Jahreslosung 2014 - Predigt Pastor Marcus Antonioli Die Gnade

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Jahreslosung 2014 - Predigt Pastor Marcus Antonioli
Die Gnade und die Güte Gottes sei mit uns allen. Amen
Liebe Gemeinde,
wie oft haben wir uns zum Beginn des Jahres schon viel Glück gewünscht. Doch mit dem
Glück ist das so eine Sache: so sagt der Volksmund: Scherben bringen Glück und wir meinen,
dass kleine Missgeschicke nicht ins Gewicht fallen. Dass dies auf einen jüdischen
Hochzeitsbrauch zurück geht, bei dem ein Glas zertreten wird und Masel tov gerufen wird Viel Glück - ist eher wenigen bekannt. Glück ist eben sehr zerbrechlich!
Die diesjährige Jahreslosung kreist um eben dieses hebräische Wort Tov „Tov“ bedeutet
Glück, beglückend, Freude, köstlich, Wonne, Güte … und jeder kann dies mir seinen ganz
persönlichen Vorstellungen füllen. Als ich unsere Konfis fragte, was denn für sie Glück ist, da
kamen so Dinge wie eine schöne Reise, wenn man Besuch bekommt, wenn eine Operation
gelingt, aber auch der klassische Lottogewinn oder wenn die eigene Mannschaft das Fußspiel
gewinnt! Bei den Senioren sah das übrigens ganz ähnlich aus, sie können das im Eingang
nachlesen!
Doch dieser Satz: Gott nahe zu sein ist mein Glück - hat manchen auch verärgert. Denn man
kann diesen Satz sehr schnell mißverstehen. Und dann stellt sich die Frage: Können die
Unglücklichen etwa nicht auf die Nähe Gottes zählen? Der Psalm 73 macht aber kein Hehl
daraus, dass diese Rechnung oft nicht aufgeht. Der Psalmbeter erlebt ja gerade selbst wie fern
ihm Gott erscheint, obwohl er ganz stark die Nähe Gottes gesucht hat! Und er macht, um es
mit Luther zu sagen, keine Mördergrube aus seinem Herzen! - Ich kann verstehen, dass
Menschen ihr Schicksal als eine Zurückweisung oder zumindest Nichtbeachtung Gottes
empfinden! Und wer sein Leben als ein Schlamassel erlebt, dem erscheint Gott eher fern!
Die Jahreslosung ist der katholischen Einheitsübersetzung entnommen, allerdings wurde sie
aus marketinggründen, glattgeschliffen. Mit dem Satzanfang: Ich aber - fehlt etwas
Wesentliches: Ich aber- Gott nahe zu sein ist mein Glück. Darin klingt der weite Weg zum
Glück an, die inneren Kämpfe, mitunter auch die Schmerzen.
Und doch mit dem Glück trifft die Jahreslosung einen wichtigen Nerv, denn schon lange
verstehen sich Menschen als Glückssucher. Schon der große griechische Philosoph Aristoteles
stellte im 4. Jahrhundert vor Christus fest: Alle Menschen wollen glücklich sein! Und die USamerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 sieht im Streben nach Glück (Persuit of
Happiness) ein unveräußerliches Menschenrecht! Später war man da etwas zurückhaltender,
so stellte der Erfolgsautor Ernest Hemingway leicht resigniert fest: Glück - das ist eine gute
Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis!
Liebe Gemeinde,
kaum eine Zeit war so überzeugt, dass Glück machbar ist wie die unsrige! Man kann sich vor
Ratgebern in diese Richtung kaum retten. Und bestimmt lassen sich manche Tipps gut
umsetzen. Beispielsweise geht es uns selbst tatsächlich besser, wenn wir versuchen freundlich
zu gucken und auf Mitmenschen einzugehen. Doch, ob das schon das große Glück bedeutet!?
