3.1. Interreligiöser Dialog: Wer kommuniziert mit wem, warum, wozu

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3.1
Com Unity Spirit- Interreligiöse Konferenz Graz 2013
Modell für
Ergebnisprotokolle der Workshops 3.1 in der Konferenz
a. Informationen zum Workshop
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Titel des Workshops: Interreligiöser Dialog: Wer kommuniziert mit wem, warum, wozu, unter
welchen Vorraussetzungen?
ModeratorIn: Edith Zitz
Chairperson: Driss Tabaalite
DolmetscherIn: Marija Mlinaric
ProtokollführerIn: Sandra Pallier
Angemeldete TeilnehmerInnen: Gasper Bruno, Stropek Ingrid, Jedwabny Michael, Tabaalite Driss,
Bandion Ortner Claudia, Nseir Michel, Eisenbeutel Monika, Dhargye Geshe Tenzin, Truger Agnes,
Ruth Yazani, Gugutschkow Stojan, Mayrhofer Sr. Beatrix, Figl Johann, Wiesner Hillary, Fürlinger
Ernst, Pourrahimi DI Iradj
Tatsächlichen TeilnehmerInnen: Gasper Bruno, Stropek Ingrid, Jedwabny Michael, Tabaalite Driss,
Bandion Ortner Claudia, Nseir Michel, Eisenbeutel Monika, Dhargye Geshe Tenzin, Truger Agnes,
Ruth Yazani, Gugutschkow Stojan, Mayrhofer Sr. Beatrix, Figl Johann, Wiesner Hillary, Fürlinger
Ernst, Pourrahimi DI Iradj, Thekkeparambil Jacob
b. Inhaltliche Ergebnisse des Workshops
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Input (Dr. Driss Tabaalite)
Globale Verantwortung beginnt vor der eignen Haustür und basiert auf der Präsenz Menschen anderer
Religionen und Kulturen in der eigenen Stadt. Der interreligiöse Dialog ist ein globales Erfordernis zur
Vermeidung eines drohenden Clash of Civilizations.
Auf welchen Ebenen findet interreligiöser Dialog statt – im Alltag, unter Expert/inn/en, in gemeinsamen
Aktionen, zwischen leitenden Personen?
Wie sehen sich die verschiedenen Religionen heute gegenseitig?
Wie können Erfahrungen und Ergebnisse aus internationalen Dialogforen erfolgreich lokale
Religionsgemeinschaften an weltweiten Dialogprozessen beteiligen?
Ein Baum als Bild für die Religionen. Der Baum ist etwas natürliches – etwas, das wächst – und er braucht
gewisse Dinge um zu existieren. Die Menschen sind wie die Früchte von dem Baum. Wo der Baum gut
wachsen kann, kann es auch gute Früchte geben. Alle Früchte des Baums haben allerdings einen
gemeinsamen Stamm – gemeinsame Wurzeln.
Warum existieren die Schwierigkeiten des Umgehens miteinander, obwohl wir die gleichen Wurzeln haben?
Wenn der Baum zerstört wird durch Hagel und Donner, kann man den Donner mit Problemen wie Hunger
oder falscher Ressourcenverteilung gleichsetzen. Anhand des Beispiels kann man diskutieren wie ein Dialog
funktionieren soll.
Was können wir zusammen tun?
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Diskussion
o Die Metapher des Baums im interreligiösen Dialog erinnert an die Geschichte, in der die Stifter aller
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Religionen zusammenkommen und freundlich miteinander sprechen und keine Problem haben.
Schließlich fragt einer: „Was unterscheidet uns eigentlich?“ und ein anderer antwortet: „Unsere
Anhänger.“ Dies weist darauf hin, dass es nicht die Religionen sind die miteinander streiten, sondern
Konflikte durch Unkenntnis der eigenen und anderer Religionen sowie durch Vorurteile gegenüber
anderer Religionen enstehen.
Die Arbeit mit muslimischen Migranten ließ eine Teilnehmerin darauf stoßen, dass es die Wurzeln
sind, die verschiedene Hintergründe zeigen. Diese kulturellen und persönlichen Hintergründe haben
einen Einfluss auf die Religion. Mit wem kommunizieren wir?
Die Problematik im interreligiösen Dialog kommt nicht von außen. Böses resultiert aus Mangel an
Gutem. Der Dialog soll helfen beim Erkennen, Analysieren und Aufeinanderzugehen.
Beim Umgehen mit Konflikten ist es außerdem hilfreich, wenn die Menschen den Themen mit mehr
Selbstironie und Humor begegnen.
Im interreligiösen Dialog sollte auch darauf geachtet werden, dass man nicht gleichgemacht wird. Im
Ursprung ist nicht alles gleich. Die Unterschiede der Religionen sollten Ernst genommen werden. Es
sollte versucht werden zu verstehen, auch wenn manchmal klar ist, dass dies nicht möglich ist.
Der Baum ist in der christlichen Bibel auch ein besonderes Symbol. Anfänglich begegnet er dem
Leser im Garten und am Ende der Bibel ist er in der Stadt wiederzufinden. Es sollte beachtet werden,
dass der Baum des interreligiösen Dialogs sowohl in der Stadt, als auch am Land funktionieren muss.
