Stig Foerster Das Zeitalter des totalen Krieges, 1861

Werbung
Stig Foerster
Das Zeitalter des totalen Krieges, 1861-1945. Konzeptionelle Ueberlegungen fuer einen
historischen Strukturvergleich
Totaler Krieg und Menschheitsgeschichte
Das Zeitalter des totalen Kriegs scheint vorueber zu sein. Zu weltweiter Stabilitaet und ewigem
Frieden aber hat die sogenannte neue Weltordnung des ausgehenden 20. Jahrhunderts, die nur
noch eine Supermacht kennt, zweifellos nicht gefuehrt. Die Geschichte ist nicht zu Ende (1).
Auch weiterhin kommt es unablaessig zu Kriegen. Inzwischen scheinen gewaltsame
zwischenstaatliche Auseinandersetzungen aber einen anderen Charakter angenommen zu haben
und immer weniger von der - das 20. Jahrhundert weitgehend dominierenden - totalen
Kriegfuehrung gepraegt zu sein.
Waehrend des Kriegs in Jugoslawien zum Beispiel entschuldigten sich NATO-Sprecher
wiederholt oeffentlich fuer «Kollateralschaeden», von denen zufaellig serbische Zivilisten
betroffen gewesen seien. Schon die Zerstoerung eines einzelnen Autobusses durch NATOBomben fuehrte zu internationalen Protesten und brachte westliche Staatschefs erheblich in
Verlegenheit. Im Gegensatz dazu dokumentierten NATO-Vertreter stolz die Umsicht eines ihrer
Piloten, der ein Ziel absichtlich verfehlt hatte, als sich beim Anflug herausstellte, dass es zu dicht
neben einer Kirche stand. Vor 55 Jahren haetten politische und militaerische Fuehrer ein solches
Verhalten wohl sehr merkwuerdig gefunden. Ihnen waere es damals hoechstwahrscheinlich eher
peinlich gewesen, bei einem Lufteinsatz nur einen einzigen Bus zerstoert zu haben. Die Toetung
von Zivilisten war nicht nur weitverbreitet, sondern auch ein wesentlicher Teil der
Kriegsstrategie - der Strategie des totalen Kriegs. Heutzutage werden Kriege jedoch eher mit
begrenzten, wenn auch hochtechnisierten Mitteln um begrenzte Ziele gefuehrt. Der Ruf nach
bedingungsloser Kapitulation wird hoechstens von Leuten propagiert, die sich Vorstellungen
ueber die Folgen machen koennen. Grosse Wehrpflichtigenarmeen kommen nur bei relativ
gering entwickelten Maechten - und mit nachteiligen Ergebnissen - zum Einsatz. Die moderne
Kriegfuehrung zielt darauf ab, die eigenen Verluste gegen Null zu halten. Die Zukunft gehoert
daher dem bestens ausgebildeten und hervorragend ausgeruesteten Berufssoldaten. Aus
politischen Gruenden sollen «Kollateralschaeden» weitmoeglichst vermieden werden, somit wird
es bald wieder zur traditionellen Trennung zwischen Soldaten und Zivilisten kommen. (2)
Hat der Krieg damit wieder einen «Normalstand» erreicht? Stellte der totale Krieg innerhalb der
nichtsdestotrotz ungluecklichen Beziehung von Krieg und Menschheitsgeschichte vielleicht nur
eine Anomalie dar? Ist es moeglicherweise so, dass der totale Krieg nur unter den besonderen
Umstaenden des 19. Jahrhunderts entstehen und im 20. Jahrhundert zur vollen Entfaltung
kommen konnte, um dann am Ende dieser verheerenden Epoche wieder zu verschwinden? Die
Antworten auf diese Fragen erweisen sich unter Umstaenden als keineswegs beruhigend. Noch
vor relativ kurzer Zeit hat John Keegan wieder die alte Argumentation ins Spiel gebracht, nach
der menschliche Urgesellschaften nur begrenzte Kriege fuehrten und Massentoetungen sowie
grossflaechige Zerstoerungen vermieden. Der begrenzte Krieg muesste demnach als natuerliche
Form bewaffneter Konfliktaustragung zwischen Gruppen von Menschen gelten, waehrend die
Radikalisierung der Kriegfuehrung dann erst durch die Entstehung immer maechtigerer Staaten
mit hochgeruesteten Armeen ermoeglicht worden waere.(3)
Der Palaeoanthropologe Lawrence Keeley zeichnet dagegen ein ganz anderes Bild. Er gelangte
zu dem Schluss, dass der Mensch auch in vorgeschichtlicher Zeit haeufig mit grosser
Radikalitaet Krieg fuehrte. Dabei wurden alle waffenfaehigen Maenner und manchmal auch
Frauen einer Gesellschaft aufgeboten, um die jeweils feindliche Gruppe zu unterwerfen oder
gaenzlich zu vernichten. Danach zu urteilen, erscheint der totale Krieg eher als Regel denn als
Ausnahme. Zu begrenzter Kriegfuehrung ging man erst ueber, als sich die Staaten unter den
Bedingungen der Arbeitsteilung die mit einem totalen Krieg verbundenen Belastungen nicht
mehr leisten konnten. (4)
Falls Keeley Recht hat, dann stellte der totale Krieg keineswegs eine historische Anomalie dar.
Alles hing davon ab, ob die Staaten und Gesellschaften ihre Kriegsanstrengungen unter
Kontrolle hielten und mit begrenzten Mitteln fuer begrenzte Ziele kaempften. Es kann daher gut
sein, dass besondere geschichtliche Umstaende diese Kontrollmechanismen im 19. und 20.
Jahrhundert zusammenbrechen liessen und so totale Kriege ermoeglichten. Damit haette der
Krieg wieder seine urspruengliche Gestalt angenommen, wenn auch auf der Ebene
hochentwickelter Gesellschaften. Seine Zerstoerungskraft war dadurch groesser als je zuvor. Die
wesentliche Frage, die sich hier natuerlich stellt, ist: Was hat in moderner Zeit zu dieser
verheerenden Totalisierung des Krieges gefuehrt? Die Antwort hierauf sieht in groben Umrissen
etwa wie folgt aus:
1. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wurden Kriege in wachsendem Masse zur Angelegenheit
ganzer Nationen. Deshalb konnte auf militaerischer und politischer Ebene der theoretische
Gedanke aufkommen, saemtliche Buerger zu einem umfassenden Krieg zu mobilisieren.
2. Es bedurfte allerdings der Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts und der durch sie
verfuegbaren Mittel, um derartige Ueberlegungen in die Praxis umsetzen zu koennen.
3. Doch selbst dann kam eine umfassende Mobilisierung zum totalen Krieg nicht in Frage,
solange es nur um die Erreichung begrenzter Kriegsziele ging. Die zu beobachtende
Totalisierung von Kriegszielen resultierte aus einer veraenderten Einstellung der Buerger und
ihrer Fuehrung zum Feind. Vor allem wurde die vom Gegner ausgehende Bedrohung als
grundlegende Existenzgefaehrdung von Staat und Gesellschaft empfunden. Der Feind musste
daher ein fuer allemal vernichtend geschlagen werden.
4. Da auf Massenmobilisierungen jahrelange erbitterte Kriege folgten, gewoehnten sich die
Menschen an fortgesetzte Massentoetungen. Durch diese Erfahrung sank fuer sie die Schwelle
zum skrupellosen Einsatz aller zur Erringung des Sieges verfuegbaren Mittel.
