1 > Biodiversität der Fliessgewässer 2 3 Wörter: ca. 18’400 Zeichen (inkl. Leerschläge); Unterstrichen: Glossarbegriffe 4 5 Silke Werth, Maria Alp, Theresa Karpati, Walter Gostner, Christoph Scheidegger, Armin Peter 6 7 Vielfältige, naturnahe und dynamische Lebensräume sind eine wichtige Voraussetzung für die 8 Erhaltung der Biodiversität von Fliessgewässern. Dieses Merkblatt stellt eine Reihe wichtiger Faktoren 9 für die Lebensraum- und Artenvielfalt vor und leitet Empfehlungen für die Praxis ab, die aufzeigen, wie 10 die Biodiversität an Fliessgewässern erhalten und gefördert werden kann. 11 12 Was ist Biodiversität? 13 Der Begriff Biodiversität bezeichnet die Vielfalt der Arten mit ihrer genetischen Vielfalt, die Vielfalt der 14 Lebensräume, sowie die Vielfalt der ökologischen Funktionen einschliesslich der Ökosystemleistungen 15 (Biodiversitäts-Konvention, 2005). Nicht nur die Vielfalt der Arten alleine, sondern auch das 16 Vorhandensein charakteristischer und seltener Arten ist ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität. 17 18 Artenvielfalt der Fliessgewässer 19 Fliessgewässer und Auenbereiche sind wichtige Zentren der Biodiversität und weisen eine enorme Vielfalt 20 der Pflanzen- und Tierwelt auf. Schweizer Auen beherbergen Schätzungen zufolge 1500 Pflanzenarten 21 (BAFU 2005), was etwa etwa ein Drittel der Schweizer Flora entspricht, obwohl sie nur 0.55 % der 22 Landesfläche bedecken. Viele Tier- und Pflanzenarten, die in und an Fliessgewässern leben (Abb.1), sind 23 an die Bedingungen in natürlichen, dynamischen Fliessgewässern angepasst. Der Mensch hat durch 24 flussbauliche Massnahmen und Wassersverschmutzung die Ökologie vieler Fliessgewässer stark 25 beeinflusst, so dass heute eine Reihe der typischen Arten der Fliessgewässer gefährdet ist (Tab. 1). Für 26 zahlreiche dieser Arten trägt die Schweiz eine besondere Verantwortung, weil ein Grossteil ihres 27 Verbreitungsgebiets in der Schweiz gelegen ist. Um die natürliche Artenvielfalt der Fliessgewässer zu 28 schützen, müssen die Vernetzung sowie eine naturnahe Dynamik wiederhergestellt werden (MB 29 Dynamik, MB Vernetzung). 30 31 2 Biodiversität in Fliessgewässern 32 Genetische Vielfalt 33 Bei der Artenvielfalt gilt es nicht nur die Anzahl Arten zu berücksichtigen, sondern auch ihre 34 genetische Vielfalt. Die genetische Vielfalt beruht auf Unterschieden im Erbgut von Individuen und ist 35 Voraussetzung für die Erhaltung stabiler und adaptationsfähiger Populationen. Die genetische Vielfalt 36 ist abhängig von der Grösse der Populationen und ihrer Vernetzung mit anderen Populationen. Arten, 37 die natürlicherweise oder wegen menschlicher Eingriffe im Fliessgewässer selten vorkommen, bilden 38 meist kleine und isolierte Populationen. Diese sind oft genetisch verarmt und dadurch weniger 39 widerstandsfähig gegenüber Umweltveränderungen, wie z.B. neuen Krankheitserregern oder 40 massiven Hochwassern. Bei genetisch verarmten Populationen können sich Inzuchteffekte negativ 41 auf die Vitalität und den Fortpflanzungserfolg von Individuen auswirken. Populationen mit hoher 42 genetischer Vielfalt können sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen und sind daher für den 43 Naturschutz besonders wertvoll (Werth et al. 2011: WEL-Artikel Vernetzung, Biodiversität). 