1 1. AKT 1. Szene (Vorhang) (Kinderschlafzimmer: Bett, Wiege, Schrank, Regal mit Büchern, Computer, ein Spiegel, ein großer Gummistock. 2 Türen, eine davon auf den Balkon.) (GUTE FEE tritt auf. Sie trägt ein elegant, wallend-langes aber trotzdem schlichtes, weises Kleid mit passender Handtasche.) GUTE FEE Ich bin eine Fee, komm nimm meine Hand... (BÖSE FEE tritt auf. Sie trägt ein zwei Nummern zu kleines Haute Couture Kostüm.) BÖSE FEE (einfallend) Entschuldigung. GUTE FEE Komm, nimm meine Hand... BÖSE FEE (einfallend) Entschuldigung. GUTE FEE Komm, nimm meine Hand, Und fort geht´s in ein Märchenland. (beugt sich über Kinderbett) BÖSE FEE (überschneidend) Entschuldigung. Meine liebe Gute Fee: Sie sind hier falsch. Das hier ist... GUTE FEE (einfallend) Familie Hauser. BÖSE FEE Familie Schrecklich aus Berlin. Und das hier ist ein ganz verwöhntes Früchtchen. 2 GUTE FEE Meine liebe Böse Fee: Sie sind hier falsch. Sascha, er ist ein so liebes Kind. (beugt sich über Kinderbett) Sascha, ich bin eine Fee... (GUTE FEE hält FREDDY in die Höhe.) FREDDY Wauw wauw wauw wauw wauw! GUTE FEE Ah. (GUTE FEE legt FREDDY zurück ins Bett.) BÖSE FEE Der Hund. Im Bett. Total unhygienisch. GUTE FEE Ich bin eine Fee... (FREDDY knurrt.) BÖSE FEE Vorsicht. (GUTE FEE sucht im Bett.) BÖSE FEE Nein, er ist noch nicht im Bett. (MUTTER führt SASCHA an der Hand ins Zimmer Richtung Bett. GUTE/BÖSE FEE je auf einer Seite der Bühne vorne links und rechts.) MUTTER Sascha, SASCHA (einfallend) Nein, ich bin schon... MUTTER (unterbrechend) Nein, du bist noch ein Kind. SASCHA Nein, ich bin schon so erwachsen wie ihr alle. BÖSE FEE Und das dauert auch noch mal ´ne gute Stunde. 3 MUTTER So, du gehst jetzt ins Bett. Und keine Widerrede. BÖSE FEE Bis sie´s wieder mal geschafft haben. SASCHA Nein, ich will nicht ins Bett. Das Schlafen ist so langweilig! MUTTER Sascha, nur noch einmal schlafen und wir sind in Spanien. Du freust dich doch schon so auf Spanien. Und in Spanien gehen wir sofort an den Strand. SASCHA Den ganzen Tag? MUTTER Ja, den ganzen Tag. SASCHA Und wir können auch am Strand schlafen. Und wenn es zu kalt wird machen wir ein Lagerfeuer. MUTTER Nein, Sascha, wir schlafen im Hotel. SASCHA Warum? MUTTER Omi kann nicht am Strand schlafen. SASCHA Können wir Omi nicht einfach hier lassen? MUTTER Sascha, das darfst du aber nie vor deiner Omi sagen. SASCHA Was? MUTTER Das du sie nicht nach Spanien mitnehmen willst. SASCHA Vati will Omi auch nicht mitnehmen. MUTTER Nein, Vati freut sich, dass Omi mitkommt. 4 SASCHA Nein, das stimmt nicht! MUTTER Sascha? Was macht der Hund im Bett? (SASCHA reißt sich los und nimmt Indianerschmuck in die Hand.) MUTTER Sascha, wo willst du hin? SASCHA Vati möchte meinen neuen Indianerschmuck sehen. MUTTER Nein, Vati möchte nun seinen Krimi sehen. (OMI tritt auf.) SASCHA (während er abrennt) Omi! Mein neuer Indianerschmuck! MUTTER Sascha, du bleibst hier. OMI Sagt mal? Rein raus, raus rein. Diese Unruhe in diesem Haus? MUTTER Sascha! OMI Du und der Hund is´ wieder mal im Bett! MUTTER Sascha, du kommst sofort zurück! (eilt ab) OMI Ute! Ihr müsst einfach mal richtig durchgreifen! (eilt ab) BÖSE FEE Meine liebe Gute Fee, Sie sind hier falsch. Das hier ist Familie Schrecklich aus Berlin. Und ich werde mich ab heute um diese Familie kümmern. Und zwar ausschließlich: Herr und Frau Hauser, "Vati und Mutti", werde ich finanziell ruinieren. Und dieses Früchtchen, den stecke ich gleich morgen noch in ein Kinderheim; in ein spanisches Kinderheim. Und die Omi, die kommt gleich 5 BÖSE FEE (fortgesetzt) morgen noch in den Knast. In den spanischen Knast. Einzelhaft im Hochsicherheitstrakt. Und diesen Hund, diesen faulen Schmarotzer... Ah, Sie räumen das Feld. GUTE FEE Nein. Ich bin gleich zurück. Ich werde mich nur kurz umziehen. BÖSE FEE Ah, ich verstehe. Sie planen einen großen Auftritt hier heute zu machen. Gut, unter solchen Umständen werde ich gleichfalls mit einem spektakulären Auftritt hier heute erscheinen. GUTE FEE Ah, Sie planen einen spektakulären Auftritt. BÖSE FEE Ja. GUTE FEE Aber werden wie üblich nur das genaue Gegenteil fertigbringen. Mein Guter Rat an Sie darum ist: Nie zu viel versprechen. (geht ab.) BÖSE FEE Ah. (eilt ab) (MUTTER führt SASCHA herein. SASCHA trägt Indianerschmuck. MUTTER nimmt SASCHA Indianerschmuck ab.) SASCHA Nein, Vati hat gesagt, ich darf heute mit meinem Indianerschmuck schlafen. MUTTER Nein, der wird abgelegt. Vorsicht. Du zerdrückst doch die ganzen Federn. So, und nun zum allerletzten Mal: Gute Nacht. SASCHA Gute Nacht, Mami. MUTTER Gute Nacht, Sascha. Du musst jetzt schlafen. 6 SASCHA Auch wenn ich nicht müde bin? MUTTER Auch wenn du nicht müde bist. SASCHA Ja aber wie mach ich das? Das geht doch gar nicht? MUTTER Sascha. SASCHA Das Schlafen ist so langweilig! MUTTER Pst. Sonst weckst du dein Schwesterchen auf. (streng) So, und nun zum Allerletzten Mal: Gute Nacht, Sascha. SASCHA Gute Nacht, Mami. (nachrufend) Bekomme ich heute keinen Guten Nachtkuss? MUTTER Ich habe dir bereits drei Gute-Nacht-Küsse gegeben. SASCHA Nein. Nur zwei. MUTTER Sascha. SASCHA Der letzte war nicht richtig. MUTTER Sascha, du musst jetzt schlafen. SASCHA Von Berlin nach Torremolinos sind es genau 2257 km. MUTTER SASCHA, bitte. Weißt du, Vati und Mutti können sich nur Billigflüge leisten. Und darum müssen wir mitten in der Nacht los. Und darum musst du jetzt schlafen. Du freust dich doch schon so auf Spanien. SASCHA Ich will ja gar nicht nach Spanien. Ich möchte lieber auf den Mond. 7 MUTTER Es fliegen keine Flugzeuge auf den Mond. SASCHA Natürlich nicht. Wir fliegen mit einer Rakete! (VATER tritt auf.) VATER Schläft der immer noch nicht? SASCHA (steht im Bett und versucht zu fliegen) Wenn wir schwerelos wären, dann wären wir jetzt alle an der Decke. VATER Das kann ich auch so. Ich kann an den glatten Wänden rauf. Möchtest du mal sehen wie das geht? So, deine Mutter kommt jetzt mit mir. Hier hinaus. Durch diese Tür. (VATER nimmt Mutter am Arm) VATER Nein. Jetzt sofort. Vati will jetzt seinen Krimi sehen. OMI (von hinter den Kulissen) Achim! Kommst du jetzt endlich! Der Krimi geht weiter! VATER Ich will jetzt meinen Krimi sehen. Und du beschäftigst solange deine Mutter; das sie nicht immer dazwischen quakt. Nein, wir gehen jetzt zusammen. Durch diese Tür. OMI (schaut herein) Sagt mal? Soll ich den ganzen Abend da draußen alleine sitzen? Ich dachte, wir machen uns einen schönen Abend zusammen. Bevor wir losfliegen? Na das kann ja heiter werden in Spanien. Wenn das schon so anfängt hier? MUTTER Mutti, Achim verbringt gerade etwas Qualitätszeit mit seinem Sohn. OMI (nach kurzer Pause) Es wäre schön wenn jemand mal mit mir etwas Qualitätszeit verbringen würde verbringen würde. So, ich schaue mir jetzt den Krimi an. Und euch erzähle ich aber nachher nicht was passiert ist. (stürmt ab) 8 VATER So, und nun zum Allerletzten Mal: Gute Nacht Sascha. SASCHA Gute Nacht, Vati. (VATER und Mutter wollen abgehen.) SASCHA Mutti hat mir noch keinen Guten-Nacht-Kuss gegeben! MUTTER Sascha?! VATER So, zum aller Allerletzten Mal: MUTTER (drängt sich zwischen Vater und Sascha) Gute Nacht, Sascha. Und nun wirklich zum Allerletztem Mal. (küsst) (VATER will abgehen.) MUTTER Und Vati hat jetzt keine Zeit dir einen Guten-Nacht-Kuss zu geben. Sein Krimi geht weiter. Das ist wichtiger. VATER Gute Nacht, Sascha. (küsst) SASCHA Nein. Drei Mal. So (küsst drei Mal) MUTTER Das hat er in einem Film gesehen. VATER Gute Nacht Sascha. (küsst drei Mal) SASCHA Gute Nacht, Vati. VATER Und wenn du nicht brav bist, dann darfst du morgen nicht mit. 9 SASCHA Das geht ja gar nicht. Ihr könnt mich ja gar nicht zurücklassen. MUTTER So, du gehst jetzt. Durch diese Tür. VATER Und du kommst mit. OMI (von hinter den Kulissen) Ah! Achim! Achim?! (schaut herein) Deinen blonden Schatz, jetzt will er sie auch noch umbringen. VATER Wen? OMI Na die Gilla von Hendersleben. VATER Was? (OMI verschwindet. Vater eilt ab.) SASCHA Wer ist die Gilla von Hendersleben? MUTTER (während sie die Decke aufschüttelt) Eine Schauspielerin. SASCHA Hat die blonde Haare? MUTTER Ja. Gefärbt. SASCHA Die sind nicht echt? MUTTER Nein, an der ist nichts echt. SASCHA Und warum gefällt sie dann Vati? MUTTER So, und du darfst nun auf den Mond. 10 SASCHA Auf den Mond? MUTTER Ja. SASCHA Und wann? MUTTER Jetzt gleich. Du darfst jetzt vom Mond träumen. SASCHA Träumen? MUTTER Ja. SASCHA Ja aber das ist nicht das Gleiche?! MUTTER Pst. Davon zu träumen ist noch viel schöner. (entdeckt Buch im Bett und stellt es ins Regal) SASCHA Ich schlafe schon ganz tief. MUTTER Noch etwas tiefer bitte. Und den Mund fest zumachen. (macht Licht aus, schaut in die Wiege und geht ab) SASCHA (macht Taschenlampe an) Ich schlafe nicht. Ich werde nie mehr schlafen. Das Schlafen ist so langweilig. Komm, wir schauen uns das Buch über den Mond an. (sucht mit Taschenlampe im Bett und dann mit Lichtstrahl auf Regal) Jetzt haben die das schon wieder aufgeräumt! (SASCHA trägt FREDDY aus dem Bett und nimmt Buch vom Regal.) SASCHA Das ist der erste Hund der in den Weltraum geschossen wurde. Er hat aber nur für zwei Minuten überlebt. 11 1. AKT 2. Szene (GUTE FEE tritt auf mit sich schlagartig änderndem Licht. Sie hat gleiches Kleid an aber mit langer Schleppe, ist geschmackvoll mit Juwelen behangen und trägt ein Diadem und eine andere Handtasche.) GUTE FEE Ich bin eine Fee, kommt nimmt meine Hand, Und fort geht ´s... (halt ein, sucht im Bett) SASCHA Fall Sie nach mir suchen, ich bin hier. GUTE FEE Komm, nimm meine Hand, SASCHA (unterbrechend) An der Hand geh ich schon lange nicht mehr. GUTE FEE Und fort geht´s in ein Märchenland. SASCHA Und Märchen lese ich auch schon lange nicht mehr. GUTE FEE (schaut auf Regal, steigt auf Stuhl) Und was ist das? Alles Märchenbücher? Eins, zwei, drei, vier... SASCHA (einfallend) Die heben wir für Rosanna auf. Wenn sie mal so weit ist. GUTE NACHT Rosanna? SASCHA Ja. Mein kleine Schwester. Sie ist 6 Monate und 5 Tage. (GUTER FEE fallen unbeabsichtigt Bücher vom Regal.) SASCHA Pst. Wir dürfen sie nicht aufwecken. Vorsicht. 12 (SASCHA hilft GUTER FEE vom Stuhl. GUTE FEE schaut in die Wiege, zieht Brille auf und holt Papier aus ihrer Handtasche) SASCHA Vielleicht bist du hier falsch? GUTE FEE Sascha Hauser? (legt Märchenbücher ab auf Bett) SASCHA Ja, das bin ich. GUTE FEE Einzelkind? Ah, da habe ich mal wieder die ganz falsche Info bekommen. Das passiert heutzutage mehr und mehr. Wie alt bist du? Ah, nein, das steht hier. (nimmt Brille ab) Entschuldigung. Ich hätte schon viel länger hier sein sollen. Aber ich wurde aufgehalten. Ich hatte ein paar ganz schlimme Fälle. Furchtbar verzogene, schlimme, schlimme Kinder. SASCHA (wie "aus der Pistole geschossen") Ich bin immer brav. GUTE FEE Ah, und sogar der Name falsch geschrieben. SASCHA Leidest du unter Stress? GUTE FEE (lächelnd) Ja. (ernster) Ja. Als Gute Fee hat man kein leichtes Leben. SASCHA Vielleicht kann ich dir helfen? GUTE FEE (lacht) Das ist (streng) Sehr lieb von dir. (GUTE FEE streichelt SASCHA.) SASCHA Kannst du zaubern? 13 GUTE FEE Zaubern? SASCHA Ja, du bist doch eine Fee. GUTE FEE (leicht eitel) Ah, natürlich kann ich zaubern. (beschwingt) Ich bin eine Fee. Ich bin die Gute Fee. (besorgt) Sascha. Die Oberfee aller Bösen Feen wird gleich hier sein. (GUTE FEE nimmt SASCHA in den Arm) GUTE FEE Ich habe solche Angst um dich. SASCHA Ist die Böse Fee sehr hässlich? GUTE FEE Sie? Ahm? Sie ist nicht besonders attraktiv. Und sie hat einen furchtbaren Geschmack. SASCHA Ich weiß schon was ich mir wünsche: eine Rakete. GUTE FEE Eine Rakete? SASCHA Ja. Du kannst doch zaubern. Oder ist das zu schwierig? GUTE FEE Ah, eine Rakete; nichts leichter als das. SASCHA Und eine Raumstation. GUTE FEE Eine Raumstation? SASCHA Ja. Gibt es Schokoladetabletten? GUTE FEE Schokoladetabletten? SASCHA Ja. Nugat. Nuss. 14 GUTE FEE Nugat Nuss? SASCHA Ja! Für die Raumstation. GUTE FEE (fängt sich kurz) Sascha, ich erfülle nur guten Kindern ihre Wünsche. Warst du immer brav? SASCHA Kannst du sehen wenn ich lüge? GUTE FEE Ja, das kann ich. Warst du immer brav? SASCHA Nein; aber ich werde von nun an immer brav sein. GUTE FEE Das reicht nicht. SASCHA Muss ich viele Prüfungen machen? GUTE FEE (lacht) Nein. Nicht viele. (sehr ernst) Nur eine: du musst versprechen mir immer treu zu sein. Kannst du das? Versprechen? SASCHA Ja. Wart. (zieht Indianerschmuck auf) Ich schwöre. Darf ich jetzt auf den Mond? GUTE FEE Auf den Mond? SASCHA Ja!? GUTE FEE Ah, mit der Rakete. Jetzt komme ich mit. Aber Sascha? Dein Vater und deine Mutti und deine Omi, die wollen nicht auf den Mond? Die wollen nach Spanien, in die Sonne? Und an den Strand? SASCHA Die kann ich ja noch überreden. 15 GUTE FEE Weißt du was? Wir machen einen Kompromiss. Wir fliegen nach Griechenland. Wir machen einen klassischen Bildungsurlaub. SASCHA Das ist ja noch langweiliger! Gibt es noch andere Feen? GUTE FEE Ah, tausende! SASCHA Vielleicht könnt ihr mir eine andere schicken. GUTE FEE Eine andere? SASCHA Ja. Oder gleich ein paar. GUTE FEE Gleich ein paar? SASCHA Sind alle Feen so alt wie du? Du bist schon sehr alt. GUTE FEE Ich bin jung. Ich bin gerade erst -? 