2.4.4. Expansion als Mittel der phraseologischen Derivation

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МІНІСТЕРСТВО ОСВІТИ І НАУКИ, МОЛОДІ ТА СПОРТУ УКРАЇНИ
КИЇВСЬКИЙ НАЦІОНАЛЬНИЙ ЛІНГВІСТИЧНИЙ УНІВЕРСИТЕТ
ФАКУЛЬТЕТ ГЕРМАНСЬКОЇ ФІЛОЛОГІЇ
КАФЕДРА НІМЕЦЬКОЇ ФІЛОЛОГІЇ
Магістерська робота
на тему:
"Відокремлення компонентів усталених словосполучень як тип утворення сучасних
німецьких фразеологізмів-дериватів"
Виконана студенткою
академічної групи 518
ЯРЕМЧУК Мариною Олексіївною
Науковий керівник:
к.філол.н., доц. ВАСИЛЬЧУК Л. Ф.
Київ – 2012
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5
6
Abkürzungen
PE – phraseologische Einheit
FW – feste Wortverbindung
u.a. – und andere
z.B. – zum Beispiel
bzw. – beziehungsweise
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8
Einleitung
Redewendungen, Redensarten oder Sprichwörter begegnen uns stets im Alltag,
obwohl man meistens nicht genau weiß, was sie bedeuten oder welchen Ursprung sie tragen.
Deshalb
sind
Wissenschaftlern
viele
den
Arbeiten
von
Problemen
modernen
der
einheimischen
Phraseologie
gewidmet.
und
Der
ausländischen
ukrainische
Wissenschaftler O. O. Potebnja untersuchte die festen Wortverbindungen und war der Erste,
der die Gesetzmäßigkeiten der Bildung von Phraseologismen erforschte. Einzelne Gedanken
auf dem Gebiet der Phraseologie befinden sich auch in den Untersuchungen von I. I. Sreznewskij,
F. F. Vortunatow, L. W. Schtscherba, E. D. Poliwanow u.a [2; 13; 19]. Die weltbekannten
Forscher F. Sossjur, S. Balli, O. Jespersen beschäftigten sich auch eng mit den festen
Wortverbindungen und waren der Meinung, dass Phraseologie eine selbstständige
linguistische Disziplin ist. Die phraseologische Derivation ist heutzutage eine sehr intensiv
diskutierende Frage im Teilgebiet der Phraseologie. Das hängt von der Entwicklung der
modernen Linguistik und von dem Verständnis der sprachlichen Realien ab.
Die Erweiterung des phraseologischen Bestandes der Sprache kann aufgrund von
den in der Sprache vorhandenen Phraseologismen geschehen. Es handelt sich um den
Phrasenbildung. In der wissenschaftlichen Literatur wird dieser Prozess der Phrasenbildung
als phraseologische Derivation betrachtet.
Die phraseologische Derivation nimmt nur einen kleinen Teil unter den
Bildungsarten der Phraseologismen. Trotzdem ist sie vom großen theoretischen und
praktischen Interesse. Sie hilft die konkreten Formen des Zusammenwirkens zwischen den
lexikalischen phraseologischen Eigenheiten der Sprache, zwischen den Systemen des
Wortbestandes und der Phraseologie nachvollziehen. Die phraseologische Derivation
erweitert auch die Wortschatzt [6].
Die phraseologische Derivation wird als ständige Umfassung vom verschiedenen
sprachlichen Material charakterisiert. Sie wird von lingualen und extralingualen Faktoren
herbeigerufen und zieht die breiten genetischen Parallelen heran.
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Der Eintritt der neuen Elemente in das phraseologische
System (zum Beispiel,
phraseologische Innovationen (in trockenen Tüchern, die jungen Rechten, späte Kinder der
deutschen Nachkriegsgeschichte, rot-grüne Koalition, den Euro schwächen) ist einer der
Hauptgründe ihrer Dynamik.
Die oben genannten Überlegungen bestimmen die Aktualität des Themas der
vorliegenden Arbeit. Dadurch ist die weitere Ausarbeitung der Derivationstheorie im
Zusammenhang mit der Ermittlung und Abwägung von den sprachlichen Mechanismen der
Kodifikation der phraseologischen Derivate und mit der Bestimmung der Funktionen von
Derivaten bedingt.
Das Ziel der Masterarbeit sind die phraseologischen Derivate, die auf Grund der
Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung gebildet sind. Und wir müssen
die Arten und Mittel dieses Prozesses erforschen.
Die Aufgaben der Arbeit bestehen darin:
- Definitionen des Phraseologismus und der phraseologischen Derivation
zu ergänzen;
- aktuelle Probleme der Phraseologie und phraseologischen Derivation
festzustellen;
- die Phrasenbildung der modernen deutschen phraseologischen Derivate
zu untersuchen;
- die wichtigsten Mittel der phraseologischen Derivation darzustellen und
Sie zu analysieren;
- die Bildung der modernen phraseologischen Derivate mit Hilfe von der
Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung zu erforschen.
Der Gegenstand der Arbeit sind die deutschen phraseologischen Derivate. Die
Regeln der Phrasenbildung der modernen deutschen phraseologischen Derivate sind das
Objekt der Arbeit.
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Die wichtigsten Methoden, die bei der Untersuchung verwendet wurden, sind: die
Methode der phraseologischen Identifikation, die Methode der Komponentenanalyse und der
derivationalen Analyse u.a.
Die wissenschaftliche Neuheit der Arbeit besteht darin, dass alle Arten der
Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung untersucht wurden. Dann
wurde es bestimmt, ob diese Art der phraseologischen Derivation produktiv ist und wurden
einige Beispiele geführt. Diese Frage haben die deutschen Wissenschaftler nicht genug
untersucht. Deshalb wurde es bestätigt, dass phraseologische Derivation und Aussonderung
der Komponenten einer festen Wortverbindung wirklich von großer Bedeutung für Bildung
der neuen Phraseologismen ist.
Die theoretische Bedeutung der Masterarbeit besteht in der Forschung der
Derivationsmechanismen der Bildung der phraseologischen Einheiten. Die Forschungen der
Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung werden zur Vertiefung
phraseologischer Theorie und Praxis den Beitrag leisten.
Praktische Bedeutung der vorliegenden Masterarbeit sehen wir darin, dass die
Beispiele und auch der theoretische Stoff die Studenten und die Lehrkräfte während der
Vorbereitung zum Unterricht benutzen können.
Die Approbation der Grundlagen und der Ergebnisse der Forschung fand bei einer
Konferenz Ukraine und die Welt: "Dialog der Sprachen und Kulturen" (Kyjiw, 21. 03. – 23.
03. 2012) statt.
Die Struktur und der Umfang der Arbeit: Die Arbeit besteht aus der Einführung,
drei Kapiteln, Schlussfolgerungen zu jedem Kapitel und zur ganzen Arbeit, aus dem
Resümee und dem Literaturverzeichnis. Sie enthält 72 Seiten. In der Einführung sind die
Aktualität, der Gegenstand, das Objekt, das Ziel, die Aufgaben und die wissenschaftliche
Neuheit der Masterarbeit dargestellt und begründet.
Im ersten Kapitel Die Entstehung der Phraseologie als einer linguistischen Disziplin“
sind die wichtigsten Etappen der Entwicklung von der Phraseologie als einer linguistischen
Disziplin dargestellt. Wir führen auch einige Definitionen der Begriffe "Phraseologismus"
11
und "Phraseologie" an. Im Weiteren untersuchen wir auch alle Klassifikationen der
Phraseologismen.
Im zweiten Kapitel "Phraseologische Derivation als Mittel der Bereicherung des
phraseologischen Bestandes" ermitteln wir die wichtigsten Funktionen der phraseologischen
Derivation. Die wichtigsten Mittel der phraseologischen Derivation wurden auch festgestellt.
Im dritten Kapitel "Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung"
betrachten wir den Begriff "Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung".
Die Erforschungen von der Bildung der modernen phraseologischen Derivate sind
ausführlich wiedergegeben.
In den Schlussfolgerungen zu der ganzen Arbeit sind die Resultate der Untersuchung
zusammengefasst.
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Kapitel I. Die Entstehung der Phraseologie als einer linguistischen Disziplin
1.1. Phraseologie als eine selbstständige linguistische Disziplin
Was Phraseologie ist, welche sprachlichen Erscheinungen als phraseologische zu
bezeichnen sind, darüber gehen heute die Meinungen weit auseinander. Es war und ist nicht
nur die Linguistik, die ein wissenschaftliches Interesse an Phraseologismen hat. Eine ganze
Reihe anderer Wissenschaften hat sich mit Teilaspekten der Phraseologie befasst [28, S. 6].
Die Phraseologie gehört heute als eigenständige wissenschaftliche Disziplin in den
Kanon der germanistisch-linguistischen Forschung. Es muss betont sein, dass Phraseologie
die Disziplin der Sprachwissenschaft ist, die sich mit Phraseologismen, also mit festen
Wortverbindungen beschäftigt. Darüber hinaus bezeichnet der Terminus Phraseologie auch
die Gesamtheit der Phraseologismen einer Sprache, also den phraseologischen Bestandteil
des Wortschatzes [49, S. 142].
Die Phraseologie bildet eine wissenschaftliche Teildisziplin des Sprachsystems. Die
wörtliche Bedeutung des Begriffs "Phraseologie" heiβt "die Lehre von sprachlichen
Wendungen". Der Begriff "Phraseologie" besteht aus zwei griechischen Wörtern, und zwar
phrasis – "Wendung, Ausdruck" und "logos" – "Begriff, Lehre".
Phraseologie ist eine junge Teildisziplin. Als Teildisziplin wurde die Phraseologie
zum ersten Mal in die Linguistik von dem französischen Linguisten Charles Bally am
Anfang des 20. Jahrhunderts erwähnt [36, S. 104].
"Phraseologie" ist die allgemeine Bezeichnung für alle Abweichungen von den
"Integrationsregeln" bedeutungstragender Einheit zu einer komplexen Einheit. Gegenstand
der Phraseologie sind die Phraseologismen (feste Wortverbindungen, feste Wortgruppen,
Idiome,
Redensarten,
Redewendungen).
Phraseologismen
können
als
syntaktische
Verbindungen von Wort-Komponenten bezeichnet werden.
Phraseologismen
sind
feste
Wortkomplexe
verschiedener
syntaktischer
Strukturtypen mit singulärer Verknüpfung der Komponenten, deren Bedeutung als Ergebnis
einer vollständigen oder teilweisen semantischen Umdeutung oder Transformation des
Komponentenbestands entsteht. Das unterscheidende Kriterium zur Abgrenzung der
13
phraseologischen Wortfügungen von allen anderen festen Wortverbindungen ist die
semantische Transformation der Komponenten sowie ihre nur einmalige Verknüpfbarkeit,
die diese eigenartige Semantik bilden. Ein sekundäres Merkmal, praktisch als Folge der
ersten ist ihre expressive Funktion [49, S. 209]. Die folgenden Phraseologismen zeigen, zum
Beispiel, die syntaktische und stilistische Vielfalt und die semantische Abenteuerlichkeit:
• ein rotes Tuch – ein Irritationsmoment, Stein des Anstoßes
• faule Ausreden – Ausflüchte
• der lachende Dritte – der Nutznießer
• ein unbeschriebenes Blatt – ein unerfahrener, unerprobter, uninteressanter Mensch
• über kurz oder lang – in absehbarer Zeit, irgendwann bestimmt
• j-s Tun und Treiben – j-s Lebenswandel, Vorhaben
• unter die Räder kommen – sozial absteigen, in schlechte Gesellschaft geraten
• sein Licht (nicht) unter den Scheffel stellen – zu bescheiden / unbescheiden sein
• auf- / hochfahren wie von der Tarantel gestochen – aufschrecken, sehr heftig reagieren
• null Bock haben – lustlos sein
• j-m ins Haus stehen – j-m bevorstehen, von j-m bewältigt werden müssen
• ein Auge zudrücken – großzügig j-m etw. verzeihen, etw. durchgehen lassen
• baden gehen – scheitern
• Umgekehrt wird ein Schuh draus – der Sachverhalt ist genau umgekehrt [57].
Es ist sehr wichtig, dass die Begriffsbestimmung und Abgrenzung von
Phraseologismen zu Beginn der Phraseologieforschung zu den zentralen Themen gehören:
als Definitionskriterien werden in der Literatur die Merkmale "Polylexikalität", "Festigkeit"
sowie "Idiomazität" herausgestellt. Diejenigen Phraseologismen, die durch Polylexikalität
und Festigkeit gekennzeichnet sind, bilden den Bereich der Phraseologie im weiteren Sinne,
die Teilklasse der Phraseologismen, auf die zudem noch das Merkmal der Idiomazität
zutrifft, bilden den Bereich der Phraseologie im engeren Sinne; beide Bereiche sind
allerdings nicht immer so klar von einender abgrenzbar [27, S. 615].
14
Ein Phraseologismus muss aus mindestens zwei lexikalischen Einheiten bestehen.
Eine Maximalgröße existiert nicht; gehen sie in ihrer Struktur allerdings über Satzlänge
hinaus, gehören sie nicht mehr zum phraseologischen Bestand [25, S. 156].
Die Forscher, die ihre Untersuchungen mit der Phraseologie verbunden haben, sind
der Meinung, dass die Phraseologismen auch verschiedene Struktur haben. Deshalb gibt es
solche Phraseologismen:
- Phraseologismen, die kleiner als ein Satzglied sind (Phraseologismen in der Rolle
von Konjunktionen, Präpositionen, Adjektiven) zum Beispiel: wenn auch, ohne zu, im
Laufe…
- Phraseologismen
in
der
Rolle
eines
Satzgliedes
("satzgliedwertige
Phraseologismen"): mit Fug und Recht, nicht leben und nicht sterben können, sich
nicht lumpen lassen…
- Phraseologismen in der Rolle zweier oder mehrerer Satzglieder (Prädikat +Objekt,
Prädikat +Adverbiale): ins Gras beißen, jdn. übers Ohr hauen…
- Phraseologismen in der Rolle eines ganzen Satzes: Das geht auf keine Kuhhaut,
Morgenstunde hat Gold im Munde…[27, S. 23].
Da es sich bei der Phraseologie um eine noch ziemlich junge sprachwissenschaftliche
Teildisziplin handelt, ist ihre Erforschung mit mehreren Schwierigkeiten verbunden. Die
Grenze zwischen den phraseologischen und nicht phraseologischen Wortverbindungen ist oft
fließend und schlecht erkennbar. Die Meinungen der Sprachwissenschaftler sind z. B. nicht
in der Frage einheitlich, ob in die Gruppe der Phraseologismen auch Sprichwörter, geflügelte
Worte, nichtidiomatische feste Wortverbindungen und terminologische Wortgruppen und
Eigennamen einbezogen werden sollen.
Es muss betont sein, dass die einzelnen Forscher eigene Klassifikationen der
Phraseologismen nach unterschiedlichen Kriterien bilden und in ihren wissenschaftlichen
Arbeiten verschiedene Termini benutzen. So werden Phraseologismen auch bezeichnet als
"feste Wendungen / Wortgruppen / Wortverbindungen / Wortkomplexe", "stehende
Verbindungen", "fixierte Wortverbindungen", "phraseologische Wortverbindungen /
15
Einheiten", "Paralexeme" usw. Diese Uneinheitlichkeit führt dann zur terminologischen
Verwirrung [40, S. 7].
Wir sehen aber, dass Phraseologie wirklich viele Chancen hat, sich als eine
selbstständige Disziplin zu entwickeln. Sie hat yum Gegenstand ihrer Forschungen –
Phraseologismen, die sehr verbreitet in der Sprache sind und die uns eine gute
Möglichkeit geben unsere Emotionen und Eindrücke bilderreicher auszudrücken. Die
Untersuchungen in diesem Bereich haben dabei auch ihre Entwicklung und das
untersuchen wir im nächsten Kapitel.
1.2. Die Entwicklung der Phraseologieforschungen
Die Phraseologie ist eine junge wissenschaftliche Teildisziplin. Früher wurde sie als
Teilgebiet der Lexikologie betrachtet. Der Grund dafür ist, dass die Phraseologismen
eigentlich Einheiten des Wortschatzes (wie die Wörter) sind, und darum wurden sie so
untersucht und beschrieben.
Das griech. Wort idioma bezeichnet eine Eigentümlichkeit, Besonderheit und
erscheint seit Ende des XVII. Jahrhunderts als eigentümliche Mundart im Deutschen. Erst in
den fünfziger Jahren ist der Ausdruck Idiomatizität aus dem russ. idiomaticnost und dem
engl. idiomaticity im Deutschen aufgetaucht.