44 Eine charakteristische flussbegleitende Pflanzenart, die in der Schweiz oft in kleinen Populationen 45 vorkommt, ist die Deutsche Tamariske (Abb. 2). Dieser Strauch wächst auf Kiesbänken naturnaher 46 Flüsse, wie z.B. der Sense. Genetische Untersuchungen eines Grossteils der Schweizer Populationen 47 haben gezeigt, dass sich diese hinsichtlich ihrer genetischen Vielfalt stark voneinander unterscheiden. 48 An der Sense war die Tamariske bis vor 100 Jahren auf einer Strecke von etwa 30 Flusskilometern 49 verbreitet. Gegenwärtig existiert an der Sense nur mehr ein einziges Vorkommen, welches ein 50 Beispiel extremer genetischer Verarmung darstellt – bei 50 untersuchten Pflanzen wurde nur eine 51 einzige genetische Variante (Genotyp) nachgewiesen. Ursache für die genetische Verarmung ist nicht 52 nur die kleine Populationsgrösse, sondern auch die fehlende Vernetzung mit anderen Populationen 53 (MB Vernetzung). Die Tamarisken-Populationen am Alpenrhein stellen ein erfreuliches Gegenbeispiel 54 dar: in diesem Einzugsgebiet wurden zahlreiche grosse Populationen gefunden, die eine hohe 55 genetische Vielfalt aufwiesen und gut vernetzt sind. 56 57 Vielfältige Lebensräume 58 Der Lebensraum einer Art wird von vielen Umweltfaktoren bestimmt. Je mehr Lebensraumtypen in 59 einem Fliessgewässer vorhanden sind, umso mehr Nischen können durch verschiedene Organismen 60 besetzt werden, und desto höher ist die lokale Biodiversität. 2 2 Biodiversität in Fliessgewässern 61 Ein natürliches Fliessgewässer bietet aquatischen und terrestrischen Organismen eine Vielfalt 62 unterschiedlicher Lebensräume (Abb. 3). Hauptarm und Seitenarme, Tümpel und Kiesbänke 63 unterscheiden sich in wichtigen Umweltfaktoren. Eine hohe Artenvielfalt wird an Flussabschnitten 64 erreicht, die durch eine grosse Variabilität der Umweltbedingungen gekennzeichnet sind. Wichtige 65 Umweltfaktoren für alle Arten sind Temperatur, Lichteinstrahlung, Nährstoffgehalt, Flussmorphologie 66 und Abflussregime. Wassertiefe und Fliessgeschwindigkeit sind für aquatische Flussarten von 67 Bedeutung. Für flussbegleitende terrestrische Arten sind Faktoren wie die Uferbeschaffenheit, die 68 Höhe des Ufers über dem Normalwasserstand, das Vorhandensein und die Substrateigenschaften 69 von Kiesbänken wichtig. Aufgrund des hohen Raumbedarfs vieler terrestrischer Arten ist auch die 70 räumliche Ausdehnung der verfügbaren Lebensräume wichtig. Natürliche und naturnahe 71 Fliessgewässer weisen oft ein breites Spektrum an Umweltfaktoren im selben Flussabschnitt auf, und 72 somit eine hohe Biodiversität. Kanalisierte Flussabschnitte sind hingegen monoton in Bezug auf 73 wichtige Faktoren, wie etwa Wassertiefe, Fliessgeschwindigkeit und Uferbeschaffenheit (Abb. 4). 74 Viele aquatische und terrestrische Arten sind an Totholz als Habitatstruktur gebunden. Direkt 75 angrenzend an grosse Totholzstämme bilden sich im Fliessgewässer oft Tiefwasserbereiche aus, die 76 besonders wichtig für die Fischfauna sind, weil sie gute Versteckmöglichkeiten bieten und durch 77 Grundwasserbeeinflussung zumeist relativ kühle Temperaturen aufweisen. 