Wie kommt inneres Erleben auf die Bühne? - VAV

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Wie kommt inneres Erleben auf die Bühne?
Regiekurs mit Wolfgang Mettenberger zur Stanislawski-Technik, 13.-15. November 15
Der alte Egeus schleift seine Tochter Hermia vor die Richter: Sie soll Demetrius heiraten oder
sterben! – Was ist da vorher geschehen? Wie kommt ein Vater an diesen Punkt? Geht’s da
um unvorstellbar antike Zeiten oder um innerpsychische Wahrheiten, die einfach menschlich
sind, auch wenn sie unmenschlich scheinen? Wir tasten uns an die Szene heran,
übernehmen probeweise die Perspektiven, die Umstände der Figuren und lassen uns von
der Gruppe rückmelden, was sie gesehen hat – und was nicht. Und die Geschichte von
Shakespeare wird lebendig – zuerst ist da ein offener Liebesbrief, dann kommen mit
Lysander eine Flasche Wein, ein Blumenstrauss ins Spiel, plötzlich liegen hastig ausgezogene
Männerkleider im Zimmer der Tochter. Und je nach angebotenen Umständen reagiert der
Vater besorgt, erzürnt, enttäuscht, tobend... in einer Szene, die in Ewigkeit weitergehen
könnte und dann mit dem vereinbarten Schlusssatz endet.
Konstantin S. Stanislawski: Im Mittelpunkt steht dabei das Erleben, das Anregen des
Unterbewussten (durch Verkörpern!). Der Schauspieler muss so handeln, „als ob“ (was würde
er tun, wenn es so wäre?).
Ziel des Kurses war, „einem Theaterstück in einer bestimmten Methode auf den Leib zu
rücken und eben „nicht mit dem Rollenbuch in der Hand“, sondern mit Herz, Bauch und
Verstand spielerisch an das Geflecht eines Stückes und seine Wirkung heranzukommen.“
Wolfgang Mettenberger gelang es, aus acht Teilnehmenden vom Aargau bis ins Bündnerland
innert Kürze ein Ensemble zu formen, das mit Energie und Entdeckungsfreude immer tiefer
in das Stanislawski-Universum eintauchte, spielerisch und konzentriert Übungsformen
kennen lernte, die auch für den Eigengebrauch wertvoll sind: Mit Ausloten des Raums, mit
Sprache, mit kurzen Szenen wurde experimentiert, bis am Schluss sogar zwei kleine
Gruppenregiearbeiten auf der Bühne standen: Szenen aus Tschechows „Heiratsantrag“.
Konstantin S. Stanislawski: Ein Theaterensemble muss zusammenwachsen, damit ein
lebendiger Organismus werde, damit ein Stück Leben, ein Stück Wirklichkeit sei.“
Für das Drum und Dran sorgte Anita Stammbach-Bindt: Mit einer herzlichen Begrüssung
namens des VAV hiess sie uns im Zivilschutzzentrum Eiken willkommen (was da etwas
technisch klingt, eignet sich hervorragend zum Proben, vor allem, wenn es dazu noch eine
Kaffeemaschine und feine Sandwiches gibt...) – und zwischen den Probeblöcken bekochte
sie uns mit saisonalen Köstlichkeiten, die wir bei ihr im familiären Rahmen geniessen
durften. Für die Weitgereisten war ein praktisches und günstiges Hotel organisiert.
Fazit: Von Wolfgang Mettenberger gibt’s ganz entscheidende Impulse fürs Spiel und die
eigene Regiepraxis, methodisch hervorragend aufgebaut, mit unglaublicher Präsenz
präsentiert – und wenn Anita Stammbach kocht, wird der Kurs darüber hinaus zum Fest.
Herzlichen Dank!
Peter Weigl
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