen (Offene Fragen) ................................................ 3
1.4. Stufe 3 – Personalisiertes Audit, Profilingverfahren ..................................................... 4
2. Die CEMES- Methode in der Anwendung..............................................................................5
2.1. Kompetenzzertifizierung und -anerkennung ................................................................ 5
2.2. Kompetenzprofiling – Stärken-Schwächen-Analyse .................................................... 5
2.3. Bildungsbedarfsanalyse ............................................................................................... 6
3. Mögliche Anwendungsszenarien ...........................................................................................7
3.1. Nachwuchs- und Führungskräfteentwicklung .............................................................. 7
3.2. Auswahlverfahren bei der Stellenbesetzung ................................................................ 9
3.3. Zielorientierte Bildung in der Personalentwicklung .................................................... 10
3.4. Einstufungstests - Ein effektives Instrument für Weiterbildungszentren .................... 11
3.5. Methodenvielfalt in der Lernerfolgskontrolle .............................................................. 11
4. Die Funktionsweise der CEMES-Plattform .........................................................................12
5. Ausblick und praktischer Einsatz .........................................................................................14
6. IBS - Institut für berufliche Bildung und EDV-Schulung GmbH .....................................14
7. Glossar ......................................................................................................................................15
1
1. Das CEMES-Kompetenzfeststellungsverfahren
Das dreistufige CEMES* - Kompetenzfeststellungsverfahren
3.) Personalisiertes
Audit
1.) Computergestützter
Test mit sofortiger
Auswertung
2.) Lösung komplexer
Fragestellungen mit
Expertenbewertung
Audit mit komplexen
Fallstudien
Ermittlung von
Zusammenhangswissen
Ermittlung von
Fachwissen
* Ausgezeichnet mit dem Helsinki Award 2006 in der Kategorie Transparenz und Anerkennung von Kompetenzen.
1.1. Gesamtstruktur des Kompetenzfeststellungsverfahrens
Das Kompetenzfeststellungsverfahren auf der Basis der CEMES-Methode besteht aus
einem dreistufigen Methodenmix zur umfassenden Bewertung der Kompetenzen. Das Ziel ist
die Herausarbeitung des Ist-Profils eines Kandidaten.
Die beiden ersten Stufen des Methodenmix bestehen aus einem online basierten MultipleChoice-Test und der online gestützten Beantwortung offener Fragen. Sie dienen der
Bereitstellung von Ausgangsinformationen zur Kompetenzfeststellung in der dritten Stufe dem persönlichen Audit durch Auditoren.
Die Bewertungen der online basierten Tests und des Audits geben dem Auditor die
Möglichkeit, das Kompetenzniveau des Kandidaten mit einer hinreichenden Tiefe zu
bewerten.
Je nach Bedarf können die Stufen auch einzeln angewendet oder in Kombination genutzt
werden. Es ergibt sich ein modernes effizientes outcome-orientiertes Bewertungsverfahren
von Kompetenzen, das sehr flexibel und europaweit einsetzbar ist.
1.2. Stufe 1 – Multiple-Choice-Test (MC-Test)
Der online basierte MC-Test dient der Überprüfung des Faktenwissens sowie der Kenntnis
und Anwendung wichtiger Fachbegriffe. Der Test erfolgt online bei einem autorisierten
Prüfungszentrum.
Nach Erfassung des Kandidaten werden die Prüfungen im System angelegt und das
Prüfungszentrum erhält von der CEMES-Zentrale die Zugangsdaten zur Prüfung. Das
Prüfungszentrum ist verantwortlich für die ordnungsgemäße Durchführung dieses Tests.
In einem zugewiesenen Raum absolviert der Kandidat den Online-Test. Der Teilnehmer
wählt sich über das Internet in die Prüfungsplattform ein. Er erhält nach einer Belehrung die
Fragen und die möglichen entsprechenden Antworten zur Auswahl.
Unmittelbar nach dem Test erfolgt die Auswertung. Der Teilnehmer erhält eine prozentuale
Auswertung mit Angabe der Kompetenz und dem Prozentsatz der richtigen Antworten.
2
Der Auditor, der die dritte Stufe des Kompetenzfeststellungsverfahrens leitet, erhält über
einen Auditorenzugang zum System Informationen über die gestellten Fragen und die
konkreten Antworten des Kandidaten. Es kann eine gezielte Vorbereitung des Audits
erfolgen, da bereits zu diesem Zeitpunkt bestimmte Tendenzen in den Stärken und
Schwächen erkennbar sind.
1.3. Stufe 2 – Komplexe Fragestellungen (Offene Fragen)
Die zweite Stufe besteht aus der Beantwortung von komplexen Fragestellungen und liefert
Erkenntnisse über Zusammenhangswissen und das kompetenzübergreifende Wissen des
Kandidaten. Dementsprechend werden offene Fragen gestellt, die mehrere Fachthemen
oder Einzelkompetenzen in einen Zusammenhang setzen. Die Testperson muss mit eigenen
Worten Zusammenhänge erklären und kann nicht auf vorgefertigte Antwortbeispiele
zurückgreifen.
Diese Stufe kann unmittelbar im Anschluss an die Stufe 1 durchgeführt werden. Der Test
erfolgt online gestützt in einem Prüfungszentrum. Die Fragen werden online gestellt und die
notwendigen Antworten online erfasst und gespeichert.
Die Auswertung nimmt ein Fachexperte oder der potentielle Auditor vor, dem
Antworthinweise bzw. Antwortvorgaben mit Bewertungsrastern zur Verfügung stehen. Die
Bewertung wird durch die Vergabe von Punkten unterstützt.
