1.Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch Wortbildung: Zusammensetzung. Die produktivsten Verfahren zur Bereicherung des Wortbestandes einer Sprache sind: die Wortbildung, die Entlehnung und der Bedeutungswandel. Dabei ist die Wortbildung die wichtigste Quelle der Wortschatzbau der dt. Sprache. Das Wort „Zusammensetzung“ wird in der Wortbildungslehre in zwei Bedeutungen gebraucht: 1) als wortbildender Prozeß, durch den zusammengesetzte Wörter geschaffen werden; 2) als Resultat dieses Prozesses, als zusammengesetztes Wort selbst. Die Zusammensetzung ist in der modernen deutschen Sprache sehr produktiv und sehr verbreitet. Die Zusammensetzung besteht darin, dass sich zwei oder mehr Wortstämme zu einer Worteinheit vereinigen. Man unterscheidet: a) determinative Komposita. Merkmale: Normalfall der Komposition; Erstglied ist dem Zweitglied untergeordnet; Erstglied bestimmt Zweitglied; Zweitglied legt Wortart fest. Warenhaus, Studentenheim, arbeitseifrig; b) kopulative Komposita. Merkmale: Seltener Ausnahmefall der Komposition; Erstglied ist dem Zweitglied nebengeordnet; Additive Semantik zw. Erst- und Zweitglied; Erst- und Zweitglied entstammen derselben Wortart. Strumpfhose, Dichterkomponist, Gottkönig; c) Possessivkomposita. Merkmale: Spezialfall der Komposition; Erstglied ist dem Zweitglied untergeordnet; Erst- und Zweitglied bezeichnen zusammen die außersprachliche Realität nach einem spezifischen Merkmal; Mauerblümchen, Zechbruder, Kaffeetante, Lästermaul. 2. Metonymie, ihre Abarten, ihre Funktionen. Metonymie (griech. meta – „über“, onoma – „Name“) ist eine Art von Bezeichnungsübertragung auf Grund mannigfaltiger Bedeutungsbeziehungen. Das sind räumliche, zeitliche, ursächliche Beziehungen, Beziehung zwischen Handlung und Resultat. a) Die Namensübertragung auf Grund der Beziehung zwischen dem Ganzen und dessen Teil – Synekdoche: er ist ein kluger Kopf statt kluger Mensch (der Teil für das Ganze), die ganze Welt klatschte Beifall (wird gemeint eine Gruppe von Menschen, in diesem Fall umgekehrt das Ganze vertritt den Teil); b) Namensübertragung vom Raum auf die sich dort befindlichen Menschen: Stadt anstatt Einwohner, Haus anstatt Bewohner, die ganze Schule anstatt Schüler, das Auditorium anstatt Zuhörer; c) Namensübertragung vom Behälter auf das, was sich darin befindet: Glas statt Bier, Flasche statt Wein, Tasse statt Tee, Kaffee; d) Übertragung von der Benennung des Ortes auf das, was dort hergestellt wird: Havanna, Mokka, Champagner, Eau de Kologne; e) Übertragung vom Namen des Schöpfers auf sein Werk: Ohm, Guillotine, Röntgenstrahlen, Kochstäbchen, Herz, Mackintosch; f) Namensübertragung von dem Stoff auf den Gegenstand der daraus hergestellt wird: Glas – ein Gefäß, nach dem Material benannt; g) Übertragung der Namensbezeichnung von der Handlung auf das Resultat: sammeln – Sammlung, zeichnen – Zeichnung, senden – Sendung; h) Zeitliche Bedeutungsbeziehungen: Mittag „Essen, Mittagessen“, früher „Zeitpunkt, Tagesmitte“; i) Namensübertragung von einem Körperteil auf ein Kleidungsstück: Kragen bedeutete ursprünglich „Hals“; j) Übertragung von einem Kleidungsstück auf einen Körperteil: Schoß bezeichnet eigentlich den „unteren Teil der Kleidung“, metonymisch auch „Knie“. 3. Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch Entlehnungen: Klassifikation der Entlehnungen. Die Entlehnung der Lexik aus einer Sprache in die andere gehört zu den gesetzmäßigen Folgen der sprachlichen Kontakte auf ökonomischem, politischem, kulturellem, wissenschaftlichem und sportlichem Gebiet, die es in der Entwicklungsgeschichte einer jeden Sprache gibt. Unter dem Terminus Entlehnung versteht man in der einschlägigen Literatur sowohl den Entlehnungsvorgang, d.h. die Übernahme fremden Sprachgutes, als auch das Resultat dieses Prozesses — das entlehnte fremde Sprachgut selbst. Nach der Art der Entlehnung sind zu unterscheiden: 1. Sach- und Wortentlehnung (Bei der Sach- und Wortentlehnung werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der betreffenden Sprache neu oder unbekannt sind. Das sind in der deutschen Sprache genetisch lateinische Wörter: Mauer (murus), Ziegel (tegula). Oder Sach- und Wortentlehnungen aus der amerikanischen Variante der englischen Sprache nach 1945: Motel — Hotel an großen Autostraßen) 2. Wortentlehnung (Bei Wortentlehnungen werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der entlehnenden Sprache bereits durch eigene Wörter ausgedrückt sind. Es handelt sich hier um die Übernahme von Dubletten: Pläsier (aus dem Franz., 16. Jh.) für „Vergnügen, Spaß“) Lehngut (nach Harmut Leng, 2003): 1. Lexementlehnung: - Fremdwort (aus einer fremden Sprache übernommenes Wort, das sich in Schreibung, Lautung und Flexion der aufnehmenden Sprache nicht angepasst hat (Journal, Bodybilding); - Lehnwort (ein aus einer fremden Sprache übernommenes, in Phonetik, Morphologie und Orthographie der übernehmenden Sprache angepasstes Wort. (Fenster – fenestra); 2. Morphementlehnung: - Schementlehnung (Handy, Hit); - Internationalismen; 3. Lehnbildung besteht in der Nachbildung des fremden Inhalts mit heimischen Mitteln. Man unterscheidet hier folgende Unterarten: a) Lehnübersetzung – Nachbildung der morphematischen Struktur von Fremdwörtern oder fremden Wortgruppen: Wandzeitung (russ. стенгазета), Held der Arbeit (russ. Герой труда). b) Lehnübertragung ist eine freie Wiedergabe der Morphemstruktur der entlehnten Wörter: patria – Vaterland, отличник – Bestarbeiter. 4. Lehnbedeutung setzt voraus, dass für ein heimisches Wort die Bedeutung eines Fremdwortes übernommen wird: In der Bedeutungsstruktur des Wortes Norm ist neben der früheren „Regel“, „Richtmaß“ eine dem Russischen nachgebildete Neubedeutung „vorgeschriebene Arbeitsleistung“ (DDR) nach 1945 aufgekommen, in der semantischen Struktur des Wortes Pionier – die Bedeutung „Mitglied einer Pionierorganisation“. 4. Die Halbaffigierung als eine der Wortbildungsarten. Unter Halbaffixen (Halbpräfixen und Halbsuffixen) werden Kompositionsglieder der Komposita verstanden, die nicht vereinzelt, sondern serienweise gebraucht werden, und somit die Funktion der Wortbildungsmittel erfüllen, ohne dabei ihre lautliche wie auch semantische Verbindungen mit den ihnen entsprechenden Lexemen zu verlieren. Die Halbaffixe werden auch „Affixoide“, „relative Affixe“ genannt. Einige Halbaffixe stehen den Komponenten der Zusammensetzung, die anderen den Affixen näher. Zu den Kriterien, nach denen die Halbaffixe ausgesondert werden, gehören: 1) der Seriencharakter der Lexeme, die sie erhalten; 2) ihre formelle Identität und etymologische Verwandschaft mit frei gebrauchten Wörtern; 3) semantische Verschiebung, denen sie als Wortbildungselemente unterliegen, ohne daß die semantische Verwandschaft mit freien Wurzelmorphemen vollständig verlorengeht. Zu den Halbaffixen werden gezählt: 1) Halbsuffixe: a) Halbsuffixe der Substantive: -mann (-leute, - männer), -frau, -bild, -person, -hans, -liese, - peter, -meier, fritze, -stück, -werk, -zeug, -mut, -sinn, -lust, -sucht, -gier, -kunde, - wesen. Zum Beispiel: Buschwerk, Pelzwerk, Uhrwerk, Mundwerk, Zuckerwerk; Klatschliese, Gaffliese, Bummelliese; Gaffhans, Prahlhans; Bummelfritze; Fachmann, Landsmann, Staatsmann. b) Halbsuffixe der Adverbien: -weise, -maßen, -dings, -willen, -seits, -weg. Zum Beispiel: haufenweise, schrittweise, probeweise, zeitweise, fallweise. 2) Halbpräfixe: a) Halbpräfixe der Substantive und Adjektive: riese(n)-, mord(s)-, blitz-, grund-, stock-, hoch- (höchst-), über-, all-, ab-, vor-, neben-. Zum Beispiel: Grundwort, Grundstück, Grundfarbe, Grundfehler, Grundgehalt, Grundfläche, grundfalsch, grundgelehrt, grundhäßlich. b) Halbpräfixe der Verben: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, mit-, nach-, vor-, zu-, hinter-, über-, unter-, wider-. Zum Beispiel: widerfahren, widerhallen, widerklingen, widerlegen,widerrufen, widerraten, widersprechen. Unter den Komponenten mit hoher Frequenz werden erste und zweite Komponenten der determinativen Komposita verstanden, die in großen Serien von Lexemen erscheinen, sich dabei von den Halbaffixen dadurch unterscheiden, daß sie keine oder eine nur geringe Bedeutungsverschiebung (изменение значения) aufweisen. Zu den „frequenten Komponenten“ werden gezählt, zum Beispiel: -stelle, nicht-; frequente Komponenten bei den determinativen Verben:-halten, -heben, -stehen, -wollen, -legen, -bleiben. Zum Beispiel: Arbeitsstelle, Landungsstelle, Meldestelle, Annahmesstelle; Nichtfachmann, Nichtraucher, nichtrostend, nichtlinear; stehenbleiben, sitzenbleiben. 6. Semantische Derivation(Bedeutungswandel) und ihre Abarten: Generalisierung, Spezialisierung Unter dem Bedeutungswandel oder der semantischen Derivation versteht man die Bedeutungsveränderung der Wörter, die sich im Laufe der Zeit bei den sprachlichen Zeichen einstellt. Der Bedeutungswandel tritt gesetzmäßig in Zusammenhang mit dem Sachwandel ein. Die Gegenstände und Erscheinungen der Wirklichkeit befinden sich in einem Zustand dauernder Veränderung. Z.B.: Bleistift bedeutet heute ein von Holz umschlossener Grafitstift zum Schreiben. Die im 17. Jahrhundert belegte ursprüngliche Form Bleistift zeugt davon, das Stifte zum Schreiben aus einem anderen Material hergestellt wurden. Das Formativ blieb, obwohl sich der Gegenstand (und damit auch teilweise bei Bedeutung) verändert hatte. 3 Arten des Bedeutungswandels: 1) Bedeutungserweiterung 2) Bedeutungsverengung 3) Bedeutungsübertragung 1) Die Bedeutungserweiterung meint die Erweiterung des Bedeutungsumfanges eines Wortes nach dem Prozess des Bedeutungswandels. Der parallele Terminus ist die Generalisierung der Bedeutung. Z.B.: machen ist ein westgermanisches Wort, verwandt mit dem englischen Wort make, auch mit dem griechischen Wort massein (kneten), mit dem russischen Wort мазать. Das Wort machen bedeutete zuerst „kneten, formen, zusammenfügen (beim Lehmbau). Später entwickelte sich die Bedeutung „zurechtmachen, in Ordnung bringen“. Die Bedeutung hat sich verallgemeinert. Heute gehört machen zu den Lexemen mit erweiterter semantischer Grundlage. fertig – abgeleitet aus dem Substantiv Fahrt, bedeutete im Ahd. und Mhd. „zur Fahrt bereit, reisefertig“. Dann entwickelte sich die Bedeutung „bereit“, die zur Entstehung der Bedeutung „zu Ende gebracht, “ führte. Es geht um die Bedeutngsentwicklung vom Konkreten zum Abstrakten, vom Einzelnen zum Allgemeinen. 2) Die Bedeutungsverengung besteht darin, dass ein Wort mit einem ursprünglichen breiten Bedeutungsumfang später nur noch einen Teil der Bedeutung aufweist. Der parallele Terminus heißt Spezialisierung der Bedeutung. fahren bezeichnete ursprünglich jede Art der Fortbewegung (fahrendes Volk, der Fuchs fährt aus dem Bau, mit der Hand über das Gesicht fahren). Heute versteht man darunter die Fortbewegung mit Hilfe von Rädern. reiten bedeute im Mittelalter jedes Schaukeln mit Fortbewegung (in einem Wagen, Schiff usw.). Heute bezeichnet das Verb die Fortbewegung nur mit dem Pferd. Die Wechselbeziehungen zwischen dem allgemeinen Wortschatz und dem Fach- und Sonderwortschatz: a) Spezialisierung der Bedeutung beim Wechsel eines Wortes aus der Allgemeinsprache in die Gruppensprachen(Parkplatz), b) Generalisierung (Verallgemeinerung) der Bedeutung beim Übergang eines Wortes aus der Berufsprache in die Allgemeinsprache.( aus dem Sport – Starten, aus der Rechtssprache – Sache „Rechtsstreit“ – heute „Ding, Gegenstand“. 7. Das Problem der Archaisierung und Neologiesierung von Lexemen. Ein Neologismus ist eine lexikalische Einheit bzw. eine Bedeutung, die in einem bestimmten Abschnitt der Sprachentwicklung in einer Kommunikationsgemeinschaft aufkommt, sich ausbreitet, als sprachliche Norm allgemein akzeptiert und in diesem Entwicklungsabschnitt von der Mehrheit der Sprachbenutzer über eine gewisse Zeit hin als neu empfunden wird. Wird so ein neu entstandenes Wort usualisiert (bekannt und gebraucht) und verliert es dadurch seinen Neuheitscharakter, ist es kein Neologismus mehr. Bemerkenswert ist, dass ein hoher Anteil der Neologismen (ca. 40%) aus dem Angloamerikanischen kommt, daher werden sie auch oft als Anglizismen Neologismen bezeichnet: Carsharing, Event, Pay-Sender, Bungeeseil, Callcenter, Direktbanking, Energydrink, Globalplayer, Outsourcing, etc. Die wichtigsten Abgrenzungskriterien der Neologismen gegenüber anderer lexikalischen Innovationen sind ihre allgemeine Verwendung und Verbreitung, ihre Lexikalisierung und ihre Integration. Beim Kennenlernen und Erlernen der Neologismen ist auf ihre Schreibung und Aussprache, ihre Bedeutung und Verwendung (grammatische Einbettung) zu achten. Weniger wichtig sind für uns im Sprachgebrauch die Informationen über ihren geschichtlichen Hintergrund. Neologismen entstehen im Zusammenhang mit den Prozessen der Archaisierung. Weiterhin lassen sich unterscheiden: Okkasionelle, vorübergehende und temporäre Neologismen. 