„Nur ein Klick – und dann…?“ Mediale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen und ihre Bedeutung für die Arbeit der BBP Enquete der österreichischen Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen und Psychagog/en/innen 17. – 19. November 2011 Traunkirchen/Oberösterreich Tagungsdokumentation IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Referat I/5c, RLin MRin Mag.a Christine Seifner, Minoritenplatz 5, 1014 Wien Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Autoren/innen verantwortlich. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Redaktionsteam: Elisabeth Nöhammer, Maria Schütz, Adelheid Tengg Endredaktion: Michael Trnka Fotos: Petra Hager, Eva Maria Kunz, Elisabeth Nöhammer, Adelheid Tengg Erscheinungsdatum: Jänner 2012 Internetversion: www.cisonline.at 2 INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG „Nur ein Klick – und dann…?“ Mediale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen und ihre Bedeutung für die Arbeit der BBP ................................... 5 ERÖFFNUNG LSI Dr. Heidemarie Blaimschein, OÖ ...................................................................... 7 ERÖFFNUNG Mag. Dominika Raditsch, bm:ukk ........................................................................... 8 ERÖFFNUNG Mag. Gertrud Nachbaur, Pädagogische Hochschule Linz, Leiterin des Instituts Fort- und Weiterbildung APS der PH OÖ.............................................................. 10 PROGRAMM ........................................................................................ 12 IMPULSREFERAT 1............................................................................. 13 Vorstellung der 2. oberösterreichischen Jugend-Medien-Studie durch Mag. Elisabeth Herndl, edugroup oö .............................................................................. 13 IMPULSREFERAT 2............................................................................. 16 Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung, Dipl. Päd. Auzinger Eveline .............................................................................................................................. 16 STATEMENTS VON JUGENDLICHEN ................................................ 20 Wiener Schüler/innen ............................................................................................. 20 Salzburger Schüler/innen ...................................................................................... 21 Interviews mit oberösterreichischen Schüler/innen: ZIB - Hagenmühle ........... 22 WORKSHOPS ...................................................................................... 23 Let’s go facebook ................................................................................................... 23 Cybermobbing ........................................................................................................ 24 3 Musik und Youtube ................................................................................................ 27 Handy in der Schule ............................................................................................... 29 Die dunklen Seiten im Netz .................................................................................... 32 Rechtsextremismus und Neonazismus ................................................................ 34 (Gewalt-)Spiele........................................................................................................ 36 STUDIE: „SCHULE-MEDIEN-GEWALT“ ............................................. 40 PODIUMSDISKUSSION ....................................................................... 42 ANHANG .............................................................................................. 44 Jugend-Medien-Studie 2011: Gemeinsam in die Bildungszukunft ........................ 44 Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung, Dipl. Päd. Auzinger Eveline .............................................................................................................................. 44 Let’s go facebook .................................................................................................. 44 Cyber-Mobbing ...................................................................................................... 44 Musik und Youtube................................................................................................ 45 Handy in der Schule .............................................................................................. 45 Die dunklen Seiten im Netz ................................................................................... 45 Rechtsextremismus und Neonazismus ................................................................. 45 (Gewalt-)Spiele...................................................................................................... 47 Ben X .................................................................................................................... 47 Studie: „Schule – Medien – Gewalt“ ...................................................................... 47 ABBILDUNGSVERZEICHNIS .............................................................. 47 4 Einleitung „Nur ein Klick – und dann…?“ Mediale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen und ihre Bedeutung für die Arbeit der BBP 130 österreichische Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen, Psychagog/en/innen (BBP) sowie Vertreter/innen des Ministeriums und der Schulaufsicht tauchten Mitte November in die Welt der digitalen Medien ein. Die Basisstation für diesen „Tauchgang“ war die bundesweite Enquete der Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen und Psychagog/en/innen (BBP) in Traunkirchen/OÖ. Für das Eröffnungsreferat am ersten Nachmittag konnte Frau Mag.a Elisabeth Herndl von der Education Group GmbH gewonnen werden. In ihrem Referat über die Jugend-Medien-Studie 2011, die das Medienverhalten der 11- bis 18- Jährigen in Oberösterreich abfragte, konfrontierte sie uns mit ersten beeindruckenden Zahlen. Frau Dipl. Päd.in Eveline Auzinger referierte anschließend über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zum Thema „Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung“. In drei Filmen aus den Bundesländern Wien, Salzburg und Oberösterreich konnten wir Statements von Jugendlichen zu den Themen Handy, Computer und Internet hören. Am Abend gab es die Möglichkeit in einer Bundesländerrunde unsere bisherigen Erfahrungen zum Tagungsthema einzubringen. Am Freitag kamen viele von uns zu neuen, überraschenden Erkenntnissen, in sieben unterschiedlichen Workshops: Cybermobbing, Handy, Musik & Youtube, Facebook, (Gewalt-)Spiele, Rechtsextremismus, und „dunklen Seite(n)“ im Internet. Aber auch eigene Erfahrungen fanden ihre Bestätigung. Für diese Workshops konnten wir auf kompetente Fachkräfte von Safer Internet und vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes zurückgreifen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Referent/innen/en. Als Abendveranstaltung wurde der „BenX“ von Nic Balthazar angeboten. Mit dem Referat „Schule – Medien – Gewalt“ eröffnete Herr Mag. Axel Maireder den Samstag. In einer anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Frau DIin Barbara Buchegger, M.Ed. (Expertin für digitale Medien in der Bildung, Safer Internet), Frau Dipl. Päd.in Eveline Auzinger (Betreuungslehrerin, Familientherapeutin, Elternberaterin), Herr Mag. Axel Maireder (Universitätsassistent am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien) und Frau Dipl. Päd.in Elisabeth Trentinaglia (Beratungslehrerin) zu Fragen, die in den letzten Tagen entstanden waren, Stellung. 5 Alles in allem war es wiederum eine sehr gelungene Veranstaltung, von der die Teilnehmer/innen viele neue Eindrücke, Erkenntnisse, aber auch eine positive Grundeinstellung den digitalen Medien gegenüber mitnehmen konnten. Nur wenn wir uns dieser so wichtigen Lebenswelt der Jugendlichen gegenüber nicht verschließen, ist es uns möglich präventiv zu arbeiten und so mancher „Gefahr“ entgegenzuwirken. Die Gruppe der BBP, die diese Tagung vorbereitet und durchgeführt hat, bedankt sich für die Unterstützung durch Herrn AL Dr. Rüdiger Teutsch, Frau RLin MRin Mag.a Christine Seifner, Mag.a Dominika Raditsch und dem Team vom bm:ukk und last but not least bei Herrn Dipl. Päd. Andreas Radner von der Pädagogischen Hochschule Linz. Abbildung 1: von links nach rechts - Elisabeth Trentinaglia, Susanne Koller, Walter Metzler, Heidi Tengg, Martina Dutter, Elisabeth Nöhammer, Maria Schütz, Elisabeth Hirnschal, Mathilde Brunmayr-Stockinger 6 Eröffnung LSIin Dr.in Heidemarie Blaimschein, OÖ Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ein herzliches Willkommen im Bundesland Oberösterreich! Diese Tagung der BBP ist an diesem Ort, hier in Traunkirchen, bereits zur Institution mit viel Tradition geworden. Das heurige Thema "Nur ein Klick und dann.....", so sehe ich es, ist ein Thema am "Puls der Zeit". Es stellt sich nur die Frage, für wen? Ist es eine Thematik für die Lehrerschaft? Sind neue Medien überhaupt ein Thema für die Kinder und Jugendlichen, oder ist diese Thematik für sie bereits Selbstverständnis? Ich sehe es im Generationskontext und versuche auch es aus dieser Perspektive zu betrachten und zu reflektieren. Eine überwiegend mit Medien völlig anders sozialisierte Lehrer/innengeneration unterrichtet eine Schüler/innengeneration für die neue Medien bereits zum Alltag gehören. Schule ist jener Ort, der mit den Wirkungen beziehungsweise mit den Auswirkungen der sich permanent verändernden Medienwelt konfrontiert ist. Von großer Bedeutung ist es daher in diesem Zusammenhang einerseits den Blick darauf zu haben, wo eventuell korrigierendes Einschreiten seitens der Lehrkräfte erforderlich ist, oder andererseits wo Unterstützung erforderlich ist, jedoch unter Wahrung des Freiraumes für die Kinder und Jugendlichen. Für Viele ist der Umgang mit elektronischen Medien Normalität und sie können sie mit dementsprechender Distanz anwenden und sie auch für Wissensgenerierung sinnvoll nutzen. Von der Lehrerschaft ist daher eine eigene, offene und angstfreie Herangehensweise gefordert. Sie als BBP haben eine besondere Schlüsselfunktion im Weitertragen von Know-how und sie werden mit Sicherheit in ihrem Arbeitsfeld mit Fragestellungen zu dieser Thematik, auch mit Grenzsituationen konfrontiert sein, und daher auch gefordert sein gezielt Handlungsschritte zu setzen. Ich möchte Sie daher einladen, das hier in Traunkirchen Erarbeitete und an Informationen Gehörte ins System Schule "hineinzutragen". Ein herzliches Dankeschön an das Organisationsteam, für die Zusammenstellung dieses hochwertigen Programms und der damit verbundenen Arbeitsleistung. Den Referentinnen und Referenten ein Danke für die aktuellen Beiträge und Informationen. Ihnen als Teilnehmerinnen und Teilnehmer, danke für das Kommen, das Mitwirken und die Impulse. Ich wünsche viele persönliche Erkenntnisse. 7 Mag.a Dominika Raditsch, bm:ukk Geschätzte Ehrengäste! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist eine besondere Ehre für mich, Sie im Namen vom Unterrichtsministerium auf das Herzlichste zu der heute beginnenden Enquete der österreichischen Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen und Psychagog/en/innen begrüßen zu dürfen. Von Herrn Dr. Rüdiger Teutsch, der die Abteilung für Diversität und Sprachenpolitik, Sonderpädagogik/Inklusive Bildung und Begabungsförderung im Unterrichtsministerium leitet, darf ich freundliche Grüße übermitteln. Parallel zu dieser Enquete findet in Wien eine bundesweite Konferenz der Landesschulinspektor/innen statt, an welcher er teilnimmt. Er wünscht Ihnen einen erfolgreichen Tagungsverlauf und für den Aufenthalt hier in Traunkirchen ein angenehmes Zusammensein. „Nur ein Klick und dann? Mediale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen und ihre Bedeutung für die Arbeit der Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen und Psychagog/en/innen“ ist das Thema der diesjährigen Veranstaltung. Verschiedene Expertinnen und Experten werden im Rahmen einer moderierten Diskussion, in Referaten und in Workshops die Möglichkeiten erörtern, wie Schule und interdisziplinäre Zusammenarbeit dazu beitragen können, jene Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, die wegen ihrer psychischen und emotionalen Probleme rasch Gefahr laufen, in der grenzenlosen medialen Welt, zu Außenseitern, zu Opfern, aber vielleicht auch zu Tätern zu werden. Man kann sicherlich mit Baacke/Sander/Vollbrecht (1990) mitgehen und feststellen, dass jugendliche Lebenswelten Medienwelten sind. Medien haben einen festen, wenn auch individuell ganz unterschiedlich ausgeprägten Platz im Leben von Kindern und Jugendlichen. Allerdings hat auch die Problematik von Ausgrenzung, Mobbing und sexueller Gewalt unter Jugendlichen durch die neuen Kommunikationstechnologien der interaktiven Medien eine neue Dimension angenommen und ist zu einer neuen Herausforderung für das gesamte System Schule geworden. Um das Gelingen des Beratungs- und Betreuungsprozesses zu gewährleisten, ist es daher unbedingt notwendig, dass alle Beteiligten zu einer guten Zusammenarbeit bereit sind und jeder einzelne seinen Teil der Verantwortung übernimmt. Das österreichische System der so genannten "ambulanten" Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit sozialen und emotionalen Problemen verfolgt seit nunmehr dreißig Jahren einen integrativen und ganzheitlichen Ansatz. 8 Obwohl diese integrative Betreuungsform in den Bundesländern nach teils unterschiedlichen Modellen organisiert wird, steht dahinter die gemeinsame Idee, Schülerinnen und Schülern mit sozialen und emotionalen Problemen durch speziell ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer professionelle Hilfe anzubieten, ohne dabei bestehende Klassenverbände aufzulösen. Seitens des Unterrichtsministeriums werden durch die Veranstaltung von bundesweiten Tagungen immer wieder Akzente gesetzt, die im Rahmen von speziellen Fortbildungsangeboten dazu beitragen sollen, das Know-how und die Kompetenzen von Expertinnen und Experten aus dem sonderpädagogischen Bereich zu erweitern und den Informations- und Erfahrungsaustausch mit Fachleuten und Kolleg/en/innen zu unterstützen. Nicht zuletzt ist es mir ein großes Anliegen meinen Dank an alle zu richten, die an dem Zustandekommen und an der Unterstützung dieser Veranstaltung beteiligt waren. Insbesondere, aber auch stellvertretend für alle Nichtgenannten, danke ich Mathilde Brunmayr-Stockinger und den Kolleg/en/innen vom Planungsteam, die einen großen Beitrag zur Vorbereitung und zum guten Gelingen dieser Tagung geleistet haben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Gelingen der Veranstaltung, viele anregende Diskussionen und Impulse für Ihre Arbeit! 9 Mag.a Gertrud Nachbaur, Pädagogische Hochschule Linz, Leiterin des Instituts Fort- und Weiterbildung APS der PH OÖ Herzlich willkommen in Oberösterreich. Es freut mich, dass Sie, wenn Sie von einem anderen Bundesland sind, den Weg hierher nicht gescheut haben, oder wenn Sie als Oberösterreicher/in den Heimvorteil genutzt haben. Sie haben sich einen schönen Ort ausgesucht hier in Traunkirchen und ein herausforderndes Thema. Möglich gemacht hat diese Tagung das BMUKK in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, vor allem aber eine sehr aktive Gruppe, allen voran Frau Mathilde Brunmayr-Stockinger, Frau Maria Schütz, Frau Madeleine Castka, Herrn Josef Peinhopf und mein Mitarbeiter Herr Andreas Radner. Vielen Dank für das Engagement. Diese bundesweite Enquete findet schon zum vierten Mal hintereinander in Oberösterreich statt. Die Betreuungslehrer/innen in Oberösterreich haben aber auch die Möglichkeit, jährlich drei Bundesland-Tagungen zu immer anderen Themen zu besuchen, verschiedene Fortbildungen und Supervisionen zu nutzen. Die PH OÖ bietet außerdem die Ausbildung für Betreuungslehrer/innen an, und dies seit 1985. Letztes Jahr fand die Feier zum 25-jährigen Bestehen statt - mit dem außergewöhnlichen Titel „un er hört“. Unerhört wichtig finde ich auch das Thema heute. Es blieb erfreulicherweise nicht ungehört. Sie haben es gehört. Ich habe einmal den Fehler gemacht, den Wunsch, mein 20 Jahre altes Auto (vom Mechaniker als Schrott bezeichnet) durch einen neuen – geschenkten - BMW ersetzen zu wollen. „Sie sind der 1.000.000ste Besucher“ stand da auf einer Xbeliebigen Seite im Internet und „Sie haben einen BMW gewonnen. Klicken Sie hier“. Gewonnen habe ich nicht. Aber zwei Wochen später wurde ich von einer Glücksspielgesellschaft angerufen, eigentlich belästigt, und dann wieder und noch einmal. Seither bekomme ich fast täglich Mails, in denen ich über einen Millionengewinn informiert werde, aus Spanien, aus Italien,…. Meine Daten sind also im Umlauf. Es war nur ein Klick. Diese Folgen sind lästig, aber nicht gefährlich - zumindest nicht spürbar bedrohlich. 10 Ich bin ein eher misstrauischer und vorsichtiger Mensch, trotzdem habe ich mich zu diesem Klick verleiten lassen. Da möchte ich nicht wissen, wozu sich unsere Schülerinnen und Schüler verleiten lassen und welche Folgen dies haben kann. Ich möchte es zwar nicht wissen, aber ich sollte es wissen, wenn ich Schülerinnen und Schüler schützen möchte, sie soweit als möglich vor den dunklen Seiten des Netzes bewahren möchte. Worin liegen die Gefährdungen? Nach Nigel Williams (Childnet International) sind die Gefahren zum Beispiel im Bereich der Inhalte (Pornografie, Gewalt, Rassismus…), der gefährdenden Kontakte und des Kommerz (Werbung, Datenschutz, Kosten) feststellbar. Doch kennen und verstehen wir Lehrerinnen und Lehrer die sich täglich verändernde Medienwelt - und noch konkreter - die mediale Lebenswirklichkeit der Jugendlichen? Chatten, ICQ, Skype, YouTube oder Facebook, Cyberspace – nicht nur die Wörter waren mir bis vor nicht allzu langer Zeit noch sehr fremd. Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen (Albert Einstein). Welche Regeln sollten bei der Kommunikation oder bei der Selbstdarstellung im Netz beachtet werden? Welchen Mindest-Schutz sollte man bei Chats oder Online-Shopping kennen? Wie gelingt der Schutz vor jugendgefährdenden Inhalten? Wann sind Downloads und Tauschbörsen ein Schlüssel zur Lieblingsmusik oder zum Lieblingsfilm, wann jedoch illegal? Wann ist das Abtauchen in die Welt der Computer- und Glücksspiele purer Spaß, wann droht es zur Sucht zu werden? Ich bin mir sicher, dass es zu den medialen Lebenswelten unserer Kinder und Jugendlichen unzählige weitere Fragen gibt und wünsche Ihnen drei erfahrungsreiche Tage, in denen Sie viele Antworten erhalten und diskutieren. 11 Programm Donnerstag, 17. November 2011 13:00 – 14:45 Uhr Check-In 15:00 Uhr Begrüßung und Eröffnung Mag.a Dominika Raditsch, bm:ukk Mag.a Gertrud Nachbaur, Institutsleitung Fort- und Weiterbildung, PH OÖ LSIin Dr.in Heidemarie Blaimschein; LSR OÖ 15:30 – 17:30 Uhr Vorstellen der aktuellen Jugend-Medien-Studie 2011 – Mag.a Elisabeth Herndl, Education Group GmbH Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung – Dipl. Päd.in Eveline Auzinger, Betreuungslehrerin, Familientherapeutin, Elternberaterin Statements von Jugendlichen 19:30 – 21:00 Bundesländerrunde – Erfahrungsaustausch zum Tagungsthema Freitag, 18. November 2011 09:00 Uhr Opening 09:15 – 12:30 Uhr Workshop 1 – 7 14:30 – 17:45 Uhr Workshop 1 – 7 18:00 – 19:00 Uhr Plenum 20:30 Uhr Film „BenX“ (Angebot) Samstag, 19. November 2011 09:00 Uhr Studie: „Schule-Medien-Gewalt“ – Mag. Axel Maireder, Universitätsassistent am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien 10:30 – 11:30 Uhr Podiumsdiskussion mit DIin Barbara Buchegger, M.Ed., Expertin für digitale Medien in der Bildung, Safer Internet Dipl. Päd.in Eveline Auzinger, Betreuungslehrerin, Familientherapeutin, Elternberaterin Mag. Axel Maireder, Universitätsassistent am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien Dipl. Päd.in Elisabeth Trentinaglia, Beratungslehrerin 11:30 – 12:00 Uhr Moderierter Abschluss 12 Impulsreferat 1 Vorstellung der 2. oberösterreichischen Jugend-Medien-Studie durch Mag. a Elisabeth Herndl, edugroup oö Elisabeth Herndl studierte an der Johannes Kepler Universität in Linz Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt eLearning. Nach dem Studium war sie in der Qualitätssicherung und im Bereich web based training in einer Softwarefirma tätig, bevor sie zum BildungsMedienZentrum des Landes OÖ wechselte. Seit 2011 bilden das BildungsMedienZentrum und der education highway gemeinsam die Education Group, in der Frau Herndl im Bereich der Medienpädagogik arbeitet. Ihre Tätigkeitsbereiche umfassen: Fort- und Weiterbildung für Pädagoginnen und Pädagogen Aktive Medienarbeit für Schülerinnen und Schüler Forschungsprojekte zu Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen Im Impulsreferat präsentierte Frau Mag.a Herndl die „Jugend – Medien – Studie 2011“, die das Medienverhalten der 11- bis 18- Jährigen (in OÖ) untersuchte. Ziel dieser Studie war das Sammeln von repräsentativen Daten zum Thema „Was machen Jugendliche im Internet?“ und in der Folge eine Analyse des Medienverhaltens der Jugendlichen in OÖ. Durch die Erhebung der Freizeitgestaltung der Jugendlichen ergaben sich in der Folge 4 Untersuchungsschwerpunkte. 1. Das Internet Wie viele Jugendliche haben grundsätzlich Zugang zum Internet? Auf welche Art gelangen sie ins Netz? Häufigkeit der Nutzung Was sind die beliebtesten Formen der Nutzung? Die Untersuchung zeigt, dass die Nutzung von Online-Communities, Facebook, Youtube, etc. dominieren und der Trend zu diesen Formen deutlich nach oben zeigt. 2. Soziale Netzwerke: Eine quantitative Erhebung zeigt, dass rund 72% der Befragten ein eigenes Profil in einem dieser Online-Communities angelegt hat. Dominierende Aktivitäten darin sind: chatten Fotos ansehen Profile anderer ansehen 13 Kommentare abgeben Viele Jugendliche gaben an, durchaus öfters schon Seiten besucht zu haben, die nicht altersgemäß bzw. solche, die von den Eltern ausdrücklich untersagt waren, oder auch schon manchmal auf kostenpflichtige Seiten gekommen zu sein. Laut Studie kamen mit der Thematik „Mobbing“ 27% der Befragten und im Speziellen mit „Cybermobbing“ 7% der Befragten in Berührung. Wenn es darum geht, welche Informationen Jugendliche beziehungsweise Kinder bereit sind im Netz zu veröffentlichen, zeigen sich doch beträchtliche Unterschiede zwischen Kindern (6-10 Jahre) und Jugendlichen. Viele Kinder machten dazu keine Angabe, was nahelegt, dass diese Altersgruppe mit solchen Daten noch kaum umgehen kann. Jugendliche gaben sehr bereitwillig verschiedenste persönliche Informationen preis. 