Textbausteine zu Aktionstage „Arten ohne Grenzen“ Textbausteine für Medien und Gemeinden Lange Fassung (Text 1): Textblöcke können als Fliesstext am Stück belassen werden oder einzelne Blöcke können ausgewählt werden Von der Wunsch- zur Problempflanze Garten- und Gaumenfreuden Die schier unglaubliche Vielfalt an Formen und Farben erfreuen das Herz von Natur- und Gartenliebhabern. Die Rede ist von den unzähligen exotischen Pflanzen, die es bei Reisen in ferne Länder oder beim Besuch eines Garten-Centers zu entdecken gibt. Nebst der Schönheit der Pflanzen verlocken auch deren Gerüche und Geschmäcke dazu, sie in unsere Gärten zu holen. So wird es sicherlich auch den Seefahrern und Naturforschern vor hunderten von Jahren gegangen sein, als sie von Europa aus ferne Länder entdeckten. Ihnen verdanken wir eine nicht mehr wegzudenkende Vielfalt an geniessbaren Gewächsen wie zum Beispiel die Kartoffeln oder die Tomaten, aber auch eine beachtliche Anzahl an faszinierenden Zierpflanzen. Viele dieser fremden Pflanzen gelangten also bewusst, andere aber auch unbeabsichtigt, als "blinde Passagiere", in die Schweiz. Die Kehrseite Die meisten dieser fremdländischen Pflanzen überleben nur, wenn sie der Mensch hegt und pflegt. Eine Minderheit davon kommt mit unserem Klima und den hiesigen Bedingungen so gut zurecht, dass sie sich stark und unkontrolliert vermehren. Man bezeichnet sie als invasive Neophyten. Invasive Neophyten können nicht nur im Garten zum hartnäckigen Problem werden, sie finden oft auch den Weg in die freie Natur, wo unsere einheimischen Lebensgemeinschaften nicht auf sie vorbereitet sind. Deshalb können sich diese fremden Arten ungehindert vermehren und die natürlich vorkommenden Arten überwuchern und verdrängen. Zudem können sie die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden und Anlagen, z.B. für den Hochwasserschutz und den Verkehr, beeinträchtigen oder gar zerstören. So hat z.B. auf der Pazifikinsel Guam eine eingeschleppte Natternart 70-80 Prozent aller heimischen Vögel und zusätzlich viele andere Arten ausgerottet. In der Schweiz haben bisher zum Glück noch keine Verdrängungen solchen Ausmasses stattgefunden. Asthma und Verbrennungen Prominentes Beispiel für einen gesundheitsgefährdenden, invasiven Neophyt in der Schweiz ist die aus Nordamerika stammende Ambrosia. Schon wenige Pollen in der Luft können schwere Heuschnupfensymptome oder gar Asthma auslösen. Jeder Pflanzenbestand musste deshalb gemeldet und bekämpft werden. Dank konsequenter Bekämpfung wird die auch „Traubenkraut“ genannte Art in den letzten Jahren in der Schweiz wieder seltener. Doch auch heute gilt noch: Wer das gefährliche Unkraut sieht, muss dies der zuständigen, kantonalen Stelle melden (www.ambrosia.zh). Ebenfalls gesundheitliche Probleme kann der Riesenbärenklau verursachen: Der Saft des Riesenbärenklaus enthält Inhaltsstoffe, die auf der Haut bei gleichzeitiger oder nachfolgender Sonneneinstrahlung zu schmerzhaften Verbrennungen (zweiten Grades) führen können! Wegen ihres speziellen Aussehens wurde diese aus Asien stammende Pflanze vielerorts in Gärten angepflanzt. Seine grossen Blüten locken viele Insekten an, weshalb der Riesenbärenklau auch von den Imkern als Bienenfutterpflanze gefördert wurde. Dagegen kommt kein Mittel an Grosse Probleme verursacht auch der Japanknöterich, der im 19. Jahrhundert als Zierpflanze aus Ostasien nach Europa eingeführt wurde. Obwohl der Knöterich bei uns mehrere Meter gross werden kann, ist er ein Kraut. Seine Zähigkeit lässt ihn fast überall überleben. Er bildet dichte Bestände am Ufer von Gewässern, an Waldrändern, Strassen und Bahnböschungen. Aber auch in Gärten wird er durch sein rasches Wachstum immer lästiger. Auf dem Japanknöterich findet man weder Raupen noch andere Tiere oder Pilze – er wird also weder durch Frassfeinde, noch durch Krankheiten dezimiert. Im Gegenteil, Arten ohne Grenzen, 4.10.2012 durch sein schnelles Wachstum verdrängt der Knöterich die einheimischen Pflanzen und damit auch verschiedenste Tierarten, welche auf sie angewiesen sind. Entlang von zugewachsenen Uferdämmen fehlt die natürlichen Gras- und Krautschicht, die den Boden normalerweise vor Erosionen schützt. Dadurch wird bei Hochwasser der Boden ungehindert