________________________ Hessischer Rundfunk hr-iNFO Redaktion: Dr. Regina Oehler Wissenswert Das entdeckte Geheimnis der Natur: von Blüten und Bienen von Diemut Klärner Sprecherin: Diemut Klärner Zitator Sprengel: Frank Berge Zitator Darwin: Jesko von Schwichow Sendung: 27.03.16, hr-iNFO Copyright Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der Empfänger darf es nur zu privaten Zwecken benutzen. Jede andere Verwendung (z.B. Mitteilung, Vortrag oder Aufführung in der Öffentlichkeit, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verteilung oder Zurverfügungstellung in elektronischen Medien, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung des Autors/der Autoren zulässig. Die Verwendung zu Rundfunkzwecken bedarf der Genehmigung des Hessischen Rundfunks. Seite 1 Atmo Kuckuck u.a. langsam ausblenden, dabei Atmo Bienen einblenden Sprecherin: Bienen fliegen auf bunte Blumen, holen sich dort Nektar, fliegen weiter und tragen dabei Pollen von einer Blüte zur anderen. Und knüpfen so sexuelle Kontakte zwischen den Blüten. Ende des 18. Jahrhunderts war das eine revolutionäre Erkenntnis. Obwohl schon klar war, dass sich auch Blumen sexuell fortpflanzen. O-Ton 01 Die Zeit, wo Blümchen das ganz Harmlose, also die Beschäftigung für höhere Töchter sind, wo es ganz und gar nicht um Geschlechtlichkeit ging, das hatte man hinter sich gelassen und hat eben gesehen, dass auch die Blumen Sex haben, wenn man so will, dass zum Beispiel, wenn man eine Weiße und eine Rote kreuzt, dass rosa Nachkommen da rauskommen, dass es also da um Geschlechtsvorgänge geht, Sprecherin: wobei die Fruchtblätter die weiblichen Organe sind und die Staubblätter die männlichen. Meistens steckt beides in einer Blüte. Dr. Michael Schwerdtfeger vom Botanischen Garten in Göttingen: Seite 2 O-Ton 02 Die übliche Blume vor unserer Haustür ist ja zwittrig, also in einer Blüte sind Staubblätter und Fruchtblätter, das hat man irgendwann in der Schule auch mal gelernt, und dann wieder vielleicht gelöscht. Wie gesagt, die meisten Blumen sind zwittrig, da wäre also die Selbstbestäubung innerhalb einer Blüte das scheinbar Naheliegendste, aber offenbar ist es günstiger, dass der Pollen eben möglichst von Pflanze zu Pflanze übertragen wird, Sprecherin: was sich heute erklären lässt: Bei der Befruchtung mischen sich dann zwei unterschiedliche Sortimente von genetischen Varianten. So entsteht genetische Vielfalt. Und damit gibt es mehr Chancen auf Veränderung, auf rasche Evolution. Atmo Bienen Sprecherin: Viele Blumen benutzen Insekten als fliegende Boten. So überbrücken sie die Entfernung von einer Pflanze zur anderen. Das hat als Erster Christian Konrad Sprengel erkannt, geboren 1750 in Brandenburg, gestorben am 7. April 1816 in Berlin. Sprengel entdeckte, dass sich Insekten von Blüten anlocken lassen, dort Nektar trinken, Pollen mitnehmen und die nächsten Blüten damit befruchten. Diese komplizierte Interaktion von Seite 3 Insekten und Blumen widersprach der damals gängigen Lehrmeinung. Für viele Grund genug, die ganze Geschichte nicht ernst zu nehmen. Sprengel erlebte krasse Ablehnung. Pech für ihn, dass er zwei Generationen vor Charles Darwin lebte. Denn zur Evolutionstheorie passen seine Erkenntnisse perfekt. Atmo Kuckuck u.a. Sprecherin: Weit gereist ist Sprengel nie. Es genügte ihm, die Blumen in seiner Umgebung zu studieren. Was er dabei herausgefunden hat, beschreibt er in einem Buch mit dem Titel „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“, 1793 gedruckt in Berlin. Alles