1) Okassionelle sind solche Bildungen oder Schöpfungen, die immer einmalig bleiben werden und im Rahmen einer Kommunikationssituation entstanden sind und danach nicht wieder verwendet werden. Zweck ist es, eine momentane Benennungslücke zu schließen oder um bewusst Expressivität zu erzeugen (z.B. Gigantenhochburg). 2) Vorübergehende Neologismen entstehen zu einem bestimmten Zeitpunkt und werden intensiv genutzt, finden dann aber nicht in den Wortschatz der Gesellschaft Eingang. Vor allem Modewörter, die alsbald durch andere Modewörter abgelöst werden, gehören dazu. (z.B. die Jahrhundertflut, Superschumi). 3) Temporäre Neologismen hingegen sind Neuwörter, die den Eingang in den Usus einer Gruppe, einen Gruppenwortschaftz oder in den Usus einer Varietät finden. Sie verlieren den Status der Neuheit und werden in den vorhanden Wortschatz eingefügt. (z.B. Ein-Euro-Job). Dieser Prozess der Integration in den vorhandenen Wortschatz kann vollendet sein, bevor das betroffene Wort lexikographisch erfasst ist. Bei den Archaismen handelt es sich um Wörter, für deren Denotate neue Bezeichnungen existieren. Das heißt, das Denotat existiert nach wie vor, wird aber anders benannt und die ursprüngliche Bezeichnung gilt im Sprachgebrauch als ‚veraltet’. So wird heute statt Laib einfach nur Brot gesagt, statt Knabe – Junge, statt Oheim – Onkel, statt Gemach hat sich das Wort Zimmer oder Wohnraum eingebürgert. Man unterscheidet drei Typen von Archaismen: (1) Lebende lexikalische Archaismen, die innerhalb eines insgesamt vier Generationen umfassenden Sprachstadiums von den zwei mittleren Generationen (Eltern und Kinder) zwar als „veraltet“ eingeschätzt werden, aber noch usuell verwendbar und verstehbar sind. (2) Passiv lebende lexikalische Archaismen, die von den Mitgliedern der „zugehörigen Varietätengemeinschaft“ nicht mehr usuell verwendet, jedoch von den Mitgliedern der beiden mittleren Generationen noch verstanden werden, wenn sie diesen – z. B. in älteren Texten –in usueller Verwendung begegnen. (3) Tote lexikalische Archaismen, die von den Mitgliedern der Varietätengemeinschaft nicht mehr usuell verstanden und nicht mehr verwendet werden, obwohl sie – philologisch nachweisbar – früher, d. h. in einem früheren Sprachstadium, usuell verwendet und verstanden wurden. 8. Linguistische und extralinguistische Ursachen des Bedeutungswandels: Die Ursachen des Bedeutungswandels können außersprachlich (extralinguistisch) oder sprachlich (intralinguistisch) sein. Die allerwichtigste Ursache des Bedeutungswandels ist in im Widerspruch zwischen begränzter Wortzahl und Unendlichkeit der Erscheinungen zu suchen. Unter den wichtigsten extralinguistischen Ursachen sind folgende zu nennen: 1) Die gesellschaftliche Entwicklung läßt neue Begriffe entstehen; 2) Der Sachwandel ruft in sprachlichen Zeichen den Bedeutungswandel hervor; Intralinguistischen Ursachen sind folgende zu nennen: 3) Das Ziel der sprachlichen Tätigkeit: a) das Streben nach Ausdrucksverstärkung (nach dem Affekt), b) das Streben nach Ausdrucksabschwächung (Euphemismus), 4) Die Wechselbeziehungen zwischen dem allgemeinen Wortschatz und dem Fach und Sonderwortschatz: a) Spezialisierung der Bedeutung beim Wechsel eines Wortes aus der Allgemeinsprache in die Gruppensprachen, b) Generalisierung (Verallgemeinerung) der Bedeutung beim Übergang eines Wortes aus der Berufssprache in die Allgemeinsprache. Die sprachlichen (intralinguistischen) Grunde des Bedeutungswandels hangen mit der Systemhaftigkeit des Lexikons zusammen. Das Lexikon bildet eine Struktur, d.h. eine geordnete Schichtung der Lexeme in verschiedenen Klassen und Gruppen. Die Entwicklung der sprachlichen Zeichen wird ständig von der Anordnung der Lexeme in verschiedenen lexikalisch-semantischen Gruppen bzw. Wortfeldern und von ihren Wechselbeziehungen bestimmt und geregelt. Lexeme, die verschiedene lexikalische Mikrostrukturen bilden, weisen in ihrer Entwicklung bestimmte Gesetzmäßigkeiten auf. Die Prozesse der Generalisierung und Spezialisierung sind nicht isolierte Prozesse, sondern Folgeerscheinungen der Veränderungen in der synonymischen Reihen. Eine Spezialisierung der Bedeutung tritt gewohnlich dann ein, wenn die synonymische Reihe durch neue Lexeme gleichen Sachverhalts aufgefullt wird. Z.B.: Genosse war im ahd. ein polysemes Lexem. Seit der Ubernahme der Fremdworter Kollege, Camerad, Kumpan entwickelte sich eine spezialisierte Bedeutung, „Gesinnungsgenosse“. Weib: Bedeutungsspezialesierung und genauer Verschlechterung des Wortes erfolgte seit der Auffullung der synonymischer Reihe durch die Lexeme Frau, Frauenzimmer. Im ahd war wib neutral. 9. Ableitung als eine der Wortbildungsarten. Das Wort Ableitung gebraucht man in der Lexikologie in zweifacher Bedeutung. Es bedeutet erstens den Prozeß der Bildung eines abgeleiteten Wortes und zweitens das Resultat dieses Vorganges, das abgeleitete Wort selbst (Derivatum). Die Ableitung geschieht in der deutschen Sprache durch: 1) Anhängen von Affixen (Präfixen und Suffixen) – explizite Derivation; 2) Suffixloses Verfahren, dazu gehört: Wortartwechsel (Konversion), manchmal begleitet von Veränderung der Wortwurzel durch innere Flexion (Umlaut, Brechung, Ablaut). Suffixloses Verfahren nennt man auch implizite Derivation. Das erste Verfahren (explizite) besteht aus Suffigierung und Präfigierung. Die Suffigierung ist eng mit der Morphologie verbunden, die Suffixe besitzen außer den wortbildenden noch grammatische Eigenschaften: sie bestimmen die Wortart der Ableitung und manchmal auch ihre grammatische Kategorie (das Geschlecht des Substantivs, die Transivität der Verben). Daher spricht man von Substantiv-, Adjektiv-, Verbal- und Adverbialsuffixen. Suffixe der Adjektive: -bar, -en (-ein), -er, -haft, -ig. Suffixe der Verben: -el(n), -enz(en), -er(n), -ig(en), -itz(en), -ch(en), -s(en), -sch(en), -tsch(en), -z(en); entlehnte: ier(en), -ch. Suffixe der Numeralien: -zig (-ßig), -t, -st, -tel, -(stel), -erlei, -malig, -fach, -ens, -faltig. Suffixe der Adverbien: -lich, -sam, wärts, -lei (-erlei), -s (-dings, -lings), -st. Das Präfix, das dem Wort zugefügt wird, verändert dessen lexikalische Bedeutung, aber es kann nicht den Redeteil der Ableitung oder dessen grammatische Kategorien eindeutig bestimmen, wie es bei den Suffixen der Fall ist. Man unterscheidet Nominalpräfixe, mit deren Hilfe Substantive und Adjektive, und Verbalpräfixe, mit deren Hilfe Verben gebildet werden. Es gibt auch solche, die bei allen drei Wortarten auftreten (ge-, miß-). Die Zahl der Präfixe im Deutschen ist verhältnismäßig gering. Präfixe der Substantive: deutsche und vollständig verdeutschte: erz-, ge-, miß-, un-, ur-; entlehnte: a-, anti-, auto-, ex-, extra-, hyper-, in-, inter-, ko- (kon-), makro-, mini-, mono-, poly-, pseudo-, re-, super-, ultra-, vize-. Präfixe der Adjektive: deutsche und vollständig verdeutschte: erz-, ge-, miß-, un-; entlehnte: a-, anti-, extra-, hyper-, in-, inter-, makro-, mikro-, mono-, poly-, super-. Präfixe der Verben: be-, ent-, emp-, er-, ge-, miß-, ver-, zer-; Präfixal-suffixale Ableitung Die Derivata solcher Art lassen sich folgenderweise zerlegen: Präfix + primärer Stamm + Suffix. Präfixal-suffixale Substantive sind denominative Strukturen mit dem Präfix ge- und meist mit dem Suffix –e: Gebäude, Gebirge, Gelaufe. Präfixal-suffixale Adjektive werden nach dem Modell der Partizipialformen der schwachen Verben gebildet: gestiefelt, befrakt, entmenscht, das heißt mit Hilfe des Suffixes –t und des Präfixes ge-. Präfixal-suffixale Verben: beerdigen, befriediegen (be...en). Affixlose Ableitung (implizite Ableitung) Die affixlose Ableitung (Derivation) wird auch Konversion genannt und besteht in Überführung eines Stammwortes ohne jede formale Änderung in eine andere Wortart. Theoretisch kann ein Wechsel in jede Wortart geschehen, doch die häufigsten Erscheinungen sind: 1) Die Substantivierung (Übertritt eines Wortes in die Wortart Substantiv: das Lernen, das Lachen, das Werden, das Denken, der Abgeordnete, der Gefangene, der Gelehrte, das Grün, das Rot, der Ruf, der Lauf, der Sitz, der Sprung, das Blau, das Hundert, das Nichts, das Jenseits, der Ismus). Es können also substantiviert werden nicht nur Verben, Adjektive, Partizipien, sondern auch Pronomen, Zahlwörter, Partikeln, Interjektionen, Suffixe. 2) Die Adjektivierung: a) ernst, schade, schuld, wert, laut, Münchner Bier (von Substantiven abgeleitet); b) zufriedene Stimme, seltene Gabe, strafweise Vorsetzung (von den Adverbien abgeleitet); c) eine ausgezeichnete Leistung, die ausgestellte Ware ( von den Partizipien abgeleitet). 3) Verbalisierung ist sehr produktiv und geschieht durch ein Anhängen des formbildenden Infinitivsuffixes –en an das Substantiv oder Adjektiv: filmen, landen, hämmern, salzen, roten, wärmen, kürzen, platten. Es muß betont werden, daß bei allen ihrer Arten die Ableitung mit oder ohne Veränderung des Wurzelmorphems geschehen kann: a) ohne Veränderung: kaufen – der Kauf, Trommel – trommeln, achten – Achtung; b) mit Veränderung: krank – kränken, treiben – der Trieb, Garten – Gärtner, Holz – Gehölz. 10. Entlehnungen in deutschen Wortschatz: lateinisches Wortgut im Deutschen. Euphemismen im Deutschen ihre Klassifikation und ihre Funktionen. Die Entlehnung ist die Übernahme fremden Sprachgutes. In der lexikologischen Forschung sind entlehnte Lexeme und feste Wortkomplexe Objekte der Analyse. Nach der Art der Entlehnung sind zu unterscheiden: 1) Sach- und Wortentlehnung (Bei der Sach- und Wortentlehnung werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der betreffenden Sprache neu oder unbekannt sind. Das sind in der deutschen Sprache genetisch lateinische Wörter: Mauer (murus), Ziegel (tegula). Oder Sach- und Wortentlehnungen aus der amerikanischen Variante der englischen Sprache nach 1945: Motel — Hotel an großen Autostraßen) 2) Wortentlehnung (Bei Wortentlehnungen werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der entlehnenden Sprache bereits durch eigene Wörter ausgedrückt sind. Es handelt sich hier um die Übernahme von Dubletten: Pläsier (aus dem Franz., 16. Jh.) für „Vergnügen, Spaß“) Das zeigte die erste Schicht der lateinischen Entlehnungen in den westgermanischen Sprachen. Zur Zeit hatten die Römer gerade den Höhepunkt der Sklaverei erreicht. Entlehnungen waren deswegen Wörter, die Begriffe einer höher entwickelten materiellen Welt repräsentierten: z. B. aus der Kriegstechnick: Straße (spätlat. (via) strata – „geplasterter Weg“ – romische Heerstraße); aus der Technick des Steinbaus: Mauer (mūrus), Keller (cellarium), Kammer (camera); aus Ackerbau, Garten-, Obst-, Weinbau: Frucht (fructus), Kohl (caulis), Kirsche (ceresia). Die zweite starke Schicht lateinischer Entlehnungen ins Deutsche im 7. und 8. Jh. wurden die deutschen Stämme weit christianisiert. (Die Christianisierung der Germanen erfolgte seit dem 5. Jh.). Ein bedeutender Schub lateinischer Entlehnungen erfolgte bis zum 11. Jh. auch infolge der in den Klöstern gepflegten Bildung und des Unterrichts: Kirche (griech. Kyriakón), Engel (griech. ángelos), Teufel (griech. diabolos), Altar (lat. altare), Tafel (lat. tabula), schreiben (lat. schribere). Die dritte starke Schicht lateinischer Entlehnungen ins Deutsche erfolgte im Zeitalter des Humanismus (14. – 16. Jh.). Die Orientierung an den antiken Sprachen, vor allem an dem klassischen Latein dieser Zeit macht sich auf vielen Gebieten bemerkbar (im Fachwortschatz des Buchdrucks, der Musik, des staatlichen Lebens, der Kirche), aber insbesondere im Wortschatz der Universitäten und der höheren Schule: Aula, Auditorium, studieren, Professor, Examen, Fakultät, Rektor. Die lateinischen Entlehnungen aus der humanistischen Gelehrsamkeit bestehen auch in modernen Fachwortschätzen, z. B. im Buchdruck, in der Mathematik. Zahlreiche Termini werden aus dem Lateinischen, Griechischen oder durch eine Kombination der beiden gebildet: Kosmodrom, Kosmographie, Kosmovision, Television. Ein neuer Typ des semantischen Sprachwandels ist der Euphemismus. Das ist eine verhüllende, mildernde, beschönigende Ausdrucksweise. Der Anlaß für den Gebrauch von Euphemismen kann verschiden sein: a) Furcht vor natürlichen oder übernatürlichen Wesen in alter Zeit, sog. Tabuwörter: der Allwissende statt „Gott“, der Böse, der Schwarze statt „Teufel“, der Braune statt „Bär“. b) Zartgefühl in unangenehmen Situationen: einschlafen, entschlafen, einschlummern für „sterben“; Unwohlsein statt „Krankheit“ c) Prüderie (щепетильность): Freundin statt „Geliebte“ d) Höfflichkeit, Scherz, Ironie: eine starke Frau für „eine dicke Frau“, Zweitfrisur für „Perücke“. Man unterscheidet: a) religiöse Euphemismen: der Allerwissende, der Allmächtige, Er, himmlicher Richter (anstatt des Wortes Gott), Böse, Schwarze, böser Feind, Deibel (statt des Wortes Teufel); b) sozial-moralische: dichten, phantasieren (lügen); sich benebeln, zu tief ins Glas sehen (betrunken sein), Freudenmädchen (Prostituierte); klemmen, klauen, mausen, lange Finger haben (stehlen), aus dem Wege schaffen, umlegen, kalt machen (jemanden töten); c) politische Euphemismen: Annexion statt Länderraub; d) gesellschaftlich-ästhetische Euphemismen: Appartement, Kabinett, ein gewisser Ort, Befreiungsstelle, Toilette für Abort; in der Hoffung sein, in anderen Umständen sein für schwanger sein, die Augen für ewig schließen für sterben. 