abgetragen. Durch seine enorme Wuchskraft kann der Japanknöterich gar Bauwerke schädigen. Besonders unangenehm ist, dass auch kleinste Pflanzenteile wieder austreiben können. Er breitet sich in erster Linie über eine Art Wurzeln, so genannte Rhizome, aus. Werden Rhizomstücke durch Bauarbeiten oder Wasser von einem Ort an den nächsten transportiert, beginnen bereits Stücke mit einer Länge von wenigen Zentimetern wieder auszuschlagen und neue Pflanzen zu bilden. In den Rhizomen speichert er im Winter auch seine Energie. Eine erfolgreiche Bekämpfung müsste deshalb die Rhizome zerstören. Das ist bisher leider nicht gelungen. Die Behörden setzen im Moment auf Massnahmen, welche die weitere Verbreitung der Art verhindern. Dazu zählt, dass der Japanknöterich nicht kompostiert werden sollte und mit Knöterichrhizomen verunreinigter Bodenaushub speziellen entsorgt werden muss. Die beliebten Ausbrecher In den Gärten weit verbreitet sind die auf der „Schwarzen Liste der invasiven Neophyten“ aufgeführten Pflanzenarten Sommerflieder, Essigbaum und die aus Nordamerika stammenden Goldrutenarten, die teilweise bereits nicht mehr verkauft werden dürfen. Auch sie halten sich nicht an Gartenzäune. Durch Wind, Wasser und Vögel, aber auch durch das illegale Ablagern von Gartenabfällen in der freien Natur haben sich diese Pflanzen insbesondere in extensiv genutztem Landwirtschaftsland, entlang von Gewässern und Verkehrswegen sowie im Wald ausgebreitet. Dort sind sie eine Bedrohung für die ursprüngliche Pflanzen- und Tiervielfalt. Vielerorts werden sie durch die Gemeinden, den Kanton und Grundstückeigentümer teils aufwändig bekämpft. Evt. Beispiel aus Ihrer Gemeinde aufführen. Mithilfe sehr erwünscht Auch Sie können einen Teil dazu beitragen, um die weitere Ausbreitung invasiver Neophyten zu bremsen oder zu verhindern. Informieren Sie sich, ob in Ihrem Garten invasive Neophyten vorkommen (siehe Link zu INFO FLORA). Falls solche Pflanzen in Ihrem Garten wachsen, entfernen Sie diese am besten und ersetzen sie durch einheimische Pflanzen. Fortpflanzungsfähige Pflanzenteile wie Blütenstände werden am besten via Kehricht entsorgt. Bei Unsicherheiten punkto Bekämpfung und Entsorgung wenden Sie sich mit Vorteil an den Werkdienst Ihrer Gemeinde, an Ihren Gärtner oder die zuständige Fachstelle des Kantons. Heikel bei der Bekämpfung sind vor allem der Riesenbärenklau wegen der Verbrennungsgefahr, die Ambrosia und der Japanknöterich, von dem Sie vor allem grössere Bestände am besten durch einen Profi entfernen lassen. Gezielte Aktionen Vom 20. bis 22. Juni dieses Jahres finden erneut die gesamtschweizerischen Aktionstage „Arten ohne Grenzen“ statt. Ziel der Aktionstage 2013 ist es, die Öffentlichkeit für das Thema „Invasive Neophyten" zu sensibilisieren, die Arten bekannt zu machen und über den korrekten Umgang mit ihnen zu informieren. Mehr Informationen finden Sie auch auf der Website zu den Aktionstagen: www.arten-ohne-grenzen.ch. (Hier haben Gemeinden die Möglichkeiten, für eigene Aktionen zu werben.) Arten ohne Grenzen, 4.10.2012 TEXT 2 (Kurze Fassung): Allgemeine Information zum Thema invasive Neophyten Von der Wunsch- zur Problempflanze Die Vielfalt an Formen und Farben in unseren Gärten ist etwas Wunderbares. Nebst einheimischen Pflanzen gedeihen hier auch so manche Gewächse aus fernen Ländern. Unter den durch den globalen Handel oder auch unabsichtlich eingeführten Pflanzen gibt es solche, die sich explosionsartig ausbreiten - auch über den Garten hinaus. Im Fachjargon werden sie „invasive Neophyten“ genannt. Unsere einheimischen Lebensgemeinschaften sind nicht auf invasive Neophyten vorbereitet. Deshalb können sich diese ungehindert vermehren und die natürlich vorkommenden Arten überwuchern und verdrängen. Zudem können sie die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden und Anlagen, z.B. für den Hochwasserschutz und den Verkehr, beeinträchtigen oder gar zerstören. Beispiel Ambrosia, Goldrute, Sommerflieder und Japanischer Staudenknöterich Bekannte Beispiele für invasive Neophyten sind die Ambrosia – auch Traubenkraut genannt -, der Riesenbärenklau und die Amerikanische Goldrute. Auffällig ist der Japanische Staudenknöterich, der sich in vielen Kantonen vor allem entlang von Gewässern breit