WIRTSCHAFTLICHE POTENZIALE DER STREUOBSTVERWERTUNG IM RAUM GERERSDORF Anna Strasser Andrea Heidegger Projektleiterin: Ysper 2009/2010 Mag. Andrea Reber Fachspezifische Themenstellung Wirtschaftliche Potenziale der Streuobstverwertung im Raum Gerersdorf Trägerfach: Umweltökonomie und Abfallwirtschaft Anna Strasser Andrea Heidegger HLUW Yspertal 2009/2010 Projektleiterin: Mag. Andrea Reber 2 Inhaltsverzeichnis 3 Einleitung Diese Fachbereichsarbeit „ Wirtschaftliche Potenziale der Streuobstverwertung im Raum Gerersdorf“ beinhaltet die Bedeutung der Streuobstwiesen und Obstbaumreihen in der Region südliches Waldviertel. Wer heute durch die Kulturlandschaft in Gerersdorf wandert bemerkt die optische Vielfalt der Streuobstwiesen und Obstbaumreihen. Diese sind nicht nur wichtige Landschaftselemente, sondern sie haben auch einen bedeutenden kulturellen Wert. Blickt man 60 Jahre zurück so waren die Hausgärten in Gerersdorf relativ dicht mit Apfel- und Birnbäumen bepflanzt. Es wurde in nahezu jedem Haus Most und Schnaps, hauptsächlich für den Eigenbedarf und fallweise auch für den Verkauf hergestellt. Seit den frühen 1960er Jahren sind nicht nur viele Obstbaumbestände zurückgegangen, sondern großteils bleiben auch die Ernte im Herbst und die Verwertung des Streuobstes aus. Die Streuobstwiesen und Obstbaumreihen in Gerersdorf haben nicht nur einen hohen kulturellen und ökologischen Wert, sondern diese haben auch eine ökonomische Bedeutung. Die Obsternte kann durch unterschiedlichste Verwertungsmöglichkeiten weiterverarbeitet werden, wobei die Most- und Schnapsherstellung typische Verwertungsmethoden für Gerersdorf sind. Es ist besonders wichtig diesen ökonomischen Wert zu erkennen, denn dieser ist sozusagen verantwortlich für den Weiterbestand des Streuobstbaus. Diese Fachbereichsarbeit enthält mögliche Problemfelder und Ursachen für die mangelnde Streuobstverwertung in Gerersdorf. Weiters wird die Einsetzbarkeit verschiedener standortgerechter Sorten und die Wichtigkeit der Sortenkenntnis erläutert. Teil der Ergebnisse dieser Fachbereichsarbeit sind der Rentabilitätsvergleich von zwei Safterstellungsanlagen und der Kostenvergleich von konventionell hergestellten Apfel- oder Birnensaft und biologischen Apfel- und Birnensaft aus der Region südliches Waldviertel. Im letzten Teil der Fachbereichsarbeit werden Maßnahmenvorschläge für eine gemeinsame Streuobstverwertung in Gerersdorf erläutert. Eine Streuobstverwertung in Gerersdorf ist sehr vorteilhaft: Es wird nicht nur das Landschaftsbild verbessert, sondern es bleiben auch traditionelle Verwertungsmethoden erhalten, welche viele ökonomische Potenziale hervorrufen. 4 Introduction This project report entitled „economic harvest potentials of the sparse orchards in the region of Gerersdorf” contains useful information about the value of the sparse orchards in the region “Südliches Waldviertel”. When you take a walk in the region of Gerersdorf you will realize the optical diversity of the sparse orchards in the cultivated landscape. These sparse orchards aren´t just habitats in the landscape, they have also got an important cultural value. 60 years ago all the gardens in Gerersdorf were planted with apple and pear trees. Nearly every household produced cider and schnaps mainly for self-sufficience but sometimes the products even got sold. Since the early 1960ies many fruit tree populations decreased and the harvest in autumn didn´t happen. The sprase orchards in Gerersdorf haven´t only got an important cultural an ecological value, they have also got an economical importance for the region. The harvest can be used in different ways, for instance the cider and schnaps production which seem to be typical methods in Gerersdorf. It is very important to realize this economic value because it is necessary for the continued existence of the sprase orchards. This project report discusses possible causes and problems for the scarce harvest in Gerersdorf. Another issue is the knowledge about the different sorts which are in accordance with the location. Another part of the results are some calculations: average return method of two juice producing machines, cost comparison of conventional apple and pear juice with organic apple and pear juice. The last part of the project report contains some suggestions for a communal usage of the apple and pear harvest in Gerersdorf. The usage of the apple and pear harvest in Gerersdorf has got many benefits: The characteristic landscape is maintained and traditional utilization methods are kept upright. 5 Ursachenanalyse Streuobstwiese: Die Streuobstwiese ist eine traditionelle Obstbauform bei der verschiedene Obstbaumsorten auf einer Wiese stehen. Die Obstbäume verfügen über ein unterschiedliches Lebensalter. Die Zahl der Streuobstwiesen ging im 20. Jahrhundert immer mehr zurück. Seit den 80er Jahren ist jedoch wieder ein Umdenken zu verzeichnen. Streuobstbau bedeutet heute Hochstamm-Obstbau ohne Verwendung chemischer Behandlungsmittel wie Pestiziden oder Mineraldünger. Ein Obstbaum ist dann ein Hochstamm wenn die ersten Äste frühestens ab 1,80 Meter Höhe anfangen. Mögliche Ursachen für die nicht vorhandene Streuobstverwertung: Bevölkerung: Im Laufe der Jahre hat die Bevölkerungszahl in Gerersdorf stark abgenommen und manche Landwirtschaften wurden aufgelassen. Viele Häuser werden nur noch als Wochenendhäuser genützt. Da die meisten Bewohner von Gerersdorf berufstätig sind und da sich die Landwirte großteils auf Tierhaltung spezialisierten, kommt die Streuobstverwertung oft zu kurz. Die Streuobsternte und Streuobstverwertung nimmt also sehr viel Zeit in Anspruch und auch eine körperlich anstrengende Tätigkeit. Aufgrund der überwiegend älteren Bevölkerung in Gerersdorf, ist eine Streuobstverwertung für diese aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich. Obstbäume brauchen regelmäßige Pflege, zB. soll der Baumschnitt nicht ausbleiben. Richtiger Baumschnitt erfordert Fachwissen und das ist oft ein Grund, dass diese Pflegemaßnahme ausbleibt. Wirtschaft: Die Obstbestände in den Hausgärten in Gerersdorf sind massiv zurück gegangen, da sich der Obstbau ansich für viele Menschen nicht mehr rentiert. Die Obstpreise sind so gering, dass sich deshalb der Arbeitsaufwand für die Streuobsternte nicht bezahlt macht. Nur wenig der Landwirte in Gerersdorf besitzen die entsprechenden Maschinen zur Streuobstverwertung und deshalb kommt es zu keiner Verwertung. Die Obstgärten der einzelnen Landwirte sind nicht groß genug, sodass die Verwertung des eigenen Obstbaubestandes wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. 6 Gebietsbeschreibung Geografische Lage: Gerersdorf gehört zur Marktgemeinde Pöggstall im Bezirk Melk in Niederösterreich. Pöggstall liegt im südlichen Waldviertel und umfasst 58,86 Quadratkilometer, wobei 50,64 Prozent der Fläche bewaldet sind. Gerersdorf selbst liegt am Fuße einer Berglehne in 500m Seehöhe östlich von Pöggstall. Geschichte: Im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Noricum. Im österreichischen Kernland Niederösterreich liegend teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs. 1317 erscheint der Name Gerersdorf erstmals und bezeichnet Güter der Pfarre Weiten und des Stiftes Melk. Um 1374 sind Abgaben von 7 Häusern dokumentiert. Die Maissauer verliehen Zehente an Ranna und Zaissing (heute Ruinen) und an die Herren der Mollenburg. Die Zehentabgaben lassen sich auf Getreide- Obst- und sogar Weinbau schließen. 1769 hatte das Dorf 11 Häuser und gehörte noch zur Pfarre Weiten, 1779 wurde es nach Pöggstall eingepfarrt. 