11.Die Wortbildung im modernen Deutsch und ihre Grundbegriffe, ihre Charakteristik. Deutsche Jugendsprache: soziale und psychologische Aspekte. Der Wortschatz muß sich stets den veränderten Bedürfnissen der Kommunikation anpassen. Die wichtigste Quelle der Bereicherung und des Ausbaus des Wortschatzes ist die Wortbildung. Die Wortbildung besteht darin, daß aus fertigen, in der Sprache bereits vorhandenen Stämmen, Wurzeln, Suffixen und Präfixen mit Hilfe von bestimmten Regeln, nach bestimmten Modellen neue Wörter gebildet werden. Der Terminus „Wortbildung“ wird in zweifacher Bedeutung verwendet: 1) Schöpfung neuer Wörter; 2) Wortbildungslehre. Bei der Analyse des Wortes sind folgende Begriffe von Bedeutung: Wortwurzeln und Wortstämme, Wortbildungsmittel, Wortbildungsart, Wortbildungstyp, Wortbildungskonstruktion, Wortbildungsmodell, Wortbildungsbedeutung, Wortmotivation, Wortbildungsnest, Wortbildungsmethode. Eine Wurzel ist die kleinste semantisch vollwertige und morphologisch unteilbare Einheit, der Hauptträger der Wortbedeutung. Die Wurzel kann als Ganzwort auftreten (Mann, Sohn, gern, hier, fünf und so weiter). Unter Wortstamm wird der ganze Wortkörper mit Abzug der formbildenden Suffixe (und der grammatischen Flexion) verstanden. Genauso wie die Wortwurzeln werden auch die Wortstämme zur Bildung von neuen Wörtern als eine Ganzheit verwendet: Wurzel „fahr“ Abfahrt; Wortstamm „Abfahrt“ Abfahrtszeit. Als Wortbildungsmittel dienen verschiedene Affixe (Suffixe und Präfixe), sogenannte „innere Flexion“ (historischer Lautwechsel, Ablaut, Umlaut, Brechung), Konsonantenwechsel (sehr selten). Die wortbildenden Suffixe und Präfixe sind Bausteine, die zur Wortbildung gebraucht werden. Im Vergleich zu den Wurzeln und Stämmen haben die Affixe keine selbständige Bedeutung. Die Wortbildungsarten sind die Hauptverfahren bei der Bildung neuer Wörter. Im Deutschen unterscheidet man folgende Wortbildungsarten: Zusammensetzung oder Komposition, Abkürzung und Ausdrückerweiterung. Was Worttypen betrifft, so unterscheidet man im Deutschen: einfache oder Wurzelwörter, zusammengesetzte Wörter (Zusammensetzungen, Komposita), abgeleitete Wörter (Ableitungen, Derivata), Zusammenbildungen und Abkürzungen. Wurzelwörter, Komposita und Derivata sind Haupttypen, die die Mehrheit der deutscher Wörter ausmachen. Unter Wortbildungskonstruktion (WBK) versteht man gebildete Wörter, die sich von einfachen Wörtern (von den Wurzelwörtern, die auch Simplizia genannt werden) dadurch unterscheiden, daß sie in der Regel ein Komplex aus verschiedenen Morphemen darstellen, der zum Zweck der Nomination dient. Man unterscheidet auch den primären und sekundären Stamm. Der primäre Stamm ist das motivierende Wort, meist der einfachere Stamm, der die Entstehung einer WBK strukturell und semantisch motiviert: Schule Schüler. Der sekundäre Stamm (abgeleiteter Stamm, Derivat, motiviertes Wort, WBK) ist ein infolge des Wortbildungsprozesses enstandenes Wort, dessen Struktur und Semantik vom primären Wort (von motivierendem Wort) geprägt sind. Unter Wortbildungsmodell(13) wird Muster, Schema verstanden, nach dem neue, sprachliche Einheiten gebildet werden: 1. Substantiv + Substantiv: Fensterbrett; 2. Substantiv + Fugenelement + Substantiv: Erholungsheim; 3. Adjektiv + Substantiv: Hochhaus; 4. Numerale + Substantiv: Fünfkampf und so weiter. Unter Wortbildungsbedeutung versteht man die Bedeutung des Wortbildungsmodells, die in diesem Wort realisiert wird: Lehrer – handelnde Person, Handarbeit – instrumentale Beziehungen, Dampfer – unbelebtes zählbares Ding und so weiter. Die Wortmotivation ist die Bedeutung, die durch Semantik des Wortbildungsmodells und die lexikalische Bedeutung des primären Stammes bestimmt wird: arbeiten - Arbeiter, Schule - Schüler, kaufen - Kauf, Lehrer - Lehrerzimmer. Das Wortbildungsnest enthält in der Regel die Wörter, die nicht nur etymologisch (Wortfamilie), sondern auch semantisch verbunden sind: fahren (als Zentrum) - Fahrer, Fahrt, Fahrerei, fahrbar, befahren, abfahren. Jugendsprache ist ein Oberbegriff für eine Reihe von Ausdrucksweisen, die unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Altersstufen und unter verschiedenen Kommunikationsbedingungen verwenden oder verwendet haben. Die Besonderheit der Jugendsprache ist die Tatsache, dass sie sozial nicht gebunden und nicht beschränkt ist. Träger dieses Gruppenwortschatzes sind verschiedene Altersgruppen, sie umfassen Jugendliche im Alter von 14 bis 30 Jahren. Vor allem ist festzustellen, dass es keine einheitliche Jugendsprache gibt. Es handelt sich vielmehr um Äußerungsformen, die sich in der gruppeninternen Kommunikation herausbilden und somit unter verschiedenen geographischen, sozialen und historischen Bedingungen auch unterschiedliche Formen annehmen. Im Laufe der Zeit hat sich eine Reihe von Begriffen für unterschiedliche Formen von Jugendsprache herausgebildet; man findet unter anderen: Comicdeutsch, Schülersprache, Soldatensprache, Studentensprache, Szenesprache, Drogenjargon, Graffiti-Jargon, Hip-Hop-Jargon. Die Jugendsprachforschung gliedert sich nach Lapp in die folgenden fünf Phasen, die jugendsprachliche Auswirkungen seit dem 19. Jharhundert beschreiben: 1) die Vorläufer: historische Studenten- und Schülersprache; 2) die fünfziger Jahre: „Halbstarken-Chinesisch“; 3) die sechziger Jahre: „Teenagerdeutsch“; 4) die siebziger Jahre: „APO-Sprache“, „Szene-Sprache“, „Schüler-deutsch“; 5) die achziger Jahre: „die große Vielfalt“. Das Wort Kanake kommt aus Hawaii und bedeutet dort “Mensch”. In Deutschland wurde es zum Schimpfwort für Einwanderer. Heute nennen sich die Deutschtürken der zweiten und dritten Generation stolz selber so. Kanakisch ist zur neuen Jugendsprache Deutschlands geworden. Die deutsch-türkischen Redewendungen verbreiten sich schnell. Der kanakische Wortschatz umfasst etwa 300 Wörter. Im Kanakischen benutzt man besonders gern den Dativ. Zum Beispiel: “Alder, dem ist dem Problem, weisstu?” Fragewörter enden auf "tu" oder “su”: “Raussu?” (Rauchst du?), “Hastu Problem, oder was?”. 12.Kurzwortbildung und Konversion im deutschen Wortbestand, ihre Merkmale. Kurzwortbildung/Abkürzung Das Wesen dieser Wortbildungsart besteht in der Kürzung verschiedenen Wortarten. Entstand im 20.Jh. als eine Reaktion gegen die Bildung schwerer Zusammensetzungen. Sehr produktiv. Arten: 1) Kürzung/Abreviatur – Bildung aus Buchstaben und Teilen von Wörtern: U-Bahn, S-Bahn. Initialwörter(Kurzwörter) – bestehen aus aneinder gereihten Großbuchstaben, die buchstabiert werden, d.h. sie bestehen aus der Anfangslauten von dem Vollform(die DDR). 2) Verkürzungen: - Kopfwörter – nur Anfang für das Ganze Wort: Akku(mulator), Auto(mobil), Limo(nade), Abi(tur). - Schwanzwörter – nur das Ende übrig bleibt: (Omni)bus, (Regen)schirm, (Eisen)bahn, (Schall)platter. - Kofferwörter – durch die Kürzung des Mitte des Wortes entstehen: Motel(Motorhotel), Krad(Kraftfahrrad), Antifa Block(Anfaschistischer Block). - Kurzbildung – versch. Bezeichnungen von Waren sowie Termini n Wissenschaft und Technik: Minöl(Mineralöl). Die Konversion (Nullderivation) ist ein WBTyp, bei dem ein Wortstamm oder auch ein flektiertes Wort ohne Veränderung der Form in eine neue Wortart übertragen wird. Man unterscheidet drei große Arten der Konversion: - Morphologische Konversion (nur Stämme): Öl (Nomen) – ölen (Verb), treff(en)– Treff , locker – lockern - Syntaktische Konversion: Gut – Gute (der, die, das), entscheidend – Entscheidende (der, die, das) - Implizite Ableitung besteht in Überführung eines Stammwortes ohne jede formale Änderung in eine andere Wortart. Theoretisch kann ein Wechsel in jede Wortart geschehen, doch die häufigsten Erscheinungen sind: 1)Die Substantivierung: das Lernen, das Lachen, das Werden, das Denken; Substantiviert werden können: Pronomen (das Ich, Nichts, du) Numeralien (die Fünf, das Hundert) Präpositionen u. Konjunktionen (das Gegenüber, kein Wenn und Aber) Interjektionen (mit Ach und Krach) Suffixen und Buchstaben (der Ismus, das scharfe S) 2) Die Adjektivierung: ernst, schade, schuld, wert, laut, Münchner Bier (von Substantiven abgeleitet); 3) Verbalisierung: filmen, landen, hämmern, salzen, roten, wärmen, kürzen, platten. Häufig kommen in der Gegenwartssprache auch Konversionen aus Wortgruppen und Sätzen vor: das Entdecktwerden, das In-Kraft-Treten, das Nichtmehrmüssenwollen. 13. Wissenschaftlich-technische Terminologie im modernen Deutsch: semantische und soziolinguistische Aspekte. Wechselbeziehungen zwischen Sonderlexik und Allgemeinwortschatz standen immer und stehen heute im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Die Bereicherung der Gemeinsprache (des Allgemeinwortschatzes) durch die Sonderwortschätze ist aber kein einseitiger Prozess. Eine der viel diskutierten Fragen ist die Einflüsse der Fachlexik auf den Gemeinwortschatz. Die Fachwörter verschiedener Bereiche beeinflussen immer stärker den Wortschatz der Gemeinsprache. Darum spricht man heute von einer zunehmender Intellektualisierung der Gemeinsprache (als Folge einer von Wissenschaft und Technik beeinflussten gesellschaftlichen Entwicklung). Ehemalige wissenschaftliche Termini, die heute immer stärker von der Gemeinsprache adoptiert werden, sind: Analyse, Basis, Charakter, Element, Faktor, Kettenreaktion, Kollektiv, Perspektive, Struktur. Die Bedeutungen dieser Lexeme sind Resultat der Terminologisierung der ehemaligen Fachwörter. Als Beispiele können auch ehemalige wissenschaftliche Termini gelten wie: Begriff, Inhalt, Sein (das), Bewusstsein (auch als Grundlage vieler Komposita: National-, Pflicht-, Rechts-, Selbst-, Staats-, Verantwortungsbewusstsein) In der Alltagspraktik werden heutzutage viel mehr technische Konsumgüter verwendet. Das technische Vokabular dringt damit in die Gemeinsprache ein. Das sind Fachwörter der Elektronik, der Wortschatz der Kraftfahrzeugtechnik: Schrauberzieher, schalten (metaphorisch verwendet als ,reagieren’), Diagnose (´Feststellung´) Aufschlussreich sind auch Übernahmen aus dem medizinischen Bereich: Blinddarmentzündung, Zuckerkrankheit, Grippe, Gelbsucht, usw. Dabei ist bemerkenswert, dass das deutsche Wort seinem lateinischen Äquivalente vorgezogen wird. z.B. das alte Wort Strom (großes, fließendes Gewässer) eine neue, spezialisierte Bedeutung durch die Elektrotechnik erhalten: Stromnetz, Wechselstrom usw., auch Fluß - Verkehrsfluß, Arbeitsfluß (kontinuierlicher, störungsfreier Ablauf). Wissenschaftlich-technische Terminologie im modernen Deutsch. Die Termini sind fachbezogene oder fachlich gebundene Wörter, die in fachgebundener Kommunikation realisiert werden. Die Terminologie ist die Gesamtheit der Fachausdrücke einer Wissenschaft, einer Kunst, eines technisches Zweige u.a. Wesensmerkmale des Terminus sind: 1) Neben der nominativen Funktion hat er eine definite Funktion. 