DI in Barbara Buchegger, M.Ed. (Expertin für digitale

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„Nur ein Klick – und dann…?“
Mediale Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen
und ihre Bedeutung
für die Arbeit der BBP
Enquete der österreichischen
Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen und
Psychagog/en/innen
17. – 19. November 2011
Traunkirchen/Oberösterreich
Tagungsdokumentation
IMPRESSUM
Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur,
Referat I/5c, RLin MRin Mag.a Christine Seifner,
Minoritenplatz 5, 1014 Wien
Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Autoren/innen verantwortlich.
Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen sich nicht mit der Meinung der
Redaktion decken.
Redaktionsteam:
Elisabeth Nöhammer, Maria Schütz, Adelheid Tengg
Endredaktion:
Michael Trnka
Fotos:
Petra Hager, Eva Maria Kunz, Elisabeth Nöhammer, Adelheid Tengg
Erscheinungsdatum: Jänner 2012
Internetversion: www.cisonline.at
2
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
„Nur ein Klick – und dann…?“ Mediale Lebenswelten von Kindern und
Jugendlichen und ihre Bedeutung für die Arbeit der BBP ................................... 5
ERÖFFNUNG
LSI Dr. Heidemarie Blaimschein, OÖ ...................................................................... 7
ERÖFFNUNG
Mag. Dominika Raditsch, bm:ukk ........................................................................... 8
ERÖFFNUNG
Mag. Gertrud Nachbaur, Pädagogische Hochschule Linz, Leiterin des Instituts
Fort- und Weiterbildung APS der PH OÖ.............................................................. 10
PROGRAMM ........................................................................................ 12
IMPULSREFERAT 1............................................................................. 13
Vorstellung der 2. oberösterreichischen Jugend-Medien-Studie durch Mag.
Elisabeth Herndl, edugroup oö .............................................................................. 13
IMPULSREFERAT 2............................................................................. 16
Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung, Dipl. Päd. Auzinger Eveline
.............................................................................................................................. 16
STATEMENTS VON JUGENDLICHEN ................................................ 20
Wiener Schüler/innen ............................................................................................. 20
Salzburger Schüler/innen ...................................................................................... 21
Interviews mit oberösterreichischen Schüler/innen: ZIB - Hagenmühle ........... 22
WORKSHOPS ...................................................................................... 23
Let’s go facebook ................................................................................................... 23
Cybermobbing ........................................................................................................ 24
3
Musik und Youtube ................................................................................................ 27
Handy in der Schule ............................................................................................... 29
Die dunklen Seiten im Netz .................................................................................... 32
Rechtsextremismus und Neonazismus ................................................................ 34
(Gewalt-)Spiele........................................................................................................ 36
STUDIE: „SCHULE-MEDIEN-GEWALT“ ............................................. 40
PODIUMSDISKUSSION ....................................................................... 42
ANHANG .............................................................................................. 44
Jugend-Medien-Studie 2011: Gemeinsam in die Bildungszukunft ........................ 44
Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung, Dipl. Päd. Auzinger Eveline
.............................................................................................................................. 44
Let’s go facebook .................................................................................................. 44
Cyber-Mobbing ...................................................................................................... 44
Musik und Youtube................................................................................................ 45
Handy in der Schule .............................................................................................. 45
Die dunklen Seiten im Netz ................................................................................... 45
Rechtsextremismus und Neonazismus ................................................................. 45
(Gewalt-)Spiele...................................................................................................... 47
Ben X .................................................................................................................... 47
Studie: „Schule – Medien – Gewalt“ ...................................................................... 47
ABBILDUNGSVERZEICHNIS .............................................................. 47
4
Einleitung
„Nur ein Klick – und dann…?“ Mediale Lebenswelten von Kindern und
Jugendlichen und ihre Bedeutung für die Arbeit der BBP
130
österreichische
Beratungslehrer/innen,
Betreuungslehrer/innen,
Psychagog/en/innen (BBP) sowie Vertreter/innen des Ministeriums und der
Schulaufsicht tauchten Mitte November in die Welt der digitalen Medien ein. Die
Basisstation für diesen „Tauchgang“ war die bundesweite Enquete der
Beratungslehrer/innen, Betreuungslehrer/innen und Psychagog/en/innen (BBP) in
Traunkirchen/OÖ.
Für das Eröffnungsreferat am ersten Nachmittag konnte Frau Mag.a Elisabeth
Herndl von der Education Group GmbH gewonnen werden. In ihrem Referat über
die Jugend-Medien-Studie 2011, die das Medienverhalten der 11- bis 18- Jährigen
in Oberösterreich abfragte, konfrontierte sie uns mit ersten beeindruckenden Zahlen.
Frau Dipl. Päd.in Eveline Auzinger referierte anschließend über ihre
Erfahrungen und Erkenntnisse zum Thema „Einfluss des Medienkonsums auf die
Hirnentwicklung“.
In drei Filmen aus den Bundesländern Wien, Salzburg und Oberösterreich
konnten wir Statements von Jugendlichen zu den Themen Handy, Computer und
Internet hören.
Am Abend gab es die Möglichkeit in einer Bundesländerrunde unsere
bisherigen Erfahrungen zum Tagungsthema einzubringen.
Am Freitag kamen viele von uns zu neuen, überraschenden Erkenntnissen, in
sieben unterschiedlichen Workshops: Cybermobbing, Handy, Musik & Youtube,
Facebook, (Gewalt-)Spiele, Rechtsextremismus, und „dunklen Seite(n)“ im Internet.
Aber auch eigene Erfahrungen fanden ihre Bestätigung. Für diese Workshops
konnten wir auf kompetente Fachkräfte von Safer Internet und vom
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes zurückgreifen. An
dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Referent/innen/en.
Als Abendveranstaltung wurde der „BenX“ von Nic Balthazar angeboten.
Mit dem Referat „Schule – Medien – Gewalt“ eröffnete Herr Mag. Axel
Maireder den Samstag. In einer anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Frau
DIin Barbara Buchegger, M.Ed. (Expertin für digitale Medien in der Bildung,
Safer Internet), Frau Dipl. Päd.in Eveline Auzinger (Betreuungslehrerin,
Familientherapeutin, Elternberaterin), Herr Mag. Axel Maireder (Universitätsassistent
am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien) und
Frau Dipl. Päd.in Elisabeth Trentinaglia (Beratungslehrerin) zu Fragen, die in den
letzten Tagen entstanden waren, Stellung.
5
Alles in allem war es wiederum eine sehr gelungene Veranstaltung, von der
die Teilnehmer/innen viele neue Eindrücke, Erkenntnisse, aber auch eine positive
Grundeinstellung den digitalen Medien gegenüber mitnehmen konnten. Nur wenn wir
uns dieser so wichtigen Lebenswelt der Jugendlichen gegenüber nicht verschließen,
ist es uns möglich präventiv zu arbeiten und so mancher „Gefahr“ entgegenzuwirken.
Die Gruppe der BBP, die diese Tagung vorbereitet und durchgeführt hat,
bedankt sich für die Unterstützung durch Herrn AL Dr. Rüdiger Teutsch, Frau RLin
MRin Mag.a Christine Seifner, Mag.a Dominika Raditsch und dem Team vom bm:ukk
und last but not least bei Herrn Dipl. Päd. Andreas Radner von der Pädagogischen
Hochschule Linz.
Abbildung 1: von links nach rechts - Elisabeth Trentinaglia, Susanne Koller, Walter Metzler,
Heidi Tengg, Martina Dutter, Elisabeth Nöhammer, Maria Schütz, Elisabeth Hirnschal, Mathilde
Brunmayr-Stockinger
6
Eröffnung
LSIin Dr.in Heidemarie Blaimschein, OÖ
Sehr geehrte Damen und Herren!
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Ein herzliches Willkommen im Bundesland Oberösterreich!
Diese Tagung der BBP ist an diesem Ort, hier in Traunkirchen, bereits zur
Institution mit viel Tradition geworden.
Das heurige Thema "Nur ein Klick und dann.....", so sehe ich es, ist ein Thema
am "Puls der Zeit". Es stellt sich nur die Frage, für wen? Ist es eine Thematik für die
Lehrerschaft? Sind neue Medien überhaupt ein Thema für die Kinder und
Jugendlichen, oder ist diese Thematik für sie bereits Selbstverständnis? Ich sehe es
im Generationskontext und versuche auch es aus dieser Perspektive zu betrachten
und zu reflektieren. Eine überwiegend mit Medien völlig anders sozialisierte
Lehrer/innengeneration unterrichtet eine Schüler/innengeneration für die neue
Medien bereits zum Alltag gehören. Schule ist jener Ort, der mit den Wirkungen
beziehungsweise mit den Auswirkungen der sich permanent verändernden
Medienwelt konfrontiert ist. Von großer Bedeutung ist es daher in diesem
Zusammenhang einerseits den Blick darauf zu haben, wo eventuell korrigierendes
Einschreiten seitens der Lehrkräfte erforderlich ist, oder andererseits wo
Unterstützung erforderlich ist, jedoch unter Wahrung des Freiraumes für die Kinder
und Jugendlichen.
Für Viele ist der Umgang mit elektronischen Medien Normalität und sie
können sie mit dementsprechender Distanz anwenden und sie auch für
Wissensgenerierung sinnvoll nutzen. Von der Lehrerschaft ist daher eine eigene,
offene und angstfreie Herangehensweise gefordert.
Sie als BBP haben eine besondere Schlüsselfunktion im Weitertragen von
Know-how und sie werden mit Sicherheit in ihrem Arbeitsfeld mit Fragestellungen zu
dieser Thematik, auch mit Grenzsituationen konfrontiert sein, und daher auch
gefordert sein gezielt Handlungsschritte zu setzen.
Ich möchte Sie daher einladen, das hier in Traunkirchen Erarbeitete und an
Informationen Gehörte ins System Schule "hineinzutragen".
Ein herzliches Dankeschön an das Organisationsteam, für die
Zusammenstellung dieses hochwertigen Programms und der damit verbundenen
Arbeitsleistung. Den Referentinnen und Referenten ein Danke für die aktuellen
Beiträge und Informationen. Ihnen als Teilnehmerinnen und Teilnehmer, danke für
das Kommen, das Mitwirken und die Impulse. Ich wünsche viele persönliche
Erkenntnisse.
7
Mag.a Dominika Raditsch, bm:ukk
Geschätzte Ehrengäste!
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Es ist eine besondere Ehre für mich, Sie im Namen
vom Unterrichtsministerium auf das Herzlichste zu der
heute beginnenden Enquete der österreichischen
Beratungslehrer/innen,
Betreuungslehrer/innen
und
Psychagog/en/innen begrüßen zu dürfen. Von Herrn Dr. Rüdiger Teutsch, der die
Abteilung für Diversität und Sprachenpolitik, Sonderpädagogik/Inklusive Bildung und
Begabungsförderung im Unterrichtsministerium leitet, darf ich freundliche Grüße
übermitteln. Parallel zu dieser Enquete findet in Wien eine bundesweite Konferenz
der Landesschulinspektor/innen statt, an welcher er teilnimmt. Er wünscht Ihnen
einen erfolgreichen Tagungsverlauf und für den Aufenthalt hier in Traunkirchen ein
angenehmes Zusammensein.
„Nur ein Klick und dann? Mediale Lebenswelten von Kindern und
Jugendlichen und ihre Bedeutung für die Arbeit der Beratungslehrer/innen,
Betreuungslehrer/innen und Psychagog/en/innen“ ist das Thema der diesjährigen
Veranstaltung. Verschiedene Expertinnen und Experten werden im Rahmen einer
moderierten Diskussion, in Referaten und in Workshops die Möglichkeiten erörtern,
wie Schule und interdisziplinäre Zusammenarbeit dazu beitragen können, jene
Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, die wegen ihrer psychischen und
emotionalen Probleme rasch Gefahr laufen, in der grenzenlosen medialen Welt, zu
Außenseitern, zu Opfern, aber vielleicht auch zu Tätern zu werden.
Man kann sicherlich mit Baacke/Sander/Vollbrecht (1990) mitgehen und
feststellen, dass jugendliche Lebenswelten Medienwelten sind. Medien haben einen
festen, wenn auch individuell ganz unterschiedlich ausgeprägten Platz im Leben von
Kindern und Jugendlichen. Allerdings hat auch die Problematik von Ausgrenzung,
Mobbing und sexueller Gewalt unter Jugendlichen durch die neuen
Kommunikationstechnologien der interaktiven Medien eine neue Dimension
angenommen und ist zu einer neuen Herausforderung für das gesamte System
Schule geworden.
Um das Gelingen des Beratungs- und Betreuungsprozesses zu gewährleisten,
ist es daher unbedingt notwendig, dass alle Beteiligten zu einer guten
Zusammenarbeit bereit sind und jeder einzelne seinen Teil der Verantwortung
übernimmt.
Das österreichische System der so genannten "ambulanten" Betreuung von
Kindern und Jugendlichen mit sozialen und emotionalen Problemen verfolgt seit
nunmehr dreißig Jahren einen integrativen und ganzheitlichen Ansatz.
8
Obwohl diese integrative Betreuungsform in den Bundesländern nach teils
unterschiedlichen Modellen organisiert wird, steht dahinter die gemeinsame Idee,
Schülerinnen und Schülern mit sozialen und emotionalen Problemen durch speziell
ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer professionelle Hilfe anzubieten, ohne dabei
bestehende Klassenverbände aufzulösen.
Seitens des Unterrichtsministeriums werden durch die Veranstaltung von
bundesweiten Tagungen immer wieder Akzente gesetzt, die im Rahmen von
speziellen Fortbildungsangeboten dazu beitragen sollen, das Know-how und die
Kompetenzen von Expertinnen und Experten aus dem sonderpädagogischen
Bereich zu erweitern und den Informations- und Erfahrungsaustausch mit Fachleuten
und Kolleg/en/innen zu unterstützen.
Nicht zuletzt ist es mir ein großes Anliegen meinen Dank an alle zu richten, die
an dem Zustandekommen und an der Unterstützung dieser Veranstaltung beteiligt
waren. Insbesondere, aber auch stellvertretend für alle Nichtgenannten, danke ich
Mathilde Brunmayr-Stockinger und den Kolleg/en/innen vom Planungsteam, die
einen großen Beitrag zur Vorbereitung und zum guten Gelingen dieser Tagung
geleistet haben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Gelingen der
Veranstaltung, viele anregende Diskussionen und Impulse für Ihre Arbeit!
9
Mag.a Gertrud Nachbaur, Pädagogische Hochschule
Linz, Leiterin des Instituts Fort- und Weiterbildung
APS der PH OÖ
Herzlich willkommen in Oberösterreich. Es freut mich,
dass Sie, wenn Sie von einem anderen Bundesland sind, den
Weg hierher nicht gescheut haben, oder wenn Sie als
Oberösterreicher/in den Heimvorteil genutzt haben.
Sie haben sich einen schönen Ort ausgesucht hier in Traunkirchen und ein
herausforderndes Thema.
Möglich gemacht hat diese Tagung das BMUKK in Kooperation mit der
Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, vor allem aber eine sehr aktive Gruppe,
allen voran Frau Mathilde Brunmayr-Stockinger, Frau Maria Schütz, Frau Madeleine
Castka, Herrn Josef Peinhopf und mein Mitarbeiter Herr Andreas Radner.
Vielen Dank für das Engagement.
Diese bundesweite Enquete findet schon zum vierten Mal hintereinander in
Oberösterreich statt. Die Betreuungslehrer/innen in Oberösterreich haben aber auch
die Möglichkeit, jährlich drei Bundesland-Tagungen zu immer anderen Themen zu
besuchen, verschiedene Fortbildungen und Supervisionen zu nutzen.
Die PH OÖ bietet außerdem die Ausbildung für Betreuungslehrer/innen an,
und dies seit 1985. Letztes Jahr fand die Feier zum 25-jährigen Bestehen statt - mit
dem außergewöhnlichen Titel „un er hört“.
Unerhört wichtig finde ich auch das Thema heute. Es blieb erfreulicherweise
nicht ungehört. Sie haben es gehört.
Ich habe einmal den Fehler gemacht, den Wunsch, mein 20 Jahre altes Auto
(vom Mechaniker als Schrott bezeichnet) durch einen neuen – geschenkten - BMW
ersetzen zu wollen. „Sie sind der 1.000.000ste Besucher“ stand da auf einer Xbeliebigen Seite im Internet und „Sie haben einen BMW gewonnen. Klicken Sie hier“.
Gewonnen habe ich nicht. Aber zwei Wochen später wurde ich von einer
Glücksspielgesellschaft angerufen, eigentlich belästigt, und dann wieder und noch
einmal. Seither bekomme ich fast täglich Mails, in denen ich über einen
Millionengewinn informiert werde, aus Spanien, aus Italien,….
Meine Daten sind also im Umlauf. Es war nur ein Klick.
Diese Folgen sind lästig, aber nicht gefährlich - zumindest nicht spürbar
bedrohlich.
10
Ich bin ein eher misstrauischer und vorsichtiger Mensch, trotzdem habe ich
mich zu diesem Klick verleiten lassen. Da möchte ich nicht wissen, wozu sich unsere
Schülerinnen und Schüler verleiten lassen und welche Folgen dies haben kann.
Ich möchte es zwar nicht wissen, aber ich sollte es wissen, wenn ich
Schülerinnen und Schüler schützen möchte, sie soweit als möglich vor den dunklen
Seiten des Netzes bewahren möchte.
Worin liegen die Gefährdungen? Nach Nigel Williams (Childnet International)
sind die Gefahren zum Beispiel im Bereich der Inhalte (Pornografie, Gewalt,
Rassismus…), der gefährdenden Kontakte und des Kommerz (Werbung,
Datenschutz, Kosten) feststellbar.
Doch kennen und verstehen wir Lehrerinnen und Lehrer die sich täglich
verändernde Medienwelt - und noch konkreter - die mediale Lebenswirklichkeit der
Jugendlichen? Chatten, ICQ, Skype, YouTube oder Facebook, Cyberspace – nicht
nur die Wörter waren mir bis vor nicht allzu langer Zeit noch sehr fremd.
Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen (Albert Einstein).
Welche Regeln sollten bei der Kommunikation oder bei der Selbstdarstellung
im Netz beachtet werden?
Welchen Mindest-Schutz sollte man bei Chats oder Online-Shopping kennen?
Wie gelingt der Schutz vor jugendgefährdenden Inhalten?
Wann sind Downloads und Tauschbörsen ein Schlüssel zur Lieblingsmusik
oder zum Lieblingsfilm, wann jedoch illegal?
Wann ist das Abtauchen in die Welt der Computer- und Glücksspiele purer
Spaß, wann droht es zur Sucht zu werden?
Ich bin mir sicher, dass es zu den medialen Lebenswelten unserer Kinder und
Jugendlichen unzählige weitere Fragen gibt und wünsche Ihnen drei
erfahrungsreiche Tage, in denen Sie viele Antworten erhalten und diskutieren.
11
Programm
Donnerstag, 17. November 2011
13:00 – 14:45 Uhr Check-In
15:00 Uhr
Begrüßung und Eröffnung
Mag.a Dominika Raditsch, bm:ukk
Mag.a Gertrud Nachbaur, Institutsleitung Fort- und
Weiterbildung, PH OÖ
LSIin Dr.in Heidemarie Blaimschein; LSR OÖ
15:30 – 17:30 Uhr Vorstellen der aktuellen Jugend-Medien-Studie 2011 –
Mag.a Elisabeth Herndl, Education Group GmbH
Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung –
Dipl. Päd.in Eveline Auzinger, Betreuungslehrerin,
Familientherapeutin, Elternberaterin
Statements von Jugendlichen
19:30 – 21:00
Bundesländerrunde – Erfahrungsaustausch zum
Tagungsthema
Freitag, 18. November 2011
09:00 Uhr
Opening
09:15 – 12:30 Uhr Workshop 1 – 7
14:30 – 17:45 Uhr Workshop 1 – 7
18:00 – 19:00 Uhr Plenum
20:30 Uhr
Film „BenX“ (Angebot)
Samstag, 19. November 2011
09:00 Uhr
Studie: „Schule-Medien-Gewalt“ – Mag. Axel Maireder,
Universitätsassistent am Institut für Publizistik und
Kommunikationswissenschaft, Universität Wien
10:30 – 11:30 Uhr Podiumsdiskussion mit
DIin Barbara Buchegger, M.Ed., Expertin für digitale
Medien in der Bildung, Safer Internet
Dipl. Päd.in Eveline Auzinger, Betreuungslehrerin,
Familientherapeutin, Elternberaterin
Mag. Axel Maireder, Universitätsassistent am Institut für
Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität
Wien
Dipl. Päd.in Elisabeth Trentinaglia, Beratungslehrerin
11:30 – 12:00 Uhr Moderierter Abschluss
12
Impulsreferat 1
Vorstellung der 2. oberösterreichischen Jugend-Medien-Studie
durch Mag. a Elisabeth Herndl, edugroup oö
Elisabeth Herndl studierte an der Johannes Kepler
Universität in Linz Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt
eLearning. Nach dem Studium war sie in der
Qualitätssicherung und im Bereich web based training in einer
Softwarefirma tätig, bevor sie zum BildungsMedienZentrum
des Landes OÖ wechselte.
Seit 2011 bilden das BildungsMedienZentrum und der education highway
gemeinsam die Education Group, in der Frau Herndl im Bereich der
Medienpädagogik arbeitet. Ihre Tätigkeitsbereiche umfassen:
 Fort- und Weiterbildung für Pädagoginnen und Pädagogen
 Aktive Medienarbeit für Schülerinnen und Schüler
 Forschungsprojekte zu Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen
Im Impulsreferat präsentierte Frau Mag.a Herndl die „Jugend – Medien –
Studie 2011“, die das Medienverhalten der 11- bis 18- Jährigen (in OÖ) untersuchte.
Ziel dieser Studie war das Sammeln von repräsentativen Daten zum Thema
„Was machen Jugendliche im Internet?“ und in der Folge eine Analyse des
Medienverhaltens der Jugendlichen in OÖ.
Durch die Erhebung der Freizeitgestaltung der Jugendlichen ergaben sich in
der Folge 4 Untersuchungsschwerpunkte.
1. Das Internet