6tausend Jahre alt. SASCHA 6tausend? GUTE FEE Ja. Die Welt gibt es seit 400 Millionen Jahre. Hier steht´s irgendwo. Und was sind 6tausend Jahre verglichen mit 4 Millionen? SASCHA Mit 400 Millionen! Du hast gesagt die Welt sei 400 Millionen Jahre alt. GUTE FEE 4 oder 400. Gefällt dir mein Kleid? SASCHA Etwas moderneres würde mir besser gefallen. GUTE FEE Etwas moderneres. SASCHA Ja. 16 GUTE FEE Gut. Dann ziehe ich mich eben um. (will zügig abgehen) SASCHA (nachrufend) Kannst du mir vorher etwas herzaubern? GUTE FEE Nugat Nuss. SASCHA Ja. Mit Likörfüllung. (GUTE FEE zaubert mit leichter Handgelenkbewegung. Büffet erscheint.) SASCHA Ist das alles für mich? GUTE FEE Ja. SASCHA Alles? GUTE FEE Ja. Du kannst davon essen so viel du willst. SASCHA Aber das sind ja nur Äpfel und Orangen? GUTE FEE Da, schau dir die schönen getrockneten Früchte an. Hier, mit etwas Schafskäse. SASCHA (erschrocken) Schafskäse? GUTE FEE Ah, sie ist im Anmarsch. Die Böse Fee. FREDDY Wauw. Wauw wauw wauw wauw wauw! SASCHA Freddy kann sie hören. FREDDY Wauw. Wauw wauw wauw wauw wauw! 17 SASCHA Wo ist sie? GUTE FEE Man kann sie noch nicht sehen. Aber, ah, dieses Parfum. Und dieses Getrampel wenn sie auftritt. Ich bin schon mal gespannt was sie anhat. Aber ich glaube, ich kann es mir schon denken. (Süßigkeitsbuffet erscheint. BÖSE FEE tritt im Eilschritt auf in noch engerem Haute Couture Kostüm, mit noch größerer Frisur und noch höheren Schuhen. Sie trägt riesigen, bunten Modeschmuck und andere Handtasche.) BÖSE FEE Eis! Pralinen! (besprüht ihre Frisur mit Haarspray) GUTE FEE Spektakulär. Ja. Mein Kompliment. Ich entschuldige mich. Sie haben auf sich warten lassen. BÖSE FEE Im richtigen Moment zu erscheinen, darauf kommt es an, meine Liebe. Timing, sehr wichtig. SASCHA Ist das alles für mich? (stopft sich Schokolade in den Mund) GUTE FEE Nicht mit den Fingern, Sascha. SASCHA Da ist kein Löffel. GUTE FEE Doch. Da. SASCHA Die Pralinen esse ich alle im Bett. GUTE FEE Sascha, du verschmierst doch alles. SASCHA Ist da was mit Likörfüllung? BÖSE FEE Ja. Und hier was ganz besonderes, Ein kleiner Bacardi. (schenkt ein) 18 SASCHA Das darf ich noch nicht. Das darf nur Omi. BÖSE FEE Weg da. (BÖSE FEE überreicht SASCHA Bacardiglas) BÖSE FEE Jetzt bin ich an der Reihe. Wir sind gleichberechtigt. (GUTE FEE nimmt SASCHA Bacardiglas aus der Hand und leert Inhalt in den Gummistock.) BÖSE FEE Und was für schlimme Sachen hat sie über mich gesagt? Nein, lass mich raten: ich sei ganz, ganz schlimm. Mh? Das hat sie über mich gesagt. (lacht) Aber du bist doch schon so erwachsen. Du kannst dir selber eine Meinung bilden. Hier, ein paar getrocknete Früchte. Mit etwas Ziegenkäse. SASCHA (erschrickt) Ziegenkäse? (Gummistock sinkt in sich zusammen.) SASCHA Brauch ich bei dir nie mehr zu schlafen? BÖSE FEE Nie mehr. Komm. SASCHA Wohin? BÖSE FEE Auf den Mond. (GUTE FEE versucht Gummistock aufzurichten.) SASCHA Auf den Mond? BÖSE FEE Ja. Komm. (SASCHA rennt hinter BÖSER FEE her und dann ab.) 19 GUTE FEE Nein! Sascha! (lässt Gummistock zu Boden fallen) Sascha, komm zurück! Sascha! (geht auf die Knie, faltet Hände) BÖSE FEE (mit Lachen einfallend) Falls Sie die Götter anflehen, die sind alle auf Urlaub. Für die nächsten tausend Jahre. Und meistens verlängern sie ihren Urlaub. Und immer gleich für ein paar weitere tausend Jahre. (BÖSE FEE will lachend abgehen. SASCHA kommt an ihr vorbei gerannt zurück.) BÖSE FEE Sascha, komm. Nein, lass den Hund hier. SASCHA Nein. Ohne Freddy gehe ich nicht. BÖSE FEE Freddy will nicht auf den Mond. SASCHA Doch, sie will mit. FREDDY Wauw wauw wauw wauw wauw wauw wauw! SASCHA Nicht bellen. Und Vati und Mutti wollen vielleicht auch mitkommen. BÖSE FEE Deine Eltern wollen nicht auf den Mond. SASCHA Die kann ich ja noch überreden. BÖSE FEE Sascha, GUTE FEE (unterbrechend zu Böser Fee) Einen Augenblick bitte. Sascha, ich bin gleich zurück. Ich werde mich nur kurz umziehen. Ich überlasse den Kleinen nun Ihnen. Sascha, bitte sei nicht zu grausam mit der Bösen Fee. Ich hoffe, Sie haben einen guten Nervenarzt. (geht ab) 20 BÖSE FEE (hexenhaft) Komm. Ah, ich verstehe: du hast Angst. SASCHA Nein, ich habe keine Angst. BÖSE FEE Nein, lass den Hund hier. SASCHA Nein, ohne Freddy geh ich nicht. Ihr gefällt ´s nicht bei Kleinmanns. Freddy muss zu Kleinmanns wenn wir nach Spanien gehen und die haben eine Katze und die ist schon sehr alt. Wir können uns nur Billigflüge leisten und da darf sie nicht mit. Die lassen sie nicht mit auf ´s Flugzeug. Ich weiß was wir machen: wir gehen jetzt, wir drei, auf den Mond, Freddy, du und ich und dann lassen wir alle nachkommen. Nein, Omi, nehmen wir jetzt schon mit. Dann können wir sehen ob das mit dem Sauerstopf klappt. Und wenn wir nach 3 Tagen noch alle am Leben sind lassen wir Muti nachkommen. BÖSE FEE Sascha. SASCHA Und Vati. Vati kann an den glatten Wänden rauf. BÖSE FEE Sascha, SASCHA Aber er kann trotzdem nicht fliegen. Du musst jetzt lachen. Ich hab was lustiges gesagt. Komm, jetzt lach mal richtig. BÖSE FEE Sascha, der Hund bleibt hier. SASCHA Nein? Freddy ist kein Problem? Weil sie braucht ja nicht so viel Luft. Sie schläft ja immer nur. Aber mach die Raumstation so groß wie möglich. Omi hat was gegen kleine Wohnungen. Und wir dürfen nicht nur Schokoladetabletten essen sonst leiden wir unter Vitaminmangel. Vitaminmangel? Du weißt nicht was Vitaminmangel ist? BÖSE FEE Ich weiß was Vitaminmangel ist. 21 SASCHA Hier leiden alle unter Vitaminmangel. Hier. 3 Wochen lang hatten die nur eine Kokosmuss. Zu fünft. Und dann... BÖSE FFEE (unterbrechend, sehr laut) Bis du nun endlich ruhig! SASCHA (nach kurzer Pause) Und wo ist jetzt die andere? BÖSE FEE Die andere? SASCHA Ja? Die Gute Fee? BÖSE FEE Es gibt keine Gute Fee. SASCHA Doch. Die gibt `s. Ich habe sie gesehen. Sie hat mir eine Raumstation versprochen. BÖSE FEE Eine Raumstation? SASCHA Ja. Und eine Rakete. Und das kannst du bestimmt nicht. BÖSE FEE (zu sich selber) Eine Raumstation und eine Rakete. Das ist ja interessant. So macht sie das. Sascha, es gibt keine Gute Fee. Das hat du dir alles nur eingebildet. Ich weiß: das hast du geträumt. SASCHA Ich kann ja gar nicht träumen. Weil ich kann ja gar nicht schlafen. Ich habe mir das Schlafen abgewöhnt. BÖSE FEE (nachdem sie sich unter Kontrolle hat) Komm, wir setzen uns ins Bett und essen die Pralinen zusammen. SASCHA (macht Satz ins Bett) Au ja. BÖSE FEE Oder möchtest du lieber ein paar getrocknete Früchte. 22 SASCHA Aber das sei gesünder. Da hat sie Recht. BÖSE FEE Sascha, dieser Käse, der kommt nicht mal in den Kühlschrank. Der bleibt einfach so offen liegen. SASCHA Das sind vielleicht gute Bakterien. BÖSE FEE Es gibt keine guten Bakterien. SASCHA Do die gibt´s. (macht Satz aus dem Bett und holt Buch) (GUTE FEE tritt von SASCHA und GUTER FEE unbemerkt auf. Sie trägt kurzes Indianerkostüm mit passender Handtasche und anstatt Diamanten Indianerfedern.) SASCHA Diese fleischfressende Pflanze... BÖSE FEE (unterbrechenden, sehr laut) Ich möchte nichts mehr über Bakterien hören! SASCHA Du hast damit angefangen. BÖSE FEE (nachdem sie sich unter Kontrolle hat) Komm, die essen wir alle auf. SASCHA Au ja. (macht Satz ins Bett) Aber du darfst ihr nichts davon sagen. BÖSE FEE Aber natürlich nicht. Das bleibt unter uns. Was ist los? Was hast du? SASCHA Nichts. BÖSE FEE Sascha? SASCHA Was soll los sein? 23 BÖSE FEE Du kannst mir alles sagen. Wir verstehen uns doch so gut. SASCHA Die andere Fee sieht schöner aus. BÖSE FEE Sie sieht schöner aus als ich? SASCHA Ja. Und ihr Kleid ist auch viel schöner. BÖSE FEE Sie ist besser angezogen als ich? Diesen Fetzen den sie da anhat?! (SASCHA erschrickt.) GUTE FEE Gute Appetit. SASCHA Ah, jetzt habe ich mich doch anders entscheiden. Das andere Kleid ist schöner. GUTE FEE Dann soll ich mich wieder umziehen. SASCHA Ja, wenn es dir nichts ausmacht. GUTE FEE Natürlich macht mir das nichts aus. SASCHA Weil das gefällt mir überhaupt nicht. (BÖSE FEE steht vom Bett auf und zupft sich zurecht.) GUTE FEE Ja, so angezogen ins Bett sitzen, das zerknittert furchtbar. BÖSE FEE Hier. Da hängt ein Spiegel. Und mein guter Rat an Sie ist: nur einmal bitte kurz mal in diesen Spiegel zu schauen. Hier. Bitte. GUTE FEE Danke sehr. (beschaut sich im Spiegel) 24 BÖSE FEE Das totale Modedesaster; das Sie uns da vorspielen. GUTE FEE Ja, Sie haben Recht. Ich sehe unmöglich aus. Gut. Dann ziehe ich mich eben wieder um. Ich bin gleich zurück. BÖSE FEE Und ich bin auch gleich zurück. Und dann ziehe ich die Samthandschuhe aus. GUTE FEE Und Boxhandschuhe an. Ja. Und das passt dann auch viel besser zu diesem Kostüm. (geht ab) BÖSE FEE Ah. (stürmt ab) SASCHA (zu Freddy) Und wer gefällt dir besser? Die Gute Fee, die sah unmöglich aus. Die sah aus wie so ´n Gänsebraten. glaube, das stimmt nicht, dass die nur 6000 Jahre ist. Sie ist vielleicht schon über hunderttausend Vielleicht auch schon über eine Million. gerade Ich alt Jahre? GUTE FEE (kommt vorsichtig zurück ohne Indianerschmuck in großen Umhang gehüllt mit passender Handtasche.) Sascha, das hättest du nicht tun sollen. Du hast gesagt ich sei schöner als sie. Du hast gesagt sie sei hässlich und habe einen furchbaren Geschmack. Du hat natürlich total recht. SASCHA Ahm, wenn wir auf den Mond fliegen, kommst du dann mit? GUTE FEE Nein. Aber nach Spanien würde ich gerne mitkommen. Lädst du mich ein? SASCHA (nach kurzer Pause, verlegen) Ja. GUTE FEE Das ist sehr lieb von dir. Vielen Dank. Und nun schläfst du etwas. Weißt du, Vati und Mutti können sich nur Billigflüge leisten. Und darum müsst ihr mitten in der Nacht los. Und darum musst du jetzt schlafen. 25 (GUTE FEE führt SASCHA an der Hand Richtung Bett.) SASCHA Ich brauche ja gar nicht zu schlafen. Ich schlafe nie. GUTE FEE Nie? SASCHA Nein. Ich habe mir das Schlafen abgewöhnt. GUTE FEE Ah, das ist ja interessant. Und wie macht man das? SASCHA Ich kann überhaupt nicht schlafen. Ich habe noch nie geschlafen. Ich weiß gar nicht wie das geht. GUTE FEE Sascha, wir sind nun am Bett angekommen. Und nun aber nichts wie rein. SASCHA Ich lege mich aber nur hin. GUTE FEE Natürlich. SASCHA Weil ich kann ja gar nicht schlafen. GUTE FEE Pst. Sonst weckst du dein Schwesterchen auf. Gute Nacht. SASCHA (nachrufend) Mutti gibt mir immer einen Guten-Nacht-Kuss. (GUTE FEE hält ein, kommt zurück und will Sascha küssen. FREDDY knurrt.) SASCHA Du brauchst keine Angst vor ihr zu haben. Sie ist OK. GUTE FEE Gute Nacht. (küsst, geht Richtung Tür) 26 SASCHA (nachrufend) Mutti hat mir heute 5 oder 6 Gute-Nacht-Küsse gegeben. Oder vielleicht sogar noch mehr. (GUTE FEE hält ein, kommt zurück und streichelt und küsst seine Hände.) GUTE FEE Hat sie dich geküsst? Die Böse Fee? SASCHA Nein. (GUTE FEE streichelt und Saschas Haar.) GUTE FEE Und du? Kannst du dich erinnern was du mir geschworen hast? Der tapfere Winnipu... SASCHA (einfallend) Wer? GUTE FEE Winnipu. SASCHA Winnetou! GUTE FEE Der tapfere Winnetou würde nie sein Versprechen brechen. Und du hast versprochen mit immer treu zu sein. Kannst du dich? daran erinnern? (SASCHA springt aus dem Bett.) GUTE FEE Sascha? Wo gehst du jetzt hin? SASCHA Mein Lasso. GUTE FEE Du brauchst jetzt kein Lasso. SASCHA Doch. Das ist wichtig. (schwingt Lasso) GUTE FEE Vorsicht. 27 SASCHA Mein Indianerschmuck! Dort! Nein, den! (GUTE FEE setzt SASCHA Indianerschmuck auf.) SASCHA Das ist falsch rum! Nein. So. Ich schwöre. GUTE FEE Ja? Dir immer treu zu sein. SASCHA Dir immer treu zu sein. GUTE FEE Und hier unterschreiben bitte. (holt Papier und Kuli aus ihrer Handtasche) SASCHA (unterschreibt) Sascha. Hauser. GUTE FEE Danke sehr. (lässt Papier in Handtasche verschwinden und schließt diese mit lautem Klick) Und nun versprichst du zu schlafen. Nein: du schwörst. SASCHA Nein, ich schlafe ohne zu schwören. GUTE FEE Bitte. SASCHA Ich schwöre. GUTE FEE Gute Nacht. SASCHA Ich schlafe schon ganz tief. GUTE FEE Pst. (mit erhobenen Armen) Mein Segen Für dein kurzes, kurzes Leben. 28 (GUTE FEE weint fast beschaut sich dann mit geöffnetem Umhang kurz und bestürzt im Spiegel und geht danach schnell ab.) SASCHA (schießt sofort auf) Komm, wir schlafwandeln zusammen. Schlafwandeln dürfen wir. Nein, zum Schlafwandeln musst du die Augen zumachen. Wir fliegen vielleicht heute noch auf den Mond. FREDDY Wauw wauw wuaw wauw wauw! SASCHA Nein. Nicht bellen. FREDDY Wauw wauw wauw wauw wauw wauw wauw wauw, wauw wauw wauw! (MUTTER kommt herein.) MUTTER Was ist denn hier los? Jetzt aber ab ins Bett. Die arme Freddy. Was hat sie denn? Du weißt was der Tierarzt gesagt hat: do sollst sie nicht mehr so herum ziehen mit dir. Nein, zum Schlafen brauchst du kein Lasso. Vorsicht, du zerdrückst doch die ganzen Federn. (VATER kommt herein.) MUTTER Was tun den die ganzen Bücher hier? SASCHA Die hat die Gute Fee aus dem Regal. VATER Ach, die Gute Fee war das? Das warst nicht du? SASCHA Nein, das war ich nicht. Das war die Gute Fee. VATER Dann müssen wir mit der Guten Fee mal ein ernstes Wörtchen reden. So einen Saustall hier zu machen. MUTTER Du hast von der Guten Fee geträumt? SASCHA Nein! Sie war hier?! Und die Böse Fee auch! 29 MUTTER Und wer hat dir besser gefallen? Die Gute oder die Böse Fee? SASCHA Ahm, da bin ich mir noch nicht ganz sicher. VATER Wenn der jetzt nicht sofort schläft dann ist er morgen noch eine größere Plage. Und ich habe schon eine Plage. Deine Mutter. Die Überplage. MUTTER Leise. VATER Den ganzen Krimi über hat sie gequakt. Sie hat nichts mitbekommen. Und dann will sie? mir auch noch erklären was passiert ist? MUTTER Statt dir diesen Blödsinn anzuschauen solltest du dich lieber auch ein paar Stunden hinlegen. SASCHA Will Vati auch nicht ins Bett? VATER Ich weiß wie wir den ruhig bekommen. So haben Indianer ihre Feinde gefesselt. (fesselt je ein Händchen ans Bett) SASCHA Und dann haben sie sie gefoltert. VATER Dass kommt noch. MUTTER Achim, bitte. SASCHA Wirst du auch von Vati gefoltert, Mutti? VATER Komm. MUTTER Nein. Wir können ihn doch nicht hier - einfach so lassen? Ans Bett gefesselt? VATER Nur für 5 Minuten. 30 MUTTER Achim, nein. VATER (zieht Indianerschmuck auf) Wir spielen: Indianer am Marterpfahl! Nein, jetzt wird richtig gespielt. (VATER führt Mutter ab. GUTE FEE kommt hereingeeilt im Bademantel mit weiser Gesichtsmaske, gefolgt von BÖSER FEE im Jogging-Look und noch größerer Frisur.) GUTE FEE Wer hat das getan? SASCHA (erschrickt wegen Gesichtsmaske) Ah! GUTE FEE Ich bin´s Sascha. Wer hat das getan? GUTE FEE Vati. BÖSE FEE Familie Schrecklich. Ich sag´s ja. SASCHA Nein, lass. Wir spielen Indianer am Marterpfahl. (GUTE FEE bindet SASCHA los und bleibt bis zum Ende der Szene mit Rücken zu Publikum.) GUTE FEE Ganz abgestorben. (massiert) Sascha, ich kann deinen Vater fast verstehen. Kommt Sie auch mit nach Spanien? Das geht Ihnen unter Ihrer ins riesenhaft gewachsener Frisur durch den Kopf. Soll diese Frisur das Empire State Building darstellen? Nein. Eher den schiefen Turm von Pisa. Da haben sie Pferdehaar mit hinein gearbeitet. Jetzt fehlt nur noch das Pferdeparfüm. - Natürlich komme ich mit nach Spanien. Ich mache mich gerade zur Reise fertig. BÖSE FEE Und ich mache mich auch gerade zur Reise fertig. 31 GUTE FEE (zu SASCHA) Ich bin gleich zurück. BÖSE FEE Gleich zurück? Diese Gesichtsmaske? Das ist Schmalz? Griebenschmalz? GUTE FEE Mit Chanel Nr. 5. BÖSE FEE Und Staubzucker? Das Abzuwaschen, das braucht eine Stunde Minimum. GUTE FEE Bei Ihnen. Wenn es sein muss bin ich auch in 5 Minuten fertig. (geht ab) BÖSE FEE Ah. (eilt ab) (MUTTER kommt hereingeeilt gefolgt von VATER gefolgt von MUTTER.) MUTTER Nein, ihr habt jetzt ausgespielt. OMI Was ist jetzt schon wieder los? MUTTER Du, der ist schon wieder frei? VATER Wie hast du das fertig gebracht? SASCHA Das war nicht ich. Das war die Gute Fee. VATER Du bekommen wir die auch mal zu sehen? (bindet) Warum kommt die immer nur zu dir? So, mal sehen ob die Gute Fee das aufbekommt SASCHA Ah! 32 MUTTER Nein! (entbindet mit Hilfe von Schere) OMI Sagt mal: rein raus, raus rein? Diese Unruhe in diesem Haus. Könnt ihr euch nicht mal ruhig hinsetzen und euch wie zwei normale Menschen benehmen? Ich glaube es wird Zeit, dass ihr mal ein bisschen Rücksicht auf mich nehmt. Na das kann ja heiter werden in Spanien. Ich in meinem Alter brauche auch manchmal ein bisschen Ruhe. Ihr wisst was der Arzt gesagt hat? SASCHA Wir spielen Indianer am Marterpfahl. VATER Möchtest du mitspielen, Hannelore? SASCHA Und wie wird Omi gefoltert? VATER Oh, ich hab ein paar ganz tolle Ideen. OMI Jetzt wird mir in diesem Hause schon angedroht mich zu ermorden. SASCHA Nein! Vati will dich nur foltern. Am Marterpfahl. OMI Na da bin ich ja noch mal beruhigt. (stürmt ab) MUTTER Musst du immer so mit ihr reden? MUTTER Mutti! (MUTTER eilt ab gefolgt von VATER.) SASCHA Komm, wir verstecken uns im Schrank. Nein, wart. Das bist du. Und das bin ich. (Dinosaurier Steiftier und Fußball) Jetzt sieht ´s so aus als ob wir im Bett liegen. Und wenn sie und nicht finden, dann machen sie sich Sorgen. (SASCHA und FREDDY verschwinden im Schrank.) 