HA Machtkonzepte - Friedrich-Schiller

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Friedrich-Schiller-Universität Jena
Institut für Politikwissenschaft
Lehrstuhl für Internationale Beziehungen
Seminar „Die Macht der Technologien und die Technologien der Macht“
Dozent: Matthias Schulze, M.A.
Wintersemester 2014/15
Barnetts und Duvalls Machtkonzept und der
Nahostkonflikt – ein Praxistest
Inhalt
1.
Einleitung .................................................................................................................. 3
2.
Der Machtbegriff Barnetts und Duvalls .................................................................... 4
2.1
Der Machtbegriff ................................................................................................... 4
2.2
Die Verortung von Macht ...................................................................................... 8
3.
Die Feuerprobe: Arbeiten mit dem Machtbegriff im Nahostkonflikt ..................... 13
3.1
Der Fall der Zwangsmacht: Der Suezkrieg 1956 ............................................... 13
3.2
Der Fall der Institutionellen Macht: Die Resolution von 1975 ........................... 16
3.3
Der Fall der Strukturellen Macht: Der Status der Palästinenser als Bürger zweiter
Klasse ............................................................................................................................. 17
3.4
Der Fall der Produktiven Macht: Der akademische Diskurs ............................... 19
4.
Der seltsame Fall der dominanten Zwangsmacht ................................................... 20
5.
Fazit ......................................................................................................................... 21
2
1. Einleitung
Im Anfang aber war der Machtbegriff – so scheint es zuweilen in der
politikwissenschaftlichen Disziplin der Internationalen Beziehungen. Denn die
Deutungshoheit über den Machtbegriff ist nicht nur eine wissenschaftstheoretische
Debatte, die die Politikwissenschaft um einige Fußnoten bereichert. Mit dem
Machtbegriff gehen Assoziationen wie Zwang, (Unter-) Ordnung oder Gewalt einher –
Macht politisiert1. Der eben beschriebene negative Beigeschmack des Machtbegriffes
führt jedoch dazu, dass das bloße Abstempeln einer Tätigkeit als Machtausübung, dem
Abgestempelten in ein negatives Licht rückt – was nach der Definition Michael Barnetts
und Raymond Duvalls auch eine Machtausübung darstellt. Bei Betrachtung der
Weitläufigkeit der gängigen Machtdefinitionen ist es also von höchster Priorität, eine
klare Definition zu schaffen.
Hier kommen wiederum die beiden Politikwissenschaftler ins Spiel. Sie
versuchen die neorealistische Schule mit institutionalistischen, soziologischen und
konstruktivistischen Ansätzen zu erweitern,
um
so
eine
Brücke von den
politikwissenschaftlichen Schulen hin zu einem umfassenderen Blick auf das Konzept
Macht zu erlangen
Ob diese Brücke jedoch stabil – in diesem Fall: praxistauglich ist, wird noch zu
zeigen sein. An dieser Stelle soll die Hausarbeit ansetzen. Sie wird anhand
verschiedener Aspekte des Nahostkonflikts überprüfen, ob mit dem recht komplexen
Machtbegriff Barnetts und Duvalls gearbeitet werden kann. Denn es ist bekannt, dass
einige gängige Machtkonzeptionen angesichts einer Konfrontation mit der Praxis
versagen.
Für die Machtdefinition Barnetts und Duvalls ergibt sich ein weiteres Problem:
einige Formen der Macht lassen sich nur sehr schwer operationalisieren. Die Arbeit soll
also zudem untersuchen, wie sich die verschiedenen Machtformen zueinander verhalten.
In diesem Bereich soll vor allem die Abgrenzbarkeit und die Möglichkeiten der Arbeit
mit den Machtformen fokussiert werden.
Die Hausarbeit soll also dreigeteilt sein. Im ersten Teil soll der Machtbegriff
Barnetts und Duvalls veranschaulicht und diskutiert werden. Daraufhin soll eine kurze
Abhandlung über die Möglichkeiten stehen, Macht zu operationalisieren. Der zweite,
1
Vgl. Guzzini 2007: 24.
3
größere Komplex soll dem Nahostkonflikt gewidmet sein. Lassen sich spezifische
Felder erkennen, in denen die verschiedene Formen von Macht zum wirken kamen?
Idealerweise sollte sich zeigen, wie die Konfliktparteien angesichts unterschiedlicher
Kapazitäten zu anderen Formen der Machtausübung greifen. So kann Israel angesichts
einer asymmetrischen militärischen Überlegenheit zu Zwangsmaßnahmen als
Machtmittel greifen. Warum jedoch greift Israel vor allem auf diese Form der
Machtausübung zurück? Diese Frage wird im letzten Kapitel der Arbeit kurz
angeschnitten werden.
2. Der Machtbegriff Barnetts und Duvalls
2.1
Der Machtbegriff
Laut den beiden Autoren Barnett und Duvall habe die bisherige Diskussion um den
Machtbegriff nur eine der vier Arten der Macht privilegiert. Dabei sei den Realisten auf
höchst fahrlässige Weise die Deutungshoheit überlassen worden2. Doch würden die
Grenzen des neorealistischen Machtbegriffs nicht zuletzt in dem von Baldwin
beschriebenen Paradoxon offenbar, dass zwischen den Machkapazitäten und deren
outcome teilweise eine enorme Kluft klafft3. Nicht zuletzt im Vietnam-, Afghanistanund Irakkrieg sei deutlich geworden, wie machtvoll die Schwachen und wie machtlos
die USA in diesen Konflikten auftrat. Gleichzeitig stünden diese Konflikte symbolisch
für die Vorherrschaft des Neorealismus und dessen mit den amerikanischen Niederlagen
nachlassenden Erklärungskraft4.
Auf
der
anderen
Seite
versuchten
hingegen
Liberale,
neoliberale
Institutionalisten und Konstruktivisten Konzepte zu entwickeln, die ohne einen eigenen
Machtbegriff auskommen5. Dabei existiere selbst im Liberalismus mittlerweile der
Begriff „Angst“, wovon der Schritt hin zur Macht nicht weit sei 6. Zumindest Barnett
und Duvall sehen hierin nur eine weitere Spielart von Macht. Die unterschiedlichen
2
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 40.
Vgl. Ebd.
4
Vgl. Ringmar 2007: 189f.
5
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 40.
6
Vgl. Ebd. 41.
3
4
Strömungen der Internationalen Beziehungen fokussieren sich nach Meinung Barnetts
und Duvalls auf unterschiedliche Machtaspekte. Dabei entstände ein Tunnelblick7.
Betrachten wir Macht aus der Sicht Barnetts und Duvalls, so befinden wir uns
im Bereich der relationalen Macht. Das bedeutet, dass Macht nicht als Ressource
gedacht wird, sondern vielmehr als eine Beziehung zwischen Akteuren 8. Beide Autoren
betonen, zu der traditionellen, neorealistischen Definition von Macht (der Fähigkeit As,
B etwas tun zu lassen, was es sonst nicht tun würde9) müsse eine Definition treten, die
den sozialen Strukturen und Prozessen gerecht würde10. Hier müsse vor allem
berücksichtigt werden, dass Macht auch als die Ursache aller Effekte gesehen werden
kann11.