Wie viele Jugendliche haben grundsätzlich Zugang zum Internet?
Auf welche Art gelangen sie ins Netz?
Häufigkeit der Nutzung
Was sind die beliebtesten Formen der Nutzung?
Die Untersuchung zeigt, dass die Nutzung von Online-Communities,
Facebook, Youtube, etc. dominieren und der Trend zu diesen Formen deutlich nach
oben zeigt.
2. Soziale Netzwerke:
Eine quantitative Erhebung zeigt, dass rund 72% der Befragten ein eigenes
Profil in einem dieser Online-Communities angelegt hat.
Dominierende Aktivitäten darin sind:



chatten
Fotos ansehen
Profile anderer ansehen
13

Kommentare abgeben
Viele Jugendliche gaben an, durchaus öfters schon Seiten besucht zu haben,
die nicht altersgemäß bzw. solche, die von den Eltern ausdrücklich untersagt waren,
oder auch schon manchmal auf kostenpflichtige Seiten gekommen zu sein.
Laut Studie kamen mit der Thematik „Mobbing“ 27% der Befragten und im
Speziellen mit „Cybermobbing“ 7% der Befragten in Berührung.
Wenn es darum geht, welche Informationen Jugendliche beziehungsweise
Kinder bereit sind im Netz zu veröffentlichen, zeigen sich doch beträchtliche
Unterschiede zwischen Kindern (6-10 Jahre) und Jugendlichen. Viele Kinder
machten dazu keine Angabe, was nahelegt, dass diese Altersgruppe mit solchen
Daten noch kaum umgehen kann. Jugendliche gaben sehr bereitwillig
verschiedenste persönliche Informationen preis.
3. Handy-Smartphone
Der Besitz eines Handys und/oder Smartphones ist nahezu flächendeckend
gegeben, die tägliche Nutzung dieser Geräte liegt bei ca. 60%, wobei Burschen dies
häufiger machen als Mädchen.
Bei den Nutzungsformen dominieren:



versenden von SMS
telefonieren
Musik hören
Mehr als 60% der Mädchen versenden im Monat über 100 SMS, bei den
Burschen sind es rund 45%, mit deutlich steigender Tendenz. Grund dafür sind auch
die gesunkenen Handykosten, und dass bei etwa der Hälfte der Befragten die Eltern
die Kosten tragen.
Bei der Antwort auf die Frage nach den Risiken bei dieser Form der
Kommunikation mit dem Handy wurde mehrheitlich angegeben:


Erhalt von unerwünschter Werbung
Tappen in die Kostenfalle
Das Handy aus der Sicht der Eltern und Pädagog/en/innen:





in der Schule klare Regeln zum Handy
2/3 der Erwachsenen glauben, dass alle Schüler/innen ein Handy
besitzen
Gruppendruck, wenn jemand kein Handy besitzt
negative Auswirkungen auf die Rechtschreibung durch die Nutzung der
SMS – Schreibweise
Kontaktarmut wächst
14
4. Medienkompetenz
Die Verantwortung der Pädagog/en/innen im Bereich Medienkonsum liegt im:




Erkennen der Kompetenzen
Fördern der Chancen durch diese Medien
Verringern der Risiken durch Sensibilisierung im Umgang
und in der Aufklärung über die Risiken vom Kindesalter an einschließlich der Erwachsenen
Der Fokus der Aufklärungsarbeit liegt auf der sinnvollen Mediennutzung.
Pädagog/en/innen antworteten auf die Frage, wie sie den sinnvollen Umgang der
Jugendlichen mit den neuen Medien fördern, mit:




gemeinsame Gespräche führen
Vereinbarung von Regeln
Elterninformation
praktische Arbeit im Unterricht
Als Anlaufstelle zum Thema Gefahren und Risiken wurde von ca. 75% der
Jugendlichen Lehrer/innen oder Eltern angegeben.
Die Referentin verwies auf die Möglichkeit des Downloads der gesamten
Ergebnisse der Studie der Education Group GmbH unter:
www.edugroup.at oder www.bimez.at
15
Impulsreferat 2
Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung, Dipl. Päd.in Eveline Auzinger
Eveline Auzinger absolvierte ihre Ausbildung an der
Pädagogischen Akademie in Linz. Seit 20 Jahren arbeitet sie in
Linz als Betreuungslehrerin. Weiters ist sie in verschiedenen
Elternbildungsinstitutionen und in der Erziehungsberatung tätig.
Frau Auzinger arbeitet auch als Familientherapeutin.
Warum ich mich für dieses Thema besonders interessierte
und in der Folge engagierte:
Beim Einstieg als Betreuungslehrerin vor 20 Jahren in das
Schulsystem
war
ich
in
steigendem
Ausmaß
täglich
mit
einer
Auffälligkeitsproblematik konfrontiert, die von Konzentrations-, Koordinations-,
Bewegungs-, Sprachentwicklungsstörungen bis diagnostizierter Hyperaktivität
reichte, sodass ich mich fragte, welche Faktoren hier besonders zu beachten sind.
Viele Kinder erzählten mir von ihrer Freizeitbeschäftigung, die gekennzeichnet war
durch stundenlanges Sitzen vor dem Bildschirm. Durch mein vorher jahrelanges
Zusammensein mit meinen in der Zwischenzeit heranwachsenden eigenen Kindern,
die den Waldorfkindergarten besuchten, und meiner Beschäftigung mit der
Waldorfpädagogik und anderen Reformpädagogikrichtungen, war mir bewusst, wie
wichtig die ersten Jahre und auch die Vorschuljahre für das Lernen mit allen Sinnen
sind, und auch, welchen Einfluss der übermäßige Fernsehkonsum auf die gesunde
Entwicklung ausübt. Besonders beeindruckt hatte mich damals ein Vortrag von Dr.
Rainer Patzlaff aus Stuttgart in Linz, der Bücher schrieb wie: „Der gefrorene Blick“,
„Medienmagie – oder die Herrschaft über die Sinne“, „Kindheit verstummt – vom
Verlust der Sprache“ et cetera. Einige seiner Erkenntnisse, die mich faszinierten und
mir einige Beobachtungen bestätigten, möchte ich versuchen, zu erklären:
Dabei geht es ihm nicht darum, wie die Inhalte der Sendungen auf die
Zusehenden
wirken,
sondern
was
geschieht
unterhalb
unserer
Bewusstseinsschwelle auf rein physiologische Art mit uns, wenn wir fernsehen.
Rainer Patzlaff wartet mit Forschungsergebnissen bezüglich Beeinflussung durch
Kameraführung, Schnitttechnik, Auswirkung auf die Augenbewegung, also
bildschirmbedingte Vorgänge im Zentralen Nervensystem auf. Das Sehen ist kein
passiver Vorgang, sondern ein höchst aktiver, bei dem die Bilder von der Welt durch
komplizierte Bewegungen der Augenmuskulatur erst erarbeitet werden, bevor sie ins
Bewusstsein treten. Diese Bewegungen wiederum sind mit der eigenen
Persönlichkeit verknüpft, folgen also keinem starren Schema, sondern verlaufen
ganz individuell. Dies geschieht durch sogenannte Fixationen, indem die
Augenmuskeln verschiedene Ausschnitte des Betrachteten vor die Fovea (Sehgrube)
rücken und für Bruchteile einer Sekunde fixieren, danach ruckartig weiterrücken zu
einem anderen Punkt des Objekts. Diese Sprünge nennt man Saccaden, in einer
Sekunde circa 2 – 5. Wie ein Maler mit vielen Pinselstrichen ein Bild malt, so entsteht
16
ein von mir geschaffenes Bild. Wir brauchen also zum Anschauen eines Bildes dafür
unsere uns eigene Zeit. Und, das Interesse lenkt das Auge!
Dies alles erscheint mir so immens von Bedeutung, da ja das Bildschirmbild,
insbesondere das des Fernsehgerätes, kein gewöhnliches Bild ist. Es ist nie
vollständig, die Augen versuchen das Bild zu erfassen, um sich einen
Gesamteindruck zu verschaffen, fixieren also einen auffälligen Punkt, um ihn
genauer zu mustern, doch ehe die Fixation überhaupt beginnen kann, ist der
Elektronenstrahl längst weiter geeilt. Wohin die Augen sich auch richten, immer
entzieht sich das Bild ihrem Zugriff. In der Folge schaltet die eigene Augenaktivität
aus, da ja die Abtastbemühungen fortwährend ins Leere greifen. Der Blick erstarrt zu
dem bekannten „Glotzerblick“. Eine Forschergruppe fand heraus, dass während
einer Fernsehsendung in 20 Sekunden 2 – 5 Saccaden stattfanden. Auch die
Pupillenweite als Grad für die Gehirntätigkeit und Wachheit wird wesentlich geringer
und zusätzlich wird das Blickfeld dauerhaft eingeschränkt.
Geht aber die Augentätigkeit gegen Null, überträgt sich die Starre der Augen
auf den ganzen Körper, und selbst bewegungsfreudigste Kinder sitzen stundenlang
still, was auch als Stillstand des Willens bezeichnet wird, aber praktisch für Eltern zu
sein scheint. Der Zusammenhang von Augenbewegungen, verhinderter Entwicklung
des Fixationssystems, was für ein Lesen- und Schreiben lernen von immenser
Bedeutung wäre, würde den Rahmen meines Referates sprengen.
So ist also besonders im Vorschul- und Volksschulalter jede Minute des
Sitzens vor dem Bildschirm, das heißt der Ausschaltung der natürlichen
Augenbewegungen, eine Zeit der Nicht-Organisation des komplexen Systems der
Augenmuskelsteuerung und der Aufmerksamkeitsleistung – mit den umfangreichen
Auswirkungen
auf
die
Schulleistungen,
Intelligenz-,
Kreativitätsund
Persönlichkeitsentwicklung.
Es wäre noch ähnliches zum Hören zu sagen und somit zu Sprachentwicklung
und Sprachverlust, zusammenhängend damit die Kommunikationsfähigkeit und
Konfliktlösungsfähigkeit. „Wer keine Worte hat, haut zu“ – ein möglicher
Zusammenhang mit der steigenden Gewaltbereitschaft.
In den letzten Jahren haben Erkenntnisse aus dem Bereich der Hirnforschung
und Neurobiologie, für mich sehr eindrücklich dargestellt durch Manfred Spitzer,
Joachim Bauer, Gerald Hüther, vieles bestätigt und erweitert. Besonders betont wird
von ihnen, wie wichtig für eine geglückte Entwicklung das Erleben einer sicheren
emotionalen Bindung ist, wofür positive Beziehungserfahrungen in der frühen
Kindheit notwendig sind, die sich im Gehirn als neuronale Verschaltungen zeigen.
Eine gute emotionale Bindung zu sich ist eng vernetzt mit einer guten Beziehung mit
anderen. Joachim Bauer schreibt. „...Was wir mit anderen erleben, setzt in unserem
Gehirn Botenstoffe frei, deren Wirkung wir spüren. Erhalten wir Anerkennung
anderer, dann schütten Nervenzellen in den sogenannten Motivationszentren
unseres Gehirns einen Motivations- und Energiecocktail aus, der Dopamin, Oxytocin
17
und Opioide enthält, .......Menschen haben auf Menschen den Effekt einer Droge“.
Dieselbe Wirkung auf das Motivationssystem kann auch durch Musik und Bewegung
unterstützt werden.
Andernfalls, bei Misserfolg, Missachtung, Ausgrenzung, Sinnlosigkeitserleben,
Gewalt, fährt das Stresssystem hoch verbunden mit der Ausschüttung von Cortisol
aus der Nebennierenrinde, wodurch als Kettenreaktion das Immunsystem negativ
beeinflusst und geschwächt wird. Dies ist ein höchst komplexer Vorgang, den ich hier
nur anzureißen vermag.
Wenn wir aber auf die soziale Umgebung blicken, in der manche Jugendliche
heute aufwachsen, so zeigt sich uns vieles über ihre Probleme. Wie werden
Bindungen erzeugt und welcher Art sind sie? Bekannt ist der tiefgreifende Wandel
der „Familie“. Eine ganze Reihe von Faktoren hat dazu geführt, dass dort gute und
stabile Bindungsfähigkeit seltener hervorgebracht wird als früher. Jedenfalls finden
Kinder häufig häusliche Bedingungen vor, in denen es schwer ist, die nötige
Zuwendung zu erhalten. In einer auf Konkurrenz, Rivalität und Leistungsprinzip und
nicht auf Bindung ausgerichteten Gesellschaft braucht es eine große innere Stabilität
zur Bewältigung des Alltags. Woher kann diese geschöpft werden?
Eine weitere wichtige Auswirkung ist die Sinnfindung. Kinder und Jugendliche
ringen nicht nur um ihre persönliche Identität, sondern auch um ihren sinnvollen Platz
in der Welt. Nicht selten begegnen wir frustrierten Jugendlichen, die sich dann in der
Medienwelt bei PC-Spielen, Gewaltvideos oder anderen Wegen wie Alkohol, Drogen
ihre Sinnleere füllen.
Wie mittlerweile die Hirnforschung klar und eindeutig beweisen kann, dass
menschliches Lernen Lernen am Vorbild ist, müssen wir uns angesichts dieser
Tatsache die berechtige Frage stellen, welche Vorbilder bieten sich heute unseren
Heranwachsenden an? In dieses Vakuum fehlender erlebbarer Vorbilder drängen
nun wiederum die Medien mit Filmen teils gewaltverherrlichender oder
realitätsverdrängender Inhalte, Videospiele per Computer, Internet oder Konsole. In
diesen gewinnen die Jugendlichen den Eindruck, wichtig und mächtig zu sein, sowie
sich endlich beweisen zu können. In ihnen können sie ihr Bedürfnis nach
Überlegenheit, Kontrolle, Macht und Kompetenz ausleben, was in der Realität zu
kurz kommt.
Was unsere Kinder brauchen, um später im Leben die Schlüsselqualitäten zur
geglückten Bewältigung ihres Alltags und ihrer Beziehungen zur Verfügung zu
haben:
 Menschen (laut Martin Buber: „Das Menschsein lernt der Mensch am
Menschen“)
 verlässliche Menschen, Lehrer/innen, Eltern, die sich ihrer Aufgabe und
Verantwortung bewusst sind, die bereit sind, sich zu hinterfragen, sich
den Fragen der Kinder und Jugendlichen zu stellen.
Dies erfordert Zeit.
18
Wir alle sollten hinschauen statt wegschauen – hinschauen auf die möglichen
Gefährdungen wie dies durch unsachgemäßen Einsatz erfolgen kann.
Es geht darum, Jugendlichen zu helfen, die Medien zu durchschauen, sie zu
beherrschen, anstatt von ihnen beherrscht zu werden.
Medien muss man sich entziehen können, um sie zu genießen. Sie können
den Horizont nur dann weiten, wenn man einen Horizont hat. Den bekommt man
nicht durch stellvertretendes Erleben vor dem Bildschirm, sondern durch eigenes
Erfahren, Erleben, Begreifen.
Gerald Hüther: „Die Art und Weise wie die Nervenzellen im Gehirn
miteinander verknüpft werden, hängt davon ab, was man mit dem Gehirn macht…“
Wir
als
Beratungslehrer/innen,
Betreuungslehrer/innen,
und
Psychagog/en/innen können viel dazu beitragen, durch Weitergabe von Infos
etcetera, andere für dieses Thema zu sensibilisieren.
„Keine Zukunft vermag gutzumachen, was du in der Gegenwart versäumst“
(Albert Schweitzer)
Oder: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“ (Aufustinus)
Vielleicht ist es mir gelungen, in manchen etwas zu entzünden.
Danke
19
Statements von Jugendlichen
In den Bundesländern Salzburg, Oberösterreich und Wien haben
Beratungslehrer/innen,
Betreuungslehrer/innen,
Psychagog/en/innen
und
Lehrer/innen mit Jugendlichen Interviews zum Thema „Umgang mit digitalen Medien“
geführt. Zusammenfassend kann man anmerken, dass Kinder bereits im
Volksschulalter mit Handys ausgestattet sind. In dieser Altersstufe werden Handys
hauptsächlich zur Kommunikation mit den Eltern genutzt. Der Zugang zum Computer
ist ebenfalls den Meisten möglich, wobei hier die Eltern den Internetzugang noch
beschränken. Mit dem Wechsel in die Sekundarstufe ändert sich auch die
Anwendung des Handys sowie des Computers. Telefonieren wird durch SMS
schreiben, Musik hören, Fotografieren und Filmen erweitert. Am Computer wird der
Internetzugang leichter möglich. Die Schüler/innen sind hauptsächlich in OnlineCommunities zu finden.
Auszüge aus den Interviews:
Wiener Schüler/innen
1. Interview: Lehrerin (L1), Schüler 13 (M1), Schülerin 13 (W1)
L1: Und wozu benutzt du, Sahra, das Handy in der Hauptsache?
W1: Zum Telefonieren, SMS schreiben, Fotografieren, Musik hören, Internet
L1: Und du?
M1: Ja, auch.
L1: Und wie ist das mit den Kosten vom Handy? Wer zahlt das?
M1: Wenn meine Freiminuten weg sind vom Telefonieren, und ich telefonier noch
weiter und da kommt dann die Oberrechnung und die Probleme mit der Mutter und
so
L1: Gibt’s Diskussionen diesbezüglich?
W1: Ja.
M1: Ich kenn einen, der schon über 4000 geschröpft hat
2. Interview: Lehrerin (L2), Schülerin 10 (S).
L2: Erzähl einmal, was tust du im Internet?
S: Im Internet schau ich zum Beispiel, wenn ich eine Hausaufgabe mal was hab, was
ein Quadrat zum Beispiel ist – weiß ich zwar, aber ich sagt jetzt einmal, oder ich such
mal im Internet die Daniela Katzenberger was mich grad über sie interessiert, weil ich
sie gerad im Fernsehn gesehn hab, da schau ich halt auf da Daniela ihrer Seite und
so; ich geh dann sehr oft ins Internet, auf facebook und so, das darf ich zwar noch
nicht, da bin ich noch zu jung, und da hat er mir dann alles gezeigt
3. Interview: Lehrerin (L2), Schüler 8 (S)
L2: Du fotografierst, was zum Beispiel, oder wen?
S: Wenn ich zum Beispiel in ein Museum gehe, oder so, oder wenn es gerade lustig
ist
L2: Lustiges Benehmen, in der Schule zum Beispiel?
S: In der Schule dürfen wir das ja nicht.
20
4. Interview: Lehrerin (L1), Schüler 9 (S)
L1: Ok, und was machst du am meisten mit dem Handy?
S: Also, ich tu meisten Musikhören mit dem Handy, und Spiele spielen
L1: Mhm.
S: SMSn, na, das habe ich gesperrt, weil ich damit Probleme gekriegt hab.
L1: Aha, da gibt’s Mehrwertsmsn
S: Ja, Mehrwertsmsn habe ich bekommen, und seitdem haben wir des gesperrt, und
da hab ich dann trotzdem welche bekommen, und deshalb sind jetzt alle SMS
gesperrt
Salzburger Schüler/innen
W1: Wir begrüßen Sie sehr herzlich. Wir sind eine Schülergruppe der 4c der HS Hof
bei Salzburg.
Wolfgang: I hab ghört, ihr habt‘s in der dritten Klass im ersten Halbjahr a Projekt
gmacht übers Internet und die Gefahren. Kennt‘s ma da a bissl was erzählen, weil da
war i nu ned da?
Lisa: Ja, da warn zwoa Leit da, zwoa Tag da, und de haben uns über de Gefahren im
Internet informiert. Josef wie wichtig ist dir der Umgang mit PC-Spiele?
Josef: Sehr wichtig, es ist ein guter Zeitvertreib und es ist lustig.
Lisa: Sabine, wie wichtig ist dir der Umgang mit PC-Spiele?
Sabine: Also, ich spiele eher selten, und der Umgang ist mir auch nicht so wichtig.
Lisa: Gibt’s da irgendwelche Gefahren im Internet oder beim Spielen?
W2: Ja, zum Beispiel wann ma sich bei Facebook anmeldet und seine persönlichen
Daten hergibt, dann is es sehr gefährlich, weil des Internet vergisst nix. Wolfgang,
bist du in irgendan Netzwerk?
Wolfgang: Ja, auf Facebook.
Lisa, bist du in an Netzwerk und wan ja in welchem?
Lisa: Ich bin auch in Facebook
Wolfgang: Gibt’s da irgendwelche Gefahren im Internet?
W2. Ja, wann ma a email öffnet, a unbekannte, da kann ma Viren aufn Rechna
kriagn.
W3: Und zum Beispiel Cyber-Mobbing, oda ma kann a auf kostenpflichtige Seitn
kema, des is dan a bled.
Lisa: Flo hast du ein Handy?
Flo: Nein!
Lisa: Hättst du gern ans?
Flo: Ja, das i mehr mit Freunde telefonieren kann und SMS schreiben.
W2: Lisa, hast du a Handy?
Lisa: Ja. Ich film öfters meine Freunde und des Video, was i mach stell i dan ins
Internet.
W1: Also, i mag des selba ned so gern, wann ma mi filmt, weil i was dann ned was
de Person mit dem Video macht.
Wolfgang: Danke für die Informationen und i werd jetzt bessa aufpassn im Internet.
21
Interviews mit oberösterreichischen Schüler/innen: ZIB - Hagenmühle
Interview 2: Lehrerin (L), Dominik (S)
L: Dominik, du hast sicher ein Handy.
S: Ja.
L: I tat jetzt gern von dir wissen, was dein Handy alles kann und was du persönlich
mit deinem Handy so machst.
S: Ja, mein Gott i kann SMS schreiben, i kann ins Internet gehen, i kann Musik
aspün, i kann a ganz normal am Handy Spiele spün, aba des mit de Spiele eher
weniga, i tua sehr oft Musik hörn, ja und SMS schreiben tua i a oft, und anrufn a hoit,
L: Also da is dann glei mei nächste Frage: Wie viel Zeit verbringst du jetzt mit deinem
Handy, wenn du bist im Internet?
S: Ähh.
L: Wenn du dich selbst einmal einschätzt, wie lange…
S: Wann i mi jetzt selbst einschätzn darat, dann eigentlich ja manchmal
unterschiedlich, i man am tagsüber…
L: Ja geht des jetzt dasd sagst a halbe Stund, a Stunde?
S: Ja so zwa Stunde in etwa, aba a mehr halt, am Tag.
L: Gibt’s a Zeit, wo du dei Handy einmal ausgeschaltet hast?
S: Na eigentlich fast nie, außer wann da Akku la is.
L: I hab‘ von dir schon gehört, du bist bei Facebook – bist du noch bei anderen
Communities dabei außer Facebook?
S: Ja, youtube.
L: Youtube, gibt’s da Unterschiede, i kenn mi da ned so aus?
S: Ja, a Unterschied zwischen Youtube und Facebook is des, im Youtube, da han
Video Musik drinnen, ja und ma kann a, wann man angemeldet ist bei Youtube, kann
ma a von sich selba Videos machen und einistelln, und facebook is a Seitn da kannst
mit Freind chatten, du kannst a Spiele spielen, kannst Bilder von dir aufispeichern,
L: Ok, gut, welches von den Medien kannst du da jetzt bei dir da in der Arbeit, in an
Projekt verwenden?
S: Ja in da Fruah im Internet, und wann i zum Beispiel auf Arbeitssuche, dann kina
ma a, dann gibt’s da a a Seitn, wo ma a AMS, wo ma a nach Arbeit suchen kann,
und eventuell a ehrlich suchen, das ma da amal die Telefonnummer aussa sucht oda
a eventuell dort amol a anruft und dann a amol schnuppern geht.
L: Und du verwendest des?
S: Ja, i man bis jetzt hab is zwar nu ned verwendet, aba i wird‘s amal versuchn
L: Ok, danke schön Dominik.
S: bitte
22
Workshops
Let’s go facebook
Herr DI (FH) Bernhard Füchsel begleitete unsere meist
ersten Schritte in die Welt des Facebook. Nach seiner
Matura an der BHAK Rohrbach studierte Herr Füchsel
„Engineering für Computer-Basiertes Lernen“ an der FH
Oberösterreich, Campus Hagenberg. Seit 2008 arbeitet er
als Medientechniker bei der Education Group GmbH. Seine
Schwerpunkte liegen in den Bereichen Media-On-Demand
sowie Mediengewalt.
Schüler/innen sind in Facebook unterwegs, Lehrende
kennen es oft nur vom Hörensagen. In diesem Workshop legen die Teilnehmer/innen
ihre eigenen Profile an und lernen das Soziale Netzwerk mit seinen Vor- und
Nachteilen kennen. Es wird am iPad gearbeitet. Let´s go Facebook
Da saßen wir nun mit unseren iPads – einige mehr, die meisten aber eher weniger
erfahren mit der Welt des Facebook. Mit viel Geduld begleitete Herr Füchsel unsere
ersten Schritte der Anmeldung und des Erstellens unserer Profile. Wir legten fest,
was andere Benutzer an Informationen über uns einsehen können, was wir zum
Beispiel nur unserem „Freundeskreis“ zugängig machen wollten beziehungsweise
was überhaupt nur von uns selber einsehbar sein sollte. Mit diesem Schritt stießen
wir auf die wahrscheinlich größte Stärke von Facebook, die auch gleichzeitig seine
größte Schwäche ist, wenn man nicht verantwortungsvoll damit umzugehen weiß.
Facebook bietet die Möglichkeit, mit einer großen Anzahl von (ausgesuchten)
Menschen auf unkomplizierte Weise in Kontakt zu treten. Es ist als Medium der
Kommunikation so gut und so schlecht, wie wir als User damit umgehen. Und es gilt
auch: So viele Schutz- und Sicherheitsmöglichkeit wir auch wahrnehmen - bei der
Firma Facebook bleiben unsere Daten erhalten.
Für Jugendliche ist Facebook unter anderem wohl auch ein Mittel, sich von den
Erwachsenen abzukapseln. Ihr Bedürfnis nach sozialen Kontakten wird abgedeckt, in
Facebook ist immer etwas los. Allerdings findet auf Facebook kaum eine tiefere
Auseinandersetzung mit einer Thematik beziehungsweise mit sich selbst statt. Im
Gegensatz zu Youtube, das für Musik und Videos benützt wird, werden auf
Facebook eher Fotos und Texte gestellt. Auch für ein „gemeinsames“ Erledigen von
Hausübungen leistet Facebook den Schülern – zumindest von ihrer Warte her
gesehen – gute Dienste.
Wer allerdings nicht „dazugehört“, der kann auch bittere Erfahrungen mit und durch
Facebook machen. Facebook ermöglicht es, die ungeheuerlichsten Dinge über
Personen zu veröffentlichen, ohne dass diese einen Einblick oder
Reaktionsmöglichkeiten haben.
23
Umso deutlicher wurde die Wichtigkeit einer schon im Vorschulalter beginnenden
Medienerziehung und einer gründlichen Information über Sicherheits- und
Schutzmöglichkeiten in den digitalen Kommunikationsforen, spätestens am Beginn
der Sekundarstufe. Auch eine gute Information der Eltern erscheint unerlässlich.
Schule muss mit diesen neuen Sozialisations- und Kommunikationsformen einfach
rechnen und dafür offen sein. Die technische Kompetenz muss bei den BBP über
eine einfache Grunderfahrung mit den einzelnen Medien nicht hinausgehen. Die
Frage, ob man als BBP in Facebook oder anderen Foren angemeldet sein sollte,
wurde diskutiert und blieb offen. Wichtiger scheint es, auch immer wieder die ganze
Vielfalt an Kommunikationsformen aufzuzeigen, vor allem auch diejenigen, welche
einen tiefergreifenden Beziehungsaufbau ermöglichen.
Für die Teilnehmer/innen an diesem Workshop war vor allem die konkrete Einsicht in
diese Lebenswelt der Jugendlichen – mit all der Freude am unkomplizierten
Smalltalk – eine wichtige Erfahrung.
Cybermobbing
DIin
Barbara
Buchegger
studierte
Landschaftsplanung an der Hochschule für Bodenkultur in
Wien. Seit Beginn der 90er-Jahre beschäftigt sie sich mit
virtuellen Räumen beziehungsweise damit, wie sich OnlineCommunities und Personen in diesen Räumen verhalten.
Seit 1997 entwickelt sie E-Learning-Angebote im
universitären
Bereich
und
im
Umfeld
der
Erwachsenenbildung. Auf der Suche nach der Möglichkeit
von Kursen, die wenig technische Ressourcen benötigen,
entwickelte sie gemeinsam mit Kollegen die Methode des
„kooperativen E-Learnings" und setzt diese erfolgreich in unterschiedlichen Settings
um. Dazu zählen auch die Einführung in Organisationen, die Entwicklung von
Curricula, die Evaluation von E-Learning-Angeboten. Die Aus- und Weiterbildung von
Lehrenden, die E-Learning umsetzen möchten, ist derzeit ein spezieller
Arbeitsschwerpunkt. Dabei wird besonderer Wert auf E-Moderation gelegt, da dies
für Lehrende meist die größte Herausforderung ist. Barbara Buchegger arbeitet
darüber hinaus auch als Moderatorin und Organisationsentwicklerin bei team consult
wien und ist Mitarbeiterin bei saferinternet.at.
Frau DIin Barbara Buchegger bearbeitete in diesem Workshop das Thema
„Cybermobbing“, das leider im Trend ganz stark nach oben zeigt. Ausgehend von der
Begriffsdefinition über die verschiedenen Ausprägungen, die Besonderheiten dieser
Form des Mobbings und den Möglichkeiten im Rahmen der Gesetze dagegen
einzuschreiten, spannte sich der Bogen in diesem Workshop.
Ein Zehntel aller Jugendlichen kommen irgendwann einmal mit Cybermobbing
in Berührung, so zeigen Studien (z.B. EU-Kids-Online 2010). In diesem Workshop
24
wurde auf folgende Fragen eingegangen: Was ist Cybermobbing? Wie kann ich es
frühzeitig erkennen? Welche Möglichkeiten der Prävention gibt es? Wie kann die
Schule ihre Schüler/innen im Anlassfall unterstützen?
Was ist Cybermobbing?
Cybermobbing ist das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder
Belästigen von Personen im Internet oder mit dem Handy – meist über einen
längeren Zeitraum.
Verschiedene Formen von Cybermobbing:












Mobbing
Bullying – jegliche Form wiederholter, verbaler, psychischer oder körperlicher
Belästigung durch einzelne oder mehrere Personen
Stalking - jemanden beharrlich verfolgen
Grooming - Anbahnung sexueller Kontakte
Happy Slapping - Filmen und Verbreiten von Übergriffen
Beschimpfungen und Beleidigungen
Drohungen und Erpressungen
sexuelle Belästigungen und unangenehme Anmachen
Veröffentlichung gefälschter, intimer oder peinlicher Fotos
Verbreitung von persönlichen Informationen oder Gerüchten
Ausschluss aus Computerspiel-Teams oder von Freundeslisten
Identitätsdiebstahl
Die Besonderheiten von Cybermobbing im Vergleich zu den herkömmlichen
Mobbingformen sind:
 Inhalte verbreiten sich rasch und an ein großes Publikum und sind oft
nicht mehr zu entfernen.
 Cybermobbing endet nicht mit Schulschluss und macht auch vor den
eigenen vier Wänden nicht Halt – es sei denn, man nutzt in seiner
Freizeit kein Handy oder Internet.
 Menschen, die andere online mobben, tun dies oft (scheinbar) anonym.
Deshalb sinkt bei den Täter/innen/n die Hemmschwelle, weil sie den
Opfern nicht in die Augen sehen müssen.
Wichtig für Pädagog/en/innen und Eltern ist, dass man Jugendlichen klarmacht, dass
Cybermobbing kein Kavaliersdelikt ist, und dass es im Gesetz dazu auch klare
Regelungen gibt, nach denen Verstöße dagegen geahndet werden. Folgende
Straftatbestände in Zusammenhang mit Mobbing sieht das Gesetz vor:





Nötigung (§ 105 StGB)
Beharrliche Verfolgung („Anti-Stalking-Gesetz“) (§ 107 a StGB)
Üble Nachrede (§ 111 StGB)
Beleidigung (§ 115 StGB)
Datenbeschädigung (§ 126 a StGB)
25



Kreditschädigung (§ 152 StGB)
Pornographische Darstellung Minderjähriger (§ 207 a StGB)
Verleumdung (§ 297 StGB)
Weitere Möglichkeiten der Strafverfolgung nach dem Urheberrechtsgesetz,
dem Mediengesetz und dem Jugendschutzgesetz sind möglich.
Aufgabe der Lehrer/innen ist die Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen
für diese Thematik, da die Unwissenheit darüber leicht zu einem Konflikt mit dem
Gesetz führen kann.
Im Workshop wurden verschiedene Möglichkeiten erörtert, was Lehrer/innen
tun können, wenn sie mit solchen Fällen konfrontiert werden.
(Bildtext im Inhalt enthalten)
Frau Buchegger verwies auf die Plattform www.saferinternet.at, die viele
Materialien zum Thema als Download bereithält. Eine Reihe von weiteren
Internetadressen mit Arbeitsunterlagen für Pädagog/en/innen wurden bekannt
gegeben, sowie Anlaufstellen zur Beratung und Hilfestellung im Bedarfsfall.
Beratungsstellen speziell für die Schule:
Schulpsychologischer Dienst und Bildungsberatung: www.schulpsychologie.at
Liste der schulpsychologischen Beratungsstellen in den einzelnen Bundesländern:
www.schulpsychologie.at/download/beratungsstellen.pdf
Weiße Feder – Gemeinsam gegen Gewalt: www.gemeinsam-gegen-gewalt.at
Im Bereich „Partner“ finden Sie eine Auflistung an Initiativen, die zum Thema
Gewaltprävention mögliche Ansprechpartner sein können.
Bundeskanzleramt: www.frauen.bka.gv.at
26
Im Bereich „Publikationen zum Download“ finden Sie die Broschüre
„Geschlechtssensible Angebote zur Gewaltprävention im schulischen Bereich“ mit
ausführlichen Informationen zu Referent/en/innen zum Thema Prävention von
Gewalt und sexueller Gewalt.
Speziell für Eltern:
Familienberatungsstellen: www.familienberatung.gv.at/beratungsstellen
Familienberatungsstellen in ganz Österreich stehen ihnen bei Erziehungsfragen zur
Seite.
In einer Reflexion über die verschiedenen Zugänge zum Umgang mit diesem
Thema wurden die Diskussionsbeiträge noch einmal zusammengefasst.
(Bildtext im Inhalt enthalten)
Weitere hilfreiche Beratungsstellen neben saferinternet.at finden Sie im
Anhang.
Musik und Youtube
Der Workshop wurde von DI Martin
Kneidinger geleitet. Herr Kneidiger wurde in Linz
geboren, maturierte am 1.BRG Fadingerschule in
Linz, studierte Elektrotechnik/Regelungstechnik mit
Spezialisierung Lasertechnik an der TU Wien. Herr
Kneidinger arbeitete 11 Jahre im Bereich Training und
Seminarentwicklung bei Frequentis (Systeme für
27
Sprach- und Datenkommunikation) in verschiedenen Ländern. Seit 2010 ist er im
Bereich Training und technisches Consulting, Technologische Aspekte, Social
Networks und Security als Schwerpunkte im Bereich von Safer Internet selbstständig
tätig.
Musik aus dem Netz und im Netz – dies ist immer eine der liebsten
Beschäftigungen von Jugendlichen im Internet. Musik wird aus dem Netz
runtergeladen, aber auch selbst zusammengemixt und mit eigenen Filmen
zusammengestellt. Rechtliche Aspekte rund um das Urheberrecht, kreative
Einsatzmöglichkeiten im Internet werden in diesem Workshop vorgestellt.
Youtube, die größte Videoplattform der Welt, lädt jeden Tag eine Unzahl von
Menschen dazu ein Clips hochzuladen, Musik zu hören oder Freunde auf bestimmte
Videos aufmerksam zu machen. Mehr als eine Milliarde Videos werden täglich
angeklickt. Gerade Jugendliche nützen dieses Medium sehr. Sie laden sich mit
Programmen wie „Youtube to Mp3 Converter“ Musik aus Youtube herunter. Der
Download von Inhalten im Netz ist eine Grauzone. Eine Privatkopie ist rechtlich nur
von legalen Exemplaren ohne Umgehung des Kopierschutzes erlaubt. Wird diese
Kopie jedoch im Internet verbreitet, macht man sich strafbar. Rechtsverletzungen
können durch den Rechteinhaber geklagt werden. Kommt es zu einer
außergerichtlichen Einigung, kann das einige tausend Euro kosten. Eine weitere
bekannte und von Jugendlichen viel genutzte Website, über die Filme und Serien die von anderen Benutzern anonym verlinkt wurden - kostenlos konsumiert werden
können, ist kino.to. Allerdings ist zu bedenken, dass der Abruf copyrightgeschützter
Inhalte in einer bislang strafffreien rechtlichen Grauzone angesiedelt ist. Von
Konsumentenschützern wird kino.to als eine „der schlimmsten Abo-Fallen im Web“
bezeichnet.
Allerdings muss man nicht immer im Graubereich arbeiten. Es gibt sehr wohl
genügend Websites auf denen man legal Musik hören kann. Am 15.11.11 startete
das Internetportal Spotify in Österreich
(http://diepresse.com/home/techscience/internet/708515/Spotify-startet-in-Oesterreich_15-Millionen-Songsgratis?from=suche.intern.portal).
Hier gibt es über 15 Millionen Songs zum Anhören. Aber nicht nur dieser
Anbieter ermöglicht es den Nutzer/n/innen legal Musik zu hören. Weitere wichtige
Vertreter der Online-Streamingmusik sind Simfy und Grooveshark.
Streamingdienste bieten Nutzern die Möglichkeit, Musik rasch und einfach
kennenzulernen. Durch den großen Fundus an Tracks bei den meisten Plattformen
sind oft auch recht obskure Werke auffindbar. Viele Dienste sind entweder nur über
den Browser oder als PC-Software verfügbar. Für die mobile Nutzung am Handy
muss gezahlt werden. Letztere bietet aber Nachteile. Gibt es keine Offline-Funktion,
ist man der Netzabdeckung der Mobilfunker ausgeliefert. Außerdem fällt pro Song
Datenvolumen an, das verbraucht wird. Je nach Tarif werden die Pakete damit recht
schnell erschöpft. Im Anhang ist eine Liste mit den gängigsten Anbietern zu finden.
28
Zusammenfassend berichteten die Teilnehmer/innen dieses Workshops, dass
die Nutzung von Youtube - wie bei den anderen digitalen Medien auch - Chancen
und Gefahren mit sich bringt. Die Bedeutung der Eigenverantwortung ist den
Jugendlichen, Eltern, Nutzer/n/innen zu verdeutlichen. Festgestellt wurde auch, dass
dieses Medium einen leichten Zugang zu einer großen Auswahl von Informationen in
allen Sparten bietet. Man ist schnell „up to date“, da vieles sehr schnell offengelegt
wird und einem großen Publikum zur Verfügung steht. Dabei ist aber zu hinterfragen,
wer hinter einem Beitrag steht. Außerdem ist zu bedenken, dass man sich oft auf
einer Gratwanderung zur Kriminalität befindet (Recht am eigenen Bild,
Urheberrecht). Auch möchten die Teilnehmer/innen des Workshops darauf
aufmerksam machen, dass man leicht abgelenkt wird und mit einem Klick schnell
weiterkommt – auch auf die „dunklen Seiten“ des Netzes. Es geht sehr schnell, dass
man vom Harmlosen ins Gefährliche abgleitet. Bei manchen Teilnehmer/innen
entstand das Gefühl des Voyeurismus.
Detailierte Unterlagen zum Downloaden findet man im Internet. Die
dazugehörenden Internetadressen sind im Anhang nachzulesen.
Handy in der Schule
Dipl. Päd. Christian Gatterer, geb. 1967 in Zwettl,
Matura BG Zwettl, Pädagogische Akademie Wien, derzeit
Masterstudium "Medien und Bildung". Lehrer (Deutsch,
Biologie) dipl. MultiMediaProducer (SAE), Kursautor/Tutor bei
e-LISAacademy und Virtuelle PH. Schwerpunkte: mobile
learning
(Lernen
mit
Handy/Smartphones),
Digitale
Bildbearbeitung
Die Rolle, die Handys im Alltag von Jugendlichen
spielen, und häufig genutzte Anwendungen stehen im
Mittelpunkt dieses Workshops. Weiters wird auf kommende Entwicklungen im
Bereich der Mobil-Telefonie eingegangen. Rechtliche Aspekte werden erörtert und
mögliche Anwendungen im Zusammenhang mit Unterricht überlegt.
An Hand einiger Zahlen führte uns Dipl. Päd. Gatterer in die Welt des Handys
ein: Weltweit wurden im dritten Quartal 2011 441 Millionen Mobilgeräte (Handys,
Smartphones) verkauft. Das bedeutet gegenüber dem gleichen Zeitraum in 2010
eine Steigerung von 42%.
Laut einer A1-Studie entscheiden sich 33% der Österreicher für ein Handy auf
Grund des Betriebssystems (38% Android, 30% Apple). Offene Betriebssysteme wie
Android oder Nokia Symbian sind durch Virenattacken angreifbarer, Apple dagegen
ist sehr sicher, besitzt aber eine geschlossene Software. Für alle Betriebssysteme
gilt aber: Mit einer geeigneten Software ist Spionage auch bei abgeschaltetem Handy
möglich.
29
Die A1-Studie besagt weiter, dass iPhone-User mit ihrem Mobilgerät am
zufriedensten sind, Nokia aber die meistgenutzte Handy-Marke ist. Handys werden
nicht mehr nur zum Telefonieren, sondern auch zum Versenden von SMS, E-Mails,
Instant Messages und zum Posten in Social Media genutzt. 30% der Handy-Benutzer
nutzen Social Networks, 10% bereits die Cloud. Den Link zu Cloud Computing finden
Sie im Anhang.
Eine starke Zunahme wird auch bei der Verwendung von Smart Features
(mobiles Internet, E-Mail, Social Media) festgestellt, wobei allgemein ein starker
Trend zum Smartphone besteht.
20% der Handy-User nutzen Apps, die meistgenutzte Kommunikationsform
(90%) ist aber das SMS. Für 76% der in der A1-Studie Befragten ist das Handy ein
ständiger Begleiter in ihrem Alltag, wobei aber auch ein Trend zur bewussten NichtErreichbarkeit festzustellen ist.
In der Diskussion über die Studie kamen unterschiedliche praktische
Erfahrungen der BBP zur Sprache: Persönliche Gespräche werden oft durch HandyBotschaften oder Internet-Suche zu einem bestimmten Stichwort unterbrochen,
Vereinbarungen werden unverbindlich, wenn man jederzeit ein „besseres Angebot“
bekommen kann. Es entsteht auch ein gewisser Druck, immer sofort auf eine
Anfrage reagieren zu müssen beziehungsweise sich recht zu fertigen, wenn man es
nicht tut. Wichtig erscheint auch hier die Bewusstmachung der Öffentlichkeit der
Kommunikation und der bestehenden Sicherheitsrisiken.
Ihre eigenen Erfahrungen konnten die Teilnehmer/innen des Workshops auch
mit der SMS-Sprache machen, einem Buchstabengebilde, dass weitgehend aus
Kürzeln besteht und bei dessen Gebrauch man weder Rechtschreibung noch
Grammatik, meist aber Mundart beziehungsweise Jugendsprache beherrschen
muss.
SMS – Aufsatz in Englisch
My smmr hols wr CWOT. B4, we usd 2 go 2 NY 2C my bro, his GF & thr 3 :-@
kds FTF. ILNY, its gr8.
My summer holidays were a complete waste of time. Before, we used to go to New
York to see my brother, his girlfriend and their three screaming kids face to face. I
love New York, it`s great.
Bt my Ps wr so {:-/ BC o 9/11 tht they dcdd 2 stay in SCO & spnd 2wks up N. Up
N, WUCIWUG – 0. I ws vvv brd in MON. 0 bt baas & ^^^^^.
But my parents were so worried because of tht terrorism attack on September 11 that
they decides to stay in Scotland and spend two week up north.
Up north, what you see is what you get – nothing. I was extremely bored in the
middle of nowhere. Nothing but sheep and mountains.
30
Marktforscher haben fünf Handy-Typen identifiziert:
1) Minimalisten (38%) – nutzen das Handy nur für Telefonate
2) Pragmatiker (27%) – das Handy soll vor allem möglichst einfach zu
benützen sein
3) Design- und Fun-Orientierte (17%)
4) Always-Connected
5) Business-User
82% der 11- bis 18- Jährigen und 25% der 6- bis 10- Jährigen besitzen ein eigenes
Handy. 79% der Befragten nutzen es täglich. Im Alter von durchschnittlich 10 Jahren
besitzen Kinder ihr erstes Handy.
Laut KIM-Studie 2010 nutzen die meisten Kinder ihr Handy, um ihre Eltern
(39%) oder Andere (40%) anzurufen beziehungsweise von ihren Eltern (43%) oder
Anderen (43%) angerufen zu werden. Ähnliche Ergebnisse zeigt die Studie bei der
SMS-Nutzung.
Als Gefahren und Probleme im Umgang mit dem Handy nannte Dipl. Päd.
Gatterer das leichte Überschreiten der Grenze zur Gewalt, den dadurch gegebenen
emotionalen Kick und sozialintegrative Motive (Ansehen in der Gruppe) dafür;
weiters das – manchmal auch unabsichtliche – Nutzen pornographischer Seiten,
Posing (aufreizende, intime Bilder), Sexting (Sex + Texting) und Mobbing.
Gefahren, die bei häufiger Nutzung gegeben sind, sind das Verschwimmen
der Grenze zwischen virtueller und realer Welt, die Suchtgefahr und das
Gesundheitsrisiko durch Strahlenbelastung.
Eine in der Schullaufbahn möglichst frühzeitige Thematisierung der Gefahren
und Probleme wurde von allen Teilnehmer/n/innen als sehr wichtig angesehen.
Gesetzliche Regelungen, die sich auf die genannten Gefahren und Probleme
beziehen, sind das Anti-Stalking-Gesetz (§ 107a StGB), das Strafrecht (üble
Nachrede, Beleidigung, Verleumdung), das Recht auf Wahrung der Privatsphäre,
das Recht am eigenen Bild (Urheberrechtsgesetz) und die für die einzelnen
Bundesländer unterschiedlichen Jugendschutzgesetze.
Zum Abschluss wies Dipl. Päd. Gatterer noch auf Möglichkeiten der
Handynutzung im Unterricht hin. Mittels Fotos und Videos seien Inszenierungen von
Verhältnissen zur Welt und decodierbare Verdichtung von Weltsichten möglich.
Das Handy der Zukunft wird verstärkt Services vom PC übernehmen, wird zu
noch größerer Individualisierung beitragen und wird – noch dünner im Format – per
Laser-Tasten oder Gesten steuerbar sein.
31
Die dunklen Seiten im Netz
Patricia Groiß, BA leitete den Workshop „Die dunklen
Seiten im Netz.“ Sie schreibt über sich selbst: Die Arbeit mit
lernschwachen Kindern nach meiner Matura zeigte mir auf, dass
ich Lernspiele in diesem Bereich entwickeln möchte. Angeeignet
habe ich mir die notwendigen Qualifikationen über meinen
Abschluss an der FH OÖ, Campus Hagenberg im Studiengang
Kommunikation, Wissen, Medien. Aktuell wird das erworbene
Know-How im Masterstudiengang MedienSpielPädagogik an der
Donau-Uni-Krems vertieft. Beruflich habe ich mich mit Vorträgen für
SaferInternet, das Land Oberösterreich und mein eigenes
Unternehmen idea ludendi im Bereich "Sicher im Internet surfen" selbstständig
gemacht.
Selbstmordgedanken oder Essstörungen – immer mehr Jugendliche holen
sich Infos und „Unterstützung“ im Internet. Welche Seiten gibt es? Wie funktionieren
diese Communities? Aktuelle Forschungen werden vorgestellt und im Rahmen des
Workshops werden gemeinsam entsprechende Vorgehensweisen überlegt.
Frau Groiß bearbeitete in ihrem Workshop die besonderen Gefahren im
Internet, denen Jugendliche und vor allem Kinder ausgesetzt sind, wenn sie ohne
Kontrolle und Begleitung durch Eltern oder Lehrer/innen im Netz surfen.
Vor allem das Thema „Sexualität und Pornographie“ birgt eine ganze Reihe
von Risiken.
Für das Kind beziehungsweise den Jugendlichen treffen drei unterschiedliche
Formen der Konsumation beziehungsweise Teilhabe zu:
„Content“ – Kind als Rezipient/in: Herunterladen von pornographischen,
schädlichen Inhalten
„Contact“ - Kind als Teilnehmer/in: Treffen mit Fremden, missbräuchliche
Annäherungsversuche
„Conduct“ – Kind als Akteur/in: Erstellen und/oder Hochladen von
pornographischem Material
Wichtig ist auch die
„jugendgefährdenden“ Inhalten.
Unterscheidung
zwischen
„illegalen“
und
„Content“ - Wie kommen Kinder auf solche Seiten?
 gezielte Suche nach Pornographie über Suchmaschinen, bekannte
Websites,…
 Zufall
 YouTube für Pornos
 Erotik in Zeitungen
 Pop up Werbung beim Surfen
32