3. Handy-Smartphone Der Besitz eines Handys und/oder Smartphones ist nahezu flächendeckend gegeben, die tägliche Nutzung dieser Geräte liegt bei ca. 60%, wobei Burschen dies häufiger machen als Mädchen. Bei den Nutzungsformen dominieren: versenden von SMS telefonieren Musik hören Mehr als 60% der Mädchen versenden im Monat über 100 SMS, bei den Burschen sind es rund 45%, mit deutlich steigender Tendenz. Grund dafür sind auch die gesunkenen Handykosten, und dass bei etwa der Hälfte der Befragten die Eltern die Kosten tragen. Bei der Antwort auf die Frage nach den Risiken bei dieser Form der Kommunikation mit dem Handy wurde mehrheitlich angegeben: Erhalt von unerwünschter Werbung Tappen in die Kostenfalle Das Handy aus der Sicht der Eltern und Pädagog/en/innen: in der Schule klare Regeln zum Handy 2/3 der Erwachsenen glauben, dass alle Schüler/innen ein Handy besitzen Gruppendruck, wenn jemand kein Handy besitzt negative Auswirkungen auf die Rechtschreibung durch die Nutzung der SMS – Schreibweise Kontaktarmut wächst 14 4. Medienkompetenz Die Verantwortung der Pädagog/en/innen im Bereich Medienkonsum liegt im: Erkennen der Kompetenzen Fördern der Chancen durch diese Medien Verringern der Risiken durch Sensibilisierung im Umgang und in der Aufklärung über die Risiken vom Kindesalter an einschließlich der Erwachsenen Der Fokus der Aufklärungsarbeit liegt auf der sinnvollen Mediennutzung. Pädagog/en/innen antworteten auf die Frage, wie sie den sinnvollen Umgang der Jugendlichen mit den neuen Medien fördern, mit: gemeinsame Gespräche führen Vereinbarung von Regeln Elterninformation praktische Arbeit im Unterricht Als Anlaufstelle zum Thema Gefahren und Risiken wurde von ca. 75% der Jugendlichen Lehrer/innen oder Eltern angegeben. Die Referentin verwies auf die Möglichkeit des Downloads der gesamten Ergebnisse der Studie der Education Group GmbH unter: www.edugroup.at oder www.bimez.at 15 Impulsreferat 2 Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung, Dipl. Päd.in Eveline Auzinger Eveline Auzinger absolvierte ihre Ausbildung an der Pädagogischen Akademie in Linz. Seit 20 Jahren arbeitet sie in Linz als Betreuungslehrerin. Weiters ist sie in verschiedenen Elternbildungsinstitutionen und in der Erziehungsberatung tätig. Frau Auzinger arbeitet auch als Familientherapeutin. Warum ich mich für dieses Thema besonders interessierte und in der Folge engagierte: Beim Einstieg als Betreuungslehrerin vor 20 Jahren in das Schulsystem war ich in steigendem Ausmaß täglich mit einer Auffälligkeitsproblematik konfrontiert, die von Konzentrations-, Koordinations-, Bewegungs-, Sprachentwicklungsstörungen bis diagnostizierter Hyperaktivität reichte, sodass ich mich fragte, welche Faktoren hier besonders zu beachten sind. Viele Kinder erzählten mir von ihrer Freizeitbeschäftigung, die gekennzeichnet war durch stundenlanges Sitzen vor dem Bildschirm. Durch mein vorher jahrelanges Zusammensein mit meinen in der Zwischenzeit heranwachsenden eigenen Kindern, die den Waldorfkindergarten besuchten, und meiner Beschäftigung mit der Waldorfpädagogik und anderen Reformpädagogikrichtungen, war mir bewusst, wie wichtig die ersten Jahre und auch die Vorschuljahre für das Lernen mit allen Sinnen sind, und auch, welchen Einfluss der übermäßige Fernsehkonsum auf die gesunde Entwicklung ausübt. Besonders beeindruckt hatte mich damals ein Vortrag von Dr. Rainer Patzlaff aus Stuttgart in Linz, der Bücher schrieb wie: „Der gefrorene Blick“, „Medienmagie – oder die Herrschaft über die Sinne“, „Kindheit verstummt – vom Verlust der Sprache“ et cetera. Einige seiner Erkenntnisse, die mich faszinierten und mir einige Beobachtungen bestätigten, möchte ich versuchen, zu erklären: Dabei geht es ihm nicht darum, wie die Inhalte der Sendungen auf die Zusehenden wirken, sondern was geschieht unterhalb unserer Bewusstseinsschwelle auf rein physiologische Art mit uns, wenn wir fernsehen. Rainer Patzlaff wartet mit Forschungsergebnissen bezüglich Beeinflussung durch Kameraführung, Schnitttechnik, Auswirkung auf die Augenbewegung, also bildschirmbedingte Vorgänge im Zentralen Nervensystem auf. Das Sehen ist kein passiver Vorgang, sondern ein höchst aktiver, bei dem die Bilder von der Welt durch komplizierte Bewegungen der Augenmuskulatur erst erarbeitet werden, bevor sie ins Bewusstsein treten. Diese Bewegungen wiederum sind mit der eigenen Persönlichkeit verknüpft, folgen also keinem starren Schema, sondern verlaufen ganz individuell. Dies geschieht durch sogenannte Fixationen, indem die Augenmuskeln verschiedene Ausschnitte des Betrachteten vor die Fovea (Sehgrube) rücken und für Bruchteile einer Sekunde fixieren, danach ruckartig weiterrücken zu einem anderen Punkt des Objekts. Diese Sprünge nennt man Saccaden, in einer Sekunde circa 2 – 5. Wie ein Maler mit vielen Pinselstrichen ein Bild malt, so entsteht 16 ein von mir geschaffenes Bild. Wir brauchen also zum Anschauen eines Bildes dafür unsere uns eigene Zeit. Und, das Interesse lenkt das Auge! Dies alles erscheint mir so immens von Bedeutung, da ja das Bildschirmbild, insbesondere das des Fernsehgerätes, kein gewöhnliches Bild ist. Es ist nie vollständig, die Augen versuchen das Bild zu erfassen, um sich einen Gesamteindruck zu verschaffen, fixieren also einen auffälligen Punkt, um ihn genauer zu mustern, doch ehe die Fixation überhaupt beginnen kann, ist der Elektronenstrahl längst weiter geeilt. Wohin die Augen sich auch richten, immer entzieht sich das Bild ihrem Zugriff. In der Folge schaltet die eigene Augenaktivität aus, da ja die Abtastbemühungen fortwährend ins Leere greifen. Der Blick erstarrt zu dem bekannten „Glotzerblick“. Eine Forschergruppe fand heraus, dass während einer Fernsehsendung in 20 Sekunden 2 – 5 Saccaden stattfanden. Auch die Pupillenweite als Grad für die Gehirntätigkeit und Wachheit wird wesentlich geringer und zusätzlich wird das Blickfeld dauerhaft eingeschränkt. Geht aber die Augentätigkeit gegen Null, überträgt sich die Starre der Augen auf den ganzen Körper, und selbst bewegungsfreudigste Kinder sitzen stundenlang still, was auch als Stillstand des Willens bezeichnet wird, aber praktisch für Eltern zu sein scheint. Der Zusammenhang von Augenbewegungen, verhinderter Entwicklung des Fixationssystems, was für ein Lesen- und Schreiben lernen von immenser Bedeutung wäre, würde den Rahmen meines Referates sprengen. So ist also besonders im Vorschul- und Volksschulalter jede Minute des Sitzens vor dem Bildschirm, das heißt der Ausschaltung der natürlichen Augenbewegungen, eine Zeit der Nicht-Organisation des komplexen Systems der Augenmuskelsteuerung und der Aufmerksamkeitsleistung – mit den umfangreichen Auswirkungen auf die Schulleistungen, Intelligenz-, Kreativitätsund Persönlichkeitsentwicklung. Es wäre noch ähnliches zum Hören zu sagen und somit zu Sprachentwicklung und Sprachverlust, zusammenhängend damit die Kommunikationsfähigkeit und Konfliktlösungsfähigkeit. „Wer keine Worte hat, haut zu“ – ein möglicher Zusammenhang mit der steigenden Gewaltbereitschaft. In den letzten Jahren haben Erkenntnisse aus dem Bereich der Hirnforschung und Neurobiologie, für mich sehr eindrücklich dargestellt durch Manfred Spitzer, Joachim Bauer, Gerald Hüther, vieles bestätigt und erweitert. Besonders betont wird von ihnen, wie wichtig für eine geglückte Entwicklung das Erleben einer sicheren emotionalen Bindung ist, wofür positive Beziehungserfahrungen in der frühen Kindheit notwendig sind, die sich im Gehirn als neuronale Verschaltungen zeigen. Eine gute emotionale Bindung zu sich ist eng vernetzt mit einer guten Beziehung mit anderen. Joachim Bauer schreibt. „...Was wir mit anderen erleben, setzt in unserem Gehirn Botenstoffe frei, deren Wirkung wir spüren. Erhalten wir Anerkennung anderer, dann schütten Nervenzellen in den sogenannten Motivationszentren unseres Gehirns einen Motivations- und Energiecocktail aus, der Dopamin, Oxytocin 17 und Opioide enthält, .......Menschen haben auf Menschen den Effekt einer Droge“. Dieselbe Wirkung auf das Motivationssystem kann auch durch Musik und Bewegung unterstützt werden. Andernfalls, bei Misserfolg, Missachtung, Ausgrenzung, Sinnlosigkeitserleben, Gewalt, fährt das Stresssystem hoch verbunden mit der Ausschüttung von Cortisol aus der Nebennierenrinde, wodurch als Kettenreaktion das Immunsystem negativ beeinflusst und geschwächt wird. Dies ist ein höchst komplexer Vorgang, den ich hier nur anzureißen vermag. Wenn wir aber auf die soziale Umgebung blicken, in der manche Jugendliche heute aufwachsen, so zeigt sich uns vieles über ihre Probleme. Wie werden Bindungen erzeugt und welcher Art sind sie? Bekannt ist der tiefgreifende Wandel der „Familie“. Eine ganze Reihe von Faktoren hat dazu geführt, dass dort gute und stabile Bindungsfähigkeit seltener hervorgebracht wird als früher. Jedenfalls finden Kinder häufig häusliche Bedingungen vor, in denen es schwer ist, die nötige Zuwendung zu erhalten. In einer auf Konkurrenz, Rivalität und Leistungsprinzip und nicht auf Bindung ausgerichteten Gesellschaft braucht es eine große innere Stabilität zur Bewältigung des Alltags. Woher kann diese geschöpft werden? Eine weitere wichtige Auswirkung ist die Sinnfindung. Kinder und Jugendliche ringen nicht nur um ihre persönliche Identität, sondern auch um ihren sinnvollen Platz in der Welt. Nicht selten begegnen wir frustrierten Jugendlichen, die sich dann in der Medienwelt bei PC-Spielen, Gewaltvideos oder anderen Wegen wie Alkohol, Drogen ihre Sinnleere füllen. Wie mittlerweile die Hirnforschung klar und eindeutig beweisen kann, dass menschliches Lernen Lernen am Vorbild ist, müssen wir uns angesichts dieser Tatsache die berechtige Frage stellen, welche Vorbilder bieten sich heute unseren Heranwachsenden an? In dieses Vakuum fehlender erlebbarer Vorbilder drängen nun wiederum die Medien mit Filmen teils gewaltverherrlichender oder realitätsverdrängender Inhalte, Videospiele per Computer, Internet oder Konsole. In diesen gewinnen die Jugendlichen den Eindruck, wichtig und mächtig zu sein, sowie sich endlich beweisen zu können. In ihnen können sie ihr Bedürfnis nach Überlegenheit, Kontrolle, Macht und Kompetenz ausleben, was in der Realität zu kurz kommt. Was unsere Kinder brauchen, um später im Leben die Schlüsselqualitäten zur geglückten Bewältigung ihres Alltags und ihrer Beziehungen zur Verfügung zu haben: Menschen (laut Martin Buber: „Das Menschsein lernt der Mensch am Menschen“) verlässliche Menschen, Lehrer/innen, Eltern, die sich ihrer Aufgabe und Verantwortung bewusst sind, die bereit sind, sich zu hinterfragen, sich den Fragen der Kinder und Jugendlichen zu stellen. Dies erfordert Zeit. 18 Wir alle sollten hinschauen statt wegschauen – hinschauen auf die möglichen Gefährdungen wie dies durch unsachgemäßen Einsatz erfolgen kann. Es geht darum, Jugendlichen zu helfen, die Medien zu durchschauen, sie zu beherrschen, anstatt von ihnen beherrscht zu werden. Medien muss man sich entziehen können, um sie zu genießen. Sie können den Horizont nur dann weiten, wenn man einen Horizont hat. Den bekommt man nicht durch stellvertretendes Erleben vor dem Bildschirm, sondern durch eigenes Erfahren, Erleben, Begreifen. Gerald Hüther: „Die Art und Weise wie die Nervenzellen im Gehirn miteinander verknüpft werden, hängt davon ab, was man mit dem Gehirn macht…“ Wir als Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen, und Psychagog/en/innen können viel dazu beitragen, durch Weitergabe von Infos etcetera, andere für dieses Thema zu sensibilisieren. „Keine Zukunft vermag gutzumachen, was du in der Gegenwart versäumst“ (Albert Schweitzer) Oder: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“ (Aufustinus) Vielleicht ist es mir gelungen, in manchen etwas zu entzünden. Danke 19 Statements von Jugendlichen In den Bundesländern Salzburg, Oberösterreich