Daher versuchen Barnett und Duvall sich in einer neuen Definition: Macht ist
die Produktion von Effekten, in und durch soziale Beziehungen, die die Möglichkeiten
der Akteure formen, ihre Umstände und ihr Schicksal zu bestimmen (eigene
Übersetzung)12. Die Definition enthalte zwei Dimensionen, anhand derer die Autoren
versuchen, ihre Typologie von Macht zu entwerfen. Zum einen könne Macht entweder
interaktiv oder systemisch auftreten13. Wenn beispielsweise ein nordkoreanischer
Diktator den USA damit droht, Raketen mit atomaren Sprengköpfen abzuschießen,
sollte ihm nicht wirtschaftlich unter die Arme gegriffen werden, so tritt die Macht
interaktiv auf – direkt im Miteinander zwischen zwei Akteuren. Dahingegen
benachteiligt beispielsweise das Weltwirtschaftssystem Staaten mit Planwirtschaft
gegenüber Staaten mit freier Marktwirtschaft, da planwirtschaftliche Produkte selten
konkurrenzfähig sind. Hier tritt Macht systemisch auf14. Somit fragt die erste
Dimension, auf welche Weise die Macht ausgedrückt wird: ist sie konstitutiv oder
interaktiv15? – Mit anderen Worten: ist es eine „Macht über B“ oder eine „Macht x zu
tun“16. Auf der interaktiven Seite stellt Macht eine Ressource dar, auf die die Akteure
individuell zurückgreifen können17. Dahingegen darf Macht auf der systemischen Seite
7
Vgl. Ebd. 40.
Vgl. Baldwin 2013: 274.
9
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 49.
10
Vgl. Ebd. 42.
11
Vgl. Ebd.
12
Vgl. Ebd.
13
Vgl. Ebd. 42f.
14
Vgl. Ebd.
15
Vgl. Ebd. 45.
16
Vgl. Ebd. 46.
17
Vgl. Guzzini 2007: 24. Vgl. auch Barnett; Duvall 2005: 45.
8
5
eher als eine soziale Beziehung verstanden werden, die für die Akteure unterschiedliche
Rollen und Kapazitäten konstituiert18.
Die zweite Dimension sei die Art und Weise, auf welche Macht wirkt: direkt
oder indirekt. Die beiden Autoren verwenden dazu eine weitere Konkretisierung: wirkt
Macht spezifisch oder diffus19. Eine gezielte Tötung eines Hamas-Anführers durch das
israelische Militär ist sehr spezifisch oder direkt. Dahingegen würde beispielsweise eine
Veränderung des internationalen Kriegsrechts (ius in bello), sodass der Einsatz von
Flugkörpern verboten würde, eher diffus wirken. Nun fügen die Autoren die beiden
Dimensionen gedanklich in ein Koordinatensystem ein. Daran können sie die jeweilige
Form der Macht eine in der vier (2x2 Dimensionen) Spielarten einteilen:
Den ersten Machttypus, den die Autoren beschreiben, ist die Zwangsmacht (compulsory
power). Sie stelle eine direkt ausgeübte Interaktion eines Akteurs gegenüber einem
anderen dar20. Hier fänden sich die klassischen Machtdefinitionen Webers, aber auch
des Neorealismus wieder. Macht als Zwang sei die Fähigkeit As, B zu etwas zu
bewegen, was er sonst nicht tun würde21. Dies müsse jedoch nicht durch physische
Gewalteinwirkung geschehen, es könne sich auch um symbolische oder normative
Ressourcen handeln, die B zu der von A angestrebten Handlungsweise zwängen 22.
Nicht zu dieser Kategorie von Macht zählten hingegen Phänomene, bei denen der
Akteur A Akteur B zu einer Aktion zwingt, die er selbst gewollt hätte23. Ein Beispiel für
18
Vgl. Guzzini 2007: 24. Vgl. auch Barnett; Duvall 2005: 46.
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 45.
20
Vgl. Ebd. 48f.
21
Vgl. Ebd. 48.
22
Vgl. Ebd. 50.
23
Vgl. Guzzini 2000: 59. Vgl. Auch Barnett; Duvall 2005: 49.
19
6
dieses Phänomen sind unter anderem die in römischen Arenen hingerichteten
christlichen Märtyrer. Mit dieser Ansicht stimmen auch Baldwin und Guzzini überein,
die beide fordern, Macht stets an den Zielen beider Akteure zu messen, des Täters und
des Opfers24.
Den zweiten Typ benennen Duvall und Barnett als Institutionelle Macht
(institutional power)25. Hierbei gäbe es zwar die Kontrolle eines spezifischen Akteurs
über einen anderen Akteur, diese sei jedoch indirekt oder diffus26. Der Akteur A ändere
mittels einer Institution die Umstände, die der Handlungsweise Bs zugrunde liegen. A
und B sollten bei dieser Machtausübung sozial voneinander entfernt sein und nur
indirekt, durch die Institution verbunden sein27. Institutionelle Macht ist auch insofern
besonders, als dass sie unter Umständen Machtkonstellationen in Form von Regimen
konserviert und so Strukturen schafft, die einem Akteur mehr nutzen als einem
anderen28. Als Beispiel dafür nennen Barnett und Duvall die Kräfte des freien Marktes,
welche Zustände schafften, die dem einen Akteur mehr nützten als einem anderen29.
Interessanterweise stellt sich nun die Frage, wie ein solches System von der
Strukturellen Macht abgrenzbar ist.
Bei Struktureller Macht (structural power) handelt es sich um direkte
systemische Macht30. Dabei würde die soziale Position von B systemisch bestimmt31.
Somit entstünden direkte Verbindungen zwischen sozialen Gruppen, im Gegensatz zur
Institutionellen Macht, die gerade dadurch bestimmt ist, dass es keine direkten
Verbindungen gibt32. Bei dieser Form von Macht liegt das Augenmerk vor allem auf
sozialen Gruppen. Ein klassisches Beispiel wäre das Verhältnis von Arbeitnehmer und
Arbeit: da der Arbeitnehmer auf die Bezahlung angewiesen ist, muss er unter
Umständen seinen Wohnort wechseln und unter Bedingungen (Spätschichten, 12hTage, usw.) arbeiten, die er sich selbst nicht ausgesucht hätte33. Die Position des
Arbeitnehmers als des Schwächeren gegenüber der Arbeit wird so sozial klar
systemisch bestimmt. Allerdings stellt es keine individuelle Macht eines Akteurs über
24
Vgl. Guzzini 2000: 59. Vgl. auch Baldwin 2013: 278f.
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 43.
26
Vgl. Ebd. 48.
27
Vgl. Ebd. 51.
28
Vgl. Ebd. 52.
29
Vgl. Ebd.
30
Vgl. Ebd. 43.
31
Vgl. Ebd. 53.
32
Vgl. Ebd.
33
Vgl. Ringmar 2007: 193.
25
7
einen anderen dar – vielmehr liegt die Macht in der Struktur, weshalb sich der Name der
Strukturellen Macht anbietet34. Individualisierte Strukturelle Macht ist Zwangsmacht.
