LITURGIE Du kannst dich sehen lassen! Schulanfangsgottesdienst für die Klassen 7-10 Vorschlag für den Gottesdienstverlauf Elemente, zu denen Vorschläge gemacht werden, sind durch einen Pfeil gekennzeichnet. Musik zum Eingang Eingangssegen: Im Namen des Vaters … ► Hinführung Lied: Du schenkst uns Zeit (EG.B 592, 1.2.5.6) ► Gebet ► Spiel Szenen 1-4 Lied: Herr, gib du uns Augen (EG 649) oder: Wo ein Mensch Vertrauen gibt (EG.B 648) ► Ansprache mit integrierter Lesung ► Szene 5 Lied: Gott gab uns Atem (EG 432) oder: Aus Gottes guten Händen (KAA 031) ► Fürbitten Vaterunser Segen Musik zum Ausgang LITURGIE Liturgische Texte Hinführung Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, nun geht es also wieder los: wir starten gemeinsam in ein neues Schuljahr. Manchen sind die Ferien ja noch deutlich anzusehen, denn sie haben sich farblich ein wenig verändert: braungebrannt die einen; andere, die ein wenig zu viel Sonne erwischt haben, eher in zartem Rot. Aber ob nun farbverändert oder nicht: ich hoffe, ihr hattet alle recht schöne und bunte Ferien. In welchen Farben uns das neue Schuljahr begegnen wird, welche Herausforderungen es bringen wird, das wissen wir noch nicht. Und wir wissen auch nicht, wie es uns damit gehen wird, wie wir sein und uns verhalten werden. Wir hoffen und wünschen aber, dass es ein gutes Jahr werden wird. Und wir bitten Gott, dass er bei uns ist, uns begleitet und segnet. LITURGIE Gebet Vorschlag (1) Gott, du siehst uns und kennst uns. Du weißt, mit welchen Gedanken und Gefühlen wir heute hier sind. Ein neues Schuljahr fängt an und wir wünschen uns, dass es ein gutes Jahr wird. Dass sich Ärger und Streit in Grenzen halten, dass es nicht nur Mühe und Arbeit bringt, sondern wir es auch schön miteinander haben. Wir bitten dich: Geh du mit, hilf uns, begleite und segne uns. Der du lebst und für uns da bist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Vorschlag (2) Gott, wir gehen miteinander in ein neues Schuljahr. Danke für alles Gute und Schöne in der Ferienzeit. Danke für deinen Schutz. Danke, dass du bei uns bist, wenn wir Gottesdienst feiern. Du schaust auf uns und hörst uns. Hilf uns, jetzt bei dir zu sein, auf dich zu schauen und zu hören. Mach uns offen für dich. Amen. LITURGIE Fürbitten L: Liturgin/ Liturg; S: Sprecherin/ Sprecher; A: Alle; Anstelle des gesprochenen „Herr, erbarme dich“ kann auch ein Liedruf gesungen werden, z.B. EG 178.11 L: Gott, für dich ist jeder Mensch wichtig und wertvoll. Du hast uns geschaffen und willst, dass unser Leben gelingt. Höre auf unser Beten: S1: Wir bitten dich für Menschen, deren Leben bedroht ist durch Hunger, Krankheit oder Krieg. A: Herr, erbarme dich. S2: Wir bitten dich für Menschen, die sich auf der Suche nach dem Glück verirrt haben und abgestürzt sind durch Alkohol oder Drogen. A: Herr, erbarme dich. S1: Wir bitten dich für Menschen, die sich selbst nicht leiden können und keinen Sinn in ihrem Leben finden. A: Herr, erbarme dich. S2: Wir bitten dich für alle, die sich nach Liebe und Anerkennung sehnen. A: Herr, erbarme dich. S1: Wir bitten dich für Menschen, die keinen Ausbildungsplatz oder keine Arbeit finden und Angst vor der Zukunft haben. A: Herr, erbarme dich. LITURGIE S2: Wir bitten dich für uns alle, für unsere Freundinnen und Freunde, für alle, die uns lieb und wichtig sind und auch für die, mit denen wir uns schwer tun. A: Herr, erbarme dich. L: Lasst uns beten, wie Jesus uns gelehrt hat. A: Vater unser… ANHANG Szenisches Spiel und Ansprache für die Klassen 7-10 Die Szenen 1,3 und 5 werden Hintergrundmusik eingespielt werden. stumm gespielt. Evtl. kann Szene 1 Ein weiß gekleideter Mensch (M) steht vor einem weißen Hintergrund (Pinnwand oder weißes Tuch an einer Leine). Auf der Bühne steht eine große Kiste mit verschiedenfarbigen großen Tüchern. Gut eignen sich z.B. alte Vorhänge oder Bettwäsche, sofern diese paarweise vorhanden sind. So kann immer einer der beiden Teile als „Hintergrund“ dienen, und einer als Umhang von M. Nun wird hinter M ein neuer Hintergrund drapiert. M