H aben Sie sich schon einmal gefragt, was Glück ist? Kann man es definieren, mit Worten fest machen? Das Wort Glück bedeutet für jeden Menschen etwas anderes, wie Freude, Gesundheit, Zufriedenheit, viel Geld zu haben, Liebe, Sex, Urlaub, Karriere. Das alles sind Umstände, die eine gute Basis für Glück bilden, sie machen aber noch nicht das Glück selbst aus. Obwohl wir alle mehr oder weniger bewusst auf der Jagd nach Glück sind, tun wir uns schwer, Glück zu definieren. Glück ist ein Gefühl, also etwas, was in uns ist und gar nicht so viel mit der Außenwelt zu tun hat. Die Glücksforschung verwendet als Arbeitsbegriff „subjektives Wohlbefinden“. Es ist also nicht objektiv messbar, sondern etwas, das nur jeder für sich selbst einschätzen kann. Die Glücksforschung hat eine einfache und treffende Definition für Glück gefunden: Glücklich ist, wer zufrieden ist und mehr angenehme als unangenehme Gefühle hat. Mit dieser Definition wird es recht einfach, festzustellen, wie glücklich Sie sind. Sie brauchen sich gar nicht damit auseinander setzen, was Sie haben oder brauchen, ein Blick auf Ihre Gefühle reicht und Sie wissen, ob Sie glücklich sind oder weniger glücklich sind. Die logische Schlussfolgerung aus dieser Definition ist, dass Sie nur nach Wegen suchen brauchen, die Ihnen positive Gefühle vermitteln und Sie werden automatisch glücklich. Mehr ist da nicht. In meinem Soziologiestudium habe ich mich unter anderem intensiv mit Studien zum Thema Glück beschäftigt. Weltweit wurden groß angelegte Untersuchungen durchgeführt, indem man die Menschen nach ihrem Befinden gefragt hat. Eine Standardfrage lautet: „Würden Sie sagen, Ihr Leben ist im Augenblick a) ziemlich oder sehr unglücklich, b) ziemlich glücklich, c) sehr glücklich. Eine einfache Frage, die, wenn man sie tausenden Menschen rund um den Globus stellt, sehr aufschlussreiche Erkenntnisse liefert. Leider sind sie viel zu wenig bekannt. Die Wichtigsten will ich Ihnen hier vorstellen: 1. Weltweit sind die meisten Menschen glücklich. Die Menschheit ist im Großen und Ganzen eine ziemlich glückliche Brut. Rund um den Globus gilt: Die meisten Menschen sind die meiste Zeit über zumindest ziemlich glücklich, vorausgesetzt, die Umstände sind nicht allzu schlecht. Dass wir uns des Lebens freuen, ist also normal, die Regel. 2. Der Einfluss unterschiedlicher Kulturen auf das Glück der Menschen ist groß. Menschen in der westlich orientierten, individualistischen Kultur, deren Hauptaugenmerk auf dem Wohlergehen des Einzelnen liegt, sind glücklicher als Menschen in der fernöstlich asiatischen, kollektivistischen Kultur, deren Hauptaugenmerk auf dem Wohlergehen der Gruppe liegt.Erstaunlich oder? Bevor ich mir die Studie ansah, dachte ich mir, dass wir im Westen die Unglücklicheren seien. Die Forschungsergebnisse belegen aber eindeutig, dass es in kollektivistischen Kulturen weniger glückliche Menschen gibt. Offensichtlich ist für uns individuelle Freiheit so selbstverständlich geworden, dass wir uns ihrer Bedeutung fürs subjektive Wohlbefinden gar nicht mehr bewusst sind. 3. Schöne Menschen sind nicht glücklicher als der Durchschnitt. Wie oft denken wir uns, „Ach wär ich doch auch so schön wie Heidi Klum oder Brad Pitt“. Warum eigentlich? Schönheit macht nachweislich nicht glücklicher, gleichgültig ob Mann oder Frau. Es ist genau anders herum: Glück macht schöner! Glückliche Menschen richten sich schöner her als unglückliche, haben eine bessere Ausstrahlung und werden von den Anderen als attraktiver wahrgenommen. 4. Je älter wir werden, desto glücklicher werden wir. Mit zunehmendem Alter werden wir immer glücklicher, und die Glücklichsten sind die 65- bis 70-Jährigen! Hätten Sie sich das gedacht? Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind nicht die Teens und Twens glücklicher als die älteren Menschen, sondern genau umgekehrt: Die Alten sind die Glücklichsten. Mit dem Älterwerden nimmt unser Glück und Wohlbefinden zu. Die Glücksforschung hat erkannt, dass wir uns nicht nur heute wohler fühlen als in unserem bisherigen Leben, sondern in Zukunft noch wohler fühlen und glücklicher sein werden, als wir es heute bereits sind. Das nenne ich eine gute Nachricht. Soviel zum Thema Angst vor dem Alter. Entspannen Sie sich und lehnen Sie sich zurück. Es wird immer besser. 5. Frauen und Männer sind ungefähr gleich glücklich. In mehr als 200 Studien konnte zwischen Frauen und Männern kein bemerkenswerter Unterschied im Glück gefunden werden. 6. Mental gesunde Menschen sind glückliche Menschen. Und auch umgekehrt gilt: Glückliche Menschen sind mental gesunde Menschen. 2004 hat ein Forscherteam der Universität Genf eine Untersuchung mit mehr als 1 200 Studenten durchgeführt. Dabei wurde ein sehr hoher Zusammenhang (67%) zwischen mentaler Gesundheit und Glücksniveau festgestellt. Je mental gesünder man ist, desto glücklicher ist man. Die Wissenschaftler empfehlen deshalb Ärzten und Psychologen, ihre Patienten einfach nach ihrem Glück zu fragen, um damit schnell, kostensparend und ziemlich präzise ihre mentale Gesundheit zu diagnostizieren