Es mag weitere Gruende geben, die aber noch naeher erkundet werden muessen. Das Zeitalter
des totalen Krieges in seiner uns bekannten Form ist moeglicherweise tatsaechlich vorueber.
Doch selbst wenn das der Fall sein sollte, muessen wir das Erscheinungsbild des totalen Kriegs
und seine Ursachen weiter untersuchen. So koennte die Geschichtsforschung vielleicht dazu
beitragen, ein erneutes Auftreten dieses schrecklichen Phaenonems zu verhindern, das in zwei
Weltkriegen wahrscheinlich mehr als 60 Millionen Menschen das Leben gekostet hat.
Die Konferenzreihe zum Zeitalter des totalen Kriegs
Der Begriff «totaler Krieg» entwickelte sich in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts
zum Schlagwort. Entstanden ist er aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs. Bei vielen
Ueberlegungen zur Frage zukuenftiger Kriegfuehrung spielte dieser Begriff eine wichtige
Rolle.(5) Eine allgemein akzeptierte Definition brachten aber weder die damaligen Zeitgenossen
noch spaetere Historikergenerationen zustande. Insofern ist es eine wichtige Aufgabe der
Konferenzreihe, die volle historische Bedeutung des totalen Kriegs auszuloten. Die drei bereits
stattgefundenen Konferenzen haben allerdings gezeigt, dass dies ein aeusserst schwieriges
Unterfangen ist. (6) Es fiel den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern schwer, Konsens
darueber herzustellen, aus welchen Komponenten sich ein totaler Krieg konkret zusammensetzt,
wo das Phaenomen herkommt, welche Kriege man vielleicht als «total» bezeichnen koennte und
ob es ueberhaupt schon einen voll entwickelten totalen Krieg gegeben hat.
Komplizierter, aber auch interessanter wurde diese Debatte dadurch, dass die Organisatoren
nicht nur Militaerhistoriker eingeladen hatten, sondern auch Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler aus allen moeglichen anderen Fachbereichen. Schliesslich bedeutet «totaler
Krieg», dass sich das Phaenomen nicht auf militaerische Kampfhandlungen und politische
Entscheidungen beschraenkt, sondern tendenziell jeweils die ganze Gesellschaft sowie deren
Wirtschaft und Finanzsystem erfasst. «Totaler Krieg erfordert totale Geschichte», folgerte Roger
Chickering treffend. (7) Mit anderen Worten: Das Phaenomen des totalen Krieges muss in allen
seinen geschichtlichen Dimensionen erforscht werden, sei es nun auf militaerischem,
politischem, sozialem,oekonomischem, kulturellem oder anderem Gebiet (etwa dem der
Medizin). Dadurch wird die Sache aber nicht leichter.
Bei der Planung der Konferenzreihe gingen wir urspruenglich von der Vorstellung aus, dass die
Amerikanische und die Franzoesische Revolution Ausgangspunkt des neuzeitlichen totalen
Kriegs seien. Um den stehenden Heeren der «ancien régimes» Paroli bieten zu koennen,
erfanden die Revolutionaere den «Volkskrieg» und setzten damit einen Prozess in Gang, der
enorme Folgen haben sollte. Mit der Einfuehrung des Buergersoldaten entfaltete die
Zivilgesellschaft direktes Interesse am Krieg. Ein Volkskrieg war nur mit breiter Unterstuetzung
der Oeffentlichkeit moeglich. Daraus ergab sich die Tendenz, jeweils die ganze Gesellschaft
beziehungsweise die ganze Nation in die Kriegshandlungen einzubeziehen. Unter diesen
Umstaenden lief die militaerische und politische Fuehrung Gefahr, die Kontrolle ueber das
Instrument des Krieges zu verlieren. Ihr Entscheidungsmonopol und das militaerische
Gewaltmonopol der regulaeren Truppen waren bedroht. Dieser Gefahr begegneten sie mit
Wehrpflicht, politischer Propaganda und der Einfuehrung einer staerkeren staatlichen Kontrolle
im Hinblick auf Krieg, Gesellschaft und Wirtschaft. Dennoch erreichten nicht einmal die
Napoleonischen Kriege so etwas wie «totale» Dimensionen. Erst mit der Industrialisierung
wurden die Mittel zur Fuehrung eines totalen Krieges verfuegbar. Nun erst konnten riesige
Freiwilligen- und Wehrpflichtigenarmeen aufgestellt, an die Front transportiert und mit Waffen,
Munition, Ausruestung und Verpflegung versorgt werden. Dazu bedurfte es allerdings grosser
administrativer Anstrengungen. Ausserdem wurde die «Heimatfront» jetzt zum Rueckgrat der
Feldtruppen. Zivilisten mussten nicht nur fuer die Versorgung der Soldaten sorgen, sondern sie
auch moralisch und politisch unterstuetzen, denn davon hing wesentlich der Ausgang des
Krieges ab. Die aktive Unterstuetzung fuer die Sache der Nation konnte so weit gehen, dass
Zivilisten in den Kriegsgebieten direkt in Kampfhandlungen verwickelt wurden. Als Rueckgrat
feindlicher Kriegsanstrengungen wurden sie zu Zielscheiben militaerischer Aktionen. Die
Trennungslinie zwischen Zivilgesellschaft und Militaer verschwand allmaehlich. Angesichts der
fuer einen Volkskrieg erforderlichen enormen Anstrengungen, wurde es immer schwieriger,
einen militaerischen Konflikt um nur begrenzte Ziele zu beginnen. Um die Oeffentlichkeit
mobilisieren zu koennen, musste Aussicht auf einen entscheidenden Sieg bestehen, und die
Sache, fuer die der Staat in den Krieg zog, musste der grossen Mehrheit des Volks akzeptabel
erscheinen. Dies trug ebenfalls dazu bei, aus begrenzten unbegrenzte Kriege werden zu lassen.
Aus all dem entwickelte sich in der zweiten Haelfte des 19. Jahrhunderts eine Tendenz zum
totalen Krieg. (8)
Insofern lag es nahe, die Konferenzreihe 1992 mit einem Vergleich zwischen dem
Amerikanischen Buergerkrieg und den deutschen Einigungskriegen zu beginnen. Sie stellten die
ersten grossen Kriege dar, bei denen sich entsprechende Tendenzen naeher betrachten liessen.
Die Meinungen hierueber gingen allerdings weit auseinander. Vor allem in bezug auf den
Amerikanischen Buergerkrieg gab es erhebliche Diskussionen. Mark E. Neely (9) widersprach
der Ansicht James M. McPhersons, aus dem Buergerkrieg sei ab 1862 ein totaler Krieg
geworden. (10) Im Gegensatz dazu mochte niemand die Kriege, die der Gruendung des
Deutschen Reiches vorausgingen, mit dem Begriff «total» in Verbindung bringen. Einige
Forscher vertraten allerdings die Meinung, dass insbesondere der Deutsch-Franzoesische Krieg
beunruhigende Tendenzen in diese Richtung gezeigt habe. (11)
Ein totaler Krieg setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, darunter vor allem die
zweifache Beteiligung von Zivilisten als aktiv Handelnde und als Opfer. Ein totaler Krieg
zeichnet sich unter anderem durch Kriegshandlungen von und gegen Zivilisten aus. Diese
Einsicht war Ausgangspunkt fuer unser naechstes Konferenzprojekt, das sich mit den
Erfahrungen befassen sollte, die vor 1914 in den zwei am weitesten entwickelten Gesellschaften
der damaligen Zeit gemacht worden waren - der amerikanischen und der deutschen. Das
Ergebnis war etwas ueberraschend. Zwar liessen sich zum Beispiel bei den Kolonialkriegen
Elemente totaler Kriegfuehrung feststellen, letztlich aber herrschte Einigkeit darueber, dass
keiner der damaligen Zeitgenossen eine Vorstellung von einem totalen Krieg gehabt und deshalb
auch niemand erwartet hatte, dass der naechste groessere Konflikt ein totaler Krieg sein koennte.
