Protokoll Arne Naess - Friedrich-Schiller

Werbung
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Semester:
Datum:
WS 2012/13
14.01.2013
Seminar:
Umwelt- und Naturethik
Dozent:
Prof. Dr. Peter Kunzmann
Referenten:
JakobPferdmenges, Lorenz Reisel
Protokollantin: Josefine Maciej
Protokoll - Arne Naess: Die tiefenökologische Bewegung
Einleitend greift der Dozent das letzte Seminarthema auf und verweist dabei auf die
Verantwortlichkeit des Menschen, wofür diese gilt und fragt nach einer Begründungsfigur.
Dabei soll vor allem das Thema Nachhaltigkeit in der heutigen sowie in den nächsten Stunden
vertieft werden. Bei dieser Thematik gilt daher die heutige Aufmerksamkeit dem Autor Arne
Naess mit seiner „tiefenökologischen Bewegung“. Die beiden Referenten bringen in ihrem
Vortrag, neben der Biografie des Autors, seine Beweggründe und Ansichten näher, welche auf
dem Handout zu finden sind.
Die anschließende Diskussion dreht sich anfangs um die Problematik der Überbevölkerung
der Erde. Dabei stellt sich die Frage, wie man diese minimieren sollte und wie der Autor
dagegen vorgehen würde. Darf man dabei mittels einer Geburtenkontrolle bestimmen, wer
Nachfahren zeugt und so über die Menschen bestimmen? Als Antwort erklären die
Referenten, dass Naess diesen schwierigen Aspekt selbst in seinen Text einsieht und somit die
Verringerung von Menschen nur langsam vonstattengehen kann. Dabei wird ebenso ein
politscher Einfluss notwendig sein. Dennoch will der Autor am ehesten die Bevölkerung
selbst zum Nachdenken und zum eigenen Handeln bewegen. Die Entwicklungstendenz in den
Industriestaaten zeigt bereits eine Eigenregulation durch abnehmende Geburtenraten,
weswegen es daher notwendig ist, für eine größere Überlebenschance von Kindern zu sorgen.
Der Seminarleiter verweist auf die Ansicht von Jimmy Carter: Überleben mehr Kinder, so
werden auch weniger geboren. Ein weiterer Student wirft fragend ein, ob dabei der Appell an
die Bevölkerung nicht eher eine Vision als ein Vorschlag darstellt und was für Konsequenzen
man betrachten muss. Als Antwort verweisen die Referenten auf den Wunsch von Naess die
Bevölkerung gedanklich erreichen und überzeugen zu wollen, sodass jeder, der die
Problematik erkennt, auch handeln sollte. Dabei sollen besonders die Tiefenökologen
aufgerufen werden, andere zu überzeugen und so Veränderungen in der Gesellschaft zu
bewirken. Die Vortragenden geben dabei auch zu bedenken, dass die meisten Gedanken von
Naess schwierig umzusetzen wären. Der Dozent fügt dazu an, dass Regierungsprogramme
sicherlich für ein dauerhaftes Überleben nützlich sind, aber auch der Einzelne sich mit diesem
Thema auseinandersetzen sollte. Dies ganze braucht dennoch seinen Spielraum und daher Zeit
für eine Entwicklung. Der Seminarleiter bezieht das Auditorium mit ein, indem er fragt, wer
sich für Naess Perspektiven entscheiden und somit auf viele alltägliche Sachen verzichten
würde. Dabei nennt er beispielhaft Luxusgüter und hinterfragt, ob Urlaub im Ausland oder
moderne Geräte, wie Handys wirklich notwendig sind. Darauf geht ein Student mit der
Meinung ein, dass viele eine solche Ansicht teilen würde, wäre es eben nicht so schwierig auf
einige Dinge zu verzichten. Ein weiterer Student schlussfolgert, dass ein plötzlicher Verzicht
vieler Menschen sich eher negativ auswirken würde und somit Massen an Müll produzieren