Als letzten Typus stellen die beiden Autoren die Produktive Macht (productive
power) vor. Sie sei indirekt und systemisch35. Die Produktive Macht teilt eine große
Schnittmenge mit der Strukturellen Macht – vor allem ihr systemischer, nichtakteursgebundener Charakter veranschaulicht ihre Nähe zur Strukturellen Macht36.
Allerdings schafft die Produktive Macht keine direkten Verhältnisse. Sie stellt eine Art
gesellschaftlichen Diskurs aller sozialen Gruppen dar, der schließlich vorgibt, was
normativ gut, schlecht, angebracht usw. sei37.
Beachtliche Zweifel an dieser Art von Konzeption äußerte Guzzini bereits vor
Veröffentlichung des Artikels Barnetts und Duvalls. Seiner Ansicht nach ließe sich
Macht nicht in eine derartig allgemeingültige Definition pressen38. Zudem handle es
sich Wrong zufolge nicht mehr um Macht, sondern vielmehr um den weiter gefassten
Begriff „Einfluss“, wenn unvorhersehbare Effekte aufträten – wie es unter anderem in
den Machtkonzeptionen von Struktureller und Produktiver Macht vorgesehen ist39. Dem
wiederum stellt sich Guzzini entgegen: Macht müsse nicht nur aus der Perspektive der
Akteure, sondern ebenso auch aus der Perspektive der Opfer betrachtet werden40.
2.2
Die Verortung von Macht
Die wohl schwerwiegendste Herausforderung dieser Hausarbeit wird die Frage sein, in
wieweit sich der Machtbegriff Barnetts und Duvalls messen lässt. Was sind die
Indikatoren? Laut Baldwin existiert ein „unbefriedigender Zustand“ über das Wesen der
Macht, welcher die Behandlung der Thematik erschwert41. Wird Macht nicht als
fassbare Ressource, wie etwa die Anzahl an Atomsprengköpfen oder die verfügbaren
Flugzeugträger betrachtet, dann muss Macht an ihren Auswirkungen gemessen werden.
34
Vgl. Ebd.
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 48.
36
Vgl. Ebd. 55.
37
Vgl. Ebd. 55f.
38
Vgl. Guzzini 2007: 68 – 74.
39
Vgl. Wrong 1988: 3 – 5.
40
Vgl. Guzzini 1993: 468.
41
Vgl. Oppenheim 1981: 33. Vgl. auch Baldwin 2013: 273.
35
8
Macht verändert das Verhalten eines Akteurs durch das Einwirken eines anderen
Akteurs42. Dementsprechend glaubt Baldwin, Macht könnte nur an Verhaltensänderungen erkennbar sein.
Zudem dürfe Macht Baldwin zufolge nicht eindimensional betrachtet werden.
Macht sei stets mehrdimensional und unterscheide sich in verschiedenen Feldern43. So
verfügt Deutschland beispielsweise über kein nennenswertes Heer. Trotzdem gilt die
Bundesrepublik gemeinsam mit Frankreich als europäische Führungsmacht. Dies hat sie
ihrer ökonomischen Dominanz zu verdanken. Macht muss also stets in Bezug auf ein
Betrachtungsfeld analysiert werden. Baldwin nennt diese Kategorie „scope“44. Auch in
der kommenden Darstellung wird daher stets ein Konfliktfeld der Machtausübung
herausgegriffen werden.
Eine weitere Analysekategorie sieht Baldwin in „domain“. Durch wen wird
eigentlich die Macht ausgeübt, ist hier die Frage45. Diese Analysekategorie ist natürlich
klar auf akteursbezogene Modelle zugeschnitten. Allerdings stellen sich auch bei ihr
Fragen: Sollten auch die ungewollten Folgen einer Gewalteinwirkung als Macht
bezeichnet werden? Denn hier setze sich nicht A auf Kosten B´s durch. Barnett und
Duvall halten die Bezeichnung solcher Gewalteinwirkungen als Macht jedoch für
unabdingbar. Denn Macht müsse aus der Opferperspektive betrachtet werden –
beispielsweise seien die Opfer eines Bombardements auch Macht ausgesetzt, denn sie
müssten ihr Schicksal von Umständen bestimmen lassen, die sie sich selbst anders
ausgesucht hätten46.
Neben „scope“ und „domain“ nennt Baldwin als weitere Analysekategorie die
Kosten („costs“) von Macht47. Umso weniger Kosten A aufbringen muss, um B zu einer
Verhaltensänderung zu zwingen, umso größer ist die Macht As über B. Baldwin
schließt zudem, dass die Macht As umso größer ist, umso höhere Kosten B selbst für
eine
Verhaltensänderung
aufbringen
muss.
Selbst
wenn
es
zu
keiner
Verhaltensänderung B's kommt, könne zudem von Macht gesprochen werden, wenn
eine ausbleibende Verhaltensänderung B's mit hohen Kosten verbunden ist48. Gegen
42
Vgl. Baldwin 2013: 274.
Vgl. Ebd. 275.
44
Vgl. Ebd.
45
Vgl. Ebd.
46
Vgl. Barnett; Duvall 50.
47
Vgl. Baldwin 2013: 275
48
Vgl. Baldwin 2013: 275. Eingehender beschreibt Baldwin die Phänomene zudem in Baldwin 1989.
43
9
diese Theorien spricht hingegen, dass nicht alle Kosten der Akteure offenbart werden
können. Handelt es sich um Konfliktakteure, wird dies besonders deutlich. Können
tatsächlich alle Kosten der Akteure erkannt werden? Welche Kosten geht B tatsächlich
aufgrund As ein, und nicht aufgrund einer eventuellen Drittpartei C? Anhand dieser
Fragen sollte deutlich werden, wie komplex und unter Umständen fehlgeleitet somit
eine Betrachtung der Kosten von Macht werden kann.
Problematisch an Baldwin ist, dass er nur von direkten Machteinwirkungen
ausgeht. Für ihn sind die Auswirkungen der Macht klar erkennbar und nachvollziehbar.
Entgegen dieser Meinung machen Barnett und Duvall jedoch deutlich, dass gerade im
Bereich diffuser Machtausübung logische Notwendigkeiten nicht nachvollziehbar
sind49. Das macht es den logikgeleiteten Ansätzen Baldwins schwer, die Wirkung von
Institutioneller und Produktiver Macht nachzuzeichnen. Die Schwierigkeiten, die sich
bei solcher Untersuchung ergäben beschreibt auch Dahl: es sei nur möglich, Macht zu
erkennen, wenn es eine direkt nachvollziehbare Verbindung zwischen A und B gäbe50.
Für die Institutionelle und Produktive Macht können also klassische realistische
Ansätze im Stile Baldwins, Dahls oder Nyes nicht herangezogen werden.
Außerdem mag es mithilfe Baldwin gelingen, Interaktionen zu untersuchen. Die
Komponente von Macht als sozialen Prozess hingegen übersieht Baldwin. Seine
Ansätze sind zu akteurszentriert51. Die Untersuchungsansätze Baldwins sind also für
Zwangsmacht und – mit Abstrichen – Institutionelle Macht zielführend. Strukturelle
und Produktive Macht hingegen lassen sich mit seinen Instrumenten nicht untersuchen.
