Lernen, Gedächtnis und Verhaltensmodifikation

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Kommunikation
Tutorium: Medizinische Psychologie
Bettina Bewernick
WS 03/04
Folien unter: http://www.meb.uni-bonn.de/psychologie/
Was ist Kommunikation?
Eine Nachricht wird von einem Sender
encodiert, über einen Kanal übertragen und
vom Empfänger decodiert“.
(nach Frey & Greif, 1994, 197)
Nichtsprachliche Kommunikation
Uderzo und Goscinny (1972)
Asterix und der Kupferkessel,
Ehapa Verlag, Stuttgart.
Verbale und Nonverbale Kommunikation (Körpersprache)
Ursprünge von nonverbaler Kommunikation
Bei Tieren weithin angeboren (Vogel-Gesang, Bienen-Tanz als
Beispiele sozialer Signale);
beim Menschen ist einiges angeboren (Gesichtsausdruck bei
Überraschung, Erschrecken), einiges aber auch gelernt
(Kontrolle des Gesichtsausdrucks).
Warum gibt es nonverbale Kommunikation?
Über die Sprache lassen sich nicht alle Sachverhalte angemessen
vermitteln; die Körpersprache hat manchmal stärkere Wirkung,
da sie ursprünglicher und unmittelbarer ist („zweiter Kanal“).
Verschiedene Verwendungsbereiche
von Körpersprache
1.
Äußerung von Gefühlen
(z.B. Angst, Ärger, Freude)
2.
Mitteilen von interpersonalen Einstellungen
(Affiliation, Dominanz)

Mitteilungen über die Persönlichkeit
(körperliche Merkmale, gesellschaftliche Position, Persönlichkeitszüge)

Nonverbale Kommunikation beim Reden
(Prosodische Signale, Ausdruckskommentare, Gesten)
Die verschiedenen Körpersignale

Gesichtsausdruck

Blick

Gesten und Körperbewegungen

Körperhaltung

Körperkontakt

Räumliches Verhalten (Distanz)

Kleidung, Körperbau und andere Aspekte der äußeren Erscheinung
Berühren oder Körperkontakt

Großen Teil der frühen Eltern-Kind-Kommunikation

Berührungen zwischen Erwachsenen unterliegen strengen und
komplizierten kulturellen Konventionen

Kulturanthropologische Studien zeigen, dass selbst der
Körperkontakt zwischen Mutter und Kind von Kultur zu Kultur
variiert

In buddhistischen Gesellschaften ist es z.B. untersagt den Kopf
eines anderen zu berühren, da der Kopf als Sitz der Seele gilt
Wo dürfen euch folgende Personen berühren?
Ein fremder Mann / eine fremde Frau
Ein männliches / weibliches Familienmitglied
Ein guter Freund / eine gute Freundin
Euer Partner / Eure Partnerin
Jourard, 1966,
n=300, Amerikaner
Beispiel Körperkontakt
Häufigkeit der Körperkontakte von zwei Personen in Cafés
In unterschiedlichen Ländern während einer Stunde:
(nach JOURARD, 1966)
San Juan
Paris
Gainesville
London
(Puerto Rico):
(Frankreich):
(USA):
(England):
180
110
2
0
Berührungen
Berührungen
Berührungen
Berührungen
Abstand zum Gesprächspartner




Intimbereich bis 0.5 m physischer Kontakt mit Wahrnehmung
vieler Hinweisreize (Atmung, Geruch, Körpertemperatur)
Persönliche Distanz - 0.5 - 1.25 m Norm für tägliche Interaktion
mit Kollegen und Freunden. Die intimeren Hinweisreize sind nicht
mehr wahrnehmbar aber Berührung ist noch möglich
Soziale Distanz - 1.25 - 4 m. Abstand für formlose Interaktionen,
Geschäftsbeziehungen, Shopping etc. Bis auf verbale Hinweisreize
geht alles verloren. In Bussen vermeiden Menschen oft
nebeneinander zu sitzen, weil das als Eindringen in diesen oder
noch intimere Nahbereiche angesehen wird.
Öffentliche Distanz 4 - 8 m Der Abstand für Kommunikation in
formalen Umfeldern z.B. Lesesaal, Gerichtssaal etc. Diese Distanz
minimiert die soziale Interaktion und bewahrt die Formalität der
Situation.
Kulturabhängigkeit des Abstands