Liebe Schwestern und Brüder,
ich bin mir nicht sicher, ob der Glaube ein glückliches Leben versprechen sollte. Im
landläufigen Sinne sicher nicht, denn auch mein Leben als Christ lässt doch Fragen und
Wünsche offen. Dieser Tage sagte mir ein Gemeindeglied: "wer weniger nachdenkt ist
glücklicher". Aber der Preis ist hoch, denn das funktioniert doch nur, wenn ich bestimmte
Realitäten verdränge. Wie geht man dann mit den Grenzerfahrungen des Lebens
beispielsweise mit Krankheit und Tod um? Vielleicht kommen heute viele nicht mehr dazu,
ihr Leben im Zusammenhang mit Gott zu denken, weil sie wesentliches ausblenden!
Allerdings gibt auch eine Art zu glauben, die einfach nicht wahrhaben will, was nicht sein
kann: Auf unnachahmliche und groteske Weise führt das der dänische Film "Adams Äpfel"
vor, in dem ausgerechnet ein Pastor genau das versucht, obwohl in seinem Leben ganz
offenkundig nicht alles gut läuft. Selbst als sich seine Bibel rein zufällig immer beim Buch
Hiob aufschlägt (der leidende Gerechte) will er es nicht wahrhaben. Der Film wurde von den
dänischen Pastoren seinerzeit zum besten Film des Jahres gekürt. Am Ende geschehen
Wunder, aber auf ganz unverhoffte Art und es bleibt ein ernüchtertes: und trotzdem. Gott
nahe zu sein erweist sich tatsächlich als Glück und das Leben löst etwas von den Hoffnungen
des Glaubens ein, auch wenn Gott sich überhaupt nicht vorschreiben lässt, wie er das anstellt!
Liebe Gemeinde,
Gott will mit uns Beziehungen aufnehmen, will, dass wir uns auf ihn einlassen. Glück - das
erwächst wie im zwischenmenschlichen Bereich auch - aus unverstellter Nähe und aus
Vertrauen. So kann der Kirchenvater Augustin in seinen Bekenntnissen sagen: Unruhig ist
mein Herz, bis es Ruhe findet in dir. Unser Leben ist Geborgen bei dem einen, ganz gleich,
was es uns zumutet. Ja, vielleicht sind es gerade unsere Grenzerfahrungen, die uns immer
wieder auf Gott zurück werfen! - Unser Glaube verheißt einen tiefen Sinn, den wir unserem
Leben nicht erst geben müssen. Vielmehr gilt es, diesen Sinn zu ergründen! Wenn es gut
geht, kann daraus Gelassenheit erwachsen.
Ja, das äußere Glück ist eine flüchtige Sache, denn das Blatt kann sich ja jederzeit wenden!
Doch unsere innere Bindung zu dem Einen, der Ursprung und Ziel unseres Lebens ist, können
ein Glück tieferer Dimension sein! Jesus selbst hat hier die einfachen Antworten verworfen.
Er wusste, dass nicht jeder bekommt, was er verdient, jedenfalls nicht hier und jetzt. Er hat
die seliggepriesen, die noch offen sind für das große Glück der Nähe Gottes. Nicht die, die
satt und abgestumpft schon alle Antworten kennen. Menschen die sich auf den Traum von
einem anderen Leben bei Gott einlassen können:
Endlich einer, der sagt: "Selig sind die Armen!"
Und nicht: "Wer Geld hat ist glücklich!"
Endlich einer, der sagt: "Liebe deine Feinde!"
Und nicht: "Nieder mit den Konkurrenten!"
Endlich einer, der sagt: "Selig, wenn man euch verfolgt!"
Und nicht: "Passt euch jeder Lage an!"
Endlich einer, der sagt: "Der Erste soll der Diener aller sein!"
Und nicht: "Zeige wer du bist!"
Endlich einer, der sagt: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt!"
Und nicht: "Hauptsache vorwärts kommen!"
Endlich einer, der sagt: "Wer an mich glaubt, wird leben in Ewigkeit!"
Und nicht: "Was tot ist, ist tot!"
(Josef Dirnbeck und Martin Gutl)
Gott nahe zu sein ist mein Glück! - Mit diesem Satz können wir dieses noch junge Jahr
unseres Herren 2014 angehen. es ermutigt und öffnet uns, für das Gute, für die Freude und das
Glück, mit dem Gott uns auch in diesem Jahr beschenkt. Voll vertrauen, dürfen wir uns
überraschen lassen. In diesem Sinne: Massel Tov! Amen
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