Diese Handhabung ermöglicht transparente und vergleichbare Bewertungsergebnisse, die
reproduzierbar sind.
Der Auditor, der die dritte Stufe des Kompetenzfeststellungsverfahrens leitet, erhält
Informationen über die gestellten Fragen und die gegebenen Antworten des Kandidaten. Es
kann die gezielte Vorbereitung des Audits präzisiert werden, da mit dieser Stufe die
Tendenzen in den Stärken und Schwächen nochmals deutlicher werden.
3
1.4. Stufe 3 – Personalisiertes Audit, Profilingverfahren
Im Rahmen der Kompetenzfeststellung hat das Audit verschiedene Ausrichtungen und die
Ergebnisse einen unterschiedlichen Nutzen.
Die konkrete Form des Audits hängt von der Zielstellung ab. Bei der Unterstützung von
Personalauswahlprojekten (siehe Punkt 3.2.) wird das Audit in Form eines
Personalgesprächs stattfinden. Im Falle einer Kompetenzzertifizierung und -anerkennung
wird es ein Personalaudit in Anlehnung an die Europäische Norm zur Personalzertifizierung
sein.
Je nach Anlass und Erwartung der Auftraggeber sowie der Einsatzart des
Kompetenzbewertungssystems werden die Ergebnisse des Audits unterschiedlich genutzt,
bspw. zur Einschätzung der Kompetenzen nach einer Qualifizierungs- und/oder
Coachingphase, als Maßstab für den weiteren Entwicklungsprozess nach einer
Bildungsbedarfsanalyse oder als Informationen für die Personalauswahl nach einer StärkenSchwächen-Analyse.
Die Ergebnisse dienen zum einen zur Ausrichtung des persönlichen Entwicklungsplanes und
zum anderen einer objektive Betrachtung vorhandener Kompetenzen.
Bei einem Audit handelt es sich um die qualitativ höchsten Anforderungen der
Kompetenzfeststellung, dass am folgenden Beispiel des prinzipiellen Ablaufs der Stufe 3
in der Managementzertifizierung (siehe Punkt 3.1) detaillierter beschrieben werden soll.
Das zum European Management Zertifikat führende CEMES-Audit ist nicht öffentlich. Es hat
das Ziel, die Vollständigkeit und Komplexität der vom Antragsteller nachgewiesenen
Kompetenzen zu hinterfragen und zu dokumentieren. Inhalte des Audits sind definierte
Mindestkompetenzen aus festgelegten Beschreibungen für einen Kompetenzbereich.
Voraussetzung für diese Form des Audits ist der erfolgreiche Abschluss der Stufen 1 und 2
der CEMES-Methode. Der Kandidat wird dann zum Audit zugelassen, wenn er in den onlinebasierten Tests insgesamt mindestens 50% der Mindestanforderungen (Ausprägungsgrad)
je Kompetenz in einem Kompetenzbereich nachweist.
Die Ergebnisse des computerbasierten (CB) Tests der Stufe 1 und die Beantwortung der
offenen Fragen in Stufe 2 werden vom Auditor berücksichtigt.
Die Prüfung ist bestanden, wenn der Kandidat seine Kompetenzen entsprechend den
Mindestanforderungen des Bereiches zutreffenden Kompetenzen nachgewiesen hat.
Basis für das Audit ist eine 4 Wochen vor dem Audit zu übergebende beispielhafte
Unternehmens- oder Situationsbeschreibung als Fallstudie, woraufhin sich der Kandidat im
Selbststudium vorbereitet. Anhand dieses Fallbeispiels werden die fachlichen, die Methodenund Selbstkompetenzen bewertet.
An dem Audit nehmen der Kandidat, der Auditor und ein zweiter Auditor (Lead-Auditor oder
Fachauditor) teil. Es findet unter der Leitung des von der Zertifizierungsstelle benannten
externen akkreditierten Fachauditors statt und umfasst je Kompetenzbereich max. 4,5
Stunden und unterteilt sich in 0,5 Std. Vorgespräch; 2,25 Std. Vorbereitung; 1,25 Std.
Prüfung und 0,5 Std. Auswertung.
Der Auditor teilt am Ende des Audits dem Antragsteller das Ergebnis mit. Als Ergebnis wird
die Ausprägung der Kompetenz des Kandidaten für den vorgegebenen Fachbereich
festgestellt.
Bei erfolgter Prüfung in den speziell definierten Managementbereichen kann bei bestandener
Prüfung, das bedeutet bei Erreichen von definierten Mindestanforderungen, ein EMC- bzw.
Fachzertifikat entsprechend den geltenden CEMES-Richtlinien erteilt werden.
4
Neben diesem beispielhaft beschrieben Audit für Managementkompetenzen sind natürlich
auch andere Formen möglich. Die Form des Audits hängt von den jeweiligen
Rahmenbedingungen oder der geltenden Prüfungsordnung ab. Audits können z.B. als
Prüfungsgespräch, praktische Erprobung oder auch als Assessmentcenter durchgeführt
werden.
2. Die CEMES- Methode in der Anwendung
Im Folgenden werden mögliche Anwendungsbereiche der CEMES-Methode beschrieben
und der Nutzen sowie die Besonderheiten dargestellt. Auf der Internetseite
www.kompetenzfeststellung.eu können Sie sich darüber hinaus informieren.
2.1. Kompetenzzertifizierung und -anerkennung
Die Anerkennung und Zertifizierung von Kompetenzen ist im Zeitalter des lebenslangen
Lernens von immer größerer Bedeutung. Wissen und Kompetenzen werden zunehmend
nicht nur in formellen Bildungsprozessen, sondern über den Weg des nicht-formellen und
informellen Lernens erworben.