BAXTER (1970)
859 Zoobesucher-Paare:



Farbige - 2,66 Einheiten
Weiße - 2,29
Mexikaner - 1,78



Erwachsene - 2,46
Jugendliche - 2,28
Kinder - 1,99



Männer/Männer - 2,39
Frauen/Frauen - 2,23
Männer /Frauen - 2,11

Gefahr der Missverständnisse bei Nichtberücksichtigung (aufdringlich,
kühl, kontaktbereit)!
Wann geht Kommunikation schief?
 Eigene Erfahrungen mit
Mißverständnissen???
Wann geht Kommunikation schief?
Sdfsdfdf
Opü
Hk
Poü
Anatomie einer Nachricht
nach: Friedemann Schulz von Thun „Miteinander reden“
Die Anatomie einer Nachricht




Sachinhalt: worüber wird gesprochen?
Selbstoffenbarung: was ich von mir selbst kundgebe
Beziehung: was ich von Dir halte...wie ist unsere Beziehung
zueinander?
Appell: wozu ich Dich veranlassen möchte!
Die Anatomie einer Nachricht: Ampelbeispiel
 Sachinhalt?
Ampel ist grün
 Selbstoffenbarung?
ich habe es eilig
 Beziehung?
du brauchst meine Hilfestellung
 Appell?
gib Gas!
Merkmale der Nachricht








Vielseitig, sprachlich und nicht-sprachliche Anteile
Stimme, Betonung, Aussprache, Mimik, Gestik...
Botschaften explizit und implizit, auf allen 4 Ebenen
Manchmal ist die Hauptbotschaft implizit
Man kann nicht „nicht-kommunizieren, d.h. auch wer schweigt,
kommuniziert( Watzlawick, 1969), Bsp. Zugabteil
Kongruente und inkongruente Nachrichten: stimmen die 4 Ebenen
überein (Bsp. Doppelbindung: Eltern-Kind)
Kommunikationsabläufe werden subjektiv unterschiedlich
interpretiert (Jeder gliedert die Ereignisfolge auf seine Weise)
Metakommunikation: Kommunikation über die Kommunikation
Einseitige Empfangsgewohnheiten
 Das Sach-Ohr:
 Männer und Akademiker (Liebst Du mich noch...?)
 Ausweichen von Beziehungsfragen
 Lösung: auf Metaebene gehen
 Das Beziehungs-Ohr:
 „Beziehungsneutrale“ Nachrichten werden auf die
Beziehungsebene hinübergezogen
 (Selbstoffenbarung vs. Beziehung: „ich brauche jetzt Ruhe->vor Dir? vs. -->ich bin müde “)
Übung?
Einseitige Empfangsgewohnheiten II
 Das Selbstoffenbarungs-Ohr:
 Erst ab dem 5. Lebensjahr entwickelt, vorher: Beziehungsohr,
z.b. Vater kommt genervt nach Hause:“ wie sieht´s denn hier
aus?!“
 Wichtig, besonders in Therapie (Gesprächspsychotherapie:
aktives Zuhören, Empathie, Theory of Mind)
 Gefahr: Immunisierung (Nachrichten nie auf sich selbst
beziehen) Psychologisieren („das sagst Du ja nur, weil Du...“)
 Das Appell-Ohr:
 Vorauseilendes Gehorsam
 Gefahr: wenig bei sich selbst sein, unecht, unehrlich (Bsp.
„Findet Ihr diese Stunde interessant?“)
 Funktionalitätsverdacht („Tränendrüse“)
 Finale Betrachtungsweise: (Bsp. Migräne...)
Empfänger
 Wahrnehmen
 Interpretieren
 Fühlen
->man konstruiert sich seine eigene Botschaft
Empfangsfehler:
 Unterschiedliches Sprachmilieu von Sender und
Empfänger
 Subkulturen...
Wort
wonk
stud
lunch
meatball
grind
ceptsman
gut hopper
bull thrower
Bedeutung
ein introvertierter Student, der immer studiert;
gilt allgemein vom Aussehen her als körperlich
unattraktiv
gutaussehender Student mit Erfolg bei Frauen;
cool und über den Dingen stehend
äußerlich reizloser und sozial unattraktiver
Student
dasselbe wie oben, nur körperlich und
intellektuell noch unattraktiver
Student, der immer mal wieder für längere Zeit
emsig studiert; ein periodischer „wonk“
jemand, der sich mit wenig, aber wichtigem
Wissen und einer guten Schreibe durchs
Studium mogelt; ein fauler Student
Student, der nur „guts“, d.h. leichte Kurse
belegt
Student, der viel spricht und wenig sagt
Ausschnitt aus dem Lexikon des Princeton-Jargons
Empfangsfehler II
 Selbstkonzept des Empfängers (negativ: harmlose
Botschaften als Kritik)
 Bild, das der Empfänger vom Sender hat (Kleidung,
Bildung, Geschlecht, Alter, Hautfarbe...)
 Korrelierte Botschaften („Wir haben aber lange nicht
telefoniert“)
der eine hat dieses gesagt, der andere hat jenes
gehört...
Kommunikation: Ursache und Wirkung
Sdf
Sdf
•Eigenes Verhalten wird häufige als Reaktion erlebt (Passivität)
Symmetrische vs. asymmetrische Kommunikation
(Watzlawick)