Daher werde ich seine Analysekategorien hauptsächlich für die Zwangsmacht bemühen.
Es bedarf nun anderer Mittel für eine theoriegeleitete Untersuchung der
Strukturellen und Produktiven Macht. Einen Anhaltspunkt bietet Guzzini. Er glaubt,
Macht nur dort nachweisen zu können, wo ein Nutzen von Macht ersichtlich ist52.
Demnach müsste ein System danach untersucht werden, ob es für die eine oder andere
Gruppe Vorteile biete. Danach könne die Wirkung von Macht identifiziert werden.
Dieser Ansatz böte sich auch zur Bearbeitung der systemischen Machtformen an.
Um zumindest die systemische diffuse Macht – die Produktive Macht – zu
untersuchen, böte sich die Theorie Luhmanns an. Er geht davon aus, dass sich Macht als
49
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 47.
Vgl. Dahl 1957: 204.
51
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 44.
52
Vgl. Guzzini 2007: 37.
50
10
ein symbolisch generiertes Medium der Kommunikation verhalte, welches die
Komplexität reduziere und klare Kalküle schaffe. Systeme kommunizierten mittels
solcher symbolischer Medien wie Macht oder Geld. Diese Kommunikation
reproduzierte Unterschiede zwischen systeminternen Komponenten53. Die so gesetzten
symbolischen Unterschiede schafften wiederum Strukturelle Macht. Immer wieder
käme es durch Medien zu solchen Unterscheidungsimpulsen, die weitere Strukturelle
Macht formten. Für Luhmann besteht so eine asymmetrische Kommunikation zwischen
einem machtvollen System hin zu seinen weniger machtvollen Komponenten54.
Strange, welche den Begriff der Strukturellen Macht zuerst prägte, definierte sie
als die Macht, „die Strukturen der globalen politischen Ökonomie formen und zu
bestimmen, worin andere Staaten, deren politische Institutionen und deren
ökonomischen Unternehmen sowie deren Wissenschaftler und andere herausragende
Personen zu operieren haben“ (eigene Übersetzung)55. Strange zufolge gäbe es vier
Typen formbarer Strukturen: Sicherheitsstrukturen, worin anderen Akteuren die
Ressource der Sicherheit entzogen würde; Finanzstrukturen, welche darüber bestimmt
sei, Kredite zu bekommen, zu gewähren oder zu verweigern; Produktionsstrukturen, die
dazu dienten, eine florierende Wirtschaft zu schaffen, oder zu zerstören; und
Wissensstrukturen, worin Ideen beeinflusst und Legitimitätsstrukturen geformt
würden56. Die letzte Form der Wissensstrukturen kann Mbabia zufolge am ehesten mit
Nyes „Soft Power“ verglichen werden, wobei der tendenziell neorealistische Ansatz
Nyes natürlich akteurszentrierter ist57.
Die Schwierigkeit bei der Untersuchung eines Konflikts nach diesen
Gesichtspunkten liegt darin, die Intentionen der Akteure zu identifizieren 58. Die
empirische Bearbeitung von Meinungen und Werten sei um weiten schwieriger, als die
Interpretation von Aktionen59. Ringmar stellt fest, es sei unmöglich, die Beweggründe
verschiedener Gruppen zu identifizieren60. Daher schlägt Lukes vor, nicht die
Intentionen
der
Akteure
zu
untersuchen,
53
Vgl. Luhmann 1975: 12f.
Vgl. Ebd. 22.
55
Vgl. Strange 1994: 24f.
56
Vgl. Ebd. 26 – 30.
57
Vgl. Mbabia 2014: 14.
58
Vgl. Lukes 1974: 38 – 48. Vgl. auch Ringmar 2007: 191.
59
Vgl. Guzzini 2000: 59.
60
Vgl. Ringmar 2007: 193f.
54
11
sondern
den
Charakter
des
Entscheidungsprozesses zu untersuchen61. Umso schneller ein Entscheidungsprozess
von statten ginge, und umso weniger die Entscheidenden damit ihre Optionen abwägen,
desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass Macht über die Entscheidenden ausgeübt
würde. Denn bei einer freien Entscheidung bedürfe die Prüfung der Optionen Zeit62.
Diese Annahme ist jedoch mit Skepsis zu genießen. So sind hier auch Strukturen
wie Zeitdruck, interne Kohärenz der Entscheidenden und anderes zu betrachten. Daher
hält auch Ringmar diese soziologischen Ansätze zwar für hilfreich, jedoch zugleich für
ausbaufähig63. Ebenso auch Guzzini: seiner Meinung nach sollten zur Erklärung
unpersönlicher Macht keine individuellen Faktoren, wie die Intentionen der
Entscheidenden
herangezogen
werden.
Dies
sei
mit
dem
Konzept
nicht-
akteursbezogener Macht unvereinbar64.
Daher bietet sich wohl für die weitere Betrachtung am ehesten ein Rückgriff auf
Barnett und Duvall an. Sie zeigen einen recht einfachen, eigenen Ansatz auf, um Macht
zu konzeptualisieren. Anhand ihrer Definition Macht sei die Produktion von Effekten, in
und durch soziale Beziehungen, die die Möglichkeiten der Akteure formen, ihre
Umstände und ihr Schicksal zu bestimmen entwickeln sie zwei Leitfragen65. Zunächst
fragen sie, in welcher Hinsicht können die Akteure ihr Geschick bestimmen? Daraufhin
stelle sich die Frage, auf welche Weise diese Fähigkeiten von anderen Einflüssen
begrenzt oder beeinflusst werden können66. Die Beschäftigung Barnetts und Duvalls mit
Macht geht also stets von der Opferperspektive aus. In welcher Hinsicht kann das Opfer
sein Geschick selbst bestimmen? Und durch welche Macht wird diese Fähigkeit
eingeschränkt? So gelingt es Ihnen, auch die Wirkung nicht akteurszentrierter Macht
wie der Strukturellen oder der Produktiven Macht zu kategorisieren. Ist der Einfluss, der
die Fähigkeiten einschränkt, das eigene Schicksal zu bestimmen, systemischer oder
interaktiver Natur?
Allerdings ist mit der Feststellung, dass Macht existiert noch nicht viel
gewonnen. Es müsste auch erklärt werden, wie diese Macht funktioniert und wie stark
sie die Position des Rezeptors verändert. Daher kritisiert Stefan Guzzini den Ansatz
Vgl. Lukes 1974: 48 – 58
Vgl. Ringmar 2007: 194.
63
Vgl. Ebd. 195.
64
Vgl. Guzzini 1993: 469.
65
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 42.
66
Vgl. Ebd. 43.
61
62
12
Barnetts und Duvalls, das Konzept sei überladen und der Ansatz scheitere an der
Praxistauglichkeit67.
3. Die Feuerprobe: Arbeiten mit dem Machtbegriff im
Nahostkonflikt
Als eine große Stärke ihres Machtkonzeptes bezeichnen die beiden Autoren Barnett und
Duvall die Fähigkeit, verschiedene Formen von Macht zu erfassen68. Das folgende
Kapitel soll nicht nur prüfen, ob die von Barnett und Duvall beschriebenen
Machtformen erfasst werden können. Sie sollen auch anhand der im vorangegangen
Kapitel
beschriebenen
Möglichkeiten
der
Operationalisierung
von
Macht
nachvollziehen, wie praxistauglich die Definition Barnetts und Duvalls tatsächlich ist.