und Wien haben Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen, Psychagog/en/innen und Lehrer/innen mit Jugendlichen Interviews zum Thema „Umgang mit digitalen Medien“ geführt. Zusammenfassend kann man anmerken, dass Kinder bereits im Volksschulalter mit Handys ausgestattet sind. In dieser Altersstufe werden Handys hauptsächlich zur Kommunikation mit den Eltern genutzt. Der Zugang zum Computer ist ebenfalls den Meisten möglich, wobei hier die Eltern den Internetzugang noch beschränken. Mit dem Wechsel in die Sekundarstufe ändert sich auch die Anwendung des Handys sowie des Computers. Telefonieren wird durch SMS schreiben, Musik hören, Fotografieren und Filmen erweitert. Am Computer wird der Internetzugang leichter möglich. Die Schüler/innen sind hauptsächlich in OnlineCommunities zu finden. Auszüge aus den Interviews: Wiener Schüler/innen 1. Interview: Lehrerin (L1), Schüler 13 (M1), Schülerin 13 (W1) L1: Und wozu benutzt du, Sahra, das Handy in der Hauptsache? W1: Zum Telefonieren, SMS schreiben, Fotografieren, Musik hören, Internet L1: Und du? M1: Ja, auch. L1: Und wie ist das mit den Kosten vom Handy? Wer zahlt das? M1: Wenn meine Freiminuten weg sind vom Telefonieren, und ich telefonier noch weiter und da kommt dann die Oberrechnung und die Probleme mit der Mutter und so L1: Gibt’s Diskussionen diesbezüglich? W1: Ja. M1: Ich kenn einen, der schon über 4000 geschröpft hat 2. Interview: Lehrerin (L2), Schülerin 10 (S). L2: Erzähl einmal, was tust du im Internet? S: Im Internet schau ich zum Beispiel, wenn ich eine Hausaufgabe mal was hab, was ein Quadrat zum Beispiel ist – weiß ich zwar, aber ich sagt jetzt einmal, oder ich such mal im Internet die Daniela Katzenberger was mich grad über sie interessiert, weil ich sie gerad im Fernsehn gesehn hab, da schau ich halt auf da Daniela ihrer Seite und so; ich geh dann sehr oft ins Internet, auf facebook und so, das darf ich zwar noch nicht, da bin ich noch zu jung, und da hat er mir dann alles gezeigt 3. Interview: Lehrerin (L2), Schüler 8 (S) L2: Du fotografierst, was zum Beispiel, oder wen? S: Wenn ich zum Beispiel in ein Museum gehe, oder so, oder wenn es gerade lustig ist L2: Lustiges Benehmen, in der Schule zum Beispiel? S: In der Schule dürfen wir das ja nicht. 20 4. Interview: Lehrerin (L1), Schüler 9 (S) L1: Ok, und was machst du am meisten mit dem Handy? S: Also, ich tu meisten Musikhören mit dem Handy, und Spiele spielen L1: Mhm. S: SMSn, na, das habe ich gesperrt, weil ich damit Probleme gekriegt hab. L1: Aha, da gibt’s Mehrwertsmsn S: Ja, Mehrwertsmsn habe ich bekommen, und seitdem haben wir des gesperrt, und da hab ich dann trotzdem welche bekommen, und deshalb sind jetzt alle SMS gesperrt Salzburger Schüler/innen W1: Wir begrüßen Sie sehr herzlich. Wir sind eine Schülergruppe der 4c der HS Hof bei Salzburg. Wolfgang: I hab ghört, ihr habt‘s in der dritten Klass im ersten Halbjahr a Projekt gmacht übers Internet und die Gefahren. Kennt‘s ma da a bissl was erzählen, weil da war i nu ned da? Lisa: Ja, da warn zwoa Leit da, zwoa Tag da, und de haben uns über de Gefahren im Internet informiert. Josef wie wichtig ist dir der Umgang mit PC-Spiele? Josef: Sehr wichtig, es ist ein guter Zeitvertreib und es ist lustig. Lisa: Sabine, wie wichtig ist dir der Umgang mit PC-Spiele? Sabine: Also, ich spiele eher selten, und der Umgang ist mir auch nicht so wichtig. Lisa: Gibt’s da irgendwelche Gefahren im Internet oder beim Spielen? W2: Ja, zum Beispiel wann ma sich bei Facebook anmeldet und seine persönlichen Daten hergibt, dann is es sehr gefährlich, weil des Internet vergisst nix. Wolfgang, bist du in irgendan Netzwerk? Wolfgang: Ja, auf Facebook. Lisa, bist du in an Netzwerk und wan ja in welchem? Lisa: Ich bin auch in Facebook Wolfgang: Gibt’s da irgendwelche Gefahren im Internet? W2. Ja, wann ma a email öffnet, a unbekannte, da kann ma Viren aufn Rechna kriagn. W3: Und zum Beispiel Cyber-Mobbing, oda ma kann a auf kostenpflichtige Seitn kema, des is dan a bled. Lisa: Flo hast du ein Handy? Flo: Nein! Lisa: Hättst du gern ans? Flo: Ja, das i mehr mit Freunde telefonieren kann und SMS schreiben. W2: Lisa, hast du a Handy? Lisa: Ja. Ich film öfters meine Freunde und des Video, was i mach stell i dan ins Internet. W1: Also, i mag des selba ned so gern, wann ma mi filmt, weil i was dann ned was de Person mit dem Video macht. Wolfgang: Danke für die Informationen und i werd jetzt bessa aufpassn im Internet. 21 Interviews mit oberösterreichischen Schüler/innen: ZIB - Hagenmühle Interview 2: Lehrerin (L), Dominik (S) L: Dominik, du hast sicher ein Handy. S: Ja. L: I tat jetzt gern von dir wissen, was dein Handy alles kann und was du persönlich mit deinem Handy so machst. S: Ja, mein Gott i kann SMS schreiben, i kann ins Internet gehen, i kann Musik aspün, i kann a ganz normal am Handy Spiele spün, aba des mit de Spiele eher weniga, i tua sehr oft Musik hörn, ja und SMS schreiben tua i a oft, und anrufn a hoit, L: Also da is dann glei mei nächste Frage: Wie viel Zeit verbringst du jetzt mit deinem Handy, wenn du bist im Internet? S: Ähh. L: Wenn du dich selbst einmal einschätzt, wie lange… S: Wann i mi jetzt selbst einschätzn darat, dann eigentlich ja manchmal unterschiedlich, i man am tagsüber… L: Ja geht des jetzt dasd sagst a halbe Stund, a Stunde? S: Ja so zwa Stunde in etwa, aba a mehr halt, am Tag. L: Gibt’s a Zeit, wo du dei Handy einmal ausgeschaltet hast? S: Na eigentlich fast nie, außer wann da Akku la is. L: I hab‘ von dir schon gehört, du bist bei Facebook – bist du noch bei anderen Communities dabei außer Facebook? S: Ja, youtube. L: Youtube, gibt’s da Unterschiede, i kenn mi da ned so aus? S: Ja, a Unterschied zwischen Youtube und Facebook is des, im Youtube, da han Video Musik drinnen, ja und ma kann a, wann man angemeldet ist bei Youtube, kann ma a von sich selba Videos machen und einistelln, und facebook is a Seitn da kannst mit Freind chatten, du kannst a Spiele spielen, kannst Bilder von dir aufispeichern, L: Ok, gut, welches von den Medien kannst du da jetzt bei dir da in der Arbeit, in an Projekt verwenden? S: Ja in da Fruah im Internet, und wann i zum Beispiel auf Arbeitssuche, dann kina ma a, dann gibt’s da a a Seitn, wo ma a AMS, wo ma a nach Arbeit suchen kann, und eventuell a ehrlich suchen, das ma da amal die Telefonnummer aussa sucht oda a eventuell dort amol a anruft und dann a amol schnuppern geht. L: Und du verwendest des? S: Ja, i man bis jetzt hab is zwar nu ned verwendet, aba i wird‘s amal versuchn L: Ok, danke schön Dominik. S: bitte 22 Workshops Let’s go facebook Herr DI (FH) Bernhard Füchsel begleitete unsere meist ersten Schritte in die Welt des Facebook. Nach seiner Matura an der BHAK Rohrbach studierte Herr Füchsel „Engineering für Computer-Basiertes Lernen“ an der FH Oberösterreich, Campus Hagenberg. Seit 2008 arbeitet er als Medientechniker bei der Education Group GmbH. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Media-On-Demand sowie Mediengewalt. Schüler/innen sind in Facebook unterwegs, Lehrende kennen es oft nur vom Hörensagen. In diesem Workshop legen die Teilnehmer/innen ihre eigenen Profile an und lernen das Soziale Netzwerk mit seinen Vor- und Nachteilen kennen. Es wird am iPad gearbeitet. Let´s go Facebook Da saßen wir nun mit unseren iPads – einige mehr, die meisten aber eher weniger erfahren mit der Welt des Facebook. Mit viel Geduld begleitete Herr Füchsel unsere ersten Schritte der Anmeldung und des Erstellens unserer Profile. Wir legten fest, was andere Benutzer an Informationen über uns einsehen können, was wir zum Beispiel nur unserem „Freundeskreis“ zugängig machen wollten beziehungsweise was überhaupt nur von uns selber einsehbar sein sollte. Mit diesem Schritt stießen wir auf die wahrscheinlich größte Stärke von Facebook, die auch gleichzeitig seine größte Schwäche ist, wenn man nicht verantwortungsvoll damit umzugehen weiß. Facebook bietet die Möglichkeit, mit einer großen Anzahl von (ausgesuchten) Menschen auf unkomplizierte Weise in Kontakt zu treten. Es ist als Medium der Kommunikation so gut und so schlecht, wie wir als User damit umgehen. Und es gilt auch: So viele Schutz- und Sicherheitsmöglichkeit wir auch wahrnehmen - bei der Firma Facebook bleiben unsere Daten erhalten. Für Jugendliche ist Facebook unter anderem wohl auch ein Mittel, sich von den Erwachsenen abzukapseln. Ihr Bedürfnis nach sozialen Kontakten wird abgedeckt, in Facebook ist immer etwas los. Allerdings findet auf Facebook kaum eine tiefere Auseinandersetzung mit einer Thematik beziehungsweise mit sich selbst statt. Im Gegensatz zu Youtube, das für Musik und Videos benützt wird, werden auf Facebook eher Fotos und Texte gestellt. Auch für ein „gemeinsames“ Erledigen von Hausübungen leistet Facebook den Schülern – zumindest von ihrer Warte her gesehen – gute Dienste. Wer allerdings nicht „dazugehört“, der kann auch bittere Erfahrungen mit und durch Facebook machen. Facebook ermöglicht es, die ungeheuerlichsten Dinge über Personen zu veröffentlichen, ohne dass diese einen Einblick oder Reaktionsmöglichkeiten haben. 23 Umso deutlicher wurde die Wichtigkeit einer schon im Vorschulalter beginnenden Medienerziehung und einer gründlichen Information über Sicherheits- und Schutzmöglichkeiten in den digitalen Kommunikationsforen, spätestens am Beginn der Sekundarstufe. Auch eine gute Information der Eltern erscheint unerlässlich. Schule muss mit diesen neuen Sozialisations- und Kommunikationsformen einfach rechnen und dafür offen sein. Die technische Kompetenz muss bei den BBP über eine einfache Grunderfahrung mit den einzelnen Medien nicht hinausgehen. Die Frage, ob man als BBP in Facebook oder anderen Foren angemeldet sein sollte, wurde diskutiert und blieb offen. Wichtiger scheint es, auch immer wieder die ganze Vielfalt an Kommunikationsformen aufzuzeigen, vor allem auch diejenigen, welche einen tiefergreifenden Beziehungsaufbau ermöglichen. Für die Teilnehmer/innen an diesem Workshop war vor allem die konkrete Einsicht in diese Lebenswelt der Jugendlichen – mit all der Freude am unkomplizierten Smalltalk – eine wichtige Erfahrung. Cybermobbing DIin Barbara Buchegger studierte Landschaftsplanung an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Seit Beginn der 90er-Jahre beschäftigt sie sich mit virtuellen Räumen beziehungsweise damit, wie sich OnlineCommunities und Personen in diesen Räumen verhalten. Seit 1997 entwickelt sie E-Learning-Angebote im universitären Bereich und im Umfeld der Erwachsenenbildung. Auf der Suche nach der Möglichkeit von Kursen, die wenig technische Ressourcen benötigen, entwickelte sie gemeinsam mit Kollegen die Methode des „kooperativen E-Learnings" und setzt diese erfolgreich in unterschiedlichen Settings um. Dazu zählen auch die Einführung in Organisationen, die Entwicklung von Curricula, die Evaluation von E-Learning-Angeboten. Die Aus- und Weiterbildung von Lehrenden, die E-Learning umsetzen möchten, ist derzeit ein spezieller Arbeitsschwerpunkt. Dabei wird besonderer Wert auf E-Moderation gelegt, da dies für Lehrende meist die größte Herausforderung ist. Barbara Buchegger arbeitet darüber hinaus auch als Moderatorin und Organisationsentwicklerin bei team consult wien und ist Mitarbeiterin bei saferinternet.at. Frau DIin Barbara Buchegger bearbeitete in diesem Workshop das Thema „Cybermobbing“, das leider im Trend ganz stark nach oben zeigt. Ausgehend von der Begriffsdefinition über die verschiedenen Ausprägungen, die Besonderheiten dieser Form des