Pornos über Webcams
Spam bei Mails
Sexseitenaufruf durch Tippfehler
Downloads von Videos auf Handys
„Contact“ – wie werden Kinder zu Teilnehmer/n/innen?
 Flirten in sozialen Netzwerken, Chats, …
 Grooming
 Reale Treffen
„Conduct“ – wie werden Kinder zu Teilnehmer/n/innen?
 Posing
 Sexting
 unerwünschte Anmache, Verletzung des „Rechts am eigenen Bild“,…
Verschiedene Formen des Kontaktes von Jugendlichen mit pornographischen
Darstellungen im Netz werden aufgezeigt, diskutiert,…
Gesundheitsgefährdende Foren im Internet – weitere sogenannte „dunkle
Seiten“ des Internets werden vorgestellt:

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Selbstverletzung
Essstörungen
Wettbewerbe und Aufstachelungen
Selbstmordanleitungen und Aufrufe dazu
Politische Aufhetzung
Gewaltseiten
Suizidforen
rechtsextremistische Seiten – arbeiten mit Zahlencodes
Abkürzungen, die wiederum bei Jugendlichen Neugierde wecken
und
Frau Groiß wies auf unterstützende Seiten für Pädagog/en/innen und Eltern im
Netz hin, z.B. www.jugendschutz.net, wo auch Informationen zum Vorgehen gegen
unzulässige Inhalte zu bekommen sind.
In einer Reflexion fassten die Workshopteilnehmer/innen die Inhalte
zusammen und erörterten mögliche Vorgehensweisen in der Begegnung mit dem
Thema.
33
(Bildtext im Inhalt enthalten)
Rechtsextremismus und Neonazismus
Wilhelm Lasek ist Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des
österreichischen Widerstandes. Er arbeitet an den Themenbereichen
Rechtsextremismus und Neonazismus. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die
Auseinandersetzung mit rechtsextremen und neonazistischen Aktivitäten im Internet.
Das Internet ist heute eines der zentralen Medien für die Verbreitung
rechtsextremer und neonazistischer Propaganda. Zusammen mit der Musik, einer
eigenen Mode sowie dem Verwenden von Codes und Symbolen ist es ein tragendes
Element der neonazistischen Subkultur. Mit seiner Hilfe soll besonders Jugendlichen
der Zugang zu dieser Szene erleichtert werden. Der Workshop soll einen Einblick in
diese Thematik bringen und auf die Gefahren, die mit diesem Problem verbunden
sind, hinweisen.
Am Beginn seines Workshops gab uns Herr Lasek einen Überblick über die
Entwicklung der rechtsradikalen Szene seit Beginn der 80-er/90-er Jahre. In
Österreich federführend war Gottfried Küssel. Dieser gründete die VAPO und wurde
1992 wegen Wiederbetätigung verurteilt. Sein Ziel war die Neugründung der NSDAP.
Damals wurden auch vor Schulen Flugblätter und einschlägige Kreuzworträtsel zum
Thema „Mauthausen“ verteilt. Mit seiner Verurteilung verschwand der
Rechtsextremismus tendenziell. Ende 1999/2000 gab es eine Reorganisation mit
34
neuen Strategien. Juristisch nicht fassbare Organisationsstrukturen, sowie das
Internet spielten dabei eine wichtige Rolle. Es bot eine große Möglichkeit von
Propaganda, da die Werbungskosten durch billige Gebühren, vor allem in den USA,
drastisch gesenkt werden konnten. Ein weiterer Grund die Websites in die USA zu
verlegen waren die vielen Verbotsgesetze gegen nationalsozialistische
Wiederbetätigung in Europa. In der Verfassung der USA gibt es das Recht auf „Free
Speech“. Das heißt unter anderem auch, dass Demos in Naziuniformen erlaubt sind.
Das Internet ist global, viele Personen – auch Schüler – kommen auf entsprechende
Seiten zum Beispiel bei Hausübungen für den Geschichtsunterricht.
Herr Lasek informierte die Teilnehmer/innen seines Workshops auch über
einschlägige Internetseiten. Die momentan aktuellste lautet auf den Namen
www.alpen-donau.net. Die Finanzierung dieser Homepage verläuft sehr dunkel. Ein
Teil wird durch die Organisation „Stille Hilfe“ abgedeckt. Diese Organisation ruft auch
zu Sammelaktionen für Kameraden auf, die für ihre Überzeugung im Gefängnis sind.
Weitere bekannte Websites sind:




„Der Volkstod kommt“ => info
„Stolzundfrei“
„Bloodandhonour“ => Musik
„Wehrwolff“
In Diskussionsforen hat man oft nur mit Passwort und e-Mailadresse Zugang. Das
tun nur wenige, die aber wollen dann entsprechende Informationen.
Das Internet ist für die rechtsextreme Szene deshalb auch von großer
Bedeutung, weil es neben der weltweiten Informationsverteilung auch den Zugang zu
einem großen Versandwesen bietet. Modelabels (Constaple, Thor Steiner,…), Lieder
einschlägiger Musikgruppen (Landser, Blood an Honour, Combat 18,
Nationalsozialistischer Black Metall = NSBM,…) sind leicht zu finden und auch
schnell und einfach zu erwerben. Findet man zum Beispiel auf einer deutschen
Website (amazon.de) keine rechtsradikalen Musikgruppen, braucht man nur auf den
amerikanischen Server (amazon.com) ausweichen. Auch Internetseiten zum
Downloaden von einschlägigen Musikstücken wurden uns präsentiert.
Weiters wurden uns ein paar Codes und Symbole, die von Rechtsradikalen
verwendet werden, gezeigt. Die am häufigsten verwendeten sind:
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88: zweimal H für „Heil Hitler“ (H = Buchstabe 8 im Alphabet)
18: 1 = A, 8= H => Adolf Hitler
Aber wir lernten nicht nur Websites mit bedenklichen Inhalten kennen. Herr Lasek
zeigte uns auch Internetmusikbörsen, die zum Beispiel mit folgenden Worten „Die
Texte von Landser entsprechen nicht unserer Ethik!“ die Verbreitung rechtsradikaler
Lieder verweigern.
Die rechtsradikale Szene im Internet macht sich auch die sozial networks wie
Facebook zu nutze. Mit den Suchbergriffen „nationaler Widerstand Österreichs“,
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„nationale Jugend“, „Patriotenstammtisch Braunau“ gelangt man unweigerlich zu
einschlägigen Einträgen. Um mit diesen Gruppen/Personen in Verbindung zu
gelangen, beziehungsweise als „Freund“ akzeptiert zu werden, muss man allerdings
von bereits aufgenommenen Mitgliedern vorgeschlagen werden.
Herr Lasek wünscht sich von den Betreuungslehrer/innen, Beratungslehrer/innen und
Psychagog/en/innen, aber auch von der gesamten Lehrer/innenschaft:
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
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Hellhörigkeit und Offenheit, wenn Jugendliche darüber sprechen
(wollen)
einen kritischen Umgang mit Medien
BBP sollen sich Zeit nehmen, wenn diese Thematik auftaucht
dass mit Präsenz und Klarheit hingeschaut wird, dabei aber nicht
katastrophisiert wird
Wertschätzung der Schüler (Diese sollen Bescheid wissen über
Musikszene und Codes.)
Herr Lasek ist aber auch der Überzeugung, dass Aufklärung und Information allein
nicht reichen. Um der rechtsradikalen Szene wirksam entgegentreten zu können
brauchen wir im Selbstwert gestärkte Persönlichkeiten. Dies kann unter anderem
dadurch gelingen, dass Schüler/innen tragfähige Beziehungen erleben, im Selbstwert
gestärkt werden, Erwachsene - insbesondere Lehrer/innen - als entsprechende
Vorbilder haben. Dazu ist es notwendig der Thematik mit Offenheit
gegenüberzutreten. Sollten Schüler/innen Kontakte in diese Szene haben, ist es
wichtig mit ihnen emphatisch zu sein, die eigene Meinung klar zu vertreten, wertfrei
zu bleiben, Fehler zuzulassen und aufzuarbeiten – dabei die Kinder und
Jugendlichen aber nie an den Pranger zu stellen. Menschlichkeit, Humanität und
Toleranz können ein gutes Gegenmittel sein.
(Gewalt-)Spiele
Der Workshop (Gewalt-) Spiele wurde von Herrn Gerhard Hauser, Herrn
Stefan Seidl und Frau Jennifer Berger betreut.
Herr Gerhard Hauser,
geb. 1977 in Knittelfeld, Studium der Rechtswissenschaften,
Karl Franzens Universität Graz
Herr Hauser arbeitet seit 2003 als Prokurist bei Skill3D –
Events & New Media GmbH. Aktuell ist er für den Aufbau und die
strategische Planung der Geschäftstätigkeit der Skill3D GmbH,
insbesondere für Finanzbuchhaltung, Personalverrechnung &
Controlling in Eigenverantwortung seit Unternehmensgründung
verantwortlich. Weiters obliegt ihm die Leitung der Human
Resources bei der Skill3D GmbH mit aktuell 15 Mitarbeiter/innen. Ebenso ist er in der
Planung und im Business Development im Bereich von Förderungen, Innovationen
36
und Unternehmenszuschüssen tätig. Neben vielen Projektleitungen ist Herr Hauser
unter anderem Vorstands- & Gründungsmitglied des elektronischen Sport Verbands
Österreich sowie in der Leitung der Sektion Weiterbildung E-Sport Verband
Österreich, inklusive Vorträgen und Lehrverpflichtungen an der Donauuniversität
Krems, Pädagogischen Hochschule Wien, Medienzentrum Wien, BuPP des
Bundesministeriums für Wirtschaft Familie und Jugend, BMUKK tätig.
Stefan Seidl,
geb. 1981 in Braunau am Inn; Studium der Publizistikund Kommunikationswissenschaft; Erziehungswissenschaft
(Universität Wien); Tätigkeiten im eSport
Stefan Seidl ist seit dem Jahr 2003 organisatorisch im eSport
aktiv. Neben einigen selbst veranstalteten LAN Parties
übernahm er auch das Amt als Administrator in der Electronic
Sports League (ESL), der größten Online Gaming Liga
Europas. Seit 2005 ist er bei Skill3D beschäftigt und übt dort die
Funktion des Director of League Operations im Alpenbereich
(35.000 aktive Spieler aus Österreich, Schweiz und Liechtenstein) der ESL aus. Mit
der Gründung des eSport Verband Österreich übernahm er auch noch zusätzlich das
Amt des Sprechers des Competition Boards. Damit ist er für alle vom esvö
veranstalteten Wettbewerbe, als Schiedsrichter zuständig. Diese Bewerbe sind:
Konsolenstaatsmeisterschaft, eSport trifft Sport, Schulmeisterschaft, et cetera. Er ist
ebenfalls mit der Betreuung des österreichischen Nationalteams für die World Cyber
Games (WCG) beauftragt und begleitete die Spielerinnen und Spieler zu den Grand
Finals (2006: Monza, Italien; 2007: Seattle, USA; 2010: Los Angeles, USA; 2011:
Busan,
Korea).
Durch
die
Kooperation
mit
der
Bundesstelle
für
Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen (www.bupp.at) betreut er
auch diverse Eltern- und Pädagogen-LANs in technischer Hinsicht.
Mag.a Jennifer Berger,
geb. 1983 in Wien; Studium der Psychologie und
Erziehungswissenschaft (Universität Wien)
Jennifer Berger organisiert seit vier Jahren die Tagung
F.R.O.G (Future and Reality of Gaming www.bupp.at/frog)
gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie
und
Jugend
und
der
BuPP
(Bundesstelle
für
Postitivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen
www.bupp.at), sowie seit zwei Jahren die ComputerspieleInformationsveranstaltung Game City im Wiener Rathaus
(www.game-city.at) gemeinsam mit der Stadt Wien und dem Verein wienXtra. Sie hat
durch ihre Ausbildung in den Bereichen Erwachsenenbildung und Medienpädagogik
(Studium Erziehungswissenschaft) und die jahrelange praktische Erfahrung im
familieneigenen Seminarinstitut für Kommunikation und Führung (www.bcs.co.at)
sowohl einen theoretischen als auch einen praktischen Zugang zu Workshops mit
37
Lehrer/innen und Pädagog/innen und betreut die Eltern- und Pädagogen-LANs des
esvö mit viel Herz und persönlicher Überzeugung.
Sie fragen sich schon lange, was ihr Kind macht, wenn es sich in ein
Computerspiel vertieft? Sie würden gerne darüber reden können, sich mit dem
Thema einmal selbst auseinandersetzen? Erfahren Sie im Workshop, was Spiele so
faszinierend macht und probieren Sie es selbst aus.
Der Workshop gliedert sich in „Einführung & Medientheorie“: Warum sind Spiele so
populär und faszinierend? Wo liegt die Vielfalt? Was ist der magische Kreis? Gewalt
und Spiele? Sucht? Anwendungsmöglichkeiten und Mehrwerte und
„Praktische Teile“: Genres und Grundinformationen - Rennspiel: Trackmania Nations
und First Person Shooter: Counterstrike
Theoretischer Teil
Computer(spielen)
–
Einführung
und
theoretische
Aspekte
von
Im Einführungsteil stellten sich die Vortragenden und Workshopbegleiter/innen
vor und beschrieben kurz ihren Background. Anschließend wurden die Grundzüge
von „Spielen und Spielerlebnis“ analysiert und mit dem breiten Feld der
Computerspiele verknüpft. Nachdem die Frage geklärt war, ob Computerspiele
Spiele sind und das erste praktische Spielerlebnis im Genre „Rennspiele“ generiert
wurde, führte ein zweiter Theorieteil in die Themen Altersgrenzen und
Altersempfehlungen, sowie Kommunikations- und Kooperationsaspekte im Genre
„First Person Shooter“ ein, um diese anschließend selbst zu erleben.
Praktischer Teil und persönliche Reflexion
Der praktische Teil des Workshops beschäftigte sich mit den persönlichen
Erlebniswelten von Teilnehmer/innen und ermöglichte es, in einem geschützten
Umfeld und mit versierten Spielleiter/n/innen, eigene Erfahrungen im Bereich
Computerspiele zu machen. Dabei wurden die Spielgenres „Racing“ und „First
Person Shooter“ gewählt um einen Überblick zu gewähren und den Bogen zu den
medientheoretischen Inhalten zu spannen.
Neben dem Spielerlebnis stand dabei auch die Reflexion im Vordergrund und
die Teilnehmer/innen reflektierten in gemeinsamer Diskussion mit den Vortragenden
Gefühle, Problematiken und praktische Ansätze für ihre tägliche Arbeit. Dabei sollte
der persönliche Zusammenhang und die Analyse des Erlebten mit den theoretischen
Inhalten analysiert und besprochen werden.
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Informationen und Abläufe zu den praktischen Teilen:
Racing
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Spielprinzip
Übersicht der Variationen „Fun Racer“ und „Simulation“
Praktischer Teil Trackmania Nations Forever
Free Game
herunterzuladen auf http://store.steampowered.com/app/11020
Bewegung & Steuerung/Optimierung & Serverprinzip
Gemeinsames Rennen aller Teilnehmer/innen
Counterstrike 1.6

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Spielprinzip & Geschichte
Bewegung & Steuerung
Kommunikation & Teamplay
Durchführung eines Standardspielzuges als Angreifer gegen den Computer
Verfeinerung und Erweiterung dieses Spielzuges durch Equipment- und
Gameplayvariationen
schematische Erklärung der Komplexität anhand von Übersichten, Mapanzahl,
Spielzugvariationen (Power Point)
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Studie: „Schule-Medien-Gewalt“
Mag. Axel Maireder ist wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
der Universität Wien. Neben seiner Dissertation, die sich mit
Praktiken und Prozessen der Verbreitung von Nachrichten im
Internet auseinandersetzt, arbeitet er zu Gebrauch und
sozialer Aneignung von IK-Technologien, insbesondere Social
Media, sowie Digital Literacy. Von 2007 bis 2010 hat er an
zwei vom BMUKK finanzierten und von Prof. Thomas A.
Bauer geleiteten Forschungsprojekten gearbeitet – einerseits
zur Praxis der Internetnutzung von Jugendlichen im Kontext von Schule und
andererseits zur medialen Gewalt.
Die Ergebnisse eines dieser Projekte, veröffentlicht unter dem Titel
„Jugendliche, digitale Medien und Gewalt“, stellte Mag. Maireder in seinem Vortrag
vor.
Gearbeitet wurde bei diesem Projekt in zwei multimethodischen 5-StundenWorkshops mit sechs Gruppen zu je 10 – 12 Jugendlichen.
Der erste Teil des Projektes trägt den Titel „Cybermobbing – Gewaltpraktiken
& Social Network Media“.
Zu Beginn ging Mag. Maireder auf den Begriff „Cybermobbing“ näher ein.
Kennzeichnend dafür sei vor allem, dass es sich dabei um wiederholte aggressive
oder feindselige Botschaften handle, mit denen beabsichtigt Leid zugefügt werde. Er
unterschied acht Formen von Mobbing:
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