wühlt aus der Kiste den entsprechenden Umhang und hüllt sich darin ein, um von diesem Hintergrund nicht mehr abzustechen. Dieser Vorgang wird noch zweimal mit neuen Hintergründen und Umhängen wiederholt. Szene 2 Mobbing im Klassenzimmer vor Eintreffen der Lehrkraft: 3-4 Leute machen einen Mitschüler/eine Mitschülerin fertig. Alle andern schweigen oder beschäftigen sich demonstrativ mit etwas anderem, ignorieren die Gewalt und greifen nicht ein. Szene 3 Es erscheint ein Hintergrund, den M nicht „drauf hat“ (z.B. verrückte Tapete oder gemusterter Vorhangstoff, der nicht in der „Umhangkiste“ vorhanden ist). M wühlt hektisch und verzweifelt in seinem Fundus, probiert ein paar Versionen, die in etwa passen könnten und gibt dann schließlich auf. M bleibt völlig erschöpft und deprimiert auf der Bühne sitzen/ liegen. ANHANG Szene 4 Über Facebook haben sich einige aus der Klasse verabredet, am Wochenende in das neueröffnete Spaßbad in NN zu fahren. Mirjam hat auf die Ankündigung/ Einladung nicht reagiert, deshalb hakt ihre Freundin Kerstin per Handy nach. Kerstin ist auf der Bühne zu sehen, Mirjams Telefonstimme wird aus dem Off eingespielt. K: Hey Mirjam, warum reagierst du nicht? Du kommst doch mit am Samstag ins Novamare!? M: Ach ne, das ist nichts für mich. K: Wieso soll das nichts für dich sein? Das wird toll! Kerstin zählt ein paar Leute auf, die auch mitkommen, wirbt damit, dass ein paar ganz süße Typen aus der Parallelklasse ebenfalls da sein werden, etc. Aber Mirjam lässt sich nicht begeistern. K: Mensch, was ist denn los mit dir? Geht’s dir nicht gut? Mirjam druckst herum. Aus ihren Worten wird deutlich, dass sie nicht mitwill, weil sie sich zu dick oder unattraktiv findet, und fürchtet, spöttisch angeschaut oder angesprochen zu werden. Ansprache „Du kannst dich sehen lassen!“ Wenn man das zu jemandem sagt, heißt das so viel wie: Du siehst echt gut aus! Oder: du hast eine tolle Figur! Oder: das steht dir gut, was du da anhast! Und in der Regel freut sich dann der Mensch, der dieses Kompliment bekommen hat. „Du kannst dich sehen lassen!“ Würde man diesen Satz zu einem Chamäleon sagen, wäre das arme Tier vermutlich schwer verunsichert, vielleicht sogar verärgert. Schließlich ist ANHANG es ja das Hauptbestreben so eines Chamäleons, sich nicht sehen zu lassen. Und dazu beherrscht es bekanntlich einen tollen Trick: es kann seine Farbe an die der Umgebung angleichen und sich damit tarnen, ja fast unsichtbar machen. So kann es sich vor unliebsamen Zeitgenossen, die es womöglich verspeisen wollen, in Sicherheit bringen. Wir Menschen können die Farbe nicht wechseln – vielleicht findet das mancher oder manche bedauerlich. Das Haare färben oder den Besuch eines Sonnenstudios könnte man sich zum Beispiel sparen, wenn man wie ein Chamäleon seine Farbe verändern könnte. Doch auch wenn wir die Farbe nicht wechseln können – wir Menschen tun oft so einiges, weil wir uns nicht sehen lassen wollen: nicht auffallen, die Klappe halten, mit dem Strom schwimmen. Das ist sicherer, bequemer, nicht so anstrengend. Farbe bekennen dagegen, das ist riskant und anstrengend. Liest man in der Bibel im Matthäus-Evangelium nach, dann scheint Jesus von der Chamäleon-Taktik „möglichst nicht auffallen, immer schön anpassen“ nicht viel zu halten. Zu seinen Jüngern sagt er einmal: Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt. Wenn eine Stadt auf einem Berg liegt, kann sie nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Kerze an und stellt sie dann unter einen Eimer, sondern man stellt sie auf einen Leuchter, damit sie das Zimmer hell macht. (nach Mt 5, 13-15) Jesus meint also, wir als seine Freunde und Jünger können und sollen uns sehen lassen. Nicht, damit wir groß rauskommen oder bewundert werden, sondern weil die Welt Menschen braucht, die sich etwas trauen. Menschen, die sich trauen, nein zu sagen, wenn Unrecht geschieht. Menschen, die sich trauen, zu helfen, wenn jemand gemobbt wird. Menschen, die sich zu etwas bekennen, die sich für ihren Glauben nicht schämen. Menschen, die