33 1. AKT 3. Szene (GUTE und BÖSE FEE kommen gleich angezogen gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen auf die Bühne geeilt halten abrupt ein und begutachten sich.) GUTE FEE Darf ich Ihnen einen Guten Ratschlag geben? BÖSE FEE Aber natürlich. Guten Rat auszuteilen ist ihr Steckenpferd. Da will ich Ihnen doch nicht den Spaß verderben. Schießen Sie los. Aber Sie sind gewarnt: ich schieße zurück. GUTE FEE Nicht was man anhat wie man es trägt macht den Effekt. Stil, Benehmen, das ganze "tous ensemble" (beschaut sich im Spiegel) Und das man eben oder man hat es nicht. Wenn Sie bitte Ihre Person etwas zur Seite stellen würden. (GUTE FEE drängt BÖSE FEE leicht zur Seite.) GUTE FEE Danke sehr. (beschaut sich im Spiegel) Und Sie haben es definitiv nicht. BÖSE FEE Da wir beim... GUTE FEE (unterbrechend) Ich bin noch nicht fertig. Ich habe noch viele, viele gute Ratschläge für Sie. BÖSE FEE Ah, noch mehr Ratschläge? GUTE FEE Ja. Ich meine es heute besonders gut mit Ihnen. BÖSE FEE Ach das freut mich aber. GUTE FEE Gut. Dann wollen wir Ihnen noch ein wenig mehr Freude bereiten. Und mein Guter Ratschlag ist: ein kleiner Apfel hier und da und etwas weniger Nugat Nuss und mein Kleid 34 GUTE FEE (fortgesetzt) würde Ihnen unter Umständen vielleicht wenigstens ein wenig stehen. BÖSE FEE Ihr Kleid? GUTE FEE Ja. Mein Stil, mein Geschmack den Sie zu kopieren versuchen, mit so unglücklichem Resultat. BÖSE FEE Wie soll ich mir das alles nur merken? GUTE FEE Wird alles ausgedruckt für Sie. (zaubert mit leichter Handbewegung, Drucker fängt zu drucken an) Die moderne Technik. Phantastisch. Finden Sie nicht auch? BÖSE FEE Da wir so schön beim Guten Rat austeilen sind will ich... GUTE FEE (unterbrechend) "mich nicht zurückhalten." Ja. Natürlich. BÖSE FEE Bitte sagen Sie Ihrer Person: GUTE FEE (unterbrechend) Das sich Zurückhalten, das haben Sie bisher noch nie fertiggebracht. BÖSE FEE Bitte sagen Sie Ihrer Person: GUTE FEE (unterbrechend) Überhaupt noch nie. BÖSE FEE Bitte sagen Sie Ihrer Person: GUTE FEE (unterbrechend) Ja bitte? Sie wollten mir etwas sagen? 35 BÖSE FEE (nach kurzer Pause) Bitte sagen Sie Ihrer Person: das hier ist Familie Schrecklich aus Berlin. Und das hier ist ein ganz verwöhntes Früchtchen... GUTE FEE Sascha, er ist ein so liebes Kind. (beugt sich über Bett und hat von Böser Fee unbemerkt Fußball in der Hand) GUTE FEE Nein. Lassen Sie. Er schläft gerade so gut. BÖSE FEE ... und ich werde mich ab heute um diese Familie kümmern. Und zwar ausschließlich. (BÖSE FEE besprüht ihre Frisur mit Haarspray vor Spiegel während GUTE FEE Dinosaurier Steiftier in der Hand hält.) GUTE FEE Ach? Ausschließlich? Wir sind gleichberechtigt. (versteckt Steiftier unter Bettdecke) BÖSE FEE Das sind wir. Ja. Aber im Falle Hauser heute: Nein. Hier: Meine offizielle Vollmacht. Ab heute bin ich für Familie Hauser zuständig. Und zwar ausschließlich. (geht durch ihre Handtasche, es fallen Dinge aus dieser) Einen Augenblick. (GUTE FEE hilft aufzulesen.) BÖSE FEE Wie üblich bin ich Ihnen einen Schritt voraus. (wühlt in ihrer Handtasche) GUTE FEE Bis jetzt sind Sie eher ein paar Kilometer zurück. (GUTE FEE übergibt BÖSER FEE aufgelesenes.) BÖSE FEE Danke sehr. GUTE FEE Vielleicht suchen Sie das da. Da sehe ich was größeres. BÖSE FEE Einen Augenblick. Ah ja. Hier. 36 GUTE FEE Endlich. BÖSE FEE Meine offizielle Vollmacht. Kinderheim, Hochsicherheitstrakt; für die Omi... Hier, unterschreiben von der Göttin der Gerechtigkeit persönlich. Ja, unterschrieben von Ihrer Vorgesetzten persönlich. Kurz bevor sie in Urlaub ging. Für die nächsten tausend Jahre. Und sie verlängert immer ihren Urlaub. Ich glaube, ich habe sie noch nie richtig arbeiten sehen. Hier: meine offizielle Vollmacht. GUTE FEE Bitte kein Melodrama. BÖSE FEE Unterschrieben von Ihrer Vorgesetzten persönlich. Ah, und gutgeheißen. Hier, ein handschriftlicher Vermerk. Und hier ein kleiner Nachtrag: diesen Hund, diesen faulen Schmarotzer, den lass ich Kleinmanns Katze auffressen. Die arme, kranke Katze von nebenan. GUTE FEE Und auch gutgeheißen von meiner Vorgesetzten. BÖSE FEE Ja. Möchten Sie sehen? Hier. Bitte. (BÖSE FEE streift zurückweichender GUTEN FEE mit Vollmacht fast das Gesicht.) GUTE FEE Freddy frisst keine Katzen. BÖSE FEE Dann lasse ich den woanders zubeißen. Und für die Kleine, für die denke ich mir noch was aus. (ROSANNA fängt zu heulen an. GUTE FEE stellt ihre Handtasche ab und nimmt ROSANNA tröstend aus der Wiege.) BÖSE FEE Und hier eine Kopie für Sie; meiner offiziellen Vollmacht. Habe ich extra für Sie anfertigen lassen. GUTE FEE (immer noch tröstend) Danke sehr. BÖSE FEE Ich tu ´s in Ihre Handtasche. 37 (BÖSE FEE schließt Handtasche mit lauten Klick auf den GUTE FEE kurz reagiert.) BÖSE FEE Und nun befehle ich Ihnen die Bühne mir zu übergeben, augenblicklich abzugehen und sich heute hier nicht mehr sehen zu lassen. (GUTE FEE legt ROSANNA ein wenig zu abrupt zurück in die Wiege.) BÖSE FEE Das gerade war Ihr letzter Auftritt. GUTE FEE (erreicht kurz fast bösartigen Ausdruck mit Gesicht und Händen; fängt sich) Familie steht unter meinem persönlichen Schutz. BÖSE FEE Und Ihre Vollmacht? GUTE FEE Die werde ich mir hinterher ausstellen lassen. BÖSE FEE Ich werde ein Disziplinarverfahren gegen Sie beantragen. Und einleiten. Auf höchster Ebene. Beantragen und einleiten. GUTE FEE (gähnt) Entschuldigung. Aber Sie haben diesen Effekt auf mich. Und müssen Sie sich immer so verschnörkelt und umständlich ausdrücken? Das würde ich mir abgewöhnen an Ihrer Stelle. (zaubert) (Drucker fängt zu drucken an.) GUTE FEE Das war gerade noch mal ein kleiner Ratschlag von mir. (Drucker hört nicht zu drucken auf. GUTE FEE zaubert ohne Erfolg.) BÖSE FEE Ja, die moderne Technik. (bringt Drucker mit Fußstampfer zur Ruhe) Eine Ihrer vielen, vielen Schwächen. GUTE FEE Adieu. 38 BÖSE FEE Einen Augenblick bitte. Ich habe noch eine kleine Bitte an Sie. GUTE FEE Ah? BÖSE FEE Darf? ich? Das "sich kurz ausdrücken". Könnten Sie mir das bitte mal vormachen. Ich möchte das so gerne von Ihnen lernen. Ich war.te. GUTE FEE Er liebt mich. BÖSE FEE Wer? Dieses Früchtchen? GUTE FEE (lacht verliebt) Er liebt mich. BÖSE FEE Bitte reden Sie weiter. GUTE FEE Nein Danke. Das ist alles das ich zu sagen habe. BÖSE FEE Er liebt Sie. Davon habe ich bisher noch nichts bemerkt. GUTE FEE Er weiß auch noch nichts davon. BÖSE FEE Sie und die Gute Fee, das ich nicht lache. GUTE FEE Bitte nicht. (hält sich die Schläfen) BÖSE FEE Sie sind eingebildet, besser wissend. Inkompetent? Warum kann das niemand sehen? Warum?! In diesem Indianerkostüm hätten Sie wie ein Gänsebraten ausgesehen. Das hat der Kleine gesagt. (lacht) "Wie ein Gänsebraten". Und da hatte er ja auch Recht. Das müssen Sie zugeben. Er meint Sie seien ein paar Hundertausend Jahre alt. "Vielleicht auch schon über eine Million". (lacht) 39 (GUTE FEE tritt auf BÖSER FEE´S Kleid.) BÖSE FEE Ah. (verliert einen Fetzen ihres Kleides) GUTE FEE Ah, jetzt bin ich auf Ihr Kleid getreten. Entschuldigung. Das ist ein ganz delikates Material. Man muss sich darin zu bewegen wissen. (knallt mit Löffel Schokoladen Mouse auf Böser Fee ´s Rücken.) BÖSE FEE Ah. GUTE FEE Entschuldigung. Einen Augenblick bitte. (reibt mit Serviette Schokoladen Mouse in Böser Fee ´s Kleid.) GUTE FEE Geht nicht mehr raus. Total ruiniert. Sie müssen sich umziehen. BÖSE FEE Ich bin gleich zurück. GUTE FEE Einen Augenblick bitte. (hält ausgedrucktes in der Hand) BÖSE FEE Ah. (will ab stürmen) (GUTE FEE tritt BÖSER FEE noch einmal auf ´s Kleid. BÖSE FEE verliert weiteren Fetzen.) BÖSE FEE Ah! (stürmt ab) GUTE FEE Sascha, komm aus dem Schrank raus. Sascha. (öffnet Schranktür) SASCHA (wacht auf) Sind wir schon in Spanien? GUTE FEE Ah, so zusammengekrümmt zu schlafen. 40 SASCHA Wir haben nicht geschlafen. Wir haben trainiert. GUTE FEE Trainiert? SASCHA Ja. In einer Rakete ist es genau so eng. Möchtest du mit trainieren? GUTE FEE Nein Danke. SASCHA Da ist noch genügend Platz für dich. GUTE FEE Nein Danke. SACHA Komm, wir rücken alle ganz eng zusammen. GUTE FEE Ah, und Freddy. Sascha? Sie wird älter? Du sollst sie nicht immer so herumziehen mit dir. (streichelt Freddy) Was stellt der mit dir immer nur so an. (beschaut gelangweilt Bücher im Regal) (Pause) SASCHA Da kannst du dir jedes Buch nehmen das du willst. Und ich habe hier über 250GB gespeichert. Ich habe über 50 Filme nur über Haifische. Die können wir uns alle zusammen anschauen. (GUTE FEE nimmt Buch aus Regal.) SASCHA Das Buch ist über Raumfahrttechnik. Das ist mein Lieblingsbuch. Das sind Galaxien. GUTE FEE Ah, dieser Sternenhimmel. Was für ein schönes Bild. SASCHA Nein! Das sind Galaxien? Du weißt nicht was ´ne Galaxie ist? GUTE FEE Natürlich weiß ich was eine Galaxie ist. 41 SASCHA Was ist dann eine Galaxie? Siehst du, du weist das nämlich nicht. GUTE FEE Natürlich weiß ich was eine Galaxie ist. Eine Galaxie ist -? irgendwo irgendwas. (nimmt weiteres Buch vom Regal) SASCHA Das ist alles über Haifische. Aber nur über die gefährlichsten die es gibt. Ich habe sogar einen Film da wird einem Surfer von einem Haifisch der Kopf abgebissen. Das darf man gar nicht runterladen. Vati und Mutti wissen nichts davon. (GUTE FEE nimmt anderes Buch in die Hand.) SASCHA Das ist über Vulkane. Der Vulkan explodiert nur alle 500 Jahre. Und bald ist es wieder so weit. Ist da nichts dabei das dich interessiert? GUTE FEE Nein. SASCHA Überhaupt nichts? GUTE FEE Überhaupt nichts. (schaut auf Regal; steigt auf Stuhl um Buch zu erreichen; es fallen ihr dabei Bücher vom Regal) SASCHA Die sind alle ganz langweilig. (holt Buch aus Regal) Das ist der erste Hund der in den Weltraum geschossen wurde. FREDDY Wauw wauw wauw wauw wauw! GUTE FEE Freddy. FREDDY Wauw wauw wauw wauw wauw! GUTE FEE (überschneidend) Freddy! Bitte. 42 GUTE FEE (fortgesetzt, liest vor) So traurig, diese Geschichte: Es war einmal ein kleiner Fisch und der liebte einen Vogel. Und das Vöglein sagte: du musst immer nur ganz fest hoffen und ein Wunder wird geschehen. Und der kleine Fisch hoffte. Er hoffte und hoffte. Sein ganzes Leben lang... SASCHA (unterbrechend) Ich bin aber nicht an kleinen Fischen interessiert! 43 1. AKT 4. Szene (MUTTER und VATER kommen herein. GUTE FEE sucht nach Taschentuch in ihrer Handtasche, findet nichts und wischt dann ihre Tränen mit dem Ärmel ihres Kleides ab.) VATER Wie ich das 7 Tage lang in Spanien mit der aushalten soll? MUTTER Pst! Das schaffst du. Sie hat auch ihre guten Seiten. VATER Warum zeigt sie die dann nicht? Warum versteckt sie dir vor mir? Lass ihn, er schläft. MUTTER Du, der is´ weg. SASCHA Nein. Ich bin hier. MUTTER Sascha? Was machst du denn auf dem Boden? Und was tun die ganzen Bücher hier? VATER Und das da? Der Saustall? (zeigt auf aus Regal gefallenen Büchern) War das schon wieder die Gute Fee? SASCHA Ja! Aber das stimmt nicht was sie gesagt hat. Sie hat gesagt die Welt sei 400 Millionen Jahre alt. (BÖSE FEE kommt herein. Sie trägt Mittelding zwischen Haute Couture und Feen Look.) BÖSE FEE Die Welt ist 4 1/2 Milliarden alt und 43 Tage. SASCHA Stimmt das? GUTE FEE Das wird schon stimmen. 44 SASCHA Aber dann hast du dich ja um über 4 Milliarden Jahre verrechnet? Musstest du nie Prüfungen machen? GUTE FEE Doch. Aber das war vor tausenden von Jahren. Und Zahlen, das war noch nie meine Stärke. SASCHA Sie hat sich um über 4 Milliarden Jahre verrechnet? MUTTER Wer hat sich verrechnet? SASCHA Die Gute Fee?! (GUTE FEE steht in eleganter mit Rücken zu Publikum.) MUTTER Du hast von der Guten Fee geträumt. SASCHA Nein! Sie ist hier! Es gibt auch eine Böse Fee. Es gibt tausende von Feen. Aber nur zwei sind gekommen. (flüsternd) Das ist die Böse Fee. BÖSE FEE Angenehm. SASCHA (flüsternd) Sie ist die Oberfee aller Bösen Feen. Aber sie sagt, das sei genau anders rum. (MUTTER sieht GUTE FEE und begutachtet deren Kleid.) BÖSE FEE Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie hier so unangemeldet überfalle. SASCHA Und das ist die Gute Fee. BÖSE FEE Ah, jetzt tut sie wieder so geheimnisvoll. Dieses affektierte, eingebildete Benehmen. VATER Guten Abend. 45 GUTE FEE Ich hätte die Bücher ins Regal zurückstellen sollen. Ich entschuldige mich. VATER (verlegen) Nein, nein... GUTE FEE (zu Mutter) Mein Kleid. Es gefällt Ihnen? MUTTER Ja. GUTE FEE Ah, ich bin ganz verliebt in dieses Kleid. MUTTER Ich weiß nicht ob mir das stehen würde? Was für Material ist das? GUTE FEE Ich weiß selber nicht richtig. Bitte. MUTTER (fühlt Stoff) Es fühlt sich himmlisch an. GUTE FEE Ja. Und auch so angenehm zu tragen. Ich weiß was Ihnen stehen würde. MUTTER Ja? GUTE FEE (immer noch zu Mutter) Einen Augenblick bitte. Entschuldigung. Formalitäten. (stellt sich zurück in Pose) Nur wer weinen und lachen kann, kann mich sehen! SASCHA Müssen wir jetzt alle eine Prüfung machen? GUTE FEE Ja. VATER Ich kann lachen und weinen. Über deine Mutter kann ich gleichzeitig lachen und weinen. So weit hat sie mich gebracht. 46 SASCHA Hat Vati die Prüfung bestanden? GUTE FEE Auf Bewährung. SASCHA (zu Vater) Sie ist 6tausend Jahre alt. Sagt sie. Sie kommt mit uns auf den Mond. MUTTER Auf den Mond? GUTE FEE Sascha. SASCHA Ja. Aber da wisst ihr noch nichts davon. Ich muss euch zuerst noch überreden. Ich habe schon eine Raumstation organisiert. Sie hat mir eine versprochen. GUTE FEE Sascha, ich habe nur die Möglichkeit angedeutet... SASCHA (unterbrechend) Nein, du hast mir eine versprochen. VATER Ich habe eine Idee. Wir schießen deine Omi auf den Mond. Und dann kann sie uns erzählen wie ´s dort oben war. Falls sie wieder zurückkommt. SASCHA Ja, weil wenn sie in die andere Richtung fliegt, dann fliegt sich durch den Weltraum immer weiter weg. VATER Das gefällt ihr vielleicht. SASCHA Aber irgendwann geht der Sauerstoff aus und sie hat nichts mehr zu essen. VATER Dann klappt das endlich mal mit Ihrer Diät. GUTE FEE Die Bewährung läuft nicht besonders gut. (OMI schaut herein) 47 OMI Habt ihr ´ne Party hier? Bin ich eingeladen? Ute: es ist 5 nach 12. Und niemand hat mit mir angestoßen. MUTTER Mutti, um Gottes Willen. OMI Seit 5 Minuten sitze ich da draußen, mutterseelenallein. An meinem Geburtstag. MUTTER Mutti, es ist so viel los hier? OMI Was soll denn hier los sein? SASCHA Die Gute und die Böse Fee sind gekommen. OMI Wie bitte? SASCHA Die Gute und die Böse Fee. OMI Von was redet der? Ich verstehe kein Wort. Der geht schon so richtig nach seinem Vater. MUTTER Mutti, bitte. OMI Nein, das musste mal gesagt sein. MUTTER Das hast du heute Abend schon mindestens fünf Mal gesagt. OMI Ach du hast gezählt? Ja, das habe ich heute Abend schon mindestens 5 Mal gesagt. Ich habe mich zurück gehalten. MUTTER Komm, wir stoßen jetzt an. OMI Nein, jetzt ist es zu spät. Nächstes Jahr vielleicht. MUTTER Mutti. 