2) Der Inhalt oder die Bedeutung nähert sich dem höchsten Grad begrifflicher Abstraktion. 3) Die Termini sind eindeutig und besitzen selten Synonyme.Manche sind vieldeutig und werden auf verschiedene Gebieten des Wissens gebraucht, z.B. Sekunde 1. Zeiteinheit(Teil der Minute), 2. Mathematik (Winkelmass), 3. Buchdruck(Signatur auf der Rückseite des Druckbogens), 4. Musik(Zweistufiges Intervall). Innerhalb einer Wissenschaft kann ein Terminus für mehrere Begriffe gebraucht werden, so bedeutet „Assimilation“ in der Phonetik „Anpassung eines Lautes an einen benachbarten“, in der Lexikologie „Anpassung eines Fremdwortes an die Normen der Sprache, die er übernommen hat“. 4) Sie sind mit anderen Termini durch die Logik verbunden und bilden ein terminologisches System, das auf dem Begriffsystem dieser Wissenschaft beruht. Das terminolodgische System ist „offen“ und neue Termini können sich anschliessen. 5) Sie sind stilistisch neutral, sie besitzen keine emotional-expressiven Bedeutungselemente, keine Konnonation. Viele Termini stellen sich oft verblasste Metaphern dar(Arm, Bein, Ohr, Zahn). Die Metaphorisierung erweist sich als produktives Mittel zur Schaffung der Terminologie. 6) Vile technische Termini sind standartisiert, sie sind das Ergebnis der Terminologiermung. Die Möglichkeiten zur Bildung der Termini sind: Wortbildung, Entlehnung und Bedeutungswandel. In der Wortbildung überwiegen Zusammensetzungen. Hier ist zweigliedrige Komposite vor allem(Bankakzeptбанківський вексель u.a.). Die mehrgliedrige Komposita sind nicht zahlreich(Rechnungsabgrenzunspostenрегулюючий рахунок). Die deutschen Komposita überwiegen auf dem Gebiet der Technik. Ableitungen als Terminisind auf allen Gebieten zahlreich. Im Bereich der Bankwesen-Lexik sind die produktiven Suffixe: tät, -tion, -ung. Typisch sind die Abkürzung (Akku, Radar, PS). Produktiv ist die Entlehnung und die Tendenz zur Internationalisierung. Die internationalen Termini sind aus grichischen und lateinischen Wortteilen gebildet(Phonem, Sem, Flexion u.a.). Die jungsten internationalen Termini stammen aus Englischen oder amerikanischen Variante. Manchmal besteht ein Terminus aus Wortteilen verschiedener Herkunft, die hybride Bildungen. Die syntaktische Nomination ist die Bildung von Fachwörtern, die eine Wortverbindung darstellen(fester Vorschuss терміновий аванс). Die semantische Derivation bildet eine neue terminologische Bedeutung(Maus – Teil des Computers). 14. Methapher, ihre Abarten, ihre Funktionen. Metapher (aus griech. meta – „über“, phero – „trage“) bedeutet eigentlich Übertragung. Ihr liegen Assoziationen nach der Ähnlichkeit zugrunde. Für die Metapher ist ein latenter Vergleich kennzeichnend. Es gibt zwei Arten der Metapher: die stilistische und die lexikalische. Die stilistische Metapher ist viel ausdrucksvoller, bildhafter als die lexikalische, aber schafft keine neuen Bedeutungen der Wörter. Sie dient nur stilistischen Zwecken: die Flamme der Liebe, ein Strom von Erinnerungen. Es gibt verschiedene Abarten der Ähnlichkeit, die die metaphorische Übertragung hervorrufen können: a) Ähnlichkeit der Form: Nadelkopf, Landzunge, Flaschenhals, Bergrücken, Stuhlbein, Schlange in der Bedeutung „eine Reihe wartender Menschen“, Augapfel; b) Ähnlichkeit der Charakterzüge oder des Äußeren: ein schöner Mann – Apollo, eine schöne Frau – Venus, ein eifersüchtiger Mensch – Othello; c) Ähnlichkeit eines inneren Merkmals, einer Eigenschaft: bittere Worte, süßer Ton, trockene Worte, harte Stimme; d) Eine große Gruppe von Metaphern bildet die Übertragung vom Tier auf den Menschen: Hund „gemeiner Kerl“, Fuchs „listiger Mensch“, Esel „dummer Mensch“, Schwein „schmutziger Kerl“, büffeln, ochsen „strumpfsinnig lernen“; e) Eine ganz besondere Art der Metapher ist die Personifizierung, die Übertragung der Eigenschaften eines Lebewesens auf Gegenstände oder Erscheinungen: der Wind erhebt sich, die Augen sprechen, die Jahre gehen, das Leben geht weiter; f) Ähnlichkeit der Funktion: Fuß eines Berges, eines Gefäßes; g) Namensübertragung von Sachen auf Menschen: Leuchte „berühmter Fachmann, kluger Kopf“, Kratzbürste „widerborstige Frau“, Klotz „unbeholfener Mensch“; h) Übertragungen aus dem Konkreten in das Abstrakte: Spur, ursprünglich „der Eindruck, der die Fußtritte eines Tieres, eines Menschen auf dem Erdboden hinterlassen“, später bezeichnet das Wort auch „die Abdrücke von Wagenrädern“, infolge der metaphorischen Übertragung bekommt das Wort Spur auch einen abstrakten Sinn; i) Ähnlichkeit der Farbe: die Grünen „Angehörige einer Partei, die für Umweltschutz auftritt“ Funktionen nach Wolff(1982): 1) die innersprachliche Funktion(die Metapher als Mittel, um immer neue Bedeutungsdifferenzierungen hervorzubringen); 2) die Prädikationsfunktion( M als Mittel, um durch Analogiebezeichnungen Realität zu erfassen); 3) heuristische (M als Mit., um einen Sinnüberschluss zu erzielen) 4) die affektiv-emotionale F. (M als Mit., um komplexe Gefühlungzustände zu formulieren); 5) die soziale Funktion ( um den kulturspezifischen Weltansicht widerzuspiegeln); 6) Die rhetorische, mannipulative F.( Rezepienten in bestimmter Absicht zu beeinflussen); 7) Die ästhetische F.( die künstlerischen Einmälichkeit zu signalisieren). 15. Paradigmatische Relationen: Synonyme und synonymische Bezeichnungen. Paradigmatische Beziehungen definiert man als Beziehungen der Einheiten, die durch die Relation der Opposition verbunden sind. Paradigmatische Beziehungen stellen die Beziehungen zwischen solchen Einheiten dar, die in ein und demselben Kontext auftreten können und sich in diesem Kontext gegenseitig bestimmen oder ausschließen. Synonyme werden gewöhnlich Wörter genannt, deren Bedeutung ähnlich oder identisch ist. Der Terminus „Synonym“ ist griechischen Ursprungs, wo das Wort synonymos „gleichnamig“ bedeutete. Unter Synonymen werden also sinnverwandte Wörter mit verschiedener lautlicher Form und ähnlicher oder gleicher Bedeutung, die einen und denselben Begriff oder sehr ähnliche Begriffe ausdrücken. Synonyme unterscheiden sich voneinander: a) durch Schattierungen der Bedeutung: schnell drückt nicht ganz dasselbe wie hastig aus (hastig bezieht sich nur auf Menschen); b) durch verschiedenen kontextuellen Gebrauch: nicht immer lassen sich ledig, los und frei gegenseitig ersetzen; c) durch stilistische Färbung: fressen, essen, speisen, wo essen neutral, fressen grob, speisen gehoben gefärbt sind. Für Synonymie ist in erster Linie nicht die Bedeutungsidentität, sondern die Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit relevant. Diese Synonymie basiert sich auf den Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit, dabei verfügen synonymische Lexeme über gleiche wesentliche Seme (Bedeutungselemente) und unterscheiden sich nur in sekundären Semen, die konkretisierend, regional, wertend-stillistisch usw. sein können. Man unterscheidet folgende Arten von Synonymen: 1. Ideographische Synonyme sind Wörter, die eine und dieselbe nominative Bedeutung besitzen, sich aber voneinander durch verschiedene Bedeutungsnuancen und die Besonderheiten des Gebrauchs unterscheiden: Die Wörter Ufer, Strand, Küste, Kai bezeichnen im allgemeinen den Erdrand eines Gewässers, aber jedes dieser Wörter hat seine besondere Bedeutungsschattierung, nähmlich Ufer gebraucht man hinsichtlich eines Flusses, Baches, Küste, Strand- hinsichtlich des Meeres, Kai bezeichnet eine mit Stein befestigte Uferstraße. Die Reihe Lohn –Gehalt – Gage weist diesselbe Besonderheit auf. Alle diese Wörter bezeichnen die Geldsumme, welche regelmäßig an eine Person ausgezahlt wird. Lohn bezeichnet die Geldsumme, die ein Arbeiter verdient, Gehalt wird in Bezug auf den Verdienst von Angestellten und Beamten verwendet, Gage bezeichnet das, was Künstlern ausgezahlt wird. 2. Stilistische Synonyme unterscheiden sich entweder durch ihre besondere stilistische Färbung oder durch den Gebrauch in verschiedenen funktionalen Stilen: Wellen (neutral) – Wogen, Gesicht (neutral) – Antlitz, Fratze, Pferd (neutral) – Roß, Träne (neutral) – Zähre, weinen (neutral) – heulen. Sich verheiraten – sich verehelichen – ein Weib heimführen – sich beweiben – bezeichnen ein und denselben Vorgang. Sich verehelichen gehört in den sogenannten Amtsstil. Sich verheiraten ist der Ausdruck des täglichen Verkehrs. Ein Weib heimführen kommt nur in der hochpoetischen Ausdrucksweise vor, in der Alltagsrede wirkt es ironisch. Sich beweiben tritt in aufgelockerter etwas derber Redeweise auf. 3. Absolute oder vollständige Synonyme sind solche Wörter, die gleiche dingliche Bedeutungen haben, das heißt die einen und denselbsn Begriff ausdrücken, im Kontext einander ersetzen können und stilistisch neutral gefärbt sind: Schi – Ski, Schneebretter – Schneeschuhe. Auch Wortverbindungen können als Synonyme auftreten: jemandem aufs Haar gleichen, ähnlich sehen, wie ein Ei den anderen gleichen, ähnlich wie ein Tropfen Wasser sein. Alle diese Wortverbindungen bedeuten „sich völlig ähnlich sein“. Die meisten Reihen vollständiger oder absoluter Synonyme bestehen aus Wörtern deutscher und fremder Herkunft: Bahnsteig – Perron, Ergebnis – Resultat, Rundfunk – Radio, Wagen – Auto. 4. In der deutschen Sprache existieren viele Dialekte, dadurch ist Deutsch an territorialen oder regionalen Dubletten sehr reich: Schlächter – Fleischer – Metzger – Fleischhauer. Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit können manchmal bei einer größeren Anzahl vor Wörtern festgestellt werden, wodurch synonymische Gruppen oder Reihen entstehen. Dabei bedingt das erste Wort den Charakter der ganzen Reihe. Dieses Wort wird als Dominante der synonymischen Reihe bezeichnet. Sie gibt besonders klar die Bedeutung der ganzen Reihe wieder, ist stilistisch neutral und gebräuchlicher als andere synonymische Wörter der Gruppe/Reihe: schnell – geschwind – schleunigst – flugs – hurtig –behende – rasch. 17. Antonymische Beziehungen zw. Den Lexikalischen Einheiten. Antonyme sind Wörter mit Gegenbedeutung: Weiß – schwarz; Tag – Nacht. Die wichtigste Voraussetzung der Antonymie ist das Vorhandensein eines gemeinsamen semantischen Kerns, auf dessen Basis die Polarität entsteht (Zeit: Tag, Nacht). Nach dem Gegensatz unterscheidet man: a) Kontradiktorische Antonyme. In diesem Fall handelt es sich um einen strengen Gegensatz, um logische Gegenüberstellung zwei Begriffe: schwarz- weiß, ledig – verheiratet. b) Konträre Antonyme. Solche Antonyme stehen zu einander in einem abstufbaren Gegensatz: hell-dunkel, groß-klein. c) komplementäre Antonyme. Bei diesen Antonymen setzt die Negation eines Begriffs die Behauptung des anderes Begriffs voraus: ledig – nicht ledig = verheiratet Man unterscheidet lexikalische Antonyme, die von verschiedenen Stammen gebildet werden (Frühling – Herbst, Sonne – Mond) und wortbildende Antonyme, die von gleichen Stammen gebildet werden (schön – unschön; glücklich – unglücklich). Man unterscheidet noch die konversen Antonyme, d.h. solche Wortpaare, bei denen das eine Lexem das andere voraussetzt: steigen – sinken, geben – nehmen. In der letzten Zeit wird die Meinung ausgesprochen, dass solche Fälle wie „die Fahne aufrollen“ auch zur Antonymie gezählt werden und man nennt solche Fälle Enantiosemie (innerwörtliche Antonymie), d.h. verschiedene lexischsemantische Varianten eines Wortes können in einem Gegensatz zu einander stehen. Die Möglichkeit der Antonymie ist stark gebunden an das Vorhandensein der qualitativen Merkmale, deshalb ist sie in erster Linie bei Adjektiven und mit ihnen in Relation stehenden Substantiven und Verben stark entwickelt. 