Durch den Einfluss fremdsprachiger Ausdrücke sind die beiden einheimischen
Bezeichnungen Redensart und Redewendung entstanden. Heute bezeichnet Phraseologie:
- die Gesamtheit der Phraseologismen einer Sprache;
- das Teilgebiet der Sprachwissenschaft, das die Phraseologismen untersucht.
Der Terminus Phraseologismus als Bezeichnung für die sprachlichen Erscheinungen
der Phraseologie ist der am häufigsten verwendete. Der Terminus wurde aus der
sowjetischen Forschung in die der ehemaligen DDR übernommen. Phraseologismus als
Oberbegriff für die phraseologischen Einheiten ist heute relativ akzeptiert, viele andere
Termini werden jedoch je nach Schule und Forschungsrichtung verwendet [32].
16
Pilz z.B. verwendet den Terminus Phraseolexem und grenzt ihn so vom Wort ab, da
er eine Wortgruppe meint, die aus mindestens zwei getrennt geschriebenen Wörtern besteht.
Jede Wortgruppe, die als lexikosemantische Einheit verwendet werde, aus mehr als einem
Wort bestehe und nicht länger als ein Satz sei, sei ein Phraseolexem [44, S. 53].
In der Entwicklung der Phraseologieforschung war vor allem die sowjetische
Sprachwissenschaft wichtig. Die sowjetischen Wissenschaftler, namentlich V. V. Vinogradov,
haben die Phraseologie im XX. Jahrhundert als eine selbständige Teildisziplin bezeichnet.
Die älteste umfassende Sprichwörtersammlung des Deutschen ist das dreibändige
Werk von M. F. Peters: "Der Teutschen Weiβheit" (1604/05), hier wurden die Redensarten
ganz ausgeschlossen.
Ein weiteres Werk ist das Buch von J. G. Schottel: "Ausführliche Arbeit von der
Teutschen Haubt-Sprache" (1663). J. G. Schottel hat in seinem Werk neben den
Sprichwörtern auch die sprichwörtlichen Redensarten einbezogen [29, S. 171].
In dem XVIII. Jahrhundert befasste sich mit der Phraseologie auch J. G. Gottsched.
Er unterschied verschiedene Arten von Phraseologismen, in seiner Unterscheidung war er
aber nicht konsequent. Er wollte die Phraseologismen in dem Sprachunterricht
berücksichtigen [41, S. 246].
In dem XIX. Jahrhundert entstanden die ersten «reinen Redensartensammlungen» von
H. Schrader, W. Borchard und A. Richter. Aus diesem Jahrhundert stammt auch das erste
Werk, wo der Autor den Unterschied zwischen Sprichwort und sprichwörtlicher Redensart zu
finden versucht. Es geht um das Werk von K. F. W. Wander "Das Sprichwort, betrachtet nach
Form und Wesen, für Schule und Leben, als Einleitung zu einem großen volksthümlichen
Sprichwörterschatz"aus dem Jahr 1836 [18, S. 372].
In dem XX. Jahrhundert war F. Seiler sehr berühmt. Seine Arbeit "Deutsche
Sprichwörterkunde" aus dem Jahr 1922 ist ziemlich bekannt und stellt einen Fortschritt in der
Phraseologieforschung dar. Er hat z.B. einige Begriffe beschrieben und voneinander
unterschieden (zum Beispiel Sentenzen, sprichwörtliche Redensarten und Sprichwörter).
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In dieser Zeit wurden in die Phraseologie auch die dialektologischen und
literaturwissenschaftlichen Aspekte einbezogen. 1935 entstand "Atlas der deutschen
Volkskunde". Dieses Werk beschreibt die geographische Verbreitung von Phraseologismen
in Deutschland und Österreich in den 30er Jahren.
Eine weitere wichtige Person in der Phraseologieforschung ist W. Mieder, der vor
allem die Rolle des Sprichworts im literarischen Werk untersucht hat. Als Beispiel seines
Werkes kann das Buch "Das Sprichwort in der deutschen Prosaliteratur des 19.
Jahrhunderts" aus dem Jahr 1976 genannt werden [35, S. 12].
Der Erforschung des Sprichwortes widmete sich auch G. Peukes. In seinem Buch
"Untersuchungen zum Sprichwort im Deutschen. Semantik, Syntax, Typen" aus dem Jahr
1977 strebt er nach der Abgrenzung des Sprichworts von der sprichwörtlichen Redensart. Er
hat auch eine Typologie des Sprichworts erarbeitet.
In der neueren Zeit werden auch die "Redensarten" gesammelt. Als Beispiel können
einige Sammlungen aus dem Ende der 70er Jahre genannt werden, es geht um Bücher
von W. Friedrich [61], L. Röhrich [65]. Die Sprichwörter werden in diese Sammlungen
nicht einbezogen und es fehlen auch andere groβe Teile des phraseologischen Bestandes, wie
z. B. die sogenannten allgemeinen Redensarten (den Kopf schütteln, mit den Achseln zucken).
Es wurden also im Laufe der Zeit viele Arbeiten geschrieben, die sich mit den
Phraseologismen beschäftigten. Die theoretische Phraseologieforschung gewann aber eine
größere Aufmerksamkeit erst in den 60er und 70er Jahren. Die ersten eingehenden
theoretischen Untersuchungen stammen vor allem von R. Klappenbach und E. Agricola.
R. Klappenbach bemüht sich in ihrem Werk "Feste Verbindungen in der deutschen
Gegenwartssprache" aus dem Jahr 1961 um die Klassifizierung von Phraseologismen und
um die Gegenstandsbestimmung der Phraseologie. E.Agricola konzentriert sich in seiner
Arbeit "Wörter und Wendungen" auf die Klassifikation von Phraseologismen nach
semantischen Kriterien [43, S. 241].
Die erste selbständige Gesamtdarstellung der deutschen Phraseologie hat im Jahre
1970 die sowjetische Forscherin I.I. Černyševa vorgelegt. Sie bemüht sich vor allem um die
18
Gegenstandsbestimmung der Phraseologie und die Klassifikation der Phraseologismen,
daneben widmet sie auch die Aufmerksamkeit anderen Fragen wie zum Beispiel der
Synonymie und Polysemie phraseologischer Einheiten oder phraseologische Derivation.
Weitere Autoren, die die Phraseologieforschung sehr beeinflusst haben, sind z. B. U. Fix,
A. Rothkegel, A. H. Buhofer, H. Burger, D. Dobrovol’skij, W. Fleischer, C. Palm, A. Sialm. Sie
haben sich mit verschiedenen Faktoren der Phraseologie beschäftigt und diese Faktoren dann in
ihren Werken gesammelt und beschrieben, z. B. das Verhalten von Phraseologismen im Satz,
die Strukturbeschreibung von Phraseologismen, verschiedene Arten der Klassifizierung von
Phraseologismen, z. B. nach phraseologischen Wortarten, die Rolle von Phraseologismen im
Text usw.
Die Phraseologie erfreut sich seit Anfang der siebziger Jahre eines wachsenden
Interesses vor allem in der europäischen Linguistik. Die wichtigsten Merkmale eines
Phraseologismus spielen auch eine große Rolle bei der Untersuchung, deshalb ist es sehr
wichtig diese Frage weiter zu erforschen.
1.2.1. Die wichtigsten Merkmale eines Phraseologismus
Die wichtigsten Merkmale eines Phraseologismus waren ein zentrales Thema der
sowjetischen Phraseologieforschung. Gruppen von Phraseologismen wurden durch Termini
unterschieden und charakterisiert. Die phraseologischen Merkmale dienten der Abgrenzung
der phraseologischen Ebene einer Sprache von ihren anderen Ebenen und Subsystemen,
wobei eine Reihe von Schwierigkeiten auftauchte.
Es ging schließlich um die Bestimmung des Gegenstands der Phraseologieforschung.
Man unterscheidet oft eine Phraseologie im engeren und eine im weiteren Sinne, um der
Heterogenität der festen Wortverbindungen gerecht zu werden. Wortverbindungen, deren
Bedeutung nicht dem entspricht, was den allgemeinen Regeln der Sprache gemäß erwartet
würde, sind im engeren Sinne phraseologisch. Bei solchen Wortverbindungen ist es nicht
möglich, "die Bedeutung des ganzen komplizierten Lautkomplexes aus den Bedeutungen der
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ihn bildenden Teile zu erschließen" [42, S. 37]. Solche Phraseologismen nennt man
vollidiomatisch.
Unter den feststellbaren Merkmalen der Phraseologismen sind z.B. Stabilität,
Idiomatizität,
Unübersetzbarkeit,
Expressivität,
Reproduzierbarkeit,
semantische
Transformiertheit und Nicht-Modellierbarkeit zu finden. In den einzelnen Definitionen zeigt
sich, wie viele konzeptionelle Unterschiede möglich sind. Zum Beispiel:
"Die phraseologische Einheit ist eine feste Wortverbindung mit total oder partiell
umgedeuteter Bedeutung."; "Phraseologismen sind feste Wortkomplexe verschiedener
syntaktischer Strukturtypen mit singulärer Verknüpfung der Komponenten, deren Bedeutung
als Ergebnis einer vollständigen oder teilweisen semantischen Umdeutung oder
Transformation des Komponentenbestandes entsteht."; "Unter phraseologischer Einheit wird
eine relativ feste, reproduzierbare, expressive Lexemverbindung verstanden, die (in der
Regel) ganzheitliche Bedeutungen aufweist." [27, S. 318].
Es ist sehr oft schwer zu erkennen, wo einfach eine Wortverbindung oder ein
Phraseologismus ist. Deshalb brauchen wir die Abgrenzungen der Phraseologismen von
freien syntaktischen Verbindungen und Lexemen zu kennen. Mit dieser Frage beschäftigen
wir uns im nächsten Unterkapitel.
1.2.2. Abgrenzung der Phraseologismen von freien syntaktischen Verbindungen
und Lexemen
Die Phraseologie befasst sich mit festen Wortkomplexen einer Sprache. Andererseits
versteht man unter der Phraseologie die Gesamtheit der festen Wortkomplexe einer Sprache.
Bei der Behandlung des Problems entsteht vor allem die Frage, wodurch sich die
Phraseologismen von anderen benachbarten sprachlichen Einheiten (Zusammensetzungen
und freien Wortverbindungen) unterscheiden.
Die Phraseologismen sind die Lexeme (bilaterale Spracheinheiten), aber im
Vergleich zu den Lexemen besitzen sie Unterschiede. Die Lexeme sind ganz gestaltete
linguistische Zeichen und feste Wortkomplexe sind sondergestaltet. Man nennt oft in diesem
20
Kontext die semantische Idiomatität der Phraseologismen im Unterschied zu den
Zusammensetzungen, die dieses Merkmal nicht besitzen. Aber es gibt auch viele Komposita,
deren Komponenten semantisch transformiert sind (vgl. Schlafmütze (f) - соня; Blaustrumpf
(m) – синя панчоха (про жінку) и т.д.). In diesen Zusammensetzungen wird die Bedeutung
des ganzen Wortes durch die Bedeutung der Komponenten nicht erschlossen [2, S. 73–75].
Im Vergleich zu freien syntaktischen Wortverbindungen unterscheiden sich
Phraseologismen durch folgende Merkmale. Der Phraseologismus ist eine feste Wortfügung,
die sich durch die Stabilität kennzeichnet. Die Stabilität setzt voraus:
•
Stabilität der Semantik;
•
Stabilität der Struktur (stabile Wortfolge im Komponentenbestand und die
Komponenten sind in der Regel nicht austauschbar);
•
Stabilität des Gebrauchs, die Phraseologismen sind reproduzierbare
Einheiten, d.h. sie werden als fertige im Lexikon gespeicherte Einheiten produziert.
Die Stabilität des Phraseologismus ist keine absolute Größe in dem Sinne, dass alle
Komponenten absolut unveränderlich sind. Sie können auch varieren.
Es muss unterstrichen sein, dass der Phraseologismus eine strukturell semantische
Spracheinheit ist, die sich sowohl von den Lexemen, als auch von freien syntaktischen
Verbindungen durch die Stabilität der umgedeuteten Semantik, der Struktur und des
Gebrauchs unterscheidet [26, S. 15].
Es gibt auch verschiedene Grade der Idiomatizität:
a) Vollidiomatische Phraseme
Nun ist die Sachlage leider so kompliziert, dass die Idiomatisierung der
Komponenten eines Phrasems nicht alle betreffen muss, sondern, dass eine oder mehrere
Komponenten ihre usuelle, freie Bedeutung behalten, auch wenn sie Teil eines Phrasems
geworden sind. Wir sprechen von voll- und teilidiomatischen Phrasemen. Bei
vollidiomatischen Phrasemen sind also alle Komponenten semantisch transformiert, z.B.:
•
vom Fleische fallen – abmagern;
•
j-m zu schaffen machen – eine Last für j-n sein;
21
•
mit j-m noch ein Hühnchen zu rupfen haben - sich mit j-m aussprechen
wollen und ihm das unter leichter Drohung ankündigen [35, S. 17].
b) Teilidiomatische Phraseme
In den folgenden Beispielen sind die jeweils kursiven Komponenten im Phrasem
semantisch nicht transformiert, sondern sie haben ihre freie, phrasemexterne Bedeutung
beibehalten, die Phraseme sind nur teilidiomatisch:
•
von Tuten und Blasen keine Ahnung haben – etw. nicht wissen oder können;
•
sich ins Fäustchen lachen – heimliche Schadenfreude empfinden;
•
j-m etw. hoch und heilig versprechen – etw. fest, nachdrücklich versprechen;
•
Mund und Nase aufsperren – als Zeichen des Erstaunens mit offenem Mund
dastehen;
•
alles kurz und klein schlagen – sich handgreiflich austoben;
•
aus der Schule plaudern – interne Dinge oder Geheimnisse ausplaudern;
•
(noch einmal) glimpflich davonkommen – keinen Schaden nehmen/erleiden [25,
S. 29].
1.3. Klassifikation der Phraseologismen: semantische, funktionale, lexikalischsyntaktische, strukturell-semantische Klassifikationen
Es gibt verschiedene Klassifikationen von Phraseologismen. In der Germanistik sind
folgende Klassifikationen bekannt: die semantische Klassifikation von V. V. Vinogradov, die
funktionale Klassifikation von I. A. Scukina und E. Riesel, die strukturell-semantische
Klassifikation von I. I. Chernyseva und die lexikalisch-syntaktische von A. V. Kunin.
V. V. Vinogradov legt seiner Klassifikation den Grad der semantischen
Verschmelzung der Komponenten zu Grunde, darum heißt diese Klassifikation "semantische
Klassifikation". Er sondert folgende Gruppen aus:
•
phraseologische
Ganzheiten
/
Zusammenrückungen
"фразеологічні
зрощення". z.B. bei j-m in der Kreide stehen "bei j-m Schulden haben"; auf den Hund
kommen "in schlechte Verhältnisse kommen"; kalte Füsse bekommen (kriegen) "Angst
22
kriegen". Solche Phraseologismen sind völlig unmotiviert, der ganze Komponentenbestand
ist semantisch umgedeutet.
•
phraseologische Einheiten "фразеологічні єдності", z.B. keinen Finger krumm
machen "nichts tun"; ins Wasser fallen "scheitern". Sie sind teilweise motiviert, ihr formales
Merkmal ist das Vorhandensein von homonymen freien Wortverbindungen.
•
phraseologische Verbindungen "фразеологічні поєднання": Angst, Schrecken
packt ihn; Hilfe leisten "helfen"; zum Ausdruck bringen "ausdrücken". Ihre Semantik ist
analytisch und diese phraseologischen Verbindungen sind motiviert,
•
phraseologische Ausdrücke "фразеологічні вирази" oder festgeprägte Sätze mit
Umdeutung "стійкі вирази", z.B. russ. "не имей сто рублей, а имей сто друзей" und
deutsch "wer zuletzt kommt, lacht am besten" [25, S. 180].
E. Agricola konzentriert sich auch auf eine Klassifikation nach semantischen
Kriterien ("Bedeutungsvereinigung" der einzelnen Wörter einer "Wendung" zu "einer neuen,
besonderen Bedeutung", einer "Gesamtbedeutung"). Danach werden zunächst "freie", "lose"
und "feste" Wortverbindungen unterschieden.
Die
"festen"
Wortverbindungen
werden
nach
dem
Grad
der
"Bedeutungsverschmelzung" weiter untergliedert:
•
einfache phraseologische Verbindungen – Anordnungen treffen, in Anrechnung
bringen;
•
phraseologische
Einheiten
(trotz
"durchsichtiger
Beziehung"
der
"Einzelglieder" die "Bedeutung der gesamten Einheit ... nicht direkt erschließbar") – Öl ins
Feuer gießen, jmdm.. geht ein Licht auf;
•
starre phraseologische Verbindungen (Idiome) – etw. auf dem Kerbholz haben,
mit dem Klammersack gepudert sein. Dazu auch die festgeprägten Sätze: Haste Töne!