beginnt mit einer Pflanze, die auf Wiesen wächst, auch an Waldrändern. Mit dem Wald-Storchschnabel, benannt nach den Früchten, die lang und spitz sind wie der Schnabel eines Storchs. Die Blüte hat fünf breite, lila-rote Kronblätter. Zitat Sprengel 01 „Als ich im Sommer 1787 die Blume des WaldStorchschnabels … aufmerksam betrachtete, so fand ich, dass der unterste Teil ihrer Kronenblätter auf der inneren Seite und Seite 4 an den beiden Rändern mit feinen und weichen Haaren versehen war. Überzeugt, dass der weise Urheber der Natur auch nicht ein einziges Härchen ohne eine gewisse Absicht hervorgebracht hat, dachte ich darüber nach, wozu denn wohl diese Haare dienen möchten. Und hier fiel mir bald ein, dass wenn man voraussetzte, dass die fünf Safttröpfchen … gewissen Insekten zur Nahrung bestimmt seien, man es zugleich nicht unwahrscheinlich finden müsste, dass dafür gesorgt sei, dass dieser Saft nicht vom Regen verdorben werde, und dass zur Erreichung dieser Absicht diese Haare hier angebracht seien.“ O-Ton 03 Ja, dieser Saft, wie Sprengel ihn nannte, Nektar sagen wir ja heute, dass es den gibt, wusste man lange, die Imker vor allen Dingen. Aber man dachte eben teilweise, dass die Pflanze unter Druck steht und die überschüssigen Säfte müssen dann raus, und hatte da überhaupt keine ökologische Funktion drin erkannt. Und Sprengel hat eben gesehen, also dass der Nektar dazu dient, die Tiere von Blüte zu Blüte zu schicken – er hat ja dieses schöne Zitat: So scheint es die Natur nicht haben zu wollen, dass eine Blüte durch ihren eigenen Staub befruchtet würde, Sprecherin: Seite 5 und wie die Blüten das vermeiden können, auch wenn sie Zwitter sind, das hat Sprengel ebenfalls herausgefunden. Beim Wald-Storchschnabel fiel ihm nämlich auf, dass sich die Blüte zunächst nur von ihrer männlichen Seite zeigt. Die Staubblätter liefern dann Blütenstaub, auch Pollen genannt. Und erst wenn die Staubblätter verwelkt sind, kehrt die Blüte ihre weibliche Seite hervor. Die Spitzen der Fruchtblätter entfalten sich zu einem fünfstrahligen Stern, der sogenannten Narbe. Es gibt aber auch Blütenpflanzen, bei denen heißt es „Ladies first“, die Reihenfolge ist also umgekehrt. Wie auch immer, die Blüten sind auf fremden Blütenstaub angewiesen. Und auf Insekten, die den Blütenstaub transportieren. Atmo Hummeln Sprecherin: Damit die Insekten emsig von Blume zu Blume fliegen, müssen sie darauf aufmerksam werden, dass dort etwas zu holen ist. Auch das hat Sprengel erkannt. Den Nektar der Blüten bezeichnet er, wie gesagt, als Saft. Zitat Sprengel 02 Seite 6 „Dass die meisten Blumen Saft absondern und dass dieser Saft gegen den Regen gesichert ist, würde den Insekten nichts helfen, wenn nicht zugleich dafür gesorgt wäre, dass sie dieses ihnen bestimmte Nahrungsmittel leicht finden können. Die Natur, welche nichts halb tut, hat auch in diesem Punkt die zweckmäßigsten Anstalten getroffen.“ Sprecherin: Die Blumen machen sozusagen Werbung für ihr Nektarangebot. Mit bunten Farben und oft auch mit verlockenden Düften. Das heißt, für bestimmte Insekten verlockend. Blüten, die vor allem Fliegen anlocken, riechen nach dem, was für Fliegen attraktiv ist. Für unsereins oft unappetitlich. Da teilen wir eher die Vorlieben von Schmetterlingen und Bienen. Atmo Bienen Zitat Sprengel 03 „Wenn nun ein Insekt, durch die Schönheit der Krone oder den angenehmen Geruch einer Blume gelockt, sich auf diese begeben hat, so wird es entweder den Saft sogleich entdecken oder nicht, weil dieser sich an einem verborgenen Ort befindet. Im letzteren Fall kommt ihm die Natur durch das Saftmal zu Hilfe.