3.1
Der Fall der Zwangsmacht: Der Suezkrieg 1956
Die Zwangsmacht ist Barnett und Duvall zufolge sehr stark auf materielle Ressourcen
fokussiert. Zudem tritt ihre realistische Prägung immer wieder hervor69. Allerdings
geben für die Möglichkeit, auf Zwangsmacht zurückzugreifen, nicht nur materielle
Ressourcen den Ausschlag. Auch die so genannte „Soft Power“, die von Nye erkannte
Fähigkeit von Akteuren, dem Gegenüber durch eine weiche, anreizgesteuerte Politik zu
begegnen, gehört in diesen Bereich70.
Im folgenden Kapitel soll nun zunächst – natürlich nur in dem möglichen
Rahmen eines Hausarbeitskapitels – anhand der beiden Kategorien Barnetts und
Duvalls
die
wirkende
Macht
bestimmt
werden.
Daraufhin
können
die
Analysekategorien Baldwins angewendet werden.
Zunächst steht also die Frage, in welcher Hinsicht der Akteur Ägypten sein
Schicksal und seine Zukunft bestimmen kann. Ägypten hatte im Herbst 1956 den
Suezkanal verstaatlicht. Ziel dieser Initiative war es zunächst, sich weiter dem Einfluss
Frankreichs und Großbritanniens, den Hauptaktionären des Suezkanals, zu entziehen.
67
Vgl. Guzzini 2007: 31.
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 44.
69
Vgl. Ebd. 40.
70
Vgl. Nye 2007:162.
68
13
Die Fähigkeit, die eigene Zukunft zu bestimmen, sei jedoch zunächst
entscheidend beeinflusst worden. Israelische Truppen drangen auf die Halbinsel Sinai
vor und französische und britische Truppen landeten an der Küste. Nach Barnetts und
Duvalls Definition wirkte hier also Macht. Da es sich bei einer Invasion um eine direkte
Interaktion handelt, würden Barnett und Duvall die wirkende Macht als Zwangsmacht
kategorisieren. In den Friedensverhandlungen wurde Ägypten schließlich das Recht
genommen, die Zufuhr an Waren nach Israel zu unterbinden. Dies stellt wiederum eine
direkte Interaktion dar, eine Zwangsgewalt, die die Fähigkeit des Akteurs Ägypten,
seine Zukunft und sein Schicksal selbst zu bestimmen71.
Als nationales Interesse Israels bezeichnet Telhami einerseits das Ziel, auf
regionaler Ebene eine große Koalition der arabischen Staaten zu verhindern. Dazu habe
Israel vor allem versucht, Ägypten von den restlichen arabischen Staaten zu
distanzieren. Das zweite Interesse Israels sei es gewesen, als Verbündeter zunächst
Frankreichs und Großbritanniens und später der USA zu erscheinen. Deren scheinbar
unerschöpflichen Ressourcen, hätten das Trugbild einer scheinbar unbezwingbaren
israelischen Stärke erzeugt. Um in diese Position zu gelangen, habe Israel versucht,
durch Lobbying innerhalb der Großmächte, deren Außenpolitik in Nahost zu
bestimmen. So habe Israel jede Annäherung der USA an einen arabischen Staat als
Bedrohung gesehen72.
Als die beiden europäischen Großmächte mit Israel über ihr Vorgehen
gegenüber Ägypten verhandelten, schlugen sie einen Deal vor, der tief in die Fähigkeit
Israels eingriff, über die eigene Zukunft zu bestimmen. Ein Angriff auf Ägypten musste
das Zusammengehörigkeitsgefühl der arabischen Staaten beflügeln und lief daher den
Interessen Israels diametral entgegen73. Doch wurde die Entscheidung durch den Anreiz
befördert, gleichzeitig die Verhältnisse zwischen Frankreich und Großbritannien auf der
einen Seite und den arabischen Staaten auf der anderen Seite zu erschüttern. Dieser
71
Vgl. U.N. Security Council Resolution 95. 01.09.1951: 115. spricht Ägypten das Recht ab, an Israel
adressierte Waren im Suezkanal abzufangen. Daraus wird geschlussfolgert, es sei das Ziel Israels gewsen,
die Zufuhr an Ressourcen sicherzustellen. Telhami 1996: 33 – 35. wendet sich jedoch gegen diese
Theorie. Seiner Meinung nach folgte der Angriff auf Ägypten vor allem dem Ziel, noch näher an
Frankreich und Großbritannien zu rücken.
72
Vgl. Telhami 1996: 34f.
73
Vgl. Telhami 1996: 37. Nach Beendigung des Suezkrieges stimmte Menachem Begin sogar dem
innenpolitisch höchst umstrittenen freeze des Siedlungsausbaus im Westjordanland zu, um Ägypten von
den anderen arabischen Staaten abzuspalten sowie nicht eine Vereinbarung mit den USA zu brechen.
14
Anreiz diente ebenso in direkter interaktiver Weise als Zwangsmacht, die Israel eine
Positionsänderung aufzwang.
Nach der Barnett und Duvall lässt sich also feststellen, dass sowohl auf Israel,
als auch auf Ägypten Zwangsmacht wirkte. Nach Baldwin könnte an dieser Stelle
bestimmt werden, wie diese Macht wirkte. Dazu sollen die Analyskategorien und ein
mögliches Vorgehen bei einer solchen Analyse – die an dieser Stelle den Rahmen
sprengen würde – kurz vorgestellt werden.
Das Betrachtungsfeld (Analysekategorie „scope“) wäre recht einfach zu
benennen. Gegenüber Ägypten wird Zwangsmacht militärisch auf der Halbinsel Sinai,
an den Küsten und durch Bombardements ausgeübt. Israel gegenüber äußert sich
Zwangsmacht in der anreizgesteuerten Verhandlung mit den Westmächten. So lässt sich
auch die Analysekategorie „domain“ klären: gegenüber Ägypten wirken die drei
Aggressoren als Akteure und gegenüber Israel wirken Frankreich und Großbritannien
als Akteure.
Nun sollen die Kosten beurteilt werden. Allerdings ist zu bezweifeln, dass alle
Kosten erfasst werden können. Fakt ist, dass die Kosten sowohl für Israel als auch für
Frankreich und Großbritannien gegenüber Ägypten immens sind. Die beiden
europäischen Großmächte verlieren endgültig ihren Status als Großmächte erster
Klasse. Israel hingegen muss zusehen, wie der Panarabismus Nassers nicht gebrochen
wird und dieser die Invasion Israels stattdessen als Sieg feiern kann. Ägypten hingegen
kann sich dem Einfluss der Europäer entziehen und muss lediglich dem zustimmen,
dass israelische Waren den Suezkanal passieren dürfen. Allerdings werden diese
Erkenntnisse dadurch verfälscht, dass die Verhandlungsergebnisse maßgeblich
Drittparteien (Sowjetunion und USA) zu schulden sind.
Der Erklärungsgehalt der Analysekategorien Baldwins bleibt also gering.