Es wurde allerdings die Ansicht geaeussert, in Deutschland haetten militaerische Kreise und zum
Teil auch Zivilisten einen langen, verheerenden Krieg vorhergesehen. Doch selbst vor diesem
Hintergrund unterblieb die Vorbereitung auf den totalen Krieg. (12) Der Weg zum totalen Krieg
war also keine gradlinige Einbahnstrasse. Ganz abgesehen davon, dass es immer Alternativen
gegeben hatte, waren Staat und Gesellschaft vor 1914 weder in der Lage noch bereit, sich auf
einen totalen Krieg vorzubereiten.
Insofern stellte der Sommer 1914 einen echten Wendepunkt dar. Allein zahlenmaessig
entwickelte sich der damals beginnende Krieg zum groessten, den die Welt je gesehen hatte. Die
dritte Konferenz der Tagungsserie widmete sich deshalb ganz diesem Krieg, ohne allerdings
seine ganze Dimension erfassen zu koennen. So verlockend es auch gewesen waere, etwa die
Beziehung zwischen totalem Krieg und Voelkermord (an den Armeniern im Osmanischen
Reich) oder zwischen totalem Krieg und Revolution (in Russland) zu untersuchen, so musste das
Themenspektrum der begrenzt bleiben. Sie konzentrierte daher die Aufmerksamkeit auf die
Hauptmaechte an der Westfront. Selbst dieser Komplex erwies sich noch als umfangeich genug.
Es war interessant zu sehen, dass viele politische und militaerische Fuehrer den Konflikt anfangs
trotz des enormen Gemetzels an der Front als ganz gewoehnlichen Krieg behandelt hatten. 1916,
so wurde deutlich, war dann aber eine Wende eingetreten. Da die Befehlshaber bei den
schrecklichen Schlachten dieses Jahres die Pattsituation nicht hatten aufbrechen koennen,
wurden neue Moeglichkeiten der Kriegfuehrung erwogen. Ergebnis war nicht nur der
uneingeschraenkte U-Boot-Krieg oder die umfangreiche Einfuehrung neuer Waffen, sondern
auch der ernsthafte Versuch, Gesellschaft und Wirtschaft voll zu mobilisieren. Das sogenannte
Hindenburgprogramm, Lloyd Georges Mobilisierungspolitik und die Einfuehrung der
allgemeinen Wehrpflicht in Grossbritannien gaben dem Krieg eine neue Wendung. Ausserdem
wurde in diesen Monaten deutlich, dass alle beteiligten Staaten bereit waren, bis zum bitteren
Ende zu kaempfen. Ein Kompromissfrieden war nicht mehr moeglich.
Aber war das schon ein totaler Krieg? Augenzeugen wie Erich Ludendorff und Ernst Juenger
waren davon keineswegs ueberzeugt. Nach dem Krieg beklagten sie vielmehr, dass die
schwachen politischen Strukturen des deutschen Kaiserreichs keine volle Mobilisierung
zugelassen haetten. Die deutsche Gesellschaft sei nicht in der Lage gewesen, sich voll und
dauerhaft auf totale Kriegsanstrengungen zu konzentrieren. Zu aehnlichen Ergebnissen kamen
denn auch die Tagungsbeitraege im Hinblick auf Frankreich, Grossbritannien und die USA.
Darueber hinaus ergab sich beim wichtigen Aspekt der Kriegfuehrung gegen Zivilisten ein
ziemlich widerspruechliches Bild. Sicherlich richtete sich die britische Seeblockade
hauptsaechlich gegen die deutsche Zivilbevoelkerung. Die Deutschen zahlten es den Briten
durch den Einsatz von U- Booten mit dem Ziel einer Gegenblockade heim. Doch der groesste
Teil der Bevoelkerung blieb dank der festgefahrenen Fronten von direkten Kriegseinwirkungen
verschont. Immerhin kam es aber zu ersten Versuchen, zivile Ziele zu bombardieren. Man darf in
diesem Zusammenhang ausserdem nicht vergessen, wie grausam deutsche Soldaten - zu Beginn
des Kriegs und spaeter bei der Verschleppung von Zwangsarbeitern - gegenueber belgischen
Zivilisten vorgingen. Alles in allem betrachtet - und das gilt auch fuer andere Aspekte -,
bestanden klare Tendenzen zu einem totalen Krieg, die aber nicht voll zur Entfaltung kamen.
Das konnte auch nicht anders sein. Bei unseren Debatten wurde naemlich zunehmend deutlich,
dass jeder Versuch, den Ersten Weltkrieg als totalen Krieg einzustufen, ein grundlegendes
Paradoxon uebersieht. Es ist durchaus richtig, dass Personen wie Ludendorff auf die volle
Mobilisierung fuer totale Kriegsanstrengungen setzten und gleichzeitig die volle Kontrolle
darueber zu erlangen versuchten. Es gelang ihnen aber nicht, auch nur eines ihrer Ziele zu
erreichen, statt dessen bewirkten sie nur totales Chaos. Aufgrund dieser Widersprueche kann
hoechstens in idealtypischem Sinn von einem totalen Krieg gesprochen werden. Politiker und
Militaerbefehlshaber koennen zwar bestrebt sein, der Verwirklichung des Idealtyps mit
aeusserster Kraftanstrengung moeglichst nahe zu kommen, erreichen werden sie ihr Ziel jedoch
nie. Das ist unter anderem deshalb so, weil kein moderner Staat in der Lage ist, die totale
Mobilisierung total unter Kontrolle zu bekommen. Ohne ein gewisses Mass an freiwilligem
Einsatz geht es nicht. Sobald die Unterstuetzung der OEffentlichkeit nachlaesst, ist keine volle
Mobilisierung mehr moeglich. Jeder Versuch, totale Kontrolle durchzusetzen, untergraebt dann
nur die oeffentliche Begeisterung und kann in den Zusammenbruch fuehren. Das war zumindest
eine der Lehren des Ersten Weltkriegs.
Die Bedeutung des totalen Krieges: vorlaeufige Ergebnisse
Roger Chickerung hat daran erinnert, dass es irrefuehrend waere, die Geschichte des totalen
Krieges im Sinne einer «Grossen Erzaehlung» darzustellen. (13) Es waere nicht nur zu einfach,
von den franzoesischen Revolutionsarmeen eine direkte Linie nach Dresden und Hiroschima zu
ziehen, es waere auch falsch. Historische Entwicklungen sind immer widerspruechlich und
haengen oft von zufaelligen Begebenheiten ab, und so wuerde man sie nur nachtraeglich
rationalisieren, wenn man sie als zwangslaeufig darstellen und ihnen damit einen teleologischen
Sinn geben wuerde. Die Geschichte des totalen Kriegs ist zweifellos voller ueberraschender
Wendungen und Widersprueche, darunter faellt etwa die Tatsache, dass sich die europaeischen
Maechte im Zweiten Weltkrieg weigerten, gegeneinander chemische Waffen einzusetzen.
Zwischen 1792 und 1945 gab es ausserdem lange Phasen, in denen von der Moeglichkeit eines
totalen Krieg nicht die Rede war. Von 1815 bis 1866 versuchten die Grossmaechte, entweder
jeglichen Krieg zu vermeiden oder ihn, wenn es schon dazu kam, moeglichst begrenzt zu halten.
