Montag, 1. Oktober 2012 Heute vor zwei JAhren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei JAhren fahren wir über die hochgesicherte Grenze an der Mariza, auch Maritza geschrieben (bulg. Марица, griechisch Έβρος / Evros, lat. Hebrus, türk. Meriç Nehri). Heute entdecken wir einen interessanten Film über die Jesiden (kurdisch: ئ ێزی دی, Êzîdî; alternative Schreibweisen: Yeziden, Eziden[1] Wikipedia: Während die ältere religionsgeschichtliche Forschung die jesidische Religion zunächst als eine Abspaltung vom Islam oder als eine „iranische“ Religion zu verstehen versuchte, wird in jüngerer Zeit der eigenständige, wenn auch auf einem komplexen Prozess der Adaption von Elementen anderer Religionen beruhende Charakter der jesidischen Religion betont. Die Verwandtschaft der kosmogonischen Vorstellungen mit dem Zoroastrismus führt zur Annahme, dass hier eine ursprüngliche Verwandtschaft bestehen könnte. Weitere Elemente werden auf das orientalische Christentum, besonders die nestorianische Eucharistie, den Mandäismus, den Manichäismus und die Gnosis bezogen. Nach Ansicht der Jesiden soll ihre Religion älter sein als das Christentum und sich aus dem altpersischen Mithras-Kult oder aus den Kulten der Meder entwickelt haben. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Jesiden von Außenstehenden teilweise als „Teufelsanbeter“ bezeichnet.[3] Diese Fremdbezeichnung beruht darauf, dass europäische Reisende sich auf die Berichte der Muslime in der Nachbarschaft der Jesiden bezogen. Für die islamische Umgebung waren die Jesiden andersgläubig und es war die Bezeichnung „Teufelsanbeter“ entstanden, da die religiösen Regeln unverstanden blieben. Lehre und Kosmogonie Die Religion der Jesiden ist monotheistisch. Der allmächtige Gott erschuf die Welt aus einer Perle. Nach einiger Zeit formten sieben heilige Engel aus dieser Perle die Welt mit allen Himmelskörpern. Jesiden führen ihre Abstammung allein auf Adam, nicht auf Eva, zurück und leiten daraus ihre Exklusivität ab. Gott wäre schwach, wenn er noch eine zweite Kraft neben sich dulden würde. Folglich fehlt in der jesidischen Theologie die Personifizierung des Bösen. Jesiden sprechen den Namen des Bösen (arabisch Schaitan) nicht aus, weil das Zweifel an der Allmacht Gottes bedeuten würde. Damit einher geht auch die Vorstellung, dass der Mensch in erster Linie selbst für seine Taten verantwortlich ist. Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören und zu denken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu finden. Die Jesiden glauben, dass das Leben nicht mit dem Tod endet, sondern dass es nach einer Seelenwanderung einen neuen Zustand erreicht. Der neue Zustand ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben. In diesem Zusammenhang spielt für einen Mann der „Jenseitsbruder“ (biraye achrete) und für eine Frau die „Jenseitsschwester“ (chucha achrete) eine wichtige Rolle. Unter den Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft sucht man sich zu Lebzeiten einen Bruder oder eine Schwester für das Jenseits aus. Diese Wahlgeschwister übernehmen im Jenseits gegenseitig die moralische Mitverantwortung für ihre Taten und in der Totenzeremonie „begleiten“ sie den Verstorbenen auf dem Weg zur neuen Bestimmung. Nach den jesidischen Vorstellungen bestand die Verbindung der Jenseitsgeschwister bereits im vorherigen Leben und wird auch im künftigen Leben weiter bestehen. Überlieferungen Das Jesidentum beruft sich auf keine heiligen Schriften. Die Vermittlung religiöser Traditionen und Glaubensvorstellungen beruht ausschließlich auf mündlicher Überlieferung. In der Literatur über die Jesiden werden zwei Bücher erwähnt, das Buch der Offenbarung, das Kitêba Cilwe, und die Schwarze Schrift, das Mishefa Reş. Beide Bücher wurden 1911 und 1913 veröffentlicht,[4] wobei wohl nicht alle Glaubensvorstellungen der Jesiden vollständig authentisch wiedergegeben sind. Sie gelten in der Iranistik als Aufzeichnungen durch Nicht-Jesiden, enthalten aber authentisches Material, das unter Jesiden auch schon vorher bekannt war. Der Glaube wird überwiegend durch Lieder (so genannte Qewals) und Bräuche weitergegeben. Hilmi Abbas veröffentlichte einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden im Jahre 2003 in einer Ausgabe unter dem Titel Das ungeschriebene Buch der Kurden.[5] Das Buch beschreibt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes von Osten in den Westen in das heutige Kurdistan. Taus-i Melek Der Pfau ist bei den Jesiden heilig und dient als deren religiöses Symbol Eine zentrale Bedeutung in den jesidischen Glaubensvorstellungen hat Taus-i Melek, der „Engel Pfau“, dessen Symbol ein Pfau ist. Nach der jesidischen Mythologie hat er in besonderer Weise der Allmächtigkeit Gottes gehuldigt und wurde deshalb von Gott zum Oberhaupt der sieben Engel erkoren. Zwar wollte er sich dem Mythos nach selbst einmal zum Gott erheben, fiel deswegen in Ungnade, doch er bereute seine Vermessenheit und büßte dafür in der Hölle.[6] Seine Schuld wurde ihm schließlich vergeben, seither dient er Gott als Wächter der Welt sowie als Mittler und Ansprechpartner zu den Gläubigen. Nach der Schöpfungsgeschichte der Jesiden ist Taus-i Melek, den Gott mit sechs weiteren Engeln aus seinem Licht schuf, an der gesamten Schöpfung, an dem göttlichen Plan, aktiv beteiligt. „Wir glauben, dass er ein stolzer Engel ist, der rebellierte und deswegen von Gott in die Hölle verbannt wurde. Er blieb dort 40.000 Jahre, bis seine Tränen das Feuer der Unterwelt auslöschten. Jetzt hat er sich mit Gott versöhnt.“ – Halil Savucu, Vorsitzender der „Plattform[7] Ezidischer Celler“[8] Scheich Adi Das Grab von Scheich Adi in Lalisch im Irak Eine zweite wichtige Gestalt für die Jesiden ist der als Reformer geltende Scheich Adi aus dem 11./12. Jahrhundert. Die Religionswissenschaft identifiziert ihn mit dem sufischen Mystiker Scheich Adî Ibn-Musafîr (1075–1162), der nach seiner Zwangsislamisierung wieder in die jesidische Gemeinschaft eintreten wollte und deswegen von den Muslimen verfolgt wurde. Für die Jesiden ist Scheich Adi eine Inkarnation des Taus-i Melek, der kam, um das Jesidentum in einer schwierigen Zeit neu zu beleben. An seinem Grab in Lalisch findet jedes Jahr vom 6. Oktober bis 13. Oktober das „Fest der Versammlung“ (Jashne Jimaiye) statt. Jesiden aller Gemeinden aus den Siedlungs- und Lebensgebieten kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen. Häufig erschweren oder verhindern politische Umstände die Pilgerfahrt nach Lalisch, die eine Pflicht für jeden Jesiden ist. Aus Lalisch bringen die Jesiden geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem (in Lalisch, nicht mit dem muslimischen Samsam zu verwechseln) zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als „heilige Steine“ (Sing. berat) und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle. Scherfedin Scherfedin ist der Sohn von Scheich Hassan (al-Hasan ibn Adi), einem Neffen von Scheich Adi, und ein jesidischer Volksheld. Um das Jahr 1254 n. Chr. kam es zu einem Konflikt zwischen Scheich Hassan und dem Statthalter von Mosul, Badr al-Din Lulu. Im Sindschar-Gebiet versammelten sich jesidische Krieger. Nach der Niederlage der Jesiden nahmen Badr al-Dins Männer Scheich Hassan fest und hängten ihn in Mosul am Tor auf. Des Weiteren wurde Lalisch angegriffen. Scherfedin sandte den Jesiden in Lalisch eine Botschaft, die zu Zusammenhalt, Verteidigung und Bewahrung der jesidischen Religion aufrief. Er wurde bei dem erneuten Kampf getötet. Seine Botschaft wurde zur religiösen Hymne der Jesiden: Şerfedîna, Şerfedîna, Şerfedîna ji dînê me ye Şerfedîna Mîra li dîwanê Élem bidin Êzidxanê qewîn bikin vê îmanê Şerfedîna ji dînê me ye. Das Kastensystem Das jesidische Kastensystem wurde von Scheich Adi begründet. Vor dieser Reform gab es bei den Jesiden kein Kastensystem. Hintergrund der Einführung war der Versuch, die jesidische Religion vor dem Eindringen des Islam zu sichern. Das jesidische Kastensystem hat kaum Ähnlichkeiten mit dem hinduistischen Kastensystem. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Geburt in eine Kaste und das Heiratsverbot zwischen Angehörigen verschiedener Kasten. Sonst unterscheiden sich die beiden Kastensysteme stark voneinander. So ist jeder Jeside unabhängig von seiner Kastenzugehörigkeit gleich an persönlichen und wirtschaftlichen Rechten und Pflichten geboren. Kein Jeside ist aufgrund seiner Kaste besser oder schlechter als andere. Im Jesidentum kann jeder unabhängig von seiner Kaste oder Geschlecht jeden Beruf frei wählen. Man unterscheidet hierbei zwischen der Kaste der Scheichs, der Kaste der Pirs und der Kaste der Muriden (allgemeinen jesidischen Gläubigen). Die Scheichs und Pirs sind religiöse Führungskräfte (Geistliche) und müssen die jesidische Religion unter den Gläubigen aufrechterhalten, Zeremonien (bei Festen, jesidische Taufe bei Neugeborenen und bei Beerdigungen) durchführen, Gläubigen in der Not helfen sowie Streitereien zwischen Jesiden beseitigen. Obwohl diese Aufgaben die Angehörigen der Scheichs und Pirs machen müssen, gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Kasten. Die Scheichs haben in der Gemeinschaft noch eine administrative Aufgabe. Sie müssen bei politisch-sozialen Aufgaben für die Gemeinschaft tätig werden. Sie sind also nach außen und innen Vertreter der Gemeinschaft und müssen Probleme sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Gemeinschaft lösen. Die Scheichs und Pirs sind neben den Mir (Fürst, Oberhaupt der Jesiden), Priesterinnen und Priester von Lalisch, Hüter der Religion und für jeden jesidischen Gläubigen Ansprechpartner. Die Kaste der Muriden ist die dritte und größte Kaste. Die Jesiden in dieser Kaste teilen sich in Stämme auf, bei denen die Heirat der Angehörigen untereinander kein Problem ist. Auch diese haben Pflichten, nämlich zur Erhaltung der Religion beizutragen und sich gegenseitig in der Not zu helfen. Es ist Pflicht für jeden Jesiden unabhängig von seiner Kaste, seine Kinder religiös zu erziehen und ihnen die jesidische Kultur und Bräuche beizubringen. Die jesidischen Siedlungsgebiete waren und sind räumlich voneinander getrennt. Aus organisatorischen Gründen hat Scheich Adi festgelegt, dass sowohl die Angehörigen der Pirs als auch der Scheichs sich auf die jesidischen Stämme in Abhängigkeit zu deren Größe aufteilen sollen. So bekam jeder Stamm seine Scheichs und Pirs. Dadurch gibt es in jedem Siedlungsraum für jede Gruppe jesidischer Gläubigen eines Stammes die zuständigen Pirs und Scheichs. Bei Problemen können sich die Gläubigen jedoch auch an Pirs und Scheichs wenden, die für andere Stämme zuständig sind. Jesidische Stämme Im Jesidentum gibt es viele Stämme. Die Stämme haben Sippencharakter und sind Ergebnisse des Zusammenhalts von Nachfahren bestimmter Gründungsväter und des engen Zusammengehörigkeitsgefühls von Jesiden in bestimmten Gebieten Kurdistans. Die Angehörigen der Stämme sehen sich in der Pflicht, anderen Stammesangehörigen zu helfen. Die Heirat zwischen Angehörigen unterschiedlicher jesidischer Stämme ist erlaubt. Verbreitung Die Jesiden haben ihr traditionelles Siedlungsgebiet im Verbreitungsgebiet der Kurden. Noch im Mittelalter bekannten sich nach jesidischer Überlieferung die meisten Kurden zum Jesidentum. Unter anderem waren viele Adlige laut Şerefhan ursprünglich Jesiden. Die erste Völkermordwelle an ihnen durch die Osmanen zu Anfang des 19. Jahrhunderts und vor allem der Völkermord an Armeniern und Jesiden während des Ersten Weltkrieg zwang die Jesiden zur Flucht nach Armenien und Georgien. Seit den 1980er Jahren wanderten sie auch nach Mittel- und Westeuropa sowie Nordamerika aus. Es gibt keine offizielle Zählung der Jesiden. Ihre Zahl wird weltweit auf 800.000 geschätzt.[9]. Den Hauptanteil stellen die irakischen Jesiden (160.000–350.000). In Deutschland leben etwa 60.000, im restlichen Europa kommen noch etwa 65.000 hinzu. In den USA und Kanada leben einige Tausende Jesiden, meist aus dem Irak. Im Kaukasus (Armenien und Georgien), in Russland und im Iran leben einige Zehntausend und in Syrien einige Tausend, in der Türkei nur noch wenige Hundert. Die Jesiden stellen heute also unter den mehrheitlich muslimischen Kurden eine religiöse Minderheit dar. Jesiden im Irak Das Hauptverbreitungsgebiet der Jesiden ist der Nordirak. Die Jesiden siedeln überwiegend westlich des Tigris in der Provinz Ninawa. In Ninawa konzentrieren sich die Jesiden um dem Dschabal Sindschar mit der gleichnamigen Stadt Sindschar. In der Stadt Mosul selbst leben auch viele Jesiden. Ein kleiner Teil lebt in der Provinz Dahuk. Nicht allzu weit von Mosul entfernt befindet sich Lalisch, das religiöse Zentrum der Jesiden. Nahe bei Lalisch residiert in Baadhra das weltliche und geistliche Oberhaupt der Jesiden, der Mir, der auch Schaichan Mire Schaichan genannt wird. Zählungen und Schätzungen von türkischer, britischer und irakischer Seite aus den 1920er Jahren ergaben einen jesidischen Anteil von 4 % bis 7 % an den irakischen Kurden, was heute bei gleich bleibendem Anteil 160.000 bis 350.000 Personen entspräche. Manche Maximalschätzungen gehen heute von bis zu 550.000 jesidischen Gläubigen aus. Die Jesiden machen schätzungsweise 1 % der irakischen Bevölkerung aus. Seit 1991 ist die jesidische Gemeinschaft im Irak zweigeteilt. 90 % der irakischen Jesiden leben in irakisch verwaltetem und nur etwa 10 % in kurdisch verwaltetem Gebiet. Nach Angaben des UNHCR verfügen die Jesiden im Irak nicht über eine eigene Interessenvertretung im gegenwärtigen zentralirakischen Regierungsgefüge, nachdem das frühere Ministerium für Religionsangelegenheiten zugunsten dreier neugeschaffener Ressorts für die Angelegenheiten der Schiiten, Sunniten und Christen aufgelöst wurde [10]. Seit dem Ende des Irakkrieges sind die Jesiden gezielt zur Zielscheibe fundamentalistischer Moslems geworden. Sie müssen um ihr Leben fürchten. Das führt dazu, dass die Jesiden aus dem Irak in Massen nach Europa und Nordamerika flüchten. Am 14. August 2007 verübten Terroristen aus dem Umfeld der al-Qaida vier Anschläge in den ausschließlich von Jesiden bewohnten Dörfern El Khatanijah und El Adnanijah. Die Anschläge forderten insgesamt über 500 Todesopfer, Hunderte wurden verletzt.[11] Die Tat gilt als Racheakt für die 15 Tage zuvor verübte Ermordung des 17-jährigen jesidischen Mädchens Du’a Khalil Aswad, das, angeblich wegen eines Übertritts zum Islam, von ihrem eigenen Clan gesteinigt wurde. Die al-Qaida in Mossul hatte darüber hinaus in einer Fatwa verboten, den Jesiden Essen zu geben, wodurch sich die Lebensmittelversorgung in den jesidischen Dörfern dramatisch verschlechterte. Die Zusage der Amerikaner und der kurdischen Regionalregierung, bald Lebensmitteltransporte zu schicken, nutzten Terroristen für einen Anschlag.[12][13] Diese gegen die Jesiden gerichteten Anschläge waren die folgenschwersten seit Beginn des Irakkriegs.[14] Jesiden in der Türkei In den letzten 30 Jahren haben die Jesiden in großen Auswanderungswellen die Türkei verlassen. Sie lebten überwiegend in Südostanatolien. Laut dem Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht liegt seit 2003 keine staatliche Gruppenverfolgung der Jesiden vor.[15] Jesiden in Syrien In Nordsyrien, hier besonders in Afrin, und in Nordost-Syrien, hier besonders in und um die Stadt Qamischli und im Gouvernement Al-Hasaka, leben Jesiden in Syrien – vgl. als Illustration Qîbar. Allerdings ging ihre Zahl beträchtlich zurück, für 1990 wurden 12.256 gezählt und Ende 2008 nur noch 3.357. Ein wesentlicher Grund dafür ist die verstärkte Auswanderung nach Europa. Jesiden im Iran Im Iran gibt es einige Tausend Jesiden. Im Iran sind als Religionen nur der Islam und, mit wesentlichen Einschränkungen, das Christentum, der Zoroastrismus und das Judentum erlaubt. So müssen die Jesiden ihre Religionszugehörigkeit und -ausübung geheim halten. Sie leben anonym auf dem Land und vor allem in größeren Städten. Jesiden in der Diaspora Kaukasus Es gab insgesamt drei Fluchtwellen der Jesiden aus dem Osmanischen Reich in den Kaukasus, nach Georgien und Armenien. Die erste geschah im 18. Jahrhundert. Zur zweiten Fluchtwelle kam es während des Russisch-Türkischen Krieges 1877–1878. Die dritte und größte Fluchtwelle ereignete sich am Anfang des 20. Jahrhunderts, während des Ersten Weltkrieges.[16] Auslöser der Flucht waren die gezielte Verfolgung, Unterdrückung und Massaker an Jesiden und anderen Volksgruppen im osmanischen Reich. Nicht selten unterstützten moslemische Kurden und osmanische Behörden diese Verfolgungen und Massaker. Die Jesiden, die selbst Opfer der Osmanen waren, schützten die Armenier während des Ersten Weltkrieges, indem sie diese in ihren Häusern versteckt hielten. Dieser Schutz der Armenier durch die Jesiden bildete eine Grundlage für das Zusammenleben von Jesiden und Armeniern in Armenien. Vor dem Zusammenbruch der UdSSR um 1990 lag die Zahl der Jesiden in Georgien bei 22.000, in Armenien bei 60.000. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es aber zu wachsendem Nationalismus in beiden Staaten und die Situation für die Jesiden und andere Minderheiten verschlechterte sich. Die Zahl der Jesiden ging im Zeitraum zwischen 1989 und 1997 in Georgien auf 1.200 und in Armenien auf 18.000 zurück. Viele Jesiden flüchteten nach Europa und Russland. In Georgien sind die Gründe der Flucht vielfältig. Die Jesiden beklagen massive Übergriffe durch Polizisten und Beamte, Mordvorwürfe, Körperverletzungen, Falschanschuldigungen, Hass und zu Unrecht negative Berichte der Presse und öffentliche Äußerungen von Politikern. Die Jesiden haben keine Chance auf höhere Posten und Gleichbehandlung bei der Verwaltung und medizinischen Versorgung. Auch haben sie keine Chance auf höhere Bildung und ein höheres Einkommen. Die Flüchtlinge berichten über Erpressung, Bedrohung und Verfolgung durch die Polizei. Den Jesiden in Georgien wird der Bau von jesidischen Gebetshäusern verboten. Sie sind in Georgien weder in Parlament noch Regierung vertreten, so dass ihre Forderungen nach einem normalen Leben kein Gehör finden. Zur Sowjetzeit wurden Garantiemandate an die Jesiden vergeben; nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurden sie aber wieder abgeschafft.[16] In Armenien bilden die Jesiden mit 1,3 % an der Gesamtbevölkerung die größte Minderheit.[17] Da ihnen nach dem Zusammenbruch der UdSSR keine Garantiemandate mehr zustehen, sind sie im Parlament nicht vertreten. In Russland wurde das Jesidentum erst Ende Juli 2009 offiziell als Religionsgemeinschaft und somit als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Seit 1990 sendet "Radio Jerewan"(=Öffentliches Radio Armeniens)[18] täglich eine halbe Stunde lang die Sendung Stimme der Jesiden in kurdischer Sprache. In der Redaktion der Radiosendung wird die jesidische Wochenzeitung, die ebenfalls Stimme der Jesiden heißt, verfasst. Sie erscheint in armenischer Sprache. In Armenien darf in jesidischen Schulen kurdisch gelehrt werden. Europa und Amerika Eine bedeutende Zahl von Jesiden lebt zurzeit in Europa, hauptsächlich in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und besonders in Deutschland. Einige wenige leben in Schweden, Dänemark, Österreich und in außereuropäischen Staaten,[19] wie in den USA und Kanada. Deutschland Zunehmende Repressionen trieben Jesiden in den 1980ern vor allem aus der Türkei zur Flucht nach Deutschland. In Deutschland leben schätzungsweise 60.000 Jesiden,[20] vorwiegend in den Bundesländern Niedersachsen und NordrheinWestfalen. Hier bilden sie häufig größere Gemeinden. Bedeutende Gemeinden befinden sich in Hannover, Oldenburg, Celle, Bielefeld, Halle (Westf.), Emmerich am Rhein, Rees, Kalkar und Kleve und zunehmend in Mecklenburg-Vorpommern. 2007 wurde der Zentralrat der Yeziden in Deutschland[21] gegründet, der sich die „Förderung und Pflege religiöser und kultureller Aufgaben der yezidischen Gemeinden“ und „die Vertretung der gemeinsamen politischen Interessen der yezidischen Gemeinschaft“[21] zum Ziel gesetzt hat. Im Februar 2011 entstand die Gesellschaft für Christlich-Ezidische Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung.[22][23] Der mit den Gegebenheiten vor Ort vertraute Orientalist Gernot Wießner der Universität Göttingen erwirkte mit einem Gutachten beim Verwaltungsgericht Stade 1982 die Anerkennung der Jesiden als Flüchtlinge. 1993 hat sich dieser Status vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg allgemein durchgesetzt. Auf politischer Ebene bereitete 1989 Herbert Schnoor in seiner Amtszeit als Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen den Weg für ein Bleiberecht der Jesiden. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker, bei der Wießner Beiratsmitglied ist, hat sich als Menschenrechtsorganisation für die Jesiden eingesetzt. In den letzten Jahren flohen vermehrt Jesiden aus dem Irak nach Deutschland.[24][25][26] Feleknas Uca, die von 1999 bis 2009 Die Linke im Europaparlament vertrat, ist Jesidin. Der Jeside Ali Atalan gehört als Abgeordneter der Fraktion der Linken im Landtag von Nordrhein-Westfalen an. Durch die strikten Heiratsvorschriften des jesidischen Glaubens und die modernen Einflüsse in der Diaspora entstehen zunehmend starke Spannungen, insbesondere zwischen jungen Frauen und den älteren Familiengliedern. Der traditionelle Brautpreis, der vor der Hochzeit durch die Familie des Mannes zu entrichten ist, beträgt in den deutschen Diasporagemeinden bis zu 70.000 €.[27] Auch in Deutschland kam es unter Jesiden zu Fällen von Zwangsheirat (bei beiden Geschlechtern). Der Anteil von Jesidinnen an Frauen, die sich aufgrund einer bevorstehenden Zwangsheirat an Beratungseinrichtungen wandten, lag in einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bei 9,5 %.[28] Auch Blutrache zwischen verfeindeten Großfamilien und mutmaßliche Ehrenmorde wurden öffentlich. So wurde die Tötung der Jesidin Arzu Özmen im erstinstanzlichen Strafurteil gegen fünf ihrer Geschwister ausdrücklich als „Ehrenmord“ bezeichnet. Das Auswärtige Amt schreibt zu Georgien: Im Vorfeld der Parlamentswahlen am 1. Oktober 2012 organisieren die großen politischen Lager Kundgebungen in Tiflis und in anderen Städten, bei denen mit einer sehr hohen Anzahl von Teilnehmern und entsprechenden Verkehrsbehinderungen zu rechnen ist. Zwischenfälle können nicht ausgeschlossen werden. Es wird empfohlen, Demonstrationen und Menschen-ansammlungen zu meiden. Während eine Einreise über Land z.B. über die Türkei problemlos erfolgen kann, ist der Reiseverkehr über Land zwischen der Russischen Föderation und Georgien für Ausländer nur erschwert möglich oder gar völlig unterbrochen. Der Grenzübergang Dariali / Hoher Lars an der M3 („Georgische Heerstraße“) konnte von 2006 bis 2011 nur von georgischen Staatsangehörigen und Staatsangehörigen der GUS-Staaten genutzt werden, ist inzwischen aber auch für den internationalen Reiseverkehr wieder geöffnet. Dennoch können Schwierigkeiten beim Grenzübertritt nicht ausgeschlossen werden. Vor allem aber ist hierbei die Sicherheitslage im Nordkaukasus zu beachten: Von Reisen dort wird dringend abgeraten (siehe Reiseund Sicherheitsweise Russische Föderation). Eine Einreise über die georgisch-russische Grenze in die georgischen Konfliktgebiete Abchasien und Südossetien wird seitens der georgischen Behörden weiterhin als illegaler Grenzübertritt geahndet (siehe unten). 1. Sicherheit in den Landesteilen Südossetien und Abchasien und in der Nähe der Verwaltungsgrenzen Beide Gebiete befinden sich nicht unter der Kontrolle der Regierung in Tiflis. In den Gebieten und an deren Verwaltungsgrenzen sind russische Truppen stationiert. Die Situation in den Konfliktregionen kann sich jederzeit ändern. Informieren Sie sich daher auch über die lokalen Medien. Das georgische „Gesetz über die besetzten Gebiete“ untersagt Reiseverkehr, wirtschaftliche Aktivitäten, Erwerb von Grund und Boden bzw. Immobilien sowie andere Aktivitäten in Abchasien und Südossetien mit nur wenigen Ausnahmen. Bei Zuwiderhandlungen drohen Geld- oder Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. Es wird daher dringend geraten, sich im konkreten Fall rechtzeitig über die entsprechenden Regelungen zu informieren, und die notwendige Zustimmung der georgischen Regierung einzuholen – Hinweise und Erlaubnis zur Einreise geben das Georgische Außenministerium (Externer Link, öffnet in neuem Fensterwww.mfa.gov.ge) und das Ministerium für Reintegration (Externer Link, öffnet in neuem Fensterwww.smr.gov.ge). Abchasien: Von Reisen nach Abchasien wird grundsätzlich abgeraten. Wegen der schwierigen Sicherheitslage, insbesondere im Bezirk Gali nahe der Waffenstillstandslinie bzw. Verwaltungsgrenze, wird unbedingt empfohlen, die Reisenotwendigkeit sehr sorgfältig zu prüfen und die vorherige Zustimmung des georgischen Außenministeriums einzuholen. Die Autonome Republik Abchasien in Nordwest-Georgien gehört völkerrechtlich zu Georgien, steht seit 1993 aber nicht mehr unter der Kontrolle der georgischen Regierung. Die Sicherheitslage in diesem Landesteil ist seitdem prekär. Es kommt zu Zwischenfällen. In einigen Teilen der Region liegen teils nicht gekennzeichnete Minenfelder. Abchasien ist für den internationalen Reiseverkehr gesperrt. Eine legale Ein- und Ausreise in bzw. aus dem Gebiet heraus ist gemäß dem „Gesetz über die besetzten Gebiete“ über die russisch-georgische Grenze in Abchasien nicht möglich – es sei denn in besonderen Ausnahmefällen mit vorheriger Zustimmung der georgischen Regierung. Ein ungenehmigter Grenzübertritt (z. B. am Grenzübergang Psou) wird von den georgischen Behörden als illegaler Grenzübertritt nach Georgien behandelt. Bei anschließender Weiterreise über die Waffenstillstandslinie bzw. Verwaltungsgrenze in benachbarte georgische Landesteile bzw. beim Ausreiseversuch über reguläre georgische Grenzübergänge drohen daher Festnahme und Strafverfahren. Auch bei späteren Reisen nach Georgien droht die Verweigerung der Einreise, sollte sich aus dem Pass ergeben, dass zuvor auf illegalem Wege nach Abchasien/Georgien eingereist wurde. Südossetien: Vor Reisen nach Südossetien und in die unmittelbare Nähe der Konfliktregion wird ausdrücklich gewarnt. Für eine Einreise in die Region sollte die Zustimmung des georgischen Außenministeriums eingeholt werden. Das Gebiet Südossetien gehört völkerrechtlich zu Georgien, steht seit 1993 aber nicht mehr unter dem Einfluss der georgischen Regierung. Die Lage in Südossetien ist weiterhin prekär und unübersichtlich. Trotz der Bemühungen zur Umsetzung des Waffenstillstandes nach dem Krieg 2008 kommt es insbesondere in der Umgebung der Verwaltungsgrenzen von Südossetien noch zu bewaffneten Zwischenfällen. Es besteht in diesem Gebiet auch weiterhin eine erhöhte Gefahr durch Minen und nicht explodierte Munition, da es während des Krieges von Kampfhandlungen betroffen war. Auch Südossetien ist für den internationalen Reiseverkehr gesperrt. Eine legale Einund Ausreise in bzw. aus dem Gebiet heraus (Roki-Tunnel) ist über die russischgeorgische Grenze nicht möglich. Ein Grenzübertritt wird von den georgischen Behörden als illegaler Grenzübertritt behandelt. Bezüglich der möglichen Konsequenzen gilt das oben zu Abchasien Gesagte. 2. Sicherheit im übrigen Georgien Die Lage im übrigen Georgien ist insgesamt ruhig. Gegen die Nutzung der Hauptverbindungsstraße zwischen Ost und West (M 1), die relativ nahe an Südossetien vorbei führt, bestehen keine Bedenken. Ebenso gibt es keine Bedenken gegen die Nutzung der sogenannten „Alten Georgischen Heerstrasse“(M3), die ebenfalls nahe an Südossetien vorbei auch in das Skigebiet Gudauri führt. In der Vergangenheit vereinzelt erfolgte oder verhinderte Sprengstoffanschläge in Vororten von Tiflis gebieten besondere Vorsicht. Es wird insbesondere vor und nach den georgischen Parlamentswahlen am 1. Oktober 2012 empfohlen, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden. Georgien liegt in einer Region seismischer Aktivität. Ein Erdbeben in Tiflis forderte im Jahr 2002 fünf Todesopfer; ein Erdbeben ca. 150 km von Tiflis entfernt erreichte im Jahr 2009 den Wert 6,2 auf der Richter-Skala. Samstag, 11. Dezember 2010 Kilometer- und Höhenangaben Türkei Graphik hier herunterladen Nr Tag Tagesziel/Ort Höhe max. Zielort Tages Gesamt Höhe KmH Tageshöhenmeter über km am km NN Tag 62 Ipsala 10 54,51 3570,4 15,05 148 57 63 Develiyenice 110 76,85 3648,3 12,3 890 269 64 Tekirdag 2 49,21 3698,4 11,94 494 294 65 Selimpasa 2 75,26 3774,9 12,26 571 106 66 Istanbul 29 57,23 3833,1 12,48 552 199 67 Istanbul 29 0 68 Istanbul 29 0 69 Istanbul 29 0 70 Istanbul 29 0 71 Istanbul 29 0 72 Orhangazi 104 31,25 3864,3 11,4 350 342 73 Osmaneli 93 66,56 3931,9 12,6 353 369 74 Bilecik 516 40,94 3973,1 9,82 453 567 75 Bilecik 516 0 76 Milhangazi 240 73,18 4047,4 11,54 953 691 77 Kapikaya 179 26,3 241 78 Subasi 607 45,44 4117,1 8,58 1125 833 79 Cayirhan 658 66,22 4184,2 10,55 900 896 80 Baypazari 565 35,19 4219,9 10,2 306 742 81 Sincan 801 67,78 4288,9 10,65 863 1206 82 Cancaya 1113 44,71 4334,8 11,2 560 1155 83 Cancaya 0 84 Cancaya 0 85 Cancaya 0 86 Cancaya 0 87 Cancaya 0 88 ankara 0 4071 10,8 268 89 Yaglipinar 1081 44,09 4379,8 11,13 345 1166 90 Kurutlutepe 907 101,47 4483,2 16,98 623 1203 91 Aksaray 948 97,21 4582,2 15,12 123 965 92 Numunegocmen 1134 79,15 4662,8 14,28 353 1281 93 Pozanti 787 78,73 4743 15,71 494 1567 94 Gülek 984 37,91 4781,6 9,44 721 1424 95 Beyramil 121 34,7 986 96 Incirlik 32 84,79 4902,8 15,21 61 137 97 Osmanye 137 67,73 4971 14,37 137 127 98 Nurdagi 945 48,53 5019,8 9,59 939 973 4816,9 16,43 158 99 Gaziantep 862 80,01 5100,4 11,89 874 1126 100 Birecik 381 64,39 5165,1 15,7 265 876 101 Sanli Urfa 535 84,24 5249,5 11,25 1047 817 102 Sanli Urfa 0 103 Sanli Urfa 104 Tanyeli 596 84,96 5335,3 13,79 319 728 105 Kiziltepe 509 88,66 5424,5 14,58 249 610 106 Nusaybin 456 82,44 5507,4 13,71 91 530 107 Cizre 370 86,04 5594 670 13,44 309 1. Oktober Samothraki (griechisch Σαμοθράκη (f. sg) ‚thrakisches Samos‘, türk. Semadirek) – İpsala (griech. Κύψελα, Kypsela) 54,51 km, 3570,4 Gesamtkm Datum: 01. Okt.10 Tag: 62 TagesunterstützerIn: von: Kamriotissa m NN 10 nach: Ipsala m NN 10 km 54,51 Gesamt km 3524,2013 km/h: 15,05 Fahrzeit 03:37 gesamte Fahrzeit: 257:18:00 Anstieg in m pro h 40,92 Anstieg in m 148 Abfahrt in m: 148 höchster Punkt in m NN 57 Steigung/Gefälle 0,54 Die Fähre bringt uns wieder an Land. Dort starten wir nach einem mäßig gutem Essen in Richtung Türkei (amtlich Türkiye Cumhuriyeti (T.C.), deutsch Republik Türkei). Trotz des Gegenwindes kommen wir gut voran, es ist aber auch eine Strecke mit wenig Höhenmeterunterschieden. Wir müssen um das Delta der Mariza, auch Maritza geschrieben (bulg. Марица, griechisch Έβρος / Evros, lat. Hebrus, türk. Meriç Nehri) herumfahren. Am Ende landen wir wieder auf der Autobahn um die letzten Kilometer bis zur Grenze zu fahren. Wir haben kein Interesse an Experimenten inwieweit die kleine Straße am Ende dann doch zur Grenze führen würde. Sie hätte es getan, aber eine Weile auf einer gut asphaltierten, begradigten und durch einen Zaun gegen Hunde gesicherten Straße zu fahren ist durchaus wohltuend. Die Grenze ist ein Hochsicherheitstrakt. Wir durchqueren die griechische Grenze und müssen die Mariza, auch Maritza geschrieben (bulg. Марица, griechisch Έβρος / Evros, lat. Hebrus, türk. Meriç Nehri) überqueren. Mitten im Fluss ist die Grenze und wir kommen genau zur Wachablösung auf griechischer Seite. Dazu wird die Fahne ausgerollt. Auf beiden Seiten sind hohe Zäune. Beide Seiten sind bewaffnet bis an die Zähne. Auf türkischer Seite werden wir ausgesprochen freundlich empfangen und müssen dort durch weitere Kontrollen. Insgesamt ist der Grenzstreifen fast 3 km lang. Hinter der Grenze fällt uns als erstes auf, dass die Felder viel mehr Wasser haben und ganz viele Vögel zu hören sind. Wir beschließen in der nächsten Stadt in ein Hotel zu gehen, da es schon fast dunkel ist. Es ist ein etwas abenteuerliches Hotel und wir sind froh, dass wir eine eigene Ausrüstung mit Schlafsack und Handtüchern dabei haben, da beides nicht vorhanden ist. Es sind 230 km bis Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]), das ist eine überschaubare Länge. Bisher haben wir auf türkischer Seite noch keine Bunker gesehen, auf griechischer Seite waren sehr viele, wenn auch längst nicht so viele wie in Albanien, amtlich Republik Albanien (albanisch Shqipëri/Shqipëria oder Republika e Shqipërisë), da waren alle zwei Meter ein Bunker zu sehen. Dienstag, 2. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren hören wir erstmals den Muezzin per Telefon. Heute schreibt das Auswärtige Amt zu Kirgisistan: Einreisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige Visum Seit dem 27.07.2012 ist für die Einreise nach Kirgisistan für einen Aufenthalt von bis zu 60 Tagen kein Visum mehr erforderlich. Für Aufenthalte von mehr als 60 Tagen ist weiterhin ein Visum erforderlich. Der Personalausweis genügt zur Einreise nicht. Der Reisepass muss bei Einreise noch mindestens 3 Monate gültig sein. Bei jeder Einreise werden Einreisestempel erteilt, die bei Ausreise kontrolliert werden. Ab dem 61. Tag besteht die Verpflichtung zur polizeilichen Registrierung. Zuständige kirgisische Behörde ist das sogenannte 'OWIR' bei der örtlich zuständigen Polizeidienststelle. Für die Weiterreise nach oder durch Usbekistan oder Kasachstan ist grundsätzlich ein gültiges usbekisches bzw. kasachisches Einreisevisum (auch Transitvisum) erforderlich. 