78 Wenn ein grosser Totholzstamm bei einem Hochwasser auf einer Kiesbank angeschwemmt wird, 79 lagert sich anschliessend Substrat unterschiedlicher Grössenklassen ab, einschliesslich 80 Feinsedimenten wie Sand, auf denen sich Pflanzen gut etablieren können. Die kleinräumig sehr 81 vielfältigen Bereiche bei grossen Totholzstämmen bilden für den gefährdeten Kiesbankgrashüpfer 82 (Abb. 1) einen optimalen Lebensraum. Der Kiesbankgrashüpfer ernährt sich von den Pflanzen, findet 83 im Totholz Unterschlupf und hat in einer Distanz von wenigen Metern kleinere, vegetationsfreie 84 Sandflächen für die Eiablage zur Verfügung. 85 86 Vernetzte Lebensräume 87 Ausserdem sind die natürliche Dynamik und die funktionelle Vernetzung der Lebensräume für die 88 Aufrechterhaltung der Populationen vieler spezialisierter Organismen unentbehrlich (MB Dynamik). 89 Die longitudinale Vernetzung fördert die Ausbreitung von Organismen entlang von Fliessgewässern . 90 Eine charakteristische Eigenschaft der Fliessgewässer ist, dass sich die Flussabschnitte gegenseitig 91 beeinflussen. Flussabwärts gelegene Bereiche sind auf den Eintrag von Biomasse (z.B. Laubstreu, 3 2 Biodiversität in Fliessgewässern 92 Totholz) von flussaufwärts gelegenen Standorten angewiesen. Ist ein Fliessgewässer durch Barrieren 93 wie Einstauungen fragmentiert, können Nährstoffkreisläufe und Nahrungsnetze unterbrochen werden, 94 was negative Auswirkungen auf die Biodiversität haben kann. Sehr wichtig für die Biodiversität ist 95 auch die laterale Vernetzung zwischen aquatischen und terrestrischen Lebensräumen, die an 96 natürlichen und naturnahen Fliessgewässern zu einem hohen Austausch führt (MB Vernetzung). Ein 97 Beispiel dafür ist die Beschattung durch die Ufervegetation, welche sich deutlich auf die 98 Temperaturbedingungen in kleineren Fliessgewässern auswirkt. Bäche, an denen die natürliche 99 Ufervegetation abgeholzt wurde, weisen eine erhöhte Wassertemperatur auf. Dies beeinflusst nicht 100 nur die Organismen direkt wie etwa durch die geringere Verfügbarkeit von Sauerstoff, sondern führt 101 auch zu einer erhöhten Verbreitung bestimmter Krankheitserreger (z. B. die proliferative 102 Nierenerkrankung PKD bei Forellen). 103 Die Untersuchungen an der Sense haben gezeigt, dass für die Artenvielfalt des Makrozoobenthos die 104 Lage eines Standorts im Einzugsgebiet wichtig sein kann (WEL Artikel Biodiversität). Kanalisierte 105 Flussabschnitte am Unterlauf der Sense wiesen eine Vielfalt an Arten des Makrozoobenthos auf, die 106 vergleichbar hoch war wie diejenige der natürlichen Standorte am Oberlauf. Eine gute Vernetzung 107 zwischen den Standorten an der Sense und die Lage im Einzugsgebiet haben dafür gesorgt, dass die 108 verbauten Strecken von der passiven Ausbreitung der Organismen aus den flussaufwärts gelegenen, 109 natürlichen Strecken profitieren konnten. Ausserdem waren am Unterlauf der Sense trotz der 110 Verbauungen viele wichtige Lebensraumfaktoren ähnlich beschaffen wie an den naturbelassenen 111 Standorten. Ein natürliches Abflussregime, gute Wasserqualität und eine naturnahe Beschaffenheit 112 der Flusssohle haben vermutlich stark zur hohen Vielfalt des Makrozoobenthos der verbauten 113 Strecken beigetragen. Interessanterweise fanden wir ein gegensätzliches Muster bei den 114 terrestrischen, flussbegleitenden Arten an der Sense. Weder Tamariske noch Kiesbankgrashüpfer 115 wurden an den kanalisierten Flussabschnitten gefunden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass an 116 diesen Abschnitten keine Kiesbänke mit ausreichender Vielfalt der Umweltfaktoren vorhanden sind, so 117 dass der Lebensraum für beide Arten fehlt. 