ГОУ ВПО «Югорский государственный университет» кафедра лингвистики и межкультурной коммуникации ВЛАДИМИРОВА С.В. МЕТОДИЧЕСКИЕ РЕКОМЕНДАЦИИ ПО ДОМАШНЕМУ ЧТЕНИЮ по рассказу немецкого писателя Гюнтера Гёрлиха «Летняя история» для студентов факультетов иностранных языков Ханты-Мансийск 2008 УДК 811. 112. 2 ББК 81. 2 Нем В 57 Рецензент: кандидат филологических наук доцент кафедры лингвистики и межкультурной коммуникации Винокурова Т.Ю. Владимирова, Светлана Валентиновна В 57 Методические рекомендации по домашнему чтению по рассказу немецкого писателя Гюнтера Гёрлиха «Летняя история» для студентов факультетов иностранных языков/ С.В. Владимирова. – Ханты-Мансийск: РИЦ ЮГУ, 2008 – с. Методические рекомендации построены на материале художественного произведения немецкого писателя Гюнтера Гёрлиха и соответствуют целям и задачам примерной программы по специальности «Практический курс второго иностранного языка». Методические рекомендации предназначены для студентов факультетов иностранных языков, изучающих немецкий язык в качестве дополнительной специальности. Включают задания для самостоятельной подготовки домашнего чтения и его контроля во время аудиторных занятий. В структуру рекомендаций входят лексический блок, блок условно-подготовительных и переводных упражнений, блок заданий речевой направленности, способствующие совершенствованию умений синтетического, аналитического и поискового чтения на немецком языке, а также формированию коммуникативной компетенции обучающихся. УДК 811. 112. 2 ББК 81. 2 Нем © Югорский государственный университет, 2008 © Владимирова С.В., 2008. 2 ОГЛАВЛЕНИЕ 1. 2. 3. 4. Введение………………………….…………………………………..…………….......... Краткая биография Гюнтера Гёрлиха………………………………………………….. Тексты для домашнего чтения и практические задания к ним…………………..………………………………………. Список литературы………………………………………………………………………. 3 Введение Домашнее чтение на иностранном языке является составным компонентом учебной дисциплины «Практический курс второго иностранного языка» специальности «Теория и методика преподавания иностранных языков и культур», направление «Лингвистика и межкультурная коммуникация». Данная учебная дисциплина направлена на ознакомление с творчеством классических и современных произведений немецкоязычных писателей, обсуждение проблематики произведений, характеров, описанных в художественной литературе, анализ произведений с точки зрения содержания и структуры, составление характеристик основных и второстепенных персонажей. В соответствии с данными требованиями задачами предлагаемых методических рекомендаций являются: обеспечение достаточно свободного, нормативно правильного и функционально адекватного владения всеми видами речевой деятельности на немецком языке; формирование коммуникативной компетенции и ее основных составляющих: лингвистической, социокультурной, прагматической, компенсаторной; привитие навыков перевода, правильного понимания оригинального текста на немецком языке; обогащение словарного запаса студентов; развитие речевых и письменных навыков; развитие навыков самостоятельной работы над книгой, справочной литературой (словарями синонимов и антонимов, толковыми словарями, лексико-грамматическими справочниками, энциклопедиями). Методические рекомендации рассчитаны на 1 семестр обучения. Их содержание соответствует требованиям государственного образовательного стандарта. Рекомендации разработаны в соответствии с требованиями примерной программы дисциплины по специальности «Практический курс второго иностранного языка». Исходным пунктом для составления послужила действующая программа по данной дисциплине. Краткая биография Гюнтера Гёрлиха Günter Görlich wurde 1928 in Breslau (seit 1945 die polnische Stadt Wrozlaw) geboren. Als er 17 Jahre alt war, wurde er eingezogen. 1945 geriet Görlich in sowjetische Gefangenschaft in den Ural. Dort arbeitete er in dem Kohlenschlacht und begann zu schreiben. 1945 kehrte der Autor in die Heimat zurück. Er lebte zuerst in Frankfurt an der Оder, dann in Zwickau und endlich in Berlin. Hier wurde er als Heimerzieher in einem Jugendwerkhof. Das war eine Erziehungsanstalt für elternlose Jugendliche. Es gab hier Kriegswaisen, junge Kriminelle, Abenteuerer, sie konnten viel erzählen und diese Erzählungen gaben Görlich den Stoff für sein erstes Buch “Der schwarze Peter”. In diesem Buch zeigte er die Geschichte eines jungen Mannes in der schweren Nachkriegszeit. Die Erzählung hatte einen grossen Erfolg, doch der junge Autor verstand, dass er kein fertiger Schriftsteller war. Später arbeitete er in der ”Arbeitsgemeinschaft junger Autoren” in Potsdam, deren Leiter Erwin Schtrittmatter war. Vom deutschen Schriftstellerverband wurde Günter Görlich zum Studium am Literaturinstitut “Johannes R. Becher” in Leipzig delegiert. Nach dem Studium entstanden die Werke “Die Autopanne”, “Die unbequeme Liebe”, “Eine Sommergeschichte”, der Roman “Den Wolken ein Stück näher”. Berlin wurde zu neuer Heimat von Günter Görlich. Er liebte diese Stadt und sie bildete den Hintergrund seiner Erzählungen und zwar einer “Sommergeschichte”. Die Haupthelden sind das Mädchen Anke aus Stralsund und der junge Arbeiter Robert aus Berlin. Sie bummeln durch alte und neue Berlinerstrassen, Plätze und Parks, besuchen die Baustelle. Auf solche Weise lässt der Autor die Leser in diese “Berliner” Atmosphäre einbezogen werden und sich mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt bekanntmachen. 