48 OMI Nächstes Jahr habe ich auch wieder Geburtstag. Wenn ich dann noch am Leben bin. ACHIM Hast du vor uns zu verlassen, Hannelore? MUTTER Herzlichen Glückwünsch, Mutti. OMI Danke. Na ja, besser zu spät als nie. SASCHA Wo will Omi hin? OMI Irgendwann einmal kommt deine Omi in den Himmel. SASCHA Aber vorher kommst du ins Krematorium. MUTTER Sascha. SASCHA Das hat Vati gesagt. Omi sei... MUTTER (unterbrechend) Sascha, komm mal hier her. Du hast einen ganz schmutzigen Mund. SASCHA (während er den Mund geputzt bekommt) Omi sei im Krematoriums Alter. Das hat Vati gesagt. GUTE FEE Entschuldigung. OMI Achim, und du möchtest mir nicht zum Geburtstag gratulieren? VATER Herzlichen Glückwunsch, Hannelore. OMI Danke sehr. Das ist sehr freundlich von dir. Und ins Krematorium komme ich erst nachdem dein Vater mich fertig gefoltert hat. 49 SASCHA Am Marterpfahl. OMI Ah. Ich hätte doch gleich auf den Flughafen sollen. Anstatt hier zu kommen. Das habe ich wieder mal ganz falsch gemacht. Entschuldigung. MUTTER Mutti. Wir wollten uns hier einen schönen Abend machen. Und deinen Geburtstag feiern. Bevor wir los fliegen. OMI Ja das wollten wir. So war das geplant. (hämisch) Aber die Schuld liegt wieder mal nur bei mir. Wie üblich und wie immer. Ich entschuldige mich. MUTTER Mutti. OMI Wie ich das 7 Tage mit dem aushalten soll? MUTTER Mutti, morgen laden wir dich groß zum Essen ein. OMI Ute? Ich bin auf einer Diät? GUTE FEE Entschuldigung. OMI Ich komme hier her, schaue mir diesen blöden Krimi an und dann sitze ich dann auch noch und bekomme nicht mal du hättest ruhig was kochen können. Nein! Ich nehme alles zurück. Ein ganzes Büffet. Für mich. Ute? Aber das wäre doch nicht notwendig gewesen. Achim, du bist ein Schatz. (küsst) Du hast mich ja heute auch schon genug geärgert. Er hat sie umgebracht. GUTE FEE Entschuldigung. SASCHA Die Gute Fee möchte etwas sagen. VATER Nein, Hannelore. Sie hat ihn umgebracht. 50 OMI Warum lag sie dann im Sarg? VATER Sie hat nur so getan. OMI Als ob sie umgebracht sei? VATER Ja?! OMI Ja aber dann war sie ja nie...? dann... und da soll noch jemand mitkommen. Die machen diese Krimis viel zu kompliziert heutzutage. Ah, Bacardi, Ole ole! (zu Vater) Schenk mir mal ´n kleinen ein. SASCHA Da könnt ihr euch bedienen so viel ihr wollt. OMI Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen. Ah, diese belgischen Pralinen, Köstlich. Ah, ich habe immer noch nicht ganz meine Urlaubstaille. Du, ich sagte: ´n Kleinen. Nicht ´n Teelöffel. Meine Medizin, das kommt später. (nimmt Vater Flasche aus der Hand und schenkt sich selber ein) Ich dachte schon: bekomme ich heute überhaupt nichts? Mich an meinem Geburtstag so verhungern zu lassen? MUTTER Mutti, du sagtest, du bist auf einer Diät. OMI Aber nicht an meinem Geburtstag?! BÖSE FEE Angenehm. OMI Kennen wir uns? BÖSE FEE Ja. OMI Ja? Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor. Ja, ich bin sicher wir kennen uns. 51 SASCHA Das ist die Böse Fee. OMI Ute, bitte sage deinem Kind er solle sich benehmen. Diese charmante Frau als Böse Fee zu bezeichnen? SASCHA Sie ist nicht besonders attraktiv und hat einen furchtbaren Geschmack. OMI Ute, bitte. Jetzt greif du mal hier ein. Na ja, ich weiß ja von wem er das hat. BÖSE FEE Ah, ich freue mich ja schon so auf Spanien. (GUTE FEE flüstert Mutter ins Ohr.) OMI Ach, Sie kommen mit? Wie interessant. (GUTE FEE und Mutter wollen abgehen.) OMI Ute, komm mal hier her. Ich bin mal wieder die Letzte die hier was erfährt. MUTTER Mutti, das kam für uns alle als Überraschung. SASCHA Und das ist die Gute Fee. Omi Wo? SASCHA Hier? Vor dir? OMI Ute, von was redet der? Ich verstehe kein Wort. Ja, schon ganz der Vater. SASCHA Hier. Da steht sie doch? OMI Wo ist denn meine Brille? Wo ist denn die schon wieder hin? (MUTTER schupfst Vater.) 52 VATER Au. (geht ab) MUTTER Achim schaut schon nach deiner Brille. OMI Hast du je erlebt, dass der was findet wenn er was sucht? (stürmt ab) SASCHA Das ist meine Omi. GUTE FEE Ich kenne deine Omi. Ich habe sie als kleines Mädchen kennen gelernt. Es war eine schwierige Zeit. BÖSE FEE Einzelhaft im Hochsicherheitstrakt. Frau Hannelore Billermann überlassen Sie doch sicherlich mir. Über diese Dame bekommen wir uns bestimmt nicht in die Haare. Das sehe ich doch richtig. GUTE FEE Sie haben noch nie etwas richtig gesehen. (Vater kommt mit Brille zurück.) VATER Wo ist Hannelore? Hat sie sich in Luft aufgelöst? SASCHA Das geht doch gar nicht. MUTTER Sag Omi wir hätten die Brille gefunden. (SASCHA geht ab. GUTE FEE flüstert Mutter ins Ohr. Beide wollen abgehen.) BÖSE FEE Frau Hauser, wenn ich Ihnen einen Gute Rat geben darf... GUTE FEE (unterbrechend, zu Böser Fee mit Teller in der Hand) Nugat Nuss. 53 OMI (von hinter den Kulissen, dann hereinkommend) Ja sagt mal?! Ihr hättet die Brille gefunden? Und ihr lasst mich da draußen suchen? Das ist ja kaum zu glauben. (OMI nimmt Vater Brille aus der Hand. SASCHA kommt herein. GUTE FEE setzt Teller ab.) MUTTER Was ist los, Mutti? OMI Das ist die Brille die letztes Jahr verloren ging. Wo kommt denn diese Brille her? MUTTER Kannst du diese Brille nehmen? OMI Die andere wäre mir natürlich schon lieber. (VATER geht ab.) OMI Achim schaut schon nach deiner Brille. OMI Und du meinst wirklich das der was findet wenn er was sucht? Das wäre das Erste Mal. Eine Premiere. (GUTE FEE möchte zögernde MUTTER abführen.) OMI Jetzt können Sie mal sehen was ich hier mitmache. Hätte ich nicht die Geduld von Heiligen. Na ja, ich bekommen ja schließlich auch mein tägliches Training hier. Jetzt taucht die nach einem Jahr wieder auf. Ute, diese Unordnung in diesem Haus. Ich weiß nicht von wem du das hast. Also bestimmt nicht von mir. SASCHA Da is´ ´ne Brille. OMI Wo? (Brille hängt an Omi ´s Rücken.) 54 OMI Jetzt war die Brille hier? Die ganze Zeit. Ja sagt mal? Konntet ihr das nicht sehen? Ich habe keine Augen da hinten? Und warum wollte ich jetzt diese Brille? (GUTE FEE setzt Omi Brille auf.) MUTTER Sag Vati, wir hätten die Brille gefunden. (SASCHA geht ab.) GUTE FEE Angenehm. OMI Und wer sind Sie? GUTE FEE Sie kennen mich. OMI Nicht das ich wüsste. (GUTE FEE möchte MUTTER abführen.) OMI Ute, komm mal hier her. MUTTER Mutti, ich wollte gerade.... OMI (unterbrechend) Nein, jetzt bin ich an der Reihe. Ich bin schließlich deine Mutter. Nur falls du das vergessen hast. Ute, was geht hier vor? Warum lasst ihr mich über alles im Dunkeln? Warum habe ich nicht den leisesten Schimmer was um mich herum passiert? Kommt die auch mit nach Spanien? MUTTER Ich weiß es nicht? OMI Was heißt du weist es nicht? Läuft da irgendwas? Was geht hier vor? Hat Achim, hast du, habt ihr? MUTTER Ich weiß nicht von was du redest? OMI Läuft das etwas sexuelles? 55 MUTTER Mutti? Nein? OMI Achim steht schließlich auf reifere Frauen. Du bist ja schließlich auch um einiges älter als er. MUTTER Um drei Monate, Mutti? BÖSE FEE (übergibt Bacardi) Ole. (MUTTER wird von GUTER FEE abgeführt.) OMI Danke sehr. Ute, komm mal hier her. Ute? Ah, jetzt können Sie mal sehen was ich hier mitmache. Ach, ich freue mich ja so, dass Sie mitkommen. Auf Spanien. BÖSE FEE Auf Spanien. OMI Gottchen, schon wieder pur. Gang schöner Batzen den ich da dazu geschossen habe. Ich bin im Grunde genommen ja auch bettelarm. Er war arbeitslos. Und den Job den er jetzt hat, na ja, ich will ja nichts sagen. Ich habe mir ja vorgenommen den Mund zu halten. Ah, und diese Wohnung. Das gehört alles viel mehr begrünt! Was is´ ´en schon wieder mit der Pflanze los? ("Pflanzenleiche" in beiden Armen haltend) Ute?! BÖSE FEE Auf Spanien. OMI (wirft "Pflanzenleiche" achtlos zur Seite) Auf Spanien. Ah, 7 Tage. Wir sollten mindestens für 3 Wochen gehen. Wenn wir nur eine kleine Zweitwohnung dort hätten. (SASCHA und VATER kommen herein.) BÖSE FEE Vielleicht kann ich was arrangieren. OMI Sascha! Komm mal hier her. Gib dieser lieber Frau mal ein Schmatze Küsschen. 56 SASCHA Ahm, ich weiß nicht wie das geht. BÖSE FEE Dann bringe ich es dir bei. OMI Sascha, Schmatze Küsschen. SASCHA Ah, ich schicke lieber Vati. OMI Der stellt sich heute mal wieder an. Komm, gib dieser lieben Frau mal ein Schmatze Küsschen. VATER Dann gib ihr halt ein Küsschen. OMI Sascha, jetzt bitte folge deinem Vater. Du, wir werden jetzt alle gleich ganz böse mit dir. GUTE FEE (schaut herein) Sascha, komm mal bitte hier raus. Deine Mutti braucht dich. Ah, so folgsam. Springt sofort. Nein, halte die Tür auf. (von der Bühne) Augenblick. (GUTE FEE zaubert: Musik, "Big Spender" und neues Licht und Scheinwerfer auf herein kommende Mutter. Mutter trägt etwas durchsichtiges weises Kleid, hat lange herabhängende Haare und tanzt ein wenig.) OMI Ute, ich bin schockiert. Du willst doch nicht etwa so mit uns mit? Willst du so nach Spanien fliegen? Was trägst du denn darunter. (VATER schenkt Bacardi ein in zwei Gläser.) MUTTER Nichts. OMI Nichts? (VATER übergibt Glas und fühlt.) 57 VATER Tatsächlich. Ex. (VATER und MUTTER stoßen an und, trinken und küssen sich dann.) OMI Das ist eine andere Zeit heute. Da kommen wir nicht mehr mit. Wo ist denn meine Brille? VATER Hier (schenkt nach.) OMI Nein. Meine Uhr wollte ich sagen. Wie geht das den aus? (haut auf die Musikanlage) 3.15 Uhr. Ute? Wir müssen los. (VATER und MUTTER stoßen an und trinken.) OMI Immer diese Billigflüge mitten in der Nacht. Das ist das einzige, dass wir uns leisten können. Hoffentlich haben wir nicht so lange Verspätung. SASCHA Ich habe eine Idee. OMI Da so stundenlang auf dem Flughafen zu sitzen. SASCHA Wir lassen uns hinzaubern. MUTTER Hinzaubern? OMI Da gebe ich immer so viel Geld aus. SASCHA Geht das? GUTE FEE Ausnahmsweise. MUTTER Nach Spanien? Sie können uns einfach so nach Spanien zaubern. SASCHA Ja!? Ihr wollt ja nicht auf den Mond? 58 OMI Auf den Mond? Von was redet der? MUTTER Und das geht? GUTE FEE Ja. MUTTER Sie können uns einfach so auch Spanien zaubern? GUTE FEE Ja. Natürlich. Und dann sind wir alle im Nu dort. Bitte hier hinstellen. SASCHA Omi, hier hinstellen. OMI Wohin? SASCHA Hier. OMI Und warum? Was ist los? MUTTER Wir lassen uns hinzaubern, Mutti. OMI Hinzaubern? Wohin? VATER Nach Spanien. SASCHA Müssen wir alle die Luft anhalten? GUTE FEE (lachend) Nein. OMI Entschuldigung. Das habe ich jetzt nicht richtig mitbekommen. MUTTER Wir lassen uns alle hinzaubern. OMI Hinzaubern? Wohin? 59 SASCHA Nach Spanien! MUTTER Natürlich nur wenn dir das Recht ist, Mutti. OMI Warum soll mir das nicht recht sein? Das ist das erste vernünftige Wort das ich heute höre. (GUTE FEE zaubert Gleichung an die Wand: X x X x 1/4 = (nach Pause) Bild von abstürzendem Vögelchen.) GUTE FEE Nein. OMI Jetzt wart mal, wenn wir hingezaubert werden, dann kann ich noch ein bisschen mehr mitnehmen. (eilt ab) SASCHA Gefällt sie dir? VATER Ja. SASCHA Sie ist 6tausend Jahre alt; sagt sie. VATER So alt? Das wäre nichts für mich. SASCHA Das würde mir nichts ausmachen. Vielleicht ist sie auch schon über eine Million. (GUTE FEE zaubert andere Gleichung an die Wand: X x X x X 4/4 = (nach Pause) Bild von totem auf Rücken liegenden Vögelchen.) GUTE FEE Nein. VATER Ich nehme meine Harpune mit. (rennt ab) SASCHA Vati nimmt seine Harpune mit. 60 GUTE FEE Seine Harpune? Nein. SASCHA Soll ich ihn holen? GUTE FEE Ruhe. Bitte. Ich muss mich konzentrieren. (zaubert an die Wand: 2 x 2 = (nach Pause) 4; überlegt) Nein. SASCHA Soll ich dir mein Mathematikbuch holen? GUTE FEE Ist das etwas ausführliches? SASCHA Ja. Bis hier her sind wir gekommen. GUTE FEE Band 1. Ich brauche Band 6. Danke, Sascha, aber das hat keinen Wert. SASCHA Da, mein Taschenrechner. GUTE FEE Danke. Den nehme ich für alle Fälle. (VATER kommt herein mit Harpune, gefolgt von Omi mit einem Stapel Handtücher.) OMI Wir nehmen besser unsere eigenen Handtücher mit. Über Spanien habe ich schon so schlimme Sachen gehört. GUTE FEE Ruhe. Bitte. SASCHA Pst. Die Gute Fee zaubert. (GUTE FEE zaubert X x X x X 1/5 = (nach Pause) Bild von auf Ast sitzendem Vögelchen.) OMI Muss das gepackt werden oder kann das so mit? Frag sie mal. 61 GUTE FEE Wie negiere ich eine negative Negation? OMI (nach kurzer Pause) Also da bin ich überfragt. Aber warum fragen Sie nicht den Hausherrn? Der weiß ja sonst auch immer alles. GUTE FEE Achtung. (GUTE FEE zaubert: X x X x X 2/5 = Bild von Familie Hauser im Sturzflug.) GUTE FEE Nein. Stopp. OMI Sag mal, weiß die was sie tut? SASCHA Sie ist die Gute Fee. OMI Ja aber weiß sie was sie tut. Ich habe da so meine Bedenken. GUTE FEE Achtung. BÖSE FEE (sitzend mit Drink) Achtung. Es geht weiter. OMI Nein. Stopp. `N Augenblick. Ich nehme nur noch ein wenig Wegzehrung mit. (nimmt Bacardi Flache in die Hand) GUTE FEE Achtung: (GUTE FEE zaubert: X x X x X 1/2 = Bild von fliegender Familie Hauser.) GUTE FEE Ja. Jetzt! (Pause) SASCHA Sind wir schon in Spanien? 62 GUTE FEE Ah, ich weiß was ich falsch gemacht habe. OMI Und so willst du über Berlin fliegen? Also nein, das... Sie kommen nicht mit? BÖSE FEE Nein Danke. Ich fliege Erste Klasse. Berlin-Torremolinos. 10.50 h. Eine zivilisierte Zeit. GUTE FEE Jetzt! (Explosion. BÖSE FEE springt auf vor Schreck. Stuhl fällt auf "Pflanzenleiche". Bücher fallen vom Regal.) ALLE (durcheinander) Ah... GUTE FEE Nein. Stopp. Entschuldigung. Nochmals. Achtung: SASCHA Omi ist schon weg. MUTTER Mutti? GUTE FEE Frau Billermann? Durchsuchen Sie die Wohnung. Sie ist vielleicht auf dem Balkon. (SASCHA rennt auf den Balkon.) MUTTER Du gehst in die Küche. (VATER und Mutter eilen ab.) SASCHA Im Schrank ist sie auch nicht. GUTE FEE Schau noch mal nach. SASCHA Nein, da ist sie nicht. 63 GUTE FEE Ich schaue auf den Balkon. SASCHA Nein, da habe ich schon nachgeschaut. (nach kurzer Pause) Ja, dann ist sie halt schon weg. BÖSE FEE Ja, "dann ist sie halt schon weg". Ihrem Talent nach zu schätzen wird Frau Billermann in Kürze irgendwo im Mittelmeer landen. Im Sturzflug, so nehme ich an. Nein, Ihrem Talent nach zu schätzen landet sie eher mitten im Atlantik. SASCHA Dort wo´s die hohen Wellen gibt? BÖSE FEE Ja, "dort wo´s die hohen Wellen gibt". Und da geht sie dann so schön rauf und runter. SACHA Sie wird vielleicht von einem Delphin gerettet. BÖSE FEE Ja. Es kann aber auch sein, dass ein kleiner Haifisch kommt. SASCHA (zu Guter Fee) Manchmal beißen sie einem nur den Kopf ab. Manchmal fressen sie einen aber auch ganz auf. (MUTTER und VATER kommen herein.) MUTTER Habt ihr sie gefunden? GUTE FEE Nein. SASCHA (zu rennend) Vati! Omi ist im Atlantik gelandet und wird vielleicht gleich von einem Haifisch aufgefressen! BÖSE FEE Mein Kompliment. Das hätte ich nicht besser hingebracht. GUTE FEE Wir müssen los. Schnell. Auf den Balkon. 64 MUTTER Rosanna. (VATER holt Wiege.) GUTE FEE Ist das Südseite? MUTTER Nein. Ihr Fläschchen. In der Küche. (VATER übergibt SASCHA Wiege und eilt ab.) GUTE FEE Haben Sie Südseite? MUTTER Das Küchenfenster. GUTE FEE Dann schnell. Durch ´s Küchenfenster. MUTTER (während sie Pullover aus dem Schrank holt) Du ziehst dir noch mal einen Pullover über. SASCHA Nein, ich ziehe keinen Pullover an. Ich will das t-Shirt. Nein. Das mit Superspinne drauf. GUTE FEE Wenn ich so mache, dann fliegen wir alle los. SASCHA OK. GUTE FEE Welcher Stock ist das. SASCHA Wir wohnen parterre. (zieht sich t-Shirt über) GUTE FEE Gut. Dann kann nichts passieren. SASCHA Freddy? (zu Guter Fee) Sie muss zu Kleinmanns. Solange wir in Spanien sind. Das is ´n Billigflug. Da darf sie nicht mit. Wir können uns nur Billigflüge leisten. 65 GUTE FEE Ja. Natürlich. SASCHA Zaubere sie jetzt einfach gleich schon rüber. Zu Kleinmanns. 12 B. GUTE FEE 12 B? SASCHA Ja. GUTE FEE Gut. Nein. Ich mache das von unterwegs. Wir müssen los. Schnell. Jetzt! (ALLE außer BÖSER FEE und FREDDY rennen los. VATER kommt zurück mit Fläschchen.) SASCHA Nein, Vati, wir fliegen ab durch ´s Küchenfenster! (ALLE außer BÖSER FEE und FREDDY rennen ab.) BÖSE FEE Guten Flug! FREDDY (wacht auf) Wauw. Wauw. Wauw wauw wauw wauw wauw wauw wauw! (Vorhang) (FREDDY bellt crescendo-artig mit nur seltenen und kurzen Unterbrechungen die ganze Pause über.) 66 2. AKT 1. Szene (In spanischer Hotelbar. 