sowie viele Ressourcen umsonst verbrauchen würde. Somit wäre ein langsamer Wandel
schonender. Auf dieses Argument fragt der Dozent, ob so überhaupt ein Wandel zu Stande
kommen kann und harkt nach, ob jemand zu Weihnachten aus ökologischen Gründen auf
etwas verzichtet hat. Als eine Studentin daraufhin ihre Ernährungsumstellung zum Vegetarier
erwähnt, sieht ein anderer Student den persönlichen Verzicht nicht ein. Schließlich sind vor
allem die Großindustrien und das Militär für die größten Umweltverschmutzungen
verantwortlich. Ein weiterer Student meint, dass jeder als Verbraucher den Bedarf
mitbestimmt. So werden bspw. mehr seltene Erden abgebaut, weil die Bevölkerung
modernere Geräte und Techniken fordert. Dazu fügt der Seminarleiter an, dass eine Vielzahl
an Vegetarianern schon eine Möglichkeit der Ressourcenschonung darstellt und sich daher auf
den Konsum auswirkt. Nach Naess sollte man daher selbst bedenken, worauf man verzichten
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Semester:
Datum:
WS 2012/13
14.01.2013
Seminar:
Umwelt- und Naturethik
Dozent:
Prof. Dr. Peter Kunzmann
Referenten:
JakobPferdmenges, Lorenz Reisel
Protokollantin: Josefine Maciej
kann und was man für sich selbst zum Leben wirklich benötigt. Ein anderer Student gibt dabei
zu bedenken, dass durch zunehmende Bewusstseinswandel der Druck auf die Industrien steigt
und daher durch sinkende Nachfrage nach Produkten eine Veränderung erzwungen werden
kann.
Im Anschluss an diese Diskussion fügt ein Student an, ob der Autor nicht falsch an die
Gesamtproblematik herangeht, da man für diesen Wandel viel Geld benötigt. Weiterhin liegen
durch die Modernisierung der Gesellschaft viele Technologien und Maschinen vor. Beim
Rückgang der Gesellschaft würden somit wegen abnehmender Geräte mehr Arbeiter benötigt,
weswegen ebenso die Geburtenrate wieder steigen müsste. Dagegen stimmt eine Studentin
mit der Ansicht, dass man das ökologische Denken bei der Erziehung von Kindern bereits
verankern kann, vor allem aufgrund der Tatsache, dass deren Eltern durch den
Überflusskonsum geprägt sind. Somit können sich die Menschen für oder gegen Nachwuchs
entscheiden, ohne wieder einen stark ansteigenden Zuwachs der Bevölkerung zu bewirken.
Der Seminarleiter fügt dazu an, dass der Nachwuchs in der modernen Zeit keine Funktion des
Überlebens, sondern mehr ein Lifestyle-Produkt geworden ist.
Als Befürchtung äußert ein Student, dass nach dem Vergehen von Zeit nach der Rückbildung
der Kultur irgendwann wieder das Bedürfnis nach einem besseren Leben aufkommt und
Wünsche nach Maschinen und Entwicklung bestehen. Der Dozent fügt dem an, dass jeden
Menschen erst bewusst werden muss, was er wirklich für sein Leben benötigt, um dem Druck
der Gesellschaft zu widerstehen. Auf diese Aussage gibt eine Studentin zu, dass sie selbst eine
Gesellschaft ohne Konsumgüter schwer annehmen könnte. So benötigen Menschen
schließlich sozialen Kontakt, welcher oft beim Teilen verschiedener Konsumgüter zustande
kommt. Ihrer Meinung nach könnte die Vorstellung des Autors eher eine Abkehr von der
Gesellschaft sein, da das Einbinden in die Gesellschaft ohne Konsumgüter schwierig
erscheint. Sie schlägt daher die Bildung von Kommunen vor, um dies zu verhindern. Dies
bestätigt der Seminarleiter– solche Kommunen wären sehr sinnvoll und Naess Vorstellung.