118 119 Anspruchsvolle Organismen 120 Im Verlaufe ihres Lebenszyklus sind Organismen auf unterschiedliche Lebensräume angewiesen. So 121 benötigen viele Fische und aquatische Insekten unterschiedliche Lebensraumtypen für die 4 2 Biodiversität in Fliessgewässern 122 Reproduktion und die Entwicklung der Juvenilstadien. Viele aquatische Insektenarten brauchen für 123 ihre Eiablage grosse, aus dem Wasser ragende Steine. Der Erfolg der Reproduktion hängt stark von 124 der Verfügbarkeit solcher Substrate ab (WEL Artikel Biodiversität). Die lachsartigen Fische wandern 125 zu spezifischen Lebensräumen zum Laichen, etwa an Seitengewässer oder zu den Oberläufen der 126 Fliessgewässer. Auch im Tageszyklus oder im Jahresverlauf können verschiedene Lebensräume 127 benötigt werden. Ein bekanntes Beispiel sind viele Fischarten, die am Tag und in der Nacht 128 unterschiedliche Lebensräume aufsuchen. Wenn wichtige Lebensräume für bestimmte Lebensphasen 129 der Organismen an einem Fliessgewässer fehlen, fällt meist ein Teil der charakteristischen und 130 spezialisierten Arten aus. Dies kann ebenso der Fall sein, wenn die Vernetzung zwischen Standorten 131 im Einzugsgebiet nicht gewährleistet ist. 132 133 Gefährdung der Biodiversität durch menschliche Eingriffe 134 Menschliche Eingriffe stellen eine Bedrohung für die Biodiversität der Fliessgewässer dar. 135 Flussverbauungen haben die Lebensraumvielfalt dramatisch reduziert. Kanalisierte Fliessgewässer 136 mit monotonen Profilen bieten nur wenigen Generalisten einen geeigneten Lebensraum. Die 137 Veränderung des Geschiebehaushalts (durch Kiesabbau oder die Errichtung von Dämmen) und 138 Änderungen des hydrologischen Regimes und der Temperatur (beispielsweise durch 139 Wasserkraftnutzung) beeinflussen die Lebensbedingungen am und im Fluss so stark, dass heute viele 140 spezialisierte Arten der Fliessgewässer gefährdet sind. Hinzu kommt die chemische Beeinträchtigung 141 durch Einträge aus Landwirtschaft, Industrie und Siedlungen. Die chemische Beeinträchtigung hat zu 142 einem lokalen Rückgang von Arten geführt, die an hohe Wasserqualität gebunden sind. Obwohl die 143 chemischen Belastungen der Fliessgewässer in der Schweiz seit den 80er Jahren abgenommen 144 haben, ist die Rückkehr der verschwundenen Arten nicht gleichermassen erfolgt. Einer der Gründe 145 dafür ist die mangelnde Vernetzung der Schweizer Gewässer, die durch zahlreiche künstliche 146 Barrieren unterbrochen sind. Die Barrieren verhindern die Wiederbesiedelung von Flussabschnitten, 147 was besonders auf Arten mit geringem Ausbreitungspotential zutrifft. Der Klimawandel wird in der 148 nahen Zukunft eine weitere Herausforderung für die Erhaltung der Biodiversität der Fliessgewässer. 149 Als besonders gravierend einzustufen sind dabei die saisonalen Änderungen der 150 Niederschlagsmenge, die zu Änderungen des Abflussregimes führen werden. 151 Die Anzahl an Faktoren, die einen Einfluss auf die Biodiversität der Fliessgewässer haben, ist gross, 152 so dass Flussrevitalisierungen mit dem Ziel, die Biodiversität in und an Fliessgewässern zu fördern, 5 2 Biodiversität in Fliessgewässern 153 umfassende Ansätze benötigen. Dazu müssen Fliessgewässer in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. 