Barnetts und Duvalls Konzept hingegen reicht soweit, die Wirkung von Macht zu
veranschaulichen. Dabei bleibt jedoch die Frage, wie macht wirkt außen vor. Zudem
darf an dieser Stelle nicht nur die Zwangsgewalt einzeln betrachtet werden. Neben der
Zwangsgewalt kam es auch zu Institutioneller Gewalt durch die UN, welche schließlich
den Konfliktausgang diktierte. Insofern wird deutlich, dass eine Betrachtung eines
Konfliktes anhand mehrerer Machtformen durchaus sinnvoll, das Konzept Barnetts und
Duvalls also berechtigt ist.
15
3.2
Der Fall der Institutionellen Macht: Die Resolution von 1975
Wie im vorrigen Kapitel bereits angeklungen, spielt die Institutionelle Macht im
Konflikt zwischen Israel und den arabischen Nachbarn eine enorme Rolle. Gerade weil
der Konflikt festgefroren und ein direkter Konfliktaustrag oftmals ergebnislos verläuft
und zumeist durch die Weltgemeinschaft gemieden wird, nimmt die Relevanz der
Instiutionellen Macht zu. Am deutlichsten wird dies hinsichtlich der UNO, in der beide
Konfliktparteien Mitglied sind.
Hier trat die Institutionelle Macht der Palästinenser gegenüber Israel im Jahr
1973 hervor. Zu diesem Zeitpunkt setzten die Vereinten Nationen den Zionismus Israels
– die jüdische Reaktion auf den Ausschluss aus der europäisch-christlichen
Gemeinschaft – mit Rassismus gleich74. In der am 10.11.1975 verfassten Form der
Resolution erklärten die UN, „that the racist régime in occupied Palestine and the racist
régimes in Zimbabwe and South Africa have a common imperialist origin, forming a
whole and having the same racist structure and being organically linked in their policy
aimed at repression of the dignity and the integrity of the human being75”. Sodann legte
die Generalversammlung der UN fest, „that zionism is a form of racism and racial
discrimination76“. Die Resolution entspricht der palästinensischen Argumentation.
Damit gelang es den arabischen Kontrahenten, Israel mittels einer Institution zur
Aufgabe der eigenen Politik oder zum Verlust eines Großteils des internationalen
Ansehens zu zwingen.
Mittels der Ideologie des Zionismus formten die Israelis ihren Staat und ihrer
Identität. Es ist also auf jeden Fall ein Mittel, die eigene Zukunft zu bestimmen. Die
Resolution sorgte dafür, Israel bei Beibehaltung des Zionismus international zu
stigmatisieren oder den Zionismus aufzugeben. Insofern handelt es sich um eine Form
von Macht. Gleichzeitig wurde dieser arabische Erfolg nicht direkt durch eigene
Machtmittel, sondern über den Umweg der Institution UN erreicht77. Es handelt sich
also um indirekte interaktive Macht: Institutionelle Macht. An dieser Stelle könnte
natürlich problematisiert werden, ob es sich tatsächlich um Institutionelle Macht, und
74
Vgl. Barnett 1996: 16.
U.N. Resolution 3379. 10.11.1975: 177.
76
Ebd. 178.
77
Dass sich die Institutionelle Macht jedoch erneut verschieben kann, zeigt die UN-Resolution 46/86. Sie
hob die Definition des Zionismus als Rassismus 1991 wieder auf. Der Zeitpunkt spricht jedoch für sich.
So bedeutete der Zionismus 1975 eine Bedrohung für die Sicherheit im Nahen Osten, die leicht auch die
beiden Weltmächte verwickeln hätte können. Diese Angst entfiel 1991.
75
16
nicht auch um Zwangsmacht handelt, da es eine direkte Verbindung der beiden Akteure,
auch außerhalb der UNO gibt, diese nicht sozial voneinander entfernt sind. Dadurch
widerspricht die Einteilung den Forderungen Barnetts und Duvalls78. Neorealistische
Machtperzeptionen, wie diejenige Baldwins, und dessen Analysekategorien sind im
Hinblick auf die Analyse Institutioneller Macht weniger von Nutzen. Da es sich um eine
indirekte Form von Macht handelt, sind Analysekategorien wie „domain“ nicht
hilfreich. Auch die Kosten von Macht sind bei einer diffusen Machtwirkung schwer
messbar. Somit scheint es wohl am sinnvollsten, mit Guzzini danach zu fragen, wer von
der Wirkung der Macht profitiert.
3.3
Der Fall der Strukturellen Macht: Der Status der
Palästinenser als Bürger zweiter Klasse
Die Strukturelle sowie die Produktive Kraft können nicht, wie die Institutionelle und die
Zwangsmacht an historisch genau verortbaren Beispielen untersucht werden. Daher soll
bei diesen Beispielen kein spezieller Konflikt, sondern die Zustände der Palästinenser
und Israelis als soziale Gruppen untersucht werden.
Die von Barnett und Duvall charakterisierte Strukturelle Macht kann natürlich
nicht
nur
im
Verhältnis
zwischen
sozialen
Gruppen,
sondern
auch
im
zwischenstaatlichen Bereich auftreten. So könne beispielsweise ein Staat in die
Abhängigkeit eines anderen Staates fallen, weil er auf die Ölexporte aus einem anderen
Land strukturell angewiesen ist. Die Abhängigkeit senkt natürlich die Fähigkeit eines
Staates, nach den eigenen Interessen zu handeln, oder sich von den Interessen des
anderen Staates zu emanzipieren79. Auf ähnliche Weise ist Palästina von den durch
israelische
Kontrolle
laufenden
Hilfsgütern
abhängig.
Die
palästinensischen
Autonomiegebiete sind also strukturell von Israel abhängig.
Gleichzeitig sind die Palästinenser jedoch auch in ihrer Gesamtheit als soziale
Gruppe von den Israelis abhängig. Sie dienen als billige Arbeitskräfte, die sich nicht frei
bewegen können und aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit keine andere Wahl haben, als
die schlecht bezahlten Jobs anzunehmen, die ihnen die Kooperation mit den Israelis
78
79
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 51.
Vgl. Ringmar 2007: 193.
17
bieten. Auf der anderen Seite können die Israelis durch die Kontrolle der Einfuhren
auch den Absatzmarkt bestimmen80. Somit wirkt gegenüber den Palästinenser
Strukturelle Macht, die sie benachteiligt. Die Auswirkungen dessen sieht Kimmerling in
Israel auch insofern gegeben, als dass drei unterschiedlich privilegierte Gruppen
existieren81:
Zunächst die Jüdische Population: durch Zuwanderung und durch die
Abschiebung von 700.000 Palästinensern in die Nachbarländer im Jahr 1948 ist es Israel
gelungen, eine stabile Bevölkerungsmehrheit der Juden zu formen. Durch eine Politik,
die zum Teil die Rückkehr abgeschobener Palästinenser verhindert, wird diese Mehrheit
weiter gehalten82. Diese Bevölkerungsmehrheit besitzt die vollen politischen und
sozialen Rechte auf israelischem Staatsgebiet, was bis 2006 auch die israelischen
Siedlungsgebiete beinhaltete83.