2 Türen. Durch großes, offenes Fenster sieht man blauen Himmel, Sonne und Palmen.) (OMI sitzt an der Bar neben ihrem Stapel Handtücher. Sie trägt Bettlaken als Kleid. BARMANN hinter der Bar.) OMI Ole, ole! (stößt mir Barmann an) José, Musica! SASCHA (kommt hereingerannt durch Tür 1) Omi! OMI Sascha! (VATER, Mutter und GUTE FEE kommen herein durch Tür 1.) OMI Noch mal ´n kleinen bitte. Ja sagt mal? Wo ward ihr denn? Die letzte Absteige. Ute, die Zimmer, schrecklich. 2 km vom Strand. Im Untergeschoß. Also für den Seeblick brauchst de ´ne gute Brille. José ist Espanol. Er redet und redet. Ich tue immer so als ob ich alles verstehe. Hattet ihr einen guten Flug? Jetzt erzählt doch mal!? War das Paris oder Barcelona? Oder wie seid ihr gekommen? Ach, ich kam mir vor wie im Windkanal. Ich fühle mich 10 Jahre jünger. Na der schenkt wenigsten richtig ein. Und dieser Sonnenaufgang?! Zum Glück hatte ich was zum trinken mit. Ich wäre verdurstet unterwegs. Und einmal war ich mitten in einem Vogelschwarm. Ach, das war so schön. Und diese Vögelchen um mich herum, die fingen an zu zwitschern und zu flattern und waren aufgeregt. So etwas wie mich da oben sahen die noch nie. Du, und ich bin sicher, die Spanische Luftwaffe war hinter mir her. VATER (leise, zu Mutter) Die waren auch hinter uns her. MUTTER Was? 67 OMI Um mich herum war plötzlich ein ganzes Geschwader von denen. Du, und als die Spanische Luftwaffe kam da sind diese Vögelchen auseinander gestoben. Morgen können wir umziehen. Salute! Weil in dem Kellerloch bleibe ich nicht. Auf das Essen hier bin ich ja schon mal gespannt. Du, die Handtücher sind angekommen. Aber sonst noch nichts. Kommt, ihr braucht was nach dem Flug. José! Tapas! Jetzt erzählt doch mal. Wo habt ihr denn meine Freundin gelassen? Die sollte doch schon längst hier sein? GUTE FEE Ihre Freundin... OMI (unterbrechend) Ach so, die fliegt ja Erster Klasse. GUTE FEE Ihre Freundin hat... OMI (unterbrechend) Aber die müsste doch schon längst hier sein?! GUTE FEE Ihre Freundin hat... OMI (unterbrechend) Ja warum ist sie denn immer noch nicht hier?! GUTE FEE Ihre Freundin hat 3 Stunden Verspätung. OMI Wisst ihr was? MUTTER Mutti, deine Freundin hat 3 Stunden Verspätung. OMI Was? Drei Stunden? Um Gottes Willen. Drei Stunden auf dem Flughafen sitzen. Die Arme. Na ja, das kommt davon wenn man immer sein eigenes Süppchen gekocht haben will. VATER Du, das ist ein Bettlaken das die um sich hat. MUTTER Mutti? Was hast du denn da an? 68 OMI Also was ihr könnt, kann ich schon lange. Gottchen, was ich hier schon alles angestellt habe. "Und wie viel hat sie schon wieder intus?" Das geht dir durch den Kopf. Ute, dein Mann ist ein offenes Buch. SASCHA Wohnt hier James Bond wenn er in Spanien ist? OMI Nein, hier wohnt Achim Hauser wenn er in Spanien ist. Eure Zimmerschlüssel. Wo ist denn schon wieder meine Brille hin. José! Brille?! (Barmann schenkt nach.) OMI Basta, basta. Gottchen, ich wusste nie, dass ich so gut Spanisch spreche. Salutchen! Jetzt erzähl doch mal? Hattet ihr einen guten Flug? VATER Du, deine Mutter trinkt Bacardi pur. MUTTER Achim, wir sind im Urlaub. Vorsicht! (Koffer fallen von der Decke.) GUTE FEE Ah. (springt zur Seite) OMI Kommt uns jetzt schon die Decke auf den Kopf? MUTTER Unser Gepäck ist angekommen. OMI Wo? Na endlich. Das wird ja auch so langsam Zeit. Du? Das ging einfach so am Zoll vorbei. Auf dem Rückweg? Was könnten wir denn mitnehmen von hier? Ja, Achim, wir sind im Urlaub. Man muss auch manchmal ein wenig ausspannen. Ich bin das ganze über Jahr vernünftig. VATER Jetzt hör dir das an. OMI Da will ich nicht auch noch im Urlaub vernünftig sein. (haut Glas auf die Theke und Bar leicht kaputt) 69 MUTTER Mutti. Vorsicht. OMI Kann ich doch nichts dafür, dass das so eine Bruchbude ist. Da, nur das spilligste Sprer, das spilligste Sprerholz, das spilligste, jetzt helft mir doch mal! (haut mit Faust auf die Theke) MUTTER Mutti, bitte bleibe vernünftig. OMI Ich weigere mich vernünftig zu sein. Wenn ich einmal im Jahr ein bisschen rauskomme. Passiert selten genug. Ole, ole! SASCHA Kann Omi Spanisch. VATER Nein, das kann sie nicht. OMI José, kaputt. (zeit auf Bar und stößt mir Barmann an) Salutchen! Ja sagt mal: wo ward ihr denn so lange? SASCHA Wir waren in England. OMI Ah, wenn mir der was antun würde, da würde ich nicht um Hilfe schreien. ´N Seitensprung mit dem, Ute das könnte ich dir verzeihen. SASCHA Wir waren in England. OMI Wo ward ihr? SASCHA In England! OMI In England? Was will denn ein halbwegs vernünftiger Mensch in England? (Polizeisirene. FREDDY kommt herein.) 70 OMI Es wimmelt hier vor Polente. Du, die haben schon das halbe Hotel verhaftet. Was ich in dieser Bude hier schon mitgemacht habe? Na ja, wir sind ja schließlich auch in Spanien. SASCHA Und dann waren wir in Florida. OMI Florida? Von was redet der? SASCHA Wir waren in Florida. Und da waren wir immer noch falsch. OMI Was? Ihr ward in Florida? Florida, ah. Da wollte ich schon immer mal hin. Ah, wäre ich nur mit euch geflogen. Sagt Mal? Ich dachte der Hund bleibt bei Kleinmanns? SASCHA Freddy! (Barmann schenkt nach.) OMI Basta, basta! Ah, so exotisch. Der wäre mir eine Sünde wert. Man gönnt sich ja sonst nichts. Schaut mal, das arme Tierchen. Ganz verstört. Ja sagt mal, wie lange war die den in der Luft. Gib ihr mal ein bisschen Wasser. Jose! Aqua! Da hängen ja ganze Eisklumpen. Kam die über den Nordpol? SASCHA Jetzt haben wir das Hundefutter vergessen. OMI Hundefutter haben die genug in der Absteige. Auf das Hundefutter hier bin ich schon mal gespannt. MUTTER Wir müssen Kleinmanns anrufen. Die suchen nach ihr. (BARMANN kommt mit Tablett. VATER telefoniert mit Handy im Hintergrund. Polizeisirene.) OMI Guck mal, jetzt kommt das Aqua. Wo hab ich bloß das ganze Spanisch her? Ich dachte immer, ich hätte kein Talent für Sprachen. Ich hätte Sprachlehrerin werden sollen. Ah, hier sind die Tapas. Ach schau mal, wie süß, da sind 3 Oliven drin. Na ja, dann wird das endlich mal mit meiner 71 OMI (fortgesetzt) Diät. Sagt mal, bin ich blind oder ist da nichts drin. VATER (ins Handy) Hallo? Frau Kleinmann! - Freddy ist in Spanien! - Ja, in Spanien. Wir haben den Hund jetzt doch mit! OMI Richte ihr auch Grüße von mir aus. VATER (ins Handy) Das hat jetzt doch noch geklappt. - Ja, sie ist auch geflogen! - Das, - das - das werden wir alles regeln. OMI (ins Handy) Frau Kleinmann, wir sind in Spanien. Die Sonne scheint. Es ist phantastisch. VATER (ins Handy) - Ja, wenn wie zurück sind. OMI José? Nix drin?! SASCHA Das ist ein Aschenbecher. OMI Aschenbecher? Ach, ich werde hier nur in Versuchung geführt. Wo ist denn schon wieder meine Brille hin. Ist die immer noch nicht da? VATER Wo hast du sie denn hingelegt? OMI Hingelegt? Ich rede über meine Freundin. Ist die immer noch nicht da? GUTE FEE Ihre Freundin fliegt Erste Klasse. VATER Kleinmanns haben die Tür aufbrechen lassen. Die dachten Freddy sei in der Wohnung. MUTTER Um Gottes Willen. 72 OMI Ja, ich hatte auch mal einen Traum. Ich wollte auch immer nur Erste Klasse fliegen. Aber es kam alles ganz anders. (schluchzt) So ganz anders. Ah... (Polizeisirene. BARMANN bietet Omi Zigarette an.) VATER Deine Mutter ist stockbesoffen. Die Polizei und der Tierschutz hätten sich auch eingeschaltet. Und mit ´nem Gummistock sei irgendwas los. MUTTER - Nein, Mutti, du hast dir das Rauchen abgewöhnt. OMI Ob ich jetzt ein paar Jahre früher oder später in die Luft gehe, das kümmert sowieso niemanden. (zu Barmann) Ich trinke ja sonst immer nur Lemonade. José! Musica! (BARMANN macht die Musik an.) MUTTER Mutti, gib mir die Zigarette. OMI Nein. (rennt hinter die Bar) VATER Wir bringen sie auf ihr Zimmer. MUTTER Mutti, komm. (zu Vater) Mach die Musik leiser. OMI Ole, ole! (Musik wird lauter.) OMI (tanzt auf der Bar zu "Eviva Espana") La la la, lalalalalala... 73 SASCHA (macht die Musik aus, zu Vater) Der Knopf ist der Lautstärkeregler? Hier geht ´s an und aus? OMI Und heute Abend machen wir die Stadt unsicher. MUTTER Ja, Mutti. (MUTTER und VATER stützen OMI von beiden Seiten.) OMI Wo gehen wir hin? VATER Wir werfen dich jetzt in Swimming Pool. Zum Ausnüchtern. OMI Ja. Was? MUTTER Achim? Musst du immer so mit ihr reden? Mutti, du legst dich jetzt ein bisschen hin. (Polizeisirene wird lauter und hört auf.) OMI Ja. Nein. Ich kann jetzt nicht auf mein Zimmer. Nein, ich gehe alleine. MUTTER Mutti, du kannst nicht mehr gerade gehen. OMI Nein, da könnt ihr jetzt nicht mit. Was is´ ´en mit der Musica? GUTE FEE Wir hätten vielleicht doch besser auf den Mond fliegen sollen. MUTTER Hol mal ihren Schlüssel. (zeugt auf die Theke) OMI José, schenk mir noch mal einen ein. (GUTE FEE nimmt OMI Glas aus der Hand.) 74 OMI Zum Abgewöhnen. Die heißen alle José hier. (GUTE FEE stellt Glas auf Bar ab. BARMANN will einschenken.) GUTE FEE (hält Hand über die Bar) Nein. Danke. (BARMANN lehrt GUTER FEE Bacardi über die Hand.) GUTE FEE Ah. BARMANN Desculpa, Senora. (BARMANN schleckt GUTER FEE´S Hand ab. GUTE FEE zieht ihre Hand zurück und bearbeitet dann diese mit Erfrischungstuch und Spray. POLIZIST 1 und POLIZISTIN kommen herein durch Tür 1. BARMANN sieht diese verschwindet hinter Bar.) OMI Geht das schon wieder los mit der Polente? POLIZIST 1 Pero, cuidado. OMI (zu POLIZIST) Salutchen! (POLIZIST 1 zieht Waffe. POLIZISTIN geht durch Schlüssel die auf der Bar liegen.) OMI José? Razzia?! Schon wieder? Wir hatten schon mal ´ne Razzia. Kaum war ich hier ging das schon mal hier los. VATER Der ´s abgehauen. (POLIZISTIN hält OMI Schlüssel vor das Gesicht. GUTE FEE entdeckt Fleck an ihrem Kleid.) POLIZISTIN Schlüssel. 75 OMI Ja, das is´ ´n Schlüssel. Intelligent die Kleine, mh? MUTTER Sie will wissen ob das dein Schlüssel ist. OMI Mein Schlüssel? Si si. (POLIZISTIN nickt POLIZIST 1 zu.) POLIZIST 1 (mit Handschellen in der Hand) Arrestado. OMI Hilfe. Achim? Jetzt tu mal was? POLIZIST 1 Ah! OMI Gottchen, die hat ja durchgebissen. Freddy? Schnell, der braucht ´ne Tetanus. José! Tetanus! (POLIZISTIN telefoniert) MUTTER Freddy? Das verstehe ich nicht. Sie ist doch sonst immer so brav. Was ist los mit ihr? POLIZIST 1 Ah! SASCHA Jetzt hat sie ihm auch noch in den anderen Fuß gebissen. POLIZIST 1 Au, au, aah! MUTTER Du kümmerst dich um Freddy. Der braucht einen Arzt. POLIZIST Au, au, OMI Das ist doch alles halb so schlimm. POLIZIST 1 Aah! 76 OMI Die sind doch alle versichert. Der lebt jetzt halt ein paar Monate auf Staatskosten. Da freut der sich. Die Polente ist doch überall gleich. Beamte. Stinkfaul. VATER Raus hier. Hier die Treppe rauf. POLIZIST 1 Au, au, POLIZISTIN Arrestado! Todos! OMI Halt die Klappe. POLIZISTIN Ajuda! (rennt ab durch Tür 1) POLIZIST ! Au, au, OMI Tut ´s ´n bisschen weh. Na ja, hat der sich ja auch selber eingebrockt. VATER Hier rauf. POLIZIST 1 Aah! OMI Ich dachte immer die Spanier seien so männlich und macho. Aber dat Ding da. MUTTER Mutti! Rosanna. (zeigt auf die Wiege) (ALLE außer Polizist 1 rennen ab durch Tür 2. SASCHA mit Wiege in der Hand.) VATER (von hinter den Kulissen) Zurück. Zurück! (ALLE kommen zurück durch Tür 2.) VATER Die kommen hier runter. 77 GUTE FEE Wer kommt hier runter? SASCHA Die spanische Polente. Die sind hinter uns her. Kannst du uns schnell wieder wegzaubern? GUTE FEE Wo ist Südseite? SASCHA Hier. GUTE FEE Nein, Nordseite meine ich. SASCHA Hier. GUTE FEE Nein. Ich kann das nicht noch mal riskieren. Ich muss zuerst meine Flugkenntnisse etwas auffrischen. Bevor ich euch noch mal fliegen lasse. (POLIZISTEN und POLIZISTIN kommen herein durch Tür 1 und 2.) POLIZIST 2 Familia Hauser, calma. POLIZIST 1 O Pero, cuidado. OMI Das ist das letzte Mal das ich nach Spanien gehe. Ich hatte euch ja schon gewarnt. VATER Da kommen noch mehr runter. MUTTER Sascha, komm. OMI Mein Gott, wenn das schon in Spanien so zugeht. Wie mag das erst in Griechenland zugehen? GUTE FEE Nein. Wir müssen es riskieren. Wir fliegen zurück nach Berlin. 78 OMI Nach Berlin? Wir sind doch gerade erst angekommen. Frag mal ob Florida geht. GUTE FEE Wenn ich so mache, dann fliegen wir alle los. Hier. Durch dieses offene Fenster. Jetzt! (ALLE rennen los. SASCHA mit Wiege.) SASCHA Au, mein Kopf. GUTE FEE Achtung. Nein. MUTTER Hast du dir weh getan? VATER Das ist nur eine Attrappe. OMI (betastet die Wand) Das haben die einfach nur so an die Wand gemalt? Also die letzte Absteige! Ich sag ´s ja!? SASCHA Omi ´s Lemonade schmeckt ganz bitter. MUTTER Wie viel hast du davon getrunken? (POLIZISTIN nimmt Sascha bei der Hand.) POLIZISTIN (riecht) O Chico; borracho. Ah! (schüttelt ihre Hand) MUTTER Sascha. SASCHA Ich habe sie nur in die Hand gezwickt. MUTTER Sascha, nein. SASCHA Ich gehe nicht mehr an der Hand. 79 (HERR FAQUA kommt mit POLIZIST herein durch Tür 1.) HERR FAQUA Herr Faqua, Deutsches Konsulat. OMI Na endlich. Billermann. Angenehm. Das wird ja auch so langsam Zeit. HERR FAQUA Frau Bildermann, OMI (einfallend) Billermann. Berta, Isar. HERR FAQUA Frau Billermann, das Hotel ist umstellt. Sie stehen unter Arrest. Sie haben zwei illegale Immigranten auf Ihrem Zimmer versteckt. OMI Ich habe kein Zimmer hier. Ich habe ein Kellerloch. Und die zwei ruhen sich aus. Das ist alles. Das sind die zwei von denen ich euch schon erzählt habe. MUTTER Du hast uns nichts erzählt. OMI Natürlich habe ich das. MUTTER Mutti? OMI Andeutungsweise. HERR FAQUA Frau Billermann, ein Anklagepunkt wiegt besonders schwer: Unzucht mit Minderjährigen. OMI Minderjährig? Also denen konnte ich nicht mehr beibringen. Ich sitze hier und denke nichts böses... zuerst machen sie mich betrunken und dann... ich bin hier das Opfer. MUTTER Du hast beide mit auf ´s Zimmer? 80 OMI Ja. MUTTER Beide? OMI Ja. Man liest immer so viel darüber. Da wollte ich mal für mich selber sehen. Du, ich habe die beiden gerettet? MUTTER Gerettet? OMI Ja?! HERR FAQUA Frau Billermann, es droht Ihnen eine Haftstrafe von 10-15 Jahren. VATER Sind Sie sicher? HERR FAQUA Ja. Leider ja. SASCHA Ist etwas schlimmes passiert, Vati? OMI Du, die hatten eine Razzia hier? Wenn ich die zwei nicht mit auf mein Zimmer hätte dann wären die auch noch verhaftet worden. Die waren froh, dass ich sie gerettet haben. (OMI nimmt Zigarette und flüchtet hinter die Bar.) MUTTER Nein, Mutti, du rauchst jetzt nicht. POLIZIST No, no. HERR FAQUA Frau Billermann, MUTTER Nein, du rauchst jetzt nicht. Gib mir die Zigarette. Du hast dir das Rauchen abgewöhnt. 81 HERR FAQUA Bitte kommen Sie von hinter der Bar hervor. Sie stehen unter Arrest. POLIZIST 2 (zieht Waffe) Senora. OMI Vorsicht, ich schieße zurück. Mit was weiß ich noch nicht. MUTTER Mutti, bitte bleibe vernünftig. OMI Ich weigere mich vernünftig zu sein! (haut Bar weiter zusammen) MUTTER Mutti! OMI Vorsicht. Ich schieße! (macht Sektflasche auf und schießt) (ALLE springen zur Seite. GUTE FEE begutachtet und windet und putzt von nun an kontinuierlich an ihrem Kleid herum.) OMI Und die Flasche landet heute noch auf ihrem Korpulus. MUTTER Nein Mutti, gib mir die Flasche. Achim. ACHIM Vorsicht. Sonst schlägt sie uns auch noch KO. MUTTER Mutti, bitte lege die Flasche aus der Hand. GUTE FEE Sascha, einen Augenblick bitte. (geht ab durch Tür 1) POLIZIST 2 Senora Billermann, usted es entregado en la ala de seguridad alta del centro penitenciario Salmondello y allá son sostendidos en el encercelamiento solitario. (OMI schaut auf HERRN FAQUA.) 