Symmetrisch ist eine Kommunikation, bei der Adressat und
Sender über vergleichbare Informationen und über vergleichbare
Chancen verfügen, das Gespräch zu bestimmen.
In der asymmetrischen Kommunikation sind Informationsstand und
Initiativchancen zwischen den Akteuren ungleich verteilt.
Bsp. Für asymmetrische Kommunikation?
Aus soziologischer Sicht überwiegt in der Arzt-PatientenBeziehung die asymmetrische Kommunikation.
Lernziel der Medizinischen Psychologie:
Kommunikationsasymmetrie bewusst machen, Ausmaß der
Asymmetrie verringern lässt.
Ausgewähltes Problem der Kommunikation:
Selbstdarstellung und Selbstverleugnung


Imponiertechniken:
Ziel: sich von seiner besten Seite zeigen
 schwerverständliche Sprache vs. Dialekt
 beiläufig aufwertende Infos fallenlassen
 Heimvorteil


Fassadentechnik:
Ziel: negative Anteile verbergen
 Schweigen statt Fragen stellen, wenn man etwas nicht versteht
 eine Rolle spielen (Clown)
 Verbergen von inneren Zuständen durch sachlich, unpersönlichen
Sprachstil: man-Sätze, wir-, Fragen, es-, Du-Botschaften
 Selbstverkleinerung (fishing for compliments)
-->Gefahr für sachliche Info
-->Barriere für zwischenmenschliches Verstehen
-->Gefahr für seelische Gesundheit
„Regeln“ guter Gesprächsführung