“ Seite 7 Sprecherin: „Saftmal“, diesen Begriff hat Sprengel geprägt. Und „Saftmal“ heißt dieser Wegweiser zur Nektarquelle auch heute noch. Es können kontrastreiche Flecken sein oder Linien oder beides wie beim Stiefmütterchen. Sprengel widmete sich allerdings mehr einem Verwandten des Stiefmütterchens, dem Märzveilchen. Denn das war früher eine sehr beliebte Gartenblume. Es wuchs auch in Sprengels Garten. Zitat Sprengel 04 „Die Blume soll von Bienen befruchtet werden. Damit nun diese Insekten sie von weitem leicht bemerken können, so hat sie eine ansehnliche Krone, welche die von ihr benannte Farbe hat, nämlich die violette. Und damit dieser Endzweck desto gewisser erreicht werde, hat sie auch einen sehr angenehmen Geruch.“ Sprecherin: Das Märzveilchen heißt deshalb auch Viola odorata, also „Wohlriechendes Veilchen“. Michael Schwerdtfeger nennt uns den Duftstoff, der so gut riecht. O-Ton 04 Seite 8 Der heißt Beta-Ionon, und der ist auch in vielen anderen wunderbaren Blumendüften drin, also Rosenduft und Ähnliches besteht teilweise auch daraus, und die Parfumeure, die brauchen diesen Duft für alle möglichen tollen und manchmal teuren Kompositionen. Sprecherin: Allerdings hat nicht jeder eine Nase dafür. Einige Menschen können bestimmte Düfte gar nicht wahrnehmen, der Fachbegriff dafür ist Anosmie. Und zu den Duftstoffen, bei denen das häufiger vorkommt, zählt auch der Veilchen-Duft. O-Ton 05 Wenn Sie also eine größere Gruppe haben im Frühjahr und geben einen Strauß Veilchen in die Runde, dann fangen einige an zu schwärmen und die anderen sagen: Riecht doch nach nichts. Das sind die bedauernswerten Mitbürger, die unter Beta-Ionon-Anosmie leiden. Sprecherin: Für Bienen aber duften die Veilchen: Zitat Sprengel 05 „Hat sich nun eine Biene, durch die Farbe und den Geruch der Krone gelockt, auf die Blume begeben, so zeigt ihr das Seite 9 Saftmal die Öffnung des Horns als den rechten Weg zum Saft. Die violette Krone ist nämlich in der Mitte weißlich und über diese weißlich Stelle laufen auf dem untersten gehörnten Blatt dunkelviolette Adern, welche gegen die weißliche Farbe stark abstechen und sich in die Öffnung des Horn(s) hineinziehen.“ Sprecherin: Was Sprengel als Horn bezeichnet, wird heutzutage Sporn genannt. Für die Insekten, die aus den Blüten Nektar saugen, ist so ein Sporn ein wahres Füllhorn. Was mit den schön violetten Veilchenblüten passiert, wenn keine Biene zu Besuch kommt, das hat Sprengel mit einem Experiment herausgefunden. Zitat Sprengel 06 „Ich nähte um ein Stück leinener Gaze einen starken Bindfaden, band an denselben hölzerne Pflöcke, steckte mitten durch eine Partie Veilchen einen kleinen Pfahl, legte die Gaze über denselben und steckte die Pflöcke rundherum in die Erde. (…) Durch dieses kleine Gezelt hatte ich es den Bienen unmöglich gemacht, die künftigen Blumen zu besuchen. Diese konnten keinen Samen hervorbringen, wenn meine Vorstellung von der Befruchtungsart richtig ist.“ Seite 10 Sprecherin: Dann hieß es erst einmal geduldig abwarten. Zitat Sprengel 07 „14 Tage nach dem Ende der Blühezeit nahm ich die Gaze weg, besah die Blumen und fand, dass nicht eine einzige einen vergrößerten Fruchtknoten oder eine junge Samenkapsel hatte, da doch die meisten von den übrigen in meinem Garten stehenden Blumen mit schon ziemlich erwachsenen Kapseln versehen waren.