4 “EINE SOMMERGESCHICHTE” von Günter Görlich Pensum 1 Zum dritten Mal ging Robert zu Hydranten und schüttelte sich einen Eimer Wasser über den Kopf. Unter dem kalten Wasserguss ging Robert ein Lied durch den Kopf: Ohne Wasser, merkt euch das, wär´unsere Welt ein leeres Fass. Er füllte noch einen Eimer. Als er sich tropfend und prustend aufrichte, sah er in der Lücke im Bauzaun das Mädchen. Der Fotoapparat an ihrem Hals deutete darauf hin, dass sie in der Stadt nicht zu Hause war. Sie hatte genaugenommen schon die Baustelle betreten, obwohl doch Marschke das Schild “Bertreten verboten” an den Zaun genagelt hatte und er, Robert, es mit frischer Farbe hatte nachmalen müssen, damit es von keinem übersehen werde. Das Mädchen aber hat das Schild nicht bemerkt. Anscheinend war sie vom Anblick der Kommode* gefesselt. Kommode, das war früher die königliche Bibliothek, seit über zwanzig Jahren eine ausgebrannte Ruine und im Augenblick eine Baustelle. Eigentlich existierte vom Gebäude nur noch rissgeschwärzte Fassade. Die Sandsteinfiguren oben auf dem Sims sahen aus, als wollten sie jeden Augenblick in die Tiefe springen. Hin und wieder polterte ein Stück Putz oder ein Ziegelbrocken herab. Brüchig, brüchig, die ganze Sache. Aber die Kommode hatte eine Geschichte, wusste Robert, eine recht bewegte Geschichte. Das war das letzte Gebäude, das noch an den Krieg erinnerte. Das Mädchen trat noch ein paar Schritte vor, kletterte auf einen Stapel schwerer Betonteile und schaute sich von dieser Höhe aus um. Dann fotografierte es die Fassade. Robert bemerkte, dass das Geräusch der Motorwinde verstummt war, am Bohrbock wurde nicht mehr gearbeitet. Peter Glomm schwenkte seinen Schutzhelm mit komischen Bewegungen, als wollte er die Fremde auf dem Betonstapel grüssen. Robert hörte Gelächter und konnte sich gut vorstellen, was der lange Glomm jetzt rief. Hallo, Kleine! Vielleicht, oder hallo, Süsse! In dieser Hinsicht war sein Wortschatz etwas dürftig, doch ihm machte es Spass, wenn darüber gelacht wurde. Triumphierend schaute er dann in die Runde, als wollte er sagen: Na, wie bin ich? Der grosse Don Juan Peter Glomm hatte zu Hause eine Frau und vier Kinder. Dieter Schmidt dagegen, zwei Kopf kleiner als Glomm, hatte sich den Schutzhelm auf die Nase geschoben und stützte sich auf eine Brechstange. Seine Bemerkungen in solchen Situationen waren anderer Art. Über die lachte man eine Weile später, weil einem erst dann ihre hintergründige Frechheit aufging. Auch Marschke konnte das Mädchen nicht übersehen, schliesslich stand es mit seinen schönen Beinen auf recht gefährlichen Terrain, hatte das frischgemalte Verbotschild einfach nicht zur Kenntnis genommen, und Arbeitsschutz war immer Marschkes Steckenpferd. Robert sah, wie sich Marschke dem Stapel näherte, die Daumen in die Weste eingehakt, was immer ein Zeichen dafür war, dass er Kritik anbringen wollte. Glomm und Schmidt begleiteten ihn, offensichtlich erwarteten sie ein doppeltes Vergnügen. Ausserdem konnten sie den hübschen Eindringling aus der Nähe betrachten. Robert streifte sich das Wasser vom Körper und aus dem Haar und rannte zur Bauzaunlücke. Er hörte, dass Marschke der Fremde etwas zurief. Die blickte von ihrem Stapel auf die Männer, drehte sich dann um und sprang ganz leicht auf der anderen Seite herunter. In diesem Moment war Robert angekommen. Er sprang durch die Zaunlücke und blickte dem Mädchen nach. Er sah vom schwarzen Luftzug leicht bewegtes blondes Haar, eine schlanke Figur, schlenkernde Arme. Zeit hat es, um das Bauwerk zu fotografieren, und nun läuft es weiter zu den anderen Sehenswürdigkeiten, anderen Erlebnissen auf der Spur. Die Männer auf der Baustelle wird es bald oder schon vergessen. 1. Suchen Sie im Text folgende Wörter und Wortgruppen im Text und bilden Sie die Situationen mit diesen Wörtern daraus! durch den Kopf gehen dürftig etw. an den Zaun nageln anderer Art sein 5 die Baustelle sich umschauen Spass machen D. etw. zur Kenntnis nehmen j-s Steckenpferd sein Kritik anbringen 2. Schreiben Sie die Lexik zum Thema “Bauwerk” aus! 3. Beschreiben Sie (Aussehen, Charaktereigenschaften, Beziehungen zu den anderen Menschen) von a) Peter Glomm c) Marschke b) Dieter Schmidt d) dem fremden Mädchen 4. Bereiten Sie phonetisch richtiges Lesen des Auszuges vor! … Das Mädchen trat noch ein paar Schritte … und vier Kinder. Übersetzen Sie ihn ins Russische! 5.Übersetzen Sie ins Deutsche! 1. Мне пришла в голову мысль, навестить подругу. 2. Дитеру Шмидту нравится делать замечания, но это замечания другого рода. 3. Хотя Петер Гломм и любил поговорить, однако его словарный запас был скудным. 4. Когда мы гуляли по городу, то увидели вывеску, которая была приколочена к забору. 5. Его коньком была история. 6. После того как девушка оглянулась, она увидела бригадира Маршке. 7. Так как он работал плохо, бригадир подверг его критике, а он принял её к сведению. 8. Чтение хорошей литературы доставляет читателям удовольствие. 6. Suchen Sie im Text die Sätze im Plusquamperfekt! Schreiben Sie aus! 7. Lernen Sie den Lebenslauf von Günter Görlich! 