Hängt von Beziehung der Personen ab
Realitätsüberprüfung des Empfangenen (sich selbst erfüllende
Prophezeihungen) aber: auch Feedback hat 4 Seiten!
Offenheit: unausgesprochenes belastet die Kommunikation stärker
Ich-Botschaften (Gordon, 1972): Nachrichten mit hohem
Selbstoffenbarungsanteil im Gegensatz zu Du-Botschaften
Metakommunikation: Kommunikation über Kommunikation
condition sine qua non nach Watzlawick, 1969
Gleiche Fehler können gemacht werden (Ebenenverlagerung)
Vor/nach einem Gespräch:
 Wie habe ich mich gefühlt? Was waren die Auslöser für Gefühl?
 War ich mir im klaren, was mein Anliegen (Botschaft) war?
 Habe ich mein Anliegen vermitteln können? Wenn nein, was hat
mich daran gehindert?
 Was würde ich gerne noch sagen?
 Was hat der andere vom Gespräch mitgenommen?
Carl Rogers (1977): Gesprächspsychotherapie
 Gespräche dienen der "Selbst"-Aktualisierung des
Patienten
 Patientenzentrierte Techniken: offene Fragen, keine
Beurteilungen, Verbalisierung emotionaler
Erlebnisinhalte
Anforderungen an ein qualitativ gehaltvolles Gespräch
1. Empathie/einfühlendes Verstehen
Versuch, sich in den Gesprächspartner einzufühlen, seine Gefühle
und Wahrnehmungen zu vergegenwärtigen.
2. Wertschätzung/Wärme
Versuch, dem Gesprächspartner Achtung und Wertschätzung
entgegenzubringen und ihm zu vermitteln, dass er mit seinem
Anliegen ernst genommen wird.
3. Echtheit/Selbstkongruenz
Versuch, die eigene Meinung klar zum Ausdruck zu bringen und
entsprechende Gefühle zu äußern.
4. Transparenz
Versuch, konsistente Informationen zu geben sowie in den
verbalen und nonverbalen Botschaften übereinzustimmen.
5. Informationsvermittlung
6. Non-Direktivität
Fragetechnik
Charakteristikum
Bedeutung
A. Geeignete Fragetechniken
geschlossene
(strukturierte) Fragen
Vorteil: rascher, gezielter
Informationsgewinn, kein
"Ausufern"
nur mit Ja/Nein zu beantworten
(Entscheidungsfragen)
offene (nicht strukturierte)
Fragen
Antwort frei formulierbar
Nachteil: wenig zur
Gesprächseröffnung und -vertiefung
geeignet; Gefahr pseudopräziser
Antworten
Vorteil: geeignet zur
Gespächseröffnung und -vertiefung;
aufschließend, ermutigend,
kontaktfördernd
Nachteil: thematisches Abweichen
und Ausufern
W-Fragen
halbstrukturierte gezielte Fragestellung
geeignet zur Verdeutlichung
bestimmter Punkte
Sondierungsfragen
eng umschriebene Fragestellung
freie Schilderung eines
umschriebenen Sachverhalts
Konfrontationsfragen
Entgegenhalten früherer Aussagen
Aufzeigen und Auflösen von
Widersprüchen
Reflexionsfragen
"Echo"-Fragen
Interpretationsfragen
Schlußfolgerungen enthaltende Frage
(wann, was, wo, wer, wie?)
Vertiefung eines angeschnittenen
Themas
Problemverdeutlichung; da wertend,
nur sparsam zu verwenden
B. Ungeeignete Fragetechniken
1. Unproduktive Fragen
Suggestivfragen
Vorwegnahme der Antwort
zur Problemlösung kaum geeignet,
ausnahmsweise zur Ermutigung;
Wurzeln: Vorurteile, Wunschdenken
Doppel-(Mehrfach-)fragen
Erwartung gleichzeitig mehrerer Antworten
Überforderung des
Gesprächspartners;
Wurzeln: Ungeduld, Zeitdruck
Überfallfragen
Überrumpelungstechnik
Gefahr: Aggressionen und
unzutreffende Antworten
2. Verbotene Fragen
Fangfragen
Absicht: Hereinlegen des Gesprächspartners
Neugierfragen
Neugierde einzige Triebfeder
sokratische Fragen
Unbeantwortbarkeit als Absicht
Wertungsfragen
Vorwegnahme von Wertungen
Aggressionsfragen
Frage beinhaltet (persönlichen) Angriff
Floskelfragen
oberflächliche Klischeetechnik
Vernachlässigung von Empathie und
Wertschätzung, Asymmetrie,
Gesprächshemmung
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