Schwamm drüber [40, S. 193].
A. Rothkegel unterscheidet unter semantischem Gesichtspunkt zwei Hauptgruppen
von Phraseologismen (in ihrer Terminologie: "feste Syntagmen"):
23
•
"feste Syntagmen erster Ordnung", d.h. Konstruktionen, deren Komponenten
"nicht ersetzbar sind, ohne dass die Zuordnung zu einer bestimmten Inhaltseinheit gestört
wurde" (sich ins Zeug legen "sich anstrengen").
•
"feste Syntagmen zweiter Ordnung" d.h. Konstruktionen, die einen teilweisen
Ersatz gestatten, "wobei zumindest einer der Kontextpartner nicht ausgetauscht werden darf,
wenn die Zuordnung des anderen zu einer bestimmten Inhaltseinheit bestehen bleiben soll"
(kalte Miete "ohne Heizungskosten berechnete Miete für eine zentral geheizte Wohnung").
I. I. Chernyseva berücksichtigt in ihrer Klassifikation 2 Kriterien: die Struktur und
die Semantik, darum heißt diese Klassifikation die strukturell-semantische. Sie unterscheidet
2 große Gruppen:
•
feste Wortkomplexe phraseologischen Typs. Sie kennzeichnen sich durch 2
Kriterien: Reproduzierbarkeit (відтворюваність) und völlige oder teilweise semantische
Transformation der Komponenten;
•
Wortkomplexe nicht phraseologischen Typs. Sie kennzeichnen sich nur durch
ihre Reproduzierbarkeit.
Die erste Gruppe (feste Wortkomplexe phraseologischen Typs) zerfällt in folgende
Untergruppen.
1) Phraseologische Einheiten (Ganzheiten) - feste Wortkomplexe mit singulärer
Verknüpfbarkeit der Konstituenten und semantisch transformierter Bedeutung des gesamten
Konstituentenbestandes, z.B. Grillen fangen - "grübeln", j-m den Kopf waschen - "j-n scharf
zurechtweisen", j-m einen Bären aufbinden - "j-n belügen". Dazu zählt man auch
Paarformeln (Zwillingsformeln, Wortpaare). Diese Untergruppe der phraseologischen
Einheiten, die aus zwei Lexemen der gleichen Wortart besteht, z.B. Feuer und Flamme,
Schritt für Schritt, hin und wieder, ab und zu. Komparative Phraseologismen – Untergruppe
der phraseologischen Einheiten, deren zugrunde ein Vergleich liegt, z.B. schlafen wie ein
Sack, arbeiten wie Robotor, essen wie ein Spatz. Festgeprägte Sätze - Untergruppe der
Phraseologismen mit der syntaktischen Struktur der Sätze. Unter den festgeprägten Sätzen
unterscheidet man: Sprichtwörtliche Redensarten, z.B. Da liegt der Hund begraben; das
24
kommt in den besten Familien vor, dazu muss man Sie sagen; Sprichwörter, z.B. Wer A sagt,
muss В sagen, wer zum Spiele kommt, muss spielen, der gerade Weg ist der kürzeste.
2) Phraseologische Verbindungen - Untergruppe der Phraseologismen mit singulärer
Verknüpfung einer semantisch transformierten Konstituente, z.B. blinder Passagier,
schwarzer Markt, goldene Hochzeit [25, S. 118].
Anfang der 60-er Jahre entstand die funktionale Klassifikation von I. A. Chukina und
E. Riesel. Sie unterschieden:
•
feste Wortkomplexe mit rein nominativer Funktion, z.B. kontrastive Linguistik,
die zerstreuten Wellen, der Nahe Osten;
•
feste Wortkomplexe mit nominativ-expressiver Funktion, die stilistisch
markierten Wortfügungen, z.B. ins Wasser fallen; den Mund halten; j-m blauen Dunst
vormachen.
In der Germanistik ist auch die Klassifikation von A. V. Kunin bekannt, welche nach
dem lexikalisch-syntaktischen Prinzip aufgebaut ist, d.h. dass die Klassifikation von der
Wortart abhängig ist. Dementsprechend unterscheidet man:
•
verbale Phraseologismen, z.B. die erste Geige spielen; Pech haben; j-m unter
die Arme greifen;
•
adverbiale Phraseologismen, z.B. aus dem Stegreif; unter vier Augen; mit Ach
und Krach; mit Kind und Kegel;
•
substantivische Phraseologismen, z.B. altes Haus; stilles Wasser, die goldene
•
pronominale Phraseologismen, z.B. dies und das; das und jenes;
•
Phraseologismen mit interjektionalem Charakter, z.B. alle Wetter; du, meine
Regel;
Güte; ja, Kuchen;
•
Phraseologismen, die einem Satz entsprechen, das sind Sprichwörter und
sprichwörtliche Redensarten, z.B. der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, da haben wir den
Salat [14, S. 216].
25
Dieser Klassifikation steht sehr nah die Klassifikation von W. Fleischer, die er als
morphologisch-syntaktische Klassifikation bezeichnet hat. Er sondert 4 Gruppen mit weiterer
detailierter Klassifikation aus: substantivische Phraseologismen (geistiger Vater "Urheber,
Erfinder", schneller Hirsch "Motorrad", "Moped"); adjektivische Phraseologismen (der fix
und fertiger Mensch "völlig erschöpfte", ein zu Malen schönes Mädchen "sehr schönes
Mädchen"): adverbiale Phraseologismen (ohne / von Belang "ohne / von Bedeutung
(Interesse)", um ein Haar "beinahe", mit einem Schlag "auf einmal"), verbale
Phraseologismen (die Karte aufdecken "seine Absichten zu erkennen geben", Lunte riechen
"Verdacht schöpfen", die letzte Hand anlegen "etwas vollenden", reine Tische machen "eine
Sache klären") [33, S. 85].
Zum Schluss dieses Kapitels passt die Aussage von Rudolf Hildebrandt: "Der Vorrat
ans Redensarten bildet den eigentlichen Geist, Gehalt und Reichtum, das eigentlich innerste
Leben der Sprache" [42, S. 61].
Phraseologismen können Bedeutung und Satzgliedrolle von Wörtern übernehmen
und sind somit zur Benennung und Kommunikation geeignet. Sie sind ein Mittel zur
Erweiterung des Wortschatzes, zur Verarbeitung der Welt in menschlichen Sprachtätigkeit.
Was vorzugsweise durch Phraseologismen verarbeitet wird, sind mentale Größen, wie
Emotionen, Einstellungen, Verhaltensweisen, man spricht deshalb neuerdings vom mentalen
Lexikon einer Sprache im Zusammenhang mit der Phraseologie. Phraseologische Derivation
ist ein Mittel der Bildung von Phraseologismen, deshalb werden wir diese Frage
ausführlicher im zweiten Kapitel betrachten.
Schlussfolgerungen zum Kapitel I.
Im ersten Kapitel beschäftigten wir uns mit der Phraseologie im Allgemeinen. Wir
haben festgestellt, dass "Phraseologie" die allgemeine Bezeichnung für alle Abweichungen
von den "Integrationsregeln" bedeutungstragender Einheit zu einer komplexen Einheit ist.
Gegenstand der Phraseologie sind die Phraseologismen (feste Wortverbindungen, feste
26
Wortgruppen, Idiome, Redensarten, Redewendungen). Phraseologismen können als
syntaktische Verbindungen von Wort-Komponenten bezeichnet werden.
Wir untersuchten auch die wichtigsten Etappen der Entwicklung der Phraseologie als
einer linguistischen Disziplin. Danach brauchten wir auch die Merkmale eines
Phraseologismus zu erforschen um, den Unterschied zwischen einem Phraseologismus und
einer einfachen Wortverbindung festzustellen.
Am Ende des Kapitels stellten wir die verbreiteten Klassifikationen der
Phraseologismen dar.
Das sind semantische, funktionale, lexikalisch-syntaktische,
strukturell-semantische Klassifikationen. Wir können also bestimmen, dass Phraseologie
noch eine junge Teildisziplin ist, aber trotzdem ist sie vom großen praktischen, theoretischen
und wissenschaftlichen Interesse.
27
Kapitel II. Phraseologische Derivation als Mittel der Bereicherung des
phraseologischen Bestandes
2.1. Die allgemeine Charakteristik der phraseologischen Derivation
In den theoretischen Arbeiten zur Phraseologie werden mehrere Wege der
Entwicklung des phraseologischen Bestandes einer Sprache beschrieben. Zum einen können
neue phraseologische Einheiten durch Phraseologisierung freier Wortverbindungen
entstehen, und zwar als Folge ihres häufigen metaphorischen Gebrauchs. Die zweite
Möglichkeit der Entstehung neuer Phraseologismen ist die sogenannte phraseologische
Derivation. Sie geschieht durch semantische und strukturelle Modifizierung der
Phraseologismen, welche zur Ableitung eines neuen Phraseologismus oder neuer
Spracheinheiten führt [46, S. 83].
Unter phraseologischer Derivation versteht man die Phrasenbildung auf der Basis der
in der Sprache bereits bestehenden Phraseologismen. Es handelt sich hierbei primär um eine
Ableitung phraseologischer Einheiten von festgeprägten Sätzen des Typs Sprichwörter. Das
Resultat des Derivationsprozesses heißt das Derivat:
– Wer Butter auf dem Kopfe hat, soll nicht in die Sonne gehen (Sprichwort) – Butter
auf dem Kopfe haben "etw. angestellt haben, ein schlechtes Gewissen haben"
(phraseologische Einheit) [58, S. 137];
– Stille Wasser sind tief (Sprichwort) – Stilles Wasser "jmd., der seine inneren
Gefühle und Ansichten nicht zeigt" (phraseologische Einheit) [58, S. 783].
Zahlreiche phraseologische Einheiten der Gegenwartssprache sind Ableitungen oder
Derivate aus festgeprägten Sätzen mit nachweisbarer Quelle (geflügelte Worte):
– Ich kenne meine seine Pappenheimer – Pappenheimer (Schiller) kennen
"bestimmte Menschen mit ihren Schwachen kennen und wissen, was man von ihnen zu
erwarten hat" [59, S. 535];
– Wir tanzen auf einem Vulkan [55, S. 335; 62, S. 1357] (Zitat, Geschichte) – auf
einem Vulkan tanzen "unbekümmert in äußerst gefahrvoller Zeit verhalten" [58, S. 775];
Das also war des Pudels (Goethe) – des Pudels Kern „die eigentliche Ursache".
28
Kennzeichnend für diese Derivation ist die Verselbständigung oder Loslosung vom
Text, vgl. die Gebundenheit der oben geführten Beispiele an die Subjekte der Aussage im
Urtext und die semantische Transformation, wodurch Phraseologismen eine abstraktere
Bedeutung erhalten, die durch den Urtext nur motiviert, aber an diesen nicht gebunden ist.
Die
geschilderten
Derivationsprozesse
beruhen
auf
Ableitungsbeziehungen
fester
Wortkomplexe in der Diachronie und Synchronie, denn Derivate sind immer durch die
Ausgangsformen nach der Bedeutung und nach dem Komponentenbestand motiviert.
Außerdem bestehen meistens die beiden in der Sprache, wie die Beispiele oben zeigen.
Die phraseologische Derivation als Prozess der Bereicherung des phraseologischen
Bestandes vollzieht sich im Wesentlichen über die Variation. Die phraseologische Variation
wird zur Derivation, wenn sie sich nicht auf syntaktische und morphologische
Veränderungen einzelner Komponenten beschränkt, sondern in den Komponentenbestand
eingreift. Der Austausch lexikalischer Elemente führt zur Derivation neuer Phraseolexeme
als phraseologischer Synonyme zur phraseologischen Basis in Fällen wie:
– unter die Räder / den Schlitten kommen "herunterkommen"; (wieder) ins Lot /
rechte Gleis / Gleichgewicht bringen "(wieder) in Ordnung bringen"; in den Klemm / Patsch
/ die Tinte sitzen "in Schwierigkeiten sein"; jmdm. die Hose / Jacke / den Frack ausklopfen
"jmdn. verprügeln" [61, S. 190–191].
Die Variation eines Phraseologismus kann auch zur Autonomisierung einer
Komponentengruppe führen, zur Herauslösung etwa der Nominalgruppe aus einem verbalen
Phraseologismus. Dann ist auf der Grundlage des verbalen Phraseologismus ein neuer
nominaler entstanden:
– leeres Stroh dreschen [53, S. 146; 55, S. 591] "nur Unwesentliches sagen" –
leeres Stroh "unwesentliche Phrasen" [33, S. 702].
Solche Autonomisierung kann zunächst auch okkasionell bleiben:
– das Fahrrad zum ersten Mal erfinden "allgemein Bekanntes als neu ausgeben" –
Erfinder eines zweiten Fahrrades.
Umgekehrt kann ein substantivischer Phraseologismus verbalisiert werden:
29
– Koloß mit (auf) tönernen Füßen "riesiges Reich ohne inneren Festigkeit" – auf
tönernen Füßen stehen "keine feste, sichere Grundlage haben" [23, S. 396].
Nominale wie verbale Phraseologismen können schließlich zu phraseologischen
Sätzen erweitert werden:
– verbotene Frucht [54, S. 227] – verbotene Früchte schmecken süß; nackt und bloß –
Besser nackt und bloß als mit Schande groß; den Bock zum Gärtner machen – Man muss den
Bock nicht zum Gärtner machen [64, S. 134].
Umgekehrt führt die Autonomisierung von Komponentengruppen aus Sprichwörtern
zur Entstehung von Phraseologismen: Aus dem Sprichwort Wer einem eine Grube gräbt,
fällt selbst hinein [58, S. 277] ist der verbale Phraseologismus herausgelöst jmdm. eine
Grube graben "jmdm. hinterhältig zu schaden versuchen". Das Sprichwort Der eine klopft
auf den Busch, der andere fängt den Vogel [66, S. 405] ist die Basis für den verbalen
Phraseologismus auf den Busch klopfen" etw. zu erkunden suchen". Ähnlich im Glashaus
sitzen "anderen nichts vorwerfen können, weil man selbst die entsprechenden Fehler hat"
nach dem Sprichwort Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen [58, S. 263]. Der
substantivische Phraseologismus stilles Wasser "ruhig, zurückhaltend erscheinender
Mensch" ist entstanden durch die Autonomisierung der nominalen Komponente des
Sprichwortes Stille Wasser sind tief.
2.2. Allgemeine Charakteristik der wissenschaftlichen Untersuchungen im
Bereich der phraseologischen Derivation
Die Forschungen im Bereich der Semantik der phraseologischen Einheiten umfassen
in
der
modernen
Sprachwissenschaft
den
breiten
Problemkreis
und
zwar:
Anthropozentrismus der phraseologischen Semantik [10, S. 40–41] und der Sprache [18, S.
58–69], innere Form der phraseologischen Einheit und ihre Funktion [2; 15; 21],
phraseologische Nomination [12; 13; 22], Rolle des Prototyps der Bildung der
phraseologischen Semantik, national-kulturelle Spezifik der Phraseologismen [6, S. 89–98;
7, S. 260–265; 11, S. 37–48] usw.
30
Die Fragen der Phrasenbildung auf dem Gebiet der Phraseologie gehören auch zum
Gegenstand der Erforschung. Die Untersuchungen zeigen, dass die Bereicherung des
phraseologischen Bestandes der deutschen Sprache ein ununterbrochener und dynamischer
Prozess ist, da sich die Sprache in der absoluten Unbeweglichkeit nicht befinden kann. In dem
dynamischen System der Sprache vollziehen sich nicht nur das Entstehen neuer Elemente und das
Verschwinden der alten, sondern auch der Prozess der Umgruppierung in der Sprache schon
vorhandenerer Elemente [18, S. 52]. Der Prozess der primären Phraseologisierung hält man für
den Hauptprozess der Phrasenbildung der modernen deutschen Sprache. Die Geschichte der
Bildung von Phraseologismen-Derivaten ist schon in den Arbeiten von F. I. Buslajev,
O. O. Potebnja [3; 25] beschrieben, die auf die Stabilität der phraseologischen Einheit
eingehen, und behaupten, dass die Veränderung die Ganzheit des Inhalts nicht beeinflusst [33,
S. 181].
Die Untersuchung der Bildungsgänge fester Wortverbindungen im historischdiachronischen Aspekt, die von O. O. Potebnja gegründet wurde, setze B. A. Larin in seinen
Arbeiten fort [19; 17]. Die Herkunft, Wege und Gesetzmäßigkeiten der Bildung von
phraseologischen Einheiten können nur mit Hilfe der historischen Rekonstruktion der
Phraseologie, der Anwendung aller phraseologischen Errungenschaften des Mittelalters und alter
Idiomatik, fester Wortverbindungen sowohl in der russischen, als auch in anderen Sprachen
bestimmt werden [17, S. 196–204].