1950 fand man in jedem Hausgarten hinter den Häusern, relativ dicht gepflanzt vor allem Zwetschkenbäume, aber auch Apfel-, Birn-,und Kriecherlbäume. Es wurde in praktisch jedem Haus Most und Schnaps für den Eigenbedarf und fallweise auch zum Verkauf hergestellt. In den frühen 1960er Jahren wurden viele dieser Bäume gefällt, da das Verarbeiten des Obstes als zu mühsam empfunden wurde und zusätzlich gab es in den Häusern auch immer weniger Arbeitskräfte. Klima: Aufgrund des lebhaften Landesreliefs ist auch das Klima sehr unterschiedlich. Die Jahresmittel der Temperatur erreichen von 5°C in hohen Lagen, bis 7°C in Tallagen. Die Niederschläge reichen im langjährigen Durchschnitt von 700-800 mm pro Jahr und in Hochlagen bis zu 1000mm und höher. Der Ostrong gilt als >Regenfänger<. Geologie: Das Waldviertel gilt als südlicher Ausläufer der Böhmischen Masse und wird nach den vorherrschenden Gesteinstypen als Granit- und Gneishochland bezeichnet. Im Weitental, welches über die Senke von Pöggstall führt, herrschen Paragneise der sogenannten <Bunten Serie>. Paragneise sind aus Ablagerungsgestein hervorgegangen, die kleinräumig ebenfalls vorkommenden Orthogneise aus Granit. 7 Böden: Im Waldviertel überwiegen aufgrund des kühlen Klimas und des kalkfreien Gesteins, Braunerden. Diese sind nur mäßig fruchtbar. Die obere Schicht ist humushältig und darunter befindet sich eine Verwitterungsdecke (Ton, Lehm und Sand), gefolgt von dem Muttergestein. Die Braunerden im Waldviertel sind oft durch Podsolierung und Vergleyung verändert. Die geringe Fruchtbarkeit dieser Böden führt dazu, dass die Grünlandnutzung gegenüber dem Ackerbau überwiegt. Naturraum und Landwirtschaft: Einen wesentlichen Beitrag zum Landschaftsbild bildet die abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit Grünland, Äcker, Bäche und Wälder. Durch das abwechslungsreiche Höhenprofil (Senken, Kuppen) kommen die einzelnen Biotope besonders gut zur Geltung. Das Siedlungsgebiet in Gerersdorf grenzt unmittelbar an das Grünland, welches großteils landwirtschaftlich und Forstwirtschaftlich genutzt wird. Im südlichen Waldviertel wird Drei- und Vierfelderwirtschaft betrieben. Dabei wird der Anbau von Halmfrüchten und Blattfrüchten gekoppelt. Typisch >alteingesessene< Pflanzen sind zum Beispiel Hafer, Roggen, Erdäpfel und verschiedene Gemüsesorten. 8 Bedeutung der Streuobstwiesen und Obstbaumreihen im Raum Gerersdorf Ökologische Bedeutung: Obstbäume beleben nicht nur das Landschaftsbild, sondern sie sind auch für unser Auge eine Abwechslung in der sonst vielfach ausgeräumten Agrarlandschaft. Obstbäume haben eine wichtige ökologische Rolle, da sie einen Unterschlupf für zahlreiche Lebewesen und eine Brutstätte für Vögel darstellen. Auch zahlreiche Insekten nutzen die Pollen und den Nektar der Obstblüten. Streuobstweisen sind ein Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten und gehören damit zu den artenreichsten Biotoptypen in Mitteleuropa. Streuobstwiesen schwächen extreme Temperaturen ab und auch die Windgeschwindigkeit wird vermindert. Die Bodenerosion an Steilhängen und Hangschultern wird durch Baumbewuchs mit Wiesenuntergrund gemindert. Ökonomischer Nutzen: Der Weiterbestand der Streuobstweisen und Obstbaumreihen hängt großteils davon ab, ob diese Kulturform auch einen wirtschaftlichen Nutzen mit sich bringt bzw. davon ob die Bewirtschaftung zumindest kostendeckend ist. Folgende Formen der Streuobstvermarktung sind möglich: Verkauf des Obstes nach der Ernte, AbHofverkauf der Obstprodukte, Verkauf der Obstprodukte an Weiterverkäufer. Je nach Ausmaß der Vermarktung und Arbeitsaufwand richtet sich der Erlös der aus der Streuobstverwertung erzielt werden kann. Da in Gerersdorf der Großteil der Obstbestände Pressobst ist, bezieht sich dieser Teil auf das Pressobst. Grundsätzlich werden die Pressobstpreise vom Weltmarkt bestimmt. Einerseits durch die aktuellen Erntemengen in den großen Produktionsländern und andererseits durch die Konzentratmengen, welche sich am Markt befinden. Trotzdem gestaltet sich der Preis in Österreich sehr unterschiedlich. Oft decken die niedrigen Pressobstpreise nicht einmal die Erntekosten. Deswegen soll die oberste Forderung jene nach fairen Mindestpreisen für Pressobst sein. (zumindest 16 Cent pro kg) Um eine Streuobsternte wirtschaftlich zu betreiben bedarf es auch produktionsseitiger Entwicklungen um die Kosten zu minimieren. Tatsache ist, dass im Streuobstbau nach traditionellen Methoden gearbeitet wird. Das bedeutet, dass das Obst mit der Hand geschüttelt und geklaubt wird. Mit Geräten wie den Seilschüttler und den Auflesemaschinen wäre eine effizientere und auch kostengünstigere Ernte möglich. Sortenkenntnisse sind zur richtigen Verwertung des Streuobstes und zur Vermarktung relevant. 9 Der kulturelle Wert: Der in Gerersdorf geborene Künstler Franz Traunfellner erkannte die Obstgärten in Gerersdorf als Motive für seine Holzschnitte. Der sogenannte Traunfellnerweg führt an vielen Streuobstwiesen und Obstbaumreihen vorbei und die Motive von Franz Traunfellner können aus den unterschiedlichen Blickpunkten betrachtet werden. Die Streuobstweisen bildeten früher eine wichtige Lebensgrundlage für die Bevölkerung in Gerersdorf und das Obst wurde für unterschiedlichste Verwendungszwecke herangezogen. In Gerersdorf wurde das Pressobst vor allem für die Most- und Schnapsproduktion verwendet, wobei das Tafelobst für Süßspeisen und für Dörrobst herangezogen wurde. Seit jeher ziert die Obstbaumblüte im Frühjahr die Landschaft und die Ernte im Herbst wird zu einem wichtigen kulinarischen Ereignis. Gesundheitlicher Nutzen: Dass Streuobstwiesen und Obstbaumreihen haben eine hohe Bedeutung für den Menschen haben, ist schon lange bekannt. Wenn im Frühjahr die Natur aus der Winterruhe erwacht, verwandeln blühende Obstbäume der Streuobstwiesen weite Landstriche in ein weißes Blütenmeer. Streuobstwiesen als Teile des Landschaftsbildes bedeuten Wohn- und Erholungsqualität. Obstprodukte aus der Streuobstverwertung sind sehr gesund, da sie großteils unbehandelt sind und keine künstlichen Konservierungsstoffe oder Aromastoffe beinhalten. Außerdem sind sie oft ohne Zuckerzusatz, denn sie enthalten den natürlichen Fruchtzucker. Bei der Mostproduktion bleiben zum Beispiel wertvolle Vitamine erhalten, da dieser nicht erwärmt wird. Der im Apfelsaft wichtigste Ballaststoffanteil ist das Pektin, das im Darm Giftstoffe bindet, den Cholesterinspiegel senkt und den Stoffwechsel anregt. Manche Birnensorten enthalten den Stoff Sorbit, welcher einen Zuckerersatz darstellt und vor allem in der Ernährung von Diabetikern eine Rolle spielt. Durch eine schonende Produktionstechnik die gesundheitlich wichtigen Bestandteile der Früchte erhalten. Außerdem handelt es sich bei Streuobstprodukten meist um regionale Produkte im Dienste der Gesundheit. 10 Streuobstraritäten in der Region Robuste Apfelsorten für raue Lagen, wenig krankheitsanfällig, widerstandfähig: Parkers Pepping: HERKUNFT UND VERBREITUNG: Dieser Lederapfel stammt aus England und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von der englischen Gartenbaugesellschaft verbreitet. FRUCHT- UND BAUMBESCHREIBUNG: Klein bis mittelgroß, im Durchschnitt 52 mm hoch und 63 mm breit, kugelförmig im Querschnitt rund, ziemlich ebenmäßig. ERTRAG UND EIGNUNG: Der Ertrag tritt früh ein, ist regelmäßig und hoch. Der hervorragende Tafelapfel ist auch für alle übrigen Verwertungsarten geeignet. Parkers Pepping ist eine der pflegeleichtesten Sorten schlechthin, aufgrund des schwachen Wuchses ideal für Hausgärten, Spaliere, ausgezeichnet auch für Höhenlagen geeignet. Ribston Pepping: HERKUNFT: Die Sorte stammt aus England. Schon zu diesem Zeitpunkt galt sie als einer der dort besten Tafeläpfel. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist mittelgroß, die erhaltenen Früchte waren 50-61 mm hoch und 60-72 mm breit, abgestumpft rundlich bis fast kugelig, seltener hochrundlich, leicht stiel-, seltener mittelbauchig. ERTRAG UND EIGNUNG: Unter günstigen Verhältnissen nicht all zu reichliche, aber regelmäßige Fruchtbarkeit. Ausgezeichneter Tafel- und sehr guter Wirtschaftsapfel. Rote Sternrenette: HERKUNFT UND VERBREITUNG: Die Herkunft der Sorte ist unbekannt. Verbreitet wurde sie jedoch vom Niederrhein aus. 11 FRUCHTBESCHREIBUNG: einheitlich mittelgroß, im Schnitt 63 mm breit und 53 mm hoch; kugelförmig, im Querschnitt rund, Frucht ohne jegliche Rippen und Kanten, wie gedrechselt ERTRAG UND EIGNUNG: ausgezeichneter Tafelapfel, für raue Klimate gut geeignet, auch für Saft, idealer Kinderapfel (klein, rot, duftend), Weihnachtsund Nikolausapfel, unbedingt empfehlenswerte, robuste Sorte Graue Herbstrenette: FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist wohlschmeckende, mittelgroß und hat eine unregelmäßige Form. Die Schale ist trocken, glatt bis feinrau und hat eine starke grünlich braune Berostung. Unter der grünen Grundfarbe schimmert die orangebräunliche Deckfarbe hervor. Das Fruchtfleisch ist saftig und mürbe, der Geschmack weinsäuerlich würzig. ERTRAG UND EIGNUNG: Die Frucht erreicht ab Oktober bis Dezember Genussreife. Der Apfel wird als Tafelobst, Apfelmus, Kuchenbelag und zur Herstellung von Apfelsaft verwendet. Safranpepping: ERTRAG UND EIGNUNG: guter Tafel-, sehr guter Wirtschaftsapfel; saftig Siebenschläfer/Roter Bellefleur: Die Sorte ´Roter Bellefleur`, ist auch als ´Siebenschläfer` bekannt. HERKUNFT UND VERBREITUNG: Sie stammt vermutlich aus Holland und hat vom Mittelrhein ausgehend in Deutschland Fuß gefaßt, wo sie bereits 1760 beschrieben wurde. FRUCHTBESCHREIBUNG: Über die mittelgroße, unregelmäßig gebaute Frucht verlaufen flache Rippen. Die glatte Fruchtschale ist gelblichgrün und färbt sich später gelb. An der Sonnenseite bildet sie ein kräftiges, teils gestreiftes Rot. ERTRAG UND EIGNUNG: Die Apfelsorte ´Roter Bellefleur` ist ein guter Tafel- und Wirtschaftsapfel, der sich besonders durch seine gute Lagerfähigkeit, seine späte Blüte 12 (Siebenschläfer) und seine Langlebigkeit auszeichnet. Seine Genussreife erreicht er ab Dezember. Haltbar ist er bis in den Mai hinein. Obwohl der Apfel keinen besonderen Duft verbreitet lädt sein Äußeres zum Reinbeißen ein. Das feste Fruchtfleisch hat einen süßen, etwas gewürzten Geschmack. Der Apfel eignet sich auch zur Süßmostherstellung und als Kochoder Backapfel. Spätblühender Tafelapfel: Der Spätblühender Tafelapfel hält sich bis Februar. ERTRAG UND EIGNUNG: Der Spätblühender Tafelapfel ist ein robust, mittel und strohgelber Tafelapfel. Siebenkant: HERKUNFT UND VERBREITUNG: Die Herkunft der Sorte ist nicht bekannt. Es dürfte sich um eine niederösterreichische Lokalsorte handeln, die auch heute noch - vor allem im Mostviertel - stärker verbreitet ist. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist mittelgroß, im Schnitt 70mm breit und 60mm hoch, flachkugelförmig, gleichhälftig und regelmäßig gebaut, im Querschnitt rundlich bis 7 kantig ERTRAG UND EIGNUNG: einer der besten Lageräpfel mit herausragendem Geschmackseigenschaften auch im späteren Frühjahr, Lagerung unproblematisch; auch für alle Arten häuslicher Verwertung; für warme und mittlere Lagen uneingeschränkt empfehlenswert Adersleber Kalvill: HERKUNFT UND VERBREITUNG: Die Sorte war ab 1900 ziemlich verbreitet und ist in Niederösterreich noch mäßig häufig zu finden. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist mittelgroß bei guter Schnittpflege auch groß, flachkugelförmig bis kugelig konisch; im Querschnitt fünfkantig ERTRAG UND EIGNUNG: Ertragseintritt früh, jährlich und sehr reich; hervorragende Spitzentafelsorte für Hausgarten und landwirtschaftlichen Obstbau, beschränkt für eine intensive Produktion vorstellbar, insgesamt sehr empfehlenswerte Sorte. 13 Robuste Birnensorten für raue Lagen, wenig krankheitsanfällig, widerstandfähig: Winterdechantsbirne: HERKUNFT: Die Winterdechantsbirne wurde um 1825 in einem belgischen Klostergarten aufgefunden und als „Pastorale“ in Belgien verbreitet. Trotz ihrem auf geeignetem Standort ausgezeichnetem Geschmack und hervorragend langen Haltbarkeit (bis April) ist sie in Niederösterreich nicht häufig anzutreffen. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist mittelgroß bis groß, 85 bis 100 mm hoch und 65 bis 93 mm breit, in der Form sehr veränderlich, teils eiförmig, teils faß- bis stumpfkreiselförmig, klobig, mittel bis stielbauchig, an Stiel und Kelchseite abgeplattet, Fruchtseiten uneben, beulig, grobnarbig. ERTRAG UND EIGNUNG: Ertrag setzt früh ein, ist hoch und regelmäßig. Von warmen Standorten und unter günstigen Verhältnissen ausgezeichnete Wintertafelbirne. Nordhäuser Winterforellenbirne: HERKUNFT: Seit 1864 von Nordhausen im Harz (Thüringen) aus zunächst in Mittel- und Norddeutschland verbreitet. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist bei gut ernährten, gesunden Bäumen groß bis sehr groß, ansonsten mittelgroß, durchschnittlich 85 mm hoch, 71 mm breit, stumpfkegelförmig, teils breit birnenförmig, vereinzelt auch eiförmig, in der Regel stark kelchbauchig, im Querschnitt rundlich bis unregelmäßig, flache, vertikale Furche möglich, stielwärts abgestumpft, zugespitzt und schwach eingezogen. ERTRAG UND EIGNUNG: Ertrag bei Bäumen auf Sämling ist mittelmäßig, bei solchen auf Quitte früh eintretend und regelmäßig. Mittelmäßige bis gute Tafelbirne, Haushaltsbirne, gute Winterbirne im kühlen Obstbaugebiet. 14 Bunte Julibirne: HERKUNFT: Die Sorte wurde von dem Baumschulbesitzer Boisbunnel in Rouen (Frankreich) gezogen und 1857 in den Handel gebracht. Sie ist heute vereinzelt in älteren Baumexemplaren z.B. im Weinviertel zu finden. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist mittelgroß, 60 – 70 mm hoch, 50 – 55 mm breit, vereinzelt und in günstigen Jahren können Fruchtgrößen von 82 mm Höhe und 66 mm Breite erreicht werden, stumpfkegelförmig bis gedrungen birnförmig, mit oft großer Variabilität der Form, kelchbauchig bis mittelbauchig ERTRAG UND EIGNUNG: Beginnt schon früh zu tragen, Ertrag mittelhoch, für Eigenbedarf zum Frischverzehr, auch als Marktfrucht, da sie einigen Handelswert besitzt, sie ist genügend groß und besitzt gefällige Form und Farbe. Doppelte Phillipsbirne: HERKUNFT: Die Sorte stammt aus Belgien und wurde 1847 vom Pomologen A. Bivort erstmals beschrieben. Die Früchte stammen von einem jungen Baum im östlichen Weinviertel. FRUCHTBESCHREIBUNG: die Frucht ist mittelgroß bis groß, 65 – 95 mm hoch, 58 – 78 mm breit, meist breit kegelstumpfförmig bis dickbauchig birnförmig, seltener kurz eiförmig, kelchbauchig, öfter regelmäßig als schwach beulig geformt. Stielwärts meist breit kegelstumpfförmig abnehmend, teilweise mit schwacher, manchmal auch nur einseitiger birnförmiger Einschnürung. ERTRAG UND EIGNUNG: Der Ertrag setzt früh ein, ist hoch bis sehr hoch. Geeignet als sehr gute Tafelbirne für Frischverzehr und für Haushaltszwecke (Kompott, Saftbereitung). Grüne Sommermagdalena: HERKUNFT: Die Sorte soll aus Frankreich stammen und als Zufallssämling um 1600 entstanden sein. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist klein 49 – 55 mm hoch, 44 – 53 mm breit, die Gestalt ist platt eiförmig, etwas variabel, meist an Kelch- und Stielseite abgeflacht, seltener kreisel- bis birnförmig. 15 ERTRAG UND EIGNUNG: Ertrag setzt früh ein und ist jedes zweite Jahr hoch, hauptsächlich für den Eigenbedarf als eine der ersten sehr geschmackvollen Sommerbirnen. Gute Graue: HERKUNFT: Sie ist eine sehr alte Sorte und war vermutlich schon vor dem 17. Jahrhundert bekannt. Im 18. Jahrhundert wurde sie aus Frankreich eingeführt und hat einige Verbreitung gefunden. Die genauere Herkunft und Entstehung der Sorte ist unbekannt. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist klein bis mittelgroß, 55 – 60 mm hoch, 35 – 54 mm breit, kreiselförmig, kelch- bis mittelbauchig ERTRAG UND EIGNUNG: Die Fruchtbarkeit tritt auf Sämlingsunterlagen spät ein, nach Ertragseintritt jedes 2. Jahr Massenerträge. Ist eine geschätzte Tafelfrucht zum Frischverzehr und auch als Haushaltsfrucht, ergibt auch ein gutes Dürrprodukt. Haferbirne: Die Herkunft der Sorte ist nicht bekannt, es handelt sich um eine sehr alte Sorte, die früher weit verbreitet war. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist klein bis sehr klein, 40 – 55 mm hoch, 34 – 44 mm breit, kreiselförmig, manchmal auch birnförmig, stielwärts zugespitzt, teils auch gering abgeplattet, kelchbauchig, manchmal gegen den Stiel zu leicht eingeschnürt. ERTRAG UND EIGNUNG: Ertrag oft sehr reichlich und regelmäßig. Eine Sorte nur für Eigenbedarf, wurde früher am Land als eine der frühesten Birnen zur Erntezeit sehr geschätzt. Nagowitz: HERKUNFT: Erste Berichte über diese Sorte kamen aus Frankreich. FRUCHTBESCHREIBUNG: 16 Die Frucht ist lang kegel- bis kurz flaschenförmig, stielseitig leicht eingeschnürt, gegen den Kelch zu kugelförmig endende Form. Etwa 55 – 65 mm lang, 34 – 35 mm breit. ERTRAG UND EIGNUNG: Ertrag ist mittelspät einsetzend, sehr reich und regelmäßig. Früchte hängen windfest. Sorte für den Eigenbedarf. Soll auch zum Einkochen sehr gut geeignet sein. Römische Schmalzbirne: HERKUNFT: Über die Entstehung ist nichts Genaues bekannt. Es dürfte sich um eine recht alte Sorte handeln. Sie war früher stark verbreitet. FRUCHTBESCHREIBUNG: Sie ist mittelgroß, kann bei geringerem Behang beachtliche Größe erlangen (bis zu 98 mm hoch und 70 mm breit), bei üblicherweise starkem Behang etwa 70 mm hoch und 55 mm breit, kelchbauchig, beim Kelch kreisförmig abgerundet oder etwas abgeflacht, stielwärts sanft eingezogen und oft mit kegelförmiger oder abgeflachter Spitze endend. ERTRAG UND EIGNUNG: Die Fruchtbarkeit tritt spät ein, ist dann ein guter Träger, in manchen Jahren überreich. Eignet sich vor allem für den Frischgenuß. Salzburger Birne: HERKUNFT: Dass die Salzburger Birne aus Salzburg stammen soll, ist nicht gesichert. Vermutlich ist sie eine seit vielen Jahrhunderten bodenständig gewordene oder als Zufallssämling hier entstandene Sorte, deren genaue Herkunft nicht mehr eruierbar ist und die sicher schon vor 1700 hier vorhanden war. FRUCHTBESCHREIBUNG: Die Frucht ist klein bis mittelgroß, etwa 44 – 54 mm hoch und 41 – 56 mm breit, abgestumpft kegelförmig, Kelchseite abgeplattet, gegen den Stiel zu abgerundet oder auch kreiselförmig abnehmend, kelchbauchig. ERTRAG UND EIGNUNG: Der Ertrag ist sehr hoch und mittelfrüh einsetzend. Ist eine sehr gute Tafelund Wirtschaftssorte von lokaler Bedeutung. 17 Verwertungsmöglichkeiten Most Die Mostbreitengrade: Most zählt als europäisches Getränk, jedoch sind die Mostbreitengrade nicht gleichmäßig über Europa verteilt. Innerhalb von Österreich spielt Most, beginnend von Passau über Oberösterreich, wobei die südlichsten und nördlichsten Teile nicht dazu zählen. Als Kernland des Mostes zählt das niederösterreichische Mostviertel. Der Mostfluss nimmt seinen weiteren Verlauf nach Wiener Neustadt, bis ins südlich Burgenland, Steiermark und in die östlichen Teile Kärntens. Apfelmost hat je nach Landschaft verschiedenen Namen und auch eine unterschiedlichen Charakter. In Normandie und Bretagne schwört man auf Cidre aus heimischen Äpfeln. In England und USA ist der eigene Cider beliebt, im deutschen Sprachraum ist es Apfelwein oder Apfelmost. Nur in Frankfurt hat er den Namen „Äppelwoi“ und ist auch dort etwas Besoderes. Mostgeschichte: Wie der Most ins Land kam, weiß niemand so genau. Doch sicher ist, dass Obstbäume im Alpenvorland schon seit der Steinzeit gedeihen welche Teil eines geschlossenen Laubwaldes waren. Doch bereits diese Mostbäume trugen jene kleinen, sauren Früchte, welche heutzutage noch immer zur Mostproduktion verwendet werden. Bereits Nomadenstämme wussten das Mostobst zu schätzen. Den Römern wird die erste Geschmacksverbesserung des Mostes zugeschrieben. Ein Schriftsteller in der Spätantike schrieb die ersten Rezepte für die Herstellung von Birnenmost. Unter den Minnesängern im Mittelalter galten als Mosttrinker, wobei vor allem von Birnenmost die Rede war. Während und nach dem dreißig jährigen Krieges, waren viele Weingärten zerstört und verwüstet. Um den Mangel an Wein zu überbrücken, wurde der Wein mit Apfelwein gestreckt. Weiterhin wurde an vielen Höfen Most produziert und die Mosterzeugung zählte zu den anstrengenden Tätigkeiten, welche vor allem Knechten und Mägden durchgeführt wurden. Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung, gerät die traditionelle Mostwirtschaft immer mehr in Vergessenheit. Mostproduktion heute: Im Laufe der Zeit hat sich die Mostproduktion durch die zunehmende Industrialisierung immer stärker vom Bauernhof in große moderne Obstverwertungsanlagen verlagert. Heutzutage muss der Most nach modernen Qualitätsstandards erzeugt werden. Daher wird die traditionelle Baum- und Kettenpresse von der hydraulischen Packpresse ersetzt. Die hydraulische Packpresse arbeitet mit hohem atmosphärischem Druck und ermöglicht somit eine 18 optimale Saftausbeute. Außerdem ist sie nicht nur weniger arbeitsaufwendig und materialschonender, sondern auch leistungsstärker. Most und Gesundheit: Unter den alkoholischen Getränken, ist Most nicht nur das alkohol- und kalorienärmste, sondern auch das mineralien- und vitaminreichste. Der Most wirkt verdauungsanregend, cholesterinsinkend, und verkalkungshemmend und übt eine positive Wirkung auf zahlreiche Organe wie Blase, Magen, Darm und Niere aus. Der Gerbstoffreichtum der Mostbirne ist krebshemmend und hat damit eine lebensverlängernde Funktion. Auch in der Alternativmedizin wird Most hoch angerechnet. Weiters ist Most auch ein Getränk, dass zu 100% die Bezeichnung „vollbiologisch“ verdient, da Mostobst aus dem Streuobstbau stammt und daher garantiert ungespritzt ist. Das bedeutet Most ist so gut wie chemiefrei und seine Inhaltsstoffe sind natürlich wie eh und je. Most verfügt außerdem über diverse Mineralstoffe wie Kalium, Calcium und Magnesium. Herstellung von Most: Äpfel zerkleinern und aus den Fruchtteile in der Saftpresse Apfelsaft herstellen Saft in ein größeres Gefäß füllen Saft mit Wasser verdünnen und mit etwas Hefe versetzen, um die alkoholische Gärung zu beschleunigen Gefäß luftdicht verschließen Gefäß mit Inhalt 4 Wochen ruhen lassen bis sich der Fruchtzucker in Alkohol umwandelt Nach diesen 4 Wochen ist das erfrischende bekömmliche Getränk fertig Apfel- und Birnensaft: Ratschläge zur Saftherstellung: Bei der Verwertung dieses Obstes zu eigenem Saft sollten die folgenden Ratschläge beachtet werden, damit ein qualitativ hochwertiger Saft erhalten wird. In der Regel wird ein Sortengemisch verschiedener Tafeläpfel bzw. Speisebirnen vorliegen, es eignen sich aber selbstverständlich auch einzelne Sorten zur Saftherstellung. Das Obst sollte eine gewisse Reife aufweisen, nicht faul, sondern von fester Konsistenz und ohne Spritzmittelrückstände sein. Empfehlenswert ist das Waschen des Obstes, dadurch werden Verschmutzungen entfernt und der Keimgehalt reduziert. 19 Je nach Sorte und Reife wird ein klarer oder trüber Saft anfallen. Unreiferes Obst mit harter Konsistenz wird eher einen klaren Saft liefern, während reifes, weiches Obst einen trüben Saft ergibt. Wichtig für die Trübungsstabilität ist, dass genügend Pektinstoffe mit ausgepresst werden. Pektine halten die Trubteilchen in der Schwebe, so dass sie nicht als Bodensatz ausfallen. Qualitativer Saft soll nicht mit Wasser gestreckt werden und es sollen keine chemischen Zusätze bzw. Konservierungsstoffe verwendet werden. Eine Pressenfüllung ergibt in der Regel zwischen 2000 und 5000 kg Obst. Je nach Pressensystem wird eine Saftausbeute zwischen 70 und 85 % erhalten. Vermarktung und richtige Lagerung: Der Saft wird in Falschen abgefüllt und die Vermarktung kann mit einem eigenen Etikett erfolgen. Wird der frische Presssaft z.B. ab Hof oder auf den Markt verkauft, richtet sich die Saftmenge nach dem Absatz bzw. nach den Lagermöglichkeiten. Saft muss bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden, sonst kann er angären. Nachteilig ist, dass bei längerer Lagerung die Saftfarbe stark nachdunkelt und damit die Qualität leidet. Die folgenden Angaben sind auf dem Etikett notwendig: Apfel- und/oder Birnensaft, naturtrüb oder klar, Sorten Die Füllmenge Mindesthaltbarkeitsdatum Anschrift des Füllers, Verkäufers mit PLZ Haltbarmachung des Obstsaftes: Um Saft haltbar zu machen, muss er erhitzt werden. Je schonender dies geschieht, um so mehr werden die Inhaltsstoffe erhalten. Wünschenswert wäre eine schnelle Erwärmung auf 78 bis 80 ºC. Eine weitere Möglichkeit der Haltbarmachung ist das Erhitzen des Saftes in einem Edelstahlfass(65 - 170 Liter) mit einem speziellen Tauchsieder. Der heiße Saft wird auf gut gereinigte und angewärmte Flaschen bis fast zum Rand abgefüllt, danach mit Schraubverschlüssen oder Gummikappen verschlossen. Saftreste auf der Flaschenaußenwand sollten mit warmem Wasser abgespült werden. Die Flaschen setzt man am besten in Kunststoffkisten und lässt sie an der Luft abkühlen. Ein zusätzliches Überbrausen mit handwarmem Wasser unterstützt die rasche Rückkühlung. 