Mobbings und den Möglichkeiten im Rahmen der Gesetze dagegen einzuschreiten, spannte sich der Bogen in diesem Workshop. Ein Zehntel aller Jugendlichen kommen irgendwann einmal mit Cybermobbing in Berührung, so zeigen Studien (z.B. EU-Kids-Online 2010). In diesem Workshop 24 wurde auf folgende Fragen eingegangen: Was ist Cybermobbing? Wie kann ich es frühzeitig erkennen? Welche Möglichkeiten der Prävention gibt es? Wie kann die Schule ihre Schüler/innen im Anlassfall unterstützen? Was ist Cybermobbing? Cybermobbing ist das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen von Personen im Internet oder mit dem Handy – meist über einen längeren Zeitraum. Verschiedene Formen von Cybermobbing: Mobbing Bullying – jegliche Form wiederholter, verbaler, psychischer oder körperlicher Belästigung durch einzelne oder mehrere Personen Stalking - jemanden beharrlich verfolgen Grooming - Anbahnung sexueller Kontakte Happy Slapping - Filmen und Verbreiten von Übergriffen Beschimpfungen und Beleidigungen Drohungen und Erpressungen sexuelle Belästigungen und unangenehme Anmachen Veröffentlichung gefälschter, intimer oder peinlicher Fotos Verbreitung von persönlichen Informationen oder Gerüchten Ausschluss aus Computerspiel-Teams oder von Freundeslisten Identitätsdiebstahl Die Besonderheiten von Cybermobbing im Vergleich zu den herkömmlichen Mobbingformen sind: Inhalte verbreiten sich rasch und an ein großes Publikum und sind oft nicht mehr zu entfernen. Cybermobbing endet nicht mit Schulschluss und macht auch vor den eigenen vier Wänden nicht Halt – es sei denn, man nutzt in seiner Freizeit kein Handy oder Internet. Menschen, die andere online mobben, tun dies oft (scheinbar) anonym. Deshalb sinkt bei den Täter/innen/n die Hemmschwelle, weil sie den Opfern nicht in die Augen sehen müssen. Wichtig für Pädagog/en/innen und Eltern ist, dass man Jugendlichen klarmacht, dass Cybermobbing kein Kavaliersdelikt ist, und dass es im Gesetz dazu auch klare Regelungen gibt, nach denen Verstöße dagegen geahndet werden. Folgende Straftatbestände in Zusammenhang mit Mobbing sieht das Gesetz vor: Nötigung (§ 105 StGB) Beharrliche Verfolgung („Anti-Stalking-Gesetz“) (§ 107 a StGB) Üble Nachrede (§ 111 StGB) Beleidigung (§ 115 StGB) Datenbeschädigung (§ 126 a StGB) 25 Kreditschädigung (§ 152 StGB) Pornographische Darstellung Minderjähriger (§ 207 a StGB) Verleumdung (§ 297 StGB) Weitere Möglichkeiten der Strafverfolgung nach dem Urheberrechtsgesetz, dem Mediengesetz und dem Jugendschutzgesetz sind möglich. Aufgabe der Lehrer/innen ist die Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen für diese Thematik, da die Unwissenheit darüber leicht zu einem Konflikt mit dem Gesetz führen kann. Im Workshop wurden verschiedene Möglichkeiten erörtert, was Lehrer/innen tun können, wenn sie mit solchen Fällen konfrontiert werden. (Bildtext im Inhalt enthalten) Frau Buchegger verwies auf die Plattform www.saferinternet.at, die viele Materialien zum Thema als Download bereithält. Eine Reihe von weiteren Internetadressen mit Arbeitsunterlagen für Pädagog/en/innen wurden bekannt gegeben, sowie Anlaufstellen zur Beratung und Hilfestellung im Bedarfsfall. Beratungsstellen speziell für die Schule: Schulpsychologischer Dienst und Bildungsberatung: www.schulpsychologie.at Liste der schulpsychologischen Beratungsstellen in den einzelnen Bundesländern: www.schulpsychologie.at/download/beratungsstellen.pdf Weiße Feder – Gemeinsam gegen Gewalt: www.gemeinsam-gegen-gewalt.at Im Bereich „Partner“ finden Sie eine Auflistung an Initiativen, die zum Thema Gewaltprävention mögliche Ansprechpartner sein können. Bundeskanzleramt: www.frauen.bka.gv.at 26 Im Bereich „Publikationen zum Download“ finden Sie die Broschüre „Geschlechtssensible Angebote zur Gewaltprävention im schulischen Bereich“ mit ausführlichen Informationen zu Referent/en/innen zum Thema Prävention von Gewalt und sexueller Gewalt. Speziell für Eltern: Familienberatungsstellen: www.familienberatung.gv.at/beratungsstellen Familienberatungsstellen in ganz Österreich stehen ihnen bei Erziehungsfragen zur Seite. In einer Reflexion über die verschiedenen Zugänge zum Umgang mit diesem Thema wurden die Diskussionsbeiträge noch einmal zusammengefasst. (Bildtext im Inhalt enthalten) Weitere hilfreiche Beratungsstellen neben saferinternet.at finden Sie im Anhang. Musik und Youtube Der Workshop wurde von DI Martin Kneidinger geleitet. Herr Kneidiger wurde in Linz geboren, maturierte am 1.BRG Fadingerschule in Linz, studierte Elektrotechnik/Regelungstechnik mit Spezialisierung Lasertechnik an der TU Wien. Herr Kneidinger arbeitete 11 Jahre im Bereich Training und Seminarentwicklung bei Frequentis (Systeme für 27 Sprach- und Datenkommunikation) in verschiedenen Ländern. Seit 2010 ist er im Bereich Training und technisches Consulting, Technologische Aspekte, Social Networks und Security als Schwerpunkte im Bereich von Safer Internet selbstständig tätig. Musik aus dem Netz und im Netz – dies ist immer eine der liebsten Beschäftigungen von Jugendlichen im Internet. Musik wird aus dem Netz runtergeladen, aber auch selbst zusammengemixt und mit eigenen Filmen zusammengestellt. Rechtliche Aspekte rund um das Urheberrecht, kreative Einsatzmöglichkeiten im Internet werden in diesem Workshop vorgestellt. Youtube, die größte Videoplattform der Welt, lädt jeden Tag eine Unzahl von Menschen dazu ein Clips hochzuladen, Musik zu hören oder Freunde auf bestimmte Videos aufmerksam zu machen. Mehr als eine Milliarde Videos werden täglich angeklickt. Gerade Jugendliche nützen dieses Medium sehr. Sie laden sich mit Programmen wie „Youtube to Mp3 Converter“ Musik aus Youtube herunter. Der Download von Inhalten im Netz ist eine Grauzone. Eine Privatkopie ist rechtlich nur von legalen Exemplaren ohne Umgehung des Kopierschutzes erlaubt. Wird diese Kopie jedoch im Internet verbreitet, macht man sich strafbar. Rechtsverletzungen können durch den Rechteinhaber geklagt werden. Kommt es zu einer außergerichtlichen Einigung, kann das einige tausend Euro kosten. Eine weitere bekannte und von Jugendlichen viel genutzte Website, über die Filme und Serien die von anderen Benutzern anonym verlinkt wurden - kostenlos konsumiert werden können, ist kino.to. Allerdings ist zu bedenken, dass der Abruf copyrightgeschützter Inhalte in einer bislang strafffreien rechtlichen Grauzone angesiedelt ist. Von Konsumentenschützern wird kino.to als eine „der schlimmsten Abo-Fallen im Web“ bezeichnet. Allerdings muss man nicht immer im Graubereich arbeiten. Es gibt sehr wohl genügend Websites auf denen man legal Musik hören kann. Am 15.11.11 startete das Internetportal Spotify in Österreich (http://diepresse.com/home/techscience/internet/708515/Spotify-startet-in-Oesterreich_15-Millionen-Songsgratis?from=suche.intern.portal). Hier gibt es über 15 Millionen Songs zum Anhören. Aber nicht nur dieser Anbieter ermöglicht es den Nutzer/n/innen legal Musik zu hören. Weitere wichtige Vertreter der Online-Streamingmusik sind Simfy und Grooveshark. Streamingdienste bieten Nutzern die Möglichkeit, Musik rasch und einfach kennenzulernen. Durch den großen Fundus an Tracks bei den meisten Plattformen sind oft auch recht obskure Werke auffindbar. Viele Dienste sind entweder nur über den Browser oder als PC-Software verfügbar. Für die mobile Nutzung am Handy muss gezahlt werden. Letztere bietet aber Nachteile. Gibt es keine Offline-Funktion, ist man der Netzabdeckung der Mobilfunker ausgeliefert. Außerdem fällt pro Song Datenvolumen an, das verbraucht wird. Je nach Tarif werden die Pakete damit recht schnell erschöpft. Im Anhang ist eine Liste mit den gängigsten Anbietern zu finden. 28 Zusammenfassend berichteten die Teilnehmer/innen dieses Workshops, dass die Nutzung von Youtube - wie bei den anderen digitalen Medien auch - Chancen und Gefahren mit sich bringt. Die Bedeutung der Eigenverantwortung ist den Jugendlichen, Eltern, Nutzer/n/innen zu verdeutlichen. Festgestellt wurde auch, dass dieses Medium einen leichten Zugang zu einer großen Auswahl von Informationen in allen Sparten bietet. Man ist schnell „up to date“, da vieles sehr schnell offengelegt wird und einem großen Publikum zur Verfügung steht. Dabei ist aber zu hinterfragen, wer hinter einem Beitrag steht. Außerdem ist zu bedenken, dass man sich oft auf einer Gratwanderung zur Kriminalität befindet (Recht am eigenen Bild, Urheberrecht). Auch möchten die Teilnehmer/innen des Workshops darauf aufmerksam machen, dass man leicht abgelenkt wird und mit einem Klick schnell weiterkommt – auch auf die „dunklen Seiten“ des Netzes. Es geht sehr schnell, dass man vom Harmlosen ins Gefährliche abgleitet. Bei manchen Teilnehmer/innen entstand das Gefühl des Voyeurismus. Detailierte Unterlagen zum Downloaden findet man im Internet. Die dazugehörenden Internetadressen sind im Anhang nachzulesen. Handy in der Schule Dipl. Päd. Christian Gatterer, geb. 1967 in Zwettl, Matura BG Zwettl, Pädagogische Akademie Wien, derzeit Masterstudium "Medien und Bildung". Lehrer (Deutsch, Biologie) dipl. MultiMediaProducer (SAE), Kursautor/Tutor bei e-LISAacademy und Virtuelle PH. Schwerpunkte: mobile learning (Lernen mit Handy/Smartphones), Digitale Bildbearbeitung Die Rolle, die Handys im Alltag von Jugendlichen spielen, und häufig genutzte Anwendungen stehen im Mittelpunkt dieses Workshops. Weiters wird auf kommende Entwicklungen im Bereich der Mobil-Telefonie eingegangen. Rechtliche Aspekte werden erörtert und mögliche Anwendungen im Zusammenhang mit Unterricht überlegt. An Hand einiger Zahlen führte uns Dipl. Päd. Gatterer in die Welt des Handys ein: Weltweit wurden im dritten Quartal 2011 441 Millionen Mobilgeräte (Handys, Smartphones) verkauft. Das bedeutet gegenüber dem gleichen Zeitraum in 2010 eine Steigerung von 42%. Laut einer A1-Studie entscheiden sich 33% der Österreicher für ein Handy auf Grund des Betriebssystems (38% Android, 30% Apple). Offene Betriebssysteme wie Android oder Nokia Symbian sind durch Virenattacken angreifbarer, Apple dagegen ist sehr sicher, besitzt aber eine geschlossene Software. Für alle Betriebssysteme gilt aber: Mit einer geeigneten Software ist Spionage auch bei abgeschaltetem Handy möglich. 29 Die A1-Studie besagt weiter, dass iPhone-User mit ihrem Mobilgerät am zufriedensten sind, Nokia aber die meistgenutzte Handy-Marke ist. Handys werden nicht mehr nur zum Telefonieren, sondern auch zum Versenden von SMS, E-Mails, Instant Messages und zum Posten in Social Media genutzt. 30% der Handy-Benutzer nutzen Social Networks, 10% bereits die Cloud. Den Link zu Cloud Computing finden Sie im Anhang. Eine starke Zunahme wird auch bei der Verwendung von Smart Features (mobiles Internet, E-Mail, Social Media) festgestellt, wobei allgemein ein starker Trend zum Smartphone besteht. 