(14) Auch von 1871 bis 1914 war so etwas wie ein totaler Krieg undenkbar. Die geschichtliche
Entwicklung war insofern immer fuer Alternativen offen, und es haette genausogut sein
koennen, dass es im 20. Jahrhundert nie zu so etwas wie einem totalen Krieg gekommen waere.
(15)
Darueber hinaus sollte man sich vor Augen halten, dass die Vorstellung vom «totalen Krieg» erst
in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde. Entsprechend problematisch
ist es, sie auf fruehere Jahrzehnte anzuwenden. Weder Lincoln noch Bismarck oder Moltke hatte
je davon gehoert und bis 1918 nicht einmal Ludendorff. Man muss aufpassen, dass man bei der
geschichtlichen Rueckschau nicht zu sehr aus heutiger Sicht argumentiert. Das sollte uns
allerdings nicht davon abhalten, ein nuetzliches Konzept bei strukturellen Vergleichen auch auf
die Vergangenheit anzuwenden. Erst durch eine vergleichende Betrachtung laesst sich unter
Umstaenden herausfinden, warum sich moderne Konflikte trotz aller verfuegbaren Alternativen
letztlich zum totalen Krieg hin entwickelten. Die ersten drei Konferenzen haben gezeigt, dass
dies ein produktiver Ansatz ist.
Da es noch immer keine eindeutige Definition des totalen Krieges gibt, muessen wir uns fuers
erste mit der Identifizierung der Hauptbestandteile des Konzepts zufrieden geben.
Totale Kriegsziele: Im Laufe der Jahrhunderte wurden zwischenstaatliche Kriege hauptsaechlich
um begrenzte Ziele gefuehrt. Zumindest in Europa ging es dabei seit dem Mittelalter
normalerweise um die Eroberung einer Provinz oder die Erlangung eines oekonomischen
Vorteils. Zur kompletten Unterwerfung eines gegnerischen Staates oder gar der voelligen
Vernichtung seiner Bevoelkerung kam es nur aeusserst selten. Wenn ueberhaupt, dann fand so
etwas nur am Rande Europas statt: die spanische «Reconquista» oder die osmanische Expansion
auf dem Balkan. Um schliesslich in Ruhe gelassen zu werden, genuegte es normalerweise, wenn
die unterlegene Macht den begrenzten Forderungen des Siegers nachkam. Am Ende eines
Krieges kam es fast immer zu Verhandlungen. Man koennte sagen, dass das groesstenteils sogar
auf die Napoleonischen Kriege zutraf. Zumindest wenn Napoleon Bonaparte mit seinen Truppen
gegen andere Grossmaechte kaempfte, zielte er nie auf die voellige Vernichtung des Feindes ab.
Noch im Krimkrieg wurde um begrenzte Ziele gekaempft.
Im Amerikanischen Buergerkrieg nahm die Entwicklung jedoch eine andere Richtung. Die
Konfoederierten Staaten kaempften zwar insofern um begrenzte Ziele, als sie die
Unabhaengigkeit erringen wollten. «Wir wololen nur in Ruhe gelassen zu werden», formulierte
ihr Praesident Jefferson Davis. (16) Auf der anderen Seite aber radikalisierte Abraham Lincoln
mit zunehmender Kriegsdauer die Ziele der Union und beabsichtigte schliesslich gar die
Revolutionierung des Suedens. Der Krieg werde einen anderen Charakter annehmen und auf
Unterwerfung abzielen, erklaerte er. Der alte Sueden muesse «vernichtet und durch neue
Vorschlaege und Ideen ersetzt» werden. (17) Auch wenn Lincoln unter Umstaenden bereit war,
ueber Einzelheiten zu verhandeln, wurde bei den Kriegsanstrengungen der Nordstaaten doch der
Begriff «bedingungslose Kapitulation» zum Schlagwort. Eine aehnliche Tendenz ist beim
Deutsch-Franzoesischen Krieg feststellbar. Nachdem Léon Gambettas «guerre à outrance»
(Krieg bis zum Letzten) bei der Verteidigung Frankreichs den deutschen Armeen grosse
Schwierigkeiten bereitet hatte, forderte Helmuth von Moltke die voellige Besetzung und
Unterwerfung des feindlichen Landes. Der entsetzte Kronprinz bezeichnetedas als
Exterminationskrieg, und Bismarck verweigerte seine Mitwirkung.(18) In beiden Faellen wird
eine Tendenz zum totalen Krieg sichtbar, auch wenn es damals nicht zur voelligen Unterwerfung
des Gegners kam. Die Radikalisierung von Kriegszielen wurde zu einem Kennzeichen totaler
Kriege.
Im Ersten Weltkrieg umfassten die franzoesischen wie die deutschen Kriegsziele die Beseitigung
des gegnerischen Grossmachtstatus und sogar die Zerstueckelung des gegnerischen Staates, weil
jede Seite die andere als grundlegende Gefahr fuer die eigene Existenz einstufte. Dass es sich bei
solchen Kriegszielen nicht nur um rhetorische Verlautbarungen handelte, zeigte sich am
Friedensvertrag von Brest-Litowsk und an der Haltung der franzoesischen Fuehrung bei
Kriegsende. In Versailles lag die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation foermlich in der
Luft, denn man hatte die deutsche Delegation erst gar nicht an den Verhandlungstisch gebeten.
Dank des beschwichtigenden Einflusses der angelsaechsischen Maechte kam es aber nicht so
weit, dass der Friedensvertrag eine Verwirklichung totaler Kriegsziele bedeutet haette.(19)
Im Zweiten Weltkrieg spielten totale Kriegsziele eine noch deutlichere Rolle. Keines von ihnen
war so radikal wie der deutsche Plan, die Sowjetunion zu vernichten und die Bevoelkerung in
den eroberten Gebieten zu versklaven oder umzubringen («Generalplan Ost»). Bei der
Konferenz von Casablanca vereinbarten Churchill und Roosevelt andererseits, die
bedingungslose Kapitulation des Gegners zum Ziel ihrer Kriegsanstrengungen zu machen.
Insofern setzten auch sie auf eine Politik des totalen Krieges, wenn auch ohne
Voelkermordabsichten. Zwischen 1861 und 1945 war die Entwicklung der Kriegsfuehrung stark
durch die Tendenz zu totalen Kriegszielen gepraegt. In jedem einzelnen Fall gab es natuerlich
spezielle Gruende dafuer, dass entsprechende Kriegsziele formuliert wurden. Was hinter der
gemeinsamen Tendenz zu totalen Kriegszielen lag, wird sich erst durch weitere Forschung
bestimmen lassen. Soviel wir bis heute sagen koennen, ist eine der Hauptursachen wohl in der
geaenderten Einstellung der kriegfuehrenden Parteien zueinander zu suchen. Politische und
militaerische Fuehrer sowie ein Grossteil der betreffenden Voelker empfanden die jeweils
gegnerische Seite als existenzbedrohend und sprachen ihr deshalb ihrerseits tendenziell die
Existenzberechtigung ab. Fuer Verhandlungen war kein Platz mehr, und so wurde der Krieg
dann gegen das gegnerische politische System oder auch gegen ganze Voelker gefuehrt. An die
Stelle traditionell begrenzter Kriegsziele trat die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation
oder gar, in extremen Faellen, Voelkermord. Zum Teil lag dies an den enormen nationalen
Anstrengungen und den furchtbaren Opfern, die die Kriegsfuehrung im Zeitalter der
Massenmobilisierung und Industrialisierung forderte. Begrenzte Kriegsziele konnten die durch
moderne Kriege gegebenen Belastungen nicht mehr rechtfertigen. Sobald beide Seiten totale
Kriegsziele verfolgten, kam es anscheinend zu einer wechselseitigen Radikalisierung. Das trifft
zweifellos auf den Zweiten Weltkrieg zu. Unter den Bedingungen des Winters 1942/43 haetten
Churchill und Roosevelt sich kaum mit weniger als der bedingungslosen Kapitulation zufrieden
geben koennen.