82 HERR FAQUA Frau Billermann, Sie werden in den Hochsicherheitstrakt der Strafanstalt Salmondello eingeliefert und dort in Einzelhaft gehalten werden. OMI Ist das mit Seeblick? (POLIZIST 2 stülpt FREDDY einen Maulkorb über.) MUTTER Nein. Sie tut doch niemand was. Sie hat noch nie jemand gebissen. Außer heute. Ich weiß nicht was mit ihr los ist? HERR FAQUA Für den Hund gibt es leider keine Hoffnung. MUTTER Man will Freddy in ein Hundeheim einliefern? OMI In ein spanisches Hundeheim? Um Gottes Willen, wenn schon die Hotels so sind. HERR FAQUA Ihr Hund wird in kein Hundeheim eingeliefert. MUTTER Was habt ihr vor mit Freddy? OMI Sagt mal? Ich bin dabei im spanischen Knast zu verschwinden und ihr redet über den Hund? Mich wollen sie da in irgend ein Verließ werfen...? HERR FAQUA Frau Billermann, ich kann Ihnen versichern, die spanischen Strafvollzugsanstalten entsprechen in der Regel voll den Europäischen Vorschriften. OMI Ah? HERR FAQUA In vielen sind uns die Spanier sogar voraus. OMI Ach wirklich? Das ist ja interessant. 83 HERR FAQUA Und selbstverständlich werden wir die räumlich -und hygienischen Verhältnisse der Strafvollzugsanstalten in denen Sie gehalten werden regelmäßig überprüfen. Sie haben in spanischen Gefängnissen sogar Menüwahl. Es gibt sogar vegetarische Küche. OMI Vegetarisch. Nein Danke. Das überlebe ich nicht. Da können sie mich gleich an die Wand stellen. HERR FAQUA Man wird Ihnen nun diese Handschellen anlegen. Bitte leisten Sie keinen Widerstand. Sie verschlimmern nur noch Ihre Situation. Bitte legen Sie diese Flasche aus der Hand. POLIZIST 2 (mit Handschellen in der Hand) Senora. OMI Sag doch mal der Guten Fee sie solle was tun. SASCHA Sie ging gerade raus. OMI Raus? Warum raus? SASCHA Ich weiß nicht. OMI Jetzt wo wir sie brauchen? SASCHA Sie muss sich vielleicht umziehen. OMI Umziehen? Jetzt? VATER Kann Frau Billermann nicht überführt werden und in einem Deutschen Gefängnis ihre Strafe absitzen? OMI Und dann kommt ihr einmal im Monat und besucht mich. Na da freue ich mich aber. Ja, das würde deinem Mann so passen. MUTTER Mutti, Achim hat die eigentlich ganz gern. 84 OMI Du, das Wörtchen "eigentlich" gefällt mir nicht. Können wir uns nicht in die Deutsche Botschaft flüchten? HERR FAQUA Die Deutsche Botschaft ist 500 km entfernt in Madrid. OMI Na dann mal los? (GUTE FEE kommt mit Revolver in der Hand herein. Sie ist spanisch bekleidet.) GUTE FEE Entschuldigung. HERR FAQUA Wir sind verpflichtet Sie den spanischen Behörden auszuliefern. GUTE FEE Entschuldigung. POLIZIST 2 Senora, calma. HERR FAQUA Frau Billermann, ich habe hier eine Liste der besten Rechtsanwälte. OMI Das wird ja immer besser. Die Rechtsanwaltskosten werden mich ruinieren. Mich und meine Familie. Herr Faqui, so war doch Ihr Name. Oder so ähnlich. Ich verlange, dass Sie mir augenblicklich zu Hilfe kommen. Sie leben hier in Spanien von unseren Steuergeldern. Jetzt tun Sie mal bitte schön was dafür. Ich bestehe darauf, dass Sie mich sicher aus diesem Land herausbringen. Und nicht erst nach 15 Jahren. Oder als Leiche auf einer Bahre. MUTTER Mutti. MUTTER Oder in einer Urne. Da kommen die Überführungskosten wahrscheinlich billiger. POLIZIST 2 Senora. GUTE FEE Entschuldigung. Ich habe etwas zu sagen. 85 HERR FAQUA (überschneidend) Bitte leisten Sie keinen Widerstand. Frau Billermann, ich kann für Frau und Herrn Hauser Kaution beantragen. OMI Was? Sie sollen auch eingelocht werden? HERRR FAQUA Aber nicht wenn Sie weiterhin Widerstand leisten.. ich rate Ihnen... OMI (unterbrechend) Herr Faqui, VATER (einfallend) Hannelore, höre ihm zu. OMI Ach? Ich soll ins Kittchen wandern, nur dass ihr alle lustig weiterleben könnt. GUTE FEE Entschuldigung. HERR FQAUA Frau Billermann, Herr und Frau Hauser laufen Gefahr, dass Ihnen das Fürsorgerecht für Ihre Kinder entzogen wird. MUTTER Mutti, bitte bleibe vernünftig. OMI Ich weigere mich vernünftig zu sein. (haut Glasflasche auf die Bar die weiter beschädigt wird) Ah, kann ich doch nichts dafür, dass das so eine Bruchbude ist. Die sollten mal ´n bisschen Deutsche Wertarbeit hier einführen. MUTTER Mutti! (Gute Fee schießt und erschrickt selber vor lauten Knall. ROSANNA fängt zu heulen an.) MUTTER Rossanna. Gibt ihr ihr Fläschchen. GUTE FEE Por favor, ich habe etwas zu sagen. 86 (POLIZIST 2 lächelt überlegen, kommt langsam auf Gute Fee zu und hält seine Hand aus.) SASCHA (schaut kurz an die Decke) Das war nur Schreckschuss. GUTE FEE Das funktioniert nicht? POLIZIST 2 Senora. Por favor. (POLIZIST 2 hält die Hand aus. GUTE FEE übergibt ihm Revolver. POLIZIST 2 Hält Revolver an seine Stirn, schießt und dreht sich dann machoartig zu anderen Polizisten. GUTE FEE nimmt Harpune in die Hand.) GUTE FEE Das tut´s auch. (POLIZISTEN halten Arme hoch. POLIZIST 2 dreht sich.) POLIZIST 2 Senora. Madre de dios. (hält gleichfalls die Arme hoch) SASCHA Komm, wir sperren sie ein. Ich weiß wo. (eilt ab durch Tür 1) GUTE FEE Senores. E Senora. (zeigt auf Polizist 1) Por favor. (POLIZISTIN und helfen POLIZIST 1 auf die Beine.) POLIZIST 1 Au au. SASCHA (schaut herein durch Tür 1) Kommt ihr endlich?! GUTE FEE Por favor. Gracias. 87 POLIZIST 1 Aa! (POLIZISTEN und POLIZISTIN gehen ab durch Tür 1 gefolgt von GUTER FEE mit gezückter Harpune.) OMI Also bei der Firma die uns hier her geschickt hat werde ich mich beschweren. Diese Firma werde ich auf Schadenersatz verklagen. Diese Firma werde ich ruinieren. VATER Komm, so schnell wie möglich hier raus. Nichts wie raus. (nimmt Wiege in die Hand) HERR FAQUA (verstellt die Tür) Nein. Ich werde sie persönlich und vorschriftsmäßig den spanischen Behörden übergeben. OMI Und über Sie wird es Beschwerdebriefe hageln. Ich werde nicht ruhen bis Sie nach Sibirien versetzt sind. HERR FAQUA Sie werden diesen Raum nicht verlassen. OMI Herr Faqui, ich habe mal einen Selbstverteidigungskurs gemacht. In Berlin. Ich war nie besonders gut. Und kann mich auch nicht mehr an viel erinnern. Aber an Ihrer Stelle würde ich es trotzdem nicht darauf ankommen lassen. (nimmt Holzstück von der Bar in die Hand) Das ist keine deutsche Eiche. Das ist nur Sperrholz. (SASCHA kommt mit GUTER FEE zusammen herein durch Tür 1. SASCHA schleift einen vollen Wäschesack hinter sich her.) OMI Aber ich warne Sie: wehtun wird das trotzdem ein bisschen. Und es kann auch sein, dass Sie nach meiner Behandlung die nächsten 2 Jahre beim Zahnarzt zubringen werden. Und das wird nicht billig kommen. Bei den Preisen heutzutage. (holt aus) (GUTE FEE schlägt HERRN FAQUA von hinten mit elegantem, beidhändigen Keulenschlag ins Genick KO.) 88 HERR FAQUA ah. (sinkt zu Boden) GUTE FEE Es kommt jetzt auf Sekunden an. Das ist Ihr Schlüssel. Zimmer 36. Sie haben nichts mit Zimmer 5b zu tun. Sie kennen dieses Zimmer nicht. OMI OK. Ich war nie dort. Aber ich habe noch ein paar Sachen auf dem Zimmer. GUTE FEE Nein. Die sind weg. Geklaut. OMI Geklaut? Das haben die zwei...? Nein? Ah, ich habe was aufschreiben lassen. Hier an der Bar. Auf Zimmer 5b. Das hat der eingetippt. Wir saßen zuerst alle hier. Die zwei - Marokkaner waren das - und ich; wir saßen zuerst hier an der Bar. Und das ging dann alles auf meine Rechnung. SASCHA Das können wir ausdrucken lassen. GUTE FEE Wie? (SASCHA tippt. Lange Rechnung wird ausgetippt. Geklingel aus Wäschesack.) OMI Also die Jungen heutzutage, die haben uns was voraus. SASCHA (tippt) So geht´s schneller. GUTE FEE Hier. Vernichten. OMI OK. Ah, wenn ich das nur mit allen Rechnungen so machen könnte. (Mehr Geklingel aus Wäschesack.) GUTE FEE Ah, dieses Geklingel. SASCHA Das haben wir denen weggezaubert. 89 GUTE FEE So nerventötend. SASCHA Das werfen wir in Swimming Pool. OMI Die guten Telefone. (holt Handschellen und dann Polizeiknüppel aus dem Sack) SASCHA Das haben wir denen alles weggezaubert. (OMI hält Polizeiuniform in der Hand und dann Männerslip.) OMI Was ist denn das? GUTE FEE Ah, da habe ich mich verzaubert. OMI Das ist noch ganz warm. (hält Slip an ihre Backe) Und wo ist der junge Mann jetzt? (will ab eilen) MUTTER Mutti, bleibe hier! OMI Vielleicht sollte sich jemand um den kümmern. (will ab eilen) MUTTER Mutti, bleibe da! Das ist doch viel zu schwer für den Jungen. SASCHA Nein. Das ist nicht zu schwer. VATER Ich helfe ihm. GUTE FEE In den Swimming Pool. VATER Ja. 90 MUTTER Kommt aber gleich zurück! (VATER und SASCHA gehen ab durch Tür 2.) GUTE FEE Ah. (berührt ihre Schläfen und schließt die Augen) Nochmals eine Stunden Verspätung. OMI Wer? GUTE FEE Die Böse Fee. OMI Die Böse Fee? GUTE FEE Ja. Ihre Freundin. OMI Was? Diese charmante Frau? Die böse Fee? Ah, werde ich denn nie lernen? GUTE FEE Nein. Nie. OMI Warum hat mich da niemand gewarnt?! GUTE FEE Ah. (berührt ihre Schläfen und schließt die Augen) Nein. Nochmals zwei Stunden Verspätung. Die Böse Fee. OMI Ja gut. GUTE FEE Nein. Nochmals zwei Stunden Verspätung? Und dann nochmals zwei Stunden mit dem Bus hierher? Es kann ein, dass sie jetzt selber fliegt. Und gleich hier sein wird. (SASCHA kommt hereingerannt durch Tür 2 mit Polizeiknüppel und Handschellen in der Hand.) SASCHA Wir haben die Telefon und alles in den Swimming Pool. 91 (VATER kommt zurück durch Tür 2.) POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda! POLIZISTIN Ayuda! POLIZISTEN Ayuda! POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda!! GUTE FEE Wir haben sie in den Heizraum gesperrt. SASCHA Nein. Da ist die Umwälzanlage dring für den Swimming Pool. Die funktioniert aber nicht. (Krach von hinter den Kulissen.) SASCHA Die probieren die Tür aufzubrechen. GUTE FEE Sie müssen hier weg. Vor dem Hoteleingang stehen eine Anzahl Polizeiwagen. Wo sind die Schlüssel. SASCHA Ich hab die Schlüssel. GUTE FEE Aber zum richtigen Wagen rennen. SASCHA Wir nehmen den schnellen Porsche. Ich kann aber noch nicht Autofahren. (GUTE FEE gibt VATER Schlüssel.) GUTE FEE Sie fahren. (MUTTER nimmt VATER Schlüssel aus der Hand.) MUTTER Nein. Ich fahre. (OMI nimmt MUTTER Schlüssel aus der Hand.) 92 OMI Nein. Ich fahre. Du kannst doch nicht aufs Gas drücken. (MUTTTER nimmt OMI Schlüssel aus der Hand und gibt diesen VATER) MUTTER Nein. Du fährst. GUTE FEE Ah. (befühlt ihre Schlafen und schließt die Augen) Nein. Oh Gott. OMI Was is`? GUTE FEE Ihr Flug wurde storniert. Und auf Morgen verlegt. Die fliegt jetzt selber. Und wird gleich hier sein. Ich bin sicher. Ich werde sie hier empfangen. Und festhalten. Ich werde versuchen herauszufinden was sie weiter vor hat; sie rasen mit Blaulicht aus der Stadt. OMI Aber wir sind doch gerade erst angekommen? Wir waren ja noch nicht mal am Strand? GUTE FEE Ah. Sie ist gestartet. Ich wusste es. Sie rasen mit Blaulicht aus der Stadt. Sie schlagen sich an die Nordküste durch. VATER An die Nordküste? GUTE FEE Sie können nicht auf direktem Weg zurück nach Berlin. Sie werden von Interpol gesucht. SASCHA Von Interpol? Au toll! GUTE FEE Wechseln Sie den Wagen. Wechseln Sie den Wagen öfters. Von der Nordküste nehmen Sie eine Fähre nach Whitehaven, Nordengland. VATER Soweit rauf? 93 SASCHA Ist das schon auf dem Mond? GUTE FEE "Auf den Mond"? Hinter dem Mond. Niemand wird sie dort vermuten. Ah, sie ist schon über Frankreich. Schnell. Von Whitehaven nehmen sie die Bahn nach London. Die Fahrt dauert ungefähr drei Tage. VATER Drei Tage? Für ein paar hundert km? GUTE FEE Wenn Sie Glück haben. Von London gibt es Billigbuslinien nach Berlin. Sie dürfen keine Aufmerksamkeit erregen. Ich werde Ihnen zu Hilfe kommen. Aber -? Vielleicht muss ich auch ganz schnell -? auf direktem Weg zurück nach Berlin. Ich muss herausfinden was sie weiter vorhat. SASCHA Wirst du nach Berlin fliegen? GUTE FEE Ja. SASCHA Ganz alleine? GUTE FEE Ja. SASCHA Ich lasse dich nicht alleine fliegen. (SASCHA greift und hält GUTER FEE`S Hand.) SASCHA Ich komme mit dir mit. Ich habe Angst, dass du abstürzt. Heute über Florida dachte ich einmal dass wir alle abstürzen. GUTE FEE Ja. Ich auch. OMI Können wir nicht einfach alle nach Florida? Anstatt nach Berlin? Ich habe mal gehört man könne dort leichter untertauchen. Bis alles verjährt ist. Auf einer Jacht oder so? 94 GUTE FEE Nein. Sie müssen zurück nach Berlin. Sascha ´s neues Schuljahr beginnt nächste Woche. (entfernt Sascha ´s Hand) Sascha, ich fliege alleine. SASCHA Aber du musst doch deine Flugkenntnisse zuerst noch etwas auffrischen. GUTE FEE Ja. Genau. Und darum fliege ich alleine. Keine Widerrede. Und ihr nehmt jetzt alle schnell den schnellen Porsche. Und rast aus der Stadt. VATER Ohne am Strand gewesen zu sein. Ja, so habe ich mir schon immer meinen Urlaub vorgestellt. GUTE FEE Es tut mir leid für die Unannehmlichkeiten die Sie auszustehen haben. VATER Nein. Schon gut. Das tue ich Ihnen gerne zuliebe. GUTE FEE Und Sascha zuliebe. VATER Ja. GUTE FEE Und auch Ihre Schweigermutter zuliebe. VATER Ja. OK. GUTE FEE Bitte antworten Sie mir in einem Satz: und auch meiner Schwiegermutter zuliebe. VATER Ja. OK. GUTE FEE Bitte wiederholen Sie. VATER Und auch meiner Schwiegermutter zuliebe. GUTE FEE Danke sehr. 95 SASCHA Die sind sehr streng. Es gibt noch tausende von denen. VATER Nein Danke. Mir reicht eine. GUTE FEE Schnell, hier: die gefälschten Pässe. HERR FAQUA (kommt zu sich) Wo bin ich? SASCHA Wie geht das? (schlägt Herrn Faqua, Gute Fee nachahmend, mit beidhändigen Keulenschlag ins Genick) HERR FAQUA Au, ah! GUTE FEE Nein! (SASCHA schlägt nochmals zu.) HERR FAQUA Ah! SASCHA Helf mal, Papi. MUTTER Sascha. GUTE FEE Sascha, nein. (GUTE FEE schlägt HERRN FAQUA mit elegantem Keulenschlag KO.) HERR FAQUA ah. GUTE FEE Ah, sie fliegt schon über Spanien. Ich probiere sie umzuleiten. OMI Ja sagt mal? Wollt ihr hier übernachten? SASCHA Pst. Die Gute Fee zaubert. 96 (Krach von hinter den Kulissen. VATER nimmt FREDDY den Maulkorb ab.) POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda! POLIZISTIN Ayuda! SASCHA Wo zauberst du sie hin? POLIZISTEN Ayuda! GUTE FEE Mitten in den Atlantik. Wo´s die hohen Wellen gibt. POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda!! SASCHA Hat´s geklappt? GUTE FEE Ich weiß nicht. POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda!! GUTE FEE Ich bin zu nervös um zu zaubern. Die Pässe. Werfen Sie Ihre Passe weg. Nur die gefälschten Pässe benützen. MUTTER (zu Sascha) Bist du sicher, das ist die Gute Fee? OMI Ja aber natürlich? Habt ihr denn keine Augen im Kopf? SASCHA Vati, dein Handy. (SASCHA übergibt GUTER FEE Handy) SASCHA Nein, nicht schütteln. Hier auf den grünen Knopf drücken. GUTE FEE (nach kurzer Pause) Auf den hier? 97 SASCHA Nein. Auf den Grünen. Der is´ Rot? GUTE FEE Den Hund immer besser am Zoll vorbeischmuggeln. Speziell in England. Freddy ist in Lebensgefahr. (zu Vater) Den Porsche. Wissen Sie wo die Polizeisirene angeht? SASCHA Ich weiß. OMI Porsche fahren die hier. Stinkfaul sein aber Porsche fahren. GUTE FEE Sascha? SASCHA (mit Polizeiknüppel und Handschellen in der Hand) Das will ich als Souvenir mitnehmen. GUTE FEE Das ist eigentlich nicht erlaubt. OMI Na da kommt´s jetzt auch nicht mehr drauf an? GUTE FEE Stopp! (zaubert Polizistin ´s Polizeiuniform auf die Bühne) Für Sie. VATER Da passt Hannelore nicht rein. OMI Da passe ich rein. MUTTER Rosanna ´s Fläschchen. POLIZISTEN/POLIZISTIN Otra vez. Ahora: Uno, dos, tres! (Krach von hinter den Kulissen) GUTE FEE Schnell. 