Was die Bildung der Theorie phraseologischer Derivation anbetrifft, wurden in diesem
Zusammenhang intereessante Meinungen ausgedrückt. Es geht in erster Linie um die Bildung
der Phraseologismen im Prozess ihres Funktionierens in der Sprache und auch um die
Abgrenzung ihrer Bildungsquellen. Während der Untersuchung der Besonderheiten fester
Wortverbindungen entstand die Notwendigkeit, die Begriffe "stehende und auswechselbare
Konstituente" in der Struktur phraseologischer Einheit mit Berücksichtigung der Bedingungen
ihres Funktionierens im Sprechen einzuführen. Auf dem Gebiet der Phraseologie wurden zwei
Bildungsgänge fester Wortverbindungen – mit Berücksichtigung lingualer und extralinqualer
Faktoren ausgesondert, und zwar primäre und sekundäre Phraseologisierung. Unter
31
Phraseologisierung wird die Bildung der Phraseologismen und fester Wortverbindungen
unphraseologischen Charakters gemeint [16, S. 8–21]. Zur primären Phraseologisierung gehören
folgende Hauptbildungstypen der phraseologischen Einheiten wie Umdeutung der freien
Wortverbindungen, Umdeutung der festen Wortverbindungen unphraseologischen Charakters
und auf Grund der potenziellen Phraseologismen usw. Sekundäre Phraseologisierung vollzieht
sich mit Hilfe fester Wortverbindungen mittels der Aussonderung der Teile der
phraseologischen Struktur. Die wichtige Kraft, die den Mechanismus der Phraseologisierung
zu bewegen zwingt – die Gesamtheit aller Bildungsmittel fester Wortverbindungen – nennt
man phraseologische Stabilität [5, S. 241].
Die Bildungsarten kann man auch betrachten, wenn man daraus ausgeht, dass
phraseologische Einheit semantische Erscheinung ist. Die Bildung fester Wortverbindungen ist
durch ihre semantische Natur bedingt. Diese Besonderheiten bringen kennzeichnende Merkmale
der phraseologischen Einheit: außer der historischen Dynamik ist den Phraseologismen die
Flexibilität eigen, was sich in ihrer Verwendung widerspiegelt. Die Dynamik der Entwicklung
fester
Wortverbindungen
umfasst
auch
Erscheinungen,
die
der
Entwicklung
des
phraseologischen Bestandes der modernen Literatursprache charakteristisch sind [1, S. 3].
Unter den Arbeiten, die der Untersuchung der Phraseologie der deutschen Sprache
gewidmet sind, haben die Arbeiten von I. I. Černyševa einen großen Einfluss auf die
Entwicklung der Theorie und der Ausarbeitung der Problematik der phraseologischen
Derivation gemacht. Sie behauptete, dass die Phraseologie die Quelle der Bereicherung und
Erweiterung nicht nur des Wortbestandes, sondern auch des phraseologischen Bestandes der
deutschen Sprache ist. Zu neuen Aspekten, die ihrer Meinung nach noch zu untersuchen sind,
gehören die Bereicherung des phraseologischen Bestandes der deutschen Sprache auf der
Grundlage der vorhandenen Phraseologie und auch die Erweiterung des lexikalischen Systems
mittels des phraseologischen Bestandes [49, S. 179–187].
Der Prozess der Bildung von festen Wortverbindungen löst ein großes Interesse bei den
Wissenschaftlern
aus, die verschiedene Bildungsarten
der Phraseologismen-Derivate
aussondern. Dabei handelt es sich um Variation, die von einigen Linguisten als Substitution
32
bezeichnet ist, Umverteilung, Aussonderung, die gemeinsame Merkmale mit der Reduktion hat,
Erweiterung, die anders Expansion genannt wird, Kontamination und grammatische
Modifikationen. Diese Arten der Bildung von den modernen deutschen phraseologischen
Derivaten betrachten wir näher im nächsten Unterkapitel.
2.3. Die Arten der Bildung von den Phraseologismen-Derivaten
2.3.1. Bildung von den festen Wortverbindungen anhand der Umverteilung
Der Begriff der Umverteilung wurde von den russischen Linguisten des vorigen
Jahrhunderts bei der Untersuchung der Wortbildung eingeführt. N. M. Schanskij bezeichnet
diesen Begriff mit dem Wort "wortbildend" wegen der Gleichartigkeit des Prozesses der
Umverteilung mit dem Prozess, der der morphologischen Struktur des Wortes eigen ist.
Dieser Wissenschaftler hat ihn zum ersten Mal auf dem Gebiet der Phrasenbildung bei der
Forschung der phraseologischen Derivation [23, S. 213] und I. I. Černyševa – bei der
Forschung der deutschen Phraseologie verwendet. Man versteht unter dem Begriff "die oder
jene Veränderung der Verbindungen und Wechselbeziehungen zwischen der Bedeutung des
Phraseologismus im Allgemeinen und der Bedeutung seiner Komponenten, die nicht zum
Verlust der Motiviertheit der Gesamtbedeutung führt" [24, S. 109]. Manche Linguisten
untersuchen das Entstehen der phraseologischen Einheiten mittels der Umverteilung der
Sprichwörter mit der semantischen Struktur des Satzgefüges, z. B. Wer Butter auf dem Kopfe
hat, soll nicht in die Sonne gehen. Bei der Umverteilung des Sprichwortes wird das Derivat
auf der Grundlage des ersten Teils gebildet, der zweite Teil des Sprichwortes, der den
belehrenden Sinn hat, gehört nicht zur Struktur des Derivats.
Man kann behaupten, dass die Umverteilung als Prozess der Bildung von festen
Wortverbindungen einer der produktivsten Wege der Entwicklung des phraseologischen
Wortbestandes der deutschen Sprache ist, der die phraseologischen Einheiten verschiedenen
Typs umfasst. Dieser Prozess kann man aber nicht mit dem Prozess der Bildung der
abgeleiteten Phraseologismen infolge der Umformierung eines Phraseologismus verwechseln.
Das Sprichwort Wer anderem eine Grube gräbt, fällt selbst hinein [68, S. 192; 67, S. 214]
33
erleidet im Prozess der Rede volle Umformierung mit der Bedeutungsveränderung Wer
zweimal eine Grube gräbt, der kommt zum Ziel. Man kann daraus die Folge ausziehen, dass es
sich in der Umgangssprache die Entstehung der neuen stehenden Wortverbindungen infolge der
Umformierung der in der Sprache schon bestehenden Phraseologismen vollzieht.
Dem Prozess der Umverteilung sowohl im einem einfachen als auch im einem
zusammengesetzten Satz ist eine ein-, zwei,- und dreistufige Linienderivation eigen [8, S. 35].
1. Einstufige Linienderivation ist nur durch Umverteilung vertreten. Ursprünglich
hatte der Ausdruck seine Pappenheimer kennen einmal eine viel positivere Bedeutung als
heute. Die Redewendung ist ein Zitat aus Schillers Drama "Wallensteins Tod", das im
Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) spielt und vom Grafen von Pappenheim und seinem
berüchtigten Regiment handelt. In dem Drama drückt der Feldherr Wallenstein mit den
Worten "daran erkenn' ich meine Pappenheimer" seine Anerkennung für den Mut, die Treue
und den Kampfgeist der Soldaten aus [58, S. 313]. Man hat begonnen das Zitat, das später
außer dem von Schiller geschaffenen Werk verwendet wurde und der zusätzlichen Sinn des
Verweises auf die literarische Quelle verloren ging, mit der grammatischen Transformation
seiner Elementen "daran erkenn'" – "kenne" und mit dem allgemein-bildlichen Charakter der
Bedeutung gebrauchen: Ich kenne meine Pappenheimer sagt man, wenn man jemanden gut
kennt, wenn man weiß, woran man bei bestimmten Leuten ist und wie sie sich verhalten
werden. Im Prozess des Funktionierens vollzieht sich semantische Erneuerung der
phraseologischen Wendung in der Rede kraft ihrer Entfernung von der Quelle: von der
konkreten Bedeutung zur abstrakten, vom Einzelfall zur Verallgemeinerung [8, S. 35].
2. Zweistufige Derivation vollzieht sich über die Umverteilung und Variation der
verbalen Komponente der phraseologischen Wendung. In den Wörterbüchern [63, S. 806; 62,
S. 213; 53, S. 103] sind das Sprichwort Die Sonne bringt es an den Tag "auf die Dauer ist in
unserem Leben nichts zu verheimlichen und zu verbergen" und die Wendung etw. an den
Tag bringen "sichtbar werden, enthüllen, offenlegen, aufdecken" registriert. Linguistische
Angaben erklären, dass nur so langes Gericht im germanischen Gerichtsverfahren gehalten
werden durfte, bis die Sonne schien. Mit dem Blick auf die Sonne wurden die
34
Verhandlungen eröffnet. Mit dem Gesicht zur Sonne wurde der Eid abgelegt. Das Sprichwort
war die Widerspiegelung des allegorischen Verständnisses der Naturerscheinungen und der
Erklärung der damit verbundenen Tatsache der Wirklichkeit. In den Wörterbüchern kommen
verschiedene Variationen dieses Sprichwortes vor, die über andere verbale und auch nominale
Komponenten verfügen: etw. an den Tag bringen / legen / aufdecken / ziehen / aufklären; etw.
ans Tageslicht bringen [61, S. 508]. Diese Derivate haben mit der Ausgangswendung gleiche
syntaktische Struktur, nur im lexikalischen Bestand des Derivats vollzieht sich die Variierung
der verbalen und nominalen Komponenten. Die Beispiele des Funktionierens des Derivats etw.
an den Tag legen zeugen davon, dass die verbale Komponente "legen" andere verbale
Komponenten und in erster Linie "bringen" verdrängt. Das vollzieht sich infolge der neuen
Tendenz der Abgrenzung und Differenzierung der festen Wortverbindung mit den verbalen
Komponenten "bringen" – "legen": "Thomas Buddenbrock … legte in Miene und Haltung ein
ernstes Würdegefühl an den Tag; Ja, er legte Unruhe und Verlegenheit da den Tag, sobald das
Gespräch sich dem Verstorbenen zuwandte" [8, S. 39].
3. Dreistufige Linienderivation enthält den Prozess der Umverteilung, der Variation
und der Aussonderung einer Komponente. Auf dem Beispiel der festen Wortverbindung Es
steht auf des Messers Schneide kann dieser Prozess betrachtet werden. Einige Linguisten
sprechen von ihrer häufigen Verwendung in der Umgangssprache in den Fällen, wenn sich
etwas in einer bedrohlichen / gefährlichen Lage befindet. Diese Wendung hat ein freies
Mitglied "es", das durch lexikalische Komponente mit der Aneignung einer konkreten
lexikalischen Bedeutung ersetzt werden kann: die Sache, die Entscheidung, der Kampf. In
den Wörterbüchern ist solche Wendung auf des Messers Schneide sein [63, S. 362] zu finden.
Die Bildung des Derivats vollzieht sich in diesem Fall mit Hilfe der Variation der verbalen
Komponenten "stehen" – "sein". Die dritte Stufe ist durch die Aussonderung der
Komponenten charakteristisch, was zur Bildung des neuen Derivats auf des Messers
Schneide "in einer prekären Lage" führt.
Die Umverteilung ist solche strukturell-semantische Bildungsart der phraseologischen
Einheiten auf der Grundlage der festen Wortverbindungen, bei der der Verlust der Komponente,
35
die zur einzelnen konkreten Bedeutung der festen Wortverbindung gehörte, infolge der
Verstärkung der allgemein metaphorischen Bedeutung zum Vorschein kommt und von der
situativ bedingten Veränderungen in der morphologischen Struktur der verbalen Komponente
begleitet wird: Verbum Finitum bekommt die Form des Infinitivs, das Verb wird zum
Substantiv.
2.3.2. Variation als eine der produktivsten Bildungsarten der phraseologischen
Einheiten der deutschen Sprache
Phraseologismen kennzeichnet eine mehr oder weniger ausgeprägte Variabilität. Die
Abwandlung mancher Einheiten kann verschiedene semantische Konsequenzen nach sich
ziehen: Die Bedeutung bleibt nicht unverändert, sondern wird mehr oder weniger stark variiert
bzw. aufgelöst. W. Fleischer ist der Auffassung, dass Phraseologismen einerseits wegen ihrer
Stabilität in den meisten Fällen nicht modifizierbar sind. Die Stabilität ist also lediglich
relativ, sie ist keine absolute Größe [58, S. 205].
Unter Variation ist somit die Abwandlung eines Phraseologismus zu verstehen, wobei
weder die dem Phraseologismus zugrunde liegende Bedeutung, noch stilistische Markierung
verändert wird und die Varianten, von Palm "usuelle
übereinstimmen,
dass
Varianten"
genannt,
so
weit
sie als Realisationen desselben Phraseologismus identifizierbar
bleiben. Bei Verwendung sogenannter "okkasioneller Varianten" wiederum muss der
Rezipient die Ausgangsform erkennen [42, S. 71].
Gemäß dieser Auffassung handelt es sich bei Varianten um Realisationen der
phraseologischen Norm, nach der die nebeneinander existierenden Komponenten in
Nachschlagewerken erfasst oder wenigstens erfassbar sind (die aktuelle Variabilität lässt sich
anhand von Internet-Recherchen feststellen). Alle Veränderungen der phraseologischen
Einheiten, die innerhalb dieser vorgenommen werden, bewirken keine besonderen
Rezeptionseffekte. Nur die der Norm entsprechenden, usuellen, d.h. zahlenmäßig begrenzten
und lexikographisch erfassbaren Veränderungen werden für Varianten gehalten.
36
Laut
A.
Krätzschmar
drücken
Varianten
normalerweise
keine
besondere
Sinnintention des Autors aus und zielen nicht auf bestimmte Wirkungen ab. Mit anderen
Worten zählen zu den phraseologischen Varianten sowohl die Varianten desselben
Phraseologismus (Formenbildung) als auch verschiedene Phraseologismen, die nach der
Struktur, dem lexikalischen Bestand und der Bedeutung zusammenfallen, bzw. korrelieren
und die gleiche bildliche Grundlage haben [29, S. 160]. Die Variationen sind in dreierlei
Hinsicht möglich.
1. Die erste Möglichkeit besteht in der morphologischen und teilweise auch
syntaktischen
Veränderung
einzelner
Komponenten.
Es
handelt
sich
dabei
um
Strukturvariationen, die die innere Organisation des Materialbestandes der Einheiten nicht
berühren [34, S. 98].
Diese Veränderungen beziehen sich auf den Numerus (seine Hand / Hände im Spiel
haben); die Rektion (mit den Achseln / die Achseln zucken); Gebrauch des Artikels und
anderen determinierender Elemente (das / sein Herz auf der Zunge tragen); das Diminutivum
(jmdm. kein Haar / Härchen krümmen); die Art der Negation (jmdm. keinen Bissen Brot
gönnen); die Lautstruktur (etw. ist gehupft / gehüpft wie gesprungen); den fakultiven
Charakter
gewisser,
zum
Komponentenbestand
des
Phraseologismus
gehörender
Expandierungselemente (sich [seitwärts] in die Büsche schlagen, sich etw. an den [fünf]
Fingern abzählen können). Die hier angeführten Beispiele sind in Wörterbüchern kodifiziert,
aber es gibt viele Varianten, die in der alltäglichen Sprachverwendung spontan entstehen
oder in dem geschriebenen Text absichtlich für die Erhöhung der Expressivität gebildet
werden. Phraseologismen sind wirklich mehr variabel, als man das früher annahm [28, S.
27].
Derartige Varianten verändern weder die Bedeutung noch die stilistische Markiertheit
der Konstruktion. Sie sind immer auf einzelne, ganz bestimmte Phraseologismen beschränkt
und keineswegs auf andere übertragbar. Es gibt genug Konstruktionen, in denen Numerus,
Deminutivum, Art der Negation fest sind und wo eine Veränderung in dieser Hinsicht zur
Zerstörung des Phraseologismus führt. Für Variationen der oben angeführten Art wird der
37
Ausdruck phraseologische Variante verwendet. Diese Varianten sind usuell als Varianten in
der Regel kodifiziert.