154 Die Verbesserung einzelner Aspekte wie etwa der Flussmorphologie ist für eine erfolgreiche 155 Wiederherstellung der Artenvielfalt in vielen Fällen nicht ausreichend – eine Schlussfolgerung, die von 156 den Ergebnissen mehrerer Untersuchungen unterstützt wird. So wurden viele Flussrevitalisierungen 157 unter der Annahme durchgeführt, dass eine lokale Wiederherstellung der morphologischen Vielfalt 158 eine Verbesserung der Biodiversität nach sich zieht. In der Tat können die Auswirkungen anderer 159 Lebensraumfaktoren (beispielsweise chemische Belastung oder Schwall-Sunk-Betrieb) die positiven 160 Effekte der morphologischen Verbesserungen überlagern (WEL Artikel Biodiversität) und den 161 Revitalisierungserfolg begrenzen oder gar verhindern. 162 163 164 Empfehlungen für die Praxis Die Wiederherstellung der Biodiversität ist wesentlich schwieriger als ihre Erhaltung. Somit 165 kommt der Erhaltung von Populationen und qualitativ guten Lebensräumen höchste Priorität 166 zu. 167 Es ist wichtig, dass in einem Fliessgewässer ausreichend vernetzte Lebensräume für alle 168 Lebensphasen der aquatischen und terrestrischen Arten vorhanden sind. Eine vielfältige 169 Flussmorphologie sowie die Vielfalt der Uferzonen und Auenbereiche sind die Voraussetzung 170 für die Wiederherstellung der Biodiversität (Merkblatt Flussbau und Lebensraumvielfalt). 171 Um den ökologischen Erfolg von Revitalisierungen zu gewährleisten, muss die Gesamtheit 172 der wichtigsten Lebensraumfaktoren berücksichtigt werden. Für die Priorisierung der zu 173 revitalisierenden Strecken müssen ausser morphologischen und strukturellen Faktoren das 174 hydrologische Regime, die Wasserqualität und die Vernetzung der Lebensräume im 175 Einzugsgebiet gewährleistet sein (MB Vernetzung). Deutliche Defizite in einem dieser 176 Faktoren können die Besiedlung revitalisierter Standorte für viele Arten stark verzögern oder 177 verhindern. Eine Vielfalt an morphologischen Strukturen im Fliessgewässer garantiert nicht 178 notwendigerweise den Erfolg von Revitalisierungsmassnahmen für die Biodiversität. Eventuell 179 müssen zunächst Faktoren wie die Wasserqualität oder die Vernetzung verbessert werden, 180 bevor sich ein Erfolg der Revitalisierungsmassnahmen einstellen kann. 181 182 Die Lage im Einzugsgebiet bestimmt den Erfolg der Massnahmen stark mit: Revitalisierungen von Strecken nahe bei natürlichen oder naturnahen, artenreichen Fliessgewässerabschnitten 6 2 Biodiversität in Fliessgewässern 183 sind für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität wesentlich aussichtsreicher als solche 184 an stark isolierten Standorten ohne Verbindungen zu Quellpopulationen. 185 Als Begleitmassnahmen im Rahmen von Revitalisierungen können spezifische 186 Artenförderungsmassnahmen sinnvoll sein. Beispiele sind das Anlegen von Steilufern als 187 Brutwände für den Eisvogel (Alcedo atthis) oder von Laichmöglichkeiten für Amphibien. Die 188 Analyse, wie bedeutsam und dringlich diese Massnahmen sind, stützt sich auf die Liste der 189 National Prioritären Arten ab. Diese beziehen neben der Gefährdung der Arten auch die 190 Verantwortung der Schweiz und die Prioritäten ein. 191 192 193 7 2 Biodiversität in Fliessgewässern 194 Literatur 195 Baur, B. (2010). Biodiversität. UTB, Bern. 196 BAFU (2005). Die Auen der Schweiz. Bundesamt für Umwelt, Bern. 