nicht immer haben ANHANG müssen, was alle haben. Menschen, die nicht bei allem mitmachen, nur weil viele das tun. Solche Menschen sind wie das Salz in der Suppe, sagt Jesus. Solche Menschen machen die Welt hell, wie eine Kerze ein dunkles Zimmer. Solche Menschen sind erkennbar mit dem, wofür sie stehen, wie eine Stadt auf einem Berg, die man schon von weitem sieht. Nun gibt es aber auch viele Menschen, die der Meinung sind, dass sie sich nicht sehen lassen können. Die einen würden gerne an ihrem Aussehen etwas ändern, und zwar nicht nur die Farbe. Sie leiden darunter, dass sie dem herrschenden Schönheitsideal nicht genügen. Sie finden sich hässlich und unattraktiv, zu dick, zu klein oder zu schmächtig. Die anderen haben das Gefühl: mich braucht keiner, oder: was ich sage, interessiert eh keinen. Solche Menschen können sich oft selbst nicht leiden und trauen sich nichts zu. Wie schön wäre es, wenn diese Menschen sagen könnten: Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke. (Ps 139, 14) Der diese Worte spricht, ist der Beter des 139. Psalms in der Bibel. Er staunt darüber und freut sich darüber, dass Gott ihn sieht und kennt, besser als er sich selbst. Dass Gott ihn schon gesehen und gekannt hat, als er noch im Bauch seiner Mutter heranwuchs. Und dass Gott ihm nahe ist und ihn in seiner Hand hält: Herr, … du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe - du weißt es, aus der Ferne erkennst du, was ich denke. Ob ich gehe oder liege - du siehst mich, mein ganzes Leben ist dir vertraut. Schon bevor ich rede, weißt du, was ich sagen will. ANHANG Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine schützende Hand über mir. Dass du mich so genau kennst - unbegreiflich ist das, zu hoch, ein unergründliches Geheimnis! Du hast mich geschaffen - meinen Körper und meine Seele, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast - das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. (Ps 139 ausgewählte Verse; aus Hoffnung für alle) Das Wissen, dass da einer ist, der mich sieht und kennt, der weiß, wie ich bin und wie ich‘s meine. Dass mich jemand liebt, mich mag und annimmt, genauso, wie ich bin. Das kann Wunder wirken. Das kann machen, dass ich mich selbst lieben und mich über mich freuen kann. Und dass ich zu mir stehen und mich zeigen kann. [Chamäleon-Karte verteilen.] Auf der Karte, die ihr gerade bekommen habt, seht ihr ein Chamäleon. Aber eines, das sich nicht versteckt. Eines, das sich nicht bis zur Unkenntlichkeit an die Farbe und das Muster seiner Umgebung angeglichen hat, sondern das sich zeigt. Ja, mit seiner gelbgrünen Farbe sticht es sogar richtig ab von dem türkis gemusterten Hintergrund. Und die farbigen Kreise, die das Chamäleon wie bunte Seifenblasen umgeben oder aus ihm hervorblubbern, lassen ahnen, dass es noch eine ANHANG ganze Menge anderer Ideen und Varianten auf Lager hätte, sich zu zeigen. Es sieht ganz so aus, als würde ihm das Spaß machen. Jedenfalls hat es ein Lächeln im Gesicht, als ob es genau wüsste: Ich kann mich sehen lassen! Für mich steht dieses Chamäleon für die Menschen, von denen Jesus sagt: Ihr seid Salz und Licht, ihr könnt euch sehen lassen, solche wie euch braucht die Welt. Und es steht für Menschen, die zu sich selbst stehen können, die sich selbst mögen können, weil sie wissen: Gott hat mich wunderbar gemacht, er kennt und liebt mich. Ich kann mich sehen lassen. Nimm die Karte mit nach Hause. Und wenn du dich mal wieder am liebsten verstecken möchtest oder in der Masse untertauchen, wenn du dich selber nicht leiden kannst oder dich nicht traust, den Mund aufzumachen und für etwas einzustehen, dann schaut dir das mutige und fröhliche Chamäleon an und denk dran: Du kannst dich sehen lassen! [Oder du kennst jemanden, der genau diese Botschaft braucht, und dem du diese Karte schicken oder schenken möchtest…] Szene 5 M rappelt sich wieder auf und erprobt nun absichtlich Verkleidungen, die stark vom Hintergrund abstechen, probiert dabei unterschiedliche Posen aus und hat sichtlich Spaß. Gabriele Lübke