Dr. Wolfgang Schindler – Kandidatenkolloquium 2014/2015 Dieses Paper ist lediglich eine knappe Übersicht über die Thematik und die Herangehensweise! Aufgaben zur Textlinguistik Das Folgende (im Wesentlichen zur KOHÄSION) habe ich aus einem meiner Unterrichtshandouts herauskopiert: Explizite und implizite Wiederaufnahme Ein wesentliches Textualitätsmerkmal ist die WIEDERAUFNAHME sprachlicher Einheiten über mehrere/viele Textsegmente (Äußerungen, z. B. Sätze) hinweg. Diese kann EXPLIZIT geschehen, wenn zwei Ausdrücke auf das gleiche Objekt Bezug nehmen (REFERENZIDENTITÄT wie Pia/Sie) oder auch IMPLIZIT, wenn keine Referenzidentität, aber ein inhaltlicher Zusammenhang (zu einer Hochzeit gehört ein Brautpaar) vorliegt. Manche nennen diesen Zusammenhang auch „partielle Referenzidentität“, was etwa auf Beziehungen wie Teil-Ganzes (Der Skifahrer musste ins Krankenhaus. Der Fuß war gebrochen.) zutrifft. (8-2) Piai war auf einer Hochzeitj eingeladen. Siei hat dem Brautpaark ein Teeservicel geschenkt. (8-3) Als ihmi die Sache mit der Taubej widerfuhr, diej seinei Existenz von einem Tag zum anderen aus den Angeln hob, war Jonathan Noeli schon über 50 Jahre alt, blickte1 auf eine wohl zwanzigjährige Zeitspanne von vollkommener Ereignislosigkeit zurück und hätte niemals mehr damit gerechnet, daß ihmi überhaupt noch irgend etwas anderes Wesentliches würde widerfahren können als dereinst der Tod. 8.4. Formen der expliziten Wiederaufnahme = KOHÄSION (8-4) Natürlich Jeans! Oder kann sich einer ein Leben ohne Jeans vorstellen? Jeans sind die edelsten Hosen der Welt. Dafür verzichte ich doch auf die ganzen synthetischen Lappen aus der Jumo, die ewig tiffig aussehen. (U. Plenzdorf (1977): Die neuen Leiden des jungen W. Rostock, S. 20).2 8.4.1. Wortwiederholung (REKURRENZ, s. 8-4 Jeans) Das gleiche Lexem tritt mit Referenzidentität (8-5a) wiederholt auf, in (8-5b) ohne Referenzidentität (folglich keine textbildende Funktion in 8-5b). (8-5a) (...) er war also vom Angeln nach Hause gekommen und in die Küche gelaufen, in der Erwartung, die Mutter dort beim Kochen anzutreffen, und da war die Mutter nicht mehr vorhanden, nur noch ihre Schürze war vorhanden, sie hing über der Lehne des Stuhls. Die Mutter sei weg, sagte der Vater, sie habe für längere Zeit verreisen müssen. [P. Süßkind, „Die Taube“] (8-5b) Pias Mutteri brachte die Speisen mit und Kunos Mutterj die Getränke. 1 2 Hier wirkt die Ellipse <J. Noeli > blickte ... textbildend. Die gleiche Ellipse findet sich auch vor hätte. Angeregt durch: Gansel, Ch./Jürgens, F. (2002): Textlinguistik und Textgrammatik. Wiesbaden, S. 35. 8.4.2. Pro-Formen (Pronominalisierung) Ein komplexeres Pronominalisierungsgeflecht zeigt der folgende Text: (8-6) Eri hatte ein Bärenweibchenj, und die Kinderk verspotteten ihni. Da sagte eri: „Wenn ihrk michi weiter verspottet, schicke ichi das Bärenweibchenj auf euchk, und esj wird euchk auffressen.“ Dann taten siek es. Dann tat eri es. Dann tat esj es. [Frage: Referenz des letzten es?] Bei Pronominalisierungen unterscheidet man zwischen anaphorischen (8-7) und kataphorischen (8-8) Verweisen (Rückwärts- und Vorwärtsverweisen): (8-7) In Frankreich macht Pia gerne Urlaub. Es gefällt ihr dort immer wieder sehr gut. (8-8) Das ist der Weisheit letzter Schluss:/ Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,/ Der täglich sie erobern muss! [Goethe, Faust II, 5. Akt] In (8-6) zeigt sich eine weitere textbildende Operation, die bei Wiederaufnahmen vorkommen kann: die Abfolge unbestimmter > bestimmter Artikel (ein Bärenweibchen > das Bärenweibchen). Da bei der Ersteinführung in den Text die Referenten öfters noch unbekannt sind, wird erst der indefinite Artikel gewählt (außer wenn es sich um Fälle handelte wie der Mond oder der liebe Gott). Man vgl. auch Ein Mann kam in die Kneipe. Ein/ Der Mann bestellte einen Whiskey. 