2. Die zweite Möglichkeit besteht in einem Austausch einzelner lexikalischer
Komponenten des Phraseologismus. Auf diese Weise entstehen in der Regel entweder
phraseologische Synonyme (auf der Arm / die Schippe nehmen), so dass es sich dabei um
eine Art
der phraseologischen Derivation handelt (böhmische / spanische / arabische
Dörfer) oder es entstehen phraseologische Antonyme (mit dem / gegen den Strom
schwimmen). Im Unterschied zu den Varianten in diesen Fällen mit der Veränderung meist
Differenzierungen in der Bedeutung, der Konnotation oder in anderer Hinsicht verbunden.
Deshalb ist es besser nicht von phraseologischen Varianten zu sprechen, sondern wenn nicht
speziell die Ausdrücke phraseologische Synonyme oder Antonyme verwendet werden – von
variierten Phraseologismen oder phraseologischen Variationen.
Der Austausch einer lexikalischen Komponente kann okkasionell, textgebunden bleiben
und erhöht dann infolge des Kontrastes zwischen dem als Bezugspunkt dienenden usuellen
Strukturschema und der unerwarteten okkasionellen Variation noch die Expressivität. Dabei
muss auch nicht in jedem Fall Synonymie oder Antonymie vorliegen.
3. Die dritte Möglichkeit besteht in der Erweiterung oder Reduktion des
Komponentenbestandes. Führt die Reduktion zur Verselbständigung (Autonomisierung)
einer Komponentengruppe, dann handelt es sich um phraseologische Derivation; wird eine
einzelne Komponente als Wort autonomisiert, dann unter Umständen um dephraseologische
Derivation [34, S. 207].
Man unterscheidet [29, S. 161] folgende Typen der Variation:
1). strukturelle Varianten, die innere Organisation des Phraseologismus nicht ändern.
Sie sind morphologischer Natur, d.h. werden durch die Kategorie des Numerus bei
Substantiven, durch den Gebrauch von Präpositionen und Artikeln, Diminutiva, Steigerung,
den fakultativen Charakter gewisser zur inneren Struktur des Phraseologismus gehörender
Expandierungselemente u.a. deutlich, z.B.:
38
–
andere Wege gehen "etwas Neues / anderes tun" – Die Firma Callactive, die
jede Nacht rund drei Stunden lang für Viva, Comedy Central und den Kindersender Nick die
irreführend benannte Sendung "Money Express" produziert, geht einen anderen Weg;
–
am seidenen Faden hängen "instabile Situation; schlimmes Ereignis kann mit
hoher Wahrscheinlichkeit eintreten" – Da bildet etwa die Wohngemeinschaft als
Ersatzfamilie den Rahmen für Geschichten "in alter Manier", wie sie Ingo Schulze nennen
wurde, jene aus alltäglichen Beiläufigkeiten und subtilen Leitmotiven sich entwickelnden
Konstellationen, in denen plötzlich sichtbar wird, an welchen seidenen Faden oder starken
Tauen das Leben hängt.
–
jdn. aus den Augen verlieren "mit jemandem keinen Kontakt mehr haben" –
Dass solche Geschäftspraktiken im Justizjargon Erpressung heißen, muss Coronan
irgendwann aus dem Auge verloren haben.
2). funktionale Positionsparadigmen (strukturelle Synonyme), die strukturell voll
kongruent und synonym sind. Sie weisen eine ähnliche Motivationsbasis auf und werden auf
der Grundlage vorhandenerer Phraseologismen gebildet, "folglich ist für die strukturellen
Synonyme völlige Identität im strukturellen, fast völlig im semantischen und teilweise im
lexikalischen Aspekt charakteristisch" [29, S.163], z.B.:
a) Varianz im verbalen phraseologischen Bestandteil:
–
die Oberhand gewinnen / haben / behalten "der Stärkere sein; gewinnen" – Es
geht nicht um Gut gegen Bose, sondern um den Widerstreit von Gut und Bose innerhalb der
Menschen, wobei das Bose, Niedrige zumeist die Oberhand behält – wenig verwunderlich bei
einer Mafiaserie, aber suggeriert wird: Es gilt überhaupt.
–
jmdn. in seinen Bann schlagen / ziehen "jemanden fesseln / faszinieren; auf
jemanden Einfluss haben" – Was Joan Didion direkt vom Leben auf die Buchseiten übertrug,
dramatisiert Vanessa Redgrave in einer gewaltigen, hochvirtuosen Gedächtnisleistung,
womit sie ihr Publikum ununterbrochen verblüfft, aber nicht in Bann schlägt.
39
–
über den Tellerrand schauen / gucken / blicken "offen sein für Neues,
Ungewohntes; weltoffen sein; neue Eindrücke bekommen" – Man könne nicht über den
Tellerrand schauen, betreibe Nabelschau?
–
in die Röhre schauen / gucken "leer ausgehen; benachteiligt werden; nichts
abbekommen; das Nachsehen haben" – Zudem ist ein analoger Telefonanschluss nötig, um das
Minimodem anzuschließen. ISDN-Nutzer ohne Umwandler schauen in die Röhre.
b) Varianz im adjektivischen phraseologischen Bestandteil:
–
einen klaren / kühlen Kopf haben "vernünftig / ruhig bleiben; nicht in Panik
geraten; Aufregung vermeiden" – Noch hat er zwar einen klaren Kopf und alle Faden in der
Hand, doch sein Schutzling Amanda (Shawnee Smith) muss agieren.
2.3.3. Erweiterung des Komponentenbestandteiles der Ausgangsphraseologismen und
Entstehung der neuen phraseologischen Derivate
Die Erweiterung des Komponentenbestandes um ein oder mehrere Elemente ist eine
der Arten der Bildung der phraseologischen Derivate. Es handelt sich um Spezifikation bei
Primärkonstituenten, d.h. es werden Elemente zu wendungsinternen Elementen des
Phraseologismus hinzugefügt: Adjektive, Adverbien, Genitiv- und Präpositionalattribute,
Lexeme im Rahmen der Wortbildung, Relativsatze [34, S. 89].
Unter Erweiterung versteht man Hinzufügung neuer Elemente zu wendungsinternen
Elementen des Phraseologismus, d.h. Elemente, die sich nicht auf einzelne Komponenten,
sondern auf den ganzen Phraseologismus beziehen, werden nicht berücksichtigt. Das Ziel der
Erweiterung bzw. Expansion besteht in der Hinzufügung der Wörter oder Wortverbindungen zur
phraseologischen Einheit, die ihr mehr Konkretisierung verleiht.
40
Abb. 1. Graphische Darstellung der Erweiterung
Text
LEXIKOGRAPHISCHES MODELL
ERWEITERUNG
Text + zusätzliche Informationen
Man legt der Klassifikation der Arten der Erweiterung der phraseologischen Derivate
die syntaktischen Beziehungen der erweiternden Komponente zu den anderen Mitgliedern
der phraseologischen Einheit zugrunde [47, S. 438]. Die Expansion der festen
Wortverbindungen ist die Quelle der Entstehung der deutschen Sprichwörter. Solche feste
Wortverbindung wie sich zwischen zwei Stühle setzen bildet die Grundlage für Entstehung
Setze dich nie zwischen zwei Stühle! Das Wörterbuch von Röhrich erklärt, dass der
Phraseologismus sich zwischen zwei Stühlen setzen "sich zwischen mehreren / zwei
Möglichkeiten entscheiden müssen" verwendete man schon im 21. Jh. Später entwickelte sich
aus dieser phraseologischen Einheit das Sprichwort mit dem lehrhaften Inhalt: Setze dich nie
zwischen zwei Stühle!; Wer auf beiden Stühlen sitzen will, fällt oft mitten durch; Wer auf zwei
Stühlen sitzen will, fällt oft durch [4, S. 137].
Die Erweiterung des Komponentenbestandes der phraseologischen Einheit vollzieht
sich in zwei Richtungen: im Rahmen der phraseologischen Einheit oder der festen
Wortverbindung mit der Struktur des einfachen Satzes. Bei dieser strukturell-semantischen
Art der Bildung der Phraseologismen-Derivate vollzieht sich eine Art von der Verformung
der Ausgangsstruktur der phraseologischen Einheit. Die Erweiterung fördert die
41
Bereicherung der Semantik, die Verstärkung bzw. Verdeutlichung der Bildlichkeit und der
Expressivität des abgeleiteten Phraseologismus, die Vergrößerung des semantischen
Umfangs mittels der neuen Komponenten, die die Bedeutung des phraseologischen Derivats
verdeutlichen können. Die Wörterbücher geben an, dass der Phraseologismus einen Mohren
weiß machen nimmt seinen Ursprung von dem Zitat aus der Bibel: "Kann auch ein Mohr
seine Haut wandeln oder ein Parder seine Flecken?" Außerdem wird es verdeutlicht, dass
der bildhafte Ausdruck, dem das deutsche Wort Äthiopier für die Bezeichnung der
vergeblichen Arbeit, noch aus den antiken Zeiten bekannt war. Die häufige Verwendung
dieses Ausdrucks führte zur Kodifizierung der festen Wortverbindung in der Sprache mit der
Bedeutung "vergebliche Arbeit": einen Mohren weiß machen. Später bildete die
phraseologische Einheit die Grundlage für die Bildung der Menge von den festen
Wortverbindungen wie einen Mohren nicht weiß machen; Mohren werden nimmer weiß; Wer
einen Mohren wäscht, der verliert Mühe und Seife [4, S. 138– 139].
In Bezug auf die Erweiterung des Komponentenbestandes unterscheidet man verbale,
nominale und attributive feste Wortverbindungen. Der Komponentenbestand der verbalen
Phraseologismen-Derivate wird im Rahmen des einfachen und zusammengesetzten Satzes,
der nominalen und attributiven – im Rahmen des einfachen Satzes, z. B. Campe: ein
fröhliches Herz – Wander: Ein fröhliches Herz ist der größte Reichtum; Campe: ein froher
Mut – Wander: Ein froher Mut – das höchste Gut; Ein froher Mut schafft gesundes Blut;
Froher Mut braucht keinen Doktor; Froher Mut ist halbes Leben; Froher Mut macht Brot
und Käse gut [4, S. 140].
Es muss auch unterstrichen sein, dass man auch im Bereich der phraseologischen
Derivation die wichtigsten Mittel von der Bildung der neuen Phraseologismen-Derivate
erforschen soll. Diese Frage untersuchen wir in unserer Arbeit näher.
2.4. Mittel der phraseologischen Derivation
Die Untersuchungen der Phraseologismen erlaubten die Hervorhebung zweier
besonders beliebter Wege der phraseologischen Derivation:
42
1). Neue
PE können durch den Ausbau des in der phraseologischen Basis
verwurzelten Bildes entstehen;
2). Phraseologische Derivate werden durch Veränderungen im Komponentenbestand
der phraseologischen Basis hervorgebracht, insbesondere durch Reduktion und Substitution.
2.4.1. Phraseologische Derivation durch Ausbau des phraseologischen Bildes
Beim okkasionellen Gebrauch der bildhaften Phraseologismen lässt sich häufig
beobachten, dass das Bild, das in einer festen Wendung verankert ist, im Gebrauchskontext
weiter ausgebaut wird.
Die Ursachen für Produktivität bestimmter Einheit können unterschiedlicher Natur
sein: Modeerscheinungen, die Beliebtheit des Ausdrucks oder dass er den Kern der Aussage
besonders gut trifft… Diese populären Wendungen funktionieren im Diskurs als eine Art
produktiver "Bildspender" und ihre Abwandlungen können potentiell zur Entstehung einer
neuen festen Wortverbindung führen. In der Regel sind die neuen PE durch das Bild mit der
phraseologischen Basis eng verwandt, sie enthalten jedoch neue Bedeutungsaspekte [44].
Als Beispiel für eine solche produktive phraseologische Basis können wir die feste
Wortverbindung in einem Boot sitzen führen. Durch den Ausbau des Bildes wurde aufgrund
derselben Basiseinheit eine Reihe von Modifikationen gebildet, z.B. jmdn. ins Boot
nehmen/holen, mit im Boot sein. Die genannten Wendungen werden oft gebraucht und
deshalb als neue, usualisierte phraseologische Einheiten der deutschen Sprache anzusehen.
Es sei betont, dass die usuelle Wendung das Bild einer Gruppe von Personen
evoziert, die in einem Boot sitzend gegen gemeinsame Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Um diese Schwierigkeiten zu überwinden ist manchmal eine Verstärkung nötig und für diese
neue Semantik werden neue Wendungen wie jmdn. ins Boot nehmen/holen, jmdn. mit im
Boot haben, mit im Boot sein oder jmdn. mit ins Boot bekommen gebildet. Die
phraseologischen Derivate können im Vergleich zur Basis neue Bedeutungsaspekte in sich
tragen und deshalb auch die freien "Nischen" in der Nomination füllen.
43
Als ein weiterer produktiver Bildspender hat sich laut Korpus der Phraseologismus
das Rad der Geschichte zurückdrehen mit der Bedeutung "Vergangenes wieder aufleben
lassen, zu historisch überwundene Zuständen zurückkehren" [30, S. 564] erwiesen. Auf dem
phraseologischen Rad-Bild basierend sind neue Phraseologismen kreiert worden, wie etwa
ein/kein/das Rad (der Geschichte/der Zeit…) dreht sich; das (große) Rad/ein (großes) Rad
drehen u.a. Wie es die nachfolgenden Beispiele zeigen, hat die ursprüngliche Wendung
neben strukturellen Veränderungen eine semantische Verschiebung erfahren: das Rad der
Geschichte wird im modernen Sprachgebrauch nicht mehr zurückgedreht. In der heutigen
Sprache dominieren neu geschaffene Bilder, die zum einen die Fortbewegung evozieren und
zum anderen die Idee einer aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben verkörpern.
Dabei steht das Rad-Bild nicht nur für die Geschichte, bzw. für allerlei politische,
wirtschaftliche oder historische Prozesse, sondern für den Verlauf der Ereignisse jeder Art
[27, S. 84-89].
2.4.2. Substitution und Reduktion als Mittel phraseologischer Derivation
Neben dem Ausbau des phraseologischen Bildes sind auch für die Dynamik des
phraseologischen
Bestandes
einer
Sprache
Modifikationen
relevant,
die
durch
Veränderungen im lexikalischen Komponentenbestand der Phraseologismen entstehen, bei
denen die bildliche Ebene keine dominante Rolle spielt. Zu den produktivsten Mechanismen
gehören laut Korpus die Substitution, bei der eine oder mehrere Komponenten der
phraseologischen Basis ausgetauscht werden und die Reduktion, für die das Weglassen einer
oder mehreren Komponenten charakteristisch ist [38].
Bei der Untersuchung der Substitution im Hinblick auf die Derivationsproduktivität
ließ sich
ein Zusammenhang
zwischen
der
Art der Beziehungen
zwischen
den
Substitutionspartnern und der Usualisierungstendenz beobachten. In erster Linie werden
diejenigen Substitutionen usuell, die keine besonderen semantischen Effekte aufwiesen,
zum Beispiel wenn das Substitut und das Substituendum Synonyme sind oder
zumindest als kontextuelle Synonyme gelten. Diese Beobachtung anhand des zugrunde
44
liegenden Korpus bestätigt auch die von Burger geäußerte Meinung, dass solche
Substitutionen sich nur schwer von den Varianten unterscheiden lassen [20, S. 90].
Unter Substitution wird der Ersatz einer oder mehrerer Konstituenten eines
Phraseologismus verstanden, die jeweils die gleiche Position in der phraseologischen
Wortgruppe einnehmen. Substitution liegt also dann vor, wenn eine oder mehrere
wendungsinterne Komponente (Substitute) durch andere (Substituenden) ersetzt werden. Es
handelt sich um okkasionelle Bildungen, die im Gegensatz zu usuellen Variationen der
phraseologischen Einheit modifiziert sind.
Man kann diese Art der Modifikation auf dem Beispiel des Phraseologismus Teufel
an die Wand malen – "das Schlimmste befürchten; eine ungünstige Situation voraussehen;
übermäßig pessimistisch sein" betrachten, bei der die erste nominale Komponente durch
das Substantiv Gespenst ausgetauscht wurde:
- Dogs malte das Gespenst der Zweiklassenmedizin an die Wand: Nur die Reichen
können sich alle sinnvollen und oft lebensrettenden Behandlungsmethoden leisten, die
ihnen
wirklich Hilfe bringen.
Die Armen,
also
die
Patienten,
die
auf
die
wissenschaftliche Medizin eingeschränkt sind, müssen schlucken und mit sich machen
lassen, was diese jeweils gerade aktuelle Wissenschaft und Zweckmäßigkeit für richtig
hält.