Die zweite Gruppe bilden die arabischen Israelis. Ihnen werden formal dieselben
Rechte gewährt, wie der jüdischen Bevölkerungsmehrheit. Allerdings stehen sie unter
Generalverdacht, mit den verfeindeten Nachbarländern zu kollaborieren. Sie sind somit
– mit sich zuspitzender Sicherheitslage umso deutlicher – häufiger Schikanen
ausgesetzt84.
Eine dritte Gruppe formen die Palästinenser in den Autonomiegebieten. Ihnen
fehlt es an politischen Rechten. Allerdings genießen sie einige begrenzte ökonomische
und soziale Freiheiten85.
Strukturelle Macht ist eine unpersönliche Macht. Die Analysekategorie
„domain“ kann hier daher nicht betrachtet werden86. Daher soll das Phänomen zunächst
anhand der beiden Fragen Barnetts und Duvalls untersucht werden. Die Palästinenser
brauchen Arbeit und freien Zugang zum Welthandel, um ihre Situation zu bestimmen.
Dies wird Ihnen vorenthalten. Sie geraten durch soziale Prozesse in eine Situation, die
sie sich selbst nicht ausgesucht haben, und die ihre Fähigkeit, ihr Schicksal und ihre
Zukunft zu bestimmen direkt beeinflusst. Es handelt sich also um Strukturelle Macht.
80
Vgl. Kimmerling 1992: 447.
Vgl. Ebd.
82
Vgl. Telhami 1996: 35f.
83
Vgl. Kimmerling 1992: 447.
84
Vgl. Ebd.
85
Vgl. Ebd.
86
Vgl. Baldwin 1989: 286.
81
18
3.4
Der Fall der Produktiven Macht: Der akademische Diskurs
Ein Beispiel für die Produktive Macht im Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis
sind wissenschaftliche und populäre Publikationen über das Wesen der Palästinenser
und Israelis87. So suchen israelische Wissenschaftler darzulegen, dass Israel stärker ein
Teil des Westens, als des arabischen Raums sei. Tatsächlich entstammt jedoch die
Mehrheit der Israelis dem arabischen Kulturkreis88. Auch arabische Wissenschaftler
versuchen, diese Debatte zu nutzen, um Israel als unwillkommenen Staat, einen
imperialistischen Stachel der Westlichen Welt in der Region zu brandmarken, der nur
aufgrund westlicher Machtansprüche existiere. Die grundlegenden Gemeinsamkeiten
der Konfliktparteien, die sich vor allem in der Sprache und abseits der Religion in
vielen kulturellen Aspekten zeigen, werden versucht zu leugnen89.
Im Kampf um die Bestimmung des Diskurses wurde die israelische akademische
Landschaft weitestgehend von der Internationalen akademischen Gemeinschaft isoliert.
Diese Isolation hätten arabische Wissenschaftler dazu genutzt, durch eigenes
ideologisches Material den Diskurs über Israel und den Israel-Palästina-Konflikt zu
bestimmen, und so Israel weiter von internationalen Foren und Vereinigungen zu
distanzieren90. Hier entwickeln sich gleichzeitig auch Formen der Strukturellen Macht,
welche die Integration des israelischen Diskurses weiter benachteiligten. So wird Israel,
welches eigentlich ein Teil der Nahostgeschichte ist, oftmals als Eindringling in diese
dargestellt und empfunden91.
Die Produktive Macht arabischer Eliten in diesem Diskurs veranschaulicht auch
die Wahrnehmung des Konfliktes in Deutschland. Es kommt zu einer Zunahme des
Antisemitismus nicht nur im arabischen, sondern auch im europäischen Raum. Dabei
werden
nicht
nur
antisemitische
Ausschreitungen
in
einen
Gerechtigkeitszusammenhang angesichts der Konflikte zwischen Palästinensern und
87
Vgl. Barnett 1996: 11.
Vgl. Ebd. 10.
89
Vgl. Barnett 1996: 10f. Interessanterweise nennt Allon (vgl. Allon 1964: 206.) noch die großen
Gemeinsamkeiten von Israelis und Palästinensern. Sie seien ethnisch, linguistisch und historisch nicht
weiter voneinander entfernt, als beispielsweise Briten und Iren oder Deutsche und Franzosen. Dies wecke
in ihm die Hoffnung, es werde in geraumer Zeit zu einem stabilen Frieden im Stile der DeutschFranzösischen Aussöhnung kommen. Leider vergisst Allon an dieser Stelle den Einfluss eines äußeren
Feindes (der Sowjetunion) auf den Integrationsprozess innerhalb Europas. Tatsächlich jedoch stellt Allon
eher einen Einzelfall dar. Seine Meinung wird kaum geteilt.
90
Vgl. Ebd. 14.
91
Vgl. Ebd. 15.
88
19
Israelis transformiert92. In die tadelnden Worte gegenüber der israelischen
Palästinapolitik wird so auch oftmals Antisemitismus verpackt93. Dabei werden die
Zustände der Palästinenser in den Flüchtlingslagern mit den Umständen der Juden
während der NS-Verfolgung in Verbindung gebracht: „Aus dem Faschismus vertriebene
Juden sind selbst Faschisten geworden, die in Kollaboration mit dem amerikanischen
Kapital das palästinensische Volk ausradieren wollen94“. Dabei dient der Nahostkonflikt
deutschen Protagonisten oftmals als Entlastungsfeld der eigenen Verbrechen95. Im
speziellen Fall der deutschen Öffentlichkeit, argumentieren Medien also tendenziell
israelkritisch, um eigene Schuld zu relativieren96.
Diese Versuche von beiden Seiten, den Diskurs zu bestimmen, zu formen und
schließlich Formen von Wissensbestand zu schaffen, fällt in die Kategorie der
Produktiven Macht. Die Zukunft der Israelis wird dadurch beeinflusst, wie die eigene
Position in Bezug auf die anderen sozialen Gruppen im Nahen Osten bestimmt wird.
Der Diskurs, der hauptsächlich durch die Meinungen arabischer Wissenschaftler
bestimmt wird, beeinflusst diese Entwicklung auf diffuse Weise. Es handelt sich also
um eine diffuse systemische Machteinwirkung, um Produktive Macht. In Bezug auf die
akademische Isolation israelischer Wissenschaftler kann man unter Umständen auch im
Sinne Luhmanns von Symbolen der Macht sprechen – einem Diskurs, der israelische
Meinungen übergeht – und auf diese Weise strukturelle Macht erzeugt. Allerdings fällt
es aufgrund des diffusen Charakters der Macht schwer, eine entsprechende Arbeitsweise
oder Stärke der Macht herauszuarbeiten.
4. Der seltsame Fall der dominanten Zwangsmacht
Bei der Beschäftigung mit den Machtbegriffen erscheint es so, als wäre stets die
Zwangsmacht eine dominante Komponente – ihr wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet
und sie scheint am ehesten und direktesten die erwünschten Ziele der Akteure zu
gewährleisten. Wird hingegen der mediale Wirbel betrachtet, den die Anwendung von
92
Vgl. Foxman 2006: 176.
Vgl. Ebd. 171.