“ Sprecherin: Ein überzeugender Beweis, dass die schön violetten Veilchenblüten nur dann befruchtet werden, wenn Insekten zu Besuch kommen. Atmo Bienen Sprecherin: Bei seinen Experimenten ging Sprengel durchaus fachmännisch vor. Dabei war er von Haus aus gar kein Naturforscher. Studiert hat er Theologie, naheliegend für den Sohn eines Pfarrers. Dann hat er in Berlin als Lehrer gearbeitet und Seite 11 wurde mit 30 Jahren Rektor der Großen Schule in Spandau. Das war wohl alles ziemlich stressig. Wie Michael Schwerdtfeger berichtet, bekam Sprengel deshalb einen guten Rat. O-Ton 06 Er solle sich doch um seiner Ausgeglichenheit willen was Lieblichem, Ruhigem wie der Botanik zuwenden, und das war also quasi ein ärztlicher Rat. Und wenige Jahre danach hat er dieses geniale Buch vorgelegt, mit diesen unglaublich akribischen Beobachtungen, tollen Stichen, also Zeichnungen und Stichen, die da draus wurden. Und mich erstaunt, wie sehr er sich diesem ärztlichen Rat anscheinend dann mit 100 Prozent verschrieben hat. Und das macht heute jedem Eindruck, der eine Doktorarbeit geschrieben hat, der weiß, es dauert länger, wenn man gründlich recherchiert, und da ist Sprengel in der Hinsicht, finde ich, sehr verblüffend. Sprecherin: Offenbar hatte Sprengel viel Spaß daran, sich in die Welt der Blumen zu vertiefen. Er lernte eifrig, zur Freude der Botaniker, die bereitwillig ihr Wissen mit ihm teilten. Seine Begeisterung wuchs noch, als er gewissermaßen eine Geschäftsbeziehung zwischen Blumen und Insekten entdeckte. Innerhalb weniger Seite 12 Jahre studierte Sprengel dann Hunderte von Blütenpflanzen. Zweifellos eine bewundernswerte Leistung. Sein Chef war davon aber nicht begeistert. Er warf Sprengel vor, seine Aufgaben als Rektor und Lehrer zu vernachlässigen, vor allem auch den Religionsunterricht. Dass Sprengel oft ganz anderes im Kopf hatte als den Schulbetrieb, zeigt sein bemerkenswertes Buch. Ein Jahr nachdem es erschienen war, kam, was kommen musste. Sprengel wurde vorzeitig in den Ruhestand versetzt, bei einer entsprechend mageren Pension. Und auch sein Buch brachte ihm wenig ein. Denn viele Zeitgenossen hielten nicht viel davon. Ganz im Gegensatz zu Darwin. Charles Darwin, zwei Generationen jünger, kannte Sprengels Werk und schätzte es sehr. Er bezieht sich zum Beispiel auf ihn, wenn er Orchideen aus der Gruppe der Knabenkräuter betrachtet: Zitat Darwin 01 “Die Existenz eines gut entwickelten Nektarbehälters lässt auf die Absonderung von Nektar schließen. Doch Sprengel, ein ausgesprochen sorgfältiger Beobachter, untersuchte viele Blüten des Kleinen und des Breitblättrigen Knabenkrauts und konnte nie einen Tropfen Nektar finden.” Seite 13 Sprecherin: Sprengel schrieb über das Kleine Knabenkraut, Orchis morio, und über das Breitblättrige Knabenkraut, von Sprengel Orchis latifolia genannt: Zitat Sprengel 08 „Im Frühjahr 1790 bemerkte ich, dass Orchis latifolia und Orchis morio zwar völlig die Struktur einer Saftblume haben, dass sie aber keinen Saft enthalten. Das müsste, dachte ich anfänglich, meine bisher gemachten Entdeckungen, wenn nicht völlig über den Haufen werfen, so doch wenigstens sehr zweifelhaft machen. … Ich muss also gestehen, dass diese Entdeckung mir keineswegs angenehm war. Aber eben dieses spornte mich an, diese Blumen desto aufmerksamer zu untersuchen und auf dem Felde zu beobachten.