- Herbert Becker, Repräsentant der Flughafen AG (FAG) mit sozialdemokratischem
Parteibuch, malte das Gespenst der Zweitrangigkeit von Frankfurt an die Wand – mit allen
damit verbundenen Folgen [48, S. 224].
Entsprechend der Beziehungen zwischen den Substitutionselementen kann man
unterschiedliche Arten der Substitution differenzieren. Wenn die Substitutionselemente in
einer paradigmatischen semantischen Beziehung zueinander stehen, spricht man von
paradigmatisch bedingter Substitution. Die Elemente können einer gemeinsamen
paradigmatischen semantischen Makrostruktur zugeordnet werden, z. B. Synonymie,
Antonymie, Hyperonymie. Die paradigmatisch bedingte Substitution wird losgelöst vom
Textganzen verstanden. Die modifizierten Einheiten fungieren als Synonyme bzw.
45
Antonyme und lassen sich somit einem semantischen Idiomfeld zuordnen, während bei der
textgebundenen Substitution der Ersatz der einen oder mehrerer Komponenten außerhalb des
Textes kaum verstanden wird.
Textgebundene Substitution wird im Vergleich zu paradigmatisch bedingten beinahe
ausschließlich im nominalen Komponentenbestand vollzogen. Bei der textgebundenen
Substitution
gibt
es
zwischen
den
Substitutionselementen
keine
systemhafte
Bedeutungsbeziehung: "Der Unterschied zwischen Basis und Modifikation kann hier folglich
nicht in der Bedeutung liegen" [28, S. 323]. Diese Modifikation ist nur im Text zu
erschließen, außerhalb des Textes kann sie nicht erkannt werden. Anstelle der erwarteten
steht in der phraseologischen Einheit ein Element, das mit der Einheit wenig zu tun hat, aber
im Textzusammenhang verständlich ist. Wie man das unten stehende Beispiel entnimmt,
wird die phraseologische Bedeutung der Einheit trotz der Substitution der Komponenten
problemlos erschlossen: der Hecht im Karpfenteich sein – "ein Unruhestifter sein; eine
besondere / führende Rolle spielen", z.B.: Die Darstellung vieler alter und neuer
Präsentatoren vor den Sommerferien löst nur bedingt positive Gefühle aus, keine
entspannenden in der Wahrnehmung des Panoramas im Schweizer Eishockey. Mit Fredy
Egli schwimmt kein Egli, sondern ein Hecht in den Eishockey-Teich, Figur von
selbstständigem Charakter, der interne Demarkationslinien nötigenfalls überschreiten wird
und im sportpolitischen Komplex mehr Gewicht anstrebt [38, S. 92].
Die Effektivität der Substitution lässt sich dadurch erklären, dass der Austausch
bestimmter Konstituenten der phraseologischen
Einheit entweder die Expressivität des
Ausdrucks steigert oder neue semantische Aspekte in die Wendung einbringt. Als Folge
können die neuen Phraseologismen als Derivate bestimmte Nominationsnischen füllen.
Unter Reduktion versteht man "kontextbedingte Weglassung im wendungsinternen
Komponentenbestand, nicht aber Reduktionen im wendungsexternen Aktantenpotential von
verbalen Phraseolexemen" verstanden [50, S. 146]. Die Reduktion liegt also dann vor, wenn
eine oder in wenigen Fällen mehrere wendungsinterne oder wendungsexterne obligatorische
Komponente der idiomatischen Einheit in einem bestimmten Textzusammenhang
46
weggelassen werden. Der Textproduzent kann auf bestimmte Komponente der Einheit
verzichten, ohne die wendungsexterne Struktur zu beeinträchtigen. Die im Prozess der
Reduktion auf bestimmte Komponente reduzierte Einheit muss daher auf die ursprüngliche
nicht reduzierte phraseologische Wendung schließen lassen. Die verbliebenen Komponenten
stellen den Kern der idiomatischen Einheit dar. Dieser Kern steht als formale "Kurzform"
bzw. "Vertreter" der phraseologischen Einheit, der auf der inhaltlichen Ebene die Einheit
erkennen lässt.
Die Reduktion des Komponentenbestandes eines Phraseologismus, die zur
Entstehung neuer fester Wendungen führt, geschieht hauptsächlich auf der Basis verbaler
phraseologischer Einheit durch Auslassung verbaler Komponenten. Ein solcher Prozess ist
bei den semantisch teilbaren Phraseologismen zu beobachten, wenn die abgesonderten
Konstituenten syntaktische und semantische Autonomie erlangen, aber gleichzeitig eine
Teilbedeutung des ursprünglichen Phraseologismus beibehalten [20, S. 92].
Je nach dem welche Komponente reduziert wird, unterscheidet man folgende Arten
der Reduktion:

Reduktion um eine verbale Konstituente;

Reduktion um eine nominale Konstituente;

Reduktion im externen Teil der phraseologischen Einheit.
Allen Reduktionen ist gemeinsam, dass der verbliebene formale Kern der
phraseologischen Einheit ihre Bedeutung erkennen lässt. Dieser setzt auch formale und
semantische Grenzen, wie weit die Modifikation gehen kann. Reduktionen sind besonders im
Titelbereich zu finden. Wesentlich seltener kommen sie im Haupttext vor. Da der sprachliche
Kontext im Titelbereich relativ begrenzt ist, stellt die Reduktion der idiomatischen Einheit
eine Art Rätsel dar, das im Haupttext gelöst wird. Die kontextbedingte Weglassung der
Komponente setzt beim Textrezipienten eine hohe Sprachkompetenz voraus. In den meisten
Fällen werden Reduktionen im Bereich der verbalen Komponenten vollzogen. Durch die
Kürze des Ausdrucks wird auf Grund des Kontrastes mi der Grundform der idiomatischen
Einheit erhöhte Expressivität erreicht [37].
47
2.4.3. Grammatische Modifikationen
Formale Modifikationen dieser Art liegen dann vor, wenn wendungsinterne
Komponenten
im
nominalen
und
verbalen
Komponentenbestand
grammatischen
Veränderungen unterliegen, wobei diese Abwandlungen nicht usuell sind. Es geht dabei um
Veränderungen, die im Artikelgebrauch, im Numerus der wendungsinternen Nomina, in der
Nominalisierung, der Steigerung und der Attribuierung der phraseologischen Einheit liegen
[50, S. 149]. Sie fallen in den Bestand der sog. strukturellen Variationen. Dies betrifft vor
allem die grammatische Kategorie des Numerus substantivischer Konstituenten, Variationen
im Gebrauch von Präpositionen und Artikeln sowie Komparation der adjektivischen
Komponenten. Dass sie hier als grammatische Modifikation fungieren, liegt daran, dass sie
textgebunden und nicht durch lexikographische Kodifizierung gesichert sind.
Mit dem Wechsel des bestimmten in den unbestimmten Artikel wird nicht selten der
semantische Effekt der Konkretisierung bzw. Spezifizierung angestrebt, z.B. mit Zuckerbrot
und Peitsche
- "Konzept von Belohnung und harter Bestrafung": Die USA haben die
Entscheidung des türkischeb Parlaments begrüsst. Washington hatte abwechselnd mit dem
Zuckerbrot und mit der Peitsche Druck auf Ankara ausgeübt, um die Regierung dazu zu
bringen, mindestens 10000 türkische Soldaten in den Irak zu schicken [48, S. 226].
Zu den grammatischen Modifikationen gehört auch der Wechsel der Singular- in die
Pluralform eines wendungsinternen Nomens: etwas ist ein Buch mit sieben Siegeln – "etwas
Unverständliches / Unbekanntes; etwas, von dem man nichts versteht / weiß", z.B.: die
Aussagekraft japanischer Bilanzen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert,
und Büchführungsregeln sind immer mehr an internationale Standarts angeglichen worden.
Der Nachholbedarf war groß. So galten Geschäftsabschlüsse während Jahrzehnten nicht
ohne Grund als Bücher mit mehr als nur sieben Siegeln… [38, S. 107].
Bei der Nominalisierung der verbalen Komponente wird die verbale Komponente
nominalisiert und als nominale idiomatische Gruppe oder als Kompositum in den Text
eingebettet. Dass solche Lexeme wie Vabanquespiel und Stubenhocker im Gegensatz zu
Süßholzraspeln nicht in den Bereich der Modifikationen fallen, liegt daran, dass sie
48
lexikographisch als Komposita kodifiziert sind. Dagegen fungieren solche idiomatischen
Einheiten wie Gang nach Kanossa bzw. Streit um des Kaisers Bart auf Grund ihrer
lexikographischen Kodifizierung als substantivische idiomatische Einheiten und sind als
Varianten ihrer verbalen "Entsprechungen" (nach Kanossa gehen, um des Kaisers Bart)
aufzufassen [33, S. 143–147].
Zum Schluss muss es betont sein, die Analyse der formalen Modifikationen hat ergeben,
dass an den Komponenten der Einheiten verschiedenste grammatische Veränderungen
vorgenommen werden. Durch grammatische Modifikationen wird ähnlich wie bei anderen
Modifikationsverfahren eine Intensivierung bzw. Abschwächung der phraseologischen
Bedeutung und eine text- und informationsverdichtende Wirkung durch Attribuierung und
Nominalisierung angestrebt.
2.4.4. Expansion als Mittel der phraseologischen Derivation
Unter Expansion wird die Erweiterung des Komponentenbestandes um ein oder
mehrere Elemente verstanden. Eine Expansion liegt dann vor, wenn der wendungsinterne
Komponentenbestand kontextbedingt durch wendungsfremde Elemente erweitert wird [50, S. 149].
Die Expansion umfasst verschiedene Modifikationsverfahren. Die phraseologische Basis kann
durch ein adjektivisches, adverbiales oder substantivisches Attribut expandiert werden. Diese
Verfahren unterliegen jedoch Einschränkungen semantischer Art. Phraseologische Einheit
kann durch adjektivische Attribute erweitert werden. In diesen Fällen bekommt eine der
nominalen Komponenten der Redewendung ein Adjektivattribut.
–
Kastanien aus dem Feuer holen "eine unangenehme Arbeit für jmdn. übernehmen"
– Angesichts dieser Aufsplitterung im gegnerischen Lager sieht nun aber die SP, die bisher
immer für eine brüderliche Verteilung der Ständeratsmandate zwischen links und rechts
plädiert hat, nicht mehr ein, weshalb ausgerechnet sie den Freisinnigen die schon ziemlich
verkohlten Kastanien aus dem Feuer holen und auf eine Beteiligung am zweiten Wahlgang
verzichten sollte [45, S. 95].
49
–
für jmdn. eine Lanze brechen / einlegen "für jmdn. eintreten, sich für jmdn.
einsetzen" – In seiner Redaktion auf die Verhaftung von Russlands erfolgreichstem
Unternehmer hat Präsident Putin am Montag die Regierung aufgefordert, innert zweier
Wochen Vorschläge zur verstärkten Korruptionsbekämpfung zu machen, und eine
rhetorische Lanze für unabhängige Justizorgane gebrochen. Wie Recht er doch hat! [45, S.
95].
Zu dem Bereich werden auch solche Fälle gerechnet, bei denen durch die
Erweiterung um ein wendungsfremdes Element eine Intensivierung oder Abschwächung der
idiomatischen Einheit vorliegt, ohne dass die Elemente textorganisierend bzw. -bildend und
kontextabhängig sind. Man spricht an dieser Stelle von einer "Tendenz zur Usualisierung"
und zieht solche Erweiterungen im weitesten Sinne aufgenommen, weil sie inhaltlich
intensivierend bzw. abschwächend wirken und die Einheit in vielen Fällen formal
modifizieren, weil neue Elemente in ihre Struktur aufgenommen werden [50, S. 142].
–
ein unbeschriebenes Blatt sein "bekannt sein, erfahren sein, Kenntnisse
besitzen" – In der Tat war Kircher in Großbritannien, ist er hier doch mit Gemälden in
öffentlichen und privaten Sammlungen nur schwach vertreten, bisher ein erstaunlich
unbeschriebenes Blatt [45, S. 96].
–
jmdm. einen Denkzettel verpassen "Vergeltung üben, mit jmdm. abrechnen" – Das
vorherrschende Gefühl in der FDP war indessen stille Erleichterung, dass der Parteitag
seine Funktion als Ventil für den Unmut der Basis erfüllte und mit einem relativ milden
Denkzettel für die Führung über die Bühne ging [45, S. 96].
In den Grenzbereich fallen ebenfalls solche "Erweiterungen", die zwar intensivierend
bzw. abschwächend wirken, aber formal außerhalb der phraseologischen Wendung vollzogen
werden:
–
den Gürtel enger schnallen "sich in seinen Bedürfnissen einschränken" – Vor
mehr als 15 Jahren haben wir den Zenit unseres Wohlstandes überschritten. Statt schon früh
den Gürtel um eine Position ein klein wenig enger zu schnallen und die Schmerzen erträglich
50
zu halten, leben wir alle seit langem auf Pump und weigern uns beharrlich, diese Wahrheit
einzugestehen [45, S. 96].
–
schlechte / gute Karten haben "gute / schlechte Erfolgsaussichten haben" –
Strategisch gesehen ist ebenfalls wenig zu gewinnen; Weißrussland ist bereits jetzt ein
Pufferstaat und ein Bollwerk gegen die Nato. Wichtiger aber ist, dass Lukaschenko in diesem
Spiel ganz einfach enorm schlechte Karten hat [45, S. 96].
Phraseologische Wendung kann durch ein substantivisches Attribut erweitert werden.
Bei dieser Art der Expansion geht es um das Hinzufügen eines Substantivs in Form eines
nachgestellten Genitivattributs.
–
den bitteren Kelch bis zur Neige leeren (müssen) "einem unvermeidlichen
Unglück entgegengehen müssen" – Dies beseitigt für den Patienten die beinahe teuflisch zu
nennende Spannung, ob er den Kelch des Leidens bis zur Neige leeren muss oder ob ihm
gewissermaßen ein "Notausgang" zur Verfügung steht [45, S. 96].
–
Öl ins Feuer gießen "einen Streit noch verschärfen, jmds. Erregung verstärken"
– Der französische Staatschef hütete sich, noch mehr Öl ins Feuer des Streites zwischen Paris
und Washington zu gießen, und sprach deshalb keine ausdrückliche Verurteilung der
Militäraktion aus [45, S. 97].
Nicht als Erweiterungen werden solche Bildungen betrachtet, bei denen die externen
Teile der stehenden Wortverbindung Leerstellen eröffnen, die obligatorisch durch einen
substantivischen Genitiv ausgefüllt werden, der direkt an die nominalen Basiskomponenten
des Phraseologismus angeschlossen wird, beispielsweise wie bei in jmds. Fahrwasser sein /
schwimmen, unter jmds. Ägide sein der Fall ist. Bei der Expansion um ein substantivisches
Attribut liegen oft als erweiternde Elemente auch Eigennamen und geographische Namen
vor:
–
jmdm. ein Dorn im Auge sein " jmdn. stören und ihm deshalb verhasst sein" –
Und ähnlich ging es Blättern im zweiten Glied; sowohl der dem britischen Premierminister
sklavisch ergebene "Daily Express", stets ein Dorn im Auge Tony Blairs, verkauften sich im
Februar weniger gut als zuvor [45, S. 97].
51
Noch eine Art der Expansion ist die Erweiterung der phraseologischen Einheit um
attributive Präpositionalgruppe, die an nominale Basiskomponente angeschlossen wird:
–
eine Scharte auswetzen "den Fehler wieder gut machen" [58, S. 613] – Die
Juniors haben damit vor dem Rückspiel am nächsten Mittwoch von Sao Paulo beste
Chancen, die immer noch unvergessene Scharte von 1963 auszuwetzen, als gegen das von
Pele angeführte Santos beide Spiele verloren gingen [45, S. 98].
–
jmdm. die Schuld in die Schuhe schieben "jmdm. unberechtigt die Schuld für etw.
geben" – Die Meinungen lassen sich im Wesentlichen in drei Richtungen bündeln. Eine erste
Gruppe hält es für verfehlt, der Administration von Chief Executive Tung Cheehwa die
Schuld am schlechten Wirtschaftsgang in die Schuhe zu schieben [45, S. 98].
Bei der Expansion durch Komposition mit einer nominalen Komponente der Einheit
geht es um die Erweiterung der nominalen Basiskomponente um ein wendungsexternes
Element:
–
von der Bühne abtreten "aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verschwinden"
– Es ist nicht anzunehmen, dass der irakische Herrscher-Clan die ihm gebotene Frist nutzen
wird, um sich von der Weltbühne zu verabschieden und sich ins Exil zu retten [45, S. 99].