Für Kompetenzen die über den Weg des nicht-formellen oder informellen Lernens erworben
wurden, liegen in der Regel keine Nachweise vor, so dass diese Kompetenzen nur
eingeschränkt für die berufliche Karriere zur Verfügung stehen. Die Anerkennung von im
beruflichen Kontext erworbenen Kompetenzen ist ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der
eigenen beruflichen Mobilität der Menschen und zur effizienten Nutzung der
Humanpotentiale in den Unternehmen. Die CEMES- Methode kann mit dem 3-stufigen
Prüfverfahren diesen Ansprüchen gerecht werden und nicht-formelle und informelle
Kompetenzen anerkennen und für die persönliche Weiterentwicklung identifizieren.
2.2. Kompetenzprofiling – Stärken-Schwächen-Analyse
Für die Stärken-Schwächen-Analyse kann das international ausgezeichnete 3-stufige
CEMES-Prüfverfahren eingesetzt werden.
Grundlage für die Bewertung sind Kompetenzbeschreibungen und definierte
Ausprägungsgrade, die festlegen, mit welchem Niveau die konkreten Kompetenzen
beherrscht werden sollen. Die Kompetenzbeschreibungen werden durch reale
Handlungsfelder und Tätigkeitsanforderungen bestimmt. Die Kompetenzsollanforderungen
und die Ausprägungsgrade entstehen unter Beachtung der tatsächlich notwendigen
Kompetenzen für ein tatsächliches berufliches Anforderungsprofil.
An Hand der Anforderungsprofile werden die Stärken und Schwächen gemessen und im
Sinne eines Benchmarks ist der Vergleich mit einem Durchschnittswert einer
Vergleichsgruppe möglich sowie der Vergleich mit vorangegangenen Tests des gleichen
Probanden.
Das besondere der Stärken-Schwächen-Analyse ist die konsequente Outcome-Orientierung
der Kompetenzbewertung. Es fließen alle Wege des Wissenserwerbs in die Bewertung ein.
Damit werden die Lernformen des formalen Lernens, des non-formalen Lernens und des
informellen Lernens in einer Bewertung zusammengeführt. Die Ableitung notwendiger
Personalentwicklungsmaßnahmen basiert damit auf dem tatsächlichen Kompetenzstand.
5
Die folgende Abbildung zeigt das Soll- und das gemessene Ist-Profil einer/eines
kaufmännischen Assistentin/en.
Kaufmännischer Assistent
Kompetenz
Buchhaltung
Büro- und Verwaltungsarbeiten
Korrespondenz
Büroorganisation
Kundenberatung, Kundenbetreuung
Terminplanung, Terminüberwachung
Bürokommunikation, IT-Fähigkeiten


Niveau
%
80
90
90
80
70
85
75
Ausprägungsgrad
kaum
gering
0 - 15
16 - 40
gut
41 - 60


hoch
61 - 85


sehr hoch
86 - 100







Sollausprägung (Kaufmännischer Assistent)
Ist-Ausprägung (Fremdbewertung)
Je nach Einsatzfall und Zielstellung muss entschieden werden, welche der drei Stufen zum
Einsatz kommen müssen. In vielen Fällen dürfte die erste Stufe mit dem Einsatz der MultipleChoice-Fragen ausreichend sein. Damit ist ein neutrales und sehr effizientes Instrument zur
Stärken- und Schwächen-Analyse vorhanden.
2.3. Bildungsbedarfsanalyse
Die Bildungsbedarfsanalyse spielt in Unternehmen eine große Rolle. Insbesondere in kleinen
und mittleren Unternehmen ergeben sich deutliche Probleme, den Bildungsbedarf zu
erkennen und individuell zu ermitteln.
Nicht selten dominiert in der Entscheidung für eine scheinbar notwendige
Bildungsmaßnahme das wahrgenommene Bildungsbedürfnis des Managers oder der
betroffenen Mitarbeiter. Dieses Bedürfnis muss nicht unbedingt zutreffend sein oder
entspricht nur selten vollständig dem tatsächlichen Bildungsbedarf, den ein wirtschaftlich
erfolgreich agierendes Unternehmen fordert.
Der Grund liegt in der bisherigen häufigen Systematik bei der Bildungsbedarfsanalyse. In der
Regel werden Manager, Führungskräfte und Mitarbeiter über Interviews oder Fragebögen
nach dem Bedarf befragt. Personaler und Vorgesetzte gewinnen zweifelsfrei wertvolle
Informationen über den Bildungsbedarf ihrer Mitarbeiter. Dieser sollte jedoch abgeglichen
werden mit den tatsächlich vorhandenen Kompetenzen gemessen an den tatsächlich
notwendigen fachlichen Erfordernissen.
Dazu bieten sich das beschriebene Verfahren und insbesondere die entwickelten
Instrumente der Stufe 1 (und ggf. der Stufe 2 und 3) des Kompetenzbewertungssystems an.
Mit der Beantwortung von Fachfragen wird der Kompetenzstand evaluiert und an einem
Sollstand gemessen. Dieser Sollstand ist vergleichbar mit dem unter Punkt 2.2
beschriebenen Kompetenzprofil. Zur Ermittlung des Sollprofils sollten der Bildungsberater
und das Management des Unternehmens zusammenarbeiten.
6
3. Mögliche Anwendungsszenarien
Die Anwendungsszenarien der CEMES-Methode sind vielfältig und facettenreich. Jede
Anfrage von Unternehmen, Weiterbildungsinstituten, Privatpersonen oder jeder weiteren
Institution ist individuell und verlangt eine individuelle Herangehensweise und Umsetzung.