Dennoch gibt ein anderer Student zu bedenken, wie denn alles realisierbar wäre und
dass man für bestimmte Aufgaben Maschinen oder Importe benötigt. Als Beispiel bringt er
eine Krankheit, welche nur mittels der Arznei aus dem Ausland geheilt werden kann. Da nach
Naess kein vollständiger Rückzug der Gesellschaft notwendig ist, dürfen lebensnotwendige
Dinge genutzt werden, so der Dozent. Dabei hebt er die Selbstentfaltung hervor, welche nicht
unterdrückt werden muss. Ein Problem sieht der Student dennoch in der
Versorgungsmöglichkeit und darin, dass Experten in diesem Gebiet benötigt werden. Die
Vortragenden betonen, dass verträgliche Technologien für das Überleben nach wie vor
verwendet werden können. Dabei sollte sich unter den Menschen ein Austausch vom Geben
und Nehmen entwickeln.
Als nächste Diskussionsgrundlage dient das Abschaffen der verschiedenen Technologien, da
ein Student dies als ein Verlust an jahrelanger Forschung empfindet: Warum muss man erst
den Lebensstandard senken und setzt stattdessen nicht sofort ökologische Technologie dafür
ein? Der Dozent bezieht die Antwort auf die grundlegenden Aspekte der Tiefenökologie und
hebt dabei das Ursachen-Wirkungsprinzip hervor. So ist es wichtige zu wissen, welche
Technologie für welche Umweltschädigung verantwortlich ist und deren Ursprung zu klären.
Da die Erforschungen von Problemlösungen jedoch oft sehr teuer sind, sollte man eher die
Ursachen herausfinden. Als Beispiel bringt der Seminarleiter das CO2-Problem und
Möglichkeiten dessen Verringerung an. Ein Student geht auf dieses Beispiel ein, indem er die
Erde als unseren Patienten vergleicht. Um eine Heilung der Erde zu bewirken, sollte man aber
nach verschiedenen Problemlösungen – wie dem Einpressen von CO2 – forschen. Somit
müsste bereits ein Umdenken der Menschheit aufgrund des steigenden Treibhausgases
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Semester:
Datum:
WS 2012/13
14.01.2013
Seminar:
Umwelt- und Naturethik
Dozent:
Prof. Dr. Peter Kunzmann
Referenten:
JakobPferdmenges, Lorenz Reisel
Protokollantin: Josefine Maciej
erreicht sein, da die Gesellschaft auf ökologische Nachhaltigkeit eingeht. Der Dozent bestätigt
die Möglichkeit und bezieht dabei die `Shallow ecology` mit ein, da es bei dieser Methode
dennoch nicht zur Erforschung der Ursachen kommt. Der Student argumentiert, dass die
Oberflächenökologie dennoch in die Richtung regenerativer Energien vorrangeht. Als
Antwort hinterfragt der Dozent, ob diese Form auch ausreichen würde und verweist dabei auf
die politische Abhängigkeit dieser Forschungsrichtung. Ein anderer Student fügt an, dass
sicher viele Menschen für regenerative Energien stimmen würde, sich aber dennoch nur
halbherzig dafür einsetzen. Demnach wird ein Umdenken, wie Arne Naess es wünscht, noch
nicht erreicht.
Zum Abschluss des Seminar geht der Dozent noch auf die Ökosophie von Naess ein
und hebt dabei die Vorstellung des Autor über die Selbstrealisierung der Mitwelt hervor.
Hierbei stellt er den Konsumkauf in Frage, bei dem sich die Menschen lediglich gegenseitig
beeindrucken möchten. Ein besseres und vielfältigeres Leben ist somit möglich, wenn man
auf Beziehungen der Konkurrenz verzichtet. Dabei kann die eigene Selbstrealisierung auch zu
Realisierung anderer beitragen, wodurch eine Bereicherung des Lebens erlangt wird. Naess
Ziel ist es daher die Selbstrealisierung zu maximieren, das eigene Selbst zu fördern und zu
erhalten, was die kulturelle Vielfalt als Teil des Ganzen und des Einzelnen steigert.
Herunterladen