8.4.3. SUBSTITUTION Wiederaufnahme des Referenzobjektes bei Ersetzung des bezeichnenden Wortmaterials. Dieses Verfahren dient der detaillierteren, nuancierteren Beschreibung von Referenten. Die Substitution erfolgt häufig durch sprachliche Ausdrücke, die mit dem Bezugswort in einem sprachsystematischen Zusammenhang steht. Gemeint sind v.a. die semantischen Beziehungen der referentiellen SYNONYMIE wie in der 47-jährige Düsseldorfer Rechtsanwalt H. J. O. ... Der Jurist ... – Frank Zappa ... der Kopf der „Mothers of Invention“ – Sigrid ... die Tochter von Frau Müller ... die freche Göre ... das kleine Monster ... und HYP(ER)ONYMIE wie in der Manta ... dieser majestätische Fisch ... das schöne Tier ... 8.5. Partielle Rekurrenz liegt vor, wenn morphologische Konstituenten (Stämme) in verschiedenen Wörtern bzw. Wortbildungsprodukten (Beispiel: Mutter ... mütterlich ... Mutterschaft ... Mutter-TochterVerhältnis ... bemuttern ...) auftreten (8-9a). Dabei kann das Phänomen einer okkasionellen Bildung auftreten, die nur durch den Vortext interpretierbar ist (8-9b): (8-9a) Cäsar eroberte viele Länder. Der Eroberer war ein erfolgreicher Kaiser. Seine Eroberungen waren aber nicht von Dauer ... (8-9b) Der berühmte, aus gerösteten Bananenschalen hergestellte Wolkenkratzer (...). Südlich vom Bananenkratzer (...). („Der Walfisch und die Fremde“, J. Ringelnatz). Referenzidentität legt hier nicht vor, daher nicht mit 8.4. verwechseln; die Bezugnahme erfolgt auf einen „gemeinsamen thematischen Bereich“. 8.6. Implizite Wiederaufnahme (Brinker 1997: 3.3.1.2.; Duden 1998: 853) Wiederaufnahme ohne Referenzidentität, zwischen denen Relationen wie Teil-Ganzes, Enthaltensein, Einordnung unter einen gemeinsamen Wissensrahmen etc. bestehen. (8-10) Gestern war ich auf einer Hochzeit. Der Bräutigam sah elend aus. Der bestimmte Artikel lässt sich nur dann erklären (ein Bräutigam ist nicht im Vortext), wenn man annimmt, dass durch die Erwähnung von Hochzeit „Bräutigam“ mitgesetzt ist, da zu einer Hochzeit ein Bräutigam und eine Braut etc. gehören (Weltwissen, Hochzeits-Schema). (8-11) Das graue Giebelhaus, in dem Johann Friedemann aufwuchs, (...) Durch die Haustür betrat man (...) von der eine Treppe mit weißgemaltem Holzgeländer in die Etagen hinaufführte. Die Tapeten des Wohnzimmers im ersten Stock zeigten (...) Brinker (1997: 36 f.; dort auch 8-11) fasst die Bedeutungsbeziehungen zwischen den Ausdrücken unter dem Begriff SEMANTISCHE KONTIGUITÄT zusammen und gibt folgende Beispiele: logisch begründete (Frage – Antwort, Problem – Lösung, Sieg – Niederlage), naturgesetzlich (Blitz – Donner, Mensch – Gesicht, Kind – Mutter) und kulturell begründete (Straßenbahn – Schaffner, Stadt – Bahnhof, Haus – Türen) Kontiguität. 8.7. ELLIPSE Sogar etwas, das (an der Textoberfläche) nicht da ist, kann textkonstituierend wirken: die Ellipse. Man geht davon aus, dass wir ausgelassene sprachliche Einheiten „automatisch“ rekonstruieren und in unsere mentale Textkonstruktion einfügen, beispielsweise wenn die <Ellipse> wie in (8-12) Teil einer „Wiederaufnahmekette“ ist: (8-12) Als ihm die Sache mit der Taube widerfuhr, die seine Existenz von einem Tag zum anderen aus den Angeln hob, war Jonathan Noel schon über 50 Jahre alt, <Jonathan Noel> blickte auf eine wohl zwanzigjährige Zeitspanne von vollkommener Ereignislosigkeit zurück und <Jonathan Noel> hätte niemals mehr damit gerechnet, daß ihm überhaupt noch irgend etwas anderes Wesentliches würde widerfahren können als dereinst der Tod. [aus: P. Süßkind, „Die Taube“] Die übliche Markierung von Ellipsen ist die paarige Spitzklammer (<...