Zur Veranschaulichung sollen Ihnen folgend typische Anwendungsszenarien vorgestellt
werden, die die Praktikabilität und Flexibilität der CEMES-Methode wiederspiegeln.
3.1. Nachwuchs- und Führungskräfteentwicklung
Die Entwicklung von geeigneten Nachwuchs- und Führungskräften nimmt immer mehr an
Bedeutung zu. Der Weg zur Führungskraft ist nicht einfach und erfordert individuelle und
zielgenaue Entwicklungsmaßnahmen.
Für den Prozess der Führungskräfteentwicklung kann das European Management Certificate
‚EMC‘ in Verbindung mit dem CEMES-Kompetenzfeststellungsverfahren zum Einsatz
kommen. Detaillierte Informationen erhalten Sie mit der gesonderten Broschüre
„Europäische Zertifikate für Managementkompetenzen und Fachkompetenzen“ oder
besuchen Sie die Internetseite www.managementzertifikat.de.
Das europäische Managementzertifikat beschreibt Kompetenzen, über die ein erfolgreicher
Manager verfügen sollte. Dieses Zertifikat liefert die Zielstellung bzw. das OUTCOME des
Führungskräfteentwicklungsprozesses. Es dient als Messlatte sowohl bei der StärkenSchwächen-Analyse zu Beginn des Prozesses als auch als Nachweis der vorhandenen
Kompetenzen nach dem Entwicklungsprozess.
Die Kompetenzanforderungen der möglichen Zertifikate basieren auf einem System von 26
definierten Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen. Die folgende Grafik verdeutlicht die
Zuordnung der Kompetenzen zu Kompetenzbereichen (KB) und der Kompetenzbereiche zu
den drei möglichen Managementzertifikaten:
7
Festgelegte
Kompetenzprofile
beschreiben
den
erforderlichen
prozentualen
Ausprägungsgrad, der für das jeweilige Zertifikat nachgewiesen werden muss. Diese
Ausprägungsgrade sind je nach Zertifikat unterschiedlich.
Der mögliche prinzipielle Ablauf einer Führungskräfteentwicklung mit Hilfe der Instrumente
EMC und CEMES zeigt die folgende Tabelle.
Phase
Bezeichnung
Stufe 1 Multiple-Choice-Test zu allen
geforderten KB (Kompetenzbereich)
Stufe 2 Beantwortung der offenen
Fragen zu allen geforderten KB
1. Phase:
StärkenBewertung der Antworten auf die offenen
Schwächen- Fragen durch einen Experten oder den
Analyse
berufenen Auditor
Stufe 3 Audit/Assessment entsprechend
der Vorgaben zu den geforderten KB mit
sofortiger Auswertung
Auswertung der Ergebnisse der Analyse
2. Phase
und Ableitung geeigneter
Auswertung Qualifizierungs-, Coachings- und
Entwicklungsmaßnahmen
Entwicklung der potentiellen
3. Phase
Führungskraft auf der Grundlage des
Entwicklung
empfohlenen Planes
Stufe 1 Multiple-Choice-Test zu allen
notwendigen KB
Stufe 2 Beantwortung der offenen
Fragen zu allen geforderten KB
4. Phase
Bewertung der Antworten auf die offenen
Zertifizierung Fragen durch einen Experten oder den
berufenen Auditor
Stufe 3 Audit/Assessment entsprechend
der Vorgaben zu den geforderten CSA
mit sofortiger Auswertung
Übergabe des European Management
5. Phase
Certificate bestätigt durch die nationale
Auswertung und die europäische CEMESOrganisation
Ergebnis
Kompetenzprofil, Hinweise
für das Audit zu Stärken und
Schwächen
Stärken-Schwächen-Profil
des Teilnehmers
Empfehlungen zum
Qualifizierungs- und
Entwicklungsplan
Kompetenzaufbau
Kompetenzprofil, Hinweise
für das Audit zu Stärken und
Schwächen
Bestätigung der
Zertifikatskonformität
Urkunde zum EMC-Master,
EMC-PM oder EMC-FM
Für die Stärken-Schwächen-Analyse auf der Basis der CEMES-Methode wird der dreistufige
Methodenmix zur umfassenden Bewertung der Managementkompetenzen genutzt. Das Ziel
ist die Herausarbeitung des Ist-Profils eines Kandidaten. Die ersten beiden Stufen, die aus
dem online basierten Multiple-Choice-Test und der online gestützten Beantwortung offener
Fragen bestehen, dienen der Bereitstellung von Ausgangsinformationen für die dritte Stufe dem persönlichen Audit durch zwei Auditoren.
Der Methodenmix bietet die Möglichkeit, das Kompetenzniveau des Kandidaten mit einer
hinreichenden Tiefe zu bewerten. Grundlage für die Bewertung sind die CEMESKompetenzbeschreibungen und die definierten Ausprägungsgrade, die festlegen, mit
welchem Niveau die konkreten Kompetenzen beherrscht werden sollen.
Die Empfehlung für eine mögliche, anschließende Qualifizierung- bzw. Entwicklungsphase
werden in einem Entwicklungsplan festgehalten. Die empfohlenen Bildungsbedarfe werden
individuell aufgestellt. Sie orientieren sich an den Ergebnissen der Stärken-SchwächenAnalyse und an den Kompetenzbeschreibungen des jeweiligen Zertifikates.
8
Nach Abschluss der möglichen Qualifizierungsphase kann sich der Teilnehmer der
Zertifizierung stellen. Bei dem Bestehen des Prüfungsverfahrens erhält er ein anerkanntes
europäisches Zertifikat.
Die damit repräsentierten hochwertigen Kompetenzen entsprechen für den EMC-Master vom
Wertigkeitsgrad und der Lernleistung einem dreijährigen Fachschulstudium.