–
einen Streit vom Zaun brechen "einen Streit beginnen, provozieren" [58, S. 699]
– Der Düsseldorfer Regierungschef, der vor sechs Wochen – mit durchaus richtigen
Argumenten übrigens – einen Koalitionsstreit vom Zaun gebrochen und wohl bisweilen,
ohne es jemals klar auszusprechen, mit dem Gedanke gespielt hatte, die Grünen aus der
Regierung zu drängen, ist auf der ganzen Linie gescheitert [45, S. 99].
Von der Expansion durch Komposition können auch adjektivische wendungsinterne
Basiskomponenten betroffen sein:
–
eine / keine weiße / reine Weste haben "nichts / etwas Unehrenhaftes getan
haben" – Erstens wird da suggeriert, die Schweiz habe in Sachsen LuftverkehrSubventionierungen eine blütenweiße Weste, was einfach nicht stimmt [45, S. 99].
Einige phraseologische Einheiten weisen doppelte Modifikation durch Erweiterung auf.
Dies sind Erweiterungen durch adjektivische und substantivische Attribute. Es handelt sich dabei
52
um Expansionen der wendungsinternen nominalen Basiskomponenten, bei denen ein
vorangehendes Adjektiv- und ein nachgehendes Genitivattribut bzw. ein der zweiten nominalen
Basiskomponente vorangehendes Adjektiv hinzugefügt werden:
–
in die Falle gehen "getäuscht werden, hereingelegt werden" – Ähnlich sünderhaft-
zerknirscht legt er seinen inneren Konflikt als Beobachter offen, der auf journalistischer Mission
ist, ohne diesem Pulk angehören zu wollen: Er sieht sich in die subtile Falle des Dünkels tappen
[45, S. 100].
–
Öl ins Feuer gießen "einen Streit noch verschärfen, jmds. Erregung verstärken"
– Mit der Bekanntgabe einer ersten konkreten Zahl über die Kostenfolgen des Krieges im
Irak dürfte die Administration Bush neues Öl in ein seit Monaten schwelendes Feuer
gegossen haben [45, S. 101].
Die Expansion umfasst verschiedene Verfahren der formalen Erweiterung der
idiomatischen Einheit. Die phraseologische Basis bleibt erhalten und wird zusätzlich um neue
kontextrelevante Elemente bereichert. Durch diese Substituenten entsteht eine neue Einheit, die
über
informationsverdichtende
Potenzen
verfügt.
Die
Erweiterungselemente
wirken
konkretisierend und spezifizierend.
2.4.5. Kontamination als besondere Bildungsform phraseologischer Einheiten
Unter Kontamination wird gewöhnlich die formale Verschmelzung von zwei oder
mehreren usualisierten idiomatischen Einheiten zu einer neuen verstanden. Einerseits kann die
wortspielerische Verschmelzung als Sonderform der Erweiterung betrachtet werden [33, S. 210],
andererseits muss aber gesagt werden, dass bei Kontamination oft Komponenten in ihrem
Bestand reduziert und durch Komponenten einer anderen idiomatischen Einheit expandiert
werden, die ferner auch durch andere Elemente erweitert werden. Die Kontamination ist von
der wortspielerischen Häufung idiomatischer Einheiten zu trennen, da bei der Kontamination
die Einheiten mit- und ineinander verflochten sind [45, S. 112].
– jmdm. ein Dorn im Auge sein "jmdn. stören und ihm deshalb verhasst sein" / in die
Augen stechen "auffallen, nicht zu übersehen sein" –"Arafats Mann in New York", derjenige
53
Amerikaner, der der proisraelischen Lobby in den USA der stechendste Dorn im Auge war,
hat sich nach Oslo zu einem von Arafats scharfsinnigsten Kritiker gewandelt [58, S. 112].
– jmdn. an die Nase herumführen "jmdn. täuschen, irreführen" [34, S. 509] / sich
goldene Nase verlieren "sehr viel Geld verlieren" [58, S. 508] – "Bitte keinesfalls das Ende
verraten", steht auf dem roten Beipackzettel der Pressenmappe; das Publikum soll sich ja nicht
betrogen fühlen. Deshalb nur so viel: Hier führt jeder jeden an die Nase herum, um sich eine
goldene zu verlieren [45, S. 112].
Schlussfolgerungen zum Kapitel II.
Die phraseologische Derivation als Prozess der Bereicherung des phraseologischen
Bestandes vollzieht sich im Wesentlichen über die Variation. Die phraseologische Variation
wird zur Derivation, wenn sie sich nicht auf syntaktische und morphologische
Veränderungen einzelner Komponenten beschränkt, sondern in den Komponentenbestand
eingreift.
Die Geschichte der Bildung von Phraseologismen-Derivaten ist schon in den Arbeiten
von F. I. Buslajev, O. O. Potebnja beschrieben, die auf die Stabilität der phraseologischen
Einheit eingehen und behaupten, dass die Veränderung die Ganzheit des Inhalts nicht
beeinflusst.
Es gibt verschiedene Mittel der phraseologischen Derivation. Die wichtigsten sind
Ausbau des phraseologischen Bestandes, Substitution, Reduktion, Expansion, grammatische
Modifikationen und Kontamination.
Die Arten der phraseologischen Derivation sind auch von großem Interesse. Unter
Umverteilung, Variation und Erweiterung betrachten die Wissenschaftler auch Aussonderung
der Komponenten einer festen Wortverbindung, was zum Thema unserer Erforschung gehört.
Deshalb untersuchen wir diese Frage im nächsten Kapitel.
54
Kapitel III. Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung
Viele Wissenschaftler beschäftigten sich mit der Untersuchung von den
Phraseologismen-Derivaten. B. A. Larin betrachtete die Entwicklung der festen
Wortverbindungen und war der Meinung, dass Aussonderung von den Komponenten der
Sprichwörter in eine selbstständige PE nur dann möglich ist, wenn wir Aussonderung von
dem semantischen Kern der Sprichwörter in Acht nehmen.
N. M. Shanskij nannte diese Erscheinung als „Verkürzung der phraseologischen
Wendungen“ oder „Ellipse“. Infolge der Verkürzung werden die festen Kombinationen der
Wörter ausdrucksfähiger aus der stilistischen Hinsicht und bequemer aus der Hinsicht ihrer
Forschungen in der dynamischen Umgangssprache [8, S. 47].
Der Begriff "Aussonderung" verwendete zum ersten Mal A. W. Kunin. Er zählte
diesen Prozess der Bildung neuer PE zu dem allgemeinen Prozess der phraseologischen
Derivation, zusammen mit der Bildung von den Zusammensetzungen, Homonymen, neuen
Wörtern und PE auf dem Grund der Sprichwörter [14, S. 123].
Es sei betont, dass Aussonderung ein komplizierter Prozess der semantischen und
strukturellen Änderungen der festen Wortverbindungen ist. In diesem Fall beobachtet man
die semantische Bereicherung von den aussonderten Komponenten durch die Bedeutung der
ganzen PE. Dann bekommen diese Komponenten solche Bedeutung, die abstrakter im
Vergleich zu der ursprünglichen Wortverbindung ist.
Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung bedeutet, dass
aussonderte Komponenten
emotionale und globale Bedeutung durch Abtrennung von den
Komponenten der bildenden PE erwerben. Sie haben Tendenz zur Verstärkung der
verallgemeinert-metaphorischen Bedeutung: Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts – mein
Name ist Hase [65, S. 67].
55
3.1. Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung in einem
einfachen Satz
Bei der Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung spricht man
über Aussonderung der Anfangs- und Endkomponenten. Das untersuchende Material besteht
aus festen Wortverbindungen, die als Basis für die Bildung der Phraseologismen durch
Aussonderung der Komponenten mit der syntaktischen Struktur des einfachen und
zusammengesetzten Satzes dienen.
Aussonderung der Anfangskomponenten in einem einfachen Satz ist eine zweistufige
und lineare Derivation: FW → PE → PE. Hier führt man solches Beispiel: Phraseologismus
ein stilles Wasser – j-d, der seine inneren Gefühle und Ansichten nicht zeigt. In vielen
Wörterbüchern findet man solches Sprichwort Stille Wasser sind tief und auch andere, wie
z.B. "stille Wasser": Stille Wasser haben tiefen Grund; Stille Wasser gründen tief; Stille
Wasser fressen tief; Stille Wasser fressen Grund [39; 56; 69].
Die Bedeutung dieser Sprichwörter ist mit der Bedeutung des abgeleiteten
Phraseologismus verbunden. Die Aussonderung der Anfangskomponenten ist auch damit
verbunden. Diese Komponenten dienen als Träger des semantischen Kerns: ein stilles
Wasser und entsprechende Spezialisierung der Semantik von dem Phraseologismus-Derivat.
In diesem Fall ist Phraseologismus-Derivat mit der Hilfe der stehenden
Redewendung Stille Wasser sind tief
gebildet. Dieser Phraseologismus bekommt auch
andere grammatische Gestaltung durch den Einfluss dieser grammatischen Beziehungen, die
als Resultat der Aussonderung entstehen. Der Phraseologismus bezeichnet Subjekt der
Handlung: Er ist ein stilles Wasser (ein, ruhiger, verschlossener Mensch) [57, S. 711].
Die feste Wortverbindung "Nun hat die Liebe Seele Ruh!" – ist auf Grund des
biblischen Zitats – "Liebe Seele … habe nun Ruhe, iss und trink und habe guten Mut"
gebildet. Die Anfangskomponenten sonderten aus und bekamen eine indirekte Bedeutung.
Diese Wortverbindung verbreitete sich in der Umgangssprache im 19. Jh. Man gebrauchte
sie in einer scherzhaften Form: "Jetzt hat er seinen Baukasten, und nun hat die liebe Seele
hoffentlich Ruh" [65].
56
Aussonderung der Endkomponenten in einem einfachen Satz ist eine einstufige
lineare Derivation: FW → PE. Diese Art der Aussonderung zeigen solche Beispiele: des
Pudels Kern - der wahre / eigentliche Sachverhalt; des Rätsels Lösung, auf dem Grund eines
Zitats aus dem Buch von J.W. Goethe "Faust": "Das also war des Pudels Kern! "; der
langen Rede kurzer Sinn - Um es kurz zu machen: ...; Um es zusammenzufassen, z.B. "Was
ist der langen Rede kurzer Sinn?"
Alle diese Phraseologismen sind durch Aussonderung der Endkomponenten von den
angeführten festen Wortverbindungen gebildet. Diese Phraseologismen-Derivate realisieren
ihre Bedeutung bei der getrennten Benutzung. Sie sondern sich ab und werden selbst als feste
Wortverbindungen betrachtet [8, S. 58–59].
Auch ein weiteres Beispiel ist die feste Wortverbindung: Es ist alles in Butter – es ist
alle in bester Ordnung, d.h. es ist alles mit guter Butter zubereitet, nicht mit billigerem Fett.
Wahrscheinlich versteckt sich hinter der in Berlin aufgekommenen Redewendung der
Konkurrenzkampf zwischen Butter und Margarine, die erst nach 1875 fabrikmäßig in
Deutschland hegestellt und vor allem nach dem 1. Weltkrieg im deutschen Haushalt
eingeführt wurde [65, S. 286].
3.2. Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung in einem
zusammengesetzten Satz
Phraseologismen-Derivate entstehen durch Aussonderung der Komponenten einer
festen Wortverbindung in einem zusammengesetzten Satz: das sind Satzreihe und
Satzgefüge. In einem Satzgefüge betrachten die Wissenschaftler Aussonderung der
Anfangskomponenten eines Nebensatzes und Endkomponenten eines Hauptsatzes.
Aussonderung der Angangskomponenten eines Nebensatzes ist eine zweistufige und
lineare Derivation: FW → PE → FW. Diese Art der Bildung einer festen Komponente kann
man auf Grund solcher phraseologischen Einheit wes Geistes Kind betrachten. Diese
phraseologische Einheit ist ein Zitat aus der Bibel, wo Jesus spricht: "Wisset ihr, welches
Geistes Kind ihr seid?" – die Menschen und ihre Gedankenwelt genau kennen. Dieses Zitat
57
hat einige semantische Eigenschaften eines geflügelten Wortes – zusätzliche Bedeutung des
Hinweises auf die Quelle (Bibel). Die Anfangskomponenten des Nebensatzes tragen eine
verallgemeinernd-metaphorische Schattierung. Eine Komponente der phraseologischen
Einheit ändert auch ihre grammatische Form, das hängt wahrscheinlich vom Wohlklang ab:
Welches Geistes Kind – wes Geistes Kind [8, S. 80].
Dieses Phraseologismus-Derivat dient als eine sprachliche Einheit, die die Menschen
oder verschiedene Prozesse charakterisiert. Dadurch entstehen solche Möglichkeiten zum
Gebrauch des Phraseologismus: "Wir merken bald, wes Geistes Kind er ist" – wie er ist [66,
S. 637]; "Wir haben schon gemerkt, wes Geistes Kind er ist" – welches geistige Niveau er
hat [70, S. 562].
Aussonderung der Endkomponenten eines Hauptsatzes ist eine dreistufige lineare
Derivation: FW→PE→PE→FW:
1. Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung: FW→PE;
2. Variation der verbalen Komponenten einer phraseologischen Einheit: PE→PE;
3. Erweiterung des Aufbaus von den Komponenten einer phraseologischen Einheit:
PE→FW.
Dabei ist die phraseologische Einheit das Kind mit dem Bad ausgießen – gedankenlos
mit dem Schlechten auch das Gute wegwerfen, mit dem Unrichtigen auch das Richtige
verwerfen zu erwähnen. Diese phraseologische Einheit lautet noch das Kind mit dem Bade
ausschütten. Die Redensart ist schon bei Luther bezeugt: "Man soll das kindt nicht mit dem
Bad ausgießen" [57, S. 491].
Diese phraseologische Einheit bekam ihre Verbreitung in verschiedenen Büchern von
Brant S. Er verwendete sie bei solchem Ausspruch: "Wen man den rechten Brauch und
Missbrauch miteinander aufhebt und ein Gespött daraus macht, das heißt, Zaum und Sattel
mit dem Pferd zum Schinder führen, das Kind mit dem Bad ausschütten. " Dieser Satz besteht
aus einem Nebensatz: Wen man den rechten Brauch und Missbrauch miteinander aufhebt
und ein Gespött daraus macht; und einem Hauptsatz, der zwei Struktureinheiten hat: das
heißt, Zaum und Sattel mit dem Pferd zum Schinder führen, das Kind mit dem Bad
58
ausschütten. Bei der Verwendung in der Sprache sondert die phraseologische Einheit das
Kind mit dem Bad ausgießen aus. Das hängt davon ab, dass sie sehr verbreitete assoziative
Verbindungen hat.
In der zweiten Stufe sind die Variationen der verbalen Komponenten zu betrachten:
ausgießen und ausschütten. Die phraseologische Einheit bekommt neue konnotative
Bedeutung. Den Phraseologismus gebraucht man auch in der Umgangssprache. Danach wird
diese phraseologische Einheit zu einer festen Wortverbindung. Später entsteht auch in der
Sprache ein neues Sprichwort mit einem neuen Inhalt: Man muss das Kind nicht mit dem
Bade ausschütten [8, S. 54].
3.3. Aussonderung der Komponenten einer verbalen festen Wortverbindung
Eine Art von der Entstehung der Phraseologismen mit Hilfe von der phraseologischen
Derivation ist die Aussonderung der Komponenten einer verbalen festen Wortverbindung. In
diesem Fall handelt es sich um die Aussonderung der Anfangs-, Mittel- und
Endekomponenten.
Aussonderung der Anfangskomponenten ist eine einstufige lineare Derivation:
PE→PE. Hier können wir die feste Wortverbindung wie ein Dieb in der Nacht als Beispiel
anführen. Dieser Phraseologismus stammt aus der Bibel: "Soll der Tag des Herrn wie ein
Dieb in der Nacht kommen" und bedeutet ganz heimlich. Die Anfangskomponenten dieses
Ausdrucks benutzt man weiter als einen selbstständigen Phraseologismus und verwendet
ohne
der
verbalen
Komponente
"kommen".
Durch
die
Aussonderung
der
Anfangskomponenten in einer selbstständigen Wortverbindung kann dieses Phraseologismus
mit anderen Verben gebraucht werden, was zur Verstärkung der expressiven Schattierung
führt: "So spät darf ich nach Hause nicht kommen. Ich kann das nur so machen, dass ich wie
ein Dieb in der Nacht über das Dach des Gartenhauses klettere und dann durch das Fenster
in mein Zimmer gelange." Die Handlung bezieht sich nicht nur auf die Lebewesen: "Das
Unglück kam wie ein Dieb in der Nacht." – das bedeutet unverhofft, oder "Die Krankheit
kam wie ein Dieb in der Nacht" – das bedeutet überraschend [24, S. 145].