8. Erzählen Sie den Auszug nach! Pensum 2 Das Mädchen überquerte die Fahrbahn, verweilte einen Augenblick auf dem Mittelstreifen und ging dann hinüber zur Universität. Robert zog sein Hemd über den nassen Körper und lief an die Strasse. Er sah das Mädchen vor dem Universitätsportal stehen und unschlüssig von einem Humbolt* zum anderen schauen, bis es sich für den Alexander entschied und sich auf dem Sockel niederliess. Ein Doppelstockbus hielt und nahm Robert die Sicht. Er rannte hinüber, er befürchtete, das Mädchen würde in den Bus steigen und davonfahren, aber es sass noch unter der Marmorfigur. Robert setzte sich auf den Sockel, es war genug Platz. Verwundert blickte ihn das Mädchen an. Sein Aussehen war ja auch seltsam hier auf der von vielen Touristen belebten Strasse. Die betonbespritzte Arbeitshose, das nasse Hemd, seine wirre Haare. Robert verlor unter dem prüfenden Blick allen Mut. Doch er schwor sich, nun gerade aufs Ganze zu gehen. Zudem sah er, dass seine Nachbarin sehr jung und sehr hübsch war. Hübsch war vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Was ihn überraschte, waren die dunklen Augen. Eigentlich passten zu solch blondem Haar nur Augen. Das Gesicht war kühl und hell, aber die dunklen Augen belebten es mit einem ungewöhnlichen Feuer. „Haben Sie sehr geärgert?“ fragte Robert. „Geärgert? Sie? Wie kommen Sie darauf?“ „Ich gehöre zu denen da drüben“, sagte er und wies zur Baustelle hinüber. Seine Leute waren vom Bauzaum verdeckt, nur die Brechstange schwang durch die Luft. „Ach so, Sie gehören zu denen. Ich hab Sie aber nicht gesehen.“ Er hatte also recht gehabt, sie hatte ihn nicht gesehen. Wieder dieser prüfende Blick, den ihn verlegen werden liess. Es kostete ihn Mühe, seine Befangenheit abzuschütteln. Das Mädchen schaute ihn nachdenklich an. Robert kratzte einen Betonfleck von der Hose, obwohl das natürlich unsinnig war, denn wollte er alle Flecken beseitigen, hätte er zwei Tage damit zu tun gehabt. „Und sind Sie mir nachgelaufen, um mir das zu sagen?“ „Was ich sagen wollte, wusste ich nicht, aber ich wollte Sie sehen.“ 6 Er schlug sich auf die Schenkel, als wollte er das Gesagte bekräftigen. Eine Zementstaubwolke stieg auf. Das Mädchen verzog keine Miene. „Entschuldigung“, sagte Robert, „ich bin ein Hammel. Müssen Sie nicht niesen?“ „Sie sehen, ich muss nicht“. Ein Bus stoppte an der Haltestelle, er neigte sich ein wenig zur Seite. “Sind Sie schon mal oben gefahren?” “Nein.” “Das müssen Sie unbedingt. Als Kind war´s eines meiner schönsten Erlebnisse. Hätt ich Zeit, würde ich sie einladen zu einer Rundfahrt. Sind Sie zum erstenmal hier?” “Ja, zum erstenmal. Ein paarmal durchgefahren bin ich zwar schon. Dabei lernt man keine Stadt kennen. Das zählt ja nicht.” “Und wie gefällt Ihnen Berlin?” “Ich bin den ersten Tag hier”, sagte das Mädchen. “Unter den Linden wollte ich mit einer Exkursion beginnen. Nun bin ich eine Stunde unterwegs und schon müde”. Da sah Robert einen Eisverkäufer und sprang auf. “Warten Sie einen Augenblick. Ich bin gleich wieder hier. Halten Sie den Platz frei.“ Robert fand in seiner Tasche ein Markstück und kaufte für das Mädchen eine Waffel zu sechzig und für sich eine zu vierzig. “Bitte”, sagte Robert und verbeugte sich, “von einem Berliner Bauarbetrer. Ein Mann, behängt mit zwei Kameras, beugte sich herab und sagte: “Tun Sie mir den Gefallen, rücken Sie etwas zusammen. Ein entzückendes Motiv. Reuter ist mein Name, Bildreporter. Robert rückte sich an das Mädchen heran. Der Fotograf kniete zehn Schritte entfernt auf den Steinen, mit dem freien Arm Passanten verscheuchend. Er kniepste, drehte und kniepste, und die beiden sassen da, die Eiswaffeln in der Hand und blizelten in der Sonne. Der Bidreporter Rueter sagte in tiefer Befriedigung: “Prächtig, prächtig. Die Kontraste, das Motiv. Unter dem ehrwürdigen Alexander von Humbolt* zwei junge Menschen. Sie blond, er dunkel. Also, schönen Dank”. Die beiden Fotomodelle sahen sich und lachten. Reuter hantierte an seiner Kamera, holte ein fertiges Bild heraus und gab es Robert. Er hielt das Foto in der Hand. Das Mädchen neigte sich hinüber. Das Bild war gelungen. “Komisch sind Sie, eher lustig.” “Freut mich. Wie heissen Sie denn?” “Anke. Und wie heissen Sie?” “Mein werter Name ist Robert. Warum sind Sie vorhin auf dem Betostapel geklettert? Interessirt Sie das alte Bauwerk wirklich so sehr? Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich zeig Ihnen nach Feierabend die Kommode. Sie sollen sie aus nächster Nähe sehen. Um drei Uhr treffen wir un shier am Onkel Humbolt”. 1. Suchen Sie im Text folgende Wörter und Wortgruppen im Text und bilden Sie die Situationen mit diesen Wörtern daraus! überqueren vt verlegen unschlüssig j-n Mühe kosten sich entscheiden* Das zählt ja nicht. befürchten vt den Platz freihalten* allen Mut verlieren* sich verbeugen vt wirr ehrwürdig sich schwören* aufs Ganze gehen 2. Schreiben Sie aus dem Auszug die Sustantive der schwachen Deklination und deklinieren sie! 3. Beschreiben Sie (das Aussehen, die Kleidung, die Rede) a) das Mädchen b) Robert 4. Beschreiben Sie die Szene der Bekanntschaft von Robert und Anke! 5. Inszenieren Sie den Dialog zwischen 7 a) dem Mädchen und Robert b) den jungen Menschen und dem Fotografen Reuter! 6. Suchen Sie in den Enzyklopedien und Nachschlagewerken die Information über die Kommode*, Humbolt*! 