2. Oktober İpsala (griech. Κύψελα, Kypsela) – Tekirdağ (bulgarisch Родосто/ Rodosto , griechisch Ῥαίδεστος / Rhaidestos oder Ῥαίδεστον / Rhaideston, lateinisch Rhaedestus oder Raedestum; ungarisch Rodostó, ursprünglich Bisanthe (griechisch Βισάνθη), später auch Rodosçuk, Tekfur Dağı), 76,85 km, 3648,3Gesamt km Datum: 2.10.10 Tag: 63 TagesunterstützerIn: von: Ipsala m NN 10 nach: Develiyenice m NN 110 km 76,85 Gesamt km 3601,0513 km/h: 12,3 Fahrzeit 06:14 gesamte Fahrzeit: 263:32:00 Anstieg in m pro h 142,78 Anstieg in m 890 Abfahrt in m: 790 höchster Punkt in m NN 269 Steigung/Gefälle 2,19 Wir frühstücken in der Patisserie nebenan mit köstlichem süßen Gebäck und einem Nescafé und begeben uns zurück auf die quasi Autobahn gen Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]). Es ist enorm windig, leider als Gegenwind und innerhalb der nächsten zwei Stunden wissen wir, dass die Straße quer zu jedem Tal fährt und weiter fahren wird. Auf unserer Karte ist das nicht so genau eingezeichnet. Die Straße selbst ist in einem recht guten Zustand und die Autofahrer alle sehr nett und rücksichtsvoll. Die Landschaft ist weit und eigenartig leer, jetzt im Herbst nach der Ernte. Es gibt kaum Dörfer, dafür aber wenn es Dörfer gibt in der Regel neu gebaut. Auch die Tankstellen sind alle neu oder renoviert und top modern. Ein ganz anderes Bild als die beinahe provisorischen Tankstellen in Griechenland (griechisch Elláda, Ελλάδα [ɛˈlaða]; formell Ellás, Ελλάς ‚Hellas‘; amtliche Vollform Ellinikí Dimokratía, Ελληνική Δημοκρατία Hellenische Republik[5]). Um kurz vor 12 sind wir so abgekämpft, dass wir in einem der neu gebauten Dörfer am Minimarkt halten um etwas zu trinken und einen Schokoriegel zu essen. Wir werden freudig begrüßt vom Eigentümer und als er erfährt, dass wir aus Deutschland sind, direkt zum Tee und Gebäck eingeladen. Er hat fünf Jahre in Oberhausen gearbeitet. Es ist ein schönes Zusammensein und tut uns gut, die wir erst wieder Vertrauen gewinnen müssen in die Begegnung mit Menschen vor Ort. Bis zum Mittagessen kämpfen wir weiter gegen den Wind und nehmen das an einer Tankstelle zu uns, die alle ein Restaurant haben. Wir werden in die Küche mitgenommen, wo und die Speisen gezeigt werden. Wie gestern auch schon merken wir wieder, dass wir essensmäßig froh sind, in der Türkei (amtlich Türkiye Cumhuriyeti (T.C.), deutsch Republik Türkei) zu sein. Nach dem Mittagessen geht es über die Hügel weiter, die in steter Regelmäßigkeit mit 5 - 7% bergauf und dann wieder bergab gehen, in der Regel kommt dabei ein Höhenunterschied von 70 - 130 m zu stande. Bis auf Herden am Rande sehen wir kaum Menschen, lauter abgeerntete Felder. Ein Dorf ist besät mit Straßenhändlern und macht einen ganz anderen Eindruck. Es laufen unendlich viele Hunde herum, auf der einen Straßenseite stehen die Männer, auf der anderen die Frauen, in der Mitte Polizei und ein beschädigten Auto: es hat anscheinend einen Unfall gegeben. Wir sind froh, an den Hunden gut vorbei zu kommen. Es ist ein anstrengender Tag, zumal wir merken, dass wir durch die vielen Off-Road-Strecken in Kombination mit den freien Tagen ganz aus dem Rhythmus des Fahrens auf normalen Straßen gekommen sind. Dazu kommt der Gegenwind, der am Meer mit Windstärke 7 - 8 angekündigt war. Wir erreichen mit hängender Zunge einen Ort, an dem es Quellwasser gibt, die Möglichkeit, Essen zu kaufen (oder direkt dort zu essen). Wir kaufen ein wenig Joghurt, Ayran und werden von einem der Männer direkt angesprochen, auch er hat in Deutschland gearbeitet. Er versichert uns, dass wir hinter dem Restaurant gut zelten können. Wir suchen uns das nächstgelegene Feld und fahren dazu an einer kleinen Moschee direkt neben dem Restaurant vorbei. Als wir unser Zelt aufbauen, hören wir sehr nah und deutlich das Einwahlgeräusch eines Telefons und erstarren für einen Moment. Anschließend knackt es und der Muezzin (arabisch مؤذّنmu'adhdhin, DMG muʾaḏḏin) fängt an. Wir haben die Moschee (arabisch مسجدmasdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘) gesehen, aber nicht damit gerechnet, dass der Muezzin per Telefon eingewählt wird. Das Wahlgeräusch ertönt am Ende und dann bleibt als einziges Geräusch der Autolärm der Straße. Bisher sehen wir kaum Frauen mit Kopftuch und es gibt fast überall Alkohol zu trinken (und wird auch getrunken). Wir sind gespannt, ob und wie das Bild sich ändert. Mittwoch, 3. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren kommen wir zum Marmarameer (türkisch Marmara denizi, in der Antike Propontis). 3. Oktober Develivenice – Tekirdağ (bulgarisch Родосто/ Rodosto , griechisch Ῥαίδεστος / Rhaidestos oder Ῥαίδεστον / Rhaideston, lateinisch Rhaedestus oder Raedestum; ungarisch Rodostó, ursprünglich Bisanthe (griechisch Βισάνθη), später auch Rodosçuk, Tekfur Dağı) 49,21 km, 3698 GesamtKm Datum: 3.10.10 Tag: 64 TagesunterstützerIn: von: Develiyenice m NN 110 nach: Tekirdag m NN 2 km 49,21 Gesamt km 3650,2613 km/h: 11,94 Fahrzeit 04:07 gesamte Fahrzeit: 267:39:00 Anstieg in m pro h 120,00 Anstieg in m 494 Abfahrt in m: 602 höchster Punkt in m NN 294 Steigung/Gefälle 2,23 Die Nacht haben wir seit langem mal wieder ohne Dornen oder ähnlichem Ungemach draußen verbracht. Dafür ist es irre kalt, am Morgen sind es 3 Grad. Wir haben inzwischen die beiden FleeceSchlafsäcke aneinander gemacht und einen Schlafsack darüber. Wenn wir von Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]) Richtung Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) fahren, werden wir uns angewöhnen müssen, dass wir das Wasser ins Zelt legen, da sind es in der Regel zehn Grad wärmer Wir fahren weiter gegen den Wind die Berge hoch und runter und erfreuen uns jedes Mal daran, dass die Kilometer gen Istanbul weniger werden. Bald ist Istanbul kein abstrakter Name in unserer Planungstabelle mehr! Mitten auf der Wasserscheide zwischen schwarzem Meer und Marmarameer (türkisch Marmara denizi, in der Antike Propontis)verliert der hintere Reifen von Gundas Rad mit einem dramatischen Pfeifen innerhalb weniger Sekunden alle Luft. Zum Glück sind wir schon oben und haben eine ebene Fläche zum Reparieren. Der Schlauch sieht inzwischen aus wie ein Flickenteppich! Diesmal ist das Loch schon zu sehen, bevor es zu hören und zu spüren ist. Der Schlauch hält und wir fahren zum Meer im Sturm hinab. Es ist zwar wärmer geworden, aber nicht wesentlich. Es ist genauer gesagt so kalt durch den Wind, dass wir zum Mittagessen draußen sitzen, aber das nur mit einer dicken Jacke aushalten. Wir wählen ein Restaurant ca. 3 km vor der Stadt und 70 m über dem Meer. Da wir die einzigen Gäste sind, fragen wir uns, wie sich so ein Restaurant hält. Kurz darauf hält ein Reisebus aus Griechenland (griechisch Elláda, Ελλάδα [ɛˈlaða]; formell Ellás, Ελλάς ‚Hellas‘; amtliche Vollform Ellinikí Dimokratía, Ελληνική Δημοκρατία Hellenische Republik[5]) und wir wissen nun wie. Interessanter Weise ist es in der Türkei (amtlich Türkiye Cumhuriyeti (T.C.), deutsch Republik Türkei) nicht weiter erstaunlich, auf dem Landweg nach Japan (jap. 日本, Nihon/Nippon; anhören?/i) zu fahren. Das wird auch aufgrund unserer Flaggen sofort verstanden. Das mit dem Fahrrad zu tun, ruft dann zwar eher Erstaunen hervor. Wolfgang wartet die Räder, während ich (Gunda) schreibe und an der Tabelle arbeite (und schlafe :-) ). Wir fahren los mit dem Ziel, weitere mindestens 30 km gegen den Wind zu fahren. Nach ca. 50 m verabschiedet sich der Mantel von Gundas Hinterrad mit einem deutlich vernehmbaren Knall des Schlauches. Innerhalb von Jetzt auf Gleich ist die gesamte Luft wieder raus. Als wir den Mantel untersuchen, sehen wir, dass die schadhafte Stelle inzwischen zum Loch geworden ist und uns durch das Loch das geflickte Loch von vor dem Essen anschaut. Das ist regelrecht zerfetzt. Also heißt es Mantel und Schlauch tauschen. Zum Glück gibt es einen Weg neben der Autobahn, so dass wir dort das gesamte Gepäck abnehmen können und innerhalb von einer Stunde das Rad wieder fit haben. Wir fahren durch die Stadt, die wiederum ganz modern und nahezu elegant gebaut ist. Sie ist geprägt von Militär und hat vor den Toren eine große, ebenfalls ganz modern aussehende Universität. Das Stadtleben präsentiert sich wie in den anderen Städten auch schon bunt und vielfältig, wenngleich von der Erscheinung her deutlich säkularer als z.B: Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna). Der Wind ist brutal und wir fahren mit einiger Mühe weitere 20 km. Der erste Versuch, einen Schlafort zu finden, scheitert daran, dass plötzlich ein Haus oder so etwas ähnliches auftaucht. Also kämpfen wir uns durch den gepflügten Acker wieder zurück und streichen gepflügte Äcker von unserer Liste der möglichen Wege zu einem Schlafplatz. Wir fahren weiter und hoffen immer noch auf einen der drei in der Karte versprochenen Campingplätze. Als nichts kommt und es dunkel wird, fahren wir in das nächste Dorf und finden den Weg zum Meer, Hier ist - wie auch schon in den Dörfer vorher – ein Großteil der Häuser zu einem Komplex zusammen gefügt und eingezäunt. Das Tor ist offen und so fahren wir in den Komplex und sehen einen überdachten Bereich. Kurzentschlossen fahren wir dahin. Kurz darauf kommt ein älterer Herr mit dem wir uns verständigen, dass wir für eine Nacht hier schlafen können und morgen nach Istanbul fahren. Etwa eine knappe Stunde später – wir haben gerade fertig aufgebaut und alles zum Kochen bereit – kommt er mit seiner Frau wieder, die es gar nicht fassen kann, dass wir mit den Rädern aus Deutschland gekommen sind. Als sie sehen, dass wir alles haben und alles gut ist, gehen sie wieder. Für einen Moment hoffen wir noch auf einen Teller Fischsuppe oder gegrillten Fisch – beide Düfte haben wir schon die ganze Zeit in der Nase…. Nach einer kalten Dusche und der abendlichen Blog- und Twitter-Zeit gibt es Nudeln mit Thunfisch und Chilli! Donnerstag, 4. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren kämpfen wir uns durch den Verkehr. 4. Oktober Tekirdağ (bulgarisch Родосто/ Rodosto , griechisch Ῥαίδεστος / Rhaidestos oder Ῥαίδεστον / Rhaideston, lateinisch Rhaedestus oder Raedestum; ungarisch Rodostó, ursprünglich Bisanthe (griechisch Βισάνθη), später auch Rodosçuk, Tekfur Dağı) – Selimpasa, 75,26 km, 3774,9 GesamtKm Datum: 4.10.10 Tag: 65 TagesunterstützerIn: clara.francesco; c/o Br. Gregor Wagner, Franziskanerkloster Pankow von: Tekirdag m NN 2 nach: Selimpasa m NN 2 km 75,26 Gesamt km 3725,5213 km/h: 12,26 Fahrzeit 06:08 gesamte Fahrzeit: 273:47:00 Anstieg in m pro h 93,10 Anstieg in m 571 Abfahrt in m: 571 höchster Punkt in m NN 106 Steigung/Gefälle 1,52 1. Panne: Wolfgangs Reifen am Wagen ist platt Am Morgen ist der rechte Reifen von Wolfgangs Wagen mal wieder platt. Es ist immer noch eine Dorne gewesen! Nach dem Flicken und dem Besuch eines weiteren Ehepaares, die eher entgeistert wirken, fahren wir los und kämpfen weiter gegen den Wind. Es ist windig und wir denken schon, dass das starker Wind ist, aber nachdem er sich bis zum Mittag nocheinmal steigert, verändern wir unsere Kategorien. Es geht im stetigen Auf und Ab auf Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]) zu. Irgendwann zweigt die Autobahn nach Istanbul ab und wir fahren auf der Schnellstraße weiter. Der Nachteil zeigt sich nach wenigen Metern (aber die Autobahn war definitiv gesperrt für Radfahrer und außerdem Maut pflichtig): unser schöner Seitenstreifen ist als asphaltierter futsch! Bis zum Mittagessen in einem ganz netten kleinen Restaurant sind es nur noch wenige Kilometer und wir kommen ziemlich durchgefroren und entkräftet da an. Wir müssen so entkräftet und hungrig ausgesehen haben, dass die Wirtin uns ein frisches Brot nach dem anderen bringt und zum eigentlichen Essen noch eine Menge zusätzlicher Speisen und als wir die alle gegessen haben noch einen Teller mit einer Gemüse-Gewürz-Mischung und frisches Brot. Wir ahnen, dass wir etwas auf dem Teller lassen müssen damit deutlich wird, dass wir satt sind – was wir in der Tat auch waren. Danach bekommen wir noch Unmengen an Tee und auch da ist es so, dass das Glas gefüllt wird wenn es leer ist. Gewärmt und gestärkt fahren wir wieder auf die Straße hinaus und die erste Windböe nimmt uns schon den Atem. Der Wind hat sich noch einmal gesteigert, zudem ist der Verkehr angestiegen und das ewige Auf und Ab der Straßen macht aus dem zweispurigen Verkehr eine abenteuerliche Angelegenheit abenteuerlich bepackter und schön bemalter LKWs, die auf keinem Fall Schwung verlieren wollen. Wir fahren nur über den Rückspiegel, müssen ganz viel auf den Schotter ausweichen und haben keine Ahnung, wie die Gegend aussah durch die wir gefahren sind. Dazu ist es so windig, dass wir selbst bergab streckenweise nur 10 km/h fahren. Als nach etwas über 70 km ein Campingplatz kommt, nehmen wir das gerne an. Was sich Campingplatz nennt ist eine wilde Mischung aus Dauercampern in unterschiedlichen Behausungen und uns werden zwei mögliche Zeltplätze gezeigt: der Steinweg vor zwei Hütten und der Strand. Der Steinweg fällt aus, weil das zu eng, zu öffentlich ist und der Strand fällt aus weil der auch öffentlich ist. Wir entscheiden uns für den betonierten Teil der Strandbar. Als Waschgelegenheit können wir in eine der Hütten gehen. Der einzige andere Gast schenkt uns direkt 10 l Trinkwasser und bietet uns an, an ihrem Tisch in einer überdachten Laube zu essen. Die Gegend an sich eine ganz edle Urlaubsgegend und mischt sich Häuser in einem schlechten Zustand und Neubauten. Schon die gesamten letzten 50 km machten bereits den Eindruck eines sehr kontrollierten Zuzugs von Menschen, die vom Land in die Stadt wollen. Istanbul ist ja enorm gewachsen. Wir sind gespannt wie sich die letzten 50 km vor der Stadtgrenze weiter entwickeln. Die eingezäunten und bewachten Wohnanlagen wurden immer mehr und waren zum Teil riesig groß und haben eine Spanne zwischen eher einfach und total luxuriös. Freitag, 5. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren erreichen wir den Bosporus (griechisch Βόσπορος „Rinderfurt“, von βοῦς boũs „Rind, Ochse“ und πόρος póros „Weg, Furt“; türkisch Boğaz „Schlund“, bzw. Karadeniz Boğazı für „Schlund des Schwarzen Meeres“; veraltet „Straße von Konstantinopel“). Mittwoch, 6. Oktober 2010 29. September 2010-5. Oktober 2010 - 060, 061, 062, 063, 064, 065, 066 5. Oktober Selimpasa – Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]) 57,23 km, 3833,1 Gesamt km Datum: 5.10.10 Tag: 66 TagesunterstützerIn: von: Selimpasa m NN 2 nach: Istanbul m NN 29 km 57,23 Gesamt km 3782,7513 km/h: 12,48 Fahrzeit 04:34 gesamte Fahrzeit: 278:21:00 Anstieg in m pro h 120,88 Anstieg in m 552 Abfahrt in m: 525 höchster Punkt in m NN 199 Steigung/Gefälle 1,88 Den Abend und die Nacht verbringen wir mit vier jungen Katzen, die großen Spaß daran haben, an den Zeltschnüren zu ziehen und mit ihnen zu spielen und immer wieder versuchen, ins Zelt zu kommen. Wir haben ein wenig Sorge um unser Zel,t aber am Morgen sehen wir, dass nichts passiert ist. Zum Teil sind die Katzen bis aufs Dach geklettert. Von unserem „Nachbarn“, der uns gestern das Wasser gebracht hat, werden wir zum Tee und Frühstück eingeladen. Es ist ein heiteres Frühstück und ein Crash-Kurs in Türkisch, was auf beiden Seiten viel Heiterkeit hervorruft. Es kommt eine Nachbarin vorbei, die in den Türkisch-Kurs mit einsteigt. Wir haben am Ende gelernt, wie man sich bedankt, verabschiedet. Immerhin! Der Wind hat nachgelassen und so können wir etwas leichter fahren, wenngleich die Straßenverhältnisse durch den vielen Verkehr abenteuerlich, da unser Seitenstreifen nach wie vor nicht vorhanden ist. Wir machen mittags eine Pause und sind da schon stundenlang durch die Vororte von Istanbul gefahren, die alle einen sehr modernen und sauberen Eindruck. Die Straße gabelt sich in eine Auto-und LKW-Spur für einen der vielen Hügel vor Istanbul und wir sind uns sehr einig darüber, dass wir auf jeden Fall in die LKW-Kategorie gehören. Das Viertel auf dem Hügel ist super schick und sieht sehr teuer aus. Je näher wir an die Stadtgrenze kommen, desto wahnwitziger wird der Verkehr. Wir fahren auf einer 10 spurigen Straße, die in der Mitte noch eine reine Busspur für einen ganz modernen Metro-Bus hat. Wir wechseln die Straße und folgen dem Tip der Tankstelle und fahren auf der Uferstraße und können so bei wunderschönem Wetter den Blick auf den Bosporus genießen Es ist kaum zu glauben, aber wir sind in Istanbul! Wir können es selbst kaum glauben. Am Abend kommt Alex an und wir freuen uns sehr auf die Woche hier. 5. Oktober Alex kommt mit einiger Wartezeit vom asiatischen Flughafen endlich hier an und hat bereits eine Stadtrundfahrt hinter sich. Wir entscheiden, dass wir sehr bald und ganz in der Nähre etwas essen wollen um dann noch einen kurzen Gang in die direkt hinter / über uns liegende Altstadt zu machen. Wir wählen eine der touristischen Restaurants unserer Straße, die sicherlich nur von gerade angekommenen Touristen leben: die Portionen sind neben dem Geschmack vor allem in der Größe eine Frechheit. Wir lassen uns aber nicht entmutigen und genießen den warmen und trockenen spätsommerlichen Abend für erste Besichtigungen. Samstag, 6. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren erleben wir die Stelle, durch die der russische Ölexport in die Weltmeere geht. Heute sehen wir dazu eine interessante arte-Sendung. 