Totale Kriegsmethoden: Es waere naiv anzunehmen, dass Kriege in frueheren Zeiten
menschlicher oder gar ritterlicher gewesen waeren. Dass das nicht der Fall war, zeigt sich
deutlich am Inhalt der Haager und der Genfer Konvention, die die schlimmsten Auswuechse
abstellen sollten.(20) Beide Weltkriege des 20. Jahrhunderts zeichnen sich aber dadurch aus,
dass eben diese Konventionen von den kriegfuehrenden Staaten mehr oder weniger missachtetet
wurden. Mit dem uneingeschraenkten U-Boot-Krieg setzte sich die deutsche Fuehrung eindeutig
ueber internationales Recht hinweg. Verletzt wurde dieses Recht auch durch den Einsatz von
chemischen und biologischen Waffen (seitens der Japaner im Zweiten Weltkrieg), durch
Flaechenbombardements und durch die Taktik der «verbrannten Erde». Man koennte noch mehr
Beispiele nennen. Eines der schlimmsten war das Schicksal der Kriegsgefangenen. Im Ersten
Weltkrieg hielt man sich bei der Behandlung von Kriegsgefangenen im grossen und ganzen an
international akzeptierte Regeln, auch wenn es oft genug zu Uebergriffen kam. (21) Niall
Ferguson hat allerdings vor kurzem darauf hingewiesen, dass Kriegsgefangene nicht selten
gleich hinter der Front umgebracht wurden. (22) Obwohl seine Darstellung zu manchen
Kontroversen gefuehrt hat, erscheint sie mir ueberzeugend. Im Zweiten Weltkrieg wurden, wie
bekannt, Millionen von Kriegsgefangenen noch weit unmenschlicher behandelt. Deutsche
Stellen ermordeten die Mehrzahl ihrer sowjetischen Kriegsgefangenen, und die japanischen
Allianzpartner gingen mindestens ebenso grausam vor.
Ein anderer wichtiger Aspekt der Radikalisierung der Methoden war der Krieg gegen angebliche
oder tatsaechliche Partisanen. Das fing beim brutalen Vorgehen deutscher Soldaten 1914 in
Belgien an und fand seinen Hoehepunkt in der «Partisanenbekaempfung» von Wehrmacht und
SS in den besetzten sowjetischen Gebieten. Der Kampf gegen Partisanen wurde zu Beginn des
Holocaust oft als Vorwand zur Ermordung von Juden benutzt. Man koennte darueber
diskutieren, ob der Voelkermord an den europaeischen Juden nicht zum grossen Teil im
Zusammenhang mit der Radikalisierung der Kriegsmethoden stand. Zumindest scheint die NSFuehrung die Entwicklung in diesem Sinne gesehen zu haben. Alles in allem gewoehnten sich
die Menschen im allgemeinen Kriegsgemetzel jedenfalls allem Anschein nach an
Massentoetungen.
Ein Grossteil dieser Radikalisierung laesst sich bereits beim Amerikanischen Buergerkrieg und
beim Deutsch-Franzoesischen Krieg feststellen, wenn auch in weit geringerem Umfang als bei
spaeteren Konflikten. Bomberangriffe waren noch nicht moeglich, der Artilleriebeschuss von
Staedten wie Vicksburg, Strassburg und Paris hingegen schon. Shermans Marsch durch die
Suedstaaten und Sheridans Zerstoerung des Shenandoah-Tals wirken im Rueckblick wie eine
Bombardierung zu Fuss, auch wenn dabei zumindest das Leben der Zivilbevoelkerung
groesstenteils geschont wurde. Die Radikalisierung der Kriegsmethoden warf ihre Schatten auch
beim Kampf gegen die Guerilla in den Suedstaaten und gegen die «franc tireurs» in Frankreich
voraus. Es waere jedoch uebertrieben, diese Kampfhandlungen aufgrund der angewandten
Methoden als totale Kriege zu bezeichnen. Kriegsgefangene wurden im Amerikanischen
Buergerkrieg haeufig brutal behandelt. Doch selbst das Massensterben im Gefangenenlager von
Andersonville war weniger das Ergebnis finsterer Absicht als die traurige Folge von
Nachlaessigkeit und Imkompetenz. (23) Dennoch kam es immer wieder vor, dass
Kriegsgefangene gleich hinter den Linien ermordet wurden, vor allem wenn den Konfoederierten
schwarze Soldaten in die Haende fielen. Aehnliches scheint beim Deutsch-Franzoesischen Krieg
aeusserst selten vorgekommen zu sein. Im allgemeinen wurden die Kriegsgefangenen hier besser
behandelt als in Amerika.(24)
In mehreren Faellen korrespondierte die Radikalisierung der Kriegsmethoden mittelbar oder
unmittelbar mit der Totalisierung der Kriegsziele. Shermans und Sheridans
Vernichtungsfeldzuege im Amerikanischen Buergerkrieg passten zum Beispiel gut zur Idee der
bedingungslosen Kapitulation, da sich deren Vorgehensweise tendenziell gegen die gesamte
gegnerische Bevoelkerung richtete. In aehnlicher Weise zielte 1914 das brutale Auftreten
deutscher Truppen in Belgien darauf ab, den Widerstandswillen der feindlichen Bevoelkerung zu
brechen. Noch deutlicher traf das auf die alliierten Bomberangriffe im Zweiten Weltkrieg zu, da
diese Strategie die bedingungslose Kapitulation mit herbeifuehren sollte. Und die Behandlung
der sowjetischen Kriegsgefangenen war eindeutig Teil der nationalsozialistischen
Voelkermordpolitik gegen die «Slawen».
Komplexer scheint die Lage in anderen Faellen zu sein, etwa beim Giftgaseinsatz oder beim UBoot-Krieg. Beide hatten mit der Entwicklung neuer technischer Kriegsmittel zu tun. Zwischen
1861 und 1945 nahm die Zerstoerungskraft der Waffen - vom gezogenen Gewehrlauf zur
Atombombe -- enorm zu. Die Ergebnisse dieses Trends waren aber recht ambivalent. Es stand
nicht von vornherein fest, dass bessere technische Mittel zum totalen Krieg fuehren mussten.
Waffen mit groesserer Zerstoerungskraft konnten moeglicherweise auch eingesetzt werden, um
einen Krieg zu verkuerzen und damit den totalen Krieg zu vermeiden. Der klassische Fall ist
vielleicht die von Bismarck hartnaeckig durchgesetzte Beschiessung von Paris, durch die er ein
rasches Kriegsende herbeizufuehren hoffte, ehe die Kampfhandlungen voellig ausser Kontrolle
gerieten.(25) Dennoch wurde durch die Radikalisierung der Kriegfuehrung und die Totalisierung
der Kriegsziele zweifellos die Schwelle zum Einsatz aller verfuegbaren Mittel gegen den Feind
gesenkt.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Schaffung von Massenheeren. Im Amerikanischen
Buergerkrieg und im Deutsch- Franzoesischen Krieg sandten die kriegfuehrenden Parteien
Hunderttausende von Maennern auf die Schlachtfelder. In den beiden Weltkriegen wurden
Millionen von Soldaten eingesetzt. Nur mit Hilfe industrieller Mittel war es moeglich, diese
Menschenmassen zu transportieren, auszuruesten und zu verpflegen. Es war eine betraechtliche
Organisationsleistung, diese Armeen unter Kontrolle zu halten und ihre Kampfmoral zu staerken.