>). 8.8. PROPOSITIONALE VERKNÜPFUNG (auch: KONNEXION oder JUNKTION) Außerhalb des Konzeptes der (teilweisen) Referenzidentität ist auch die propositionale Verknüpfung wichtig. Eine Proposition besteht aus dem Prädikatsausdruck und den Argumenten (Mitspielern: x, y), über die das Prädikat etwas aussagt, zum Beispiel (8-13a) Er isst einen Salat (x isst y). Er ist Vegetarier (x ist y). (8-13b) Er isst einen Salat, denn er ist Vegetarier/ weil er Vegetarier ist. (8-13c) Er isst einen Salat. Er ist nämlich Vegetarier. Die kausale Beziehung interpretieren wir in den Satz (8-13a) hinein (wir würden auch bei Konditionalität, Finalität, Vor-/Nachzeitigkeit, Adversativität etc. erschließen). In (8-13b, c) sind die Beziehungen sprachlich benannt (koord./ subord. Konj., Konjunktionaladverb). 8.9. KOHÄRENZ ist der innere, bedeutungsbezogene Zusammenhang zwischen den Elementen eines Textes, den die Textrezipienten mit Hilfe ihrer Wissensbestände aufkonstruieren. Kohärenz kommt durch die Aktivierung unterschiedlicher Wissensbestände auf Seiten der Rezipienten zustande, die einen Zusammenhang zwischen Einzelelementen des Textes zu „konstruieren“ ermöglichen. Als Grundbausteine menschlichen Wissens werden sog. KONZEPTE (BEGRIFFE) angesehen. Zwischen diesen entstehen durch unsere Erfahrungen und durch mentale Abstraktionsoperationen Begriffsverflechtungen (zwischenbegriffliche Relationen, s. u.). (a) Weltwissen: ENZYKLOPÄDISCHES WISSEN: Wissen über Objekte wie ‚Haus‘, ‚Vogel‘ oder über Handlungsabläufe wie einen ‚Restaurantbesuch‘, Faktenwissen (es gibt zwei Geschlechter: Frauen und Männer). Zum Weltwissen rechnet auch das EPISODISCHE WISSEN (individuelles Erfahrungswissen), das eben wegen seiner Individualität ausgeklammert wird. (b) Handlungswissen: Verhaltenswissen (in Deutschland fährt man rechts), Interaktionswissen (wie geht man in der Situation XY miteinander um?) etc. (c) Textmusterwissen (globale Textstrukturen, Textsorten) (d) Sprachwissen: formale und semantische Eigenschaften sprachlicher Einheiten und Syntagmen (z. B. Hyponymie, Antonymie, Synonymie etc.) Die Textlinguistik interessiert sich insbesondere für die ZWISCHENBEGRIFFLICHEN RELATIONEN. Das können semantische Beziehungen wie Synonymie (Samstag, Sonnabend) und Antonymie (heiß, kalt) sein oder auch Finalrelationen wie essen, satt und säen, ernten, auch kausale wie verlieren, suchen und Zeitfolgen wie bei blühen, verwelken. 8.10. Isotopie Isotopie ist ein semantisches Konzept, mit dem man inhaltliche Beziehungen zwischen Textsegmenten beschreibt. Sie beruht auf der semantischen Äquivalenz zwischen Textwörtern, die durch Sem-Rekurrenz hervorgerufen wird. Zugrunde liegt die Merkmalssemantik. Nachstehend mögliche Isotopiemerkmale (‚Gewässer‘/‚Tier‘ sind denotativ, ‚gefährlich‘ ist konnotativ): (8-14) See Gewässer – fließend mittel natürlich Bach Gewässer + fließend klein + natürlich Fluss Gewässer + fließend groß + natürlich Kanal Gewässer + fließend groß – natürlich Kobra Tier Reptil + gefährlich Krokodil Hai Tier Tier Reptil Fisch + gefährlich + gef. Isotopie kann Wortartengrenzen überschreiten, vgl. z.B. Wahnsinn ... ein Geistesgestörter ... spinnt ... ist verrückt (‚psychische Abnormalität‘). Textfunktionen (Brinker, Linguistische Textanalyse, 