20 Obstbrände: Obstler oder Obstbrand bezeichnet einen Schnaps, der aus Birnen und Äpfeln hergestellt wird. Die Früchte werden gemaischt und diese Maische wird einer alkoholischen Gärung unterworfen. Daraus wird durch Destillation, man spricht vom Brennen, ein Schnaps gewonnen. Der Mindestalkoholgehalt beträgt 37,5 Volumenprozent. Das verwendete Obst stammt häufig von Streuobstwiesen, die von vielen bäuerlichen Betrieben und Nebenerwerbsbrennern gepflegt werden. Das Obst der Streuobstwiesen ist in der Regel nicht als Tafelobst für den unmittelbaren Verzehr geeignet. Verwendete Früchte: Das Brennobst sollte die optimale Genussreife erreicht haben, damit ein ausgeprägtes und sortentypisches Aroma vorhanden ist. Je höher der Zuckergehalt, desto größer ist die Alkoholausbeute. Unreife und faule Früchte sind nicht geeignet. Sie enthalten wenig Zucker und kaum gute Aromastoffe. Herstellung von Obstbränden: Maische in den Brennkessel gießen. Der Kessel darf nur drei Viertel mit der Maische gefüllt werden Maischesieb in den Kessel legen Übergänge der Destille überprüfen und wenn notwendig abdichten Anheizen des Kessels Kesselinhalt kocht Erhitzung sollte aber nicht beschleunigt werden Wasserzulauf zur Kühlung. Das warme Wasser steigt nach oben und wird abgeleitet Die ersten Tröpfchen aus dem Kühler sind der sogenannte Vorlauf, welcher beim Verzehr gesundheitsschädlich ist. Erst wenn die Temperatur am Thermometer auf 80°C angestiegen ist, kommt es zur Herstellung des eigentlichen Trinkschnapses Der Mittellauf kann sehr hochprozentig sein, aber das Ziel der Mühen ist erreicht! Spätestens bei über 90°C sollten man den Vorgang abbrechen, da sonst Nachlaufgifte in den Edelschnaps gelangen Je nach Destillat in verschiedenen Behältern sammeln Abschließend wird eine Grundreinigung durchgeführt Dörrobst: Eine von vielen Veredelungsmöglichkeiten besteht im Dörren von Obst. Die Konservierung der Früchte beruht beim Dörren auf der Verringerung des im 21 Lebensmittel frei zur Verfügung stehenden, für Mikroorganismen lebensnotwendigen Wassers. In Hofläden, auf Marktständen und in Markthallen gibt es mittlerweile noch ein weiteres Veredelungsprodukt aus Äpfeln, die „Apfelchips". Diese haben eine geringere Restfeuchte (5 - 7 %). Das Dörren von Obst, eine lohnenswerte Veredelungsmöglichkeit! Herstellung von Apfelchips Die Qualität der gedörrten Ware ist von der Ausgangsfrucht und vom Trocknungsverlauf abhängig. Elstar, Jonagold und Rubinette eignen sich aufgrund ihres ausgewogenen Zucker/Säure - Verhältnisses ausgezeichnet zur Chipsherstellung. Die Apfelchips können aus ungeschälten Äpfeln hergestellt werden. Die Trocknung: Da die Frucht zu Beginn der Trocknung einen hohen Wassergehalt aufweist, kann durch die erwärmte Luft viel Feuchtigkeit entzogen werden. Im ersten Trocknungsabschnitt (Dauer ca. 60-90 min) kann zur Beschleunigung der Trocknung die Lufttemperatur auf mind. 80 °C erhöht werden. Im zweiten Trocknungsabschnitt nimmt die Frucht einer Temperatur von 70°C ausgesetzt. Dünn geschnittene Apfelscheiben lassen sich innerhalb von 8-9 Stunden auf einen Restfeuchtegehalt von 5 - 7% trocknen. Das Lagern: Um eine lange Haltbarkeit gewährleisten zu können, sollten die Apfelchips nach dem Abkühlen in luft- und wasserdampfundurchlässiges Material verpackt werden. Hierzu eignen sich Gläser und Dosen. Dörrgeräte: Die Dörrgeräte sind in verschiedenen Größen mit unterschiedlicher Ausrüstung erhältlich. Diese Vielseitigkeit und die im Verhältnis zu anderen Veredelungsprodukten doch einfache und überschaubare Herstellungsweise lässt diese Art der Veredelung sehr lohnenswert erscheinen. Dörrobst und Gesundheit: Aber auch der ernährungsphysiologische Wert von Dörrobst muss hervorgehoben werden. Die Mineralstoffe werden durch das Dörren kaum beeinträchtigt, im 22 Gegenteil. Durch den Wasserentzug liegen sie in aufkonzentrierter Form vor, wie z. B. Eisen, Kalium und die verdauungsfördernden Ballaststoffe. Nur das hitze- und lichtempfindliche Vitamin C wird durch den Dörrvorgang teilweise abgebaut. Gerade in der heutigen Zeit, in der viel Wert auf eine gesunde Ernährung gelegt wird, könnten Direktvermarkter über die Produktion von Dörrobst eine Marktnische schließen. Apfelessig: Essig ist chemisch gesehen eine wässrige Lösung von Essigsäure, Farb- und Aromastoffen, die natürlich durch einen Gärungsvorgang mit Essigbakterien entsteht. Die Essigsäure gibt dem Essig den sauren Geschmack und verleiht ihm eine konservierende Wirkung. Essigsäure ist vergorener Alkohol. In Reinform oder in zu wenig verdünnter Konzentration ist sie stark ätzend. Schon in den früheren Jahrhunderten diente der Essig zur inneren und äußerlichen Anwendung bei einer Vielzahl von Krankheiten. Essig gab es schon immer für jede soziale Gruppe. Für die arme und für die verwöhnte Gesellschaft. Geschichte des Apfelessigs: Schon in der Bibel ist von Apfelwein und von Essig die Rede. Viele Länder kannten ihn und lernten ihn schätzen, um damit ihre Speisen zuzubereiten. In der Antike wurden besonders die heilenden Eigenschaften des Essigs geschätzt. Man verwendet ihn ausschließlich zum Desinfizieren von Wunden, als Umschlag, gegen Insektenstiche und Schlangenbisse. Außerdem trank am ihn gegen Fiber, zur Verdauungsförderung und zur inneren Reinigung. Auch 247 – 183 v. Chr. nahm der Feldherr Hannibal Essig mit auf seinen Feldzug, um den Weg durch Hitze und Essig von den Steinen zu befreien, denn Essig und Hitze ließen die Steine erweichen. Die ägyptische Königin Kleopatra nutzte den Essig auf ihre Weise, um der gefährlichen Großmacht der Römer überlegen zu sein. Das ägyptische Volk bevorzugte ein essigsaures Bier, welches aus einer rötlichen Gerstenart gebraut wurde. Die Römer stellten ihren Essig aus Trauben, Feigen oder Gerstenarten her. Römische Legionäre tranken täglich ein Essig-Wasser-Gemisch, welches als Durstlöscher und innerliche Desinfektion diente. Im Mittelalter enthielten viele Gerichte Essig oder Sauerwien, damit die Speisen besser verdaulich und nicht so schnell verdarben. Essig war in dieser Zeit ein begehrtes Gut, dass schon bald versteuert wurde. Als in Europa immer wieder die Pest wütete, schützen sich die Ärzte mit Essig vor Ansteckungen. Aufgrund seiner desinfizierten Wirkung, setzte man ihn auch bei der Pestbehandlung ein. 23 Im 19. und 20. Jahrhundert stand die heilende Wirkung des Essigs im Vordergrund und in den fünfziger und sechziger Jahre trank man gegen den Durst Essigwasser. Diese ist in Osteuropa noch heute ein beliebtes Erfrischungsgetränk. Herstellung des Apfelessigs: Apfelmost in breites flaches Gefäß füllen, wobei dies höchsten zu drei Vierteln aufgefüllt werden soll Etwas Apfelessig oder Essigmutter (= Schaum bzw. Schlieren wandelt Apfelmost in Essig um) dazu geben Das Gefäß mit einem groben Leintuch bedecken Idealtemperatur ist zwischen 26°C und 28°C Nach 2 – 3 Monaten dürfte der Essig gediehen sein Abfüllen des Essigs in Flaschen und mit Naturkorken verfließen Apfelessig und Gesundheit: Apfelessig versorgt den Organismus mit Mineralstoffen und Spurenelementen (zB: Kalium) sowie mit einer Reihe von Vitaminen. Er verbessert die Leistung der Nieren und verhindert die Ausbreitung von Fäulnisbakterien im Darm. Weiters trägt er zur Straffung von Gewebe bei und macht das Blut fließfähiger. Auch das körpereigene Abwehrsystem wird durch Apfelessig gestärkt, sowie der Stoffwechsel wird angeregt. Bei Verletzungen fördert er die Wundheilung und verbessert allgemein die Gesundheit. Apfelessig verzögert den Alterungsprozess, da er entschlackend wirkt, erfrischt und vitalisiert. Süßspeisen: Äpfel und Birnen haben in der Küche immer Saison – Jeder kenn sie, jeder liebt sie! Tafelobst ist nicht nur besonders schmackhaft, sonder auch besonders gesund und nahrhaft. Es enthält diverse Vitamine, Spurenelemente als auch Mineralstoffe. Speiseapfel: Bedeutung: Der Apfel dient seit jeher als Symbol der Liebe und der Fruchtbarkeit, Jugend und Schönheit. Bereits im 15 Jahrhundert überreichten die Verehrer ihrer Herzensdamen einen Apfel zur Verlobung. Von vielen bekannten Apfelsorten sind einige wirtschaftliche bedeutend. Ernte: Die ersten Äpfel sind bereits im Juli reif, während andere Sorten erst im November geerntet werden können. Viele Äpfel lassen sich nach der Ernte oft monatelang lagern. 