Angesichts der grossen Truppenmassen aber war es aeusserst schwer, den Gegner entscheidend
zu schlagen. Ausserdem setzten sich die Millionenheere nicht nur aus einem Grossteil der
Bevoelkerung zusammen, sondern hatten auch fast die ganze Nation hinter sich, und sei es nur,
weil die meisten Familien mindestens einen Angehoerigen im Feld wussten. Unter derartigen
Umstaenden erforderte die Brechung des Widerstands eines ganzen Volkes in der Tat
aussergewoehnliche Massnahmen. Man kann insofern sicher davon ausgehen, dass die
Massenbeteiligung erheblich zur Radikalisierung der Kriegsmethoden beigetragen hat.
Trotz allem ist es zweifelhaft, ob es je einen wirklich totalen Krieg gegeben hat. So weit koennte
wohl nur ein unbeschraenkter Atomkrieg gehen. Bis 1945 war die Kriegfuehrung jedoch immer
mindestens teilweise eingeschraenkt. Selbst die Nationalsozialisten scheuten das Risiko eines
grossflaechigen Einsatzes chemischer oder biologischer Kampfstoffe. Unbezweifelbar aber steht
fest, dass das Zeitalter des totalen Krieges eine wachsende Radikalisierung der Kriegfuehrung
bewirkt hat. Dieser Trend spiegelt sich auch in den internationalen Debatten wider, die in den
20er und 30er Jahre ueber den Charakter zukuenftiger Kriege gefuehrt wurden.(26)
Totale Mobilisierung: In der Geschichte der Menschheit ist die totale Mobilisierung im
Kriegsfall nichts Neues. Sie scheint schon in der Steinzeit und zur Zeit der Voelkerwanderung,
etwa von germanischen Staemmen beim Vordringen auf roemisches Territorium, praktiziert
worden zu sein. Doch je komplexer und diversifizierter eine auf Arbeitsteilung basierende
Gesellschaft wurde, desto schwerer fiel es im Kriegsfall, einen hohen Prozentsatz der Menschen
zu mobilisieren.
In entwickelten Gesellschaften hing die Frage der Mobilisierung in der Regel schon immer auch
vom Geschlecht ab. Nur sehr selten kam es, wie im Koenigreich Dahomey, zu einer massiven
Rekrutierung von Frauen fuer den Kampfeinsatz. Normalerweise waren es junge Maenner, die
unter dem Kommando aelterer Maenner die Hauptlast der Kampfhandlungen trugen. Recht
haeufig wurden allerdings auch Kinder zu Soldaten gemacht, etwa im Dreissigjaehrigen Krieg.
Auf jeden Fall aber zogen komplexe Gesellschaften in der Regel eine klare Trennungslinie
zwischen Streitkraeften und Zivilbevoelkerung. Das gilt in besonderem Masse fuer die Zeit des
18. Jahrhunderts in Europa und in grossen Teilen Asiens, beispielsweise in Indien. Dort wurde
damals der Krieg zur Sache von Berufssoldaten, und die betreffenden Staaten versuchten, ein
Monopol fuer die Anwendung organisierter Gewalt zu erlangen. Solange die Zivilbevoelkerung
nicht von Kollateralschaeden oder feindlichen Ueberfaellen in Kampfgebieten beeintraechtigt
war, erwartete man von ihr in der Regel, dass sie ihren Alltagsgeschaeften nachging, denn sie
sollte fuer Nachschub und fuer die Kriegsfinanzierung sorgen. Wenn ein Monarch und seine
Soldaten Krieg fuehrten, sollten die Zivilisten vor allem Ruhe bewahren.
Waehrend der franzoesischen Revolutionskriege aenderte sich dies jedoch. Ploetzlich wurde der
Krieg, wie Carl von Clausewitz bemerkte, wieder zur Angelegenheit des Volks -- eines Volks
von 30 Millionen Menschen, die sich alle als Buerger(innen) begriffen.(27) Allerdings reichte
die Begeisterung der Massen offenbar nicht aus: Schon im Juli 1793 fuehrte das Jakobinerregime
fuer Maenner von 18 bis 25 Jahren die Wehrpflicht ein. Auch alle anderen Buergerinnen und
Buerger wurden aufgefordert, ihren Teil zu den Kriegsanstrengungen beizutragen. Verheiratete
Maenner sollten Waffen anfertigen, Frauen Kleidung und Zelte produzieren und Kinder
Verbandszeug herstellen, waehrend aeltere Menschen dazu aufgerufen waren, sich zur
Unterstuetzung der Kampfmoral auf oeffentlichen Plaetzen zu versammeln.(28) Damit war die
Idee einer totalen Mobilisierung von Staat und Gesellschaft zu Kriegszwecken geboren. Das
revolutionaere Frankreich sah sich aber nicht in der Lage, diesen Gedanken tatsaechlich
umzusetzen, und war dazu letztlich auch nicht bereit. In diesem wie auch in spaeteren Faellen
zeigte sich, dass es so gut wie unmoeglich ist, eine relativ hochentwickelte Gesellschaft total zu
mobilisieren. Angesichts der harten Realitaet eines totalen Krieges stiess eine solche
Mobilisierung immer auch auf Ablehnung und Widerstand. Ausserdem war es sehr schwer, die
fuer eine totale Mobilisierung erforderliche Verwaltungsorganisation zu schaffen. Das traf auch
auf den Versuch zu, die Wirtschaft fuer einen Krieg voll zu mobilisieren. Aus prinzipiellen
Gruenden fiel es besonders kapitalistischen Staaten schwer, die Wirtschaft im Land auf einen
einzigen Zweck hin zu orientieren: den Krieg. Diese Erfahrung machte auch Léon Gambetta, als
er 1870/71 eine Massenaushebung von Soldaten zu organisieren versuchte, um einen «guerre à
outrance» zu fuehren. Dennoch gelang es ihm in erstaunlich hohem Masse, die Gesellschaft und
Wirtschaft des unbesetzten Frankreichs fuer den Krieg gegen die eingefallenen deutschen
Truppen zu mobilisieren. (29)
Im Amerikanischen Buergerkrieg bemuehten sich die Konfoederierten Staaten alle Ressourcen
fuer ihre Kriegsanstrengungen zu mobilisieren. Fuer das Funktionieren der Heimatfront spielten
die Frauen eine wichtige Rolle. Durch strenge Massnahmen versuchte die konfoederierte
Regierung ausserdem, eine Kriegswirtschaft aufzubauen. Die Nordstaaten hingegen fanden es
aufgrund ihres ueberlegenen Wirtschaftspotentials nicht erforderlich, so weit zu gehen. Doch
auch den Suedstaaten gelang nicht im entferntesten eine totale Mobilisierung.(30)
Man koennte durchaus argumentieren, dass sich in den zwei Weltkriegen daran prinzipiell nichts
aenderte. Natuerlich versuchten die deutschen Behoerden im Ersten Weltkrieg, Gesellschaft und
Wirtschaft fuer den Krieg zu mobilisieren, und nach 1916 wurde auch die britische Regierung in
dieser Richtung aktiv. In den Vereinigten Staaten verfolgte die Regierung Wilson eine sehr
unamerikanische Politik staatlicher Kontrolle von Wirtschaft und Gesellschaft. Doch zu einer
totalen Mobilisierung kam es nie. In Deutschland untergrub das Hindenburg-Programm die
Moral an der Heimatfront und scheiterte im wesentlichen. Im Zweiten Weltkrieg zoegerte das
NS-Regime deshalb lange Zeit, im Inland Massnahmen fuer einen totalen Krieg einzufuehren.