4. Aufl. 1997, Kap. 4) 1 APPELL (Emittent will Rezipient zu etw. bewegen) - typische Verben: auffordern, bitten, empfehlen, raten, verlangen - sprachliche Merkmale z. B.: Verb-1-Imperativsätze (Genießen Sie …), Infinitivgruppen (Kurz aufkochen lassen …); modale Konstruktionen mit müssen, sollen oder haben/sein + zu + Infinitiv (Der Beschuldigte ist bei der Verhandlung vorzuführen …) - typische Textsorten: Anleitung, Antrag, Gebrauchsanweisung, Gesetzestext, Kochrezept, Predigt 2 DEKLARATION (Schaffung einer „neuen Realität/Tatsache“) - typische Verben: bescheinigen, ernennen, einsetzen (zum Erben), bevollmächtigen, - sprachliche Merkmale z. B.: - typische Textsorten: Ernennungsurkunde, Testament, Vollmacht 3 INFORMATION (sachorientiert, über etw. informieren) - typische Verben: benachrichtigen, berichten, darstellen, informieren, mitteilen … - sprachliche Merkmale z. B.: V-2-Deklarativsätze - typische Textsorten: Bericht, (Untersuchungs-)Befund, Gutachten, Nachricht, Rezension, Sachbuch 4 KONTAKT (Herstellung und Pflege der/s persönlichen Beziehung/Kontaktes) - typische Verben: beglückwünschen, Beileid aussprechen, danken, um Entschuldigung bitten, gratulieren - sprachliche Merkmale z. B.: - typische Textsorten: Ansichtskarte, Kondolenzkarte, Liebesbrief, Smalltalk 5 OBLIGATION (Emittent verpflichtet sich, eine bestimmte Handlung zu vollziehen) - typische Verben: sich bereit erklären, anbieten, garantieren, schwören, versprechen - sprachliche Merkmale z. B.: - typische Textsorten: Angebot, Garantie, Gelöbnis, Vertrag ?[6 UNTERHALTUNG (Schaffung eines besonderen Verhältnisses zur Realität/einer „fiktionalen Realität“, Bieten ästhetischer Reize, Entspannung) - typische Textsorten: Ballade, Gedicht, Lied, Roman, Theaterstück] Textsorten sind nach Brinker (1997: 126) „(...) komplexe Muster sprachlicher Kommunikation (...), die innerhalb der Sprachgemeinschaft im Laufe der historisch-gesellschaftlichen Entwicklung aufgrund kommunikativer Bedürfnisse entstanden sind. Der konkrete Text erscheint immer als Exemplar einer Textsorte.“ Zur Bewältigung bestimmter kommunikativer Aufgaben bilden sich Muster (also auch Text-Muster) heraus, weil der Mensch gerne auf Bewährtes zurückgreift, um kommunikativ Erfolg zu haben. Bis heute steht eine allgemein akzeptierte (linguistische) Textsortenklassifikation aus. „Aufgrund der Multidimensionalität der Kategorie „Text“ ist es praktisch nicht möglich, alle potentiellen Texte entsprechend einer einzigen verbindlichen Klassifikation einzuordnen“ (Gansel/Jürgens 2002: 50). TIPP: Bei Prüfungsfragen nach der Textsorte eines zu untersuchenden Textes entweder dem Kriteriensatz einer Darstellung wie Duden (1998; 2005) oder Brinker (1997) folgen (einüben!). – Mit der Textsortenklassifikation befassen sich u. a. folgende Werke: Brinker (1997: 5.), Duden (1998: 842 ff.; 2005: 1156 ff.), Gansel/Jürgens (2002, Kap. 3), Heinemann/Heinemann (2002: 140 ff., 202 ff.), Linke/Nussbaumer/Portmann (1994: 6.5), Vater (1992: 5.). Als eine Grobvorgliederung könnte die folgende aus Heinemann/Heinemann (2002: 143) dienen. 1. Text-Typen: wenige Gemeinsamkeiten, hoher Abstraktionsgrad Alltagstexte, politische Texte, Medientexte, ... 2. Textsortenklassen: mittlerer Abstraktionsgrad, etwas mehr Gemeinsamkeiten Anweisungstexte, medizinische Texte, juristische Texte, ... 3. Textsorten: größere Zahl von Merkmalen gemeinsam, eher niedrige Abstraktionsstufe Arztrezept, Kochrezept, Stipendienantrag, Wetterbericht, ... 