Beschimpfung
Belästigung
Denunziation
Identitätsraub
Rufschädigung
sozialer Ausschluss
Stalking
Androhung physischer Gewalt
Als bevorzugtes Mittel sozialen Ausschlusses bezeichnete Mag. Maireder die
Exklusion auf den Friendslists diverser Internetforen. Problematisch bei diesen Foren
sei auch, dass jede Beschimpfung, jede beleidigende Anrede sofort öffentlich werde
und nicht im Freundeskreis bleibe. Auch Lehrer, Trainer und Familienangehörige
seien ja oft in den Foren angemeldet. Eine Selbstdarstellung, die auf Jugendliche
positiv wirke, werde von Erwachsenen oft ganz anders wahrgenommen.
Ein soziales Netzwerk konnte auch schon in vergangenen Zeiten (zum
Beispiel im Nationalsozialismus) als Zeuge von und Ressource für
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Gewalthandlungen fungieren. Die digitalen sozialen Netzwerke vervielfachen diese
Möglichkeiten.
Andere als die angegebenen Personen können die Kontrolle über ein Profil
übernehmen, eine Gesamtidentität oder auch Teile einer Identität können gefälscht
werden. „Hacken“ ist nicht nur Sache einiger weniger Profis, sondern weit verbreitet.
Bei der Vermittlung von Emotionen gibt es in den Internetforen klare soziale
Normen und Codesysteme. Solche Normen besagen zum Beispiel dass Probleme
eines Einzelnen nicht von Interesse sind, oder dass es out ist, kreative Ideen zu
kopieren. Der Bruch solcher sozialer Normen wird mit Denunzierung, Exklusion oder
Ähnlichem sanktioniert. Soziale Codesysteme sind zum Beispiel unter den
Jugendlichen bekannte Songs.
Experimente mit Grenzen oder Spiele mit Sprache schaukeln sich in den
digitalen Medien schnell hoch und werden so unkontrollierbar. Das Ergebnis: Verbale
Gewalt schlägt in Extreme aus, destruktive Hierarchien entstehen.
Durch die räumliche Distanz ist die physische Reaktion des Gegenübers nicht
erkennbar und der Schutz vor emotionaler Involvierung gewährleistet. Durch das
Fehlen von Mimik und Tonalität sind Missverständnisse leichter möglich.
Durch die zeitliche Distanz ergibt sich eine Lücke zwischen der erwarteten und
der tatsächlichen Reaktion. Auch das kann zu Missverständnissen führen. Mit
zeitlichem Abstand können die eigenen Emotionen und Reaktionen besser
kontrolliert werden, was sowohl zur Eskalation als auch zur Deeskalation eines
Konfliktes beitragen kann.
In der Lebenswelt der Jugendlichen sind die Prozesse innerhalb und
außerhalb der digitalen Räume komplett verknüpft. Die Struktur der „Friendslist“
beeinflusst Identitätsmanagement und Status auch außerhalb medienvermittelter
Kommunikationsräume. Als Ort der Aussprache und der Versöhnung wird Schule
Social Media vorgezogen: Entschuldigung braucht Authentizität.
Im zweiten Teil des Projektes, der aus Zeitgründen nur mehr kurz gestreift
wurde, ging Mag. Maireder auf „Gewaltspiele im Spannungsfeld von
Identitätsfindung, Selbstbehauptung und sozialer Anerkennung“ ein.
Gewaltspiele werden auch von Jugendlichen sehr unterschiedlich beurteilt.
Bedeutend sind sie für Jugendliche als Teamwettbewerb, als individuelle
Herausforderung, als Statussymbol, als Zeitvertreib, als Kompensation und als
Kommunikationsplattform.
Unter Jugendlichen, die sich sehr häufig mit Gewaltspielen beschäftigen,
spielen sich starke soziale Prozesse ab. Dabei geht es um kommunikative Logik,
soziale Rollen und Hierarchien und auch um soziale Verantwortung und Fairness.
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Im dritten und letzten Teil des Projektes geht es um Gewaltvideos, deren
Formen und Grenzen, und um die Faszination für Gewaltdarstellungen.
Verschiedene Altersstufen von Jugendlichen reagieren unterschiedlich auf
Gewaltvideos: Während 13-/14- Jährige den Fokus eher auf die einzelne Szene, auf
die Darstellung der Gewalt richten, haben 16-/17- Jährige eher die ganze Erzählung
in ihrer Logik im Blick.
13-/14- Jährige sind eher emotional und physisch in die Handlung involviert,
während 16-/17- Jährige zum Teil mit Langeweile und Ignoranz reagieren. Für beide
Altersgruppen gilt, dass Gewaltrezeption durchaus im Rahmen des Auslotens von
Grenzen gesehen werden kann.
Zum Abschluss plädierte Mag. Maireder für einen stärkeren Fokus von Schule
auf Medien- und Selbstkompetenz der Jugendlichen. Mit diesen beiden
Schwerpunkten können Jugendliche auch mit einer gewissen Gelassenheit in die
Welt der digitalen Medien begleitet werden.
Podiumsdiskussion
Teilnehmer/innen:
Mag. Axel Maireder,
DIin Barbara Buchegger, M.Ed.
Dipl.-Päd.in Eveline Auzinger,
Dipl.-Päd.in Elisabeth Trentinaglia
Abbildung 2: von links nach rechts - Mag. Axel Maireder, DIin Barbara Buchegger M.Ed.,
Dipl. Päd.in Eveline Auzinger, Dipl. Päd.in Elisabeth Trentinaglia
Ein erster Schwerpunkt der Diskussion war die berechtigte Erwartung von
Eltern an die Schule, Kompetenz im Umgang mit den digitalen Medien zu vermitteln.
Frau DI in Buchegger und Herr Mag. Maireder ermutigten, das Thema in der Beratung
immer wieder anzusprechen. Es reiche dazu ein einfaches Grundwissen auf
technischem Gebiet. Schüler/innen seien ja nur zu gern bereit, uns an ihrer
diesbezüglichen Kompetenz teilhaben zu lassen.
Unsere Kompetenz als BBP sei es vor allem, problematische Themen wie
zum Beispiel die Öffentlichkeit der digitalen Medien anzusprechen und den
Schüler/n/innen zu helfen, ihre Erfahrungen kritisch zu reflektieren.
42
Aus diesen Überlegungen ergab sich bald die grundsätzliche Fragestellung:
Wie muss sich Schule verändern, um die Schüler/innen da abzuholen, wo sie in
unserer digitalen Welt heute stehen? Es wurde betont, dass Schule sich verstärkt die
Frage stellen müsse, was unsere Kinder wirklich beschäftigt. Es müsse gelehrt
werden, Informationen richtig einzuschätzen und sich effektiv Wissen anzueignen.
Lehrer/n/innen komme dabei immer weniger die Rolle des/der Wissensvermittler/s/in
als vielmehr die des/der Begleiter/s/in im Wissenserwerb zu. Auch die große
Bedeutung der Elternarbeit wurde betont. Gerade beim Thema „digitale Medien“ sei
ein dialogisches Lehren und Lernen wichtig. Es stelle sich die Frage, wie sehr unsere
Schulstrukturen sich verändern müssen, um diesem Anspruch gerecht zu werden.
Gegen Ende wurde noch die Suchtgefahr im Umgang mit digitalen Medien
thematisiert. Diese sei im Laufe der Veranstaltung zu wenig angesprochen worden.
Mag. Maireder berichtete, dass Schüler ein Gespür für die Suchtproblematik haben
und sie durchaus als Gefahr gesehen werde. Er plädierte dafür, dass von Eltern
einhaltbare Regeln vereinbart werden sollten und meinte, dass es auch die Aufgabe
der Eltern sei, manchmal die „Bösen“ zu sein. In der Schule sei es sinnvoll, zum
Thema Sucht mit ganzen Klassen präventiv zu arbeiten.
In der Schlussrunde ermutigte DIin Buchegger die Teilnehmer/innen, die
digitalen Welten auch aus eigener Erfahrung kennenzulernen. Mag. Maireder
plädierte für ein Zusammendenken der virtuellen und der sozialen Welt der
Jugendlichen.
Dipl. Päd.in Auzinger ermutigte uns, die Lehrerkollegen/innen dabei zu
unterstützen, ihren Blick zu weiten, Neues zu wagen,… und Dipl. Päd.in Trentinaglia
meinte schließlich zum Abschluss, die Enquete habe sie zu einem lockereren
Zugang zur Thematik ermutigt. Es gäbe offensichtlich auch kontroversielle Zugänge
und der eigene Standpunkt sei immer wieder neu zu suchen und zu finden.
Abbildung 3: von links nach rechts - Walter Metzler, Elisabeth Hirnschal, Maria Schütz,
Elisabeth Nöhammer, Heidi Tengg, Susanne Koller, Mathilde Brunmayr-Stockinger, Elisabeth
Trentinaglia
43
Anhang
Jugend-Medien-Studie 2011: Gemeinsam in die Bildungszukunft
www.edugroup.at
www.bimez.at
Einfluss des Medienkonsums auf die Hirnentwicklung, Dipl. Päd.in Auzinger Eveline
Patzlaff, Rainer; Der gefrorene Blick: Physiologische Wirkung des Fernsehens und
die Entwicklung des Kindes; Freies Geistesleben
Patzlaff, Rainer; Medienmagie – oder die Herrschaft über die Sinne; Freies
Geistesleben
Patzlaff, Rainer; Kindheit verstummt – vom Verlust der Sprache; Freies Geistesleben
Spitzer, Manfred; Vorsicht Bildschirm! Elektronische Medien, Gehirnentwicklung,
Gesundheit und Gesellschaft; Deutscher Taschenbuch Verlag
Bauer, Joachim: Warum ich fühle, was du fühlst: Intuitive Kommunikation und das
Geheimnis der Spiegelneuronen; Heyne Verlag
Bauer, Joachim: Das Gedächtnis des Körpers – Wie Beziehungen und Lebensstile
unsere Gene steuern; Piper Verlag
Hüther, Gerald: Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn; Vandenhoeck &
Ruprecht
Hüther, Gerald: Die Macht der inneren Bilder – Wie Visionen das Gehirn, den
Menschen und die Welt verändern; Vandenhoeck & Ruprecht
Bergmann, Wolfgang/Hüther, Gerald: Computersüchtig – Kinder im Sog der
modernen Medien; Beltz Verlag
Buber, Martin:
Let’s go facebook
www.facebook.com
Cyber-Mobbing
www.saferinternet.at
Tipps & FaQs
http://www.internet4jurists.at/urh-marken/faq_urh1a.htm
www.handywissen.at
www.gemeinsam-gegen-gewalt.at
www.bmukk.gv.at/schulen/sb/peer-mediation.xml
www.mediamanual.at
www.stopline.at
www.clickundcheck.at
Beratungsstellen für Schulen:
www.schulpsychologie.at
www.schulpsychologie.at/download/beratungsstellen.pdf
www.gemeinsam-gegen-gewalt.at
www.frauen.bka.gv.at
Beratungsstelle für Eltern:
www.familienberatung.gv.at/beratungsstellen
44
Urheberrecht §78
Musik und Youtube
www.saferinternet.at
www.childnet-int.org
www.supro.at
www.wipo.int
www.ideensindetwaswert.at
Creative Commons
Young people Musik and Internet
New Media Guide for Parents and Teachers
Mit Jugendlichen über neue Medien reden
The Arts and Copyright
Informationen zum Thema Geistiges Eigentum,
seinen Schutz und seine wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Aspekte, Lehrmaterialien
Wo man im Internet legal gratis Musik hören kann
www.spotify.at
www.simfy.at
www.grooveshark.com
www.youtube.com
www.last.fm
www.we7.com
www.pandora.com
www.tunesbag.com
www. jamendo.com
www.ex.fm
www.pro-music.at
www.play.fm
www.live365.com
Handy in der Schule
www.saferinternet.at
Broschüre „Das Handy in der Schule“
http://de.wikipedia.org/wiki/Cloud_Computing
Der Link zu einer der zahlreichen Seiten für die SMS/Chat-Sprache:
http://www.fmenge.homepage.t-online.de/chat.htm
Die Links der Filme:
http://www.youtube.com/watch?v=lzsBwnv_dAg
http://www.youtube.com/watch?v=ZdeWK6G3p5U
http://www.youtube.com/watch?v=a6cNdhOKwi0
http://www.youtube.com/watch?v=FScddkTMlTc
Die dunklen Seiten im Netz
http://www.jugendschutz.net/
Informationen und Broschüren zum Downloaden
Rechtsextremismus und Neonazismus
http://www.doew.at/
[email protected]
Dokumentationsarchiv
des
österreichischen
Widerstandes
Telefonnummer: 01/2289469 – 317
45
http://www.dasbuchgegennazis.de/
Homepage mit Informationen zum „Buch
gegen Nazis“; Jeder kann etwas dagegen
tun. Dieses Buch sagt wie.
Broschüren und Publikationen zu den Themen rechtsextreme Jugend- bzw. Subkultur
(Internet, Symbole, Musik und Mode)
Busch Christoph (Hg.); Rechtsradikalismus im Internet; Universitätsverlag Siegen
Siegen 2010; ISBN 978-3-936533-31-6
Wiederer Ralf; Zur virtuellen Vernetzung des internationalen Rechtsextremismus;
Centaurus Verlag & Media; Herbolzheim 2007; ISBN: 978-3-8255-0655-1
asp - agentur für soziale perspektive e. V. (Hg.); Berlin; Das Versteckspiel (2008)
http://www.dasversteckspiel.de/
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen; Musik - Mode –
Markenzeichen (2008);
http://www.im.nrw.de/imshop/shopdocs/Musik-Mode-Markenzeichen_Auflage_5.pdf
Glaser Stefan, Pfeiffer Thomas (Hrsg.); Erlebniswelt Rechtsextremismus.
Menschenverachtung mit Unterhaltungswert Hintergründe - Methoden - Praxis der
Prävention (2007); ISBN: 3899743598; Wochenschau Verlag
Aufsätze zu dem Thema Rechtsextremismus und Internet:
Pfeiffer Thomas; Virtuelle Gegenöffentlichkeit und Ausweg aus dem „rechten
Ghetto“ - Strategische Funktionen des Internets für den deutschen
Rechtsextremismus
Erschienen 2009
Veröffentlicht auf der Homepage des Landesamts für Verfassungsschutz NordrheinWestfalen
http://www.mik.nrw.de/uploads/media/Gegenoeffentlichkeit_internet_01.pdf
(kann im Volltext heruntergeladen werden)
Homepages, wo zu den Themen Rechtsextremismus, Neonazismus bzw. Internet,
Codes, Symbole, Musik und Mode Informationen gefunden werden können:
Homepage des DÖW
http://www.doew.at
Homepage des Innenministeriums – Rubrik Verfassungsschutzberichte
http://www.bmi.gv.at/cms/bmi_verfassungsschutz/
MELDESTELLE für NS-WIEDERBETÄTIGUNG:
[email protected]
Bundesamt für Verfassungsschutz
http://www.verfassungsschutz.de
Netz gegen Nazis
http://www.netz-gegen-nazis.de/
Anti-Defamation League
www.adl.org
Jugendschutz.net
46
http://www.jugendschutz.net/index.html
Broschüre: Klickt's? Geh Nazis nicht ins Netz! (2009)
http://www.jugendschutz.net/pdf/Klickts.pdf
(kann im Volltext heruntergeladen werden)
Bericht 2010: Rechtsextremismus online
http://hass-imnetz.info/fileadmin/dateien/dokumente/PDFs/Jahresberichte/bericht2010v2.pdf
(kann im Volltext heruntergeladen werden)
http://www.hass-im-netz.info/ (ein Projekt von Jugendschutz.net)
(Gewalt-)Spiele
http://store.steampowered.com/app/11020/
Ben X
Belgien/Niederlande 2007
Jeden Morgen dasselbe Ritual: Viertel vor Sechs fährt Ben seinen Rechner hoch, um
exakt bis 6:33 Uhr in eine andere Welt abzutauchen. Im Online-Rollenspiel
»Archlord« wird er zum Ritter Ben X, der allen Gefahren trotzt und von der schönen
Scarlite bewundert wird. Im wahren Leben ist alles ganz anders, da nennt man ihn
»Marsmännchen«. Schon auf der Fahrt zur Schule wird er von seinen Mitschülern
gedemütigt und drangsaliert; die Marter setzt sich in den Unterrichtspausen fort und
steigert sich von Tag zu Tag. Ben ist seinen Peinigern hilf- und schutzlos
ausgeliefert; eine minder schwere Form von Autismus macht ihn einfach wehrlos. Als
er schließlich im wahrsten Sinne des Wortes bloßgestellt, dabei gefilmt wird und die
erniedrigenden Bilder im Internet sieht, will er einen Schlussstrich ziehen: Game
over! Zu seiner Überraschung jedoch nimmt das Mädchen aus der virtuellen Welt
Kontakt zu ihm auf und bietet ihre Hilfe an. Ben eröffnet sich eine neue
Lebensperspektive.
Studie: „Schule – Medien – Gewalt“
http://tiny.cc/gewaltbericht
http://tiny.cc/cybermobbing
Bericht zum Download:
Artikel aus Medienjournal 3/2010
Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNG 1: VON LINKS NACH RECHTS - ELISABETH TRENTINAGLIA, SUSANNE KOLLER,
WALTER METZLER, HEIDI TENGG, MARTINA DUTTER, ELISABETH NÖHAMMER, MARIA
SCHÜTZ, ELISABETH HIRNSCHAL, MATHILDE BRUNMAYR-STOCKINGER
6
ABBILDUNG 2: VON LINKS NACH RECHTS - MAG. AXEL MAIREDER, DI BARBARA BUCHEGGER
M.ED., DIPL. PÄD. EVELINE AUZINGER, DIPL. PÄD. ELISABETH TRENTINAGLIA
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ABBILDUNG 3: VON LINKS NACH RECHTS - WALTER METZLER, ELISABETH HIRNSCHAL,
MARIA SCHÜTZ, ELISABETH NÖHAMMER, HEIDI TENGG, SUSANNE KOLLER, MATHILDE
BRUNMAYR-STOCKINGER, ELISABETH TRENTINAGLIA
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