Das Besondere des Gebrauchs der dreistufigen CEMES- Methode ist die konsequente
Outcome-Orientierung der Kompetenzbewertung. Alle Wege des Wissenserwerbs werden in
die Bewertung eingeschlossen. Die Lernformen des formalen, nicht-formalen und informellen
Lernens werden in einer Bewertung zusammengeführt. Die Ableitung notwendiger
Qualifizierungen basiert damit auf dem tatsächlichen Kompetenzstand, gewährleistet
individuelle Bildungspläne und vermeidet unnötige Qualifizierungsinhalte.
Der Qualifizierungsprozess wird zeitlich und wirtschaftlich effizient. Mit dem System lassen
sich
Benchmarks
erzeugen,
in
dem
permanent
und
systematisch
Kompetenzevaluierungsprozesse mit dem vorgegebenen Anforderungsprofil an
Nachwuchsführungskräfte abgeglichen werden.
3.2. Auswahlverfahren bei der Stellenbesetzung
Die Besetzung offener Stellen mit den richtigen geeigneten Personen ist ein besonderes
Problem vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen. Nicht immer ist ein erfahrener
Personalverantwortlicher vorhanden, der aus der großen Anzahl der Bewerber, die
Geeignetsten herausfindet.
Vor allem dort, wo auf Grund sehr schlanker Personalstrukturen diese Aufgabe ein Mitglied
der Geschäftsleitung oder der Geschäftsführer übernimmt, besteht durch Zeitdruck oder
nicht vorhandener spezifischer Fachkompetenz die Gefahr der Fehlbesetzung, das zu
empfindlichen Störungen im Produktions- bzw. Geschäftsablauf führen kann. In KMU kann
das schnell zum Problem werden, da in der Regel eine Stelle nur einmal existiert und erst
besetzt wird, wenn sie wirklich notwendig ist.
Entscheidungen fallen vielfach intuitiv oder auf der Grundlage vorgelegter
Kompetenznachweise, wie Zeugnisse, Urkunden oder Arbeitszeugnisse, die nicht immer die
tatsächlichen vorhandenen Kompetenzen des Bewerbers wiederspiegeln.
Insbesondere bei der Stellenbesetzung und beim Kompetenzcheck großer Bewerberzahlen,
empfiehlt sich der Einsatz der CEMES-Kompetenzfeststellung. Das entwickelte dreistufige
Verfahren
eignet
sich,
um
zeiteffizient
die
tatsächlichen
fachlichen
und
Methodenkompetenzen der Bewerber zu ermitteln.
Auf der ersten Stufe ergeben konkrete, auf den zukünftigen Tätigkeitsbereich zugeschnittene
Multiple- Choice- Fragen schnell ein Ranking der Bewerber. In einem zweiten Schritt können
die bislang geeigneten Bewerber offene Fragen beantworten, deren Bewertung die
hoffnungsvollsten
Kandidaten
ermittelt.
Offene
Fragen
sind
geeignet,
um
Zusammenhangswissen und die Bewältigung komplexer Problemstellungen zu testen. Für
die dritte Stufe die in Form eines Bewerbungsgespräches stattfindet, werden die besten
Kandidaten/-innen
der
zweiten
Stufe
eingeladen.
Hierbei
werden
die
Handlungskompetenzen aber vor allem auch die soziale Kompetenzen und
Verhaltensweisen bewertet.
Es ergibt sich ein sehr effizientes Auswahlverfahren für große Bewerberzahlen.
Insbesondere für KMU kann mit diesem Weg der professionellen Stellenbesetzung auch ein
externer Dienstleister bereitgestellt werden.
Darüber hinaus kann diese Methodik als anonymer Selbsttest in Vorbereitung auf eine
Bewerbung oder berufliche Entscheidung zum Einsatz kommen.
9
3.3. Zielorientierte Bildung in der Personalentwicklung
Die Personalentwicklung eines Unternehmens möchte wirkungseffektive Bildung den
Vorgesetzten vorschlagen und den Mitarbeiten anbieten. Die Herausforderung liegt im
Wesentlichen in der richtigen Analyse der Vorkenntnisse. Mitarbeitergespräche können
einen Einblick geben, haben aber die Tendenz subjektiv zu sein. Ein bewährtes Analysetool,
das alle Lernleistungen - formales, nicht-formales und informelles Lernen - objektiv erfasst,
lässt sich mit der CEMES-Kompetenzevaluierungsplattform alternativ für die
Kompetenzerfassung einsetzen.
Am Beispiel der Bildungsbedarfsanalyse für Fahrzeugführer eines Transport- und
Speditionsunternehmen wird der Einsatz der entwickelten Tools des CEMESKompetenzfeststellungsverfahrens verdeutlicht.
Auf Grund des Gesetzes zur Einführung einer Grundqualifikation und Weiterbildung der
Fahrer im Güterkraft- oder Personenverkehr entstehen in diesen Unternehmen seit 2009 ein
enormer Bildungsdruck und Kostendruck. Ein besonders effizienter Einsatz der Mittel für die
Qualifizierung ist notwendig.
Die Weiterbildung z.B. aller Kraftfahrer nach einem inhaltlich einheitlichen Programm
entspricht nicht der Zielsetzung. Nicht jeder Kraftfahrer hat die gleichen beruflichen Aufgaben
zu erfüllen und auch nicht die gleichen Kompetenz- und Wissenslücken. Es ist also
erforderlich eine Weiterbildung zu realisieren, die für die Person notwendig ist und die dem
Unternehmen tatsächlich hilft.