4. Textsortenvarianten Biowetterbericht, Reisewetterbericht, Bergwetterbericht, ... Man könnte z. B. abstufen: informierender Text – Zeitungstext – Wetterbericht – Reisewetterbericht. Erste Klassifikationsschritte (evtl. unvollständig und ggf. diskussionsbedürftig; die Ebene der trad. Textsorten ist kursiv markiert): 1. Medium 1.1. Mündliche Texte (interaktive, wechselseitige Prozesse) 1.2. Digitale Texte (Chat-Kommunikation! Evtl. E-Mail-Texte?) 1.3. Schriftliche Texte 2. Kommunikationsbereiche 2.1. Massenmedien 2.1.1. Journalismus 2.1.1.1. Informationstexte 2.1.1.1.1. Wetterbericht 2.1.1.2. Meinungstexte 2.1.1.2.1. Kommentar 2.1.1.2.1.1. Pro-und-Kontra-Kommentar 2.1.1.2.1.2. Kurzkommentar 2.1.1.2.2. Glosse 2.1.1.3. Unterhaltungstexte 2.1.2. Werbung 2.1.3. Öffentlichkeitsarbeit 2.2. Öffentlicher Verkehr 2.3. Wissenschaft 2.4. Alltagskommunikation 2.5. Belletristik Weitere Klassifikationskriterien (Sammlung, kein praxiserprobter Katalog): Eine logische Vorgehensweise besteht darin, zuerst mit den allgemeineren situativen, medialen etc. Charakteristika zu beginnen und sich dann allmählich in den Text „hineinzuarbeiten“ (Grobgliederung, sprachliche Charakteristika). Die nachfolgende „wilde“ Sammlung müsste dringend genauer geordnet werden, versucht aber immerhin, grob vom Allgemeinen zum Spezielleren fortzuschreiten: Medium: Internet, Fernsehen, Rundfunk, Tageszeitung, Telefon Sprachform: mündlich – schriftlich Handlungsbereich: offiziell/öffentlich (Telefonbuch) – halboffiziell/halböffentlich (Diplomarbeit) – privat Kontakt: face-to-face, vermittelt (separiert/simultan: Telefongespräch); räumlich/zeitlich separiert (Brief) Handlungszusammenhang: monologisch (Buch, Brief, Vorlesung), dialogisch (Small Talk, Telefongespräch) Produzent und Rezipient und deren Relation (symmetrisch, asymmetrisch etc.) Fixierung: fixiert (Fragebogen, verlesene Rede), teilfixiert (Interview), frei (Small Talk, Brief) Textfunktion: Information, Appell, Obligation usw. (s. oben 10.). Anhand der o. g. Indikatoren feststellen; evtl. dominierende Illokution untersuchen Textinhalt/-thema: Passt ein alltagssprachlicher Begriff? Evtl. v. Allgemeinen zum Besonderen gehen wie in Bericht Arbeits-, Reise-, Sport-, Wetterbericht; Vertrag Arbeitsvertrag, Kaufvertrag, Mietvertrag Themenbindung/-vielfalt: Privatbrief kann diverse Themen haben, Vortrag sollte „um ein Thema kreisen“ Themenbehandlung/-entfaltung, Verknüpfungsgestus (kopulativ, kausal, temporal, konditional etc.): argumentativ, deskriptiv, erzählend, anweisend etc. (s. oben 9.), dazu Duden (2005: 1157 ff.) Texträumliche Gliederung (Textgrobgliederung, -makrostruktur): u.a. Kapitel, Überschrift, Zwischentitel; Paragraphen; Betreff, Anrede, Schlussformel etc. Hier auf charakteristische Textanfänge und -schlüsse, auf (konventionalisierte) Gliederungsmittel und ggf. auf verwendete Textmuster (Textroutinen, z.B. bei Todesanzeige, bei Stellenangebot) achten Kohärenz Kohäsion lautliche/orthographische Charakteristika (Predigt; gewählte Schriftart/en, graphische Gestaltung) Morphologie: intern eher einfache/komplexe Wörter? Wortbildungen statt syntaktischer Fügungen? Wortwahl: schriftsprachlich – mündlich; Wortschatz (un)markiert? Gehoben, bildungs-, standard-, umgangs-, fach-, gruppensprachlich Wertungen (positiv, negativ, polemisch); hier z. B. auf Konnotationen achten (Polizist-Bulle, Hund-Köter) Phraseologie, z.B. Formeln wie in stiller Trauer, im Namen des Volkes, Der Nächste bitte! Satzbau: parataktisch, hypotaktisch (Junktorengebrauch); Nominalstil (Verkauf der Waren statt verkauft die Waren; auch: FVG statt Verbalprädikat); Aktiv und Passivkonstruktionen; Wörter pro Satz