Somit muss gesagt werden, dass die Umgebung im interreligiösen Gespräch einen großen Einfluss
liefert.
In der jüdischen Betrachtung ist der Baum für die Nachwelt zu sehen. Wenn du einen Baum pflanzt,
pflanzt du ihn nicht um selbst die Früchte ernten zu können, sondern für deine Kinder und
Enkelkinder. Genauso sollte der interreligiöse Dialog für die nächste Generation nützlich sein.
Jede Metapher ist begrenzt. Beispielsweise haben die Früchte auf dem Baum keine „Arbeit“ – sie
wachsen nur und agieren nicht. Jedoch sollten die Religionen sehr wohl agieren und einen aktiven
Zugang zum Dialog erzeugen.
Es ist wichtig die Unterschiede der Religionen nicht wegzuwischen. Der interreligiöse Dialog sollte
das Ziel haben, Vorurteile aufzulösen und anderen Menschen mit Respekt zu begegnen.
Allerdings sollte man auch nicht immer mit den Unterschieden beginnen, sondern auch die
Gemeinsamkeiten der Religionen sehen und hervorheben.
Wichtig ist auch mit wem gesprochen wird. Die sozialen Schichten, die Bildung, die kulturellen
Hintergründe haben Einfluss auf den interreligiösen Dialog.
Das Verständnis für andere Religionen sollte auch geschärft werden. Ein vertiefter, häufigerer Dialog
kann helfen, den Respekt gegenüber anderer Religionen aufzubauen.
Konflikte sind zur Weiterentwicklung notwendig. Man sollte Konflikte aussprechen und nicht
darüber nachdenken, warum man es sie gibt, sondern wie man sie löst.
Wie erleben Kinder wie wir miteinander umgehen? Kann ich jemandem in meiner Nachbarschaft
helfen? Wie gehe ich mit Menschen um, die ich neu kennenlerne? Wie stehe ich zu meinen Arbeitsoder Schulkollegen?
Die Menschen sollten offener werden für andere Religionen und Kulturen. Oft lässt sich in
Österreich bemerken, dass die alleinige Existenz einer Religion lieber angesehen wird, als das
Auftreten und Kennenlernen neuer Religionen.
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Der Dialog zwischen Religionsgemeinschaften sollte auf einer Ebene stattfinden, in der
Repräsentanten von verschiedenen Glaubensrichtungen eingebunden sind. Ebenso muss die
menschliche Ebene beim interreligiösen Dialog beachtet werden.
Wenn eine Person / Organisation zum Tisch kommt, verlässt oft eine andere Person / Organisation
den Tisch. Das sollte nicht geschehen, denn wir sollten alle Teil des Dialogs sein.
c. Handlungsvorschläge des Workshops an Städte/Religionsgemeinschaften
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Was kann/soll von wem in diesem Themenbereich getan werden?
o Stärkere Interesse an anderen Glaubensrichtungen gezeigt werden sollte, um das Kennenlernen
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anderer Religionen leichter zu ermöglichen.
In der Nachbarschaft sollten Kontakte geknüpft werden.
Kindern und Jugendlichen sollte der respektvolle Umgang miteinander vom ersten Kontakt weg
nähergebracht werden.
Die Stadt Graz sollte sich um eine stärkere Unterstützung von außerschulischer Jugendarbeit
kümmern, damit Jugendliche einen Platz zum Kennenlernen anderer Kulturen und Religionen finden.
Es muss darauf geachtet werden, dass Probleme, die Auftreten nicht sofort auf den religiösen
Hintergrund eines Menschen geschoben wird. Das Voreilige Rückschließen auf die Religion als
Ursache von Problemen – die Ethnisierung – führt zu unnötigen Vorurteilen.
Die TeilnehmerInnen des Workshops schlagen vor, dass…
… durch den Dialog ein Verständnis und ein respektvolles Herantreten an Religionen gelingen soll.
… Konflikte nicht verteufelt werden sollten, da sie zur Weiterentwicklung notwendig sind.
… auf persönlicher Ebene auf das gegenseitige Umgehen miteinander geachtet werden sollte. Ein anderer
muss merken, dass er verstanden wird. Somit wird das Erkennen als Mensch möglich.
… das persönliche Netzwerk der Menschen erweitert werden sollte, um die Kommunikation zwischen
verschiedenen Religionen, Schichten und Altern gewährleisten zu können.
d. Hinweise auf bestehende Good Practices
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Kurzbeschreibung des Projekts/der Veranstaltung/ etc.
In Eggenberg gibt es ein Zentrum für Jugendliche außerhalb der Schulzeit.
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Kontaktmöglichkeit: Weblink/Ansprechperson/Emailadresse
e. In welchen Fragen bestand gegebenenfalls Dissens?
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Das Bild des Baums – die gemeinsamen Wurzeln – der gemeinsame Stamm – der gemeinsame Ursprung, der
auch als Ursprung von Adam und Eva erwähnt wurde, wurde kritisch betrachtet, da sich beispielsweise
Buddhisten, dann nicht mehr im Baum vorkommend fühlen, da für sie der Stamm von Adam und Eva nicht
annehmbar war.
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