94
Pallade 2006: 49. Pallade zitiert hier das Bekennerschreiben der linksextremen Gruppe „Schwarze
Ratten“, die in der Nacht vom 9. zum 10. November 1969 im Jüdischen Gemeindehaus eine Bombe
platzierten.
95
Vgl. Ebd. 51.
96
Vgl. Ebd.
93
20
Zwangsmacht hervorruft, so verwundert der Rückgriff auf sie. Warum greift Israel auf
Zwangsmacht zurück, rückt es den Staat doch in ein schlechtes Licht? Im letzten, nun
folgenden Kapitel sollen darauf einige Antworten gegeben werden.
Zunächst wird der Staat Israel als klassischer Idealfall eines neorealistischen
Staates gesehen, der nach der Konzeption des Defensiven Neorealismus zur
Verteidigung seiner Sicherheit auf Zwangsmacht zurückgreift97. Wird die Rolle
betrachtet, die amerikanische Außenpolitik für Israel spielt, wird klar, woher der
Einfluss des Defensiven Neorealismus stammt. Denn dieser ist auch auf die
amerikanische Außenpolitik immens. Da immer noch von einer relativ isolierten
Situation der israelischen Wissenschaftler gesprochen werden kann, erhöht sich der
Einfluss umso mehr.
Ein weiterer Grund, warum Israel auf Zwangsmacht zurückgreifen könnte, ist
die relative Unterlegenheit in anderen Bereichen. Wie in den vorigen Kapiteln
dargestellt, benachteiligt der gesellschaftliche Diskurs die israelische gegenüber der
arabischen Seite. Dies wirkt sich auch auf die gesellschaftlichen Eliten aus, die
wiederum Institutionen wie die UNO formen. Dies wurde gerade im Nachgang der
Suezkrise sowohl in den 70er Jahren deutlich98. Aufgrund der relativen Schwäche der
Israelis auf diesem Bereich, besteht die Möglichkeit, dass Israel als „last resort“ auf
Zwangsgewalt zurückgreift. Allerdings müsste hier zwischen verschiedenen Formen
von Zwangsgewalt unterschieden werden. Nye bietet dazu in seiner Konzeption von
Soft Power gute Anhaltspunkte99. Sicherlich finden sich medial weniger extrem
verwertbare Möglichkeiten der Zwangsgewalt als Bodenoffensiven und Luftangriffe.
5. Fazit
Der Anspruch an ihr eigenes Machtkonzept war hoch: die beiden Autoren Barnett und
Duvall wollten eine Definition von Macht schaffen, die die schwelenden und zum Teil
hitzigen Krisen zwischen Neorealisten auf der einen und Soziologen, Institutionalisten
und Konstruktivisten auf der anderen Seite überbrückte. So ist es kaum verwunderlich,
dass Guzzini dem Projekt bescheinigte, es sei zu ambitioniert, zu überladen und müsse
97
Vgl. Telhami 1996: 30f.
Vgl. Ebd. 33.
99
Vgl. Nye 2007: 162.
98
21
daher an der Praxistauglichkeit scheitern100. Dahingegen riefen die beiden
Konstrukteure der Brücke sowohl dem auf der Konstruktivistenseite stehenden Guzzini,
als auch anderen Kritikern zu, ihr Konzept werde sich als praxistauglich erweisen, da es
endlich gelingen könne, alle Formen von Macht zu erfassen101. In diesem
Spannungsfeld bewegte sich die Arbeit.
Tatsächlich macht sich die Stärke des Konzeptes, die Möglichkeit, verschiedene
Formen von Macht wahrzunehmen, durchaus bemerkbar. Dadurch können Strukturen,
wie der Zwang der Israelis dahingehend, Zwangsmacht einzusetzen, erkannt werden.
Auch können Formen individuellen Leides und individueller Zwangsmacht in Form von
Struktureller Macht gegenüber einer sozialen Gruppe bearbeitet werden. Werden so
beispielsweise
die
strukturelle
Unterdrückung
der
Palästinenser
in
den
Autonomiegebieten sowie die gewaltsamen Eskalationen von Zwangsgewalt auf eine
Stufe gestellt, entsteht ein umfassenderes Bild des Konfliktes. Andererseits muss auch
Guzzini zugestimmt werden – das Konzept ist tatsächlich sehr überladen. Dadurch fällt
es schwer, strukturiert und zielführend an den Wirkungen von Macht zu arbeiten102.
Letztendlich kann nach Barnetts und Duvalls Konzeption beinahe jede Aktion
und jeder Zustand als Macht beschrieben werden. Dies hemmt die Möglichkeit, mit dem
Machtbegriff konstruktiv zu arbeiten. Hier wäre zu überlegen, ob nicht die von Guzzini
vorgeschlagene Unterscheidung zwischen Macht (direkte Macht) und Einfluss (diffuse
Macht) sinnvoller wäre103.
Hinzu tritt ein weiteres Problem, welches die Arbeit mit dem barnettschen und
duvallschen Machtbegriff erschwert. Die vier verschieden Formen von Macht lassen
sich zum Teil schwer unterscheiden. So existieren kaum Fälle von klarer Institutioneller
Macht. Der von Barnett und Duvall geforderte soziale Abstand zwischen den beiden
Akteuren war zumindest im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern nicht
gegeben. Somit wäre auch der Fall der Institutionellen Macht eigentlich ein Fall der
Zwangsmacht gewesen. Des Weiteren kann aus jeder Form systemischer Macht durch
Individualisierung der Fälle eine Form interaktiver Macht geschaffen werden. Eine
klare Abgrenzbarkeit der Machtformen zueinander ist dementsprechend nicht gegeben,
was wiederum die Arbeit am Praxistest erschwert.
100
Vgl. Guzzini 2007: 31.
Vgl. Barnett; Duvall 2005: 42.
102
Vgl. Guzzini 2007: 31.
103
Vgl. Guzzini 1993: 468.
101
22
Zu diesem Problem Barnett und Duvall Stellung: es herrsche kein Wettkampf
zwischen den verschieden Formen der Macht. Sie sollten sich gegenseitig ergänzen 104.
Vielleicht hilft zur Veranschaulichung dessen der Vergleich ihres Konzeptes mit einem
zweidimensionalen Koordinatensystem. Sollen in diesem System die Machtformen
verortet werden, wird zunächst nach geraden Zahlen gesucht – die für klar abgrenzbare
Machtformen stehen. Doch letztlich ist es nur ein Zeichen von Fortschritt, wenn
schließlich auch Zahlen wie 0,5 oder 1/3 erschlossen werden können. Diese Zahlen
stehen für Mischformen der Macht, welche schließlich die Bearbeitung der Macht
genauer, jedoch auch komplizierter werden lassen.
Aufgrund des Umfanges der zur Verfügung stehenden Literatur war es natürlich
einfacher, Strukturelle und Zwangsmacht zu bearbeiten, zumal auf diesen Machtformen
immer noch das Hauptaugenmerk der Medien und somit auch der Forschung liegt. Doch
für einen tieferen Blick in das Konfliktgeschehen lohnt sich auch der Blick durch die
Brille diffuser Macht.
104
Vgl. Barnett; Duvall 2005:44.
23
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Eigenständigkeitserklärung
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Jena, 04.03.2015
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