98 (Alle rennen Richtung Tür 1.) FREDDY Wauw wauw wauw wauw wauw wauw wauw! (2 mal wiederholt) MUTTER Was hat Sie? BÖSE FEE (nach Pause, von hinter den Kulissen) Ah! (ALLE gefrieren) GUTE FEE Das war sie gerade? Sie ist angekommen? (schaut in die Höhe durch Tür 2) (SASCHA und FREDDY rennen ab durch Tür 2.) GUTE FEE Nein. Sascha! MUTTER Sascha! GUTE FEE Nein! MUTTER Sascha komm zurück! VATER Ich hol ihn. (rennt ab durch Tür 2) SASCHA (von hinter den Kulissen, unverständlich) Die Fee, die ist, sie ist, die Böse Fee... GUTE FEE Was meint er? MUTTER Ich weiß nicht. SASCHA (von hinter den Kulissen) Die Fee ist im Swimming Pool... (SASCHA und FREDDY kommen hereingerannt durch Tür 2) 99 SASCHA Die Böse Fee ist im Swimming Pool gelandet! GUTE FEE Im Swimming Pool? OMI Kommt ihr jetzt endlich?! (VATER kommt zurück durch Tür 2) SASCHA Vati, komm. MUTTER Unser Gepäck. (ALLE rennen ab durch Tür 1 mit Gepäck; SASCHA mit Rosanna ´s Wiege.) POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda!! (GUTE FEE kommt herein gerannt, sie hört Krach, erschrickt, schaut hinauf aus Tür 1, und rennt in die Mitte des Zimmers.) POLIZIST Help! POLIZISTIN Hilfe! POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda!! (GUTE FEE fängt betrachten. Sie zieht Tischtuch Herrn Faqua mit den Spiegel.) an sich ruhig im Spiegel zu schaut auf Herrn Faqua, von einem Tisch und bedenkt diesem und eilt zurück vor 100 2. AKT 2. Szene (BÖSE FEE kommt herein durch Tür 2 triefend nass mit ruinierter Frisur und mit ihren Schuhen in der Hand und schaut um sich.) GUTE FEE Ah? Was für eine Überraschung? Ich hatte Sie noch in Berlin vermutet. Die Bar. BÖSE FEE Rustikal. GUTE FEE Ja. Sehr rustikal. BÖSE FEE Familie Schrecklich... GUTE FEE (einfallend) Wer? BÖSE FEE Familie Schrecklich... GUTE FEE Von wem reden Sie? (Polizeisirene) GUTE FEE (nach kurzer Pause) Sie sind ja ganz nass. Was ist denn passiert? Runter mit dem nassen Zeug. (zieht Tischtuch vom Tisch) Hier, nehmen Sie. (überreicht Tischtuch) Und Ihre Haare. Schrecklich. Da. (überreicht Geschirspültuch) (BÖSE FEE zieht sich hinter der Bar um.) GUTE FEE Sie sind im Swimming Pool gelandet. Vielleicht sollten Sie etwas Nachhilfeunterricht nehmen bei mir. Im fliegen. (BÖSE FEE inspiziert Sonnen/Palmen Bild.) 101 POLIZISTEN/POLIZISTIN De novo: Ahora: Uno, dos tres! (Krach von hinter den Kulissen.) GUTE FEE Ein sehr lautes Hotel. (BÖSE FEE begutachtet Revolver.) GUTE FEE Nur Schreck-Knall. BÖSE FEE Schreck-Schuss. GUTE FEE Ja. BÖSE FEE (stolpert, schaut unter Tischtuch) Und Sie hatten einen Guten Flug? GUTE FEE Danke. Ausgezeichnet. (BÖSE FEE legt Herrn Faqua frei.) GUTE FEE Problemlos. Wenn Sie bitte Ihre Person etwas zur Seite stellen würden. Danke sehr. (Krach von hinter den Kulissen.) POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda! POLIZIST Ayuda! POLIZISTIN Ayuda! POLIZISTEN/POLIZISTI Ayuda!! BÖSE HILFE Hier ruft jemand um Hilfe. POLIZISTEN/POLIZISTIN Ayuda!! 102 GUTE FEE Straßenmusikanten. Ein sehr musikalisches Volk. (begutachtet sich im Spiegel) BÖSE FEE "Ayuda", heißt Hilfe. Ich spreche Spanisch. Es ruft hier jemand um Hilfe. GUTE FEE Ah, Entschuldigung. Falls Sie den Spiegel brauchen. BÖSE FEE Nein Danke. GUTE FEE Ja. Vielleicht besser nicht. BÖSE FEE Sie tun gerade so als ob Sie die Göttin der Schönheit wären. So eine Art unentdeckte Aphrodite. Aber das sind Sie nicht. Mein Rat an Sie ist daher etwas mehr selbstkritisch in den Spiegel zu schauen. Besserwissend; eingebildet; eitel. Inkompetent. Wie konnten Sie nur so eine Karriere machen. Das verstehe ich nicht. Und werde ich nie verstehen. Mit 6tausend Jahren haben Sie Ihr Alter angegeben. Da haben Sie sich um glatte 14tausend Jahre verrechnet. Was macht nochmal 14 und 6? Das bringen sogar Sie noch hin. GUTE FEE Ihre Pläne sind fehlgeschlagen. Frau Billermann wird nicht im Spanischen Knast landen, Sascha in keinem Kinderheim usw. usf. BÖSE FEE Fehlgeschlagen? Aber nein? Ich habe das Gefühl, dass ich Familie Hauser jetzt erst so richtig in der Hand habe. Diese Polizeisirene? Familie Hauser. Mh? Auf der Flucht. Im geklauten Polizeiwagen. Und was haben Sie mit dem angestellt? Oder war das auch Familie Schrecklich? GUTE FEE Ich bewege mich streng im Rahmen meiner Richtlinien. BÖSE FEE Ah, dann waren Sie das? (nimmt Herrn Faqua Ausweis aus der Jackettasche) Deutsches Konsulat. (wirft Ausweis rücklings hinter die Bar) Ich glaube, Sie haben Ihre Richtlinien hier etwas zu frei interpretiert. Und Familie Schrecklich auf der Flucht. Zurück nach Berlin. Und wissen Sie woher ich das weiß? 103 BÖSE FEE (fortgesetzt, hämisch) Sascha ´s neues Schuljahr beginnt nächste Woche. Sie sind ein offenes Buch. Und wissen Sie was ich nun sofort und augenblicklich tun werde? GUTE FEE Ihre Pläne ist das Allerletzte das mich interessiert. BÖSE FEE Ich werde augenblicklich und sofort nach Berlin zurückfliegen. GUTE FEE Erster Klasse? Na dann viel Vergnügen. BÖSE FEE Und in Berlin angekommen werde ich für Familie Hauser einen Empfang arrangieren. Ich werde veranlassen, dass die Deutschen Behörden sich um Familie Hauser kümmern. Familie Hauser wird es leid tun nicht lieber im Spanischen Knast geblieben zu sein. GUTE FEE Ich werde Familie Hauser in Berlin genau so beschützen wie ich Sie hier beschützt habe. BÖSE FEE Die arme Familie. POLIZISTEN/POLIZISTIN De novo: Una, dos, tres! (Krach von hinter den Kulissen) BÖSE FEE Ah, und dann habe ich noch mal eine kleine Idee. Zwischen Spanien und Deutschland wird es zum diplomatischen Fracas kommen. Wie finden Sie das? Das war nur noch mal so ´ne kleine Idee von mir. (Handy) GUTE FEE Hallo? (drückt nach kurzem Nachdenken) Hallo? (schüttelt Handy) BÖSE FEE Den grünen Knopf. Und nicht schütteln. Ja, die moderne Technik, eine Ihrer vielen, vielen Schwächen. Und nachdem ich Familie Hauser den Deutschen Behörden übergeben habe 104 BÖSE FEE (fortgesetzt) gibt es eine kleine Überraschung für Sie. Ich habe beantragt, dass ein Disziplinarverfahren gegen Sie eingeleitet wird. GUTE FEE Wieder mal? BÖSE FEE Ihr letztes Disziplinarverfahren hat sich über 600 Jahre lang hingezogen. GUTE FEE Ah, ich verstehe: Zermürbungstaktik. Gut. Dann spielen wir eben dieses Spiel. Ich hoffe, Sie haben einen guten Nervenarzt. BÖSE FEE Ha, ha, ha. (Handy) GUTE FEE (drückt nach kurzem Überlegen) Hallo? Sascha? - Wo seit ihr? - In einem anderen Wagen? BÖSE FEE Geklaut. Mh? GUTE FEE Gibt mir mal deinen Vater. - Hallo? - Nein, ihre Pässe wegwerfen. Nur die gefälschten Pässe benützen. Und den Hund immer am Zoll vorbeischmuggeln. - Nein. Speziell in England. Hallo? (schüttelt Hand) Hallo? BÖSE FEE Nicht schütteln. Diese Omi verdient Zuchthaus. Zuchthaus mit Einzelhaft. Und das wissen auch Sie. Und dieses Früchtchen... GUTE FEE Sascha. BÖSE FEE (lacht) Ich verstehe. Ich kenne alle Ihre kleinen Schwächen. Und ihre eine große: Sie benehmen sich mit der totalen Unvernunft. Sie riskieren Ihre Position, Ihre Beförderungschancen, Ihre gesellschaftliche Stellung? Und warum? Sie fassen sich so schön kurz. Könnten Sie mir das 105 BÖSE FEE (fortgesetzt) bitte noch einmal vormachen: das sich kurz fassen. Ich möchte das so gerne von Ihnen lernen. Ich warte. GUTE FEE (nach Pause) Ja. Ich liebe ihn. Und ich würde alles für ihn tun. (mit verzweifelt, dramatischer Pose) Alles. BÖSE FEE (lacht) Ihr Achillesferschen. (HERR FAQUA rappelt sich auf und wird von GUTER FEE sofort KO geschlagen.) HERR FAQUA ah. BÖSE FEE Der Wagen geklaut. Die Pässe gefälscht. Und was ist denn mit der Bar passiert? Und da draußen? Da haben Sie die spanische Polente eingesperrt. In den Heizraum. Oder was ist da draußen los? Und wenn der zu sich kommt, schlagen Sie den nochmal KO. Ihr Untersuchungsausschuss wartet. Zuallererst wird eine schriftliche Stellungnahme ihrerseits erwartet. Sie kennen die Prozedur. Ich habe Sie mit dieser Prozedur bereits ausführlich bekannt gemacht. Und ein guter Rat von mir - wenn ich darf? Darf ich? GUTE FEE Bitte. BÖSE FEE An Ihrer Stelle würde ich mit der Ausarbeitung meiner schriftlichen Stellungnahme nun sofort und augenblicklich beginnen. POLIZISTEN/POLIZISTIN De novo: Uno, dos, tres! (Lauter Krach von hinter den Kulissen) GUTE FEE Nein. Ich werde persönlich vor meinen Richtern erscheinen. 106 BÖSE FEE Ach? Sie wollen persönlich vor Ihren Richtern erscheinen. GUTE FEE Ja. Ich... (hält ein) BÖSE FEE Ja? GUTE FEE Ich weiß auch schon was ich anziehen werde. (Alle POLIZISTEN, außer Polizist, kommen herein - einer ohne Unterwäsche - durch Tür 1.) POLIZIST 2 Arrestado. Todos. BÖSE FEE Wie bitte? GUTE FEE Ich dachte, Sie sprechen Spanisch? POLIZIST 2 Verhaftet. (POLIZIST 2 berührt BÖSE FEE) BÖSE FEE Ah! (zaubert mit Fußstampfer) (POLIZISTEN schauen sich an und hauen sich dann gegenseitig mit ihren Köpfen KO. POLIZIST 1 hinkt herein durch Tür 1, haut sich mit dem Kopf gegen die Wand KO.) POLIZIST ! Aah! (sinkt nach zweitem Anlauf zu Boden) GUTE FEE Warum diese Aggressivität? (POLIZIST 1 rappelt sich auf und kniet vor Guter Fee.) POLIZIST 1 Espanol. 107 GUTE FEE Ja. Natürlich. Ein wohl platzierter Schlag... (Keulenschlag) POLIZIST 1 ah. (sinkt KO zu Boden) GUTE FEE ... hat den gleichen Effekt und ist fast schmerzlos. (BÖSE FEE macht Sekt auf.) GUTE FEE (erschrickt leicht) Ah. BÖSE FEE Nur Schreck-Knall. Sie trinken einen mit? GUTE FEE Danke sehr. Sehr freundlich. (BÖSE FEE trinkt in einem Zug aus. GUTE FEE trinkt Tröpfchen und verzieht dann das Gesicht. BÖSE FEE schenkt nach.) GUTE FEE Danke. Ich habe noch. BÖSE FEE Köstlich. Also das können sie hier. Wissen Sie, ich bin großzügig heute. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. POLIZIST 1 (rappelt sich auf) Arrestado. BÖSE FEE Wie geht das? GUTE FEE Nein, lassen Sie mich. BÖSE FEE Nein. Jetzt bin ich an der Reihe. (schlagt Gute Fee kopierend zu) POLIZIST 1 Au, au! 108 GUTE FEE Nein. (BÖSE FEE schlägt nochmals zu.) POLIZIST Aah! GUTE FEE Nein. (steigt auf Stuhl) Sanft und doch hart. So: POLIZIST 1 ah. (sinkt KO zu Boden) (BÖSE FEE hilft GUTER FEE vom Stuhl.) GUTE FEE Danke sehr. BÖSE FEE Ich mache Ihnen einen Vorschlag. (trinkt) (POLIZISTIN kommt durch Tür 1 herein. Sie trägt Unterwäsche.) POLIZISTIN Madre de Dios. GUTE FEE Un momento por pedido. BÖSE FEE Das war - vielleicht - gerade Portugiesisch. Aber wir sind in Spanien. In Spanien spricht man Spanisch. Und - mit M - um momento... GUTE FEE (einfallend) Um momente por pedido. BÖSE FEE Un momente, por favor! Mein Gott, Frau Billermann spricht besser Spanisch als Sie. GUTE FEE Um momento por favor. BÖSE FEE Nein, das mache ich. 109 GUTE FEE Nein nicht jetzt nachdem Sie in Stimmung gekommen sind. BÖSE FEE Sie setzen sich. GUTE FEE Nein. Bitte. Sie brauchen nicht alarmiert zu sein. Was heißt das auf Spanisch? Ich bin die Gute Fee. Intendo? POLIZISTIN Si. BÖSE FEE Sie und die Gute Fee. Das ich nicht lache. GUTE FEE Nein, das mache ich. BÖSE FEE Nein, jetzt bin ich an der Reihe. "Sanft aber doch hart". Bitte treten Sie zur Seite. GUTE FEE Nein. Prego. (schlägt zu) POLIZISTIN ah. (sinkt KO zu Boden) BÖSE FEE Und das war gerade italienisch. Nein, das werde ich nie verstehen. (trinkt) Ich wollte Ihnen einen Vorschlag machen. GUTE FEE Ja, das wollten Sie. Können Sie sich noch daran erinnern was es war? BÖSE FEE (während sie sich nachschenkt) Wir machen einen Kompromiss. Sie überlassen mir Familie Hauser und ich werde es zu keinen Disziplinarverfahren kommen lassen. GUTE FEE Nein Danke. Ich trinke auf Ihre totale Niederlage. 110 BÖSE FEE Und ich auf die Ihre. (GUTE und BÖSE FEE lassen die Gläser klingen. BÖSE FEE trinkt in einem Zug aus. GUTE FEE trinkt Höflichkeits-Tröpfchen, verzieht ihr Gesicht und schaut dann mit Killerblick auf die sich nachschenkende BÖSE.) (Vorhang) 111 3. AKT 1. Szene (Im Kinderschlafzimmer. Polizeiknüppel und Handschellen hängen über Sascha ´s Bett. Daneben hängt ein großes Bild: "Sascha im BlumenballettKostüm, neben Sascha steht ein Mann in einer Tanz-Pose der gleichfalls ein BlumenballettKostüm trägt." Der Gummistock hat sich erholt und steht mit Stäben gestützt aufrecht aber mit weniger Blättern.) (SASCHA und FREDDY im Bett. MUTTER steht vor Bett.) MUTTER Gute Nacht, Sascha. SASCHA Ist jetzt alles wieder gut? MUTTER Ja. Alles. SASCHA Aber Omi hat gesagt... MUTTER (unterbrechend) Du musst jetzt schlafen. SASCHA Omi hat gesagt... MUTTER (unterbrechend) Was Omi sagt ist nicht wichtig. Du musst auf mich hören. SASCHA Mir hat´s in England gefallen. Die Zugfahrt war toll. Aber in Spanien hat´s mir noch besser gefallen. Und wann dürfen wir wieder nach Spanien, Mutti? MUTTER Sascha, was ich dir zu erklären versucht habe: wir haben alle Einreiseverbot. 112 SASCHA Ganz Berlin? MUTTER Nein. Nur wir. SASCHA Und warum darf Omi nach Spanien? MUTTER Omi hat eine Sondergenehmigung bekommen. Omi wird bald wieder zurück sein. SASCHA Wird sie in ein Verließ geworfen? MUTTER Nein. SASCHA Aber Omi hat gesagt... MUTTER (unterbrechend) Es ist alles wieder gut, Sascha. OMI (von hinter den Kulissen) Ute! Kommst du jetzt endlich! MUTTER Ich muss raus, Sascha. Omi braucht mich. SASCHA Und wo hat´s dir besser gefallen? In Spanien oder in England. OMI (von hinter den Kulissen) Ute! Ich dachte, du wolltest mir helfen?! MUTTER Ich muss mich um Omi kümmern. (OMI komm herein im Haut Couture Kostüm; neue Frisur, hohe Schuhe, Hut, tolles Make-up...) OMI Also bis du kommst habe ich den Hut 10 Mal alleine aufgesetzt. Ah, ich bin ganz verliebt in diesen Hut. Du, dieses Make-up habe ich zum ersten Mal ganz alleine 113 OMI (fortgesetzt) geschafft. Da kannst du so viel sparen. Ich dachte, du wolltest mir helfen? Aber du bist natürlich wieder mal anderweitig beschäftigt. Ja, wie gefällt dir jetzt dieser Hut? Steht mir das jetzt oder nicht? MUTTER Natürlich steht dir das, Mutti. Ganz, ganz phantastisch. Das habe ich dir schon ein paar Mal gesagt. Und Achim auch. Bitte frage ihn nicht noch einmal. SASCHA Wirst du in ein Verließ geworfen? OMI Wo hat der denn diesen Blödsinn her? MUTTER Von dir, Mutti. OMI Hast du mit dem Jungen geredet? MUTTER Ja. Ja und nein. OMI Ich werde noch einmal verrückt in diesem Haus. Deine Omi ist unschuldig. (zu Mutter) Ja? Die könnten mir ja nichts beweisen? SASCHA Die Gute Fee hat uns gerettet. OMI Gute Fee, Böse Fee. Die sind alle gleich wenn ihr mich fragt. Da gibt es keinen Unterschied. Ute, hast du das in den Nachrichten gehört? Die Bundeskanzlerin hat sich beim Spanischen Volk entschuldigt. MUTTER Der Bundespräsident, Mutti. OMI Ja, hab ich doch gesagt. Als ob die nichts Besseres zu tun hat. Mutter Es ist ein Wunder, dass alles noch so gut ausging. 