20% der Handy-User nutzen Apps, die meistgenutzte Kommunikationsform (90%) ist aber das SMS. Für 76% der in der A1-Studie Befragten ist das Handy ein ständiger Begleiter in ihrem Alltag, wobei aber auch ein Trend zur bewussten NichtErreichbarkeit festzustellen ist. In der Diskussion über die Studie kamen unterschiedliche praktische Erfahrungen der BBP zur Sprache: Persönliche Gespräche werden oft durch HandyBotschaften oder Internet-Suche zu einem bestimmten Stichwort unterbrochen, Vereinbarungen werden unverbindlich, wenn man jederzeit ein „besseres Angebot“ bekommen kann. Es entsteht auch ein gewisser Druck, immer sofort auf eine Anfrage reagieren zu müssen beziehungsweise sich recht zu fertigen, wenn man es nicht tut. Wichtig erscheint auch hier die Bewusstmachung der Öffentlichkeit der Kommunikation und der bestehenden Sicherheitsrisiken. Ihre eigenen Erfahrungen konnten die Teilnehmer/innen des Workshops auch mit der SMS-Sprache machen, einem Buchstabengebilde, dass weitgehend aus Kürzeln besteht und bei dessen Gebrauch man weder Rechtschreibung noch Grammatik, meist aber Mundart beziehungsweise Jugendsprache beherrschen muss. SMS – Aufsatz in Englisch My smmr hols wr CWOT. B4, we usd 2 go 2 NY 2C my bro, his GF & thr 3 :-@ kds FTF. ILNY, its gr8. My summer holidays were a complete waste of time. Before, we used to go to New York to see my brother, his girlfriend and their three screaming kids face to face. I love New York, it`s great. Bt my Ps wr so {:-/ BC o 9/11 tht they dcdd 2 stay in SCO & spnd 2wks up N. Up N, WUCIWUG – 0. I ws vvv brd in MON. 0 bt baas & ^^^^^. But my parents were so worried because of tht terrorism attack on September 11 that they decides to stay in Scotland and spend two week up north. Up north, what you see is what you get – nothing. I was extremely bored in the middle of nowhere. Nothing but sheep and mountains. 30 Marktforscher haben fünf Handy-Typen identifiziert: 1) Minimalisten (38%) – nutzen das Handy nur für Telefonate 2) Pragmatiker (27%) – das Handy soll vor allem möglichst einfach zu benützen sein 3) Design- und Fun-Orientierte (17%) 4) Always-Connected 5) Business-User 82% der 11- bis 18- Jährigen und 25% der 6- bis 10- Jährigen besitzen ein eigenes Handy. 79% der Befragten nutzen es täglich. Im Alter von durchschnittlich 10 Jahren besitzen Kinder ihr erstes Handy. Laut KIM-Studie 2010 nutzen die meisten Kinder ihr Handy, um ihre Eltern (39%) oder Andere (40%) anzurufen beziehungsweise von ihren Eltern (43%) oder Anderen (43%) angerufen zu werden. Ähnliche Ergebnisse zeigt die Studie bei der SMS-Nutzung. Als Gefahren und Probleme im Umgang mit dem Handy nannte Dipl. Päd. Gatterer das leichte Überschreiten der Grenze zur Gewalt, den dadurch gegebenen emotionalen Kick und sozialintegrative Motive (Ansehen in der Gruppe) dafür; weiters das – manchmal auch unabsichtliche – Nutzen pornographischer Seiten, Posing (aufreizende, intime Bilder), Sexting (Sex + Texting) und Mobbing. Gefahren, die bei häufiger Nutzung gegeben sind, sind das Verschwimmen der Grenze zwischen virtueller und realer Welt, die Suchtgefahr und das Gesundheitsrisiko durch Strahlenbelastung. Eine in der Schullaufbahn möglichst frühzeitige Thematisierung der Gefahren und Probleme wurde von allen Teilnehmer/n/innen als sehr wichtig angesehen. Gesetzliche Regelungen, die sich auf die genannten Gefahren und Probleme beziehen, sind das Anti-Stalking-Gesetz (§ 107a StGB), das Strafrecht (üble Nachrede, Beleidigung, Verleumdung), das Recht auf Wahrung der Privatsphäre, das Recht am eigenen Bild (Urheberrechtsgesetz) und die für die einzelnen Bundesländer unterschiedlichen Jugendschutzgesetze. Zum Abschluss wies Dipl. Päd. Gatterer noch auf Möglichkeiten der Handynutzung im Unterricht hin. Mittels Fotos und Videos seien Inszenierungen von Verhältnissen zur Welt und decodierbare Verdichtung von Weltsichten möglich. Das Handy der Zukunft wird verstärkt Services vom PC übernehmen, wird zu noch größerer Individualisierung beitragen und wird – noch dünner im Format – per Laser-Tasten oder Gesten steuerbar sein. 31 Die dunklen Seiten im Netz Patricia Groiß, BA leitete den Workshop „Die dunklen Seiten im Netz.“ Sie schreibt über sich selbst: Die Arbeit mit lernschwachen Kindern nach meiner Matura zeigte mir auf, dass ich Lernspiele in diesem Bereich entwickeln möchte. Angeeignet habe ich mir die notwendigen Qualifikationen über meinen Abschluss an der FH OÖ, Campus Hagenberg im Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien. Aktuell wird das erworbene Know-How im Masterstudiengang MedienSpielPädagogik an der Donau-Uni-Krems vertieft. Beruflich habe ich mich mit Vorträgen für SaferInternet, das Land Oberösterreich und mein eigenes Unternehmen idea ludendi im Bereich "Sicher im Internet surfen" selbstständig gemacht. Selbstmordgedanken oder Essstörungen – immer mehr Jugendliche holen sich Infos und „Unterstützung“ im Internet. Welche Seiten gibt es? Wie funktionieren diese Communities? Aktuelle Forschungen werden vorgestellt und im Rahmen des Workshops werden gemeinsam entsprechende Vorgehensweisen überlegt. Frau Groiß bearbeitete in ihrem Workshop die besonderen Gefahren im Internet, denen Jugendliche und vor allem Kinder ausgesetzt sind, wenn sie ohne Kontrolle und Begleitung durch Eltern oder Lehrer/innen im Netz surfen. Vor allem das Thema „Sexualität und Pornographie“ birgt eine ganze Reihe von Risiken. Für das Kind beziehungsweise den Jugendlichen treffen drei unterschiedliche Formen der Konsumation beziehungsweise Teilhabe zu: „Content“ – Kind als Rezipient/in: Herunterladen von pornographischen, schädlichen Inhalten „Contact“ - Kind als Teilnehmer/in: Treffen mit Fremden, missbräuchliche Annäherungsversuche „Conduct“ – Kind als Akteur/in: Erstellen und/oder Hochladen von pornographischem Material Wichtig ist auch die „jugendgefährdenden“ Inhalten. Unterscheidung zwischen „illegalen“ und „Content“ - Wie kommen Kinder auf solche Seiten? gezielte Suche nach Pornographie über Suchmaschinen, bekannte Websites,… Zufall YouTube für Pornos Erotik in Zeitungen Pop up Werbung beim Surfen 32 Pornos über Webcams Spam bei Mails Sexseitenaufruf durch Tippfehler Downloads von Videos auf Handys „Contact“ – wie werden Kinder zu Teilnehmer/n/innen? Flirten in sozialen Netzwerken, Chats, … Grooming Reale Treffen „Conduct“ – wie werden Kinder zu Teilnehmer/n/innen? Posing Sexting unerwünschte Anmache, Verletzung des „Rechts am eigenen Bild“,… Verschiedene Formen des Kontaktes von Jugendlichen mit pornographischen Darstellungen im Netz werden aufgezeigt, diskutiert,… Gesundheitsgefährdende Foren im Internet – weitere sogenannte „dunkle Seiten“ des Internets werden vorgestellt: Selbstverletzung Essstörungen Wettbewerbe und Aufstachelungen Selbstmordanleitungen und Aufrufe dazu Politische Aufhetzung Gewaltseiten Suizidforen rechtsextremistische Seiten – arbeiten mit Zahlencodes Abkürzungen, die wiederum bei Jugendlichen Neugierde wecken und Frau Groiß wies auf unterstützende Seiten für Pädagog/en/innen und Eltern im Netz hin, z.B. www.jugendschutz.net, wo auch Informationen zum Vorgehen gegen unzulässige Inhalte zu bekommen sind. In einer Reflexion fassten die Workshopteilnehmer/innen die Inhalte zusammen und erörterten mögliche Vorgehensweisen in der Begegnung mit dem Thema. 33 (Bildtext im Inhalt enthalten) Rechtsextremismus und Neonazismus Wilhelm Lasek ist Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Er arbeitet an den Themenbereichen Rechtsextremismus und Neonazismus. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit rechtsextremen und neonazistischen Aktivitäten im Internet. Das Internet ist heute eines der zentralen Medien für die Verbreitung rechtsextremer und neonazistischer Propaganda. Zusammen mit der Musik, einer eigenen Mode sowie dem Verwenden von Codes und Symbolen ist es ein tragendes Element der neonazistischen Subkultur. Mit seiner Hilfe soll besonders Jugendlichen der Zugang zu dieser Szene erleichtert werden. Der Workshop soll einen Einblick in diese Thematik bringen und auf die Gefahren, die mit diesem Problem verbunden sind, hinweisen. Am Beginn seines Workshops gab uns Herr Lasek einen Überblick über die Entwicklung der rechtsradikalen Szene seit Beginn der 80-er/90-er Jahre. In Österreich federführend war Gottfried Küssel. Dieser gründete die VAPO und wurde 1992 wegen Wiederbetätigung verurteilt. Sein Ziel war die Neugründung der NSDAP. Damals wurden auch vor Schulen Flugblätter und einschlägige Kreuzworträtsel zum Thema „Mauthausen“ verteilt. Mit seiner Verurteilung verschwand der Rechtsextremismus tendenziell. Ende 1999/2000 gab es eine Reorganisation mit 34 neuen Strategien. Juristisch nicht fassbare Organisationsstrukturen, sowie das Internet spielten dabei eine wichtige Rolle. Es bot eine große Möglichkeit von Propaganda, da die Werbungskosten durch billige Gebühren, vor allem in den USA, drastisch gesenkt werden konnten. Ein weiterer Grund die Websites in die USA zu verlegen waren die vielen Verbotsgesetze gegen nationalsozialistische Wiederbetätigung in Europa. In der Verfassung der USA gibt es das Recht auf „Free Speech“. Das heißt unter anderem auch, dass Demos in Naziuniformen erlaubt sind. Das Internet ist global, viele Personen – auch Schüler – kommen auf entsprechende Seiten zum Beispiel bei Hausübungen für den Geschichtsunterricht. Herr Lasek informierte die Teilnehmer/innen seines Workshops auch über einschlägige Internetseiten. Die momentan aktuellste lautet auf den Namen www.alpen-donau.net. Die Finanzierung dieser Homepage verläuft sehr dunkel. Ein Teil wird durch die Organisation „Stille Hilfe“ abgedeckt. Diese Organisation ruft auch zu Sammelaktionen für Kameraden auf, die für ihre Überzeugung im Gefängnis sind. Weitere bekannte Websites sind: „Der Volkstod kommt“ => info „Stolzundfrei“ „Bloodandhonour“ => Musik „Wehrwolff“ In Diskussionsforen hat man oft nur mit Passwort und e-Mailadresse Zugang. Das tun nur wenige, die aber wollen dann entsprechende Informationen. Das Internet ist für die rechtsextreme Szene deshalb auch von großer Bedeutung, weil es neben der weltweiten Informationsverteilung auch den Zugang zu einem großen Versandwesen bietet. Modelabels (Constaple, Thor Steiner,…), Lieder einschlägiger Musikgruppen (Landser, Blood an Honour, Combat 18, Nationalsozialistischer Black Metall = NSBM,…) sind leicht zu finden und auch schnell und einfach zu erwerben. Findet man zum Beispiel auf einer deutschen Website (amazon.de) keine rechtsradikalen Musikgruppen, braucht man nur auf den amerikanischen Server (amazon.com) ausweichen. Auch Internetseiten zum Downloaden von einschlägigen Musikstücken wurden uns präsentiert. Weiters wurden uns ein paar Codes und Symbole, die von Rechtsradikalen verwendet werden, gezeigt. Die am häufigsten verwendeten sind: 88: zweimal H für „Heil Hitler“ (H = Buchstabe 8 im Alphabet) 18: 1 = A, 8= H => Adolf Hitler Aber wir lernten nicht nur Websites mit bedenklichen Inhalten kennen. Herr Lasek zeigte uns auch Internetmusikbörsen, die zum Beispiel mit folgenden Worten „Die Texte von Landser entsprechen nicht unserer Ethik!