“ Sprecherin: Zu Darwins Vorstellung von Evolution passten die Knabenkräuter ebenso wenig. Zitat Darwin 02 „Sprengel nennt solche Blüten “Scheinsaftblumen”. Er glaubt, dass diese Pflanzen durch ein regelrechtes System von Betrug existieren. Denn er weiß genau, dass der Besuch von Insekten Seite 14 für die Befruchtung unverzichtbar ist. Aber wenn wir überlegen, welche unermessliche Zahl von Pflanzen in einem langen Zeitraum gelebt hat und dass in jeder Generation viele Insekten die Pollenpakete von Blüte zu Blüte getragen haben, und wenn wir darüber hinaus wissen, dass ein Insekt oft eine große Zahl von Blüten besucht, dann können wir schwerlich an einen so gigantischen Schwindel glauben.” Sprecherin: Für Darwin Grund genug, die merkwürdigen Orchideen gründlicher zu erforschen. Ebenso wie Sprengel entdeckte er nie einen Tropfen Nektar. Trotzdem blieb er überzeugt davon, dass die Insekten irgendwie nahrhaften Saft aus den Blüten saugen. Atmo Hummeln Sprecherin: Aber hier irrte sich Darwin. Und Sprengel hatte recht: Bei vielen Orchideen ist wirklich nichts zu holen. Warum Hummeln und andere Wildbienen auf solche Mogelpackungen hereinfallen, erklärt Michael Schwerdtfeger. O-Ton 07 Seite 15 Heute nennt man das Täuschblumen, das sind also Pflanzen, die nach allen Merkmalen für jede Hummel ein Füllhorn des Nektars sein müssen, und die Farbe stimmt, die Form stimmt, der Duft stimmt auch und sie haben auch einen Sporn. Und die werden also von Tieren bestäubt, die sich da drin Nektar versprechen und dann eben von Blüte zu Blüte fliegen. Und in der 1. ist dann kein Nektar, aber das ist für das Tagesgeschäft einer Hummel normal, es kann ja gerade eine Hummelkollegin vorher den Nektar getrunken haben, und dann fliegt man auch zur 2. und zur 3. Blüte, Sprecherin: einmal habe ich sogar beobachtet, wie eine Hummel mindestens 14 Blütenstände des Gefleckten Knabenkrauts besuchte. Erst dann gab sie auf und flog davon. Atmo Hummel Sprecherin: Bienen und Hummeln sind aber lernfähig. Deshalb werden die Knabenkräuter, die allesamt keinen Nektar bieten, viel seltener bestäubt als andere Orchideen. Auch das hat Sprengel bereits bemerkt, etwa beim Helm-Knabenkraut, Orchis militaris. Zitat Sprengel 09 Seite 16 „Dass in den Scheinsaftblumen die Befruchtung öfters fehlschlage, beweist Orchis militaris. Ich fand am Ende des Juni auf einer Wiese fünf Pflanzen, deren Blumen sämtlich schon vor einigen Wochen abgeblüht haben mussten, da die Samenkapseln schon sehr groß waren. Die erste von denselben hatte 27 Blumen gehabt, von welchen nur drei eine Samenkapsel angesetzt hatten.“ Sprecherin: Und bei den übrigen vier sah es kaum besser aus. Die Täuschblumen unter den Orchideen werden aber wohl nicht aussterben. Denn in einer einzigen Samenkapsel reifen Tausende von winzigen Samen heran. Aus einigen wachsen wahrscheinlich wieder Pflanzen, die dann blühen und hungrige Hummeln hereinlegen. Atmo Hummel Seite 17 Sprecherin: Blühende Obstbäume bieten dagegen reichlich Nektar und Pollen. Auch für Hummeln. Sie bestäuben die Blüten selbst dann zuverlässig, wenn der Frühling mal sehr kühl und nass daherkommt. Honigbienen sind bei solchem Wetter nicht unterwegs. Dass sie sonst eine wichtige Rolle spielen, auch das hat Sprengel bereits erkannt. Zitat Sprengel 10 „Die Bienen verdienen unsere Achtung weit mehr, weil sie unsere Feld- und Gartenarbeiter sind, als weil wir sie für unsere Honig- und Wachsfabrikanten halten. Jede Kirsche, jede Pflaume, jede Birne etc., die wir essen, haben wir den Bienen zu verdanken. Dass eine ländliche Familie sich an einer Schüssel Buchweizengrütze sättigen kann, haben die Bienen möglich gemacht.“ Atmo Bienen Sprengels Buch ist im Internet zu finden unter https://archive.org/stream/Sprengel1793fs85V#page/n1/mode/2 up Seite 18