Zu Beginn sollte die Erhebung der vorhandenen Wissenslücken mit der Stufe 1 des CEMESKompetenzfeststellungsverfahrens stehen. Der tatsächliche Wissenstand wird mit konkreten
Fachfragen ermittelt, wie in der folgenden Grafik dargestellt.
Abhängig von der Tiefe und Breite des zu ermittelnden Kompetenzbereiches können die
beiden weiteren Stufen der CEMES-Methode das Kompetenzprofil schärfen - vor allem auf
den Kenntnisstufen der Fach- und Handlungskompetenz.
Mit der Methode ist nicht die gefühlte Bildungslücke oder das Bildungsbedürfnis von
Personalern, Vorgesetzten oder Mitarbeitern ausschlaggebend für die Strukturierung der
notwendigen Bildungsmaßnahmen, sondern die objektiv gemessenen Ergebnisse.
Ein weiterer Vorteil ist die Ermittlung der individuell unterschiedlich notwendigen
Bildungsbedarfe. Die Qualifizierung wird jedem einzelnen Fahrer zugeschnitten, statt einer
verordneten Weiterbildung nach dem Gießkannenprinzip.
10
3.4. Einstufungstests - Ein effektives Instrument für Weiterbildungszentren
Der Einstufungstest ist nicht vergleichbar mit einer Prüfung, die bestanden werden kann oder
nicht. Er dient zur Feststellung eines allgemeinen Kenntnisstandes in einem oder mehreren
Bereichen. Er ist der erste Schritt zu einem optimalen Lernerfolg.
Der Einstufungstest ist ein bewährtes Mittel der Bildungsbedarfsanalyse, um bereits
vorhandenes Wissen zu identifizieren und individuell zugeschnittene Weiterbildung
passgenau den Kunden und Mitarbeitern anbieten zu können.
Der Einstufungstest ist in zweierlei Hinsicht zeiteffektiv. Zum einen kann zumeist mit der 1.
Stufe der CEMES- Methode der tatsächliche Bildungsbedarf innerhalb kürzester Zeit ermittelt
werden und zum anderen reduziert sich die folgende Weiterbildungszeit für den Kunden auf
das Wesentliche.
Weiterbildungszentren können Ihren Kunden neben einem Bildungsbedarfsgespräch, auch
ein starkes Analyse-Tool anbieten, das in der Kombination eine zielorientierte Dienstleistung
sichert.
Beispielsweise werden in dem Bereich Sprachen Tests erstellt, die im Ergebnis eine
Empfehlung entsprechend des Europäischen Referenzrahmens geben. Oder in anderen
Bereich, wie des kaufmännischen Wissens werden qualitative Tests entwickelt, die Auskunft
zum Kenntnisstand und Empfehlung zur Teilnahme am Grund- oder Aufbaukurs geben.
Kunden werden auf ihrem tatsächlichen Level eingestuft - vorhandenes Wissen aus
formalen, nicht-formalen und informellen Lernumgebungen wird berücksichtigt und Bildung
kann individuell zugeschnitten werden.
3.5. Methodenvielfalt in der Lernerfolgskontrolle
Lernerfolgskontrollen sollten entsprechend des Anwendungsfalles und mit dem Blick auf den
Faktor Zeit unterschiedlich gestaltet und eingesetzt werden.
In der Aus- und Weiterbildung werden häufig Klausuren zur Feststellung des
Kenntnisstandes eingebunden, die unmittelbar nach der Wissensvermittlung folgen bzw.
nach einem überschaubaren Zeitraum bei der Abschlussprüfung.
Im Sinne einer abschließenden Kontrolle nach einer Schulungsphase bzw. am Ende einer
Weiterbildung können Fachwissen mit der ersten Stufe und Fachkompetenzen mit der
zweiten Stufe der CEMES- Methode abgefragt werden.
In der Personalentwicklung eines Mitarbeiters stehen nach einer Weiterbildung mehr der
übertragende Effekt und die Verknüpfung gelernter Inhalte mit dem beruflichen Alltag im
Vordergrund.
Eine zeitversetzte Evaluation in der Personalentwicklung im Sinne einer Wissensanwendung
und Zielerreichung kann unterschiedlich gestaltet werden - anzunehmen sind die Abfrage der
Fachkompetenzen (Stufe 2) und ein persönliches Gespräch (Stufe 3) mit Fallstudien zur
Feststellung der Handlungskompetenzen.
Lernerfolg kann mit dem dreistufigen CEMES- Kompetenzevaluationsverfahren unter
verschiedenen Bedingungen und Voraussetzungen erfasst werden. Darüber hinaus kann
das Verfahren Entwicklungsschritte aufdecken und demzufolge auch nicht-formalen und
informellen Lernerfolg identifizieren.
11
4. Die Funktionsweise der CEMES-Plattform
Die CEMES (Competence Evaluation Method for European Specialists) - Plattform ist ein
online-gestütztes multilinguales System, das berufliche Kompetenzen feststellen und
bewerten kann - unabhängig vom Weg des Erlernens.
Der Aufbau des Systems orientiert sich an EU-Empfehlungen berufliche Kompetenzen zu
definieren und zieht den Umkehrschluss Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen
dementsprechend zu ermitteln.
Es ist ein skalierbares Kompetenz-Rating-System entwickelt worden, dass nicht nur formales
Wissen eines Bildungsangebotes bestätigen kann, sondern nicht-formales und informelles
Wissen in einem definierten Bereich anerkennen kann.
Für die Kompetenzfeststellung sind notwendige und im System zu integrierenden MultipleChoice- und offenen Fragen die wesentlichen Elemente. Eine strukturelle Erfassung und
systematische Kennzeichnung der Fragen ist notwendig, damit einmal entwickelte Fragen
allen Nutzern für die Nachnutzung zur Verfügung gestellt werden können.