114 OMI Ich glaube nicht an Wunder. MUTTER Dem Kind geht es nicht gut. Hast du was? OMI Was soll ich denn haben? Und wenn ich aus der Talkshow aus Spanien zurückkomme, dann bin ich nicht mehr so dumm. MUTTER Sascha? Weinst du? OMI Dann wird wirklich Kohle gemacht. Da hätte ich viel mehr nehmen können. MUTTER Hast du was? OMI Ah, warum bin ich immer so dumm?! Ute? Ich rede mit dir? Nur falls du das noch nicht mitbekommen hast. Und was glaubt du wie ich denen die Meinung sagen werde. Noch auf dem Flughafen. Da bekommen se schon ´n kleinen Vorgeschmack. Diesen Espanols werde ich mal so richtig die Meinung - wie man so schön sagt. Du und meine Tests sind jetzt doch alle OK. Gott sei Dank. MUTTER Dem Kind geht es nicht gut. Ich hole ein Fieberthermometer. SASCHA Nein! OMI Was ist jetzt schon wieder los?! SASCHA Ich habe kein Fieber. OMI (fühlt) Dem geht´s ausgezeichnet. Da, der lacht doch. SASCHA Könnt ihr jetzt bitte gehen. Ich warte auf Besuch. OMI Ah, der Kleine wirft uns raus. Ja, dann gehen wir eben. 115 MUTTER Er hat gesagt, er wartet auf Besuch? OMI Ute, du würdest dieses Kind am liebsten -? an ein paar Schläuche hängen. Der wird erwachsen. Das musst du akzeptieren. Komm, gib deiner Omi ein Küsschen. Vorsicht! Mein make-up. Du, das machen die toll. Man erkennt sich nicht wieder. So gut beraten wurde ich noch nie. Da kannst du so viel lernen. Ute, ich habe zwei Termine, da muss der mit. MUTTER Sascha? OMI Ja. Du? Sascha kommt morgen schon wieder in der Bildzeitung? Eine riesige Reportage über ihn mit zwei Bildern? Großformat. Man muss die Kohlen, oder das Brot backen, oder wie geht das? Und der Hund muss mit. Das nächste Mal. Nach Spanien. TV Arriva, die wollen, dass der Hund mitkommt. SASCHA Man darf Freddy nicht mehr so viel herumziehen. OMI Einmal nach London und zurück das wird sie ja noch schaffen. Freddy kann ruhig was beitragen zum Familienbudget. Nach London, das ist aber erst nächsten Monat. Aber da müsst ihr dann auch mit. MUTTER Mutti? OMI Das ist schon alles arrangiert. Ich habe jetzt einen ganz tollen neuen Agenten. Er macht die ganzen Auslandssachen. Und wir reisen natürlich nur Erster Klasse. Ah, nach England, da graust ´s mir ja schon. Da sollten mal ´ne Landung von uns dort rüber um dort mal ´n bisschen Ordnung zu schaffen. Augenblick. (schaut auf ihr Handy) Ute? Nein. Ah. Ute? Die zwei Marokkaner? Wart mal? (ließt) Die kommen nach Berlin und leben 4 Wochen lang mit mir. Bei mir in der Wohnung. (zu Mutter) Mein Agent. Kam gerade durch. (ließt) Die haben ihr Visa jetzt doch bekommen. (zu Mutter) Die sind jetzt ja volljährig. 116 OMI (fortgesetzt, schaut auf Handy, ließt) Und das wird dann alles gefilmt. 35 Fernsehkanäle weltweit haben bereits das Programm gekauft. (zu Mutter) Bevor wir überhaupt zu filmen angefangen haben. (schaut auf Handy, ließt) Ah. Wir brauchen dann auch Freddy. Die zwei Marokkaner können keine Hunde ausstehen und Freddy muss mal eine Nacht bei denen im Bett schlafen. (zu Mutter) Das finde ich eine tolle Idee. Ah, dieser Mann ist Gold wert. Die Ideen die der hat. Ah, das arme Tierchen, was die mitmachen musste? Muss die jetzt auf diese Hundeschule? MUTTER Ja. OMI Und da kann man nichts machen? MUTTER Nein, wir haben alles versucht. Die Spanier bestehen darauf. OMI "Die Spanier bestehen darauf." Ja, sag mal? Wir können uns doch nicht von den Spaniern vorschreiben lassen wie wir unsere Hunde zu erziehen haben? MUTTER Mutti? Sie hat einen spanischen Polizisten gebissen? Und auch gleich noch in beide Beine? Man hat Biss-Spuren an seinen Fibulas nachweisen können. OMI An was wo? Fubju was? MUTTER An seinen Wadeknochen. OMI Aber den Deutschen Konsul hat sie nicht gebissen? Und das müsste man ihr doch hoch anrechnen? Und der Tierschutz? MUTTER Die seien machtlos. Aber sie zahlen jetzt wenigstens die Hundeschule auf die sie muß. OMI Dass sie dem Deutschen Konsul nicht gebissen hat, da hätte der Tierschutz viel mehr daraus machen sollen. 117 OMI (fortgesetzt) Ah, das arme Tierchen. Wochenlang so Disziplinarunterricht. Das stell ich mir furchtbar vor. Ah, der Hut? In Spanien? Ich brauche doch was mit Sonnenschutz? Daran habe ich jetzt nicht gedacht. (zu Sascha) Und wir zwei, wir gehen nach Florida. Und dann auf eine Safari. (zu Mutter) Das der die Welt ein wenig mehr kennen lernt. (zu Sascha) Du möchtest doch gerne mit mir mitkommen? (zu Mutter) So, jetzt aber raus hier. (schaut auf Bild, setzt Brille auf) Sascha? Hast du da ein Röckchen an? SASCHA Ich tanze eine Blume. OMI Eine Blume? Von was redet der? MUTTER Sascha muss Ballettunterricht nehmen. Teil seines Antiaggressions-Trainings. OMI Sascha ist ein Engel. Sascha könnte keiner Fliege was zu leide tun? MUTTER Ich weiß. Die sagen, Sascha hätte den Deutschen Konsul KO geschlagen. OMI Aber das war nicht er? Die Gute Fee hat den Deutschen Konsul KO geschlagen. MUTTER Ich weiß?! OMI Ja und dieses kleine Ding, dieser Gunikum... MUTTER (einwerfend) Herr Günicke. OMI Ja. ... der tanzt da mit? 118 MUTTER Sascha ´s Sozialarbeiter ist ein ganz sensibler Mensch. OMI Ja, so habe ich den auch eingeschätzt. Ich hoffe nur es ist nicht zu sensibel. Du, das is´ ´ne andere Zeit heute. Da kommen wir nicht mehr mit. Na ja, solange die dafür bezahlen? Die zahlen doch den Ballettunterricht? MUTTER Ja. OMI Na also. MUTTER Und Sascha, du weist was Matthias gesagt hat? Du sollst den Polizeiknüppel über deinem Bett abnehmen. SASCHA Da habe ich mich noch nicht entschieden. MUTTER Sascha. SASCHA Er muss mich zuerst noch überreden. MUTTER Sascha, bitte mache deinen Sozialarbeiter das Leben nicht so schwer. SASCHA Den brauche ich, falls ich mal ´n Polizisten tanze. MUTTER Dann nehme wenigstens die Handschellen ab. OMI Wie? Was? Von was redet ihr? MUTTER Sascha meint... OMI (unterbrechend) Komm. Raus hier. SASCHA Falls ich mal ´n Polizisten tanze. 119 OMI Von was redet der? Ich verstehe kein Wort komm raus. (OMI und Mutter gehen ab.) 120 3. AKT 2. Szene (Nach Pause tritt GUTE FEE auf mit sich schlagartig änderndem Licht. Sie und ihr Kleid schimmer und leuchten in alle Farben. SASCHA sitzt im Bett auf und schaut auf Gute Fee.) GUTE FEE (vom Bett abgewandt, sich nervös im Spiegel betrachtend) Entschuldigung. Ich habe mich verspätet. Ich weiß. Aber ich musste heute um die halbe Welt. Und dann musste ich mich auch noch umziehen. (weiterhin ohne Augenkontakt zu machen) Sascha, ich habe mich nicht immer wie eine Gute Fee benommen. Ich habe Dinge getan die ich hätte nicht tun sollen. Das muss unter uns bleiben. Da darf so wenig wie möglich davon herauskommen. SASCHA Ich habe gesagt, dass ich das war. Ich habe gesagt, dass ich den Deutschen Konsul KO geschlagen habe. GUTE FEE (nach kurzer Pause) Danke sehr. (nach Pause auf Bett zugehend) Sascha, wir müssen miteinander reden. SASCHA Ich habe dir einen Brief geschrieben. GUTE FEE Einen Brief? SASCHA (verlässt Bett und deutet) Hier. GUTE FEE Was ist das? SASCHA Ein Brief. GUTE FEE Und den hast du geschrieben? 121 SASCHA Ja. In Schönschrift. GUTE FEE Für mich? SASCHA Ja. Und die Blumen sind auch für dich. GUTE FEE (reißt Umschlag auf und lässt diesen zu Boden fallen) So schön geschrieben. So flüssig. Mit so viel Stil. Und mit soviel... (hält fast weinend ein) SASCHA Und das ist auch für dich. (übergibt Päckchen) GUTE FEE (öffnet Päckchen und lässt Papier zu Boden fallen) Ein Buch. Über... (weinend) Raumfahrttechnik. Dein Lieblingsbuch. (BÖSE FEE kommt herein Haut Couture Look) BÖSE FEE Guten Abend. Störe ich? GUTE FEE Immer im falschen Augenblick. Na ja, dazu gehört auch Talent. Das mit dem finanziell ruinieren ging ja total daneben. Omi wird sich bald eine Villa kaufen. Und Hauser ´s werden auch umziehen. Etwas mit Garten. Für Freddy. Jetzt da sie etwas älter wird. Und es wird keinen diplomatischen Fracas geben zwischen Deutschland und Spanien. Der die Bundes -? hat sich persönlich entschuldigt beim spanischen Volk. BÖSE FEE Familie Hauser steht unter staatlicher Überwachung. GUTE FEE Sascha ´s Sozialarbeiter habe ich persönlich ausgesucht. Und Freddy hat ein ärztliches Attest, dass sie an keine Disziplinarunterricht teilnehmen kann. Aus gesundheitlichen Gründen. (schaut und sucht in ihrer Handtasche aus der dabei Dinge fallen.) 122 BÖSE FEE Vergessen. Mh? (hilft aufzulesen) GUT FEE Danke sehr. (zaubert) (Attest flatter von der Decke.) GUTE FEE Hier, Sascha. Wichtig. (übergibt Attest) SASCHA Entschuldigung. BÖSE FEE (hämisch-ironisch) Ah, der Kleine meldet sich zu Wort? SASCHA Wir haben etwas Persönliches zu besprechen. Vielleicht könnten Sie kurz in den Schrank gehen. BÖSE FEE In den Schrank. SASCHA Ja. GUTE FEE Ich glaube, Sie werden das etwas zu eng finden. SASCHA Oder auf den Balkon. BÖSE FEE Es regnet. SASCHA Ich hole Ihnen einen Schirm. (eilt) GUTE FEE Nein, Sascha! Sie hat verstanden. "Einen Wink mit dem Zaunpfahl...". Sie kennen diesen Ausdruck? Adieu. BÖSE FEE Nein. Nicht Adieu. (beugt sich über Sascha) Auf Wiedersehen. 123 BÖSE FEE (fortgesetzt) Und wir beide, wir sehen uns bei Ihren Disziplinarverfahren. Und auch ich werde persönlich erscheinen. Und auch ich weiß schon was ich anziehen werde. GUTE FEE Dieses zwei Nummern zu kleine Kostüm? BÖSE FEE Ah. (will davon stürmen) Ah, Blumen. Für mich. Wie aufmerksam. Danke sehr. Und sogar ein Buch. Da freue ich mich aber. SASCHA Sie... (zeigt) GUTE FEE Lass sie. BÖSE FEE Und nun kommt gleich Ihr letzte große Szene. Das große Finale. Ja, Sie haben es mal wieder geschafft. (hämisch-ironisch) Aber nun brechen Sie gleich sein kleines Herzchen. Ah, jetzt wird es gleich ganz herzzerreißend. Das werde ich mir anschauen. (lacht) Ich werde mich wie üblich köstlich amüsieren. Auf Wiedersehen. (BÖSE FEE geht lachend ab mit Blumen und Buch.) SASCHA Sie hat... (hält ein) GUTE FEE Nein. Lass sie. (SASCHA will BÖSER FEE hinterher eilen.) GUTE FEE Lass sie, Sascha! (GUTE FEE wühlt kurz in ihrer Handtasche, besprüht sich mit Parfüm und sprüht dann kurz in Richtung abgegangener Böser Fee.) 124 GUTE FEE Und nun müssen wir uns verabschieden. Adieu. SASCHA Und wann kommst du wieder? GUTE FEE Nie mehr. SASCHA Nie mehr? GUTE FEE Nein. Danke für die - Blumen. Und für das Buch über (kämpft mit Tränen) Raumfahrttechnik. Ich werde dich nie vergessen. Und du wirst mich auch nie vergessen. SASCHA (ohne Verständnis) Nein. Nie. GUTE FEE Adieu. (will abgehen, wendet sich) Ich muss jetzt gehen. SASCHA Warum? (GUTE FEE will ab eilen.) SASCHA Warum?! GUTE FEE (hält ein, kommt zurück) Hier. Dein Taschenrechner. SASCHA Den brauch nicht. Ich habe noch drei andere. GUTE FEE Noch drei? SASCHA Ja. GUTE FEE Dann kann ich den mitnehmen? 125 SASCHA Das ist mir egal. Den will ich sowieso nicht mehr. Und den kannst du auch haben. (übergibt Taschenrechner) (GUTE FEE will ab eilen.) SASCHA Und den hier auch! Da. (übergibt weiteren Rechner) Der hat Sammlerwert. GUTE FEE Sammlerwert? SASCHA Ja. Das war der erste mit Solartechnik. GUTE FEE Mit Solartechnik? SACHA Ja. GUTE FEE Danke sehr. (will ab eilen) SASCHA Und wann kommst du wieder? GUTE FEE (aufheulend) Nie mehr! (will ab eilen) (SASCHA rennt und stellt sich mit erhobenen Armen vor die Gute Fee.) SACHA Ich lasse dich nicht gehen. GUTE FEE (flüchtet sich in die Mitte des Zimmers.) Nein. SASCHA Ich möchte dich heiraten. GUTE FEE Ah. 126 (GUTE FEE und SASCHA eilen aufeinander zu.) SASCHA Natürlich noch nicht jetzt. (GUTE FEE hält fragend ein.) SASCHA Ich bin doch noch zu jung um zu heiraten. GUTE FEE Natürlich. SASCHA Ich möchte, dass du immer bei mir bleibst. GUTE FEE Das geht nicht. SASCHA Warum nicht?! GUTE FEE Ah! (GUTE FEE will ab eilen aber hat Zusammenbruch und geht schreiend-heulend auf die Knie und lässt dabei Taschenrechner auf den Boden fallen.) BÖSE FEE (lacht von hinter den Kulissen) (GUTE FEE stützt sich auf die Beine und torgelt heulend Richtung Regal.) GUTE FEE Nein. BÖSE FEE (lacht von hinter den Kulissen) (GUTE FEE steigt auf Stuhl.) SASCHA Ich lasse dich nicht gehen. (zieht an Guter Fee ´s Kleid.) GUTE FEE Nein. Wir müssen vernünftig bleiben. (Bücher fallen vom Regal.) 127 BÖSE FEE (lacht von hinter den Kulissen) FREDDY Wauw. Wauw wauw wauw wauw wauw!... (GUTE FEE steigt vom Stuhl mit Buch.) GUTE FEE Freddy. Freddy. Bitte. (liest vor) Es war einmal ein kleiner Fisch. Und der kleine Fisch, er liebte einen Vogel. FREDDY Wauw wauw wauw wauw wauw wauw wauw! GUTE FEE Freddy. Bitte. GUTE FEE Es war einmal ein kleiner Fisch, Und der kleine Fisch, er liebte einen Vogel. SASCHA War der im Pazifik oder im Atlantik? Der kleine Fisch? GUTE FEE Er schwamm überall. Und der kleine Fisch, er liebte einen Vogel. SASCHA Was für einen Vogel. GUTE FEE Es muss eine (weinend) Nachtigall gewesen sein. SASCHA Eine was? GUTE FEE ... eine Nachtigall gewesen sein. Und das Vöglein sagte: "Du musst nur ganz fest hoffen und ein Wunder wird geschehen". Und der kleine Fisch hoffte. Er hoffte und hoffte. Sein ganzes Leben lang. Aber kein Wunder geschah. Und weißt du was das Schlimmste ist? Niemand kann seine Tränen sehen. (will Buch überreichen) Hier. 128 SASCHA Was soll ich damit? GUTE FEE Für dich. (SASCHA reißt GUTER FEE Buch aus der Hand und wirft es auf den Boden.) SASCHA Ich möchte keine Märchen mehr hören. GUTE FEE Sascha, jetzt bleib ein guter Junge. (SASCHA wendet sich von GUTER FEE ab.) GUTE FEE Sascha, ich möchte dich noch einmal sehen. SASCHA (bleibt abgewandt) Nein. (GUTE FEE schaut mit kaltem, ausdruckslosem Gesicht frontal auf Publikum und geht dann mit sich schlagartig änderndem Licht ab. SASCHA wartet, rennt Richtung abgegangener Guter Fee, rennt zurück in die Mitte des Zimmers, rennt zur Tür; und zurück. MUTTER schaut herein.) MUTTER Sascha? Was hast du denn? SASCHA Nichts. MUTTER Sascha? SASCHA Was soll ich denn haben? MUTTER Du hast ja geweint. SASCHA Nein. Ich habe nicht geweint. MUTTER Sascha? 129 SASCHA Darf ich jetzt bitte ins Bett gehen? MUTTER Sascha? Soll ich dich nicht doch lieber Fiebermessen? SASCHA (verärgert) Nein. (legt sich ins Bett) MUTTER Gute Nacht. (beugt sich über Bett) SASCHA Nein. Du hast mir schon einen Guten Nacht Kuss gegeben. (MUTTER hält kurz ein und will dann abgehen.) SASCHA Ahm? MUTTER Ja? SASCHA Kannst du mir morgen ein paar getrocknete Früchte mitbringen? MUTTER Getrocknete Früchte? SASCHA Ja. MUTTTER Gut. Und die willst du dann essen? SASCHA Ja. Was ´n sonst? MUTTER Gut. SASCHA Ahm? MUTTER Ja? 130 SASCHA Den Film mit der Indianerprinzessin? Haben wir den noch? MUTTER Einen Film? Mit einer Indianerprinzessin? SASCHA Ja? Wo die zusammen in dem Bergsee baden? MUTTER In einem Bergsee? Ich weiß jetzt wirklich nicht... SASCHA (einfallend) Schon gut. MUTTER Nein, Sascha... SASCHA (unterbrechend) Nein. Schon gut. Gute Nacht. MUTTER Gute Nacht, Sascha. (geht zögernd ab) (Pause) SASCHA Und wer bist du? - Kommst du jetzt jede Nacht? - Wenn du das nächste Mal kommst, kannst du dich als Indianerprinzessin anziehen? Soll ich mich als Cowboy anziehen? - Hast du noch Freundinnen? (VATER kommt herein. MUTTER folgt ein paar Schritte hinter ihm.) SASCHA Jetzt kommen die schon wieder. VATER Sascha, bist du krank? SASCHA Nein. VATER Deine Mutter macht sich Sorgen um dich. SASCHA Ja falls ich morgen nicht mehr aufwache kann ich mich ja jetzt schon verabschieden. 131 VATER Sei nicht so frech zu deiner Mutter. MUTTER Komm. Raus. (OMI kommt herein. Sie trägt haute Couture Hut mit billiger Sonnenschutzklappe.) OMI Ute, ich dachte du wolltest mir helfen? Das passt einfach nicht zusammen. MUTTER (nicht bei der Sache) Das passt wunderbar zusammen. OMI Meinst du? Wer hat denn diese Unordnung hier angerichtet? MUTTER Alle raus. Und morgen soll ich ihm... (hält ein) VATER Was? MUTTER Nein. Draußen. (MUTTER drängt alle sanft hinaus. Pause. SASCHA bewegt sich in Bett. Sofortige Verdunkelung.) (Vorhang)