“ die Verbreitung rechtsradikaler Lieder verweigern. Die rechtsradikale Szene im Internet macht sich auch die sozial networks wie Facebook zu nutze. Mit den Suchbergriffen „nationaler Widerstand Österreichs“, 35 „nationale Jugend“, „Patriotenstammtisch Braunau“ gelangt man unweigerlich zu einschlägigen Einträgen. Um mit diesen Gruppen/Personen in Verbindung zu gelangen, beziehungsweise als „Freund“ akzeptiert zu werden, muss man allerdings von bereits aufgenommenen Mitgliedern vorgeschlagen werden. Herr Lasek wünscht sich von den Betreuungslehrer/innen, Beratungslehrer/innen und Psychagog/en/innen, aber auch von der gesamten Lehrer/innenschaft: Hellhörigkeit und Offenheit, wenn Jugendliche darüber sprechen (wollen) einen kritischen Umgang mit Medien BBP sollen sich Zeit nehmen, wenn diese Thematik auftaucht dass mit Präsenz und Klarheit hingeschaut wird, dabei aber nicht katastrophisiert wird Wertschätzung der Schüler (Diese sollen Bescheid wissen über Musikszene und Codes.) Herr Lasek ist aber auch der Überzeugung, dass Aufklärung und Information allein nicht reichen. Um der rechtsradikalen Szene wirksam entgegentreten zu können brauchen wir im Selbstwert gestärkte Persönlichkeiten. Dies kann unter anderem dadurch gelingen, dass Schüler/innen tragfähige Beziehungen erleben, im Selbstwert gestärkt werden, Erwachsene - insbesondere Lehrer/innen - als entsprechende Vorbilder haben. Dazu ist es notwendig der Thematik mit Offenheit gegenüberzutreten. Sollten Schüler/innen Kontakte in diese Szene haben, ist es wichtig mit ihnen emphatisch zu sein, die eigene Meinung klar zu vertreten, wertfrei zu bleiben, Fehler zuzulassen und aufzuarbeiten – dabei die Kinder und Jugendlichen aber nie an den Pranger zu stellen. Menschlichkeit, Humanität und Toleranz können ein gutes Gegenmittel sein. (Gewalt-)Spiele Der Workshop (Gewalt-) Spiele wurde von Herrn Gerhard Hauser, Herrn Stefan Seidl und Frau Jennifer Berger betreut. Herr Gerhard Hauser, geb. 1977 in Knittelfeld, Studium der Rechtswissenschaften, Karl Franzens Universität Graz Herr Hauser arbeitet seit 2003 als Prokurist bei Skill3D – Events & New Media GmbH. Aktuell ist er für den Aufbau und die strategische Planung der Geschäftstätigkeit der Skill3D GmbH, insbesondere für Finanzbuchhaltung, Personalverrechnung & Controlling in Eigenverantwortung seit Unternehmensgründung verantwortlich. Weiters obliegt ihm die Leitung der Human Resources bei der Skill3D GmbH mit aktuell 15 Mitarbeiter/innen. Ebenso ist er in der Planung und im Business Development im Bereich von Förderungen, Innovationen 36 und Unternehmenszuschüssen tätig. Neben vielen Projektleitungen ist Herr Hauser unter anderem Vorstands- & Gründungsmitglied des elektronischen Sport Verbands Österreich sowie in der Leitung der Sektion Weiterbildung E-Sport Verband Österreich, inklusive Vorträgen und Lehrverpflichtungen an der Donauuniversität Krems, Pädagogischen Hochschule Wien, Medienzentrum Wien, BuPP des Bundesministeriums für Wirtschaft Familie und Jugend, BMUKK tätig. Stefan Seidl, geb. 1981 in Braunau am Inn; Studium der Publizistikund Kommunikationswissenschaft; Erziehungswissenschaft (Universität Wien); Tätigkeiten im eSport Stefan Seidl ist seit dem Jahr 2003 organisatorisch im eSport aktiv. Neben einigen selbst veranstalteten LAN Parties übernahm er auch das Amt als Administrator in der Electronic Sports League (ESL), der größten Online Gaming Liga Europas. Seit 2005 ist er bei Skill3D beschäftigt und übt dort die Funktion des Director of League Operations im Alpenbereich (35.000 aktive Spieler aus Österreich, Schweiz und Liechtenstein) der ESL aus. Mit der Gründung des eSport Verband Österreich übernahm er auch noch zusätzlich das Amt des Sprechers des Competition Boards. Damit ist er für alle vom esvö veranstalteten Wettbewerbe, als Schiedsrichter zuständig. Diese Bewerbe sind: Konsolenstaatsmeisterschaft, eSport trifft Sport, Schulmeisterschaft, et cetera. Er ist ebenfalls mit der Betreuung des österreichischen Nationalteams für die World Cyber Games (WCG) beauftragt und begleitete die Spielerinnen und Spieler zu den Grand Finals (2006: Monza, Italien; 2007: Seattle, USA; 2010: Los Angeles, USA; 2011: Busan, Korea). Durch die Kooperation mit der Bundesstelle für Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen (www.bupp.at) betreut er auch diverse Eltern- und Pädagogen-LANs in technischer Hinsicht. Mag.a Jennifer Berger, geb. 1983 in Wien; Studium der Psychologie und Erziehungswissenschaft (Universität Wien) Jennifer Berger organisiert seit vier Jahren die Tagung F.R.O.G (Future and Reality of Gaming www.bupp.at/frog) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend und der BuPP (Bundesstelle für Postitivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen www.bupp.at), sowie seit zwei Jahren die ComputerspieleInformationsveranstaltung Game City im Wiener Rathaus (www.game-city.at) gemeinsam mit der Stadt Wien und dem Verein wienXtra. Sie hat durch ihre Ausbildung in den Bereichen Erwachsenenbildung und Medienpädagogik (Studium Erziehungswissenschaft) und die jahrelange praktische Erfahrung im familieneigenen Seminarinstitut für Kommunikation und Führung (www.bcs.co.at) sowohl einen theoretischen als auch einen praktischen Zugang zu Workshops mit 37 Lehrer/innen und Pädagog/innen und betreut die Eltern- und Pädagogen-LANs des esvö mit viel Herz und persönlicher Überzeugung. Sie fragen sich schon lange, was ihr Kind macht, wenn es sich in ein Computerspiel vertieft? Sie würden gerne darüber reden können, sich mit dem Thema einmal selbst auseinandersetzen? Erfahren Sie im Workshop, was Spiele so faszinierend macht und probieren Sie es selbst aus. Der Workshop gliedert sich in „Einführung & Medientheorie“: Warum sind Spiele so populär und faszinierend? Wo liegt die Vielfalt? Was ist der magische Kreis? Gewalt und Spiele? Sucht? Anwendungsmöglichkeiten und Mehrwerte und „Praktische Teile“: Genres und Grundinformationen - Rennspiel: Trackmania Nations und First Person Shooter: Counterstrike Theoretischer Teil Computer(spielen) – Einführung und theoretische Aspekte von Im Einführungsteil stellten sich die Vortragenden und Workshopbegleiter/innen vor und beschrieben kurz ihren Background. Anschließend wurden die Grundzüge von „Spielen und Spielerlebnis“ analysiert und mit dem breiten Feld der Computerspiele verknüpft. Nachdem die Frage geklärt war, ob Computerspiele Spiele sind und das erste praktische Spielerlebnis im Genre „Rennspiele“ generiert wurde, führte ein zweiter Theorieteil in die Themen Altersgrenzen und Altersempfehlungen, sowie Kommunikations- und Kooperationsaspekte im Genre „First Person Shooter“ ein, um diese anschließend selbst zu erleben. Praktischer Teil und persönliche Reflexion Der praktische Teil des Workshops beschäftigte sich mit den persönlichen Erlebniswelten von Teilnehmer/innen und ermöglichte es, in einem geschützten Umfeld und mit versierten Spielleiter/n/innen, eigene Erfahrungen im Bereich Computerspiele zu machen. Dabei wurden die Spielgenres „Racing“ und „First Person Shooter“ gewählt um einen Überblick zu gewähren und den Bogen zu den medientheoretischen Inhalten zu spannen. Neben dem Spielerlebnis stand dabei auch die Reflexion im Vordergrund und die Teilnehmer/innen reflektierten in gemeinsamer Diskussion mit den Vortragenden Gefühle, Problematiken und praktische Ansätze für ihre tägliche Arbeit. Dabei sollte der persönliche Zusammenhang und die Analyse des Erlebten mit den theoretischen Inhalten analysiert und besprochen werden. 38 Informationen und Abläufe zu den praktischen Teilen: Racing Spielprinzip Übersicht der Variationen „Fun Racer“ und „Simulation“ Praktischer Teil Trackmania Nations Forever Free Game herunterzuladen auf http://store.steampowered.com/app/11020 Bewegung & Steuerung/Optimierung & Serverprinzip Gemeinsames Rennen aller Teilnehmer/innen Counterstrike 1.6 Spielprinzip & Geschichte Bewegung & Steuerung Kommunikation & Teamplay Durchführung eines Standardspielzuges als Angreifer gegen den Computer Verfeinerung und Erweiterung dieses Spielzuges durch Equipment- und Gameplayvariationen schematische Erklärung der Komplexität anhand von Übersichten, Mapanzahl, Spielzugvariationen (Power Point) 39 Studie: „Schule-Medien-Gewalt“ Mag. Axel Maireder ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Neben seiner Dissertation, die sich mit Praktiken und Prozessen der Verbreitung von Nachrichten im Internet auseinandersetzt, arbeitet er zu Gebrauch und sozialer Aneignung von IK-Technologien, insbesondere Social Media, sowie Digital Literacy. Von 2007 bis 2010 hat er an zwei vom BMUKK finanzierten und von Prof. Thomas A. Bauer geleiteten Forschungsprojekten gearbeitet – einerseits zur Praxis der Internetnutzung von Jugendlichen im Kontext von Schule und andererseits zur medialen Gewalt. Die Ergebnisse eines dieser Projekte, veröffentlicht unter dem Titel „Jugendliche, digitale Medien und Gewalt“, stellte Mag. Maireder in seinem Vortrag vor. Gearbeitet wurde bei diesem Projekt in zwei multimethodischen 5-StundenWorkshops mit sechs Gruppen zu je 10 – 12 Jugendlichen. Der erste Teil des Projektes trägt den Titel „Cybermobbing – Gewaltpraktiken & Social Network Media“. Zu Beginn ging Mag. Maireder auf den Begriff „Cybermobbing“ näher ein. Kennzeichnend dafür sei vor allem, dass es sich dabei um wiederholte aggressive oder feindselige Botschaften handle, mit denen beabsichtigt Leid zugefügt werde. Er unterschied acht Formen von Mobbing: Beschimpfung Belästigung Denunziation Identitätsraub Rufschädigung sozialer Ausschluss Stalking Androhung physischer Gewalt Als bevorzugtes Mittel sozialen Ausschlusses bezeichnete Mag. Maireder die Exklusion auf den Friendslists diverser Internetforen. Problematisch bei diesen Foren sei auch, dass jede Beschimpfung, jede beleidigende Anrede sofort öffentlich werde und nicht im Freundeskreis bleibe. Auch Lehrer, Trainer und Familienangehörige seien ja oft in den Foren angemeldet. Eine Selbstdarstellung, die auf Jugendliche positiv wirke, werde von Erwachsenen oft ganz anders wahrgenommen. Ein soziales Netzwerk konnte auch schon in vergangenen Zeiten (zum Beispiel im Nationalsozialismus) als Zeuge von und Ressource für 40 Gewalthandlungen fungieren. Die digitalen sozialen Netzwerke vervielfachen diese Möglichkeiten. Andere als die angegebenen Personen können die Kontrolle über ein Profil übernehmen, eine Gesamtidentität oder auch Teile einer Identität können gefälscht werden. „Hacken“ ist nicht nur Sache einiger weniger Profis, sondern weit verbreitet. Bei der Vermittlung von Emotionen gibt es in den Internetforen klare soziale Normen und Codesysteme. Solche Normen besagen zum Beispiel dass Probleme eines Einzelnen nicht von Interesse sind, oder dass es out ist, kreative Ideen zu kopieren. Der Bruch solcher sozialer Normen wird mit Denunzierung, Exklusion oder Ähnlichem sanktioniert. Soziale Codesysteme sind zum Beispiel unter den Jugendlichen bekannte Songs. Experimente mit Grenzen oder Spiele mit Sprache schaukeln sich in den digitalen Medien schnell hoch und werden so unkontrollierbar. Das Ergebnis: Verbale Gewalt schlägt in Extreme aus, destruktive Hierarchien entstehen. Durch die räumliche Distanz ist die physische Reaktion des Gegenübers nicht erkennbar und der Schutz vor emotionaler Involvierung gewährleistet. Durch das Fehlen von Mimik und Tonalität sind Missverständnisse leichter möglich. Durch die zeitliche Distanz ergibt sich eine Lücke zwischen der erwarteten und der tatsächlichen Reaktion. Auch das kann zu Missverständnissen führen. Mit zeitlichem Abstand können die eigenen Emotionen und Reaktionen besser kontrolliert werden, was sowohl zur Eskalation als auch zur Deeskalation eines Konfliktes beitragen kann. In der Lebenswelt der Jugendlichen sind die Prozesse innerhalb und außerhalb der digitalen Räume komplett verknüpft. Die Struktur der „Friendslist“ beeinflusst Identitätsmanagement und Status auch außerhalb medienvermittelter Kommunikationsräume. Als Ort der Aussprache und der Versöhnung wird Schule Social Media vorgezogen: Entschuldigung braucht Authentizität. Im zweiten Teil des Projektes, der aus Zeitgründen nur mehr kurz gestreift wurde, ging Mag. Maireder auf „Gewaltspiele im Spannungsfeld von Identitätsfindung, Selbstbehauptung und sozialer Anerkennung“ ein. Gewaltspiele werden auch von Jugendlichen sehr unterschiedlich beurteilt. Bedeutend sind sie für Jugendliche als Teamwettbewerb, als individuelle Herausforderung, als Statussymbol, als Zeitvertreib, als Kompensation und als Kommunikationsplattform. Unter Jugendlichen, die sich sehr häufig mit Gewaltspielen beschäftigen, spielen sich starke soziale Prozesse ab. Dabei geht es um kommunikative Logik, soziale Rollen und Hierarchien und auch um soziale Verantwortung und Fairness. 