18. Phraseologismen im Deutschen und ihre Klassifikationen: semantische, strukturell-semantische, lexikal-syntaktische, funktionale Klassifikation. Der Phraseologismus – ist eine strukturell semantische Spracheinheit, die sich sowohl von den Lexemen, als auch von freien syntaktischen Verbindungen durch die Stabilität der umgedeuteten Semantik, der Struktur und des Gebrauchs unterscheidet. Semantische Klassifikation von V.V. Vinogradov. Er sondert folgende Gruppen aus: • phraseologische Ganzheiten / Zusammenrückungen. z.B. bei j-m in der Kreide stehen "bei j-m Schulden haben"; auf den Hund kommen "in schlechte Verhältnisse kommen"; kalte Füsse bekommen (kriegen) "Angst kriegen". Solche Phraseologismen sind völlig unmotiviert, der ganze Komponentenbestand ist semantisch umgedeutet. • phraseologische Einheiten z.B. keinen Finger krumm machen "nichts tun"; ins Wasser fallen "scheitern". Sie sind teilweise motiviert, ihr formales Merkmal ist das Vorhandensein von homonymen freien Wortverbindungen. • phraseologische Verbindungen Angst, Schrecken packt ihn; Hilfe leisten "helfen"; zum Ausdruck bringen "ausdrücken". Ihre Semantik ist analytisch, sie sind motiviert, • phraseologische Ausdrücke oder festgeprägte Sätze mit Umdeutung z.B. russ. "не имей сто рублей, а имей сто друзей" und deutsch "wer zuletzt kommt, lacht am besten". I.I. Chernyseva. strukturell-semantische. Sie unterscheidet 2 große Gruppen: • stehende Wortkomplexe phraseologischen Typs. Die erste Gruppe (stehende Wortkomplexe phraseologischen Typs) zerfällt in folgende Untergruppen. I) Phraseologische Einheiten (Ganzheiten) - feste Wortkomplexe mit singulärer Verknüpfbarkeit der Konstituenten und semantisch transformierter Bedeutung des gesamten Konstituentenbestandes, z.B. Grillen fangen - "grübeln", j-m den Kopf waschen - "j-n scharf zurechtweisen", j-m einen Bären aufbinden - "j-n belügen". Dazu zählt man auch Paarformeln (Zwillingsformeln, Wortpaare). Diese Untergruppe der phraseologischen Einheiten, die aus zwei Lexemen der gleichen Wortart besteht, z.B. Feuer und Flamme, Schritt für Schritt, hin und wieder, ab und zu. Komparative Phraseologismen Untergruppe der phraseologischen Einheiten, deren zugrunde ein Vergleich liegt, z.B. schlafen wie ein Sack, arbeiten wie Robotor, essen wie ein Spatz. Festgeprägte Sätze - Untergruppe der Phraseologismen mit der syntaktischen Struktur der Sätze. Unter den festgeprägten Sätzen unterscheidet man: Sprichtwörtliche Redensarten. z.B. Da liegt der Hund begraben; das kommt in den besten Familien vor, dazu muss man Sie sagen; Sprichwörter, z.B. Wer A sagt, muss В sagen, wer zum Spiele kommt, muss spielen, der gerade Weg ist der kürzeste. 2) Phraseologische Verbindungen - Untergruppe der Phraseologismen mit singulärer Verknüpfung einer semantisch transformierten Konstituente, z.B. blinder Passagier, schwarzer Markt, goldene Hochzeit. • Wortkomplexe nicht phraseologischen Typs. Modellierte Bildungen - stehende (feste) Wortkomplexe nichtphraseologischen Typs, die in der Sprache nach bestimmten strukturell-semantischen Modellen entstehen und eine typisierte Semantik besitzen, z.B. Bruder hin Bruder her, Freund hin, Freund her. Lexikalische Einheiten - feste Verbindungen mit nominativer Funktion, die eine semantische Ganzheit bilden, jedoch aufgrund der eigentlichen lexikalischen Bedeutungen der Konstituenten, d.h. die semantische Transformation der Komponenten fehlt; z.B. die Deutsche Demokratische Republik, die Bundesrepublik Deutschland, der Nahe Osten. Phraseologisierte Verbindungen - stehende (feste) Wortkomplexe nichtphraseologischen Typs mit analytischer Bedeutung, mit übertragener Bedeutung einer der Komponenten, welche sich durch serielle Verknüpfung charakterisiert; z.B. j-m Achtung, Anerkennung, Bewunderung, Verehrung, Beifall, Dank zollen (erweisen). funktionale Klassifikation von I.A. Chukina und E. Riesel. Sie unterschieden: • feste Wortkomplexe mit rein nominativer Funktion, z.B. kontrastive Linguistik, die zerstreuten Wellen, der Nahe Osten; • feste Wortkomplexe mit nominativ-expressiver Funktion, die stilistisch markierten Wortfügungen, z.B. ins Wasser fallen; den Mund halten; j-m blauen Dunst vormachen. lexikalisch-syntaktischen von A.V. Kunin. Er unterschiedet: • verbale Phraseologismen, z.B. die erste Geige spielen; Pech haben; j-m unter die Arme greifen; • adverbiale Phraseologismen, z.B. aus dem Stegreif; unter vier Augen; mit Ach und Krach; mit Kind und Kegel; • substantivische Phraseologismen, z.B. altes Haus; stilles Wasser, die goldene Regel; • pronominale Phraseologismen, z.B. dies und das; das und jenes; • Phraseologismen mit interjektionalem Charakter, z.B. alle Wetter; du, meine Güte; ja, Kuchen; • Phraseologismen, die einem Satz entsprechen, das sind Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten, z.B. der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, da haben wir den Salat. 19. Verschiedene Typen der lexikalisch-semantischen Paradigma: Polysemie und Homonymie. Unter Polysemie oder Mehrdeutigkeit versteht man die Fähigkeit des Wortes mehrere mit einander verbundene Bedeutungen zu besitzen und dem entsprechend verschiedene Gegenstande zu bezeichnen. Die Polysemie gehört zu den Grundtatsachen der Sprache. Sie entsteht a) durch Bedeutungsextension, d.h. ein Lexem wird auf weitere Denotate angewandt – sein Bedeutungsumfang erweitert sich, b) durch Bedeutungsdifferenzierung, d.h. die Bedeutungen gliedern sich weiter auf. Regulare Mehrdeutigkeit ergibt sich bei metaphorischen und metonymischen Verschiebungen der Bedeutung. Die häufigste Ursache der Polysemie ist die Verwendung eines Lexems für Objekte, die bisher nicht durch dessen Bedeutungsextension erfasst wurden. Ein Lexem tritt in neue Kontexte, in neue Umgebungen. So entstehen neue Sememe durch metonymische Verschiebungen und metaphorische Übertragungen. Z.B. haben viele „Klimawörter“ metaphorische Sememe, die gesellschaftliche Sachverhalte widerspiegeln: politisches Klima, politische Atmosphäre, Sturm der Entrüstung. Polysemie kann auch durch Bedeutungsentlehnungen entstehen. Unter dem Einfluss des lateinischen casus übernimmt das deutsche Fall eine zusätzliche Bedeutung – „grammatische Kategorie des Nomens“. Das Wort ist damit polysem geworden. Polysemie entsteht auch dann, wenn ein bereits veraltetes Wort wieder in den lebendigen Sprachgebrauch übernommen wird und sich eine neue Bedeutung herausbildet. Das Wort Truhe trat mit dem Gegenstand, den es bezeichnete, in den Hintergrund. Heute wird es wieder für die Gegenstande verwendet, die mit dem früher als Truhe benannten Gegenstand gemeinsame Formen haben: Tiefkuhltruhe, Waschetruhe. Die Polysemie muss man von der Homonymie unterscheiden. Homonyme sind Wörter mit gleichem Lautköper und verschiedenen Bedeutungen, zwischen denen kein Zusammenhang besteht. Es gibt zwei Hauptwege der Bildung von Homonymen: 1) der Zerfall der Polysemie; 2) die zufällige Übereinstimmung des Lautkomplexes verschiedener Wörter oder ihrer Formen 1) Der Zerfall der Polysemie, d.h. der Abbruch der Verbindung zwischen lexikalisch-semantischen Varianten eines Wortes führte zur Entstehung einer großen Anzahl von Homonymen. Z.B.: das Schild - die Schilder (вывеска) der Schild - die Schilde (щит) 2) Homonyme können infolge phonetischer Prozesse entstehen, wenn die Wörter verschiedenen Ursprungs infolge des Lautwandels zufällig gleichlauten: der Ball 〈 ahd. balla – verwand mit lateinischem Wort follis ( мяч). der Ball – vom franz. ball (бал). Die Arten von Homonymen: 1) Homophone – sind Wörter, die gleiche lautliche Formen haben, aber verschiedene Bedeutungen: die Saite (струна) die Seite (сторона) die Weise (способ) die Waise (сирота) 2) Homographen – sind Wörter, die gleich geschrieben werden, aber verschiedene Bedeutungen haben: lesen (читать, перебирать), der Preis (цена, приз), die Mutter (мать, гайка). 3) Homoformen – sind Wörter, bei denen die Wortformen zufällig übereinstimmen. Ich führe diese Arbeit (1.Per, Sng, Pras, Ind.) Die Mutter sagte, er führe morgen nach Moskau 20. Phraseologie als einer der Wege der Bereicherung des Wortschatzes: allgemeine Charakteristik. Die Phraseologie befasst sich mit festen (stehenden) Wortkomplexen einer Sprache. Andererseits versteht man unter der Phraseologie die Gesamtheit der festen Wortkomplexe einer Sprache. Bei Damit sind Phraseologismen ein Mittel zur Erweiterung des Wortschatzes, zur Benennung (Nomination) und Verarbeitung der Welt in der menschlichen Sprachtätigkeit. Was vorzugsweise durch Phraseologismen verarbeitet wird, sind mentale Größen, wie Emotionen, Einstellungen, (negative) Verhaltensweisen, man spricht deshalb neuerdings vom mentalen Lexikon einer Sprache im Zusammenhang mit der Phraseologie. Die Phraseologismen sind die Lexeme (bilaterale Spracheinheiten), aber im Vergleich zu den Lexemen besitzen sie Unterschiede. Die Lexeme sind ganz gestaltete linguistische Zeichen und feste Wortkomplexe sind sondergestaltet. Man nennt oft in diesem Kontext die semantische Idiomatität der Phraseologismen im Unterschied zu den Zusammensetzungen, die dieses Merkmal nicht besitzen. Aber es gibt auch viele Komposita, deren Komponenten semantisch transformiert sind (vgl. Schlafmütze (f) - соня; Blaustrumpf (m) – синя панчоха (про жінку) и т.д.). In diesen Zusammensetzungen wird die Bedeutung des ganzen Wortes durch die Bedeutung der Komponenten nicht erschlossen. Im Vergleich zu freien syntaktischen Wortverbindungen unterscheiden sich Phraseologismen durch folgende Merkmale. Der Phraseologismus ist eine feste Wortfügung, die sich durch die Stabilität kennzeichnet. Die Stabilität setzt voraus: • Stabilität der Semantik; • Stabilität der Struktur (stabile Wortfolge im Komponentenbestand und die Komponenten sind in der Regel nicht austauschbar); • Stabilität des Gebrauchs, die Phraseologismen sind reproduzierbare Einheiten, d.h. sie werden als fertige im Lexikon gespeicherte Einheiten produziert. Die Stabilität des Phraseologismus ist keine absolute Größe in dem Sinne, dass alle Komponenten absolut unveränderlich sind. Sie können auch varieren. Also ist der Phraseologismus eine strukturell semantische Spracheinheit, die sich sowohl von den Lexemen, als auch von freien syntaktischen Verbindungen durch die Stabilität der umgedeuteten Semantik, der Struktur und des Gebrauchs unterscheidet. 21. Aspekte der lexikalischen Bedeutung: signifikative, denotative, strukturelle und emotiv-konnotative Aspekte. W. Schmidt definiert die Wortbedeutung als inhaltliche Widerspiegelung eines Gegenstandes, einer Erscheinung, einer Beziehung der objektiven Realität im Bewusstsein der Angehörigen einer Gemeinschaft, die traditionell mit einem Lautkomplex verbunden ist. Die Wortbedeutung ist strukturiert und ist komplexer Natur. Das heißt: 1) Sie enthalt drei Komponenten: die denotative, signifikative und konnotative Komponente. Diese Komponenten resultieren aus den Funktionen des Wortzeichens. Die denotative Komponente ist sprachlich realisierte Funktion des Zeichens, eine bestimmte Erscheinung der objektiven Realität (einen Gegenstand - Denotat) zu repräsentieren. Dieser Aspekt der Bedeutung wird als denotative Bedeutung bezeichnet. Die signifikative Komponente resultiert aus der Funktion des Wortzeichens zum Verallgemeinern, zum Abstrahieren und als Benennung fur die ganze Klasse von Gegenstanden zu dienen. Dieser Aspekt der Wortbedeutung wird als signifikative Bedeutung bezeichnet. Da die denotative und die signifikative Komponente der Wortbedeutung eine Einheit bilden, werden sie in der Fachliteratur oft als denotativ-signifikative Komponente und entsprechend als denotativ-signifikative Bedeutung bezeichnet. Die konnotative Komponente resultiert aus wertenden semantischen Merkmalen der signifikativen Bedeutung der Wörter. In den Wertungen drucken sich die Beziehungen des Menschen zu den Gegenstanden und Erscheinungen der objektiven Realität aus. Solche Wertungen werden in der signifikativen Bedeutung sprachlicher Zeichen als begrifflich wertende semantische Merkmale fixiert und kodifiziert. Vgl. Wörter wie Geläufe, Visage, Früchtchen („Taugenichts", „Nichtsnutz"), Flasche („unfähiger Mensch, Versager, bes. auf sportlichem Gebiet"). Dieser Aspekt ergibt die konnotative Bedeutung. 22. Geflügelte Worte im deutschen. Ihr Wesen und Klassifikation. Die Bezeichnung „Geflügelte Worte“ für bekannte, viel zitierte Aussprüche meist Zitate aus literarischen Werken oder Aussprüche historischer Personen, deren Herkunft im Allgemeinen eindeutig nachgewiesen werden kann, geht auf den altgriechischen Dichter Homer. Von einem „geflügelten Wort“ spricht man heute im Algemeinen dann, wenn folgende Kriterien vorliegen: Das Zitat muss sowohl allgemein bekannt sein als auch aufgrund seines Inhaltes eine gewisse Aktualität haben. Das Zitat muss über einen längeren Zeitraum allgemein verwendet werden. Das Zitat muss auf eine literarische oder historische Quelle oder eine historisch belegbare Person – zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit – zurückzuführen sein. Geflügelte Worte sind vor allem Aphorismen, Losungen, Sentenzen, Zitate, dabei handelt es um Aussprüche einzelnen Personen – Schriftsteller, Wissenschaftler, Politiker. Herkunft nach können sie in sechs Gruppen eingeteilt werden: 1. Aus der Bibel gibt es eine Menge geflügelter Worte: Fleisch und Blut, in dem siebenten Himmel; 2. Viele geflügelte Worte wurzeln in der antiken Mythologie: auf dem Olymp sitzen, aus der Szylla in die Charybde 3. Es gibt auch manche geflügelte Worte aus der Folklore, aus den Volksmärchen, wo der alte Glaube und Aberglaube des Volkes ihre Widerspiegelung gefunden haben. Daher sind solche geflügelte Worte entstanden wie der Geist des Hauses; guter, böser Geist; der dritte Hahnenschrei. 