Vom Wissen zum Handeln für einen gesunden Lebensstil Intensiver Austausch bei der ersten Fachtagung für Gesundheitskommunikation an der Donau-Universität Krems Krems (kpr). Rund 100 Kommunikationsverantwortliche und Führungskräfte aus dem österreichischen Gesundheitssektor, KommunikationsberaterInnen und JournalistInnen mit Spezialisierung auf Gesundheitsthemen tauschten sich bei der ersten Fachtagung für Gesundheitskommunikation am 16. April an der Donau-Universität Krems aus. Die Veranstalter, das Zentrum für Journalismus und Kommunikationsmanagement (JoKom) und die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), wollen damit einen Dialog mit allen Beteiligten in Gang setzen, um Kommunikation von Gesundheitsbotschaften zu evaluieren und zu vermitteln. Erstmals haben sich ExpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz in Krems getroffen, um kritisch Abwehrprozesse und Herausforderungen zu analysieren, die das Kommunizieren von Gesundheitsbotschaften äußerst anspruchsvoll machen. Rege Diskussionen und intensiver Austausch zeigten den Bedarf an verstärkter Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen, um den Herausforderungen zentraler Themen wie Gesundheitskommunikation und prävention künftig begegnen zu können. „Mit dieser Fachtagung konnten wir einen weiteren Schritt in unserer verstärkten Beschäftigung mit dem zentralen Thema Gesundheitskommunikation setzen. Fragen der adäquaten Zielgruppenansprache, der Kampagnenplanung und der Evaluierung von Kommunikationsmaßnahmen im Gesundheitswesen sind auch Gegenstand eines neuen Weiterbildungsstudiums am Zentrum für Journalismus und Kommunikationsmanagement“, sagt Lehrgangsleiterin Mag. Brigitte Reiter von der Donau-Universität Krems. Nach einleitenden Worten von Dekanin Univ.-Prof. Dr. Gudrun Biffl von der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung und AUVA-Obfrau KommR Renate Römer betrachtete Prof. Dr. Rotraud A. Perner psychologische Hintergründe der Gesundheitskommunikation. Gesundheitsbotschaften seien meist von schulmeisternder Diktion und würden AdressatInnen empfindlich in ihrem Selbstwertgefühl treffen, so die Psychoanalytikerin. Dadurch würden natürliche Abwehrreaktionen, die jenen von Kindern gegenüber Eltern oder LehrerInnen durchaus vergleichbar seien, entstehen. Perner: „Wer zugemacht hat, ist nicht mehr offen –, egal wie wohlgemeint die Botschaften anderer sind. Wenn man will, dass jemand Verantwortung für sich selbst und damit auch für die eigene Gesundheit übernimmt, muss man ihm oder ihr auch Zeit und Raum für Antworten geben.“ Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Matthias R. Hastall von der Technischen Universität Dortmund führte eine Klassifizierung typischer Abwehrreaktionen von Gesundheitsbotschaften und deren Charakteristika durch. Verleugnung, Verdrängung, unrealistischer Optimismus, Erfinden vorgeschobener Rechtfertigungen, selektive Interpretation, Gegenargumentation –, so lauten einige der gängigen Verhaltensmuster laut Hastall. Besonders dramatisch: Der so genannte Bumerangeffekt, bei dem die Botschaft genau das Gegenteil des intendierten Ziels bewirkt –, zum Beispiel verstärktes Rauchen nach dem Sehen eines Anti-RaucherSpots. Als zentrale Lösungsansätze zur Minimierung von Abwehrreaktionen plädiert Hastall für das Überdenken der Ansprache der jeweiligen Zielgruppe sowie realistischere Erwartungen an die Effektivität von strategischen Gesundheitsbotschaften. „Negative Effekte sind praktisch so gut wie immer zu erwarten.