Presseerklärung KUNST TUT GUT Malen mit Bewohnern der Traglufthalle München-Oberhaching, März 2016 Die Oberhachinger Künstlerin Yo Franklin malte mit Flüchtlingen in ihrer Galerie. Diese Arbeiten werden nun ab 8. März im Rathaus in Oberhaching ausgestellt. Kunst tut gut – das bedeutet nicht nur Freude am Malen und am Prozess, etwas entstehen zu lassen, es bedeutet auch unaussprechliches sichtbar zu machen, non-verbal zu kommunizieren. Kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr hatte die Künstlerin und Galeristin Jutta Franklin aus Oberhaching die Idee, Flüchtlinge aus der Traglufthalle, die im Gemeindegebiet der Gemeinde steht, zu sich in die Galerie einzuladen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Erlebtes ohne Worte auszudrücken. „Ich beobachtete, dass Teenager bei uns in Oberhaching lungern, weil sie anders als Kinder im Grundschulalter noch nicht in die Hauptschule gehen konnten und sich nicht gefordert fühlten“. Mit ihrer Idee, den Flüchtlingen Papier und Farbe zur Verfügung zu stellen, wendet sich die Künstlerin an den Oberhachinger Helferkreis. „Dann ging es schnell. Kaum verging eine Woche, da kam eine Handvoll Jugendlicher zum Malen in meine Galerie.“ Kurz vor Weihnachten fand die erste Session mit einer Handvoll männlicher Teenager zwischen zwölf und 17 Jahren in der Galerie in der Bahnhofstraße statt. Den Jungs, weder der deutschen, noch der englischen oder französischen Sprache mächtig, zeigte die Kursleiterin Jutta Franklin, die natürlich kein Arabisch oder Persisch spricht, auf wie sie innere Bilder sichtbar machen und das Unaussprechliche kommunizieren können. In weiteren Sessions kamen Frauengruppen, Mädchen und gemischte Gruppen in die Galerie. Die Bilder nicht deuten, sondern so stehen lassen „Ich gab ihnen zu verstehen, dass sie einfach malen sollen“, so Franklin. Unter ihnen ein zwölfjähriger Bub. „Mein erster Eindruck war, dass dies ein total fröhliches Kind ist“, erzählt die Oberhachinger Künstlerin. Spontan malt der Junge quer über sein Blatt eine große Figur. „Er ging ganz selbstverständlich ans Werk. Ich konnte ihm ansehen, dass das Malen ihm Spaß bereitete.“ Kurze Zeit später ist sein Bild fertig: Die Figur hält eine blutrote Waffe in der Hand, das Herz wurde aus dem Körper herausgerissen, aus dem Bauch fließt Blut. „Mir stockte der Atem, aber als Kunsttherapeutin möchte ich nicht deuten, sondern frage ehe, was es für den Maler bedeutet. Ich lasse die Bilder stehen, wie sie sind “, sagt Franklin. Der Junge bekommt ein neues Blatt Papier, damit sein Prozess weiter fließen kann und sich für den Moment nur auf sein Bild konzentrieren kann. „Kunst tut gut“, betont Franklin. Genau so heißt nun auch die Ausstellung, in der die Bilder, gemalt von den Flüchtlingen in Franklins Galerie, vom 8. März bis 1. April im Oberhachinger Rathaus ausgestellt sind. Fast pedantisch und hingebungsvoll malt am selben Tisch ein 17-Jähriger zarte Ornamente und rote Blumen. „Als orientalisch kitschig hätte ich sein Werk beschrieben“, so Franklin. Dann greift der junge Mann zur schwarzen Farbe. Über die Idylle setzt er ein schwarzes Maschinengewehr und sieht die Kursleiterin erwartungsvoll an. Auf ihr Urteil kommt es nicht an. Eine Zensur gibt es nicht. In ihren Kunstwerken bewältigen die Flüchtlinge nicht nur Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit. „Man erkennt auch Wünsche und sieht, dass sie verarbeiten, was sie um sich herum wahrnehmen.“ In einer weiteren Session kamen junge Frauen mit Kopftuch. Sie malten schicke europäisch anmutende Frauen, die Haut und Haar zeigen….. Ein Mädchen ist Yo Franklin vor allem in Erinnerung geblieben. Die Zwölfjährige Grundschülerin sprach ein wenig Deutsch und hatte auf ihr Bild in Rot einen einzigen Buchstaben geschrieben, ein „M“. Franklin erfuhr, dass das Mädchen alleine nach Deutschland gekommen war und das „M“ für „Mama“ stehe. . Das therapeutische Gestalten mit Farben zeigt den Frauen und Männern aus Syrien oder Afghanistan auch Wege zur Persönlichkeitsentwicklung auf, öffnet neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten. Die Teilnehmer spürten, wie die kreative Arbeit innerhalb dieses geschützten Freiraums und ohne Leistungsdruck die Möglichkeit eines unzensierten Ausdrucks bot, wodurch eine neue Ebene der Kommunikation entstand. Die entstandenen Arbeiten bleiben unzensiert, nicht gedeutet. Vielmehr fragen wir: was bedeutet es für Dich, den Maler? Antworten darauf zeigen wir in der Ausstellung, die vom 8. März bis 1. April im Rathaus Oberhaching zu sehen sind. Diese Arbeiten zeigen Bildern von Menschen jenseits der Presse und fotogenerierten Nachrichten und Berichten zu diesem Thema. Ausstellungseröffnung 8. März 18:00 h // durch den 1. Bürgermeister Stefan Schelle // Zum Thema spricht Yo Franklin // Rathaus Oberhaching KUNST TUT GUT Projektleitung: Jutta Franklin Unterstützt durch Julia Priestley und Joanna Niebler vom Helferkreis Kuration und Dokumentation: Jutta Franklin in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Oberhaching