Erst 1944 zeigten sich deutlichere Ansaetze einer totalen Mobilisierung. Grossbritannien und vor
allem die Sowjetunion waren schon zu einem fruehen Zeitpunkt viel weiter gegangen. Offen ist,
ob es in diesen Faellen tatsaechlich zu einer totalen Mobilisierung kam; das duerfte jedoch
ziemlich unwahrscheinlich sein. Andererseits kann es keinen Zweifel daran geben, dass
zwischen 1861 und 1945 eine Tendenz zur totalen Mobilisierung wirksam war. Vor allem in den
beiden Weltkriegen richteten sich Gesellschaft und Wirtschaft der beteiligten Laender in einem
Masse auf Krieg aus, wie es bis dahin in der Geschichte staatlich organisierter Kriegfuehrung
noch nie dagewesen war. Am Problem der totalen Mobilisierung wird auf jeden Fall deutlich,
dass es sich beim «totalen Krieg» um einen Idealtyp handelt, der sich wohl nie ganz in die Praxis
umsetzen lassen wird. Es ist jedoch mehrfach unter enormem Energieaufwand versucht worden,
diesem Idealtyp so nahe wie nur eben moeglich zu kommen.
Totale Kontrolle: In relativ hochentwickelten Gesellschaften hatte eine totale
Mobilisierungspolitik natuerlich auch eine totale Kontrolle zum Ziel. Man musste nicht nur
etwaigen Widerstand gegen die Mobilisierung brechen, sondern letztere auch effektiv
organisieren. Ausserdem konnte man sich nicht einfach auf die Begeisterung der Buerger
verlassen, sondern musste mit Propaganda nachhelfen.
Die vielleicht augenfaelligste Institution der Zwangsmobilisierung war die Wehrpflicht. Wenn
bei laenger anhaltenden Kriegen die Freiwilligenzahlen sanken, garantierte die Wehrpflicht
ausreichenden Nachschub an «Menschenmaterial» fuer die Schlachtfelder und staerkte darueber
hinaus die Macht der Behoerden. Eine Politik des totalen Kriegs bedeutete daher nichts anderes,
als praktisch jeden Bereich menschlicher Existenz der zentralistischen Kontrolle der Fuehrung zu
unterwerfen. Doch trotz aller Anstrengungen war eine volle Kontrolle offenbar nicht zu
erreichen.
Die Jakobiner versuchten die Kontrolle mittels Terror durchzusetzen - und scheiterten. Im
Amerikanischen Buergerkrieg setzten beide Seiten Zwang und systematische Propaganda ein,
damit sich die Buerger um die jeweilige Fahne scharten. Pressezensur, willkuerliche
Verhaftungen und vor allem die Aushebung von Truppen dienten - mit gemischten Ergebnissen als wichtige Mittel zur Durchsetzung der Kontrolle. (31) Noch deutlicher trat das natuerlich in
den beiden Weltkriegen zutage. Hier wurde die Wehrpflicht zur Regel, ab 1916 sogar in
Grossbritannien. Um die Freiheit des einzelnen war es nicht gut bestellt. (32) Zensur und
Propaganda galten als normal und als besonders wichtig. Terror war im Zweiten Weltkrieg
alltaeglicher Bestandteil der nationalsozialistischen und der sowjetischen Kriegsanstrengungen.
Man versuchte, auch die Wirtschaft unter Kontrolle zu bekommen. Wichtige Beispiele hierzu
waren Ludendorffs «Kriegssozialismus» und Albert Speers totale Kriegswirtschaft. Die
sowjetische Kommandowirtschaft, die dem Versuch glich, selbst in Friedenszeiten eine totale
Kriegswirtschaft durchzusetzen, erforderte im Krieg keine weiteren Schritte zur Errichtung
staatlicher Kontrolle.(33) Viele dieser Zentralisierungsmassnahmen erwiesen sich als recht
erfolgreich. Dennoch bleibt zweifelhaft, ob je eine volle Kontrolle erreicht wurde. In diesem
Zusammenhang sollten wir uns auch an das grundlegende Paradoxon des totalen Kriegs
erinnern: Der Versuch, totale Kontrolle zu errichten, endet nur zu leicht in totalem Chaos. Eines
der eindrucksvollsten Beispiele hierfuer war die Politik Erich Ludendorffs, deren Scheitern
schliesslich zum Zusammenbruch und zur Revolution fuehrte.
Dennoch kann eine Politik des totalen Kriegs zweifellos zu einer langanhaltenden,
weitreichenden Kontrolle und zu furchtbaren Ergebnissen fuehren. Das beweisen die Vorgaenge
in Nazideutschland zwischen 1943 und 1945 und in der Sowjetunion waehrend des «Grossen
Vaterlaendischen Krieges».
Schlussfolgerung
Die meisten der Komponenten, aus denen sich ein totaler Krieg zusammensetzt, scheinen
identifiziert zu sein. Deutlich geworden ist auch, dass die geschichtlichen Entwicklungen von
1861 bis 1945 nicht im Sinne einer teleologischen «Grossen Erzaehlung» verstanden werden
koennen. Die Vorstellung von einem «Zeitalter des totalen Krieges» waere irrefuehrend, wenn
darin mehr als nur ein Mittel zur vergleichenden Interpretation gesehen wuerde. Einen realen
totalen Krieg konnte und wird es nie geben. Es fanden sich jedoch mehrere konkrete Faelle, die
eindeutig in Richtung totaler Krieg weisen. Manche davon, etwa die deutschen
Kriegsanstrengungen von 1870/71, beinhalten nur ein oder zwei Komponenten. Andere, wie die
Endphase des Zweiten Weltkriegs, erscheinen beinahe als die Verwirklichung des Idealtyps.
Jeder dieser Faelle hat seine eigene Geschichte. Dennoch gibt es zwischen ihnen verbindende
Tendenzen. Die vielleicht wichtigste ist das Aufweichen der Trennungslinie zwischen Militaerund Zivilgesellschaft. Das Wesentliche am totalen Krieg ist die bewusste Einbindung von
Zivilisten in die Kriegshandlungen. Ohne die direkte Unterstuetzung der Zivilgesellschaft waere
es nicht zu diesem umfassenden, ein ganzes Zeitalter praegenden Kriegstyp gekommen.
Gleichzeitig wurden die Zivilisten dadurch aber auch zu Zielscheiben.
Wenn man an totalen Krieg denkt, hat man daher die brennenden Doerfer und Staedte sowie die
zahllosen zivilen Opfer vor Augen, die das Ergebnis dieser Strategie waren. Die blutige Bahn
des totalen Kriegs fuehrt von Georgia, South Carolina und dem Shenandoah-Tal, von Strassburg
und Paris ueber Belgien, das spanische Guernica und Nanking in China, ueber Lidice, Oradour,
zahllose griechische, serbische und sowjetische Doerfer nach Babi Jar, Auschwitz, Dresden,
Hiroschima und Nagasaki. Not und Elend, aber auch die aktive Rolle der Zivilbevoelkerung im
modernen Krieg sollten deshalb im Mittelpunkt der Forschungen ueber das Zeitalter des totalen
Kriegs stehen.