7. Erzählen Sie den Auszug nach! Pensum 3 Robert lief über die Strasse, sah erneut die Brechstange über dem Bauzaun aufblitzen. Das mahnte ihn zur Eile. Am Zaun drehte er sich noch einmal um. Der Sockel war leer. Als er die Baustelle betrat, nahm keiner von ihm Notiz, die Stauchbohrer hatte sich verklemmt, und die Winde war blockiert. Robert packte mit zu. Es war eine Schinderei, und sie fluchten schrecklich. “Der krumme Hund kommt aus den Schrott,” sagte Schmidt. Das half die gemeinsame Anstrengung und das Fluchen. Marschke zündete sich eine Zigarette und sagte: “Besser aufpassen, dann passiert so das nicht.” Dagegen war nichts einzuwenden, und so erwiderte auch keiner etwas auf diese Bemerkung. Robert liess seine Zigarettenschachtel reihum gehen. Marschke betrachtete ihn nachdenklich, es sah aus, als wollte er etwas sagen, doch dann ging er beiseite und prüfte eingehend die Bohrwinde. Schmidt aber blinzelte zu Robert noch und sagte: “Willst du sie heiraten, die Hübsche?” “Du bringst mich auf einen Gedanken”, meinte Robert, “so was hab ich noch gar nicht ausprobiert.” Er stiess Glomm an. “Wie ist denn das, du hast noch Erfahrungen, wird man ein besserer Mensch, wen man verheiratet ist?” Glomm döste in der Hitze, hatte entweder die Frage nicht verstanden oder dachte darüber nach, denn sie berührte ein Grundproblem seines Daseins. Schmidt half ihm auf seine Art. “Was fragst du denn? Jeder sieht doch, was für ein guter Menscher ist. Er teilt die Mark selbstlos durch sechs. Und du? Du bist ein miserabler Egoist.” Marschke war wieder herangekommen und sagte: “Heute haben wir Montag. Am Freitag bauen wir hier ab. Wir fangen am Alex* an. Es ist nun soweit.” Robert dachte an Anke. Wie gross sie eigentlich ist? Ist sie grösser als ich? Marschke sagte: “Träum nicht, Robert.” Gegen Mittag sprang das Seil oben am Bohrblock aus der Rolle, und Robert kletterte hinauf, um den Schaden zu beheben. Als er die Arbeit beendet hatte, blickte er zur Universität hinüber, zum Denkmal Alexander von Humbolt*. Der Sockel besass anscheinend starke Anziehungskraft, er war wieder besetzt. Was hatten die Leute dort zu suchen? Er würde ein Schild anfertigen: Reserviert. Und wenn sie nicht käme? Von unten pfiff es gellend. So konnte nur Schmidt pfeifen. Robert kletterte nach unten. “Das nächste Mal steigst du hoch,” sagte er zu Schmidt. Der grinste: “Warum? Dir hat´s doch gut gefallen da oben?” “Kümmere dich um den Mischer,” sagte Marschke, “da ist was nicht in Ordnung. Wir können uns keine Panne erlauben beim Betonieren.” Robert ging zum Mischer hinüber. Es war erst Mittag. Jetzt sass sie vielleicht in einem Café. Eiskaffee war genau das richtige bei diesen Temperaturen. Wenn sie aber nicht im Café sass, wenn sie schon über alle Berge war? Für sie konnte die kleine Episode längst vergessen sein. Da hatte sich einer neben sie gesetzt und dusslig gequatscht, so was war ihr bestimmt nicht zum ersten Mal passiert. Wütend schlug er mit dem Hammer auf die Mischertrommer ein. “Du must sauber gemacht werden,” brüllte er und riss die abgeschlagene Betonreste heraus. Marschke kam herüber. “Warst du nicht am Freitag am Mischer?” Robert kroch fast in die Trommel hinein und kratzte schweigend. 8 1. Suchen Sie im Text folgende Wörter und Wortgruppen im Text und bilden Sie die Situationen mit diesen Wörtern daraus! zur Eile mahnen vt berühren vt Notiz nehmen* von D. miserabler die Schinderei Es ist nun soweit. seine Zigarettenschachtel reihum die starke Anziehungskraft besitzen* gehen lassen die Panne erwidern vt über alle Berge sein blinzeln vt in die Trommel hineinkriechen* j-n auf einen Gedanken bringen * 2. Schreiben Sie aus dem Auszug die Temporalsätze und übersetzen sie! 3. Suchen Sie in den Enzyklopedien und Nachschlagewerken die Information über Alex*, Alexander von Humbolt*! 4. Suchen Sie Synonyme zu folgenden Vokabeln! Notiz nehmen, die starke Anziehungskraft besitzen, über alle Berge sein 5. Bereiten Sie phonetisch richtiges Lesen des Auszuges vor! Robert ging zum Mischer hinüber … bis … und kratzte schweigend. Übersetzen Sie ihn ins Russische! 6. Inszenieren Sie den Dialog zwischen den Bauarbeitern (Robert, Marschke, Schmidt, Glomm)! 7. Kommentieren Sie den Gedanken von Robert: Für sie konnte die kleine Episode längst vergessen sein. Warum dachte Robert auf solche Weise nach? 8. Erzählen Sie den Auszug nach! Pensum 4 Eigentlich wollte er bis drei Uhr warten und dann hinüberschlendern zur Universität, ganz ruhig und gelassen: aber er hielt es nicht aus, kletterte auf das Dach des Arbeitswagens, die spöttischen Bemerkungen seiner Kumpeln störten ihn nicht, er musste zur Universität hinübersehen. Anke war noch nicht dort. Wie ein Film rollte das Leben auf der Strasse vor seinen Augen ab. Eine Menge Autos gab es zu sehen und eine regelrechte Sommermodenschau. Aber die Hauptperson fehlte. Und so war der Film eben schlecht. Die Enttäuschung konnte er nicht verbergen. Sie äusserte sich darin, dass er Dieter Schmidt zu einem Bier einlud. Er wollte sich bei diesen spöttischen Bemerkungen über das weibliche Geschlecht trösten. Aber Schmidt sagte: “Es ist ja noch eine halbe Stunde Zeit. Mein Gott, in einer halben Stunde läufst du zweimal die Linden auf und ab.” Er hatte recht und Robert war ihm dankbar. Dann wunderte er sich aber, wieso Schmidt denn wusste, dass er sich mit der hübschen Fremden um drei Uhr verabredet hatte. War er ihm nachgeschlichen und hatte verborgen hinter dem Humbolt gelauscht? Als alle im Aufbruch waren, sagte Marschke zu Robert: „Sehen wir uns noch heute?“ Robert hatte nicht richtig hingehört, er stand vor dem Spiegelrest und kämmte sich mit einer Sorgfalt, als müsste er irgendwo als Schlagerstar auftreten. „Heute? Kaum.“ Später erst wurde Robert der Sinn seiner Worte klar. Er wohnte in Hermann Marschkes Nachbarschaft. Marschke kannte Robert schon, als er der Schuljunge war. Er besorgte Robert die Lehrstelle als Brunnenbauer nach der 10. Klasse. Es ging auch ums Geld dabei. Roberts Mutter war Marschke sehr dankbar. Sie wohnten im Stadtteil Prenzlauer Berg* in einer Nebenstrasse. Von ihrer Wohnung, Hinterhaus vier Treppen, konnte er Marschkes Küchenfenster sehen, auch Hinterhaus vier Treppen im Nachbarhof, und dazu noch ein Fenster, das für ihn zeitweise eine gewisse Bedeutung hatte. Dort dehnte und reckte sich an manchem Morgen und manchem Abend Marschkes Tochter Monika. Sie gehörte in ihrem Betrieb der Gymnastikgruppe an. Als Kinder hatten Robert und Monika eine Morseverbindung mit Taschenlampen geschaffen. Monika war es schwergefallen, das Morsealphabet zu erlernen. Die Morseverbindung brach ab, als Monika in ein Internat kam. Sie hatte Aussichten, sportliche Ehren zu erlangen. Vor einem Jahr war sie 9 plötzlich zurückgekommen und baute seitdem Kofferradios zusammen. Was da an der Sportschule gewesen war, erfuhr Robert nicht. Seine Besuche bei Marschkes wurden in den letzten Monaten wieder häufiger. 