59
Aussonderung der Mittelkomponenten ist eine zweistufige lineare Derivation:
1. Aussonderung der mittleren Komponenten: PE→PE;
2. Variation der nominalen Komponenten: PE→PE.
Diese Art der Bildung einer festen Komponente kann man auf Grund solcher
phraseologischen Einheit vom Baum der Erkenntnis essen betrachten. Man verwendet sie in
einer indirekten Bedeutung in negativ gewendeter Form: "Er hat nicht vom Baum der
Erkenntnis gegessen" – er ist nicht sehr begabt.
Durch
Aussonderung
der
Mittelkomponenten
entsteht
eine
neue
feste
Wortverbindung Baum der Erkenntnis – der Baum im Paradies, von dem zu essen Adam und
Eva verboten war. Mit Hilfe der Variation gebraucht man viele Transformationen von dieser
FW. Die nominale Komponente "der Erkenntnis" ersetzt man sehr oft durch "des Lebens",
"der Menschheit": der Baum des Lebens (der Menschheit) [65, S. 128].
Aussonderung der Endekomponenten ist auch eine einstufige lineare Derivation:
PE→PE. Das passende Beispiel dabei ist ein Phraseologismus j-n über die Klinge springen
lassen – j-n töten, j-n wirtschaftlich vernichten, j-m mit Vorsatz zugrunde richten. Dieser
Phraseologismus bezeichnet die alte Tradition der Leibesstrafe. Der Verurteilte sollte das
Schwert, mit dem er später hingerichtet wurde, hinüberspringen. Deshalb gibt es die volle
Form der Einheit einen Kopf über die Klinge springen lassen. Heutzutage verwendet man
diese FW in der Bedeutung j-n töten: "Das Schloss wurde niedergebrannt, die Bewohner ließ
man über die Klinge springen. ", oder in der Bedeutung j-n wirtschaftlich vernichten: "Er hat
seinen Konzern nur dadurch aufbauen können, dass er alle Rivalen über die Klinge hat
springen lassen" [67, S. 321].
Aussonderung der Anfangs- und Endekomponenten ist eine einstufige lineare
Derivation: PE→PE. In vielen Sammelbändern finden wir die Worte aus der Bibel, die als
geflügelte Worte dienen: "sein Licht vor den Leuten leuchten lasse". In den Wörterbüchern
gibt es eine Wortverbindung, die keine Mittelkomponenten hat: "vor den Leuten": sein Licht
leuchten lassen – sein Talent, seine besondere Fähigkeiten zeigen, zur Geltung bringen, seine
60
Kenntnisse ausbreiten, seine Kenntnisse, Verdienste bewusst zur Geltung bringen. Dieses
Beispiel ist mit Hilfe der Aussonderung der Anfangs- und Endekomponenten gebildet.
Zum Schluss dieses Unterkapitels sei es hervorgehoben, dass viele neue
phraseologische Einheiten mit Hilfe der Aussonderung der Komponenten einer festen
Wortverbindung entstehen. Sie bekommen emotional bewertende Bedeutung und stellen
deutlicher verschiedene Charakterzüge, Gegenstände, Gefühle dar.
Schlussfolgerungen zum Kapitel III.
Aussonderung ist ein komplizierter Prozess der semantischen und strukturellen
Änderungen der festen Wortverbindungen. In diesem Fall beobachtet man der semantische
Bereicherung von den aussonderten Komponenten durch die Bedeutung der ganzen PE.
Dann bekommen diese Komponenten solche Bedeutung, die abstrakter im Vergleich zu der
ursprünglichen Wortverbindung ist.
Als besonders produktiv für phraseologische Derivation erweisen sich einerseits
substituierte und reduzierte Wendungen und andererseits Modifikationen, die durch den
Ausbau des phraseologischen Bildes entstehen. Mit der Hilfe Aussonderung entstehen neue
Phraseologismen und dazu auch neue Bedeutungen, die den Wortschatz bereichern. Durch
Aussonderung werden im Text neue Informationen eingebracht. Die phraseologische
Bedeutung wird zwar nicht aufgehoben, unterliegt aber in vielen Fällen einer
Konkretisierung bzw. Eingrenzung.
Aussonderte Komponenten können sowohl in einem einfachen, als auch in einem
zusammengesetzten Satz verwendet werden. Neue feste Wortverbindungen entstehen durch
Aussonderung der Anfangs-, Mittel und Endekomponenten des Satzes. Sie sind dann
emotional gefärbt und bringen auch neue Schattierungen in Bedeutung bei.
61
Schlussfolgerungen
Die Phraseologie erfreut sich seit Anfang der siebziger Jahre eines wachsenden
Interesses vor allem in der europäischen Linguistik. Phraseologismen können Bedeutung und
Satzgliedrolle von Wörtern übernehmen und sind somit zur Benennung und Kommunikation
geeignet. Sie sind ein Mittel zur Erweiterung des Wortschatzes, zur Verarbeitung der Welt in
menschlichen Sprachtätigkeit. Was vorzugsweise durch Phraseologismen verarbeitet wird,
sind mentale Größen, wie Emotionen, Einstellungen, Verhaltensweisen, man spricht deshalb
neuerdings vom mentalen Lexikon einer Sprache im Zusammenhang mit der Phraseologie.
In der vorliegenden Arbeit wurden Definitionen des Phraseologismus und der
phraseologischen Derivation ergänzt. Dabei haben wir auch die aktuellen Probleme der
Phraseologie und der phraseologischen Derivation festgestellt.
Im ersten Kapitel stellten wir fest, dass "Phraseologie" die allgemeine Bezeichnung
für alle Abweichungen von den "Integrationsregeln" bedeutungstragender Einheit zu einer
komplexen Einheit ist. Der Gegenstand der Phraseologie sind die Phraseologismen (feste
Wortverbindungen,
feste
Wortgruppen,
Idiome,
Redensarten,
Redewendungen).
Phraseologismen können als syntaktische Verbindungen von Wort-Komponenten bezeichnet
werden.
Wir untersuchten auch die wichtigsten Etappen der Entwicklung der Phraseologie als
einer linguistischen Disziplin. Danach brauchten wir auch die Merkmale eines
Phraseologismus zu erforschen um den Unterschied zwischen einem Phraseologismus und
einer einfachen Wortverbindung zu kennen. Wir stellten auch die verbreiteten
Klassifikationen der Phraseologismen dar. Das sind semantische, funktionale, lexikalischsyntaktische, strukturell-semantische Klassifikationen.
In unserer Arbeit beschäftigten wir uns weiter mit der phraseologischen Derivation
und haben festgestellt, dass Phraseologische Derivation ein Weg der Entwicklung des
phraseologischen Bestandes einer Sprache ist. Sie geschieht durch semantische und
strukturelle Modifizierung der Phraseologismen, welche zur Ableitung eines neuen
Phraseologismus oder neuer Spracheinheiten führt. Die phraseologische Derivation als
62
Prozess der Bereicherung des phraseologischen Bestandes vollzieht sich im Wesentlichen
über die Variation. Die Geschichte der Bildung von Phraseologismen-Derivaten ist schon in
den Arbeiten von F. I. Buslajev, O. O. Potebnja beschrieben, die auf die Stabilität der
phraseologischen Einheit eingehen, und behaupten, dass die Veränderung die Ganzheit des
Inhalts nicht beeinflusst.
Es gibt verschiedene Mittel der phraseologischen Derivation. Die Wichtigsten sind
Ausbau des phraseologischen Bestandes, Substitution, Reduktion, Expansion, grammatische
Modifikationen und Kontamination.
Die Ursachen für Produktivität bestimmter Einheit können unterschiedlicher Natur
sein: Modeerscheinungen, die Beliebtheit des Ausdrucks oder dass er den Kern der Aussage
besonders gut trifft… Diese populären Wendungen funktionieren im Diskurs als eine Art
produktiver „Bildspender“ und ihre Abwandlungen können potentiell zur Entstehung einer
neuen festen Wortverbindung führen. In der Regel sind die neuen PE durch das Bild mit der
phraseologischen Basis eng verwandt, sie enthalten jedoch neue Bedeutungsaspekte.
Was Substitution angeht, sie liegt dann vor, wenn eine oder mehrere wendungsinterne
Komponente (Substitute) durch andere (Substituende) ersetzt werden. Es handelt sich um
okkasionelle Bildungen, die im Gegensatz zu usuellen Variationen der phraseologischen
Einheit modifiziert sind. Die Reduktion liegt dann vor, wenn eine oder in wenigen Fällen
mehrere
wendungsinterne
oder
wendungsexterne
obligatorische
Komponente
der
idiomatischen Einheit in einem bestimmten Textzusammenhang weggelassen werden.
Bei den grammatischen Modifikationen geht es um Veränderungen, die im
Artikelgebrauch, im Numerus der wendungsinternen Nomina, in der Nominalisierung, der
Steigerung und der Attribuierung der phraseologischen Einheit liegen. Sie fallen in den
Bestand der sog. strukturellen Variationen. Dies betrifft vor allem die grammatische
Kategorie des Numerus substantivischer Konstituenten, Variationen im Gebrauch von
Präpositionen und Artikeln sowie Komparation der adjektivischen Komponenten.
63
Unter Expansion wird die Erweiterung des Komponentenbestandes um ein oder
mehrere Elemente verstanden. Eine Expansion liegt dann vor, wenn der wendungsinterne
Komponentenbestand kontextbedingt durch wendungsfremde Elemente erweitert wird.
Unter Kontamination wird gewöhnlich die formale Verschmelzung von zwei oder
mehreren usualisierten idiomatischen Einheiten zu einer neuen verstanden. Einerseits kann die
wortspielerische Verschmelzung als Sonderform der Erweiterung betrachtet werden,
andererseits muss aber gesagt werden, dass bei Kontamination oft Komponenten in ihrem
Bestand reduziert und durch Komponenten einer anderen idiomatischen Einheit expandiert
werden, die ferner auch durch andere Elemente erweitert werden. Die Kontamination ist von
der wortspielerischen Häufung idiomatischer Einheiten zu trennen, da bei der Kontamination
die Einheiten mit- und ineinander verflochten sind.
Die Arten der phraseologischen Derivation sind auch von großem Interesse. Unter
Umverteilung, Variation und Erweiterung betrachten die Wissenschaftler auch Aussonderung
der Komponenten einer festen Wortverbindung, was zum Thema unserer Erforschung gehört.
Deshalb untersuchen wir diese Frage im dritten Kapitel näher.
Aussonderung ist ein komplizierter Prozess der semantischen und strukturellen
Änderungen der festen Wortverbindungen. In diesem Fall wird die semantische Bereicherung
von den aussonderten Komponenten durch die Bedeutung der ganzen PE beobachtet. Dann
bekommen diese Komponenten solche Bedeutung, die abstrakter im Vergleich zu der
ursprünglichen Wortverbindung ist. Es ist auch sehr wichtig, dass aussonderte Komponenten
emotionale und globale Bedeutung durch Abtrennung von den Komponenten der bildenden PE
erwerben. Sie haben Tendenz zur Verstärkung der verallgemeinert-metaphorischen Bedeutung.
Die Phraseologismen-Derivate realisieren ihre Bedeutung bei der getrennten Benutzung. Sie
sondern aus und werden selbst als feste Wortverbindungen betrachtet.
Mit der Hilfe der Aussonderung entstehen neue Phraseologismen und dazu auch neue
Bedeutungen, die den Wortschatz bereichern. Durch Aussonderung werden im Text neue
Informationen eingebracht. Die phraseologische Bedeutung wird zwar nicht aufgehoben,
unterliegt aber in vielen Fällen einer Konkretisierung bzw. Eingrenzung. Aussonderte
64
Komponenten können sowohl in einem einfachen, als auch in einem zusammengesetzten Satz
verwendet werden. Neue feste Wortverbindungen entstehen durch Aussonderung der Anfangs-,
Mittel und Endekomponenten des Satzes. Sie sind dann emotional gefärbt und bringen auch neue
Schattierungen in Bedeutung bei.
65
Resümee
Die phraseologische Derivation nimmt nur einen kleinen Teil in den Bildungsarten
der Phraseologismen. Trotzdem enthält sie ein großes theoretisches und praktisches
Interesse. Sie hilft uns die konkreten Formen des Zusammenwirkens zwischen den
lexikalischen phraseologischen Eigenheiten der Sprache, zwischen den Systemen des
Wortbestandes und der Phraseologie nachvollziehen. Die phraseologische Derivation
erweitert die Wortschatzt.
Die Arbeit besteht aus 3 Kapiteln, die 72 Seiten umfassen, aus Einleitung,
Schlussfolgerungen zu den Kapiteln und zu der ganzen Arbeit, 2 Resümees in der deutschen
und ukrainischen Sprache und Literaturverzeichnis. In der Einführung sind die Aktualität, der
Gegenstand, das Objekt und die Aufgaben, das Ziel, die theoretische und praktische
Bedeutung der Arbeit begründet. Die Aktualität besteht darin, dass phraseologische
Derivation untersucht wurde. Diese Erscheinung ist heutzutage eine sehr intensiv
diskutierende Frage im Teilgebiet der Phraseologie ist. Das hängt von der Entwicklung der
modernen Linguistik und von dem Verständnis der sprachlichen Realien ab.
Im Kapitel I. "Die Entstehung der Phraseologie als einer linguistischen Disziplin"
sind die wichtigsten Etappen der Entwicklung von der Phraseologie als einer linguistischen
Disziplin, die wichtigsten Merkmale und Klassifikationen von den Phraseologismen
dargestellt. Wir führen auch einige Definitionen der Begriffe "Phraseologismus" und
"Phraseologie" an.
Im Kapitel II. "Phraseologische Derivation als Mittel der Bereicherung des
phraseologischen Bestandes" wurden die wichtigsten Funktionen der phraseologischen
Derivation ermittelt. Die Hauptmittel und Hauptarten der phraseologischen Derivation sind
auch festgestellt.
Im Kapitel III. "Aussonderung der Komponenten einer festen Wortverbindung"
untersuchen wir diese Art der phraseologischen Derivation in einem einfachen und einem
zusammengesetzten Satz. Untersuchungen gründen sich auf den Beispielen.
66
In den Schlussfolgerungen zu der ganzen Arbeit sind die Resultate der Untersuchung
zusammengefasst.
Schlüsselbegriffe der Arbeit: Phraseologismus, phraseologische Derivation,
Substitution, Reduktion, Expansion, Kontamination, Ausbau des phraseologischen Bildes,
grammatische Modifikation, Variation und Aussonderung der Komponenten einer festen
Wortverbindung.
67
Резюме
Фразеологічна деривація займає лише невелику частину серед видів творення
фразеологізмів. Не зважаючи на це, вона вміщує велике теоретичне та практичне
зацікавлення. Вона допомагає нам відтворити конкретні форми взаємодії між
лексичними фразеологічними одиницями мови, системою словникового складу та
фразеологією. Фразеологічна деривація збагачує лексичний склад мови.
Робота складається з 3-х розділів, які вміщують 72 сторінок, також зі вступу,
висновків до 3-х розділів та до всієї роботи, з 2-х резюме німецькою та українською
мовами, та списку використаної літератури. У вступі обґрунтовані актуальність,
предмет, об’єкт, цілі, завдання, теоретична та практична новизна роботи. Актуальність
полягає у дослідженні фразеологічної деривації. Це явище є сьогодні одним з
найбільш обговорюваних питань у галузі фразеології. Це залежить від розвитку
сучасної лінгвістики та від сприймання мовних реалій.
У першому розділі "Виникнення фразеології, як лінгвістичної дисципліни"
зображені найважливіші етапи розвитку фразеології, основні риси та класифікації
фразеологізмів. Ми також наводимо деякі визначення поняття "фразеологізм" та
"фразеологія".
У другому розділі "Фразеологічна деривація як один із засобів збагачення
фразеологічного складу мови" ми встановлюємо найважливіші функції фразеологічної
деривації. Розглянуті також найосновніші засоби та види фразеологічної деривації.
У третьому розділі "Виокремлення компонентів усталеного словосполучення"
ми досліджуємо цей вид творення фразеологізмів-дериватів у простому та складному
реченні. Дослідження проводяться на базі прикладів.
У висновках до всієї роботи підводяться підсумки результатів дослідження.
Ключові
субстантивація,
модифікація,
поняття
редукція,
контамінація,
словосполучення.
роботи:
фразеологізм,
розширення
експансія,
фразеологічна
фразеологічної
виокремлення
картини,
компонентів
деривація,
граматична
стійкого
68
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