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/00888/index.html?lang=de BAFU (2011). Liste der National Prioritären Arten. Arten mit nationaler Priorität für die Erhaltung und Förderung, Stand 2010. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug Nr. 1103. Delarze, R. & Gonseth, Y. (2008). Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. Hep, Bern. Jungwirth, M., Haidvogl, G., Moog, O., Muhar, S. & Schmutz, S. (2003). Angewandte Fischökologie an Fliessgewässern. Facultas, Wien. Hausammann, A. (2008). Fauna und Flora in Auen. Faktenblatt Nr. 13, Auendossier. Bundesamt für Umwelt, Bern. Lachat, T., Pauli, D., Gonseth, Y., Klaus, G., Scheidegger, C., Vittoz, P., & Walter, T. (2010). Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900 - ist die Talsohle erreicht? Haupt, Bern. 208 Fischnetz (2004). Dem Fischrückgang auf der Spur. Fischnetz Schlussbericht. EAWAG, Dübendorf. 209 Schönborn, W. (1992). Fliessgewässerbiologie. Gustav Fischer Verlag, Jena und Stuttgart. 210 Secretariat of the Convention on Biological Diversity (2005). Handbook of the convention on biological 211 diversity including its cartagena protocol on biosafety, 3 edn. Friesen, Montreal, Canada. 212 http://www.cbd.int/handbook/ 213 214 Tonolla D., Acuña V., Uehlinger U., Frank T., & Tockner, K. (2010). Thermal heterogeneity in river floodplains. Ecosystems 13: 727-740. 215 216 217 218 8 Tabelle 1. Charakteristische Arten der naturnahen Flusslandschaften (BAFU 2011). Schutzpriorität: 1 sehr hoch; 2 hoch; 3 mittel; 4 mässig. Die Spalte «Verantwortung» beschreibt die europäische bzw. globale Bedeutung des schweizerischen Bestandes einer Art und gibt die internationale Verantwortung der Schweiz für die Erhaltung der betreffenden Art an. Verantwortung: 4 sehr hoch, 3 hoch, 2 mittel, 1 gering, 0 keine Verantwortung. Deutscher Name Lateinischer Name Organismenklasse Gefährdung (Schweiz) Priorität Verantwortung Laufkäfer Bembidion eques Insekten Vom Aussterben bedroht 1 2 Laufkäfer Bembidion foraminosum Insekten Vom Aussterben bedroht 2 1 Gefleckte Schnarrschrecke Bryodemella tuberculata Insekten Ausgestorben 1 2 Kiesbank-Grashüpfer Chorthippus pullus Insekten Vom Aussterben bedroht 1 2 Fluss-Strandschrecke Epacromius tergestinus Insekten Vom Aussterben bedroht 1 2 Türks Dornschrecke Tetrix tuerki Insekten Vom Aussterben bedroht 1 2 Zierliche Moosjungfer Leucorrhinia caudalis Insekten Vom Aussterben bedroht 1 2 Kreuzkröte Bufo calamita Amphibien Stark gefährdet 3 1 Laubfrosch Hyla arborea Amphibien Stark gefährdet 3 1 Flussuferläufer Actitis hypoleucos Vögel Stark gefährdet 1 1 Flussregenpfeifer Charadrius dubius Vögel Verletzlich 1 1 Buntes Birnmoos Bryum versicolor Moose Vom Aussterben bedroht 1 2 Alpen-Knorpelsalat Chondrilla chondrilloides Blütenpflanzen Stark gefährdet 3 0 Deutsche Tamariske Myricaria germanica Blütenpflanzen Potentiell gefährdet - - Sanddorn Hippophäe rhamnoides Blütenpflanzen Nicht gefährdet - - 2 Biodiversität in Fliessgewässern Reifweide Salix daphnoides Blütenpflanzen Nicht gefährdet - - Einfacher Igelkolben Sparganium emersum Blütenpflanzen Verletzlich 4 0 Kleiner Rohrkolben Typha minima Blütenpflanzen Stark gefährdet 3 0 10