1. Suchen Sie im Text folgende Wörter und Wortgruppen im Text und bilden Sie die Situationen mit diesen Wörtern daraus! aushalten* j-m klar werden spöttisch ums Geld gehen* der Kumpel (-n) angehören D. rechthaben* die Nachbarschaft nachschleichen* D. zeitweise lauschen D. sportliche Ehren erlangen im Aufbruch sein die Morseverbindung 2. Suchen Sie die Synonyme zu folgenden Vokabeln! Spöttisch, der Kumpel, erlangen, dankbar sein, sich äussern 3. Transkriebieren Sie und intonieren folgende Sätze! Es ging auch ums Geld dabei. Roberts Mutter war Marschke sehr dankbar. Sie wohnten im Stadtteil Prenzlauer Berg in einer Nebenstrasse. 4. Beschreiben Sie! a) die Stimmung Roberts vor dem Treffen mit Anke b) die Interessen und Beschäftigungen Monikas c) die Beziehungen zwischen Robert und Monika 5. Kommentieren Sie! 1. Als alle im Aufbruch waren, sagte Marschke zu Robert: „Sehen wir uns noch heute?“ 2. Robert … kämmte sich mit einer Sorgfalt, als müsste er irgendwo als Schlagerstar auftreten. 6. Verwandeln Sie die Sätze mit direkter Rede in die Objektsätze! 7. Erzählen Sie den Auszug nach! Pensum 5 Kurz vor drei schloss Robert den Arbeitswagen ab. Als er durch die Lücke im Zaun die Baustelle verliess, waren die Zweifel wieder da. Dann sah er sie. Sie sass auf dem Sockel unter dem Alexander und lehnte sich an den Marmor. Robert ging langsamer, suchte Deckung hinter einer Touristengruppe, die sich um ihren Führer scharte. Sie war also doch gekommen. Warum auch nicht? Er blieb eine ganze Weile ein paar Meter von ihr entfernt stehen. Sie erkannte ihn nicht. Vielleicht blendete sie die Sonne, oder sie erwartete, ihn in Arbeitshose und nassem gelbem Hemd zu sehen. Er trat auf sie und fragte: “Sind Sie eingeschlafen?” Überrascht und ein bisschen verwirrt blickte sie auf ihn. “Da sind Sie ja! Stehen Sie schon lange so vor mir?” Sie standen vor einander, und der selbstbewusste Robert war plötzlich am Ende seines Lateins. “Und was nun?” fragte sie. “Ich zeige Ihnen unsere Baustelle.” Sie überquerten die Strasse, Robert achtete sorgsam auf die Autos. An der Bauzaunlücke betrachtete sie das Schild, auf dem “Betreten verboten” geschrieben stand. “Das hab ich vormittags schon gesehen. Ich konnt̀̀̀̀s aber nicht lassen, auf den Stapel zu klettern. Von dort hat man einen schönen Überblick.” “Also eine bewusste Übertretung”, sagte er, “sind Sie sich klar, dass es hierauf eine Geldstrafe bis zu tausend Mark geben kann?” “Tausend Mark? Hilfe! Ich bin arm wie eine Kirchenmaus.” “Dann werden Sie eingelocht. Ohne Gnaden.” “Wo ist das Gefängnis? Dort gibt̀̀´s bestimmt jeden Tag Erbsensuppe. Die esse ich aber nicht.” 10 “Wir haben unsere eigene Justiz”, sagte Robert, “zwei Wochen Arrest in unserem Arbeitswagen sind für Täter Ihrer Art vorgesehen. Sie müssen uns Kaffee kochen, Bier holen, für unseren lieben Glomm Pfannkuchen. Wehe, Sie bringen nicht die richtigen. So das verschärft das Strafmass. “Was machen Sie denn hier, Sie und ihre Freunde?” “Wir bohren Löcher in die Erde und giesssen Beton rein, damit die alte Kommode nicht umfällt. Morsch ist das Ding sowieso. Und der Boden ist hier nicht gerade fest. Sieht man ihm nicht an. Aber es ist so. Aber ohne unsere Betonplomben ist nichts zu machen.” Sie sah sich neugierig um. Robert fiel auf, dass sie alles ruhig tat. Ihr Blick ging ohne Hast von einem Gegenstand zum anderen. Sie sah auf den Wagen. Anke interessierte das mächtige Vorhängeschloss. “Das ist ja bemahlt. Eine rote Teufelfratze. Haben Sie auch Künstler in Ihrer Brigade?” “Ja, einen bedeutenden sogar. Dieter Schmidt hesst er, der Frauenverächter.” “Hat er die Fratze gemalt, um Einbrecher einzuschrecken?” “Nicht gerade. Das war ein politischer Akt sozusagen.” Und Robert erzählte ihr die Geschichte mit dem Vorhängeschloss. Sie passierte im vergangenen Sommer. Sie waren zehn Tage in Westberlin. Sie befestigten Uferanlagen am Reichstagsufer. Es fanden sich jeden Tag dieselben Neugirigen an. “He, ihr, Zigaretten gefällig? Tafel Schokolade? Bleibt bei uns. Wir brauchen solche wie euch. Könnt klotziges Geld verdienen bei uns.” Die Brigade reagierte nicht, bis eines Tages jemand auf den Wagen geschmiert hatte: “Freiheit”, “Brüder”. Den Wagen hatten sie aufgebrochen und alles durcheinander geworfen. Da hielt sich Dieter Schmidt nicht mehr an die Diesziplin. Er brachte eines Tages eine rote Fahne mit und befestigte sie an einer hohen Latte amWagen. Sofort war der Funkwagen zur Stelle. Die Polizisten störten die Arbeit und wollten die Fahne herunterholen. Das tat Hermann Marschke lieber selber: “War Unsinn. Ist nicht das Wesentliche. Unsere Ruhe bringt sie aus dem Häuschen.” Am nächsten Tag brachte Schmidt das riesige Vorhängeschloss und hatte darauf die rote Teufelsfratze gemalt. Von da hatten sie Ruhe am Reichstagsufer. 