6. Oktober Der Morgen ist bereits grau, wenn auch noch trocken. Da ich (Gunda) am Morgen ins Generalkonsulat muss um mich nach einem neuen Pass zu erkundigen, fahren wir mit der Straßenbahn über die Galatabrücke (türkisch Galata Köprüsü) ins das Viertel, in dem unter anderem viele Konsulate sind. Auf dem Weg zum Konsulat komme ich an der Visa-Stelle vorbei, davor geht es zu wie auf einem Basar und für einen Moment überlege ich, mich zu beteiligen, vielleicht ist mein Pass dort ja im Umlauf.. Die Beantragung war gar kein Problem und so bin ich schnell wieder raus und wir treffen uns in einem Café mit unglaublichen Schokoladenkuchen. Im Grunde ist es eine Schokoladenmanufaktur, wo es auch noch Ess- und Trinkbares ohne Schokolade gibt, aber wir bleiben konsequent in der Produktlinie und vertilgen eine Schokoladenbombe, die ihresgleichen sucht. Derart gestärkt nehme wir die Fähre auf die asiatische Seite Istanbuls und genießen die Ausblicke auf die beiden Hängebrücken und die verschiedenen Perspektiven. Am Ufer angekommen erleben wir das erste Mal einen regelrechten Singwettbewerb der benachbarten Muezzins (arabisch مؤذّنmu'adhdhin, DMG muʾaḏḏin). Im Grunde singen sie hintereinander, aber es wirkt so als würden sie bei jedem Einsatz die Lautstärke steigern, verbunden mit Unmengen an Straßenverkäufern, Autos und telefonierenden Menschen ist es ein regelrechtes Konzert. Wir streifen ein wenig durch das Viertel und laufen zur nächsten Anlegestelle vorbei an einen der vielen Orte, wo Männer mit viel Geduld und einer wunderschönen Choreographie fischen. Es ist für eine so große Stadt eine beinahe kontemplative Atmosphäre, die immer dann zu spüren ist, wenn das Wasser nah ist. Aber auch diese ist zugleich immer ganz nah an großer Geschäftigkeit und Hektik. Für den ersten Tag haben wir es gut sein lassen und sind nach einem Mittagsschlaf in ein in unserem Reiseführer empfohlenes Restaurant gegangen, in dem wir eine andere Esskultur erleben können: es ist gutes Essen, das in einem Maximum an Effektivität und Ungemütlichkeit dargeboten wird. Teller, die auch nur in die Nähe des Aufgegessen-Seins kommen könnten, sind schneller vom Tisch abgeräumt als der Festhaltereflex dieses verhindern könnte. Alexs Linsensuppe verschwindet auf diese Weise beinahe mysteriös vom Tisch und verblüfft halten wir alle vorhandenen Teller konsequent fest, sobald sich jemand nähert. Sonntag, 7. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren bewundern wir das Bauwerk der Spätantike. Wikipedia: Die Hagia Sophia (aus dem griechischen Ἁγία Σοφία „heilige Weisheit“, türkisch Ayasofya) oder Sophienkirche ist eine ehemalige byzantinische Kirche, spätere Moschee und heutiges Museum (Ayasofya Camii Müzesi, „Hagia-Sophia-Moschee-Museum“) in Eminönü, einem Stadtteil im europäischen Teil Istanbuls. Als Kuppelbasilika errichtet, setzte sie im 6. Jahrhundert n. Chr. neue architektonische Akzente. Die Hagia Sophia, das letzte große Bauwerk der Spätantike, war die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie und ist heute ein Wahrzeichen Istanbuls. Als Krönungskirche der byzantinischen Kaiser (seit 641), als Kathedrale des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und Ort wichtiger historischer Geschehnisse ist die Hagia Sophia in besonderer Weise mit der byzantinischen Geschichte verbunden. Ihr Bau und ihre Symbolkraft waren von außerordentlich hoher Bedeutung für die orthodoxe Christenheit und das Reich. Daher gilt sie den meisten Christen noch heute als großes Heiligtum. Mit der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 durch die Osmanen wurden christliche Insignien, Inneneinrichtung, Dekorationen und Glocken der Hagia Sophia entfernt. Als Hauptmoschee der Osmanen adaptiert, stellten sich die Sultane des 16. und 17. Jahrhunderts mit bedeutenden architektonischen Rezeptionen der Hagia Sophia in die byzantinische Tradition (die berühmteste dieser Rezeptionen ist zum Beispiel die Sultan-Ahmed- oder Blaue Moschee). Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen entstand unter den neuen muslimischen Bewohnern im Laufe der Zeit eine Sage, welche als wahren Kern den durch Erdbeben bedingten problematischen Kuppelbau der Hagia Sophia zum Inhalt hatte. Diese Erzählung ist mündlich in mehreren Varianten überliefert. Zentraler Punkt ist der Versuch, das Gelingen des Kuppelbaus an den islamischen Religionsstifter Mohammed zu knüpfen. Dabei wird den Erbauern – je nach Erzählvariante mehr oder minder spektakulär – kundgetan, dass nur der in Arabien lebende Prophet der Muslime, Mohammed, solch einen Kuppelbau durch Wunderkraft vollenden könne. Daher werden Gesandte ausgeschickt, welche Mohammed aufsuchen sollen. Nur von Mohammed gesegneter Sand bzw. mekkanische Erde und Wasser könne die Kuppel zum Tragen bringen. In einigen Varianten weissagt Mohammed im Anschluss seinen Anhängern, dass er nicht den Christen helfen wolle, sondern die Hagia Sophia als künftige islamische Gebetsstätte sehe. Eine islamische Legende behauptet, dass die Hagia Sophia auf einem Platz stehe, den der israelitische König Salomon in einem Gebet vorhergesagt habe.[25] Da sich der Islam als einzig wahrer Erfüller des jüdisch-christlichen Monotheismus versteht, wird die angebliche jüdische Weissagung in dieser Legende zum Hinweis für die Muslime, den Platz der Hagia Sophia als für sie bestimmt anzusehen. 7. Oktober Nachdem wir am Tag vorher mit Staunen die Schlangen gesehen haben, stehen wir früh auf um früh am Museum zu sein. Auf dem Weg zur Hagia Sophia (aus dem griechischen Ἁγία Σοφία „heilige Weisheit“, türkisch Ayasofya) verkauft der erste Straßenhändler Regenschirme, ein Umstand, der bei uns da eher noch Erheiterung auslöst. Da wissen wir noch nicht, was uns erwartet. Bis auf Wind und kühlere Temperaturen ist es noch sehr schön. Das Museum fordert fast den ganzen Vormittag und ist – abgesehen von der Fülle von Reisegruppen aller Sprachen – wunderschön. Welch eine kluge Entscheidung, die Kirche / Moschee in ein Museum umzuwandeln, dadurch hat keine der Religionen irgendeinen Anspruch darauf. Auf diese Weise sind auch beide Gestaltungselemente nebeneinander zu sehen , die übertünchten Fresken sind, soweit sie noch vorhanden sind, freigelegt und die Namen Allahs (arabisch هللا, DMG Allāh, ʔalˤːɑːh Aussprache?/i) hängen direkt daneben. Nach dem Mittagessen und einer Pause starten wir in Richtung Fahrradladen, den wir durch zwei Radreisende auf deren Blog als Empfehlung hatten. Inzwischen schüttet es wie aus Kübeln. Wir laufen durch die Straßen und finden den Radladen und es wirkt so, als sei er geschlossen. Ein Umstand, der unsere Laune, wir tropfen wie eine undichte Regenrinne, nicht erhöht. Der Laden ist dann aber doch offen und ein reizender Fahrradhändler bestellt und als erstes einen Tee. Wir bekommen alle Ersatzteile und marschieren mit der ersten Tüte weiter. Alex braucht dringend einen Pullover, da die Temperaturen inzwischen auf ungefähre 10-12 Grad gefallen sind. Wir finden einen Eckladen und in ihm unter grausligen, im Rheinland karnevalstauglichen Pullovern auch einen annehmbaren. Mit einer zusätzlichen Weste ausgestattet laufen wir über die Galatabrücke (türkisch Galata Köprüsü) und schaffen es, an sämtlichen Anwerbern für die Restaurants vorbeizukommen. Am Kai finden wir neben einem köstlichen Gourmet-Laden und einem Laden mit köstlichstem Baklava einen Outdoor-Laden. Da wir noch je ein Paar lange Unterhosen und warme Strümpfe brauchen, stürmen wir in den Laden und sind begeistert von der guten Auswahl, die sich auf wirklich Notwendiges im Wander- und Skibereich bzw für die Jagd beschränkt. Als wir zahlen, sehen wir Werbung vom Deutschen Alpenverein und müssen dann doch lachen, dass wir den Outdoor-Laden in Istanbul finden, in dem der DAV wirbt. Mit einer zweiten Tüte ausgestattet finden wir den Fischmarkt, über den Alex und ich mit Begeisterung gehen. Derart von Fischen angeschaut entscheiden wir, Fisch zu essen und gehen das Risiko ein, in einem der touristischen Lokale auf der Brücke zu speisen. Wir finden eines, das uns Heizungen in Hülle und Fülle verspricht, inklusive Fußbodenheizung. Nass (auch wenn der Regen aufgehört hat) und kalt gehen wir hinein. Von den versprochenen Heizungen geht eine am anderen Ende des Raumes, aber es ist dennoch recht warm. Als nächstes wird ein Fischwagen an uns herangeschoben und wir erahnen nun, wie unser Pecser Gastgeber viel Geld losgeworden ist. Dank Alexs resolutem Fischanschauen und Kiemenbetrachten und dem gespielten Desinteresse von mir (Gunda) und Wolfgangs skeptischen Blicken und dem Finger auf irgendwas anderem bekommen wir einen Fisch zu dritt zu einem annehmbaren Preis. Er sieht gut aus und schmeckt auch gut, auch wenn die Beilagen überschaubar sind. Aber es ist ein Vergnügen, zum einen die Lichtshow der Brücke zu sehen und zum anderen die Anwerbungskünste durch das Fenster zu betrachten. Sehr bald haben wir (Alex und Gunda) einen eindeutigen Favoriten ausgemacht, der seine Arbeit erfolgreich und ausgesprochen ästhetisch macht. Am Abend wagen wir uns auf die eröffnete Dachterrasse, es ist wieder mal eine Regenpause und wir versuchen in der Kälte den Disko-Krach hinter uns zu ignorieren, besser uns daran zu gewöhnen, da wir genau darunter schlafen und genießen den Ausblick. Montag, 8. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren frieren wir in der ungeheizten Jugendherberge und schauen dem Dauerregen zu. 8. Oktober Wir planen in der Frühe direkt zur Öffnungszeit in die „Blaue Moschee“ Sultan-Ahmed-Moschee (türkisch Sultanahmet Camii) zu gehen und scheitern an der Schlange und ihrer Anordnung: es regnet in Strömen, genauer gesagt, es regnet so, dass Strömen schon gar nicht mehr ausreicht. Das Wasser steht auf den Straßen, auf den Bürgersteigen, kommt in Sturzbächen aus den Regenrinnen, es ist unvorstellbar. Der kurze Weg zur Blauen Moschee lässt uns bereits aussehen wir dem Regenfass entstiegen und in dem ganzen Regen steht die Schlange nicht im überdachten Rundgang sondern schön daneben im Innenhof! Auch die Versuche, der Aufpasser der Moschee, die Schlange in eine andere Richtung zu bewegen, scheitert. An allen Ecken werden – wie gestern auch schon – Regenschirme verkauft und die Kreativität gegen den Regen kennt keine Grenzen. Wir schauen uns dieses verregnete Chaos eine Weile an und entscheiden, dass wir zum Basar (persisch: Markt; arabisch Suk) fahren. Wir stapfen wieder in den Regen raus und schwimmen uns den Weg frei zur Straßenbahn. Beim Basar angekommen, genießen wir, dass er überdacht ist und starten den langen Prozess des Trocknens und wissen bei über 4.000 Geschäften haben wir dafür auch eine Menge Zeit. Während Wolfgang beim Frisör ist, trinken Alex und ich gepflegt einen Tee und Kaffee und beobachten das Treiben um ein Restaurant, das eine tiefere Bedeutung haben muss, da Reisegruppen hineingeführt und wieder hinausgeführt werden mit Erklärungen innen. Andere Touristen lassen sich fotografieren und Geschäftsmänner essen dort. Wir vermuten, es könne daher gut sein, ein Blick in den Innenraum überzeugt uns eher vom Gegenteil, aber es gibt Toiletten. Wir suchen also weiter nach etwas Essbarem und sind zugleich aber auch ein wenig orientierungslos und irren für eine Weile im Regen, der immerhin beinahe nur noch Regen ist, in den Straßen um den Basar herum. Dort ist der Basar für den Alltag und finden schließlich in einer kleinen Straße einen köstlichen Imbiss. Aufgewärmt und gesättigt wagen wir uns erneut in den Regen und nehmen den Weg durch den Basar, um wieder zur Straßenbahn zu kommen. Für den restlichen Tag schauen wir uns Istanbul aus dem Fenster an, es regnet und regnet und regnet und es ist kalt und die Zimmer sind nicht geheizt, so dass auch nichts trocknet. Es ist so regnerisch und kalt, dass wir sogar in der Jugendherberge essen. Dienstag, 9. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren kaufen wir keine Gewürze, wo türkische Frauen keine Gewürze kaufen. 9. Oktober Als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster schauen, trauen wir unseren Augen nicht: es regnet nicht! Wir beschließen, erneut die blaue Moschee in Angriff zu nehmen und sind diesmal zur Öffnungszeit am Morgen direkt da und brauchen kaum anzustehen. Wir verbringen einige Zeit in der Moschee und lassen den Innenraum auf uns wirken, der so treffend als „heitere Raumgestaltung“ beschrieben wird. Anschließend laufen wir bis zum Edirne Kapi, einem der Stadttore. Der Weg führt uns weit weg vom touristischen Zentrum zunächst durch die hügeligen Stadtteile Istanbuls, die uns immer wieder einen Blick auf das Viadukt und die Holzhäuser gibt. Als wir das Viadukt hinter uns gelassen haben, laufen wir Kilometer an einer Einkaufsstraße entlang, die ein Brautgeschäft und Schuhgeschäft nebeneinander hat. Es ist Samstag und alle Welt kauft ein. Es ist kalt und beinahe sonnig. Wir kehren in einem Café ein und werden von ungezählten Männeraugen erstaunt angeschaut. Den bestellten Tee bekommen wir – wieder zu normalen Preisen – und einer der älteren Herren spricht Alex und mich an, während Wolfgang auf dem Klo ist, und fragt uns, ob uns kalt ist. Damit wirkt das Eis gebrochen und der eine oder andere freundliche Blick trifft uns. Wir überlegen auf der Straße, ob der erstaunte Blick vielleicht eher Wolfgang galt, wie er an zwei so unterschiedliche Frauen gekommen ist…. Da eine dunkle Regenwolke mit den ersten Tropfen droht, biegen wir wenige Meter vor dem Stadttor ab, wir haben es immerhin von recht nah gesehen, und folgen den Schildern zum Museum. Die Gegend ist das Gegenteil von touristisch. Wir biegen um zwei Ecken und sind prompt wieder im touristischen Teil gelandet. Dieser schnelle Wechsel wird uns den Tag über begleiten. Der Tee kostet wieder das Fünffache und es gibt die Artikel, die es überall gibt. Unser Ziel ist eine ehemalige Kirche, jetzt Museum, die für ihre Mosaiken berühmt ist. Diese sind in der Tat überwältigend und auch während der osmanischen Zeit, obwohl die Kirche als Moschee genutzt wurde, nicht entfernt oder übertüncht worden, sondern mit Holzpaletten zugehangen. Das ist umso bemerkenswerter, als dass die Mosaiken durchweg christliche Motive oder christlich interpretierte alttestamentliche Motive besitzen. Anschließend machen wir uns auf dem Weg zum Wasser und so schnell wie wir in den Tourismus gelaufen sind, sind wir auch wieder raus. Wir laufen durch alte Viertel mit alten, zum Teil verfallenen, zum Teil gut erhaltenen Häusern, aus denen aus jeder Ecke Kinder und / oder Katzen zu quellen scheinen. Sobald wir an der Hauptstraße am Wasser sind, hat Istanbul wieder ein anderes Gesicht: Viel Verkehr, Fußball auf der einen Seite, Autowerkstätten und manche Cafés auf der anderen Seite, ein Park wechselt das Fußballfeld ab. Eigentlich suchen wir den Anleger für die Fähre, finden ihn aber erst spät, als wir in einem schönen Café ganz oben etwas essen und direkt vor uns die Fähre fahren sehen. Wir haben einen atemberaubenden Blick auf das andere Ufer in seiner Mischung aus Werften, offiziell wirkenden Gebäuden, Häusern aller Art, durch die sich die Autobahn windet, ganz moderne Hochhäuser, die mit ihrer Aussicht schon auf Plakaten geworben haben. Wir nehmen keine Fähre, sondern arbeiten uns durch unzählige kleine Straßen auf die nächste große Moschee des Tages zu. Noch im Restaurant war der Strom ausgefallen, so laufen wir durch ein Stadtteil, das – so keine Generatoren da sind – dunkle Geschäfte hat, manche mit Kerzen, manche mit Gaslampen erleuchtet. Wir suchen den Weg zur Moschee und bis auf einige wenige Touristen sind wir die einzigen, die nicht zum Viertel gehören. Wir kommen an gänzlich zusammengebrochen Holzhäusern vorbei, von denen manche aufwendig mit Holz wieder aufgebaut werden. Andere bleiben so wie sie sind und hinterlassen Lücken im Straßenbild, Lücken, die ebenso durch uralte Mauerreste entstehen. Dazwischen stehen hohe Häuser, alte Häuser, ein unglaubliches Nebeneinander-Durcheinander. In den Hinterhöfen werden die Maiskolben von den Blättern entfernt, die Wagen mit den gegaarten Maiskolben kennen wir aus der Altstadt, hier sehen wir, dass die Arbeit von den Kindern gemacht wird. Hier spielen die meisten nicht, sondern arbeiten, viele sortieren Müll, schleppen schwere Säcke oder schieben Wagen die steilen Straßen hinauf. Wir durch ein Wunder eröffnet sich aus einer engen Gasse dann plötzlich der Blick auf die Moschee und prompt sind wir wieder umgeben vom Tourismus, so wie wir ihn inzwischen kennen. Die Moschee Suleymann des Prächtigen ist leider geschlossen, sie wird renoviert. Die Bilder lassen die Schönheit erahnen. Der Friedhof ist geöffnet, den wir uns anschauen. Da wir eh schon stunden gelaufen sind, laufen wir einfach weiter und suchen den Gewürzmarkt. Wieder sind wir mit einer Straße weiter aus dem Tourismus raus und landen in belebten Straßen eines open-air-Basars. Durch die engen Straßen schieben sich Großfamilien mit riesigen Tüten, Autos, Menschen, die Karren schieben, Mofas, Katzen. Es ist irre. Wieder ein völlig anderes Bild der Stadt. Wir gewöhnen uns an den langsamen aber effektiven Schiebe-Gang und erreichen relativ schnell den Eingang des Gewürzbasars und finden uns erneut im touristischen Istanbul wieder. Auffallend ist, dass türkische Frauen dort keine Gewürze kaufen, sondern nur Süßigkeiten und Stoffe. Also kaufen wir dort auch keine Gewürze. Völlig ermattet nehmen wir tatsächlich die Straßenbahn zurück. Mittwoch, 10. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren besuchen wir den Ort desKonzils und erleben Gentrifizierung. Wikipedia: Das Erste Konzil von Konstantinopel (das 2. ökumenische Konzil) wurde von Kaiser Theodosius im Jahre 381 einberufen, um den seit 325 andauernden Streit und die drohende Glaubensspaltung zwischen Trinitariern und Arianern zu lösen. Das so genannte erste Konzil von Konstantinopel, das als das zweite ökumenische Konzil gilt, fand 381 unter der Herrschaft des Kaisers Theodosius I. statt, welcher im Inneren das Christentum zur Staatsreligion erhob und Gesetze gegen das Heidentum und insbesondere gegen christliche Häresien erließ. De facto handelte es sich eigentlich um eine Synode der oströmischen Bischöfe, der Bischof von Rom war nicht geladen und hatte auch keine Legaten entsandt. Dennoch wurde die Durchsetzung der Trinitätslehre fundamental positioniert und dabei die endgültige Form des Nicänischkonstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses festgesetzt. Es nahmen insgesamt 150 Bischöfe teil. Es wurde endgültig über den Arianischen Streit entschieden. Des Weiteren wurde die Infragestellung der Gottheit des Heiligen Geistes durch Macedonius I. und die Macedonianer beantwortet, indem man die wahre Gottheit des Heiligen Geistes klar herausstellte. Ihm sollte fortan gleiche Verehrung zukommen, wie sie auch dem Vater und dem Sohn zukommen. Die Erklärung des Kaisers Theodosius erläuterte, als wahrer Christ gelte nur, wer in der Religion lebe, die der Apostel Petrus den Römern überliefert habe und zu der sich der damalige Papst Damasus sowie der damalige Bischof von Alexandria, Petros, bekennen würden; daher gelte, „dass wir also an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben.“ Alle anderen, die diesem Dogma nicht zustimmen wollten, sollten als Häretiker gelten. Das so genannte „Athanasische Glaubensbekenntnis“, welches die Lehre der Trinität in prägnanter Form ausdrückt, ist noch heute in der römisch-katholischen und in anderen Kirchen gültig. Darin wird erklärt: „Gottes Sohn ist wahrer Gott und wahrer Mensch.“ „Er ist leidensunfähig und unsterblich in der Gottheit“, aber in der Menschheit ... ist er gestorben und wurde begraben.“ „Wir glauben auch an den Heiligen Geist, der vollkommener und wahrer Gott ist. Wer aber selig werden will, muss dies von der heiligsten Dreifaltigkeit glauben“. („Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung“, Neuner/Roos) Bereits vor dem Konzil wurde am 27. Februar 380 in Thessaloniki das Dreikaiseredikt „Cunctos populos“ von den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II. verabschiedet. Es beendete die nominelle Religionsfreiheit des 4. Jahrhunderts. Das Edikt richtete sich formell an die Bevölkerung Konstantinopels, wurde aber an das gesamte Reichsvolk gerichtet. Inhaltlich wird der (römisch-alexandrinische) Glaube an die Dreieinigkeit Gottes zur verbindlichen Staatsreligion, was davon abweicht, zur Häresie mit den entsprechenden Konsequenzen erklärt, die vorerst zu Verbannungen und Kirchenschließungen führten. Die erste Todesstrafe wurde 385 in Trier verhängt. Gleichwohl wurde das Edikt nie aufgehoben, sondern bildete eine Rechtsgrundlage für das im 13. Jahrhundert ins Leben gerufene Amt der Inquisition. Im Dekret, das Kaiser Theodosius nach dem Konzil von 381 erließ, verkündete er: „So glauben wir, gemäß der Lehre der Apostel und des Evangeliums, an die alleinige Göttlichkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes unter Annahme gleicher Hoheit und liebevoller Dreieinigkeit. Alle, die diesem Glauben anhängen, sollen nach unserem Befehle den Namen allgemeine (gr.: katholische) Christen tragen.“ Alle Außenseiter, die dem trinitarischen Bekenntnis nicht zustimmten, wurden vom Kaiser als Ketzer bezeichnet. Im selben Dekret kündigte er ihnen drakonische Maßnahmen an: „Die Übrigen, wahnwitzig und geistesgestört wie sie sind, sollen die Schmach ihres häretischen Glaubens tragen. Ihre Versammlungsorte sollen nicht Kirchen heißen. Sie sollen vor allem die göttliche Strafe, dann aber auch die Strafe unserer Ungnade erleiden, die wir nach Gottes Willen ihnen erweisen wollen." (Kirchengeschichte 1955) Sonntag, 10. Oktober 2010 5.-10. Oktober - 066, 067, 068, 069, 070, 071 10. Oktober Heute haben wir ausgeschlafen! Nachdem dann die Sonne schien, waren wir einigermaßen verwirrt, hatten wir uns doch erneut ein Indoor-Programm überlegt. Nach einigen logistischen Pack- und MailSachen sind wir zum Topkapı-Palast (osmanisch سرايى طوپقپوTopkapı Sarayı; im Deutschen auch Topkapi-Serail, wörtlich „Kanonentor-Palast“) aufgebrochen. Zum ersten Mal sehen wir die Hagia Sophia (aus dem griechischen Ἁγία Σοφία „heilige Weisheit“, türkisch Ayasofya) und die blaue Moschee im Sonnenschein. Es wirkt alles viel heller mit Sonne, logischerweise, aber nach so viel Regen einfach immer wieder erstaunlich. Der Palast ist in einem riesigen Parkgelände gelegen, wir haben perfektes Wetter für das Museum. Wir genießen die Sonne und die Natur und erfreuen uns an vielen jungen „Palastkatzen“, bis wir hinein gehen. Die meiste Zeit verbringen wir im Harem (haram / حرم/ ḥaram /‚verboten; unverletzlich, tabu, heilig (bezogen auf ein Gebiet); Frau‘), in dem durchaus mehr zu sehen war als unser Reiseführer prophezeite. Ein beeindruckendes Gewirr aus Räumen und Treppen und Innenhöfen, welches zugleich die Hierarchie des Harems und des Hofes widerspiegelt. Anschließend gehen wir durch das Museum, in dem die Reliquien aufbewahrt werden. Es ist ein wenig befremdlich, für gläubige Muslime (auch Moslem, veraltet: Mohammedaner) so bedeutende Gegenstände in einem profanen Museum zu sehen. Wir sehen eine Gruppe von Moslems, die ganz andächtig an den Reliquien vorbei gehen, davor und danach Jugendliche, die sich lustig machen. Vielleicht gehören solche „Gegenstände“ einfach in heilige Räume. Die gesamte Zeit über wurde aus dem Koran oder Qur'an [qurˈʔaːn] (arabisch القرآنal-qurʾān ‚die Lesung, Rezitierung, Vortrag‘) live rezitiert. Trotz des Fotografierverbotes haben viele fotografiert, ein wenig kann man den Zorn der Gläubigen auch nachfühlen. So ein Museum (altgriechisch μουσείο[ν], musío) – ursprünglich das Heiligtum der Musen, welche Schutzgöttinnen der Künste, Kultur und Wissenschaften waren) ist ein klassischer Ort der intellektuellen Ambivalenz. Nach dem teuersten Tee (aber immerhin auch dem größten) in ganz Istanbul (für uns), aber mit grandioser Aussicht sind wir erneut über die Galatabrücke (türkisch Galata Köprüsü) gefahren und haben auf dem Fischmarkt zu Mittag gegessen. Abgesehen davon, dass Alex und ich einen Ladenhüter unter unseren zwei Fischen hatten, war es sehr gut und einfach nett zum schauen und hören. Das Wetter blieb schön und wir konnten bei Sonnenschein erneut die Wege gehen, die wir ganz am Anfang einmal gelaufen sind und uns die Gebäude in der untergehenden Sonne anschauen. Den Abend beschließen wir (bisher) mit Packen, Schlafen – bis die Fete auf dem Dach kurzfristig wieder startete – und Blogschreiben. Donnerstag, 11. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren: Wir sind in Asien! 11. Oktober Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]) - Orhangazi, 31,25 km, 3864,3 Gesamt km Datum: 11.10.10 Tag: 72 TagesunterstützerIn: von: Istanbul m NN 29 nach: Orhangazi m NN 104 km 31,25 + 44 km Schiffsüberfahrt Gesamt km 3814,0018 km/h: 11,4 Fahrzeit 02:42 gesamte Fahrzeit: 281:03:00 Anstieg in m pro h 129,63 Anstieg in m 350 Abfahrt in m: 275 höchster Punkt in m NN 342 Steigung/Gefälle 2,00 Panne: Platter an Gunda Hinterrad Wir stehen mit dem Ruf des Muezzins auf, um die restlichen Dinge zu packen und das Zelt wieder zu vervollständigen. Aufgrund der Kälte hatte Alex einen Schlafsack, einen hatten wir gewaschen. Alex fährt mit dem pünktlichen Shuttle um 7:30 zum Flughafen und wir vertreiben uns die Zeit bis zum Frühstück. Anschließend sause ich (Gunda) wieder zum Konsulat. Eine wunderschöne Fahrt durch den recht frühen Morgen, fast noch vor den Touristengruppen. Es steht Nebel über dem Bosporus (griechisch Βόσπορος „Rinderfurt“, von βοῦς boũs „Rind, Ochse“ und πόρος póros „Weg, Furt“; türkisch Boğaz „Schlund“, bzw. Karadeniz Boğazı für „Schlund des Schwarzen Meeres“; veraltet „Straße von Konstantinopel“), auf dem eine Menge Schiffe unterwegs sind. Wolfgang nutzt die Zeit, um die Taschen an ihren Verschlüssen nachzuziehen und die Beschriftung zu erneuern. Nur eine Stunde dauert der Ausflug zur Botschaft, der neue ein Jahr gültige Pass ist grün. Beim Ausparken der Räder stellen wir fest, dass die Schraube für den Kettenschutz von Gundas Rad bei einem Umräumen des Rades durch die Jugendherberge rausgerissen ist. Ziemlich verständnislos betrachten wir das Ergebnis einer ziemlichen Gewaltanwendung und reparieren notgedrungen. Anschließend geht es zur Fähre, die wir um nur zehn Minuten verpassen und dadurch gemütlich in der Sonne sitzend auf die nächste warten. Der Fährterminal ist riesig und modern, die Autos werden auf Bomben kontrolliert. Die Fahrt auf die asiatische Seite ist ein Vergnügen, da die Autofähre ein Katamaran ist und sehr schnell und beständig fährt. Drüben angekommen essen wir in einem Fischrestaurant zu einem Fünftel des Preises von Istanbul. Es ist ein geruhsames Sitzen. Die Fahrt hinaus ist auf einer neu ausgebauten Straße und geht über einen ersten kleinen Pass von 340 m. Obwohl die Straße neu ist, ist sie gut zu fahren und weit entfernt von den 10%. Wir fahren die Straße zum See hinab und wollen nur noch Wasser holen, als das Rad von Gunda von jetzt auf gleich nicht mehr lenkbar ist. Der Grund: ein platter Hinterreifen. Seufzend packen wir das Rad ab und suchen das Loch. Es lächelt uns an und wir finden auch den Corpus Delicti: ein ziemlich großer Nagel der nur unter ziemlichen Aufwand aus dem Mantel zu ziehen ist. Dadurch holen wir erst Wasser beim Ruf des Muezzins und wissen, dass wir uns ranhalten müssen, um einen Platz zu finden. Ein Feldweg führt uns schließlich zu einem Feigenbaum und zu Dornenbüschen. Wir können es für diesen Abend nicht ändern, erahnen aber schon die nächsten Platten! Freitag, 12. Oktober 2012 Heute vor zwei JAhren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei JAhren werden wir in Nicäa von einem Reiseradler nach Ankara eingeladen. Wikipedia Das Erste Konzil von Nicäa wurde vom römischen Kaiser Konstantin I. im Jahr 325 in der kleinen Stadt Nicäa (heute İznik, Türkei) bei Konstantinopel (heute Istanbul) einberufen, um den in Alexandria ausgebrochenen Streit über den Arianismus zu schlichten. Teilnehmer waren zwischen 200 und 318 Bischöfe, die fast alle aus dem Osten des Reiches kamen, damit der Streit um das Wesen Jesu und die Trinität beendet werde, da Konstantin das Christentum als stabilisierenden Faktor seines Kaisertums zu benutzen gedachte. Das Konzil endete mit dem (vorläufigen) Sieg der Gegner des Arianismus und der Formulierung des nicänischen Glaubensbekenntnisses, obwohl die arianischen Bischöfe in der Mehrzahl waren. Aber als der Kaiser die Diskussion damit beendete, dass „der Sohn eines Wesens mit dem Vater“ sei, gaben alle Bischöfe, die anderer Meinung gewesen waren, dem Wort des Kaisers, der sich als „Bischof der Bischöfe“ bezeichnete, nach. Die Kanones des Konzils sind die ersten Lehrentscheidungen der christlichen Gesamtkirche, die allein durch die gemeinsamen Unterschriften von über 300 Bischöfen aus dem gesamten damaligen Verbreitungsgebiet des Christentums eine weit höhere Bedeutung hatten, als die bisherigen Entscheide einzelner Bischöfe oder lokaler Bischofsversammlungen. Durch die Autorität des Kaisers, der das Konzil einberufen hatte, wurden sie für die gesamte Kirche im Reich verpflichtend. In der Kirchengeschichte wird das Konzil von Nicäa als das erste ökumenische Konzil gezählt und als einer der wesentlichen Bezugspunkte der Kirchengeschichte angesehen, so dass die Geschichte der Alten Kirche oft in vor-nicänische und nach-nicänische Theologie eingeteilt wird. Die kirchenhistorische Bedeutung des Konzils kristallisierte sich jedoch erst im Verlauf des vierten Jahrhunderts heraus, und die Beschlüsse des Konzils wurden nach dem Tod Konstantins 337 vielfach in Frage gestellt, bevor sie 381 durch das erste Konzil von Konstantinopel bestätigt wurden. Der Gedenktag für das Erste Konzil von Nicäa ist in der Lutherischen Kirche - Missouri-Synode der 12. Juni. In der orthodoxen Kirche wird es am sechsten Sonntag nach Ostern gefeiert. Heute sehen wir einen erschreckenden Bericht über Mutationen in Japan. 12. Oktober Orhangazi - Osmaneli 66,56 km, 3931,9 Gesamt km Datum: 12.10.10 Tag: 73 TagesunterstützerIn: von: Orhangazi m NN 104 nach: Osmaneli m NN 93 km 66,56 Gesamt km 3880,5618 km/h: 12,6 Fahrzeit 05:16 gesamte Fahrzeit: 286:19:00 Anstieg in m pro h 67,03 Anstieg in m 353 Abfahrt in m: 364 höchster Punkt in m NN 369 Steigung/Gefälle 1,08 Panne: der rechte Mantel vom Wagen verabschiedet sich mit lautem Knall In der Nacht fängt es an zu regnen und steigert sich beim Frühstück in einen richtigen Regen, davor wäre es noch mit gutem Willen in die Kategorie fieseln gekommen. Zum Glück hört es dann doch auf, so dass wir im Trockenen abbauen können und das klatschnasse Außenzelt einrollen. Die Luft ist in den Reifen und eine Untersuchung der Mäntel lässt auf keine Dornen schließen, es fällt nur ein Loch im Mantel am rechten Wagenrad auf. Wir kämpfen uns durch den nun weichen Acker zurück auf die Straße und der Dreck begleitet uns den ganzen Tag. Es ist wieder extrem windig und ziemlich kalt. Zunächst geht es am İznik-See (türkisch İznik Gölü) entlang durch ein enorm fruchtbares Tal. Auf jeder Seite wird geerntet. Da die Äcker doppelt genutzt werden (also zwischen den Oliven dann noch Zucchini wächst z.B.) sind jede Menge Menschen, vor allem aber Frauen mit der Ernte sowohl der Oliven als auch der vielen anderen Gemüse und Früchte beschäftigt. Es ist alles Handernte. Auf manchen Feldern pflügen Frauen den Acker mit einem Handpflug. Gerade haben wir beschlossen in dem nächsten Ort eine Teepause zu machen, als sich der Mantel vom rechten Hinterrad mit einem lauten Knall verabschiedet. Zunächst denken wir noch an einen Montagefehler, da der Schlauch regelrecht zerfetzt ist. Als wir die Stelle im Mantel suchen, sehen wir, dass er komplett durch ist. Zum Glück haben wir einen Ersatz dabei und montieren ihn. Im nächsten Ort, der durch Ernte geprägt ist, essen wir eine Suppe zum Tee und fahren anschließend weiter. Im Dorf sehen wir den Radfahrer, der mit uns auf der Fähre war. Auf dem Weg nach İznik (griechisch Νίκαια, Nikaia; lateinisch Nicaea; deutsch Nicäa, Nikäa oder Nizäa) überholen wir zunächst ihn, dann er uns. Er ist eher ein wortkarger Mensch, so dass wir über das Grüßen nicht hinauskommen (und nicht müssen). In Iznik sehen wir ihn wieder durchs Fenster. Dort kommen wir an einem der beindruckenden Stadttore vorbei, das wir aufgrund des wieder einsetzenden Regens im Vorbeifahren anschauen. Auf der Suche nach einem Restaurant sehen wir den Hinweis auf das Museum der St. Sophien-Kirche. Zunächst aber wollen wir etwas essen und uns aufwärmen. Nach dem guten Essen trinken wir im nebenangelegenen Café noch einen Mokka, als ein junger Mann auf uns zu kommt und sich als Lehrer an der Schule vorstellt und mit leuchtenden Augen von seinen Radtouren erzählt – unter anderem von Iznik über den Iran (Persien, persisch ايرانĪrān [iːˈrɔːn] , dt. Land der Arier) nach Pakistan (Urdu پاکستان, amtlich: Islamische Republik Pakistan) und Indien. Jeweils in den Sommerferien sind er und seine Frau unterwegs gewesen, jetzt haben sie einen einjährigen Sohn, so dass sie ein wenig warten müssen. Als wir sagen, dass wir nach Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) fahren, bietet er an, den Kontakt zu seiner Schwester herzustellen, die dort wohnt. Das nehmen wir gerne an und ehe ich (Gunda) mich versehe, habe ich sein Handy mit der Schwester auf der anderen Seite in der Hand, die uns direkt einlädt, bei ihnen zu wohnen. Wir sind darüber sehr froh, gerade auch, weil wir in Ankara viele Informationen brauchen und auf diese Weise endlich ein wenig mehr Einblick in die Türkei (amtlich Türkiye Cumhuriyeti (T.C.), deutsch Republik Türkei) bekommen. Erfreut über diese Begegnung fahren wir weiter im Regen und auf der schlechten schmalen Straße zusammen mit LKWs, Traktoren, Mofas und Autos. Die Straße steigt kontinuierlich an und der Wind bleibt uns als kalter Gegenwind treu. Die Fahrweise ist abenteuerlich und bald kommen wir an einem schicken Geländewagen vorbei, der in der Kurve die Straße verloren hat und nun im Graben liegt. Es ist keinem etwas passiert und um den Wagen stehen mindestens zehn Männer und diskutieren. Die LKWs hupen uns immer dezent von der Straße, so dass wir eine Menge Zeit auf dem schlechten Seitenstreifen verbringen. Das Gute bei den LKWs ist, dass sie nur hupen, um uns zum Ausweichen zu bewegen, wenn sie die Spur gar nicht wechseln können, sonst ist das Hupen eher ein Begrüßen. Überhaupt freuen sich alle, dass wir mit dem Rad unterwegs sind. Bald biegen wir von der Hauptstraße auf eine kleine Verbindungsstraße zum nächsten Tal ab. Da die herunterkommenden Autos und LKWs aussehen, als führen sie eine steile Wand hinab, machen wir eine Trink- und Kekspause nach den ersten 30 m, die bereits zwischen 15-17% waren. Wir kommen an einem Haus vorbei, wo ein junger Hund uns nachrennt, eine Situation, die wir heute einmal schon hatten und da waren es drei völlig wilde Töllen, die uns im Volltempo, bellend und zähnefletschend nachgerannt sind. Der Hund ist einfach jung und dennoch ist so eine Situation immer riskant. Also schreien wir ihn an, so dass ein Junge und die Mutter den Hund zurückrufen. Einige Meter weiter geht rechts ein Weg hinein, so dass wir für die Pause halten können. Wir sehen, dass der Hund immer noch zu uns will (und damit über die belebte Straße) und dass er mit dem Stock davon getrieben wird. Gerade wollen wir fahren, als die Mutter mit dem Sohn kommt und uns zwei Granatäpfel schenkt und „welcome to Turkey“ sagt. Wir freuen uns sehr über das Obst und machen noch ein Bild von den beiden. Mit dem Obst und gestärkt durch die nette Begegnung nehmen wir den Rest der Steigung in Angriff. Wir sind ganz bald oben und befinden uns auf einem Plateau, das genauso fruchtbar ist und von reichen Bauern bewohnt wird. An einer Bushaltestelle warten die Frauen, die in der Ernte arbeiten, auf den Bus und schauen neugierig und ein wenig scheu zu uns. In diesen Situationen bin ich (Gunda) inzwischen diejenige, die dann die Frauen anlächelt oder winkt und dann löst sich das und die gesamte Gruppe ruft und winkt. Es geht steil hinab und plötzlich haben wir neben uns eine wunderschöne Schlucht und ganz viel Wald. Es ist wieder eine mediterrane Vegetation und die Aussicht auf die hohen Berge einerseits, das Tal und die Schlucht andererseits ist wunderschön. Die Straße windet sich in Serpentinen hinab und schafft in wenigen Kilometern, wofür wir das Dreifache gebraucht haben: wir sind wieder auf den 90 m so wie Iznik. Wir finden eine Quelle und einen abgeernteten Obstgarten und genießen das Geräusch der Grillen und die milden 15 Grad. Heute Mittag haben wir überlegt, wie wir das eigentlich mit dem Wasser und z.B. dem Essen von Salat handhaben wegen möglicher Bakterien etc. Bisher trinken wir alles Wasser, es sei denn es ist fürchterlich verchlort und essen alles. Heute Abend bei dem Quellwasser waren wir zum ersten Mal ein wenig unsicher. Da wir aber Trinkwasser eh kaufen – wegen des Chlorgeschmacks von Leitungswasser – beschließen wir, es nur zum Kochen zu nehmen. Samstag, 13. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren versinken wir im Schlamm. Heute wird der EU der Friedensnobelpreis verliehen. Wir sind ja bewußt unter EU-Flagge gefahren und waren ganz erstaunt, daß bei Rückkehr im Oktober 2011 die EU plötzlich durch die Schuldenkrise diskreditiert war. Heute freuen wir uns über die Entscheidung. 13. Oktober Osmaneli - Bilecik (thrak. Agrilion, griech. Belikoma),40,94 km, 3974,1 Gesamt km Datum: 13.10.10 Tag: 74 TagesunterstützerIn: Barbara Lins von: Osmaneli m NN 93 nach: Bilecik m NN 516 km 40,94 Gesamt km 3921,5018 km/h: 9,82 Fahrzeit 04:10 gesamte Fahrzeit: 290:29:00 Anstieg in m pro h 108,72 Anstieg in m 453 Abfahrt in m: 30 höchster Punkt in m NN 567 Steigung/Gefälle 1,18 Keine Panne, dafür strömender Regen den ganze Tag. In der Nacht fängt es an zu regnen und hört nur kurzfristig auf. Unser schöner Platz im Obstgarten ist definitiv ein Schönwetterplatz, der frisch gepflügte Boden ist eine einzige Schlammebene geworden. Im strömenden Regen und mit dem Matsch versuchen wir das Beste, um Zelt und Räder halbwegs vernünftig aus dem Schlamasel zu holen. Das Zelt kann einzeln abgebaut werden, das Innenzelt kann zusammengerollt werden, auch wenn das Außenzelt noch steht. Das bewahrt das Innenzelt bis auf die üblichen Schwachstellen an den vier Ecken, die aber ausreichen um auch große Teile des Zeltbbodens beim Rollen zu verschlammen. Die Räder bekommen wir nur mit Mühe aus dem Matsch und nur dadurch, dass wir ein Rad nach dem anderen schiebend und ziehend über den Acker und den Weg ziehen. Wir fahren bis zur nächsten Tankstelle in der Hoffnung auf ein warmes Restaurant. Das gibt es nicht, aber sofort einen Tee. Wir versuchen, unter dem Dach der Tankstelle die Schlammsituation zu überblicken, Regenzeugs auszupacken und das Schutzblech an Gundas Vorderrad wieder festzumachen. Die sechs Kilometer ohne Regenhose und der weit über den Knöchel reichende Schlamm haben ausgereicht, um die Schuhe auch von innen nass sein zu lassen – was ja so ziemlich der worst case ist. Dennoch fahren wir weiter und es regnet und regnet und regnet. Zwischendurch wird es weniger und für einen Moment lassen sich Konturen in den Wolken erkennen und sogar einen Hauch blauen Himmels. An der nächsten Tankstelle halten wir erneut an, bekommen wieder von den Jungs direkt zwei Tees und begehen den Fehler, im Restaurant daneben Mittag zu essen. Als die Rechnung kommt, trauen wir unseren Augen nicht. Stolze 23 € (auch automatisch in Euro gerechnet). Immerhin sind wir ein wenig wärmer und trockener. Auf der Straße, die die Qualität einer Autobahn hat, geht es weiter durch eine Landschaft, die ihre Schönheit nur erahnen lässt zwischen den Wolken und dem Dampf. Bald biegen wir auf eine kleine Straße ab, um über den Berg ins nächste Tal zu fahren. Es geht steil bergauf, aber es gibt eine Spur für langsame Fahrzeuge. So ist das Fahren mit den vielen LKWs, vor allem Gas- und Öl-Transporte und etwas, was wir als Marmor und Aluminium vermuten. Es hört für 100 Höhenmeter (ca. 30 Minuten) auf zu regnen und wir wagen es, die Gamaschen, die Regenhose, Regenjacke und Regenumhang auszuziehen und nur den Regenumhang griffbereit zu halten. Die gesamte Landschaft dampft erneut und bietet die Ahnung auf tiefe Täler. Bald fängt es wieder leicht an zu regnen und kaum sind wir oben, schüttet es erneut wie aus Eimern. Dennoch hatten wir genug Zeit, uns ohne Regen um zu sehen, dass die Landschaft zwar auch von Landwirtschaft geprägt ist, aber vor allem durch verschiedene Abbauorte von Steinen und anderen Materialien. Überall sind die Hänge wie klaffende Wunden und zugleich wirkt dadurch ein Berg ganz surreal bunt, denn die verschiedenen Gruben haben verschiedene Farben. An der Universität finden wir ein Bushäusschen; inzwischen ist es ein Wolkenbruch, der sich mit dem wieder gekommenen Gewitter mischt. Die Wolken sind genau auf unserer Höhe und geben den Eindruck, als sei um einen herum die Welt zu Ende. Es ist schlicht nichts zu sehen. Wir ziehen wieder alles an, sind von den wenigen (vielleicht 2) Kilometern aber so durchnässt, daß klar wird, für heute brauchen wir ein Hotel. In der Stadt, die kommt (Bilecik (thrak. Agrilion, griech. Belikoma), fahren wir zunächst bergauf und bergab, ohne dass ein Hotel außer der Werbung in Sicht kommt. Es geht nach einem Fluss wieder bergauf und schon sehen wir ein Hotel, vor dem wir halten. Der zuständige Mensch begrüßt uns freudig und wir nehmen das Zimmer. Als er uns dann genauer anschaut und unsere Taschen sieht er für einen Augenblick aus, als bereue er die Entscheidung. Das Ergebnis ist, dass alle Taschen, der Wagen und die Folien vor dem Hotel mit Wasser abgespritzt werden müssen. Wenn eine Tasche nicht sauber genug ist, wird die reklamiert. So arbeiten wir zu dritt (er macht mit) uns an den Taschen ab. Als wir im Zimmer ankommen, können wir das verstehen, es ist alles mit Teppich. Die Klimaanlage wird auf 30 Grad gestellt und wir werden mit unseren blitzeblanken klatschnassen Taschen alleine gelassen. Nun kann Ortlieb zeigen, was die Taschen können, aber gegen so eine Behandlung kommt der Rollverschluss dann doch nicht an. Da wir aber alles wichtigen Sachen (Klamotten etc.) zwecks Sortieren in Plastik-ZippTüten und dann noch in von Alex gespendeten Ortlieb-Innenpacksäcken haben, sind die Klamotten trocken. Innerhalb einer halben Stunde haben wir nicht nur das Zimmer komplett mit Wäscheleine „verkabelt“, sondern auch alles Relevante aufgehangen. Wir kaufen noch für morgen ein, ergänzen unseren Kerzenvorrat, essen eine Suppe und genießen dann die Badewanne, bevor wir auch das Badezimmer mit dem Außenzelt zuhängen. Im Fernsehen haben wir einen Wetterbericht mit Städten und Bildern gesehen und wissen nun, dass es fast überall Regen und / oder Gewitter gibt. Wir stellen uns innerlich auf weitere Regentage ein. Sonntag, 14. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren beginnen wir via Internet, das Visum für den Iran zu beantragen und scheitern am Hochladen der Dokumente. Heute schreibt das Auswärtige Amt zu Georgien: Die Lage in Georgien ist – mit Ausnahme der Konfliktgebiete Abchasien und Südossetien - insgesamt ruhig. Während eine Einreise über Land z.B. über die Türkei problemlos erfolgen kann, ist der Reiseverkehr über Land zwischen der Russischen Föderation und Georgien für Ausländer nur erschwert möglich oder gar völlig unterbrochen. Der Grenzübergang Dariali / Hoher Lars an der M3 („Georgische Heerstraße“) konnte von 2006 bis 2011 nur von georgischen Staatsangehörigen und Staatsangehörigen der GUS-Staaten genutzt werden, ist inzwischen aber auch für den internationalen Reiseverkehr wieder geöffnet. Dennoch können Schwierigkeiten beim Grenzübertritt nicht ausgeschlossen werden. Vor allem aber ist hierbei die Sicherheitslage im Nordkaukasus zu beachten: Von Reisen dort wird dringend abgeraten (siehe Reise- und Sicherheitsweise Russische Föderation). Eine Einreise über die georgisch-russische Grenze in die georgischen Konfliktgebiete Abchasien und Südossetien wird seitens der georgischen Behörden weiterhin als illegaler Grenzübertritt geahndet (siehe unten). 1. Sicherheit in den Landesteilen Südossetien und Abchasien und in der Nähe der Verwaltungsgrenzen Beide Gebiete befinden sich nicht unter der Kontrolle der Regierung in Tiflis. In den Gebieten und an deren Verwaltungsgrenzen sind russische Truppen stationiert. Die Situation in den Konfliktregionen kann sich jederzeit ändern. Informieren Sie sich daher auch über die lokalen Medien. Das georgische „Gesetz über die besetzten Gebiete“ untersagt Reiseverkehr, wirtschaftliche Aktivitäten, Erwerb von Grund und Boden bzw. Immobilien sowie andere Aktivitäten in Abchasien und Südossetien mit nur wenigen Ausnahmen. Bei Zuwiderhandlungen drohen Geld- oder Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. Es wird daher dringend geraten, sich im konkreten Fall rechtzeitig über die entsprechenden Regelungen zu informieren, und die notwendige Zustimmung der georgischen Regierung einzuholen – Hinweise und Erlaubnis zur Einreise geben das Georgische Außenministerium (Externer Link, öffnet in neuem Fensterwww.mfa.gov.ge) und das Ministerium für Reintegration (Externer Link, öffnet in neuem Fensterwww.smr.gov.ge). Abchasien: Von Reisen nach Abchasien wird grundsätzlich abgeraten. Wegen der schwierigen Sicherheitslage, insbesondere im Bezirk Gali nahe der Waffenstillstandslinie bzw. Verwaltungsgrenze, wird unbedingt empfohlen, die Reisenotwendigkeit sehr sorgfältig zu prüfen und die vorherige Zustimmung des georgischen Außenministeriums einzuholen. Die Autonome Republik Abchasien in Nordwest-Georgien gehört völkerrechtlich zu Georgien, steht seit 1993 aber nicht mehr unter der Kontrolle der georgischen Regierung. Die Sicherheitslage in diesem Landesteil ist seitdem prekär. Es kommt zu Zwischenfällen. In einigen Teilen der Region liegen teils nicht gekennzeichnete Minenfelder. Abchasien ist für den internationalen Reiseverkehr gesperrt. Eine legale Ein- und Ausreise in bzw. aus dem Gebiet heraus ist gemäß dem „Gesetz über die besetzten Gebiete“ über die russisch-georgische Grenze in Abchasien nicht möglich – es sei denn in besonderen Ausnahmefällen mit vorheriger Zustimmung der georgischen Regierung. Ein ungenehmigter Grenzübertritt (z. B. am Grenzübergang Psou) wird von den georgischen Behörden als illegaler Grenzübertritt nach Georgien behandelt. Bei anschließender Weiterreise über die Waffenstillstandslinie bzw. Verwaltungsgrenze in benachbarte georgische Landesteile bzw. beim Ausreiseversuch über reguläre georgische Grenzübergänge drohen daher Festnahme und Strafverfahren. Auch bei späteren Reisen nach Georgien droht die Verweigerung der Einreise, sollte sich aus dem Pass ergeben, dass zuvor auf illegalem Wege nach Abchasien/Georgien eingereist wurde. Südossetien: Vor Reisen nach Südossetien und in die unmittelbare Nähe der Konfliktregion wird ausdrücklich gewarnt. Für eine Einreise in die Region sollte die Zustimmung des georgischen Außenministeriums eingeholt werden. Das Gebiet Südossetien gehört völkerrechtlich zu Georgien, steht seit 1993 aber nicht mehr unter dem Einfluss der georgischen Regierung. Die Lage in Südossetien ist weiterhin prekär und unübersichtlich. Trotz der Bemühungen zur Umsetzung des Waffenstillstandes nach dem Krieg 2008 kommt es insbesondere in der Umgebung der Verwaltungsgrenzen von Südossetien noch zu bewaffneten Zwischenfällen. Es besteht in diesem Gebiet auch weiterhin eine erhöhte Gefahr durch Minen und nicht explodierte Munition, da es während des Krieges von Kampfhandlungen betroffen war. Auch Südossetien ist für den internationalen Reiseverkehr gesperrt. Eine legale Ein- und Ausreise in bzw. aus dem Gebiet heraus (Roki-Tunnel) ist über die russisch-georgische Grenze nicht möglich. Ein Grenzübertritt wird von den georgischen Behörden als illegaler Grenzübertritt behandelt. Bezüglich der möglichen Konsequenzen gilt das oben zu Abchasien Gesagte. 2. Sicherheit im übrigen Georgien Die Lage im übrigen Georgien ist insgesamt ruhig. Gegen die Nutzung der Hauptverbindungsstraße zwischen Ost und West (M 1), die relativ nahe an Südossetien vorbei führt, bestehen keine Bedenken. Ebenso gibt es keine Bedenken gegen die Nutzung der sogenannten „Alten Georgischen Heerstrasse“(M3), die ebenfalls nahe an Südossetien vorbei auch in das Skigebiet Gudauri führt. In der Vergangenheit vereinzelt erfolgte oder verhinderte Sprengstoffanschläge in Vororten von Tiflis gebieten besondere Vorsicht. Es wird empfohlen, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden. Georgien liegt in einer Region seismischer Aktivität. Ein Erdbeben in Tiflis forderte im Jahr 2002 fünf Todesopfer; ein Erdbeben ca. 150 km von Tiflis entfernt erreichte im Jahr 2009 den Wert 6,2 auf der Richter-Skala. Donnerstag, 14. Oktober 2010 11.-14. Oktober 2010 - 072, 073, 074, 075 14. Oktober Bilecik (thrak. Agrilion, griech. Belikoma) Der Morgen begrüßt uns mit strömenden Regen. Wir frühstücken im 7. Stock des Hotels und haben einen Blick hinaus, der eigentlich ein Nicht-Blick ist, denn es ist schlichtweg nichts zu sehen, so viel Nebel und Regen ist es. Was wir sehen, ist unglaublich: eine Treppe zur nächsten Straße sieht aus wie ein kunstvoll installierter Wasserfall, nur das Treppengeländer stört. Die Straße, die von der Hauptstraße abgeht, ist ein Bach geworden und das Wasser steht auf den Dächern. Selbst der für das Frühstück zuständige Mensch schaut kopfschüttelnd nach draußen. Da es W-Lan gibt (das Passwort auf dem Zettel wäre beinahe nicht erreichbar gewesen aufgrund von Seen vor der Rezeption, die so hoch sind, dass die Badlatschen nicht ausreichen), schauen wir uns die Wetterprognosen an und entscheiden morgen weiterzufahren. Es wird zwar immer wieder mal weniger mit dem Regen, es regnet nur ab und zu und dann wie aus Eimern, dafür ist die Luft mit 100% Luftfeuchtigkeit nun wirklich nicht trocken. So können wir den Zeltboden trocken bekommen und die Visumsanträge stellen. Vielleicht brauchen wir dann in Ankara nicht so viel Zeit. Denn die Internetwettervorhersagen sagen, dass es in zwei Tagen deutlich besser wird. Wir vertrauen darauf und nutzen den heutigen Tag für Internetsachen, Klamotten wieder in Ordnung bringen, Fahrräder ölen, Postkarten kaufen etc. So gehen wir am Nachmittag in die Stadt, um einen neuen Mantel für den kaputten zu finden. Es wird eine lustige Odyssee durch die Stadt, da wir von einem Laden zum nächsten geschickt werden. Im zweiten Laden gibt es in der Tat Fahrräder, wenn auch im Lager über Waschmaschinen und Spülen und Gefrierschränken. Leider gibt es keine Ersatzteile. Der Besitzer schickt uns zum nächsten Laden. Inzwischen vertrauen wir den Waschmaschinen- und Spülmaschinen-Läden und gehen ganz forsch hinein, um auf englisch-deutsch-türkisch-pantomimisch nach Fahrrädern zu fragen. In einem Laden möchte man uns ein Rad für ein Kleinkind verkaufen, im nächsten ein Plastikungetüm mit Tierkopf, wohl auch um ein Kind hineinzusetzen. In einem anderen Laden erhellt sich das Gesicht der Verkäufers und er zeigt uns freudestrahlend eine Gemüsereibe mit Kurbel. Wir geben es auf und schreiben dem Fahrradhändler in Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch İstanbul [isˈtɑnbul]), dass wir in Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) einen Radladen brauchen. Daneben suchen wir Postkarten, bekommen auf der Post fünf geschenkt und erstehen zwei Briefmarken. Immerhin haben wir also Postkarten mit Blumenmotiven, zwei Briefmarken, in einem Supermarkt finden wir Zahnseide und sogar eine Flasche Wein. Da es inzwischen wieder regnet, wollen wir den kürzesten Weg zurück nehmen und verlaufen uns in den nicht parallel angelegten Straßen und entdecken auf diese Weise die Treppe, die kurzfristig zur Wasserinstallation geworden war. Wieder im Hotel geht es endlich an die Visa-Angelegenheiten, wobei unser sorgenvoller Blick immer wieder dem Wetter gilt. Hotel Eronur(***) Adresse: İsmetpaşa Mh., 11100 Bilecik, Türkei Montag, 15. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren genießen wir die gefaßten Quellen im Osmanischen Reich. 