“ Maurice Codourey, Mitglied im Direktionsstab des Stadtspital Waid/Zürich und Präsident der „Scaph Swiss Communication and Marketing Association of Public Health“ stellte am Beispiel des Stadtspitals Waid kreative Maßnahmen des Gesundheitsmarketings vor, die sich unter anderem auf das Konzept der „kommunalen Intelligenz“ des Neurobiologen Prof. Dr. Gerald Hüther stützen. Durch eine neue Beziehungskultur und das Fördern von Interaktion zwischen SpitalsmitarbeiterInnen, PatientInnen, Angehörigen und AnrainerInnen ist es dem Stadtspital gelungen, Berührungsängste gegenüber Spitalsbehandlungen zu reduzieren und sich als engagierter Nachbar zu positionieren. Prof. Dr. Thomas Friemel, Kommunikations- und Medienwissenschaftler an der Universität Bremen, sprach über Herausforderungen bei der Evaluation von Gesundheitskampagnen und stellte Beispiele von Kampagnen aus der Praxis vor, die erfolgreich oder aber auch nicht erfolgreich waren. Was es bei der Evaluation zu beachten gelte, seien insbesondere die Interpretation (stehen Vergleichswerte zur Verfügung?), die externe Validität (wie aussagekräftig sind Daten, die unter Versuchsbedingungen erhoben wurden?) und die Prozesseinbindung (stehen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung, um die Erkenntnisse aus dem ProductTesting in der Kampagne umzusetzen?). Konkrete Zahlen über den Gesundheitsstatus der Menschen in Österreich, über deren Lebenserwartung und Todesursachen lieferte der Internist Prof. Dr. Marcus Müllner, der über „Sinn und Unsinn von Prävention“ referierte. Wo Prävention seiner Ansicht nach gut ansetzen kann, sind etwa nikotinassoziierte Erkrankungen, Gefäßerkrankungen und Bewegungsmangel assoziierte Erkrankungen. Um Leben zu retten und das Gesundheitssystem zu entlasten, sei zweifelsohne die Verhaltensprävention am wichtigsten, gefolgt von der Primärprävention (Erkrankungen treten erst gar nicht auf), der Sekundärprävention (Erkrankung wird früh oder rechtzeitig erkannt) und erst an letzter Stelle der Tertiärprävention (Reparaturmedizin, um Spätfolgen zu vermeiden). Diese Erkenntnis ist auch für die AUVA als Kooperationspartnerin der Tagung Bestätigung. AUVA-Obfrau Römer: „Wir haben schon vor einem Jahr damit begonnen, die Präventionsbemühungen verschiedener AkteurInnen in Österreich besser zu koordinieren. Diese Fachtagung, bei der wir nun von hochkarätigen WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen speziell zu kommunikationsspezifischen Herausforderungen der Gesundheitsförderung Input erhalten haben, war ein idealer Treffpunkt um Wissen und Erfahrungen auszutauschen.“ Link zur Bildergalerie: http://auva.zenfolio.com/gesundheitskommunikation_krems (Fotos: Rainer Gryc) Infos zur Tagung und den dort gehaltenen Vorträgen: http://moodle.donau-uni.ac.at/gesk/ Infos zum Lehrgang „PR: Gesundheitskommunikation“ (Certified Program 30 ECTS, Master 90 ECTS oder Master Advanced 120 ECTS) am Zentrum für Journalismus und Kommunikationsmanagement: www.donau-uni.ac.at/jokom/gesk 23.04.2014 6.443 Zeichen (inkl. Leerzeichen) Rückfragen: Mag. Brigitte Reiter Zentrum für Journalismus und Kommunikationsmanagement Lehrgangsleitung „PR: Gesundheitskommunikation, MSc“ Tel. +43 (0)2732 893-2702 Email: [email protected] Mag. Andreas Lexer, MA, MBA Pressesprecher AUVA-Hauptstelle Tel: +43 (0)1 331 11-962 Email: [email protected]