4. Viele geflügelte Worte stammen aus der Geschichte. Den Rubikon überschreiten –bedeutet dieser Ausdruck „einen schwerwiegenden Entschluss fassen“. 5. Geflügelte Worte können unter dem Einfluss irgendeiner politischen Erscheinung entstehen. Die imperialistische Politik von Bismark wurde z.B. Blut- und Eisenpolitik genannt. 6. Besonders viele geflügelte Worte stammen aus der Literatur: Dichtung und Wahrheit, man lebt nur einmal in der Welt, das Ewig-Weibliche – Goethe; 23. Paradigmatische Relationen: Synonyme, synonymische Beziehungen. Als paradigmatische Beziehungen treten synonymische Beziehungen auf. Traditionell definiert man Synonyme als sinngleiche oder sinnverwandte Wörter. Synonyme sind sprachliche Einheiten oder Strukturen, die sich formal unterscheiden, aber ähnliche oder gleiche Bedeutung haben und deshalb im Kern der Bedeutung übereinstimmen. Synonymie ist die Bezeichnung für die Beziehung zwischen Synonymen. Für Synonymie ist nicht die Bedeutungsidentität, sondern die Bedeutungsähnlichkeit relevant (wichtig). Zwei Lexeme sind in ihrem Aufbau aus Semen einander ähnlich, d.h. sie gleichen sich hinsichtlich bestimmter wesentlicher Seme und unterscheiden sich nur in sekundären Semen. Dabei entstehen nicht nur die paarigen Beziehungen, sondern oft Glieder einer ganzen Reihung (synonymische Reihe/Gruppe): das Gesicht – der Antlitz – die Fratze der Lohn- das Gehalt – die Gage- das Honorar – der Sold In der synonymischen Reihe unterscheidet man die Dominante oder das Grundsynonym. Das ist ein solches Lexem, das begrifflich und stilistisch eine Invariante der anderen Glieder der synonymischen Reihe bildet. Betrachten wir die Bedeutungsbeziehungen der Lexeme Gesicht, Antlitz, Visage, Fratze. Diese Lexeme haben folgende gemeinsame Bedeutungselemente: „Gegenstandlichkeit“, „zum Korperteil gehorend“, „Vorderseite des Kopfes“. Sie unterscheiden sich aber durch wertende (konnotative) Seme: Antlitz – gehort zur gehobenen dichterischen Sprache, Visage und Fratze sind stilistisch als grobe, saloppe, abwertende Lexeme markiert. Die differenzierende Seme, die wertend konnotativ sind, ergeben stilistische Synonyme. Im Deutschen gibt es Lexeme, die sich auf dieselbe Erscheinung der Wirklichkeit beziehen, sich aber regional unterscheiden: Stulle - Bemme (ein belegtes Brot) Schlachter - Metzger Samstag - Sonnabend Diese Bedeutungsbeziehungen werden als territoriale oder regionale Dubletten bezeichnet. Man unterscheidet auch kotextuelle Sononyme . Sie beziehen sich auf ein und denselben Denotat, sind aber durch den Kontext bedingt. Im sprachlichen System sind sie keine Synonyme. Die Ursachen der Entstehung der Synonyme: 1) Durch den Einfluss des fremden Wortgutes (Entlehnungen): Anschrift – Adresse Funktionen der Synonyme: Arbeit – Job; 1) Sie dienen zur Variation der sprachlichen 2) Durch den Einfluss der Wortbildung: Ausdrucks, zur das Bild – das Bildnis Ausdrucksverstärkung; der Lauf – das Laufen; 2) Sie geben eine zusätzliche Information, indem sie 3) Durch die Beeinflussung der Mundarten das Gesagte konkretisieren; Kartoffeln – Erdapfel; 3) Sie drucken eine subjektive Bewertung aus, die die 4) Durch euphemistische Umschreibungen Einstellung des Sprechers zum Gegenstand der Rede schwangen sein – guter Hoffnung sein offenbart; 24. Sprichwörter als eine besondere phraseologische Einheit: ihre lehrhafte tendenz. Sprichwörter - sind allgemein bekannte festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrücken und die für einen gewissen Zeitraum im mündlichen und schriftlichen Verkehr im Umlauf waren oder sind. Sprichwörter lassen sich dem linguistischen Teilgebiet der Phraseologie zuordnen. Offensichtlich bestehen Sprichwörter aus mehr als einem Lexem. Sie entsprechen nicht nur einem oder einzelnen Satzgliedern, sondern einem ganzen Satz, der jedoch nicht immer syntaktisch vollständig sein muss. Die Traditionalität von Sprichwörtern, d.h. ihr Gebrauch über Jahrzehnte oder Jahrhunderte, trägt dazu bei, dass ihr tatsächlicher Ursprung im Allgemeinen unbekannt ist. Neben der Traditionalität gibt es freilich noch andere Merkmale, die die Sprichwörter auszeichnen. Sie bedienen sich der Alliterationen – leben und leben lassen; des Reims – Der Mensch denkt, Gott lenkt; des Parallelismus – A penny saved is a penny earned (ein gesparter Pfenning ist ein verdienter Pfenning) oder tob e pennywise and pound foolisch (im Kleinen sparsam und im Großen verschwenderisch sein); oder der Ellipse – in for a penny, in for a pound (im Deutschen etwa: wennschon, dennschon). Häufig sind sie nach bestimmten Strukturformel aufgebaut, z.B. ein X macht noch kein Y, also etwa: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. In kurzen Reimsprüchen ist häufig das erste Wort mit dem letzten durch den Reim gebunden: Eile – mit Weile; noch häufiger haben zwei Reimzeilen annähernd oder vollständig die gleiche Länge: Der Mensch denkt und der Gott lenkt. Eine besondere Form des Parallelismus bilden die Vielsprüche; dazu zählen Zweisprüche wie Glück und Glas, wie bald bricht das! Und Dreisprüche wie Mit Hunden fängt man die Hasen, mit Loben die Narren, mit Gold die Frauen, wobei letztere bereits auf der Grenze zwischen Sprichwort und Sinnspruch stehen. . Da es sich bei Sprichwörtern um konservierte Stereotype handelt, finden sich zahlreiche Vorstellungen wieder, die man aus heutiger Sicht wohl nur als überholt oder haarsträubend beurteilen wird. In dieser Hinsicht wird wiederum die angebliche ´´Lehrhaftigkeit´´ von Sprichwörtern ad absurdum geführt; Sprichwörter belehren eben nicht, welche Werte und Überzeugungen hochgehalten werden sollen, sondern bilden lediglich ab, welche Werte und Überzeugungen in einer Gesellschaft bereits wichtig sind, so wichtig, dass sie in Sprichwörter festgehalten werden. 25. Die Wege der Bereicherung des deutsche Wortschatzes: quantitative und qualitative. Komposita im Deutschen, ihre Abarten, ihre Funktionen. Der Wortschatz der deutschen Sprache verändert sich ständig: gesellschaftliche, wissenschaftliche, technische u.a. Entwicklungen sowie ihre Resultate bedürfen der sprachlichen Bezeichnungen. Das Neue wird im Wortschatz durch drei unterschiedliche Wege eingeprägt: durch Wortbildung, durch Entlehnung u. durch Bedeutungswandel. Unter dem Bedeutungswandel oder der semantischen Derivation versteht man die Bedeutungsveränderung der Wörter, die sich im Laufe der Zeit bei den sprachlichen Zeichen einstellt, bedingt durch das Wesen und den Charakter der Sprache als gesellschaftlichen Phänomens. Die Entlehnung ist die Übernahme fremden Sprachgutes. In der lexikologischen Forschung sind entlehnte Lexeme und feste Wortkomplexe Objekte der Analyse. Nach der Art der Entlehnung sind zu unterscheiden: 3) Sach- und Wortentlehnung (Bei der Sach- und Wortentlehnung werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der betreffenden Sprache neu oder unbekannt sind. Das sind in der deutschen Sprache genetisch lateinische Wörter: Mauer (murus), Ziegel (tegula). Oder Sach- und Wortentlehnungen aus der amerikanischen Variante der englischen Sprache nach 1945: Motel — Hotel an großen Autostraßen) 4) Wortentlehnung (Bei Wortentlehnungen werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der entlehnenden Sprache bereits durch eigene Wörter ausgedrückt sind. Es handelt sich hier um die Übernahme von Dubletten: Pläsier (aus dem Franz., 16. Jh.) für „Vergnügen, Spaß“) Die Wortbildungsart umfasst eine Reihe von Wortbildungsmodellen, nach denen Wörter aufgebaut werden. Unter dem Wortbildungsmodell versteht man eine stabile Struktur, die über eine verallgemeinerte lexikalisch-kategoriale Bedeutung verfugt und geeignet ist, mit verschiedenem lexikalischem Material ausgefüllt zu werden. Zusammensetzung (Komposition), der Prozess der Verbindung von zwei oder mehreren Wurzelmorphemen (lexikalischen Stämmen, Wörtern) zu einer ganzgestalteten Einheit. Das Ergebnis dieser Wortbildungsart ist ein zusammengesetztes Wort. Man unterscheidet: d) determinative Komposita. Merkmale: Normalfall der Komposition; Erstglied ist dem Zweitglied untergeordnet; Erstglied bestimmt Zweitglied; Zweitglied legt Wortart fest. Warenhaus, Studentenheim, arbeitseifrig; e) kopulative Komposita. Merkmale: Seltener Ausnahmefall der Komposition; Erstglied ist dem Zweitglied nebengeordnet; Additive Semantik zw. Erst- und Zweitglied; Erst- und Zweitglied entstammen derselben Wortart. Strumpfhose, Dichterkomponist, Gottkönig; f) Possessivkomposita. Merkmale: Spezialfall der Komposition; Erstglied ist dem Zweitglied untergeordnet; Erst- und Zweitglied bezeichnen zusammen die außersprachliche Realität nach einem spezifischen Merkmal; Mauerblümchen, Zechbruder, Kaffetante, Lästermaul. 26. Klassifikation der Entlehnungen im deutschen Wortbestand. Die Entlehnung ist die Übernahme fremden Sprachgutes. In der lexikologischen Forschung sind entlehnte Lexeme und feste Wortkomplexe Objekte der Analyse. Nach der Art der Entlehnung sind zu unterscheiden: 5) Sach- und Wortentlehnung (Bei der Sach- und Wortentlehnung werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der betreffenden Sprache neu oder unbekannt sind. Das sind in der deutschen Sprache genetisch lateinische Wörter: Mauer (murus), Ziegel (tegula). Oder Sach- und Wortentlehnungen aus der amerikanischen Variante der englischen Sprache nach 1945: Motel — Hotel an großen Autostraßen) 6) Wortentlehnung (Bei Wortentlehnungen werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der entlehnenden Sprache bereits durch eigene Wörter ausgedrückt sind. Es handelt sich hier um die Übernahme von Dubletten: Pläsier (aus dem Franz., 16. Jh.) für „Vergnügen, Spaß“) Lehngut (nach Harmut Leng, 2003): 2. Lexementlehnung: - Fremdwort (aus einer fremden Sprache übernommenes Wort, das sich in Schreibung, Lautung und Flexion der aufnehmenden Sprache nicht angepasst hat (Journal, Bodybilding); - Lehnwort (ein aus einer fremden Sprache übernommenes, in Phonetik, Morphologie und Orthographie der übernehmenden Sprache angepasstes Wort. (Fenster – fenestra); 3. Morphementlehnung: - Schementlehnung (Handy, Hit); - Internationalismen; 5. Lehnbildung besteht in der Nachbildung des fremden Inhalts mit heimischen Mitteln. Man unterscheidet hier folgende Unterarten: a) Lehnübersetzung – Nachbildung der morphematischen Struktur von Fremdwörtern oder fremden Wortgruppen: Wandzeitung (russ. стенгазета), Held der Arbeit (russ. Герой труда). b) Lehnübertragung ist eine freie Wiedergabe der Morphemstruktur der entlehnten Wörter: patria – Vaterland, отличник – Bestarbeiter. 6. Lehnbedeutung setzt voraus, daß für ein heimisches Wort die Bedeutung eines Fremdwortes übernommen wird: In der Bedeutungsstruktur des Wortes Norm ist neben der früheren „Regel“, „Richtmaß“ eine dem Russischen nachgebildete Neubedeutung „vorgeschriebene Arbeitsleistung“ (DDR) nach 1945 aufgekommen, in der semantischen Struktur des Wortes Pionier – die Bedeutung „Mitglied einer Pionierorganisation“. 27.Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch die Phraseologismen: Idiome Das griech. Wort idioma bezeichnet eine Eigentümlichkeit, Besonderheit und erscheint seit Ende des 17. Jahrhunderts als eigentümliche Mundart im Deutschen. Idiomatische Phraseologismen sind die festen Wortverbindungen. Erst in den fünfziger Jahren ist der Ausdruck Idiomatizität aus dem russ. idiomaticnost und dem engl. idiomaticity im Deutschen aufgetaucht. Zur Wortfamilie Idiom gehören ausdrucke wie Idiomatik, Idiomatiologie. Anstelle von Idiomatiologie wird heutzutage Idiomatizität verwendet, das eine bestimmte Eigenschaft in einer festen Wortverbindung bezeichnet. Mit Idiomatizität wird der Fall bezeichnet, dass die Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks nicht aus der Bedeutung seiner Bestandteile hergeleitet werden kann. Die Idiomatizität ist eine graduelle Eigenschaft der Phraseologismen: Je geringer der Zusammenhang zwischen der Gesamtbedeutung des Phraseologismus und den ’’wörtlichen’’ (literalen) Bedeutungen seiner Komponenten, umso höher ist der Idiomatizitätsgrad. Nach ihrer syntaktischen Funktion lassen sich innerhalb der Klasse der Idiome folgende Gruppen hervorheben(Harold Burger): (a) verbale Idiome: sie können eine prädikative Funktion im Satz erfüllen und enthalten ein Verb als Komponente, z. B.: den Gordischen Knoten durchhauen; jmdm. an den Kragen gehen; nach jemandes Pfeife tanzen. (b) nominale Idiome: diesen kommt die syntaktische Funktionen eines Subjektes bzw. eines Objektes zu und sie besitzen eine nominale Konstituente: die Kehrseite der Medaille; heilige Kuh; heiße Luft etc. (c) adverbiale Idiome: hierbei handelt es sich um vollidiomatische Wortverbindungen, die im Satz die Funktion einer Adverbialbestimmung erfüllen: mit Kind und Kegel; Hals über Kopf; unter der Hand; leichten/schweren Herzens. 28. Entlehnungen im deutschen Wortbestand: französische Entlehnungen im Deutschen. Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch die Phraseologismen: Sprichwörter. Die Entlehnung ist die Übernahme fremden Sprachgutes. In der lexikologischen Forschung sind entlehnte Lexeme und feste Wortkomplexe Objekte der Analyse. Nach der Art der Entlehnung sind zu unterscheiden: 7) Sach- und Wortentlehnung (Bei der Sach- und Wortentlehnung werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der betreffenden Sprache neu oder unbekannt sind. Das sind in der deutschen Sprache genetisch lateinische Wörter: Mauer (murus), Ziegel (tegula). Oder Sach- und Wortentlehnungen aus der amerikanischen Variante der englischen Sprache nach 1945: Motel — Hotel an großen Autostraßen) 8) Wortentlehnung (Bei Wortentlehnungen werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der entlehnenden Sprache bereits durch eigene Wörter ausgedrückt sind. Es handelt sich hier um die Übernahme von Dubletten: Pläsier (aus dem Franz., 16. Jh.) für „Vergnügen, Spaß“) Soziale Faktoren waren in der geschichtlichen Entwicklung Deutschlands bestimmend für starke Entlehnungen aus dem Französischen. Hier wären 3 Perioden zu nennen: Die erste erfolgte im Mittelalter (vom 12. bis 14. Jh.) im Zusammenhang mit dem Einfluß des französischen Rittertums. Kultur, Lebenshaltung, höfisches Leben nur eines Standes – des Rittertums – repräsentierten Sach- und Wortentlehnungen. Die Mehrzahl davon verschwand mit dem Untergang des Rittertums. Geblieben sind Wörter, die mehr oder weniger allgemeine Begriffe ausdrückten, und Bezeichnungen aus Sonderbereichen, die entweder als Historismen im Wortbestand geblieben sind, oder bis heute Benennungen aktueller Gegenstände: Tanz, Manier, fein, klar, prüfen, Platz, Preis, Abenteuer, Palast, Turm, Pavillon, Turnier, Panzer, Kristall, Rubin, Smaragd, Samt u.a.m. Die zweite starke Entlehnungsschicht aus dem Französischen bildete sich gegen Ende des 16. und im 17. Jh. Die sozialen Ursachen sind im Einfluß des französischen Absolutimus auf die herrschenden Klassen, den Adel und das Patrizität, zu suchen. Diese Periode umfaßt einen reichen Wortschatz aus verschiedenen Bereichen: Architektur und Möbel, Bau- und Gartenkunst, Essen und Trinken: Galerie, Loge, Fassade, Balkon, Nische, Möbel, Sofa, Büffet, Kostüm, Perücke, Torte, Omlette, Sauce, marinieren, Ballet, Ball, Maskarade, Dame. Die dritte Schicht war eine Folge der Französischen bürgerlichen Revolution. Die Schlagwörter der Revolutionsbewegung wurden auch im Deutschen in Form von Fremdwörtern oder Lehnübersetzungen rasch geläufig: Revolution, liberal, Terrorismus, Jacobiner, Bürokratie, Demokrat, Sprichwörter - sind allgemein bekannte festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrücken und die für einen gewissen Zeitraum im mündlichen und schriftlichen Verkehr im Umlauf waren oder sind. Sprichwörter lassen sich dem linguistischen Teilgebiet der Phraseologie zuordnen. Offensichtlich bestehen Sprichwörter aus mehr als einem Lexem. Sie entsprechen nicht nur einem oder einzelnen Satzgliedern, sondern einem ganzen Satz, der jedoch nicht immer syntaktisch vollständig sein muss. Die Traditionalität von Sprichwörtern, d.h. ihr Gebrauch über Jahrzehnte oder Jahrhunderte, trägt dazu bei, dass ihr tatsächlicher Ursprung im Allgemeinen unbekannt ist. Neben der Traditionalität gibt es freilich noch andere Merkmale, die die Sprichwörter auszeichnen. Sie bedienen sich der Alliterationen – leben und leben lassen; des Reims – Der Mensch denkt, Gott lenkt; des Parallelismus – A penny saved is a penny earned (ein gesparter Pfenning ist ein verdienter Pfenning) oder tob e pennywise and pound foolisch (im Kleinen sparsam und im Großen verschwenderisch sein); oder der Ellipse – in for a penny, in for a pound (im Deutschen etwa: wennschon, dennschon). Häufig sind sie nach bestimmten Strukturformel aufgebaut, z.B. ein X macht noch kein Y, also etwa: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. In kurzen Reimsprüchen ist häufig das erste Wort mit dem letzten durch den Reim gebunden: Eile – mit Weile; noch häufiger haben zwei Reimzeilen annähernd oder vollständig die gleiche Länge: Der Mensch denkt und der Gott lenkt. Eine besondere Form des Parallelismus bilden die Vielsprüche; dazu zählen Zweisprüche wie Glück und Glas, wie bald bricht das! Und Dreisprüche wie Mit Hunden fängt man die Hasen, mit Loben die Narren, mit Gold die Frauen, wobei letztere bereits auf der Grenze zwischen Sprichwort und Sinnspruch stehen. . Da es sich bei Sprichwörtern um konservierte Stereotype handelt, finden sich zahlreiche Vorstellungen wieder, die man aus heutiger Sicht wohl nur als überholt oder haarsträubend beurteilen wird. In dieser Hinsicht wird wiederum die angebliche ´´Lehrhaftigkeit´´ von Sprichwörtern ad absurdum geführt; Sprichwörter belehren eben nicht, welche Werte und Überzeugungen hochgehalten werden sollen, sondern bilden lediglich ab, welche Werte und Überzeugungen in einer Gesellschaft bereits wichtig sind, so wichtig, dass sie in Sprichwörter festgehalten werden. 29. Entlehnungen im deutschen Wortbestand: italienische Entlehnungen. Die Entlehnung ist die Übernahme fremden Sprachgutes. In der lexikologischen Forschung sind entlehnte Lexeme und feste Wortkomplexe Objekte der Analyse. Nach der Art der Entlehnung sind zu unterscheiden: 9) Sach- und Wortentlehnung (Bei der Sach- und Wortentlehnung werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der betreffenden Sprache neu oder unbekannt sind. Das sind in der deutschen Sprache genetisch lateinische Wörter: Mauer (murus), Ziegel (tegula). Oder Sach- und Wortentlehnungen aus der amerikanischen Variante der englischen Sprache nach 1945: Motel — Hotel an großen Autostraßen) 10) Wortentlehnung (Bei Wortentlehnungen werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der entlehnenden Sprache bereits durch eigene Wörter ausgedrückt sind. Es handelt sich hier um die Übernahme von Dubletten: Pläsier (aus dem Franz., 16. Jh.) für „Vergnügen, Spaß“) Entlehnungen aus dem Italienischen waren nicht so zahlreich wie aus dem Französischen. Sie umfassen 2 historische Abschnitte: 1. vom 14. bis 16. Jh. – Entlehnungen, die mit den engen Handelsbeziehungen Süddeutschlands mit Oberitalien verbunden waren: Bank, Konto, Kredit, Risiko.. 2. das 17. Und das 18. Jh. brachten fast ausschlieslich Fachwörter der Musik: Oper, Konzert, Mandoline, Arie, Solo, Bariton, Duett, Operette, Sopran. Alarm, Antenne, Bank, Bankrott, Bilanz, Ghetto, Graffiti, Kanone, Kapital, Kartoffel, Kasse, Korridor, Kredit, Konto, Lava, Makkaroni, Marzipan, Melone, Mozzarella, Muskat, Netto, Pizza, Porto, Risiko, Spagat, Spaghetti, Zitrone, Zucchini, Piano, Sopran, Tenor. 30. Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch die Phraseologismen: Zwillingsformel als älteste Phraseologismen des Deutschen. Die phraseologisierten Wortpaare (auch Paarformeln oder Zwillingsformeln genannt) sind durch eine charakteristische Struktur gekennzeichnet: zwei der gleichen Wortart angehörende Wörter, verknüpft durch eine Konjunktion oder Präposition. Auch nichtidiomatische Wortpaare dieser Art können eine strukturelle Stabilität (feste Reihenfolge) aufweisen. Eine weitere Teilgruppe ist gekennzeichnet durch eine unikale Komponente. Die Komponenten sind semantisch verwandte Wörter: Synonyme, Antonyme oder in andere Weise - vielfach als Komplementärbegriffe - durch die Übereinstimmung semantischer Merkmale charakterisiert. Bisweilen liegt Reimbindung vor (Stab-, Endreim). Die Bedeutung der Konstruktionen ist entweder eine an die Kombination beider Komponenten gebundene Metapher (durch dick und dünn "alle Schwierigkeiten überwindend", "ohne Rücksicht"), oder Nuancierung, Verstärkung oder sonstige Expressivierung der Bedeutung einer der Komponenten (hoffen und harren, blank und bloß, Hab und Gut). Die phraseologisierten Wortpaare kommen in allen Hauptwortarten vor und können entsprechende Satzgliedfunktionen übernehmen: • Substantive: Hab und Gut, "Besitz", das Wohl und Weh(e) "das Geschick", das Tun und Treiben "das Verhalten, Handeln", das Kommen und Gehen "starker Publikumsverkehr". • Adjektive / Adverbien: null und nichtig "völlig ungültig, außer Kraft", klein und hässlich "gefügig, unterwürfig", klipp und klar "sehr deutlich, unmissverständlich", kurz und bündig "auf eine kurze Formel gebracht", frank und frei "unverblümt, ohne Scheu", toll und voll "völlig betrunken", weit und breit "in der ganzen Umgebung, ringsum", hier und da, da und dort "stellenweise", hin und wieder "bisweilen", dann und wann "bisweilen" • Verben: hegen und pflegen "sorgfällig pflegen", zittern und zagen "große Angst haben", Worte drehen und deuteln "auslegen. 31. Gegenstand, Probleme und Aufgaben der Lexikologie. Die Lexikologie (griech. lexis „Wort“, logos „Lehre“) ist ein Bereich der Sprachwissenschaft, der sich mit der Erforschung des Wortschatzes befasst. Den Gegenstand der Lexikologie bildet die Erforschung des Wortbestandes und seiner Elemente einer Sprache und seiner gesetzmäßigen Veränderungen. Die Lexikologie untersucht und beschreibt das Wortbestand einer Sprache: seine Schichtung, Struktur, Bildung, Bedeutung und Funktionen seiner Bestandteile. Die Lexikologie untersucht also das lexikalische Teilsystem der Sprache als gesellschaftlich determiniertes Inventar lexikalischer Zeichen, die Normen und die Regeln seiner Verwendung in der kommunikativen Tätigkeit. Die Lexikologie als sprachwissenschaftliche Disziplin ist relativ jung. Erst in den 60er Jahren sprach man von der lexikalischen Forschung. Zu den besonders aktiv und tief diskutierten Problemen der Lexikologie gehören: Wort und seine Bedeutung Die Quellen der Semantische Bedeutung Wortschatzerweiterung Soziolinguistische Aspekte Paradigmatik (Sprache als System) Die Phraseologie Sintagmatik (Realisation der Pragmatisch-kommunikative Sprache) Funktion Wort im Text; Funktionen des Textes Man unterscheidet: Allgemeine Lexikologie — deckt die Gesetzmäßigkeiten auf, die für viele Sprachen gelten. spezielle Lexikologie: untersucht das Wort und den Wortschatz einer Sprache. Historische Lexikologie — betrachtet man unter zwei Aspekten. Unter diachronem Aspekt analysiert die Lexikologie Herkunft und Geschichte der Wörter (Etymologie); unter synchronem Aspekt untersucht sie die Struktur des lexikalischen Gefüges einer Sprache (Morphologie, Semantik) und die Beziehung zwischen seinen Elementen. Man unterscheidet auch: Semasiologie — Teilgebiet der Sprachwissenschaft, das sich besonders mit den Wortbedeutungen und ihren [historischen] Veränderungen befasst. Onomasiologie — Teildisziplin der Semantik, die die sprachliche Bezeichnung für Gegenstände und Sachverhalte untersucht. Die Etymologie — ein Bereich der Sprachwissenschaft, der den Ursprung, die Verwandtschaft und die Entwicklung der Wörter (und Wortfamilien) beschreibt. Die Phraseologie — Gesamtheit typischer Wortverbindungen, charakteristischer Redensarten, Redewendungen einer Sprache. Lexikographie — die Theorie der Einordnung und Darstellung eines bestimmten Wortschatzes in einem Wörterbuch oder Lexikon (Enzyklopädie). Onomastik — sprachwissenschaftliche Disziplin zur Erforschung der Namen, die sich mit philologischen, historischen, geographischen, soziologischen und psychologischen Fragen beschäftigt. 