24 Gesundheit: Der Apfel ist ein Kernobst und er biete sich vor allem als tägliche Gesundheitsportion an, da er viel Wasser, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, Pektin, Fruchtsäuren, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und nur wenig Fett enthält. Ein bekanntes Sprichwort lautet: „An apple a day, keeps the doctor away!“. Speisbirne: Bedeutung: Die Birne gehört ebenfalls zu den Kernobstgewächsen. Sie gehört zu den ältesten Obstsorten, wobei nur einige Birnensorten besonders verbreitet sind. Ernte: Manche Birnen werden bereits im Sommer geerntet. Die meisten werden aber erst im Herbst oder im Winter reif. Es ist empfehlenswert Birnen vor ihrer Reife zu ernten und anschließend nachreifen zu lassen. Sie haben einen sehr hohen Saftgehalt und deshalb sollten sie schnell verwertet werden. Gesundheit: Die Birne ist ein säure armes Obst und eignet sich für säureempfindliche Menschen. Die Birne enthält gleich wie der Apfel auch viele gesunde Elemente. Beide Obstsorten werden in erster Linie für Süßspeisen wie Kuchen, Dessert oder auch Kompotte verwendet. Nicht nur süße Köstlichkeiten können aus diesen Obstsorten zubereitet werden, sonder auch pikante Gerichte wie zB: eine ApfelWein-Suppe oder Birnentoast überbacken mit Camenbert können einfach zubereitet werden und schmecken auch unglaublich gut. 25 Projektablauf Am Beginn des Projektes wurde eine IST- Analyse durchgeführt. Dabei wurden die Inhaber der Streuobstwiesen/reihen in Gerersdorf ermittelt. Nach dieser Ermittlung wurde ein Fragebogen ausgearbeitet. Der Inhalt des Fragebogens bezog sich auf den Bestand der einzelnen Streuobstwiesenbesitzer (Anzahl der Obstbäume, Sorten, Ertrag). Außerdem wurde die Verwertung bestimmter Sorten angesprochen bzw. warum keine Verwertung durchgeführt wird und ob sich die Lieferung bzw. der Verkauf (Lagerhaus, Bauernmarkt) von diesen rentiert. Auch wurde die Verwertung in Gerersdorf, wie sie früher war, ermittelt. Zum Schluss wurde die Frage gestellt, ob sich die Bewohner eine gemeinsame Verwertung vorstellen können. Nach der Erstellung des Fragebogens und dessen Auswertung wurde im Lagerhaus ermittelt, wie viele Streuobstbesitzer ihr Obst liefern, was sie dafür bekommen und wie viel sie von den Sorten liefern. Auch wurde ein beispielhafte Spätsortenbestimmung in drei unterschiedlichen Obstgärten von Gerersdorf durchgeführt und anschließend wurden Verwertungsmöglichkeiten ausarbeitet. Anschließend wurde der Familie Ertl ein Besuch abgestattet. Vor diesem Besuch wurde ein weiterer Fragebogen, speziell für Familie Ertl, erstellt. Eine Betriebsbesichtigung wurde durchgeführt. Schließlich wurde der Kontakt zu Arche Noah, welche Projekte zur Obstbaubestimmung bzw. zur Sortenbestimmung durchführen, hergestellt. Außerdem wurden verschiedene Bücher verwendet, welche Obstbäume, Sorten und die Streuobstverwertung genauer beschreiben. Während des gesamten Projektes wurden gemeinsam Informationen recherchiert und ausgearbeitet. Die Fragebögen und die Auswertung wurden gemeinsam durchgeführt. Die Berechnungen zur Rentabilität und des Kostenvergleichs sowie des Amortisationspreises wurden gemeinsam durchgeführt. Maßnahmenvorschläge zur richtigen Streuobstverwertung wurden für den Raum Gereresdorf ausarbeitet. Anschließend wurde ein Projektbericht erfasst und eine Informationsbroschüre zur Streuobstverwertung erstellt. 26 Methodik Bestandsanalyse Bioindikatoren: Streuobstwiesen und Obstbaumreihen sind wichtiger Bestandteil einer ökologisch gesunden Kulturlandschaft in Gerersdorf. Diese Habitate sind durch Menschenhand entstanden und sollen auch durch diese erhalten bleiben. Der ökonomische Wert des Streuobstes soll erkannt werden, denn dieser ist ein wichtiger Antrieb für den Weiterbestand der Streuobstwiesen und Obstbaumreihen in Gerersdorf. Streuobstverwerter gelten als Naturschützer – Der Ertrag des Streuobstbaus soll geschätzt werden, sodass das Streuobst zu wertvollen Obstprodukten verarbeitet wird. Die Apfel- und Birnbäume in Gerersdorf haben einen kulturellen und ästhetischen Wert. Wer diesen Wert erkennt profitiert stets davon. Umsetzung des Management und der Maßnahmen: Da die Streuobstwiesen und Obstbaumeihen die Kulturlandschaft in Gerersdorf prägen, ist der Erhalt dieser Habitate von wichtiger Bedeutung. Die richtige Pflege dieser Landschaftelemente ist deshalb sehr wichtig. Die Bevölkerung soll über den Baumschnitt und die richtige Düngung informiert werden, sodass dies auch umgesetzt werden kann. Man soll vor allem verhindern, dass weitere Obstbäume gefällt werden. Jungbäume sollen am richtigen Standort gepflanzt werden, sodass die Biodiversität aufrechterhalten bleibt. Der Ertrag der Obstbäume in Gerersdorf soll geschätzt werden und auch sinnvoll zu Obstprodukten weiterverarbeitet werden. Dabei ist die Sortenkenntnis besonders wichtig, damit standortgerechte Sorten zur Verwertung eingesetzt werden können. Mit einer gemeinsamen Streuobstverwertung in Gerersdorf kann man durch die Zusammenarbeit nicht nur Zeit einsparen, sondern es werden auch die sozialen Kontakte im Dorf aufrechterhalten. Unterschiedliche Vermarktungsformen können umgesetzt werden: Verkauf des Obstes nach der Ernte, Ab-Hofverkauf der Obstprodukte, Verkauf der Obstprodukte an Weiterverkäufer. Früher waren die Hausgärten in Gerersdorf relativ dicht mit Apfel- und Birnbäumen bepflanzt. Der in Gerersdorf geborene Künstler Franz Traunfellner erkannte die Obstgärten in Gerersdorf als Motive für seine Holzschnitte. Seine Werke sind ein wichtiges, kulturelles Gut für den Raum Gerersdorf. Es wurde in nahezu jedem Haus Most und Schnaps, hauptsächlich für den Eigenbedarf und fallweise auch für den Verkauf hergestellt. Die Most- und Schnapsproduktion zählen zu den traditionellen 27 Verwertungsmethoden in Gerersdorf und es ist von großer Bedeutung, dass diese weiterhin angewendet werden. 