15. Oktober Bilecik (thrak. Agrilion, griech. Belikoma) – Mihalgazi, formerly Gümele (Before 1927) 73,18 km, 4047,4 Gesamt km Datum: 15.10.10 Tag: 76 TagesunterstützerIn: Geoge und Lou Ann Miller von: Bilecik m NN 516 nach: Milhangazi m NN 240 km 73,18 Gesamt km 3994,6819 km/h: 11,54 Fahrzeit 06:20 gesamte Fahrzeit: 296:49:00 Anstieg in m pro h 150,47 Anstieg in m 953 Abfahrt in m: 1229 höchster Punkt in m NN 691 Steigung/Gefälle 2,98 Nachdem wir am Abend vorher vergebens versucht haben, mit dem elektronischen VisaVergabesystem der Republik Iran (Persien, persisch ايرانĪrān [iːˈrɔːn] , dt. Land der Arier) uns anzufreunden, haben wir nach drei Versuchen kapituliert und uns an eine der Agenturen gewandt, die Visa vermitteln. Nun haben wir die Hoffnung, dass das in Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) alles klappt. Am Morgen trauen wir unseren Augen nicht: wir können Sterne sehen und es regnet nicht! Nach einem guten Frühstück packen wir unsere ganzen Taschen in den Aufzug und der Hotelmanager scheint durchaus froh zu sein, dass wir abreisen. Er und ein junger Mann ist sofort damit beschäftigt, unsere Taschen in der Lobby zum Ausgang zu tragen und der junge Mann versucht sogar, die Räder im abgeschlossenen Zustand zur Tür zu schieben. Von derartiger Eile überrascht (immerhin haben wir bezahlt) schließen wir unsere Räder auf und versuchen das Heraustragen derselben selbst zu machen. Das klappt ganz gut und vor dem Hotel bepacken wir die Räder während der Manager im Hotel vor der Ausgangstüre sitzt und sich alles anschaut. Es liegt ein Stück Papier auf der Stufe zum Hotel (nicht von uns) und als wir fahren wollen, kickt er es auf den Asphalt. Abgesehen davon war es ein guter Ort. Es regnet bei der Abfahrt und wir haben gelernt, dass Regenschuhe und Regenhose eine gute Erfindung bei Regen sind und fahren in voller Montur los. Wir sind überrascht, dass der Ort noch einen zweiten Teil hinter dem Berg hat und biegen dahinter auf die Straße ab, die uns zwischen den beiden Hauptstraßen nach Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) führen soll. Bald hört es auf zu regnen und wir können unsere Montur ausziehen und einen Blick, genauer gesagt den ersten Blick auf die Berge werfen. Nachdem wir im Frühstücksfernsehen gesehen haben, wie dramatisch der Regen und die darausfolgenden Überschwemmungen nicht weit von dort gewesen sind, wo wir gezeltet haben und gefahren sind, haben wir ein ganz anderes Verhältnis zu unserer Regenerfahrung. Uns ist nichts passiert! Umso mehr genießen wir die Aussichten, die sich uns bieten und fahren auf der Straße, die zunächst immer höher hinauf geht, weiter. Der nächste größere Ort ist eine Kleinstadt, die komplett vom Militär geprägt ist. Bei der Einfahrtstraße in den Ort ist die erste Kaserne und davor steht eine riesige Menschenmenge auf dem Bürgersteig, der Straße, auf den Mauern und alle schauen in die Kaserne. Wir arbeiten uns durch die Menge und wissen nicht, was da passiert. Direkt nach dieser Menschenmenge sehen wir Unmengen von Autos am Straßenrand, Menschen, die auf dem Bürgersteig und dem Grünstreifen sitzen und Picknicken. Das ist eine richtige große Angelegenheit: mit dem Gaskocher wird der Tee gekocht, es wird gegrillt, Decken und Sitzkissen sind auch dabei. Auch das Gegenüber dieses Abschnitts des Militärs ist komplett belegt von picknickenden Familien. Wir vermuten sehr bald, dass heute der Militärdienst aufhört und beginnt zugleich und die einen auf ihre Söhne / Brüder / Freunde warten und die anderen sie verabschieden. Faszinierend für uns, die wir vorbei fahren, ist, dass dieser private Moment so öffentlich ist und zugleich darin wieder ganz privat im familiären Picknick. Mit Mühe finden wir einen Ort, wo wir die Räder parken können und etwas essen können. Anschließend suchen wir unsere Straße und bekommen den Weg am Busbahnhof erklärt. Die Straße geht immer höher und hinter einer Kurve sieht es aus, als würden wir ins Nichts fahren. Wir sind mit knapp 700 m mitten in den Wolken und es fängt wieder an zu regnen. Wir wagen die halbe Ausrüstung und fahren weiter. Sobald wir einige Höhenmeter tiefer sind, hört der Regen wieder auf und die Sonne kommt raus. Es ist eine wunderschöne Landschaft mit zerklüfteten Felsen und weiten Blicken auf die nächsten Berge. Wir entledigen uns wieder unserer Regenkleidung und folgen den vielen und steilen Serpentinen hinunter zum Fluss und sind begeistert von der Schönheit und Vielfältigkeit. Im nächsten Dort beschließen wir einen Kaffee zu trinken und etwas Süßes zu essen. Die Suche führt uns zum Hauptplatz und kaum sind wir dort, schauen uns ca. 100 Männer interessiert an. Wir werden direkt zum Tee eingeladen und unterhalten uns mit Händen und Füßen und Türkisch-Brocken ein wenig und bekommen noch einen Sesamkringel und ein weiteres Brot geschenkt. Wir fahren weiter zum Fluß hinab und befinden uns in einem ganz fruchtbarem Tal in dem jetzt noch neu angesät worden ist. Der Weg geht in einem beständigen Auf und Ab im Tal entlang, solange bis die Schlucht so eng wird, dass die Straße wieder bergauf führt. Das Land ist zerklüftet und wunderschön. Inzwischen vertrauen wir darauf, dass überall wo es Wasser gibt, die Quellen gefasst sind und in der Regel in Kurven zu finden sind. Wir finden eine wunderschöne Quelle, eigentlich die schönste bisher. Überall wo die Osmanen und / oder die Kommunisten waren, gibt es diese gefassten Quellen. Unsere Reise lässt uns die Geschichte der Länder, durch die wir fahren, unter ganz anderen Gesichtspunkten betrachten (und alle mitlesenden Historiker – liebe Grüße an Thomas und Martin – mögen nun tolerant sein) und wir sind sehr froh, dass das osmanische Reich so groß war und uns dieser Luxus, so die Natur ihn ermöglicht, noch eine Weile erhalten bleibt. Wir finden einen schönen Platz unter einer Pinie und haben beim Suchen sehr auf den Weg geachtet. Denn auch hier muss der Regen so stark gewesen sein, dass Teile der Straße erst mit Bulldozern wieder freigeräumt worden sind. Wir finden eine Stelle, die bewachsen ist und wo nicht auf Anhieb Wasserläufe zu sehen sind. Gerade fangen wir mit dem Aufbauen an, als wir den ersten Donner hören. Also gibt es wieder die regen- und sturmsichere Variante und kaum sind wir fertig, fängt auch schon der Regen an. Mal schauen, wie es morgen früh aussieht, da der Regen bisher nicht stärker geworden ist und das Gewitter abzieht. Heute ist uns aufgefallen, dass in den Schluchten die Menschen so sind, wie sie sonst eher in den Bergen sind. Es scheint so, als sei das Höhenverhältnis umgedreht und auch von der Natur her sieht es auf 200 m aus wie auf 1.200 m und dagegen ist die Höhe eher so wie ein Tal. Ein verwirrender Zustand. Das Fahren selbst ist beinahe entspannt. Jetzt gibt es (wie immer) Nudeln mit Thunfisch. Dienstag, 16. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren kämpfen wir mit unsäglichen Steigungen und Rollsplitt. 16.Okober Mihalgazi, formerly Gümele (Before 1927) – Kapikaya 26,3km, 4071 Gesamt km Datum: 16.10.10 Tag: 77 TagesunterstützerIn: "Sr. Gertrud Smitmans Franziskanerinnen St. Mauritz" von: Milhangazi m NN 240 nach: Kapikaya m NN 179 km 26,3 Gesamt km 4020,9819 km/h: 10,8 Fahrzeit 02:26 gesamte Fahrzeit: 299:15:00 Anstieg in m pro h 110,14 Anstieg in m 268 Abfahrt in m: 329 höchster Punkt in m NN 241 Steigung/Gefälle 2,27 Wenn es Standardsätze auf unserer Reise gibt dann: Es regnet. Wir sitzen im Zelt und es regnet. Wir bauen das Zelt auf oder ab im Regen Wir schaffen es gerade noch, das Zelt vorm Regen auf- oder abzubauen. Jetzt passt Nummer zwei: wir sitzen im Zelt und es regnet. Heute passt auch Nummer 4: wir haben es geschafft, das Zelt vor dem Regen ab- und aufzubauen. In der Nacht verschlimmert sich aber zunächst (nachdem es am Abend natürlich geregnet hatte) der Durchfall von Wolfgang (1-2 mal tagsüber ohne weitere Phänomene betrachten wir nicht mehr als Durchfall, der einer Beobachtung bedarf) und dazu kommt erhöhte Temperatur. Nachdem die Kohletabletten am Abend nicht geholfen haben, muss Immodium her. Nach dem Frühstück ist die Temperatur immer noch erhöht, so dass wir beschließen, an unserem wunderschönen Tag bis zum Mittag zu bleiben, so dass Wolfgang schlafen kann. Zum Glück ist der Platz so abgeschieden, dass das geht. Nach einem sporadischen Mittagessen schaffen wir es vor dem Gewitter (siehe Satz 4), das Zelt abzubauen und im Regen loszufahren. Dieser hört gleich wieder auf. Wir kommen in das nächste Dorf, das ganz klein ist und wo alle mit der Ernte beschäftigt sind. In der nächsten Kleinstadt halten wir an, um einzukaufen und werden dort auf einen Tee eingeladen. Sofort gesellen sich viele Männer zu uns und wir unterhalten uns in der bekannten wilden Mischung aus Englisch, Türkisch und Pantomimisch. Der Ladenbesitzer spricht gut Englisch und er erzählt, dass das Leben hier authentisch sei, wenn auch monoton und komplett von Landwirtschaft und Vieh geprägt sei. Nach dem Tee fahren wir weiter in der Mischung aus Regen und Sonne, Regensachen anziehen und ausziehen und genießen die Landschaft und die vielen kleinen Orte. Die Steigungen sind ziemlich steil, dafür geht es immer wieder hinunter zum Sakarya (türkisch Sakarya Nehri; griechisch Σαγγάριος, lateinisch Sangarius), der ganz aufgewühlt von der Erde ist. Wir überqueren den Fluss und sofort ändert sich die Mentalität der Menschen. Wir haben diese Mentalität liebevoll „Westfalen“ genannt. Es ist alles ein wenig langsamer und gesetzter und der Prozess des Grüßens dauert länger und ist verhaltener. Alles in allem ist das Fahren zwar anstrengend wegen der vielen Steigungen und der Rollsplitt-Straßen, aber wir fangen an, uns wieder zu entspannen. Nachdem selbst die Hunde hier freundlicher sind und durchaus schauen, aber nicht direkt wie die Wilden auf einen zustürzen und die Kinder das auch nicht tun, können wir die Aufmerksamkeit vermehrt auf die Umgebung und das Wahrnehmen legen. Die zweite Kleinstadt, schon deutlich größer, durch die wir kommen, ist vor allem durch Schulen geprägt. Das Symbol über der Tür einer Schule müssen wir uns in Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) erkundigen. Auf unserem Symbolhintergrund können wir das bestimmt nicht verstehen oder nur missverstehen. Es ist immer ein aufgeschlagenes Buch mit einer Kerze, die leuchtet. Heute sind wir auch an Koranschulen = Madrasa (auch: Medrese, von arabisch مدرسةmadrasa, pl. madāris; türkisch medrese) vorbeigekommmen. Wolfgang geht es insofern besser, als dass der Durchfall nicht wieder gekommen ist und so suchen wir Wasser und merken, dass wir auf der Wasserarmen Seite des Flusses sind. Aber wir haben Glück und finden eine Pumpe und pumpen das Wasser munter nach dem Motto: „Durchfall haben wir eh“ in unsere Wassersäcke. Da aber am Baum über der Pumpe ein Becher hängt, hoffen wir das Beste. Heute abend leihen wir uns die Wiese eines Bauern für die Nacht und schaffen es so gerade noch das Zelt aufzubauen, bevor das nächste Gewitter (siehe Satz 4) über uns herzieht. So sitzen wir im Zelt im Regen (siehe Satz 1) und warten darauf, dass es so wenig wird, dass wir uns waschen können und dann ein aufbauendes Essen mit Reis und Thunfisch kochen werden. Ein wenig ist das Fahren hier wie in Albanien: für sonst überschaubare Strecken brauchen wir um so vieles mehr Zeit. Zum Glück haben wir eh einen Puffertag für die Strecke nach Ankara in Bilecik eingebaut. Hoffentlich kommen wir morgen gut voran. Mittwoch, 17. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren quälen wir uns über unglaubliche Steigungen. 17. Oktober Kapikaya – Subasi 45,44km, 4117,1 Gesamt km Datum: 17.10.10 Tag: 78 TagesunterstützerIn: von: Kapikaya m NN 179 nach: Subasi m NN 607 km 45,44 Gesamt km 4066,4219 km/h: 8,58 Fahrzeit 05:17 gesamte Fahrzeit: 304:32:00 Anstieg in m pro h 212,93 Anstieg in m 1125 Abfahrt in m: 697 höchster Punkt in m NN 833 Steigung/Gefälle 4,01 Die Nacht endet um 5:30 mit einem großen Erschrecken: Zum ersten Mal hat es ins Zelt getropft. Der Schlafsack ist an einigen Stellen feucht-nass und bei näherer Betrachtung sehen wir die Tropfen an der Decke. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt, denn das darf nun wirklich nicht passieren. Es hatte zwar geregnet am Abend, nun gut: es hat aus Eimern geschüttet am Abend, aber bisher hatte es deswegen noch nie reingeregnet. Wir wissen uns auch keine Lösung und packen das Zelt halt ein wie es ist und hoffen auf das Beste. Sollte das so bleiben, werden wir in Ankara neben dem Visum für den Iran noch ein weiteres Thema haben: ein Zelt besorgen, denn mit einem tropfenden Zelt (es ist über 10 Jahre alt) können wir unsere Regentour nicht fortsetzen. (Sinnigerweise hatte ich (Gunda) kurz vorher von der Nordsee geträumt…..). Die Sonne scheint und wir machen uns froh gemut auf den Weg. Der Weg ist zwar schrecklich, aber das Wetter ist endlich etwas besser und es regnet nur ab und an und sehr überschaubar. Es geht endlos bergauf und bergab und wir sind in einer Gegend, in der es keinerlei Infrastruktur mehr gibt. Die Dörfer sind nicht mehr an der Straße und es gibt auch nicht viele. Wir kommen irgendwann tatsächlich an einer Tankstelle vorbei. Da türkische Tankstellen immer mit einem Laden und meistens sogar mit einem Restaurant ausgestattet sind, halten wir vor dem Gebäude, das aussieht wie ein Café- Es war bestimmt auch einmal ein Café. Jetzt ist es der Wohn- und Schlafraum der Familie, die die Tankstelle betreibt. Da wir Wasser und Kekse haben, setzen wir uns auf den Stein und schauen uns die Landschaft an. Kurz darauf kommt ein Reisebus aus Istanbul und sieht die Tankstelle, fährt zurück und in die Tankstelle. Dem Bus entsteigt eine Frauengruppe von ca. 15-70 Jahren. Die eine Hälfte steuert das Klo an, die andere das vermeintliche Café und es entsteht eine ziemliche Verwirrung. Denn die alte Dame, die auch uns schon erstaunt anschaute als wir in ihr Wohnzimmer wollten, steht wieder in der Tür. Immerhin klappt die Verständigung. Ein wenig wirkt das wie ein Aufeinandertreffen der Kulturen. Hier tragen die Frauen zu 99% ein Kopftuch, im Bus zu 95% keines. Die Chefin der Frauengruppe hat eine Trillerpfeife dabei, mit der sie sehr resolut ihre Frauen wieder in den Bus befördert. Wir fahren auch weiter und trauen unseren Augen nicht, als es kurz danach den Berg hochgeht: vor uns liegen wieder einmal steile Bergetappen, die von uns sehr bald in „anatolische Rampen“ umbenannt werden. Die Grundsteigung ist zwischen 5-9%, die häufige Steigung dann zwischen 12-16%. Bis zum Mittagessen haben wir gerade mal 20 km geschafft, sind aber schon 3,5 Stunden unterwegs. Wegen der mangelnden Infrastruktur suchen wir eine Quelle und kochen Nudelsuppe in der Sonne, was kaum zu glauben ist. Nach dem Mittagessen kommen wir in ein Dorf (den Muezzin hatten wir gehört) und bekommen dort einen Tee. Das Dorf ist so klein, dass es dort keinen Laden gibt. Kurz nach dem Dorf regnet es mal wieder und wir fahren an der Grenze zwischen dem Gewitter vor uns und der Sonne hinter uns und für einige Meter wirkt es so, als würden wir direkt in einen Regenbogen hineinfahren. Die Landschaft verändert sich mit jeder Rampe und ist atemberaubend schön. Die Felder sind abgeerntet und schroffe Felsen sind immer wieder zu sehen. Auf einmal haben wir den Blick auf den Stausee, der uns in den nächsten Tagen erwartet. Nachdem es schon wieder gleich drei Rampen hinter einander gab und es schon beinahe 18:00 Uhr ist, beschließen wir, dass wir Wasser suchen und einen Schlafplatz. Immerhin geht es bergab zum Fluss, was aber morgen heißt: bergauf über den nächsten Berg zum nächsten Fluss. Aber wir sind nur noch 20 km von der nächsten Stadt entfernt! Hoffentlich tropft es diese Nacht nicht. Donnerstag, 18. Oktober 2012 heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren kommen wir in eine Mondlandschaft. 