1. Suchen Sie im Text folgende Wörter und Wortgruppen im Text und bilden Sie die Situationen mit diesen Wörtern daraus! sich lehnen an Akk. eingelocht werden die Deckung Das verschärft das Strafmass. stehenbleiben* sowieso erkennen* Akk. das Vorhängeschloss ein bisschen gefällig selbstbewuss sich an. Akk. halten* am Ende des Lateins sein aus dem Häuschen bringen* arm wie eine Kirchenmaus sein 2. Beschreiben Sie! a) Robert´s Zustand vor dem Treffen mit Anke b) Anke c) das Wesen der Arbeit auf der Baustelle 3. Welche Geschichte erzählte Robert Anke? Welche politischen Ereignisse sind damit verbunden? 4. Suchen Sie passende deutsche Äquilente im Text! 1. Роберт не знал, что сказать. 2. Оттуда прекрасный вид. 3. Вы не представляете себе, что за это можно получить штраф в размере 1 тыс. марок. 4. У нас свои законы. 5. Вся причина в ветхости. 6. У нас вы можете заработать много денег. 5. Übersetzen Sie ins Russische! “…Die Brigade reagierte … am Reichstagsufer.” 11 6. Inszenieren Sie den Dialog zwischen Robert und Anke! 7. Erzählen Sie den Auszug nach! Pensum 6 Anke hörte interessiert zu, während sie an die Bauzaunlücke kamen. Sie kletterte auf den Stapel der Betonteile wie am Vormittag. Sie winkte ihm. Er kletterte ebenfalls hirauf, sie hatte ihm die Hand engegengestreckt. Er wies hinüber zum Denkmal des Alexander von Humbolt. “Die Sockel ist wieder besetzt. Sehen Sie nur.” “Da sitzen jetzt ältere Leute. Die ruhen sich aus. Ich möchte mich revanchieren und lade Sie ein. Ich habe nicht weit von hier ein hübsches Café entdeckt. Man kann draussen sitzen hinter Sommerschirmen.” Er sah sie überrascht an. Revanchieren wollte sie sich, hatte ihn eingeladen. Bis heute hatte bei ähnlichen Anlässen immer Robert eingeladen. ‘’Haben Sie keine Lust?” “Doch, ich habe die grösste Lust. Ich kenne das Café, das Sie meinen. Wir werden aber um diese Zeit keinen Platz unter den Sommerschirmen bekommen.” “Dann warten wir eben, bis jemand aufsteht.” Es war eine beschlossenen Sache, und Robert sprang von Stapel herab. Sie aber zögerte geradezu ängstlich. Seltsam. Am Vormittag hatte Robert doch bewundert, wie schnell sie sich den Blicken der drei Belagerer entzogen hatte. Plötzlich begriff er, dass er ihr helfen könnte. Es war noch nicht zu spät, er streckte ihr seine Hand hin, sie ergriff sie und sprang vorsichtig herab. “Danke,” sagte sie. Ihre Hand fühlte sich kühl an. Sie gingen nebeneinander mit einem kleinen Abstand. Anke schlenkerte ihre Basttasche. Jetzt war auch in den Büros Feierabend, die Strassen hatten sich belebt, und manchmal wurden sie durch entgegenkommenden Passanten geternnt. Aber aus den Augen verlieren sie sich nicht. Am Café mit den Sommerschirmen hatte Robert Gelegenheit, sich mit einer Glanzleistung auszuzeichnen. Er sah vom weitem, wie sich an einem Tisch jemand erhob und spurtete ohne Rücksicht in diese Richtung, belegte zwei Stühle und winkte eifrig. Es waren zwei Plätze unter einem Sonnenschirm. Sie sassen nicht weit von einem Springbrunnen entfernt, und erfrischende Kühle wehte herüber. Sie blickten auf die belebte Kreuzung. Er griff nach der Karte und wollte sie zu ihr hinüberschieben, wie er gewohnt war bei ähnlichen Anlässen. Aber Anke sagte: “Suchen Sie sich was aus. Sie sind mein Gast.” Er wählte einen besonderen Kaffee auf französische Art, denn darin war Kognak, und ein wenig konnte er davon gebrauchen. Da seine Gastgeberin nicht locker liess und meinte, nach schwerer Arbeit den ganzen Tag über und anstrengender Sonderführung an der Kommode müsse er sich stärken, willigte er ein, auch ein Stück Torte zu essen. Anke schloss sich seiner Bestellung an und zählte der Serviererin bedachtsam alles auf. Die schaute ein wenig ungeduldig und auch verwundert auf das Mädchen herab, dann zu dem jungen Mann, dann ging sie. Er bat um die Erlaubnis zu rauchen, zog eine Zigarette heraus und zündete sie an. Anke betrachtete ihn aus den Augenwinkeln. “Haben Sie noch eine?” fragte sie. “Sie rauchen?” “Haben Sie was dagegen?” “Überhaupt nicht. Ich hab bloss nicht gewusst… Entschuldigen Sie.” Er hielt ihr die zerknauschte Packung hin: “Casino, mögen Sie die?” Sie nahm eine Zigarette und liess sich Feuer geben, stellte sich ungeschickt an und hatte Mühe nicht zu husten. Robert sah sofort, dass sie nicht rauchte. Warum machte sie das jetzt. Vielleicht wegen der Serviererin? Die war herangekommen, und Anke lehnte sich zurück und beobahtete sie von unten herauf aus leicht zusammengekniffenen Augen. Ihre Tasse Kaffee hob Anke sofort entgegen: “Prost, Kollege Robert.” Und er hob ebenfalls die Tasse mit dem braunen Getränk und sagte: “Prost.” Er hätte schwören können, so hatte er noch jemandem zugetrunken, mit einer Tasse Kaffee, wenn auch Kognak darin war. 12 1. Suchen Sie im Text folgende Wörter und Wortgruppen im Text und bilden Sie die Situationen mit diesen Wörtern daraus! winken D.* Gelegenheit haben* besetzt sein* der Springbrunnen der Sommerschirm einwilligen vt sich revanchieren sich anschliessen* D. Lust haben* anzünden vt zögern vt aus den Augenwinkeln betrachten vt aus den Augen verlieren* zusammenkneifen * eifrig schwören* 2. Finden Sie Synonyme zu folgenden Vokabeln! besetzt sein, Lust haben, spurten, verwundert, beobahten 3. Beschreiben Sie! a) Ankes Benehmen mit Robert b) Roberts Gedanken von Anke b) die Situation im Café 4. Erweitern Sie die Charakteristik! a) von Robert b) von Anke 5. Finden Sie im Wörterbuch passende Adjektive, die für den Charakter beider Helden typisch sind. Schreiben Sie aus! 6. Phantasieren Sie und bilden Sie einen Dialog zwischen Anke und Robert im Café! 7. Erzählen Sie den Auszug nach! Pensum 7 Anke widmete sich ihrer Torte und hatte keinen Blick für ihn. Was sollte er tun, er löffelte auch. Auf einmal sagte sie: “Das ist hier eine berühmte Ecke. Unter den Linden Ecke Friedrichstrasse.