28 Verfahrensbeschreibung: Investitionen sind der Erwerb von Gebäuden, Maschinen, Betriebs- und Geschäftsausstattung immateriellem Anlagevermögen (Patente und Lizenzen) und von Finanzanlagen (zB: Beteiligung an anderen Unternehmen). „Investition im engeren Sinn“ Rentabilitätsvergleich: Ist das eingesetzte Kapital und die Nutzungsdauer und/oder der Ertrag von Investitionsalternativen unterschiedlich, sowie die Qualität und die Menge der Leistung unterschiedlich, so ist ein reiner Kostenvergleich nicht zielführend. Auch stellt sich die Frage, ob die Investitionen gewinnversprechend sind. Beim Rentabilitätsvergleich wird der durchschnittliche Gewinn ermittelt und auf das eingesetzte Kapital bezogen. Bei unterschiedlichen Erlösen in den einzelnen Perioden wird der Gesamtgewinn über die volle Lebensdauer ermittelt und ein Periodendurchschnitt angesetzt. Berechnungen zum Rentabilitätsvergleich: AfA = (AW – RW)/ ND Zinsen = (AW + RW)/ 2 * Zinssatz Variable Kosten = Stückanzahl * laufende Kosten pro Stück Kostensumme = AfA + Zinsen + variable Kosten Erträge = Stückanzahl * 2 Gewinn/Verlust = Erlös – Kosten Durchschnittlicher Kapitaleinsatz = (AW + RW) /2 Rentabilität in % = (Gewinn / øKapitaleinsatz) * 100 29 Kostenvergleich: Die Kosten von zwei oder mehreren Investitionsalternativen werden mit einander verglichen. Bei den Alternativen handelt es sich um qualitativ und quantitativ gleichwertige Leistungen. Laufende Betriebskosten: Sinnvoll ist die Aufteilung in variable und fixe Kosten. Sind die Betriebskosten von Periode zu Periode unterschiedlich, so wir mit Durchschnittskosten gerechnet. Abschreibung: Sie werden normalerweise als fix angenommen. Hat das Investitionsgut am Ende der geplanten Nutzungsdauer einen Restwert, so wird die Differenz zwischen Anfangsund Restewert abgeschrieben. Kapitalverzinsung: Gerechnet wird mit dem durchschnittlich eingesetzten Kapital. Gibt es einen Restwert, so wird das Mittel zwischen Anschaffungs- und Restewert angesetzt. Berechnungen zum Kostenvergleich: Summe aller Gesamtkosten berechnen Gesamtkosten pro Liter = Gesamtkosten/Jahresbedarf (in Liter) Es kommt zu keiner Verzinsung und auch zu keiner Abschreibung! Amortisationsberechnung: Bei der Amortisationsrechnung wird die Zeit verglichen, in der das investierte Kapital wieder in den Betrieb zurückfließt. Die Einnahmenüberschüsse ergeben sich aus den laufenden Erlösen einer Periode abzüglich der laufenden Aufwendungen. Die Abschreibungen zählen nicht zu den laufenden Aufwendungen. Diese werden entweder bei der Berechnung des Periodenüberschusses gar nicht angesetzt oder am Ende zum Periodengewinn wider dazugezählt. Der Sollwert liegt meist bei 3 bis 4 Jahre. Investitionen mit unterschiedlichen Laufzeiten sollen nicht verglichen werden. Diese Berechnung wird vor allem für eine grobe Risikoabschätzung verwendet. 30 Berechnung zur Amortisation: AfA = (AW – RW)/ ND Zinsen = (AW + RW)/ 2 * Zinssatz Variable Kosten = Stückanzahl * laufende Kosten pro Stück Kostensumme = AfA + Zinsen + variable Kosten Erträge = Stückanzahl * 2 Gewinn/Verlust = Erlös – Kosten Laufende Überschüsse = Gewinn oder Verlust+ AfA Amortisationsdauer = AW/laufende Überschüsse Sortenbestimmung: Die Bestimmung von Streuobst erfolgt nicht durch den jeweiligen Baum, sondern in erster Linie über die Frucht. Wichtig ist dabei auch das Reifestadium, in dem sich das Obst befindet. Die Merkmale des Baumes sind beim Bestimmen nur eine Zusatzinformation. Kriterien wie Größe, Form und Farbe werden in die Bestimmung mit einbezogen und diese können sehr unterschiedlich sein. Die Wetterverhältnisse aber auch die Pflege des Baumes sind in dieser Hinsicht ausschlaggebend. Bei der Bestimmung werden oft auch das Kerngehäuse, die Farbe der Frucht aber auch der Geschmack berücksichtigt. Sortenmerkmale: Martina Schmidthaler beschreibt in ihrem Buch „Die Mostbirnen“ (M. Schmidthaler, 1. Auflage 2001: Seite 37) die Sortenmerkmale: „Allgemeiner Teil: Herkunft und Verbreitung und besondere Erkennungsmerkmale.“ „Pomologischer Teil: Fruchtbeschreibung, Baumeigenschaften, Reifezeit und Haltbarkeit.“ „Populärwissenschaftlicher Teil: gute Eigenschaften, schlechte Eigenschaften, Ertrag und Eignung.“ 31 Ergebnisse Beispielhafte Spätsortenbestimmung an unterschiedlichen Streuobststandorten: Sorten Bezeichnung A Nr. 1 A Nr. 2 A Nr. 3 A Nr. 4 B Nr. 1 B Nr. 2 B Nr. 3 B Nr. 4 B Nr. 5 C Nr. 1 C Nr. 2 C Nr. 3 D Nr. 4 Kanada Renette Jonathan Landsberger Renette Rote Pichelbirne Luxemburger Mostbirne Zigeunerapfel Landsberger Renette Speckbirne Luxemburger Mostbirne Speckbirne Geheimrat Dr. Oldenburg Ontario Starking Delicious Eignung Wirtschafts-/Speiseapfel Speiseapfel Wirtschafts-/Speiseapfel Mostbirne (u.a. Schnaps, Dörren) Mostbirne/Klärbirne Speiseapfel Wirtschafts-/Speiseapfel Mostbirne Mostbirne/Klärbirne Mostbirne Speiseapfel Wirtschafts-/Speiseapfel Speiseapfel Standort A: Obstgarten von Familie Strasser 32 Standort B: Obstgarten von Scheibenhofer 33 Standort C: Obstgarten von Familie Wagner 34 Auswertung der Fragebögen: Die Einwohner von Gerersdorf wurden zum Thema „Streuobstverwertung in Gerersdorf“ befragt. Diese Fragebögen wurden anschließend ausgewertet und es wurden Graphiken dazu erstellt. Obstbaumbestand in Gerersdorf: Familie Stöckl Pichler Scheibenhofer A. Nagl Hellerschmid Scheibenhofer J. Zellhofer Zwettler Zeller Wagner Paminger Strasser Obstbaumbestand 3 3 13 20 8 20 20 13 3 15 8 3 Obstbaumbestand Anzahl der Obstbäume 25 20 15 10 Obstbaumbestand 5 0 Der Obstbaumbestand in Gerersdorf reicht von 3 Bäumen bis 20 Bäume.3 Haushalte besitzen um die 20 Obstbäume und 4 Haushalte besitzen nur um die 3 Bäume. Der Bestand pro Haushalt ist eher klein, da in Gerersdorf früher der Obstertrag hauptsächlich für den Eigenverbrauch verwendet wurde. Außerdem sollte man anmerken, dass im Laufe der Zeit viele Bäume der Obstgärten entfernt wurden. 35 Sortenkenntnis der Einwohner: Sortenkenntnis Ja Nein Prozent 67% 33% Sortenkenntnis in % Ja Nein 67% der Bevölkerung in Gerersdorf behaupten, die Sorten ihrer Obstgärten zu kennen. Rund 1/3 der Bevölkerung weiß nicht, welche Sorten sich in ihren Obstgärten befinden. Streuobstverwertung in Gerersdorf Verwertung ja nein Prozent 75% 25% Verwertung ja nein 36 75% der Haushalte in Gerersdorf geben an, dass sie ihr Streuobst verwerten. Jedoch sollte man beachten, dass diese Haushalte nicht das gesamte Streuobst verwerten. Verwertungsprodukte in Gerersdorf: Verwertung Saft Schnaps Most Süßspeisen Dörrobst Apfelessig sonstiges Haushalte 1 0 2 8 3 0 2 Anzahl der Haushalte Verwertungsprodukt 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Haushalte Dieses Diagramm zeigt, dass der Großteil der Haushalte ihr Speiseobst zu Süßspeisen verwertet. Nur noch 1 Haushalt gibt an, aus Streuobst Birnen- und Apfelsaft zu machen. Die früher sehr bewehrte Mostherstellung wird heute nur mehr von 2 Haushalten durchgeführt. 3 Haushalte behaupten, einen Teil des Streuobstes zu dörren. Schnaps und Apfelessig wird in Gerersdorf nicht mehr hergestellt. 37 Gründe für nichtvorhandene Verwertung in Gerersdorf: Gründe für nichtvorhandene Verwertung Zeit Rentabilität gesundheitliche Gründe sonstige Gründe Anzahl der Gründe 1 1 0 2 Anzahl der Gründe Anzahl der Grümde 3 2 1 0 Zeit Rentabilität gesundheitliche Gründe sonstige Gründe Jene Haushalte, welche ihr Streuobst nicht verwerten, wurden über die Gründe der nichtvorhandenen Streuobstverwertung befragt. Einer der Gründe ist, dass die Streuobstverwertung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Ein weiteres Argument gegen eine Verwertung ist, dass sich die Streuobstverwertung nicht mehr rentiert. Sonstige Gründe sind zum Beispiel eine nicht vorhandene Verwertungsanlage oder es liegt gar kein Interesse vor. 38 Traditionelle Verwertungsmöglichkeiten in Gerersdorf: Traditionelle Verwertungsmöglichkeiten ja nein Haushalte 11 1 Traditionelle Verwertungsmöglichkeiten ja nein Nur 1 von 11 Haushalten weiß nicht über die traditionellen Verwertungsmöglichkeiten in Gerersdorf bescheid. Zu den traditionellen Verwertungsmöglichkeiten zählen Schnapsbrennen, Most-, Saft-, Essigherstellung, Dörren und Marmeladeerzeugung. Verkauf des Ertrages in Gerersdorf: Verkauf des Ertrages ja nein Haushalte 5 7 Verkauf der Produkte/des Ertrages ja nein 39 5 Haushalte in Gerersdorf liefern einen Teil ihres Streuobstes an das Lagerhaus. Die Preise für das Streuobst sind jedoch sehr niedrig. Dies könnte ein Grund für die 7 Haushalte sein, die ihr Streuobst nicht verkaufen. Gemeinsame Streuobstverwertung in Gerersdorf: Gemeinsame Streuobstverwertung ja nein Prozent 25% 75% Gemeinsame Streuobsverwertung ja nein Nur 25% der Einwohner in Gerersdorf sind für eine gemeinsame Streuobstverwertung und 75% sind dagegen. 