macht. Seit Jahren suchen diverse Kantone nach einer wirksamen und auch wirtschaftlich tragbaren Bekämpfungsmethode gegen den Japanischen Staudenknöterich – eine schwierige Aufgabe. Denn gerade an Gewässern und im Wald, wo diese Pflanze am häufigsten vorkommt, ist der Einsatz von Herbiziden verboten. Mithilfe sehr erwünscht Unterstützen Sie die Fachstellen von Gemeinden und Kanton, die betroffenen Grundeigentümer und die Naturschutzorganisationen beim Bekämpfen der problematischen invasiven Neophyten. - Pflanzen Sie keine invasiven Neophyten mehr an (Arten gemäss Schwarzer Liste der INFO FLORA) - Entfernen Sie auf Ihrem Grundstück vorhandene problematische Pflanzen und entsorgen Sie das Pflanzengut sicher (Angaben dazu siehe INFO FLORA) - Melden Sie Vorkommen der Allergien auslösenden Ambrosia (Kontakt auf Ambrosia-Homepage) Links: Thema Ambrosia: www.ambrosia.ch INFO FLORA, Informationen zu den invasiven Neophyten inklusive Bilder: www.infoflora.ch Arten ohne Grenzen, 4.10.2012 Beispiele für invasive Neozoen und Neophyten Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis) © Baudirektion ZH © Erwin Jörg © Baudirektion ZH © Baudirektion ZH © Info Flora (Bild: Spätblühende Goldrute) Der Asiatische Marienkäfer stammt aus Japan und China. Er wurde ursprünglich zur Bekämpfung von Blattläusen in Gewächshäusern eingeführt und ist mittlerweile in der ganzen Schweiz verbreitet. Er droht, die einheimischen Marienkäfer durch sein Massenauftreten zu verdrängen. Er kann Qualitätseinbussen bei der Weinproduktion verursachen, da er sich gerne in den Rebbergen aufhält und nach der Traubenlese zusammen mit den Trauben gepresst wird. Der Wein kann dadurch sauer werden. Für den Menschen ist der Käfer zwar lästig, weil er sich z.T. in den Häusern ansammelt. Aber gesundheitlich kein Problem. Tritt er in Massen im Wohnbereich auf, kann er einfach abgesaugt werden. Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) Die Rotwangen-Schmuckschildkröte stammt aus Nordamerika. Sie wurde ursprünglich als Heimtier für Terrarienbesitzer importiert. Sie wird oft illegal in der freien Wildbahn ausgesetzt, weil sie recht gross wird und ein sehr hohes Alter erreicht (bis zu 80 Jahre). Sie frisst Amphibien, Insekten und Fische sowie die Eier von bodenbrütenden Vögeln und gefährdet dadurch die Artenvielfalt in und an den Gewässern. Nicht mehr erwünschte Schildkröten sollten deshalb auf keinen Fall ausgesetzt werden, sondern an Auffangstationen abgegeben werden. Aufrechte Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) Ambrosia stammt aus Nordamerika und wurde mit landwirtschaftlichen Produkten wie Vogelfutter, Maschinen oder Sonnenblumensamen eingeschleppt. Sie kann schwere Heuschnupfensymptome oder sogar Asthma auslösen. Die Ambrosia hat auch darum ein hohes Schadenspotential, weil ihre Samen über 10 Jahre keimfähig bleiben. Darum sind Einzelpflanzen auszureissen und in den Kehrrichtsack zu entsorgen. Grössere Vorkommen sind bei der Gemeindeverwaltung oder der kantonalen Fachstelle für Pflanzenschutz zu melden. (www.ambrosia.ch) Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica) Der Japanische Staudenknöterich stammt aus Ostasien und wurde als Zierpflanze eingeführt. Durch seine starken unterirdischen Triebe zerstört er Bauwerke und fördert die Erosion von Uferdämmen, wenn der oberirdische Teil im Sommer abstirbt. Durch die Bildung von sehr dichten Beständen verdrängt er auch einheimische Arten. Hat sich die Pflanze einmal festgesetzt, bringt man sie nur schwer wieder weg. Da auch kleinste Stängel- und Wurzelstücke (Rhizome) wieder austreiben können, ist die Entsorgung in einer Kehrichtverbrennungsanlage oder einer dafür vorgesehenen Deponie äusserst wichtig. Kanadische und Spätblühende Goldrute (Solidago canadensis und S. gigantea) Diese Goldruten stammen aus Nordamerika und wurden als Zier- und Nektarpflanzen eingeführt. Sie können sehr dichte Bestände bilden und verdrängen dadurch einheimische Arten. Diese vor allem auch in Gärten sehr beliebte Pflanze darf deshalb nicht angepflanzt werden und sollte durch einheimische Arten wie beispielsweise den Gewöhnlichen Gilbweiderich, die Gewöhnliche Goldrute, die Königskerze oder das Johanniskraut ersetzt werden. Arten ohne Grenzen, 4.10.2012