* Früher hat sie doch ganz anders ausgesehen. Wenn meine Eltern mal anfangen, von Berlin zu erzählen, spielt die Ecke hier immer eine grosse Rolle in ihren Erinnerungen. “Wie meinen Sie das mit früher. Von ein paar Jahren noch war die Gegend hier ziemlich mitgenommen. Kahle Flächen und so. Meine Mutter kam vor dem Krieg kaum mal hierher. Diese Gegend war ziemlich vornehm.” “Ich habe ein Buch gelesen. Von Fallada*. Kennen Sie den Schriftsteller? Wenn Sie Zeit haben, lesen Sie den Roman “Kleiner Mann – was nun?”Zum Schluss so um 1930 herum, läuft der Romanheld die Fridrichstrasse entlang, ist arbeitslos und steht ohne Geld von den vollen Schaufenstern. Und da seine Kleidung abgerissen ist und er keinen Kragen trägt, wird er von einem Polizisten fortgejagt. Er läuft dann nicht mehr auf dem Bürgersteig, sondern auf dem Fahrdamm, er läuft so lange, bis er in einer dunklen Seitenstrasse verschwinden kann. Und hier ist doch die Friedrichstrasse.” Anke hatte noch mehr Bücher im Gedächnis, die mit Berlin zusammenhingen, einen berühmten Roman “Berlin. Alexanderplatz.” von Alfred Döblin* zum Beispiel, und sie sprach auch darüber. Robert dachte: Es ist zum Heulen. Ich habe eine Menge Bücher gelesen, wenn auch in der letzten Zeit nicht all zuviele, aber warum habe ich nicht diese gelesen? Er nahm sich vor, morgen Hermann Marschke zu fragen, der hatte einen ganzen Schrank voller Bücher. Robert befürchtete die Überlegungen Ankes über diese Stadt eigenartig, er spürte, dass sie nicht nur hergekommen waren, um sich im Vorbeigehen etwas anzusehen. So also konnte man auch in eine fremde Stadt fahren, und die Erlebnisse würden grosser und tiefer sein. Mitten in seine Gedanken hinein hörte er Anke sagen: “Ich werde eine Woche hier in Berlin bleiben. Ich möchte was sehen. Aber nicht bloss das, was man eben so mitkommt, nicht nur Museen und andere Sehenswürdigkeiten. Ich möchte was von der Atmosphäre der Stadt erleben. Deswegen bin ich Ihnen vorhin auf den Wecker gefallen.” 13 Da sagte Robert, und dabei kam ihm plötzlich ein Einfall, eine Art Erleuchterung, dass er seiner Stimme anzumerken war: “Mir ist es überhaupt nicht zuviel. Ich mach also Ihnen den Vorschlag: Ich könnte sozusagen Ihr spezieller Fremdenführer sein in den Tagen, die Sie hier sind. Ich zeige Ihnen das, was Sie wünschen. Schliesslich bin ich hier grossgeworden. “Einverstanden,” sagte sie. Robert bestellte einen Doppelten Kaffee für sich und Anke. Er lachte zufrieden, aber Anke dämpfte ihre Hochstimmung. “Wissen Sie, fragen Sie mich vor, ob ich einen Doppelten in den Kaffee haben will.” Robert war verwirrt über den kühlen Ton. “Verzeihung, es war Freude, dass Sie gleich mit meinem Vorschlag einverstanden waren.” Der Kaffee mit dem Doppelten kam überraschend schnell, die Serviererin sah jetzt nur noch Robert an. “Sie sind anscheinend ihr Typ,” bemerkte Anke, “man guckt schon empört von den Nachbarrtischen zu uns herüber, weil wir so schnell bedient wurden.” Sie hatte schon die Tasse gehoben: “Prost, Herr Robert. Nun lachte Robert: “Prost, Dame Anke.” Und sie schlurften den heissen Kaffee mit doppeltem Zusatz an Alkohol und stellten einmütig fest, dass gerade bei der Hitze der heisse Kaffee das beste Getränk war. 1. Suchen Sie im Text folgende Wörter und Wortgruppen im Text und bilden Sie die Situationen mit diesen Wörtern daraus! löffeln vt Ein Einfall kommt D. vornehm grosswerden* im Gedächnis haben * der Doppelte der Bürgersteig dämpfen vt Es ist zum Heulen. empört befürchten vt schlurfen vt D. auf den Wecker fallen* der Zusatz an D. 2. Suchen Sie in den Enzyklopedien und Nachschlagewerken die Information über Friedrichstrasse*, Fallada*, Alfred Döblin*! 3. Erzählen Sie! a) eine Episode aus dem Roman von Hans Fallada b) eine Episode im Cafe mit der Serviererin 4. Beantworten Sie folgende Fragen! 1. Wozu fuhr Anke nach Berlin? 2. Warum hatte Unter den Linden Ecke Friedrichstrasse für Anke eine besondere Bedeutung? 3. Welche Bücher über Berlin sind im Pensum erwähnt? 4. Warum wollte Robert Ankes spezieller Fremdenführer sein? 5. Warum dämpfte Ankes Hochstimmung? 5. Finden Sie im Text die Atributtsätze! Schreiben Sie aus! 6. Erzählen Sie den Auszug nach! Pensum 8 Anke schaute auf die Uhr und sagte: “So, jetzt muss ich gehen. Ich muss mich noch umziehen. Heute bin ich dort drüben in der Komischen Oper*.” Robert wollte sie begleiten, aber Anke war dagegen: “Nein, lieber Kollege Robert, das will ich nicht. Morgen um 15 Uhr am Humbolt. An der Ampel sagte sie: “Also, tschüs, Kollege Robert. Bis morgen.” “Tschüs, Dame Anke, und viel Spass heute abend.” Er sah ihr nach, bis sie im Gewühl der Passanten vershwunden war, die zum S-Bahnhof Friedrichstrasse liefen. Auf dem Heimweg betrat er eine Buchhandlung und fragte nach den Büchern, die ihm Anke genannt hatte. Sie waren vergriffen. Die Verkäuferin notierte seinen Namen und seine Adresse, denn er wollte bei der nächsten Auflage unbedingt berücksichtigt werden. Er lief nach Hause, obwohl es ziemlich weit bis dorthin war. Das hatte er schon lange nicht mehr gemacht. Als er in die vertraute Gegend kam, in die langen Strassen mit den alten grauen hier und da verputzten hellen Häusern, empfand er deutlich das Ungewöhnliche dieses Tages. Er betrachtete die Strassen mit anderen Augen, entdeckte manches, das er noch nie gesehen hatte in den zwei 14 Jahrzehnten seines Lebens. Er lief heute nicht an dem Blumengeschäft vorüber. “Haben Sie Rosen?” fragte er die Verkäuferin Frau Nadolny, die er schon kannte, seit er zu denken angefangen