Anmerkungen
1. Der Gedanke, die Beendigung des Kalten Krieges koenne zu einer durch kapitalistische und
freiheitlich-demokratische Prinzipien harmonisch vereinten Welt und damit zum Ende von
Geschichte ueberhaupt fuehren, war von Anfang an ziemlich grotesk. -- Francis Fukuyama, Das
Ende der Geschichte: wo stehen wir, uebersetzt von ##, Muenchen 1992.
2. Martin van Creveld geht aus einem anderen Grund davon aus, dass die Entwicklung vom
totalen Krieg fort fuehrt. Statt organisierter zwischenstaatlicher Kriege werde es, so meint er, in
zunehmendem Masse weniger massive, von Widerstandsbewegungen und Terroristen betriebene
kriegerische Auseinandersetzungen geben. Somit wuerden grosse Armeen ueberfluessig. Van
Crevelds Argumentation scheint allerdings stark von den Erfahrungen der Israelis waehrend der
Intifada beeinflusst zu sein; der Zweite Golfkrieg und der Kosovokrieg haben ihn widerlegt. -Siehe Martin van Creveld, Die Zukunft des Krieges, uebersetzt von Klaus Fritz und Norbert
Juraschitz, Muenchen 1998. Auf der anderen Seite deutet der neuerliche Krieg Russlands in
Tschetschenien darauf hin, dass «altmodischere» Formen der Kriegfuehrung keineswegs
ausgestorben sind. Hier wird auf die Zivilbevoelkerung keinerlei Ruecksicht genommen. Ja es
ensteht sogar der Eindruck, dass die Zivilbevoelkerung geradezu zum Zielobjekt brutaler
Angriffe geworden ist. Die russische Militaerfuehrung hat sich offensichtlich noch immer nicht
vollstaendig von den Methoden totaler Kriegfuehrung geloest.
3. Siehe John Keegan, Die Kultur des Krieges, uebersetzt von Karl A. Klewer, Berlin 1995.
4. Lawrence Keeley, War before Civilization, New York 1996.
5. So zum Beispiel die Konferenzbeitraege von Roger Chickering, Markus Poehlmann, Hew
Strachan, Timo Baumann und Daniel Segesser.
6. Alle Konferenzbeitraege erscheinen in der Schriftenreihe des Deutschen Historischen Instituts
in Washington D.C.: Stig Foerster und Joerg Nagler (Hrsg.), On the Road to Total War. The
American Civil War and the German Wars of Unification, 1861-1871, Cambridge 1997;
Manfred F. Boemeke, Roger Chickering und Stig Foerster (Hg.), Anticipating Total War. The
American and German Experiences, 1871-1914, Cambridge 1999; Roger Chickering und Stig
Foerster (Hg.), Great War, Total War: Combat and Mobilization on the Western Front, 19141918 (im Druck).
7. Roger Chickering, «Total War: The Use and Abuse of a Concept», in: Boemeke, Chickering
und Foerster (Hrsg.), Anticipating, S. 13-28, Zitat S. 27.
8. Siehe Stig Foerster und Joerg Nagler, «Introduction», in: dieselben, On the Road, S. 1-28.
9. Mark E. Neely Jr., «Was the Civil War a Total War?», in: Foerster und Nagler, On the Road,
S. 29-52; siehe dazu die Erwiderung von James M. McPherson, «From Limited War to Total
War in America», in: ebenda, S. 295-310.
10. James M. McPherson, Battle Cry of Freedom. The Civil War Era, New York 1988, S. 490
(deutsch: Fuer die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Buergerkrieges,
uebersetzt von Holger Fliessbach und Christa Seibicke, Muenchen 1995).
11. Siehe vor allem Stig Foerster, «The Prussian Triangle of Leadership in the Face of a People's
War: A Reassessment of the Conflict between Bismarck and Moltke, 1870-71», in: ebenda, S.
115-140, und Robert Tombs, «The Wars against Paris», in: ebenda, S. 541-564.
12. Stig Foerster, «Dreams and Nightmares: German Military Leadership and the Images of
Future Warfare, 1871-1914», in: Boemeke, Chickering und Foerster, Anticipating, S. 343-376.
13. Chickering, «Total War».
14. Einen UEberblick bietet Geoffrey Best, War and Society in Revolutionary Europe, 1770-
1870, London 1982, S. 191-295.
15. Der verheerende Teufelskreis in Europa, aus es dann allerdings kaum noch ein Entrinnen
gab, begann zweifellos mit dem Ersten Weltkrieg. Dieser Krieg war jedoch weder noetig noch
unvermeidbar, sondern hatte recht absurde Ursachen. Weiter ausgefuehrt wird dies in: Stig
Foerster, «Im Reich des Absurden. Die Ursachen des Ersten Weltkriegs» (im Druck).
16. Zitiert nach McPherson, Battle Cry, S. 310.
17. Zitiert nach ebenda, S. 558.
18. Foerster, «Prussian Triangle», S. 133.
19. So die Konferenzbeitraege von Gerhard L. Weinberg und Gerd Krumeich.
20. Siehe zum Beispiel Jost Duelffer, Regeln gegen den Krieg? Die Haager Friedenskonferenzen
1899-1907 in der internationalen Politik, Frankfurt/Main 1981.
21. So der Beitrag von Uta Hinz.
22. Niall Ferguson, The Pity of War, London 1998, S. 367-394 (deutsch in gekuerzter und
ueberarbeiteter Fassung: Der falsche Krieg: Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert,
uebersetzt von Klaus Kochmann, Stuttgart 1999).
23. Reid Mitchell, «'Our Prison System, Supposing We Had Any': The Confederate and Union
Prison Systems», in: Foerster und Nagler, On the Road, S. 565-586.
24. Manfred Botzenhart, «French Prisoners of War in Germany, 1870-71», in: ebenda, S. 587595.
25. Foerster, «Prussian Triangle», S. 131 f.
26. So die Konferenzbeitraege von Timo Baumann und Daniel Segesser ,sowie von Giulia
Brogini und Markus Poehlmann.
27. Carl von Clausewitz, Vom Kriege, hrsg. von Werner Hahlweg, 19. Aufl., Bonn 1980, S. 970.
28. Albert Soboul, Die Grosse Franzoesische Revolution, Frankfurt am Main 1973, S. 294 f.
29. Stéphane Audoin-Rouzeau, «French Public Opinion and the Emergence of Total War», in:
Foerster und Nagler, On the Road, S. 393-412.
30. Donna Rebecca D. King, «Women and War in the Confederacy», in: ebenda, S. 413-448,
sowie Stanley L. Engerman und J. Matthew Gallman, «The Civil War Economy: A Modern
View», in: ebenda, S. 217-248.
31. Siehe Mark E. Neely Jr., The Fate of Liberty: Abraham Lincoln and Civil Liberties, New
York 1991; Joerg Nagler, «The Home Front in the American Civil War», und Phillip S. Paludan,
«'The Better Angels of our Nation'«: Lincoln, Propaganda, and Public Opinion in the North
during the Civil War», beide in: Foerster und Nagler, On the Road, S. 329-356 beziehungsweise
S. 357-376.
32. Im Ersten Weltkrieg wurden aktive Kriegsgegner sowohl in Deutschland als auch in England
hart verfolgt. Siehe Francis L. Carsten, War against War: British and German Radical
Movements in the First World War, London 1992.
33. Siehe Hans-Heinrich Noltes Konferenzbeitrag.
Herunterladen