Es wurde eine handlungsorientierte Datenbankstruktur entwickelt, die das gezielte Auffinden
von Fragen für Kompetenzbewertungsverfahren ermöglicht. Die CEMES-Plattform
strukturiert sich in vier Ebenen (siehe untenstehende Abbildung).
Der Kompetenzbereich (Ebene 1) wird durch relevante Kompetenzen (Ebene 2) erfasst.
Diese Kompetenzen lassen sich mit erforderlichen Fertigkeiten (Ebene 3) definieren, die
letztlich durch Fachbegriffe/-wissen (Ebene 4) bestimmt werden.
Das Fachwissen wird mit Multiple-Choice und offenen Fragen verknüpft, die Basis der
Kompetenzfeststellungtests und Bewertungen sind.
CEMES - Strukturbild
Neuen
Kompetenzbereich
festlegen und
definieren
Kompetenzbereich
Kompetenz
Neue Fragen mit
vorhandenen
Fachbegriffen
verknüpfen
Fertigkeit
Fachbegriff
MC-Frage
12
Offene Frage
Neue Fachbegriffe
einführen und den
neuen
Fertigkeiten
zuordnen
Kompetenz
Fertigkeit
Fachbegriff
Kompetenzen mit
den dazugehörigen
Fertigkeiten
festlegen
Fertigkeit
Fachbegriff
MC-Frage
Neue Fragen für
die Fachbegriffe
entwickeln
Fachbegriff
Offene Frage
MC-Frage
Darüber hinaus lässt die Struktur zu, dass Fragen, Fertigkeiten und Kompetenzen jeweils
mehrfach zu zuordnen sind. Beispielsweise kann eine Frage mit mehreren relevanten
Fachbegriffen verknüpft sein.
Das System ist dynamisch und weist eine spezielle nötige Tiefe nach, dass vorhandenes
Fachwissen, Fertigkeiten und Kompetenzen je nach Anwendungsfall feststellbar,
anzuerkennen und/oder zertifizierbar sind.
Diese Plattform erfüllt alle Funktionen in der Vorbereitung, Administration, Durchführung und
Auswertung von Kompetenzfeststellung. Hierzu wurden spezielle Anwendungstools
entwickelt:
- Administrations-Tool
- Prüfungs-Tool
- Auditoren-Tool
- Tool zur Fragenerfassung
- Übersetzungs-Tool
Das Administrations-Tool steht der Nutzer-Verwaltung zur Verfügung:
- Persönlichen Daten der KandidatenInnen erfassen
- Prüfungsfragen aus der Datenbank auswählen und zusammenstellen
- Prüfungen auswählen und Termine vergeben
- Kandidaten-Nummern und Prüfungscodes registrieren
- Prüfungsergebnisse vermerken.
Das Prüfungs-Tool steht für den Kandidaten bereit die ihm zugeteilten Tests zu
beantworten. Alle Prüfungen und Kompetenzfeststellungen werden bei einem CEMESPrüfungszentrum durchgeführt. CEMES-Prüfungszentren können auch temporär eingerichtet
werden, z.B. in Unternehmen bzw. deren Personalabteilungen.
Das Auditoren-Tool wurde zur Auswertung der Prüfungen und Zusammenfassung der
bisherigen Testergebnisse erstellt. Zum einen wird dem Auditor das Ergebnis der MCPrüfung (1. Stufe des Kompetenzfeststellungsverfahrens) angezeigt und zum anderen die
gegebenen Antworten auf die offenen Fragen der Kandidaten/innen (2. Stufe).
Für den Fall, dass auch die 3. Stufe der Kompetenzfeststellung durchgeführt werden oder
eine qualifizierte Bildungsberatung für den Kandidaten erfolgen soll, kann der Auditor eine
Notiz in Vorbereitung auf das Audit zur jeweiligen Frage eintragen (Memo-Feld). Dem
Auditor stehen diese Daten dann auch während des Audits oder in Vorbereitung einer
Bildungsberatung zur Verfügung.
Mit dem Tool zur Fragenerfassung werden Multiple-Choice-Fragen einschließlich
Antwortmöglichkeiten und offene Fragen erfasst und mit den Auswertungskriterien versehen.
Unmittelbar nach der Erfassung wird jede Frage mit einem oder mehreren Fachbegriffen
verknüpft. Diese Originalfassung einer Frage kann in jeder im System der Plattform
verfügbaren Sprachen gespeichert werden.
Mit dem Übersetzungs-Tool werden freigegebene Fragen durch die Fragenentwickler des
jeweiligen Landes aus der Originalfassung in die jeweilige Landessprache übertragen. Hier
besteht auch die Möglichkeit, spezifische Fragen, die für das jeweilige Land keinen Sinn
ergeben, für das Land zu sperren. Die Entwicklung und Erfassung offener Fragen erfolgt in
analoger Art und Weise.
13
5. Ausblick und praktischer Einsatz
Die CEMES Kompetenzfeststellungsverfahren wurden in zwei Leonardo da Vinci
Pilotprojekten entwickelt. Die Entwicklungsarbeit war gekennzeichnet von einer engen
Zusammenarbeit mit Unternehmen in mehreren europäischen Ländern. Diese Synergie hat
bewirkt, dass Methoden und Werkzeuge zur Kompetenzfeststellung entwickelt worden, die
sich konsequent an dem Bedarf der Wirtschaft orientieren.
Diese Entwicklung soll beibehalten werden. Das Ziel besteht in der Bereitstellung einer
umfangreichen Kompetenzfeststellungsplattform, die geeignet ist, die Kompetenzen der
wesentlichsten Branchen abzubilden.