hatte. ”Ja, Herr Weissgerber, Rosen sind da.” “Warum sagen Sie denn Herr Weissgerber?” “Soll ich Sie Robert nennen? Sie könnten es übelnehemen.” “Ich nehme es nicht übel. Für zehn Mark Rosen, bitte.” “Für zehn Mark? Das wird aber ein schöner Strauss. Wer soll ihn denn bekommen?” “Meine Mutter,” sagte Robert. Der Gedanke war ihm gekommen, als er am Geschäft vorbeiging. Mit der Mutter meinte er diesen ungewöhnlichen Tag und Anke. Die Mutter war zu Hause, der Rosenstrauss verwunderte sie, denn sie wusste, dass Robert dafür nicht wenig Geld ausgegeben hatte. Helene Weissgerber war daran gewöhnt, dass der Junge ihr Blumen mitbrachte, allerdings zu bestimmten Anlässen. Doch heute war kein besonderer Anlass. Später beim Essen fragte sie Robert: “Hast du eine Prämie bekommen?” “Nein, eine Prämie gab´s nicht. Aber die Rosen sind schön, nicht wahr?” Die Mutter sah ihn an. Er spürte ihren Blick, und er wusste, dass sie ihn durchschaute. Er lachte und sagte: “Ich habe heute ein Mädchen kennengelernt. Ich bin ganz durcheinander.” “Du warst schon oft Feuer und Flamme.” “Das stimmt. Aber so war es noch nie. Das kannst du mir glauben.” Er glaubte auch daran. In seiner Kammer setzte er sich auf das Fensterbrett und schaute über die Dächer. Er wusste nichts mit sich anzufangen heute. Auf dem winzigen Tisch lagen Hefte und Bücher, denn Robert bereitete sich auf ein Abendstudium vor. Er schob aber den Lernkram beiseite und schaltete das Radio ein. Er lehnte am Fenster. Unten auf dem Hof spielten Kinder. Radiomusik schallte aus den geöffneten Fenstern. Robert hatte seine Kammer rationell eingerichtet, jede Ecke wie in einer Schiffkajüte ausgenutzt. Die Wohnung der Weissgerbers war nicht gross. Zwei Zimmer, eine Küche und diese Kammer. Vor wenigen Jahren lebten sie hier mit vier Personen. Die älteren Geschwister Roberts hatten inzwischen eigene Familien gegründet, wie man sagt. Und die Mutter wollte nicht mehr umziehen, sie hatte ihre Erinnerungen, die sie hier festhielten. Jetzt reichte die Wohnung aus, aber Robert blieb in seiner Kammer. Er sah am Seitenhaus vorbei auf die in gleicher Höhe liegenden Fenster der Marschkes. Da hatte er gefunden, womit er seine Unruhe bekämpfen konnte. Er sagte der Mutter, dass er zu Marschke gehe. Monika öffnete. Es war ziemlich dunkel hier oben im vierten Stock, und Robert bemerkte nicht, dass Monika vor Freude errötete. Robert fiel ein, warum ihn Marschke heute bei Schichtschluss gefragt hatte, ob man sich heute noch einmal sähe. Sie wollten das Brigadenbuch in Ordnung bringen. Das war willkommene Ablenkung. Marschke holte ein paar Flaschen Bier. Aber kein gut gekühltes Bier konnte ihn abhalten, kein ruhiges Gespräch mit Marschke, kein Witz von Schmidt. Es war ihm eingegallen, dass er doch Anke von der Komischen Oper abholen könnte. Auf der Treppe fragte Robert nach Falladas “Kleiner Mann – was nun? und nach “Berlin. Alexanderplatz”. Hermann besass den Fallada.Robert schlug das Buch in Zeitungspapier ein und stürmte die Treppe hinab. 1. Suchen Sie im Text folgende Wörter und Wortgruppen im Text und bilden Sie die Situationen mit diesen Wörtern daraus! das Gewühl Geld ausgeben* vergriffen sein* gewöhnt sein an Akk. die Auflage Ich bin ganz durcheinander. vertraut Feuer und Flamme sein* hier und da die Kammer das Jahrzehnt schieben* übelnehemen* festhalten* 15 2. Suchen Sie in den Enzyklopedien und Nachschlagewerken die Information über Komischen Oper*! 3. Bereiten Sie phonetisch richtiges Lesen des Auszuges vor! Übersetzen Sie ins Russische! Robert fiel ein … die Treppe hinab. 4. Übersetzen Sie ins Deutsche! 1. Первый тираж народной книги «Тиль Уленшпигель» вышел примерно в 1515 году. 2. Роберт был приучен к порядку, поэтому в его маленькой комнате, напоминающей корабельную каюты, все находилось на своих местах. 3. Он экономно расходовал деньги, а не бросал их на ветер. 4. В памяти Елены Вейсгербер были запечатлены события прожитых лет. 5. Знакомство с Анке оказало на Роберта большое впечатление, так что он был в замешательстве. 6. Главный герой, по словам матери, имел обыкновение страстно увлекаться. 7. Госпожа Надольна боялась, что Роберт может на неё обидеться, если она будет обращаться к нему по имени. 5. Beschreiben Sie! a) Roberts Zustand b) Helene Weissgerber c) Weissgerbers Wohnung 6. Erzählen Sie den Auszug nach! 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Pensum 9 Probleme und Aufgaben zur Besprechung Charakterisieren Sie die Thematik des Schaffens von Günter Görlich! Beschreiben Sie die politische und ökonomische Situation in Deutschland nach der Einteilung! Fassen Sie die Information über die Sehenswürdigkeiten Berlins, die im Text erwähnt sind, zusammen. Beschreiben Sie die Interessen der deutschen Jugend zur Zeit der Handlung! Welche Literatur interessiete sie? Stellen Sie das Porträt der Haupthelden von Robert und Anke dar! Phantasieren Sie! Wie könnte sich die Sommergeschichte weiter entwickeln? Bereiten Sie die Inszenierung vor, an der sich die Haupthelden des Werkes beteiligen! Schreiben Sie einen Aufsatz zum Thema “Meine Eindrücke von der ‘Sommergeschichte’ Günter Görlichs! Список литературы: 1. Андронкина Н.М. Коммуникативное чтение: Учебное пособие для домашнего чтения по немецкому языку в языковых вузах. – СПб.: КАРО, 2002. 2. Гёрлих Г. Летняя история. Книга для чтения на нем.яз. для студентов пед ин-тов. – Л.: Просвещение, 1976. 3. Гончарова Е.А., Шишкина И.П. Интерпретация текста. – М.: Высшая школа, 2005. 4. Домашнев А.И., Шишкина И.П., Гончарова Е.А. Интерпретация художественного текста. - М., 1989. 16