41 Im dritten und letzten Teil des Projektes geht es um Gewaltvideos, deren Formen und Grenzen, und um die Faszination für Gewaltdarstellungen. Verschiedene Altersstufen von Jugendlichen reagieren unterschiedlich auf Gewaltvideos: Während 13-/14- Jährige den Fokus eher auf die einzelne Szene, auf die Darstellung der Gewalt richten, haben 16-/17- Jährige eher die ganze Erzählung in ihrer Logik im Blick. 13-/14- Jährige sind eher emotional und physisch in die Handlung involviert, während 16-/17- Jährige zum Teil mit Langeweile und Ignoranz reagieren. Für beide Altersgruppen gilt, dass Gewaltrezeption durchaus im Rahmen des Auslotens von Grenzen gesehen werden kann. Zum Abschluss plädierte Mag. Maireder für einen stärkeren Fokus von Schule auf Medien- und Selbstkompetenz der Jugendlichen. Mit diesen beiden Schwerpunkten können Jugendliche auch mit einer gewissen Gelassenheit in die Welt der digitalen Medien begleitet werden. Podiumsdiskussion Teilnehmer/innen: Mag. Axel Maireder, DIin Barbara Buchegger, M.Ed. Dipl.-Päd.in Eveline Auzinger, Dipl.-Päd.in Elisabeth Trentinaglia Abbildung 2: von links nach rechts - Mag. Axel Maireder, DIin Barbara Buchegger M.Ed., Dipl. Päd.in Eveline Auzinger, Dipl. Päd.in Elisabeth Trentinaglia Ein erster Schwerpunkt der Diskussion war die berechtigte Erwartung von Eltern an die Schule, Kompetenz im Umgang mit den digitalen Medien zu vermitteln. Frau DI in Buchegger und Herr Mag. Maireder ermutigten, das Thema in der Beratung immer wieder anzusprechen. Es reiche dazu ein einfaches Grundwissen auf technischem Gebiet. Schüler/innen seien ja nur zu gern bereit, uns an ihrer diesbezüglichen Kompetenz teilhaben zu lassen. Unsere Kompetenz als BBP sei es vor allem, problematische Themen wie zum Beispiel die Öffentlichkeit der digitalen Medien anzusprechen und den Schüler/n/innen zu helfen, ihre Erfahrungen kritisch zu reflektieren. 42 Aus diesen Überlegungen ergab sich bald die grundsätzliche Fragestellung: Wie muss sich Schule verändern, um die Schüler/innen da abzuholen, wo sie in unserer digitalen Welt heute stehen? Es wurde betont, dass Schule sich verstärkt die Frage stellen müsse, was unsere Kinder wirklich beschäftigt. Es müsse gelehrt werden, Informationen richtig einzuschätzen und sich effektiv Wissen anzueignen. Lehrer/n/innen komme dabei immer weniger die Rolle des/der Wissensvermittler/s/in als vielmehr die des/der Begleiter/s/in im Wissenserwerb zu. Auch die große Bedeutung der Elternarbeit wurde betont. Gerade beim Thema „digitale Medien“ sei ein dialogisches Lehren und Lernen wichtig. Es stelle sich die Frage, wie sehr unsere Schulstrukturen sich verändern müssen, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Gegen Ende wurde noch die Suchtgefahr im Umgang mit digitalen Medien thematisiert. Diese sei im Laufe der Veranstaltung zu wenig angesprochen worden. Mag. Maireder berichtete, dass Schüler ein Gespür für die Suchtproblematik haben und sie durchaus als Gefahr gesehen werde. Er plädierte dafür, dass von Eltern einhaltbare Regeln vereinbart werden sollten und meinte, dass es auch die Aufgabe der Eltern sei, manchmal die „Bösen“ zu sein. In der Schule sei es sinnvoll, zum Thema Sucht mit ganzen Klassen präventiv zu arbeiten. In der Schlussrunde ermutigte DIin Buchegger die Teilnehmer/innen, die digitalen Welten auch aus eigener Erfahrung kennenzulernen. Mag. Maireder plädierte für ein Zusammendenken der virtuellen und der sozialen Welt der Jugendlichen. Dipl. Päd.in Auzinger ermutigte uns, die Lehrerkollegen/innen dabei zu unterstützen, ihren Blick zu weiten, Neues zu wagen,… und Dipl. Päd.in Trentinaglia meinte schließlich zum Abschluss, die Enquete habe sie zu einem lockereren Zugang zur Thematik ermutigt. Es gäbe offensichtlich auch kontroversielle Zugänge und der eigene Standpunkt sei immer wieder neu zu suchen und zu finden. Abbildung 3: von links nach rechts - Walter Metzler, Elisabeth Hirnschal, Maria Schütz, Elisabeth Nöhammer, Heidi Tengg, Susanne Koller, Mathilde Brunmayr-Stockinger, Elisabeth Trentinaglia 43 Anhang Jugend-Medien-Studie 2011: Gemeinsam in die Bildungszukunft www.edugroup.at www.bimez.at Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung, Dipl. Päd.in Auzinger Eveline Patzlaff, Rainer; Der gefrorene Blick: Physiologische Wirkung des Fernsehens und die Entwicklung des Kindes; Freies Geistesleben Patzlaff, Rainer; Medienmagie – oder die Herrschaft über die Sinne; Freies Geistesleben Patzlaff, Rainer; Kindheit verstummt – vom Verlust der Sprache; Freies Geistesleben Spitzer, Manfred; Vorsicht Bildschirm! Elektronische Medien, Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft; Deutscher Taschenbuch Verlag Bauer, Joachim: Warum ich fühle, was du fühlst: Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneuronen; Heyne Verlag Bauer, Joachim: Das Gedächtnis des Körpers – Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern; Piper Verlag Hüther, Gerald: Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn; Vandenhoeck & Ruprecht Hüther, Gerald: Die Macht der inneren Bilder – Wie Visionen das Gehirn, den Menschen und die Welt verändern; Vandenhoeck & Ruprecht Bergmann, Wolfgang/Hüther, Gerald: Computersüchtig – Kinder im Sog der modernen Medien; Beltz Verlag Buber, Martin: Let’s go facebook www.facebook.com Cyber-Mobbing www.saferinternet.at Tipps & FaQs http://www.internet4jurists.at/urh-marken/faq_urh1a.htm www.handywissen.at www.gemeinsam-gegen-gewalt.at www.bmukk.gv.at/schulen/sb/peer-mediation.xml www.mediamanual.at www.stopline.at www.clickundcheck.at Beratungsstellen für Schulen: www.schulpsychologie.at www.schulpsychologie.at/download/beratungsstellen.pdf www.gemeinsam-gegen-gewalt.at www.frauen.bka.gv.at Beratungsstelle für Eltern: www.familienberatung.gv.at/beratungsstellen 44 Urheberrecht §78 Musik und Youtube www.saferinternet.at www.childnet-int.org www.supro.at www.wipo.int www.ideensindetwaswert.at Creative Commons Young people Musik and Internet New Media Guide for Parents and Teachers Mit Jugendlichen über neue Medien reden The Arts and Copyright Informationen zum Thema Geistiges Eigentum, seinen Schutz und seine wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte, Lehrmaterialien Wo man im Internet legal gratis Musik hören kann www.spotify.at www.simfy.at www.grooveshark.com www.youtube.com www.last.fm www.we7.com www.pandora.com www.tunesbag.com www. jamendo.com www.ex.fm www.pro-music.at www.play.fm www.live365.com Handy in der Schule www.saferinternet.at Broschüre „Das Handy in der Schule“ http://de.wikipedia.org/wiki/Cloud_Computing Der Link zu einer der zahlreichen Seiten für die SMS/Chat-Sprache: http://www.fmenge.homepage.t-online.de/chat.htm Die Links der Filme: http://www.youtube.com/watch?v=lzsBwnv_dAg http://www.youtube.com/watch?v=ZdeWK6G3p5U http://www.youtube.com/watch?v=a6cNdhOKwi0 http://www.youtube.com/watch?v=FScddkTMlTc Die dunklen Seiten im Netz http://www.jugendschutz.net/ Informationen und Broschüren zum Downloaden Rechtsextremismus und Neonazismus http://www.doew.at/ [email protected] Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Telefonnummer: 01/2289469 – 317 45 http://www.dasbuchgegennazis.de/ Homepage mit Informationen zum „Buch gegen Nazis“; Jeder kann etwas dagegen tun. Dieses Buch sagt wie. Broschüren und Publikationen zu den Themen rechtsextreme Jugend- bzw. Subkultur (Internet, Symbole, Musik und Mode) Busch Christoph (Hg.); Rechtsradikalismus im Internet; Universitätsverlag Siegen Siegen 2010; ISBN 978-3-936533-31-6 Wiederer Ralf; Zur virtuellen Vernetzung des internationalen Rechtsextremismus; Centaurus Verlag & Media; Herbolzheim 2007; ISBN: 978-3-8255-0655-1 asp - agentur für soziale perspektive e. V. (Hg.); Berlin; Das Versteckspiel (2008) http://www.dasversteckspiel.de/ Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen; Musik - Mode – Markenzeichen (2008); http://www.im.nrw.de/imshop/shopdocs/Musik-Mode-Markenzeichen_Auflage_5.pdf Glaser Stefan, Pfeiffer Thomas (Hrsg.); Erlebniswelt Rechtsextremismus. Menschenverachtung mit Unterhaltungswert Hintergründe - Methoden - Praxis der Prävention (2007); ISBN: 3899743598; Wochenschau Verlag Aufsätze zu dem Thema Rechtsextremismus und Internet: Pfeiffer Thomas; Virtuelle Gegenöffentlichkeit und Ausweg aus dem „rechten Ghetto“ - Strategische Funktionen des Internets für den deutschen Rechtsextremismus Erschienen 2009 Veröffentlicht auf der Homepage des Landesamts für Verfassungsschutz NordrheinWestfalen http://www.mik.nrw.de/uploads/media/Gegenoeffentlichkeit_internet_01.pdf (kann im Volltext heruntergeladen werden) Homepages, wo zu den Themen Rechtsextremismus, Neonazismus bzw. Internet, Codes, Symbole, Musik und Mode Informationen gefunden werden können: Homepage des DÖW http://www.doew.at Homepage des Innenministeriums – Rubrik Verfassungsschutzberichte http://www.bmi.gv.at/cms/bmi_verfassungsschutz/ MELDESTELLE für NS-WIEDERBETÄTIGUNG: [email protected] Bundesamt für Verfassungsschutz http://www.verfassungsschutz.de Netz gegen Nazis http://www.netz-gegen-nazis.de/ Anti-Defamation League www.adl.org Jugendschutz.net 46 http://www.jugendschutz.net/index.html Broschüre: Klickt's? Geh Nazis nicht ins Netz! (2009) http://www.jugendschutz.net/pdf/Klickts.pdf (kann im Volltext heruntergeladen werden) Bericht 2010: Rechtsextremismus online http://hass-imnetz.info/fileadmin/dateien/dokumente/PDFs/Jahresberichte/bericht2010v2.pdf (kann im Volltext heruntergeladen werden) http://www.hass-im-netz.info/ (ein Projekt von Jugendschutz.net) (Gewalt-)Spiele http://store.steampowered.com/app/11020/ Ben X Belgien/Niederlande 2007 Jeden Morgen dasselbe Ritual: Viertel vor Sechs fährt Ben seinen Rechner hoch, um exakt bis 6:33 Uhr in eine andere Welt abzutauchen. Im Online-Rollenspiel »Archlord« wird er zum Ritter Ben X, der allen Gefahren trotzt und von der schönen Scarlite bewundert wird. Im wahren Leben ist alles ganz anders, da nennt man ihn »Marsmännchen«. Schon auf der Fahrt zur Schule wird er von seinen Mitschülern gedemütigt und drangsaliert; die Marter setzt sich in den Unterrichtspausen fort und steigert sich von Tag zu Tag. Ben ist seinen Peinigern hilf- und schutzlos ausgeliefert; eine minder schwere Form von Autismus macht ihn einfach wehrlos. Als er schließlich im wahrsten Sinne des Wortes bloßgestellt, dabei gefilmt wird und die erniedrigenden Bilder im Internet sieht, will er einen Schlussstrich ziehen: Game over! Zu seiner Überraschung jedoch nimmt das Mädchen aus der virtuellen Welt Kontakt zu ihm auf und bietet ihre Hilfe an. Ben eröffnet sich eine neue Lebensperspektive. Studie: „Schule – Medien – Gewalt“ http://tiny.cc/gewaltbericht http://tiny.cc/cybermobbing Bericht zum Download: Artikel aus Medienjournal 3/2010 Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1: VON LINKS NACH RECHTS - ELISABETH TRENTINAGLIA, SUSANNE KOLLER, WALTER METZLER, HEIDI TENGG, MARTINA DUTTER, ELISABETH NÖHAMMER, MARIA SCHÜTZ, ELISABETH HIRNSCHAL, MATHILDE BRUNMAYR-STOCKINGER 6 ABBILDUNG 2: VON LINKS NACH RECHTS - MAG. AXEL MAIREDER, DI BARBARA BUCHEGGER M.ED., DIPL. PÄD. EVELINE AUZINGER, DIPL. PÄD. ELISABETH TRENTINAGLIA 42 ABBILDUNG 3: VON LINKS NACH RECHTS - WALTER METZLER, ELISABETH HIRNSCHAL, MARIA SCHÜTZ, ELISABETH NÖHAMMER, HEIDI TENGG, SUSANNE KOLLER, MATHILDE BRUNMAYR-STOCKINGER, ELISABETH TRENTINAGLIA 43 47