Es ist ein Dienstleistungsangebot entstanden, das zu einer effizienteren Qualifizierung in der
Wirtschaft und Gesellschaft führt. Ressourcen können effizienter eingesetzt werden. Vor
allem die konsequente Outcome-Orientierung, die auf den Nachweis tatsächlicher
Kompetenzen fokussiert ist, bedeutet auch eine Anerkennung der non-formellen und
informellen Lernleistungen - dem aktuellen Trend im Zeitalter des lebenslangen Lernens wird
voll entsprochen.
Die Stufe 1 des beschriebenen Verfahrens hat sich bereits vielfach in der Praxis bewährt. In
zahlreichen Anwendungsfällen werden Einstufungs- und Auswahltests mit Hilfe von CEMES
durchgeführt.
Die Kombination der Stufen 1 uns 2 hat sich insbesondere beim Ablegen von IHKZertifikatsprüfungen als rationelles und akzeptables Verfahren erwiesen.
Der komplexe Einsatz aller 3 Stufen des CEMES-Verfahrens hat bereits sowohl Eingang in
die individuelle Karriereentwicklung mit Hilfe der Europäischen Managementzertifikate als
auch umfangreiche Zertifizierungsprozesse in kleinen aber zunehmend auch großen
Unternehmen gefunden.
6. IBS - Institut für berufliche Bildung und EDV-Schulung GmbH
IBS GmbH ist ein Bildungsdienstleister mit Geschäftsfeldern in der beruflichen Bildung, der
Unternehmensberatung für KMU und im Projektmanagement für europäische
Bildungsprojekte.
Seit 1993 wurden durch IBS zahlreiche Unternehmen in Weiterbildungsfragen betreut und
beraten. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht aktuelle Einblicke in den Bedarf und die
Bedürfnisse von Unternehmen.
IBS war und ist Antragsteller und Koordinator zahlreicher Leonardo da Vinci- Pilotprojekte. In
dem Leonardo-Projekt CEMES, das als deutsches Best Practice Projekt eingeordnet wurde,
ist ein Zertifizierungssystem für Managementkompetenzen in KMU erfolgreich entwickelt
worden. Im Projekt ESO-CERT, das direkt im Auftrag der EACEA in Jahr 2007/8 umgesetzt
wurde, erfolgte die Herausarbeitung einer Methode zur Berücksichtigung des informellen und
nicht-formellen Lernens bei der Zuordnung und Vergabe von Leistungspunkten. Den größten
Erfolg hatte IBS mit der Auszeichnung des Pilotprojektes ESO-CSA mit dem Helsinki Award
2006 in der Kategorie Transparenz und Anerkennung von Wissen. IBS hat Projektpartner in
über 20 europäischen Ländern.
IBS verfügt über ein Qualitätsmanagementsystem, das 1999 nach der DIN EN ISO 9001
zertifiziert wurde.
14
7. Glossar
Die folgenden Definitionen entsprechen den Begriffsempfehlungen des Europäischen
Parlaments und des Rates, veröffentlicht in den Amtsblättern der Europäischen Union „zur
Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen“ vom
06.05.2008 und „zur Einrichtung eines Europäischen Leistungspunktesystems für die
Berufsbildung (ECVET)“ vom 08.07.2009.
Fachwissen („Kenntnisse“)
ist das Ergebnis der Verarbeitung von Information durch
Lernen. Kenntnisse bezeichnen die Gesamtheit der Fakten,
Grundsätze, Theorien und Praxis in einem Arbeits- oder
Lernbereich. Im Europäischen Qualifikationsrahmen werden
Kenntnisse als Theorie- und/oder Faktenwissen beschrieben.
Fertigkeiten
Fähigkeit, Kenntnisse anzuwenden und Know-how einzusetzen,
um Aufgaben auszuführen und Probleme zu lösen. Im
Europäischen Qualifikationsrahmen werden Fertigkeiten als
kognitive Fertigkeiten (logisches, intuitives und kreatives
Denken) und praktische Fertigkeiten (Geschicklichkeit und
Verwendung von Methoden, Materialien, Werkzeugen und
Instrumenten) beschrieben.
Formales Lernen
findet üblicherweise an Einrichtungen der allgemeinen oder
beruflichen Bildung statt und weist strukturierte Lernziele,
Lernzeiten und Lernförderung auf. Aus Sicht des Lernenden ist
es zielgerichtet und führt zur Zertifizierung.
Informelles Lernen
findet im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der
Freizeit statt. Es ist nicht strukturiert und führt normalerweise
nicht zur Zertifizierung. Es ist in den meisten Fällen nicht
intentional aus Sicht des Lernenden.
Kompetenz
die nachgewiesenen Fähigkeit, Kenntnisse, Fertigkeiten sowie
persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten in Arbeitsoder Lernsituationen und für die berufliche und/oder
persönliche Entwicklung zu nutzen. Im Europäischen
Qualifikationsrahmen wird Kompetenz im Sinne der Übernahme
von Verantwortung und Selbstständigkeit beschrieben.
Nicht-formales Lernen
findet nicht an einer Einrichtung der allgemeinen oder
beruflichen Bildung statt und führt üblicherweise nicht zur
Zertifizierung. Es ist jedoch intentional aus Sicht des Lernenden
und weist strukturierte Lernziele, Lernzeiten und Lernförderung
auf.
15
Notizen
16
17
IBS - Institut für berufliche Bildung und EDV-Schulung GmbH
Cottbuser Str. 4
D-01979 Lauchhammer
++49 3574 121212
[email protected]
www.bildung-ibs.de ; www.kompetenzfeststellung.eu
18
Herunterladen