18. Oktober Subasi – Cayirhan 66,22km, 5184,2 Gesamt km Datum: 18.10.10 Tag: 79 TagesunterstützerIn: von: Subasi m NN 607 nach: Cayirhan m NN 658 km 66,22 Gesamt km 4132,6419 km/h: 10,55 Fahrzeit 06:16 gesamte Fahrzeit: 310:48:00 Anstieg in m pro h 143,62 Anstieg in m 900 Abfahrt in m: 849 höchster Punkt in m NN 896 Steigung/Gefälle 2,64 1. Panne: beim Beladen von Gundas Rad gibt es zur Seite auf den zusätzlichen Anbau und die Kompass-Klingel fliegt auseinander (der Kompass fährt eh immer nach Süden). Der Deckel der Klingel findet sich in der Fahrt auf dem Aufbau liegend 2. Panne: kurz vor der Mittagspause knallt der linke Reifen von Wolfgangs Rad. Zum Glück haben wir noch einen Ersatz. Am Morgen entdecken wir, dass das Tropfen keine Frage des Regens ist, sondern Kondenswasser. Das Zelt ist so dicht, dass das Wasser sich sammelt und dann tropft (ein Phänomen, das wir von unserer Wohnung schon kennen). Also probieren wir heute Abend mal mit Lüftung. Es hat in der Nacht so gut wie gar nicht geregnet und am Morgen scheint die Sonne. Wir fahren mit dem ungewohnten Licht und der Wärme los und sausen durch wunderschöne Landschaft zunächst zum Fluss hinunter. Wir fahren immer wieder an Weinfeldern vorbei, die ebenso wie die Häuser mit hohen Zäunen gesichert sind. Abgesehen von dem einen oder anderen großen und gesicherten Haus gibt es auf der Straße keine weiteren Häuser und nur ab und an an den Berghängen. Nach dem Fluss geht es stetig und mit vielen „anatolischen Rampen“ den Berg wieder hinauf, bis wir über 900 m sind. Dauernd denken wir, dass es doch jetzt runter gehen müsse. Es ist eine tolle Landschaft, die mit jeder Rampe neue Blick und Aussichten ermöglicht. Es ist grün und bewachsen und uns fällt auf, dass die Bäume sich färben. Als wir den Sattel erreicht haben, geht es steil abwärts zur nächsten Stadt, auf die wir uns durchaus freuen. Wir finden zwei Läden nebeneinander und füllen unsere Vorräte auf. Zum Glück haben wir immer für bis zu zwei Tage Essen dabei. Als wir dann in die Innenstadt fahren wollen, gibt es einen großen Knall und der linke Reifen vom Wagen ist platt. Auch der Mantel ist durch und der Schlauch geplatzt. Wir schieben die Räder zur Moschee, denn wo eine Moschee ist, da ist auch Wasser. Während des Flickens werden wir neugierig und erstaunt beäugt und von manchen angesprochen. In der Moschee (arabisch مسجدmasdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘) ist Mittagsgebet und kaum sind wir fertig, ruft der Muezzin (arabisch مؤذّنmu'adhdhin, DMG muʾaḏḏin). Wir wollen gerade aufbrechen, als wir von einem jungen Mann auf Englisch angesprochen werden, der partout der Meinung ist, dass wir Hilfe brauchen. Die brauchen wir eigentlich nicht, aber da er schon so hartnäckig fragt, fragen wir ihn nach einem Ort zum Mittagsessen. Er führt uns zu einem kleinen Restaurant und erzählt uns auf dem Weg, dass er Imam (arabisch إمام, DMG Imām ‚Vorsteher, Vorbild‘) ist. Das Essen ist gut und während des Essens erzählt er, dass er für fünf Jahre in Australien (engl. und lat. Australia, abgeleitet von lateinisch terra australis ‚südliches Land‘; offizieller Name Commonwealth of Australia) war und dort in einer Moschee-Bewegung mitgearbeitet hat. So richtig gut verstehen wir ihn nicht und er wirkt auch nicht in allem so ganz orientiert, von daher ist das Erzählen ein wenig konfus. Es ist auf jeden Fall zu merken, dass der von der heutigen Türkei (amtlich Türkiye Cumhuriyeti (T.C.), deutsch Republik Türkei) nicht richtig viel hält und am wenigsten vom Bildungssystem. Wir wissen jetzt, dass das Symbol mit dem Buch und der Kerze das Symbol des Bildungsministeriums ist und keinerlei religiöse Bedeutung hat, was er sehr bedauert. Dennoch ist auch diese Begegnung eine gute und wir erleben bei jeder Begegnung einen kleinen Ausschnitt von dem, was die Türkei prägt. Nachdem er sich verabschiedet hat, fahren wir auf der großen Straße weiter, die von der Qualität genauso schlecht ist wie die kleine, aber Markierungen hat, und befinden uns, unmittelbar nachdem wir den Fluss verlassen haben, in einer komplett dürren und erodierten Landschaft. Es ist zu sehen, dass es Getreidefelder gab. Ansonsten ist weit und breit kein Baum und kein Strauch zu sehen. Nachdem wir von der so grünen und vielfältig bewachsenen Gegend kommen, ist das ein herber Kontrast. Dieser wird noch gesteigert, als wir uns dem Stausee nähern. Wir fahren durch eine Landschaft, die komplett durch Trockenheit und Erosion gekennzeichnet ist. Die Hügel stehen wie bunte Zuckerhüte in der Landschaft und wir fahren mitten zwischen ihnen durch. Für einen Moment sehen wir den Stausee, der noch Wasser führt und werden über einen Brücke geführt. Auf der anderen Seite der Brücke zeugt die Vegetation von Wasser und der Stausee ist komplett für den Anbau genutzt. Wir fahren die Straße wieder hoch, die „große“ Straße hat immerhin keine „anatolischen Rampen“ und die Landschaft bleibt gleich. Es gibt immer wieder einmal Aufforstungen an den Straßenrändern. Es sind keine Häuser und keine Dörfer zu sehen. Nach der Stadt gab es nur das Dorf am Stausee. Es dauert einige Zeit, bis wir zum nächsten Ort kommen, dieser ist auf der einen Seite durch Kohleabbau, auf der andern Seite durch Tourismus gekennzeichnet. Von dort ist es möglich, mit dem Schiff nach Ankara zu fahren. Wir kommen an dem Bergbau vorbei und sehen, dass die Kohle (von altgerm. kula, althochdeutsch kolo, mittelhochdeutsch Kul) auf LKWs verladen wird, die dann den Berg entlang fahren auf einer Schotterpiste, die parallel zur Straße geht. Bald schiebt sich wieder ein Hügel zwischen die Schotterpiste und die Straße. Wir fahren um den Hügel herum und sehen ein großes Kohlekraftwerk. Hatten wir vorher noch vermutet, dass der Strom von einem Wasserkraftwerk kommt, sehen wir nun, dass es ein Kohlekraftwerk ist. Dann sehen wir auch die LKWs wieder. Die Kohle wird um den Hügel rum zu einem Transportband gefahren, das die Kohle dann über die Straße auf weitere Transportbänder umschichtet, bis das Kraftwerk erreicht ist, das ziemlich genau gegenüber dem Hügel ist. Es ist ein unglaublicher Krach und Dreck und durch die vielen LKWs noch einmal mehr. Dazu kommen LKWs, die Steine an der Straße abkippen und eine Planierraupe, die eine neue Straße ebnet. Wir bekommen Wasser an der Pforte, das aber kein Trinkwasser ist und suchen uns einen Schlafplatz. Das ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, da die Straße neu gebaut wird und jeder Weg in die Hügel dadurch nicht mehr erreichbar ist. Schließlich sehen wir einen Weg, der von der Straße abgeht. Auf ihm fahren zwar auch ein LKW nach dem anderen, aber von dort geht die alte Straße ab. So bauen wir unser Zelt in einem Dreieck zwischen der Straße, dem Weg, auf dem die LKWs rauskommen und dem Berg auf und liegen nun fröhlich im Straßenlärm. Immerhin haben die Baustellenarbeiter Feierabend, so dass der kleine Weg schon einmal nicht mehr befahren ist. Was für eine Gegend! Freitag, 19. Oktober 2012 Heute vor zwei Jahren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei Jahren geraten wir in ein Unwetter. Heute lesen wir erschreckende Nachrichten aus JApan. 19. Oktober Cayhiran – Beypazarı 35,19 km, 4219,9 Gesamt km Datum: 19.10.10 Tag: 80 TagesunterstützerIn: Ulla Ferl von: Cayirhan m NN 658 nach: Baypazari m NN 565 km 35,19 Gesamt km 4167,8319 km/h: 10,2 Fahrzeit 03:26 gesamte Fahrzeit: 314:14:00 Anstieg in m pro h 89,13 Anstieg in m 306 Abfahrt in m: 399 höchster Punkt in m NN 742 Steigung/Gefälle 2,00 Panne: Platter an Wolfgangs Hinterrad Wir wachen vom melodischen Trommeln auf dem Zelt auf, mit dem Geräusch sind wir auch eingeschlafen, und entdecken, dass wir immerhin die Frage des Kondenswassers gelöst haben: wir müssen nur im Innenzelt auf jeder Seite einen kleinen Spalt offen lassen. Als wir das Zelt und die Räder bepacken, regnet es nicht und wir sehen die erstaunten Blicke der Bauarbeiter. Wir fahren 200 m und es fängt an zu regnen. In Regenmontur fahren wir weiter und es wird zum Abstand mühsamsten Tag seit der Baustelle in Albanien, amtlich Republik Albanien (albanisch Shqipëri/Shqipëria oder Republika e Shqipërisë), da wir den gesamten Tag über eine ganz neue Rollsplitt-Straße fahren. Selbst bergab geht es nur mit kaum schnellerer Geschwindigkeit als bergauf. Ab und an sind Stellen, die glatt sind. Zum Mittag erreichen wir die nächste Stadt und finden dort ein Internetcafé. In diesem klären wir weitere Schritte auf unser hoffentlich dann mögliches Iranvisum. Die Suche nach einem Restaurant gestaltet sich anstrengend, weil die halbstarken Jungs es scheinbar als eine Art Mutprobe ansehen, uns anzusprechen, nachzulaufen, am Rad zu ziehen, Kekse vom Rad zu stiebizen etc. Da die Räder einfach schwer sind, ist mit solchen Aktionen nicht zu scherzen. Ziemlich genervt lassen wir uns zum Essen nieder und genießen die Ruhe des Essens. Als wir losfahren regnet es nicht – es hat schon fast zwei Stunden nicht mehr geregnet – und das Barometer sieht, wie gestern auch, gut aus. Wir fahren weiter durch diese beinahe unwirkliche Landschaft als plötzlich eine Regenwolke wie aus dem Nichts auftaucht und wir es gerade noch schaffen, Gamaschen und Regencape anzuziehen, als ein Schauer und Graupelschauer mit Sturm über uns nieder geht. Er dauert vielleicht zehn Minuten, aber wir haben unsere langen Strümpfe an und haben nicht damit gerechnet, dass nasse Beine nasse Strümpfe bedeutet und nasse Strümpfe Regenleiter sind und da auch keine Gamaschen.helfen. Das Ergebnis ist, dass bei uns beiden im rechten Schuh das Wasser steht. Der Regen hat aufgehört und der Reifen von Wolfgang ist platt. Der Rollsplit fordert die Reifen so heraus, dass wir deutlich höhere Verluste haben. Inzwischen ist es fast fünf Uhr und so wünschen wir uns ein Hotel oder einen trockenen Platz herbei und fahren bis zur nächsten Tankstelle. Dort nimmt uns ein ältere Herr in Empfang, der die Situation sofort blickt und so ziemlich als erstes fragt, wo wir denn schlafen. Er bietet uns die Werkstatt an und wir nehmen das Angebot gerne an. Er holt uns noch Paprika und Tomaten aus seinem Garten, bringt uns Käse-Cracker und lädt uns noch auf einen Tee ein. Es ist etwas ungewohnt, aber im Grunde ganz gut. Am Abend ist sogar am Abendhimmel das Abendrot zu sehen und über dem Stausee liegt Nebel. In diesem Licht wirkt die Landschaft richtig schön. Als wir kochen, kommt die Nachtschicht der Tankstelle und redet auf uns ein. Wir verstehen kein Wort und so geht er wieder. Als Wolfgang dann später zur Toilette geht, zeigt er ihm den Gebetsraum und macht deutlich, dass wir doch dort schlafen sollen, da dort Teppich ist. Samstag, 20. Oktober 2012 Heute vor zwei JAhren Hier geht´s zu unserer Homepage www.silkroad-project.eu Heute vor zwei JAhren gibt es in der Moschee Platz zum Kochen. Heute schreibt das Auswärtige Amt zu Tadschikistan Sicherheitslage im Pamirgebiet, Hauptstadt Chorog und Umgebung Die Regierung der Republik Tadschikistan erteilt nach Ende der Operationen von Sicherheitskräften der Regierung im Autonomen Gebiet Berg-Badachschan (GBAO) nunmehr wieder Genehmigung für Reisen in die Region. Das Auswärtige Amt rät bei Reisen in die GBAO-Region zu erhöhter Aufmerksamkeit. Von September bis März ist in den höheren Lagen zunächst mit heftigen Schneefällen zu rechnen, welche zu Straßensperrungen und unpassierbaren Pässen führen können. Davon sind regelmäßig auch die Hauptverkehrswege betroffen. Bei einsetzendem Tauwetter im Frühjahr besteht eine erhöhte Gefahr von Schnee- und Schlammlawinen, wodurch Überlandfahrten zu einem großen Risiko werden können. Terrorismus An der Grenze zu Afghanistan kommt es vereinzelt zu Schusswechseln zwischen afghanischen Drogenschmugglern und tadschikischen Vertretern der Grenztruppen und der Drogenkontrollbehörde. Ausländer sind von solchen Aktionen normalerweise nicht betroffen. Fahrten nahe der Grenze zu Afghanistan sollten jedoch nur nach vorheriger Information über die aktuelle Sicherheitslage und unter größtmöglicher Umsicht durchgeführt werden. Das Risiko terroristischer Anschläge auch auf westliche Einrichtungen erscheint derzeit weiterhin gering, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Es wird daher weiterhin zur Vorsicht und Wachsamkeit aufgerufen. In den Grenzgebieten zu Usbekistan und Kirgisistan gibt es islamische Gruppierungen mit potenziell terroristischer Ausrichtung. Reisen über Land Bei Reisen muss in jedem Fall beachtet werden, dass es an der Hauptverbindungsstrecke von Duschanbe nach Khorog zwischen Kalaikum und Khorog beiderseits der Straße Minenfelder gibt, die nicht immer gut markiert sind. Auch in den Grenzgebieten zu Usbekistan und Kirgisistan und in der Grenzregion zu Afghanistan befinden sich Minenfelder. Auch gab es vereinzelt Berichte über RaubÜbergriffe auf unter anderem zivile Fahrzeuge, die Strecken nahe der afghanischen Grenze befahren haben. Derartige Fahrten sollten, wenn überhaupt, nur mit größtmöglicher Vor- und Umsicht durchgeführt werden. Auf den im nachstehenden Abschnitt befindlichen Hinweis betreffend die Vermeidung von Fahrten nach Einbruch der Dunkelheit wird hingewiesen. Bei Wintereinbruch sind viele Pässe nicht mehr befahrbar und daher gesperrt. Reisende über Land sind angehalten, sich tagesaktuell über die jeweilige Verkehrssituation auf vorgesehenen Strecken zu informieren. Von Überlandfahrten nach Einbruch der Dunkelheit wird aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse abgeraten. Bei Überlandfahrten sollte grundsätzlich davon abgesehen werden, die üblichen öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, da diese in sehr schlechtem technischen Zustand sind. Angesichts unzureichender bzw. fehlender ärztlicher Versorgung sollten sich Reisende über ein generell erhöhtes Reiserisiko im Falle einer Notlage bewusst sein. Auch einfache Unfallhilfe ist oft nicht gewährleistet. Besonders bei Notfällen im Zusammenhang mit Bergwanderungen ist eine schnelle Hilfe oft nicht möglich, da ein erheblicher Teil der zahlreichen bei Bergsteigern und Wanderern beliebten Strecken auch nicht per Hubschrauber erreichbar ist und die Kommunikationsmöglichkeiten wegen des nur zum Teil funktionierenden Mobiltelefonempfangs sehr eingeschränkt sind. Tadschikistan ist Erdbebengebiet. Im Falle entsprechender Erdbeben kann nicht mit angemessenem Katastrophenschutz gerechnet werden. Grundsätzlich ist jeder Reisende gehalten, sich tagesaktuell über die Sicherheitslage an seinem jeweiligen Zielort und entlang der Reiseroute zu informieren. Freitag, 22. Oktober 2010 15.-20. Oktober 2010 - 076, 077, 078, 079, 080, 081 20. Oktober Beypazari – Sincan 67,78 km, 4288 Gesamt km Datum: 20.10.10 Tag: 81 TagesunterstützerIn: von: Baypazari m NN 565 nach: Sincan m NN 801 km 67,78 Gesamt km 4235,6119 km/h: 10,65 Fahrzeit 06:21 gesamte Fahrzeit: 320:35:00 Anstieg in m pro h 135,91 Anstieg in m 863 Abfahrt in m: 627 höchster Punkt in m NN 1206 Steigung/Gefälle 2,20 Der Morgen ist grau und regnerisch. Wir bauen unser Schlafgemach in der Garage ab und fahren im Regen los. Es regnet und regnet, es schüttet und schüttet. Wir erahnen die Landschaft und quälen uns über brutale Rollsplitt-Straßen. Inzwischen fahren wir von Tankstelle zu Tankstelle, denn die haben ein breites Dach zum Unterstellen. Die nächste ist eher unbelebt, hat aber ein Dach, eine Toilette und die Möglichkeit, einen Saft zu kaufen. Wir fahren im strömenden Regen weiter den Berg hinauf und erahnen irgendwann im Nebel, Wolken und Regen die Bergkette, über die wir müssen. Plötzlich taucht vor uns eine funkelnagelneue Stadt auf, die nur aus Neubauten besteht. Nachdem wir vorher eher an provisorischen Ernte-Hütten vorbeigefahren sind, sind wir ganz beeindruckt. An der Straße mehren sich die Verkaufsstände, die zum Teil sogar das Gemüse und das Obst zurückgelassen haben. Als jedoch immer wieder mal ein Stand offen hat und wir sogar Vögel hören, hoffen wir, dass es vielleicht doch noch besser wird. Es ist Mittagszeit und die Neubaustadt lässt auf einen kulinarischen Ort nicht hoffen. Also fahren wir zur Moschee (arabisch مسجدmasdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘), denn dort gibt es auch immer ein Dach, eine Toilette und Wasser. Wir finden ein Gebäudekomplex, das in unserem Sprachgebrauch aussieht wie ein Jugendheim. In einer Ecke sind wir Regen-und Windgeschützt und kochen Nudelsuppe. Der Wind nimmt zu und entwickelt sich zu einem regelrechten Sturm. Wie auch immer, wir nehmen den Pass in Angriff. Immerhin hat der Regen insofern aufgehört, als dass es nur noch ab und an regnet. Die Fahrt zum Pass ist schön, ab 1.000 m ist aufgeforstet. Bald haben wir den Wind nur noch als Rücken- und Seitenwind. Kurz vorm Pass adoptiert uns eine Hündin, die bis zum Pass mit uns mitläuft und uns ein wenig fragend anschaut. Als wir am Pass weiterfahren, läuft sie wieder zurück. Nachdem wir nur kurz hinuntergeführt werden in ein fruchtbares Tal, kaufen wir kurz ein und nehmen den zweiten Pass in Angriff. Die Straße ist wieder (nachdem sie kurzfristig Rollsplitt mit einem Sommer hinter sich war) eine neue Rollsplittstraße und so wird der Weg zum Pass anstrengend. Dennoch sind die Ausblicke so schön, dass es Spaß macht und es regnet nun nicht mehr. Wir fahren noch mühsam in die nächste Ebene hinunter und bald haben wir den ersten echten Asphalt seit Tagen erreicht. Auf diese Weise sind wir sehr schnell ganz nah an Ankara (früher Angora, antiker Name altgriechisch Ἄγκυρα Ankyra, lateinisch Ancyra) und brauchen nun ein Hotel. Neben Industrie ist es vor allem die Landwirtschaft, die die Gegend prägt. Auch hier gibt es viele und ausgeprägte Neubaugegenden. Interessant ist, dass sie eigentlich alle gleich aussehen, aber dennoch nicht trostlos wirken. Wir fragen uns von Tankstelle zu Tankstelle vor und landen dann in Sincan, wo es ein Hotel geben soll. In Sincan geht das Zick-Zack und Hin- und Her wieder los, dass wir schon aus Bilecek kennen: jeder zeigt uns einen anderen Weg zum Hotel. Schließlich finden wir eines, von dem uns abgeraten wird und ein anderes, das noch ein Zimmer frei hat. Auf der Straße entwickelt sich dann ein spannendes Handeln um den Preis und die Konditionen, das ein junger Mann für uns übernimmt, der Wolfgang angesprochen hatte. Schließlich haben wir ein Zimmer ohne Dusche, dürfen aber die Dusche eines anderen Zimmers am Morgen benutzen und bekommen Tee umsonst. Es ist ein Hotel mit einer ganz netten Atmosphäre.