Wolfram Karl, Universitätsprofessor, Salzburg Ich wurde am 6. Mai 1941 in Wien als Sohn von Anton Karl, Gerichtsbeamter in Haag, und Johanna Karl, geb. Geiblinger, geboren und wuchs in Haag auf. Die Mittelschule absolvierte ich an der Bundeserziehungsanstalt (BEA) in Liebenau bei Graz, einer Internatsschule des Bundes mit Schwerpunkt bei Sprachen, Sport und Musik. Dort maturierte ich 1959 und studierte hierauf Rechtswissenschaft in Wien, wo ich 1964 zum Doktor promovierte. Mein besonderes Interesse galt dem Studium des Öffentlichen Rechts und des Völkerrechts bei ausgezeichneten Wiener Professoren. Es folgte ein Jahr beim Österr. Bundesheer mit der Ausbildung zum Reserveoffizier und der für Juristen üblichen Gerichtspraxis (zunächst in Steyr, später praktizierte ich auch am Wiener Handelsgericht). Ein Stipendium des British Council und des Wissenschaftsministeriums ermöglichte mir 1965 ein weiteres Studium des Völkerrechts an der EliteUniversität Cambridge, das ich 1967 mit dem Master of Laws (LL.M.) abschloss. 1968 trat ich in die Dienste der Universität Salzburg ein, der ich zunächst als Assistent, später als Dozent und Professor, immer noch angehöre (seit 2009 als "emeritierter O. Univ.-Prof."). 1981 habilitierte ich mich mit einem Werk über "Vertrag und spätere Praxis im Völkerrecht", wofür ich 1983 in Genf den Paul Guggenheim-Preis erhielt; 1989 wurde ich zum Ordinarius für Völkerrecht ernannt. Das Studium in Cambridge und die dadurch erworbenen Kenntnisse haben meinen Werdegang auch außerhalb der Universität entscheidend beeinflusst. So wurde ich von 1969 bis 1971 von meiner Universität freigestellt und konnte im Rechtsbüro der Europäischen Freihandels-Assoziation (EFTA) die Praxis der internationalen Zusammenarbeit kennenlernen. Nach meiner Rückkehr nach Salzburgfolgte 1973 eine Dienstzuteilung an das Völkerrechtsbüro des österr. Außenministeriums. 1985 entsandte mich der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Javier Pérez de Cuéllar, als Mitglied einer Mission in die kriegführenden Staaten Irak und Iran mit dem Auftrag, die dortigen Kriegsgefangenenlager auf Einhaltung des Kriegsrechts zu überprüfen. Dasselbe wiederholte sich 1988, worauf mir das Außenministerium anbot, die Abteilung für Menschenrechte vorübergehend zu leiten (unter Minister Alois Mock 1988/89). Ich vertrat auch Österreich bei der Menschenrechtskommission der UNO, wo unter anderem der 2 Text der Kinderrechtskonvention ausgearbeitet wurde. 1992 entsandte mich die KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) mit einer Experten-Delegation in die Ukraine, nach Modawien und Weißrussland, um die dortige Lage der Menschenrechte zu beurteilen. Für den Europarat war ich über die Jahre im Rahmen der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) und als Nationaler Berichterstatter zur Menschenrechtslage in Österreich tätig. 1993 wurde ich zum Mitglied der Österr. UNESCO-Kommission bestellt. Ich empfand es immer als besonderes Privileg, neben meiner Forschungsarbeit und Praxis junge Menschen unterrichten zu dürfen. So verwendete ich immer große Sorgfalt auf meine Vorlesungen und veranstaltete in diesem Rahmen auch wiederholt Exkursionen zu den internationalen Organisationen in Wien, Straßburg, Brüssel und Genf. 1998 wurde ich für einige Monate nach Sacramento in Kalifornien eingeladen um an der McGeorge School of Law das Europarecht zu unterrichten. Andere Universitäten, an denen ich unterrichten durfte, waren Innsbruck, Linz, Maribor, Frankfurt/Oder und Cincinnati (USA). (Die Universität Innsbruck verlieh mir die Honorarprofessur.) Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und das Deutsche Rote Kreuz luden mich wiederholt zu Vorlesungen zum Kriegsrecht ein. (Das Österr. Rote Kreuz verlieh mir den Humanitätspreis 2000.) Einen Schwerpunkt neben meiner Arbeit an der Universität stellte das Österreichische Institut für Menschenrechte dar. Dieses wurde 1987 von Wissenschaftsminister Hans Tuppy, dem Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer sen. und dem Salzburger Erzbischof Karl Berg gegründet und wurde lange Jahre von dem hochgeachteten Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, Prof. Franz Matscher, geleitet. Bereits 1989 wurde ich sein Geschäftsführer, später Ko-Direktor und 2004 Direktor und versah diese Funktionen bis Ende 2013. Die Aufgabe des Instituts, das hierauf von der Universität Salzburg übernommen wurde, war die Pflege der Menschenrechtsidee durch Beratung, Forschung, Herausgabe von Publikationen und Veranstaltungen. (Die letzte von mir 2012 veranstaltete größere Tagung galt dem Thema "Religionsfreiheit im Zeichen der Globalisierung und Multikulturalität".) Manche Funktionen stellen sich mit dem Alter ein. So war ich 2009 bis 2013 Ratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Internationales Recht und wurde ich 2008 vom Herrn Bundespräsidenten zum österr. Mitglied des 3 Permanent Court of Arbitration in Den Haag (zuständig zur Schlichtung internationaler Streitfälle) ernannt. Zur Hauptaufgabe eines Universitätsprofessors gehört neben der Lehre das Forschen und das Schreiben und die Herausgabe von Büchern und Aufsätzen in Fachzeitschriften. Ich habe vieles zum Völkerrecht und zu den Menschenrechten publiziert. Es hätte freilich mehr sein können und nicht alles davon gefällt mir heute noch. Ich schreibe daher weiter und unterrichte zeitweise auch noch an der Diplomatischen Akademie in Wien, was mir wegen des Kontakts mit jungen Menschen große Freude macht. Verheiratet bin ich mit Gerda Karl, geb. Kaiserreiner, einer Haagerin. Sie arbeitete viele Jahre im Seniorenamt des Magistrats Salzburg und ist jetzt in Pension. Wir haben zwei Töchter und einen Sohn. Die eine Tochter ist Juristin und lebt mit ihrer Familie in Linz, die andere ist Medizinerin und lebt mit ihrer Familie in Maria Enzersdorf bei Wien; der Sohn ist Wirtschaftsprüfer und lebt mit seiner Familie in Wien. Salzburg, am 8. Dezember 2014 Wolfram Karl