32. Entlehnungen im deutschen Wortschatz: linguistische u. extralinguistische Ursachen. Die Entlehnung ist die Übernahme fremden Sprachgutes. In der lexikologischen Forschung sind entlehnte Lexeme und feste Wortkomplexe Objekte der Analyse. Soziale Ursachen der Entlehnung: Die verlangsamte Überwindung des Feudalismus, die gescheiterte frühbürgerliche Revolution (die Reformation des 16. Jhrs.) waren die historischen Ursachen für die späte und unvollkommene bürgerliche Entwicklung zur Herausbildung der deutschen Nation. Deutschland blieb im Laufe der Jahrhunderte ein Land der Kleinststaaten und geriet infolgedessen in verschiedenen historischen Perioden unter den wirschaftlichen, politischen und kulturellen Einfluß anderer, höher entwickelter Länder. Diese sozial-historischen Ursachen geben Erklärung auch über Arten, Wege und Formen der Entlehnung in verschiedenen Perioden der deutschen Geschichte. Entscheidend für das Schicksal der übernommen Lexik ist immer ein Zusammenwirken konkreter historischer Umstände. In erster Linie sind im lexikalischen System der deutschen Sprache Entlehnungen verwurzelt, die Sach- und Wortentlehnungen waren und Sachverhalte einer höheren Entwicklungsstufe repräsentierten, auf der sich eines der kontaktierenden Völker in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht befand. Zu lingustischen Ursachen der Entlehnung gehören: a) der jeweilige Entwicklungsstand des semantischen Systems einer romanische Entlehnungen wurden entlehnenden Sprache. Durch zahlreiche thematische Reihen, thematische Gruppen bzw. lexisch-semantische Gruppen der deutschen Sprache aufgefüllt. So wurde die thematische Gruppe der Farbbezeichnungen durch Entlehnungen aus dem Fronzösischen erweitert: lila, beige, orange, violett, azurn. b) die Auffüllung thematischer Reihen und lexisch-semantischer Gruppen durch Entlehnungen expressiver Synonyme aus anderen Sprachen: kapieren (lat.) zu „begreifen“, „verstehen“, krepieren (ital.) zu „sterben“, „verrecken“; Visage (franz.) zu „Gesicht“. c) der Bedarf an euphemistischer Lexik. Das lexikalisch-semantische System des Deutschen verfügt über eine bedeutende Anzahl von etischen und sittlichen Euphemismen fremden Ursprungs: korpulent (lat) für „dick“; renomieren (franz) für „prahlen“. d) die Entlehnungen von Fremdwörtern zur terminologischen Verwendung. Entlehnungen dieser Art monosemieren das entlehnte Wort, d.h es wird nur eine lexisch- semantische Variante des Lexems entlehnt. Z.B. Display, Internet, Image e) Entlehnungen können gleich Stammwörtern zur Neutralisierung einer übermäßigen Polysemie beitragen oder zum Schwund entbehrlicher Homonyme. Z.B.: Schlager – 1) Tanzlied; 2) Theaterstück; 3) Buch; 4) Film; 5) gängige Ware; in der ersten Bedeutung konkurieren mit „Schlager“ Hit, Song, in der vierten Bedeutung – Thriller, Hit, in der dritten – Bestseller. 33. Soziale Stratifikation des deutschen Wortschatzes: Jargonismen und Ihre Klassifikation Sonderlexik (Sondersprachen, Sonderwortschätze, Soziolekte) - sozial-beruflich ausgeprägte Lexik. 1) Es ist keine selbständige Erscheinungsform der Sprache. Es ist nur ein eigentümlicher Wortschatz, der in der Gemeinsprache realisiert wird. 2) Es geht dabei nicht um individuelle Abweichungen von der Norm der Schriftsprache, sondern um die von der Norm abweichenden sprachlichen Besonderheiten ganzer Sprechgruppen. In der Germanistik wurde die Sonderlexik traditionsgemäß in drei Gruppen eingeteilt: 1) Standessprachen (Jargons); 2) Berufssprachen (Berufswortschatz); 3) Fachsprachen (Termini). Unter gruppenspezifischen Wortschätzen versteht man Sonderwortschätze verschiedener sozialer Gruppen einer Sprachgemeinschaft mit gemeinsamen Lebensbedingungen (Stepanowa, Černyševa). Ihr Gerbrauch kennzeichnet den Sprecher als Angehörigen einer Interessen-, Freizeit-, Alters- oder Organisationsgruppe. Der Unterschied dieser gruppenspizifischen Lexik von den Fachwortschätzen besteht darin, dass sie expressive oder euphemistische Synonyme zu den bereits bestehenden Wörtern der Gemeinsprache darstellen. Zu den bekanntesten Wortschätzen des Deutschen gehören: • Studentensprache Bursch, Musensohn, Muse, Bruder Studio (zur Bezeichnung des Begriffs „Student“);Finken, Trauermäntel, Stubenhocker, Stubenschwitzer (zur Bezeichnung der Nichtkorpsstudenten – stark abwertende Charakteristik) • Gaunersprache (das Rotwelsch oder Argot) Die sogenannte Gaunersprache, auch als deklassierten Jargon bezeichnet, nimmt einen besonderen Platz ein. Die Jargonismen dieser Gruppe erfüllen eine Tarnfunktion. Dieser Gruppenwortschatz ist ein Mittel, sich von den Nichteingeweihten abzusondern und für alle anderen Angehörigen der Sprachgemeinschaft unverständlich zu bleiben. Z.B.: Regenwurm (Wurst), Wetterhahn (Hut), Windfang (Mantel), Brotlade (Mund). • Soldatensprache Die Besonderheit der Jugendsprache ist die Tatsache, dass sie sozial nicht gebunden und nicht beschränkt ist. Träger dieses Gruppenwortschatzes sind verschiedene Altersgruppen, sie umfassen Jugendliche im Alter von 14 bis 30 Jahren. z.B.: Jazzbomber (Tänzer mit großer Ausdauer im Tanz), steiler Hirsch (Motorrad), Arie (unsinniges Gerede), Folterkammer (Turnhalle), Cash (Bargeld), Loser (Verlierer), skaten (skateboardfahren), cool (toll), alken (Akohol trinken), abgezopft (alt, unbrauchbar) 34.Entlehnungen im deutschen Wortschatz: slawische Entlehnungen. Die Entlehnung ist die Übernahme fremden Sprachgutes. In der lexikologischen Forschung sind entlehnte Lexeme und feste Wortkomplexe Objekte der Analyse. Nach der Art der Entlehnung sind zu unterscheiden: 11) Sach- und Wortentlehnung (Bei der Sach- und Wortentlehnung werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der betreffenden Sprache neu oder unbekannt sind. Das sind in der deutschen Sprache genetisch lateinische Wörter: Mauer (murus), Ziegel (tegula). Oder Sach- und Wortentlehnungen aus der amerikanischen Variante der englischen Sprache nach 1945: Motel — Hotel an großen Autostraßen) 12) Wortentlehnung (Bei Wortentlehnungen werden fremde Formative übernommen, deren Sachverhalte in der entlehnenden Sprache bereits durch eigene Wörter ausgedrückt sind. Es handelt sich hier um die Übernahme von Dubletten: Pläsier (aus dem Franz., 16. Jh.) für „Vergnügen, Spaß“) Entlehnungen aus slavischen Sprachen umfassen 3 Perioden. Die erste bezieht sich auf die ältere Zeit vom 11. bis 14. Jh. Entlehnungen aus dieser Periode sind Bezeichnungen von Handelsobjekten, Lebensmitteln: Zobel, Stieglitz, Zeisig, Quark, Gurke. Die zweite Periode umfasst die Zeit vom 17. bis 19. Jh. Diese Entlehnungen beruhen teils auf dem Einfluß der russischen Literatur, teils auf der Übernahme bestimmter Gegenstände: Grippe (Heiserkeit – хрип), Steppe, Tornister, Droschke, Kalesche. Die Entlehnungen der dritten Periode sind eng mit der Oktoberrevolution und mit dem Aufbau des Sozialismus in der DDR 1945 verbunden:Volkswirtschaftsplan, Wandzeitung, Kulturhaus, patenbetrieb, Brigade u.a. 35. Internationalismen und ihre Eigenschaften. Ein Internationalismus ist ein Wort, oft ein Lehnwort, das in mehreren Sprachen mit gleicher oder zumindest sehr ähnlicher Bedeutung und Herkunft vorhanden ist. Das Wort wird dabei in den verschiedenen Sprachen ähnlich gesprochen und gleich oder ähnlich geschrieben und ist somit in verschiedenen Sprachen verständlich. Je weiter ein Wort international verbreitet ist, desto eher gebührt ihm die Bezeichnung „Internationalismus“. Weil aber den meisten Menschen der Überblick fehlt, wird die internationale Gängigkeit von Wörtern, die in der eigenen Sprache als Lehnwörter auffallen, nicht selten überschätzt. Andererseits werden althergebrachte Internationalismen oft nicht als solche bemerkt. Die Internationalismen breiten sich auf unterschiedliche Weise aus, sehr alte Internationalismen können sich aus gemeinsamen Wurzeln entwickelt haben. In den meisten Fällen hat jedoch Entlehnung zu ihrer Verbreitung beigetragen. Viele wurden aber auch erst in neuerer Zeit zu Internationalismen, vor allem bei der Bezeichnung neuer wissenschaftlicher oder technischer Begriffe oder Begriffe aus Sport und Gesellschaft. Die am weitesten verbreiteten Internationalismen sind geografischer Art oder Namen von Völkern, Unternehmen und Markennamen. Außer Wörtern mit dem Charakter von Eigennamen gibt es eine Anzahl Termini, die von geografischen Namen oder von persönlichen Eigennamen hergeleitet sind. Hierzu gehören verschiedene „Ismen“ und deren „Isten“, Entdeckungen auf dem Gebiet der Medizin oder in einer anderen Wissenschaft, Maßeinheiten (Volt, Ampere, Ohm, Newton, Watt, Joule, Kelvin usw.), Rassen und Unterarten von Haustieren und Kulturpflanzen, Minerale und anderes mehr. Internationale Wörter oder Wortglieder dieser Art sind meistens in alle Sprachen eingedrungen, in denen der entsprechende Begriff überhaupt bekannt ist, also in alle Ausbausprachen. Internationalismen sind in gewissen Fachbereichen, wie der Medizin und der Technik, besonders weiträumig verbreitet, aber die meisten, insbesondere die älteren, sind auf einen Kulturkreis, d. h. auf eine Zivilisation begrenzt. In der jetzigen Welt gibt es vier vorherrschende Zivilisationen mit mehr als tausendjähriger Tradition: die abendländische, die islamische, die indische und die ostasiatische. Einige weitere Internationalismen, die im Deutschen alltäglich sind und alle in ähnlicher Form und Bedeutung in den Sprachen von mehr als zwei Milliarden Menschen vorkommen: Akademie - Ananas - Antenne - Athlet - Atom - Bar - Bus - Diktator - Diplom - Direktor - Gorilla - Harmonie - Hotel Inspektion - Internet - Kabel - Kabine - Kolonie - Komödie - Kopie - Korridor - Kupon - Liga - Magnet - Margarine Marmelade - Maschine - Medaille - Mikrofon - Mikroskop - Motor - Nummer - OK - Olympiade - Operation - Partei Pedal - Pistole - Poliklinik - Polizei - Radio - Register - Sandale - Sardine - Satan - Signal - Sport - Station - Studio - Taxi - Television - Tennis - Test - Traktor - Transport - Tsunami - Visum - Zentrum. 36. Soziale Stratifikation des deutschen Wortschatzes: Argotismen und ihre Charakteristik Sonderlexik (Sondersprachen, Sonderwortschätze, Soziolekte) - sozial-beruflich ausgeprägte Lexik. 1) Es ist keine selbständige Erscheinungsform der Sprache. Es ist nur ein eigentümlicher Wortschatz, der in der Gemeinsprache realisiert wird. 2) Es geht dabei nicht um individuelle Abweichungen von der Norm der Schriftsprache, sondern um die von der Norm abweichenden sprachlichen Besonderheiten ganzer Sprechgruppen. In der Germanistik wurde die Sonderlexik traditionsgemäß in drei Gruppen eingeteilt: 1) Standessprachen (Jargons); 2) Berufssprachen (Berufswortschatz); 3) Fachsprachen (Termini). Unter gruppenspezifischen Wortschätzen versteht man Sonderwortschätze verschiedener sozialer Gruppen einer Sprachgemeinschaft mit gemeinsamen Lebensbedingungen (Stepanowa, Černyševa). Zu den bekanntesten Wortschätzen des Deutschen gehören die sogenannte Studentensprache, die Gaunersprache bzw. das Rotwelsch oder Argot, die Soldatensprache. Die sogenannte Gaunersprache (Argot, Rotwelsch) , auch als deklassierten Jargon bezeichnet, nimmt einen besonderen Platz ein. Die Jargonismen dieser Gruppe erfüllen eine Tarnfunktion. Dieser Gruppenwortschatz ist ein Mittel, sich von den Nichteingeweihten abzusondern und für alle anderen Angehörigen der Sprachgemeinschaft unverständlich zu bleiben. Die Argotlexik war zunächst geheim, seit dem 19. Jh verliert sie ihre Abgesondertheit und löst sich teilweise in der Umgangssprache der Städte auf. Das alte Rotwelsch ist jetzt verkümmert, dovh viele Ausdrücke sind aus dem Rotwelsch in die Sprache eigener Schichten der Stadtbevölkerung eingedrungen, besonders in den Jugendslang. Das Rotwelsch ist ein buntes Gemisch von Wörtern aus verschiedenen Sprachen, von verschiedenen dialektalen Wörtern. Besonders groß ist im Rotwelsch der Anteil der Mundartwörter, Neubildungen, Umschreibungen sowie Wörter aus dem Hebräischen, dem Zigeunerischen, Französischen, Italienischen und Lateinischen. Z.B.: Regenwurm (Wurst), Wetterhahn (Hut), Windfang (Mantel), Brotlade (Mund).