40 Interview mit Herrn Ertl Besuch bei Familie Ertl: 1) Näheres über den Werdegang des Betriebs der Familie Ertl: Herr Ertl übernahm die Landwirtschaft im Jahre 1981 und der eigentliche Biolandbau begann im Jahre 1986. Vorerst handelte es sich um eine gemischte Landwirtschaft mit einer Viehhaltung von Kühen und Schafen, Obstwirtschaft und Dinkelanbau. In dieser Zeit wurden bereits die ersten Erfahrungen mit Apfelsaftproduktion gemacht. Vor allem wurde aber viel Most produziert, doch diese Produktion zeigte sich nicht als rentabel, da Getränkesteuer, Alkoholsteuer und Mehrwertsteuer anfiel. Die Familie Ertl sah nur einen Ausweg, nämlich die Saftproduktion. Anfangs wurde der Mischsaft in Literflaschen für den Eigenbedarf abgefüllt. Dies erfolgte zur Gänze durch den Dampferzeuger. Einige Jahre später kam der Plattenpasteur zum Einsatz. Das zurzeit vorhandene System zur Saftproduktion basiert auf diesem. Im Jahre 1990 wurde Saft in Literflaschen zur Vermarktung abgefüllt und auch Speiseobst stand zum Verkauf zur Verfügung. Da das Speiseobst bei den Konsumenten zu wenig Anklang fand, entschloss sich die Familie Ertl das gesamte Obst für die Saftproduktion zu verwenden. Die Preise für Obst lagen im Jahr 1990 für Speiseobst bei 0,90 Cent bis 1€ pro Kilo und für Säfte bekam man für 1 Liter umgerechnet 1€. Im Jahr 1996 spezialisierte sich die Familie Ertl auf den Obstanbau. Jedoch handelte es sich dabei nicht um den klassisch, intensiven Obstbau (nur 2 Sorten, Spindel). Die Nachteile eines intensiven Obstbaus sind die Anfälligkeit von Krankheiten und der variable Preis des Obsts. Familie Ertl erzielte mit der Hohlkronenmethode einen höheren Ertrag, welcher jedoch einen höheren Schnittaufwand mit sich bringt. 2) Durchschnittlichen Ertrag pro Baum/ Alter der Bäume: Der Obstbaumbestand besteht aus alternierenden Sorten. Das bedeutet, dass die Obstbäume ein Jahr tragen und das darauf folgende Jahr nicht tragen. Der Ertrag der Obstbäume liegt bei 50 kg pro Baum. Die Familie Ertl besitzt rund 500 Obstbäume welche um die 13 Jahre alt sind. Weiters besitzt die Familie Ertl Sämlinge welche 80-150 Jahre alt werden. 3) Näheres über die Obstgärten der Familie Ertl: Seit 1996/97 begann die Familie Ertl mit dem Eigenbau. Jeder Baum wurde mit einem Gitter vor Wild geschützt und mit Pfählen versetzt welche den Baum vor zu starken Windeinflüssen schützen. Der Reihenabstand beträgt 6 ½ Meter. Da viele spezielle Sorten nicht erhältlich waren veredelte die Familie Ertl verschiedenste Sorten. Die Sorten wurden nach bestimmten Kriterien ausgewählt: Klima, Boden, Standort, Wasserverhältnis. Auch sollten diese als Speiseobst und für die Saftproduktion dienen. In dieser Region ist es auch wichtig die Frosthärte der Sorten zu beachten. Weiters muss berücksichtigt werden, dass sich die Bodenverhältnisse in dieser Region als karg und sauer 41 erweisen. Der gesamte Obstbestand inklusive Maschinen kostete Herrn Ertl ca. 7300€. Die Wartung der Obstanlage übernimmt die Familie Ertl selbst. Zitat von Herrn Ertl: „Wir investieren lieber in den Obstbau, als eine Lebensversicherung abzuschließen. Das ist Absicherung genug.“ 4) Mitarbeiter oder Ferialpraktikanten? Herr und Frau Ertl bewirtschaften ihren Betrieb zu zweit und das auch während der Obstsaison. Ein Erntehelfer würde nicht in Frage kommen, da dieser einen Stundenlohn von 10€ beziehen würde. Doch Familie Ertl ist sehr offen für Ferialpraktikanten. Jedes Jahr kommen Schüler von der Rudolf Steiner Schule, um in ihren Betrieb mitzuarbeiten. 5) Daten zur Saftanlage der Familie Ertl: Die Äpfel und Birnen werden zuerst gesammelt und kommen anschließend in die Waschanlage. Dort werden diese in kaltem Wasser getaucht um die groben Verunreinigungen zu entfernen. Dies funktioniert mit einem eigens angefertigten Sieb. Anschließend werden diese im Tauchbad weiterbefördert und über ein Förderband in die Höhe befördert. Es handelt sich um ein geschlossenes Förderband. In diesem werden die Äpfel und Birnen mittels Wasserdruck erneut gewaschen um letzte Verunreinigungen zu entfernen. Das Streubost wird in der oberen Position der Waschanlage mittels einer Mühle zerkleinert und fällt in den Presskorb. 240 kg Streuobst ist die gesamte Kapazität des Presskorbs, jedoch nach 120 kg Streuobst kommt ein Sieb zur Anwendung, welches den Saftaustrieb des Streuobstes begünstigt. Dieser Saft kommt in den Pasteurbehälter wo der Saft erhitzt wird. Anschließend wird dieser in Überkopfbehälter gelagert. Diese Überkopfbehälter haben jeweils einen Auslasskugelhahn, wo es möglich ist den Saft mittels der Schwerkraft abzufüllen. Die Flaschen wurden bis vor 5 Jahren auswertig gewaschen. Heutzutage werden diese im Haus vorgereinigt. Diese werden in einer Waschanlage mit heißem Wasser gereinigt. Anschließend sind diese in einem sterilen Zustand. In der Abfüllanlage könne bis zu acht Flaschen gleichzeitig abgefüllt werden. Der bereits pasteurisierte Saft wird vom Überkopfbehälter über speziell angefertigte Düsen in die Flaschen abgefüllt. Diese Flaschen werden mittels Chromkorken verschlossen und kommen in eine Kunststoffkiste, welche für einige Minuten in ein kaltes Tauchbad gestellt wird. Jede Charge wird auf eigens angefertigten Holzpaletten im Lagerraum abgelegt. Familie Ertl produziert just in time und führt regelmäßige HCCP Analysen durch. 6) Streuobstverwertung rentabel? Je mehr Obst die Ernte bringt, desto rentabler ist die Verwertung. Wie schon oben erwähnt, können keine Arbeitskräfte angestellt werden. Wenn die Bäume in einer Saison Vollertrag bringen, dann ist die Obstverwertung rentabel. 42 7) Andere Verwertungsmethoden im Betrieb: Da im Betrieb auch Apfelhollundersäfte und Apfeljohannisbeersäfte produziert werden, gibt es auch eine Hydropresse für die Beeren. Diese hat ein Fassungsvermögen von 80 Litern. Weiters wird auch Trockenobst/Dörrobst, welches in erster Linie von Äpfel und Birnen stammt, zum Verkauf angeboten. Typische Sorten für getrocknetes Obst sind Herzoginelsa, Konferenz, Uta und Topaz. 8) Verschiedene Sorten: Familie Ertl besitzt bis zu 36 verschiedene Sorten. Typische Sorten für diese Region sind: Boskop, Brünerling und Schmidtberger Renette. Grundsätzlich versucht die Familie Ertl die für diese Region typischen Sorten zu vermehren, jedoch wird auch darauf geachtet, dass die Sorten nicht krankheitsanfällig sind. Für die Saftproduktion können alle Sorten verwendet werden. 9) Vertrieb und Verkauf der Produkte aus der Obstverwertung: Beliefert werden vor allem die Gastronomie, Privatkunden und Firmen. Die Familie Ertl verkauft ihre Produkte auch Ab-Hof. Grundsätzlich wird 30 km rund um den Hof verkauft, sodass die Produkte in der Region bleiben. Doch auch in Wien besteht eine große Nachfrage. Die Auslieferung erfolgt mit einem Auslieferbus. Es wird darauf geachtet, dass größere Einheiten auf einmal geliefert werden. 10) Verpackung, Flaschen, Etiketten: Auf den selbst entworfenen Etiketten, befindet sich das Logo „Saft für das Leben“. Weiters wird auch für die naturtrüben Säfte geworben. Gedruckt werden diese in einer Druckerei. Die Etiketten werden mit einer Gummierung befestigt, damit diese wieder leicht ablösbar sind. Die Flaschen werden in den Kisten nach dem Gebrauch wieder vom Kunden zurückgebracht, sodass ein Mehrwegsystem entsteht. 11) Vor- und Nachteile einer Obstverwertung im südlichen Waldviertel: Vorteile: Die Familie Ertl hat kaum Konkurrenzdruck in ihrer Branche. Auch in anderen Bundesländern wurden bereits Projekte gestartet, welche durch Förderungen der EU unterstützt werden. Ein Obstbau wie dieser bringt Biodiversität, als auch eine Bodenbelebung mit sich. Die Ernte wird dadurch auch ertragreicher. Nachteile: Bei Region südliches Waldviertel handelt es sich um eine Grenzlage. Einerseits ist die Bodenbeschaffenheit ähnlich wie im Mostviertel aber das Klima entspricht dem des Waldviertels. 43 Berechnungen Pressobstpreise decken nicht einmal die Erntekosten Berechnung zu fairen Pressobstpreisen: Angenommen es werden 500 kg Pressobst händisch geerntet und diese Menge wird mit einem PKW-Anhänger zur nächsten Sammelstelle in 25 km Entfernung gebracht. Für die Ernte und den Transport wird ein Zeitaufwand von 6 h angenommen. Für die 50 km wird ein Kilometergeld von 20€ herangezogen. Maschinenringstundensätze: 10€/h Personalkosten: 10€/h x 6h = 60€ Transportkosten für 50 km: 20€ Gesamtkosten: 60+20 = 80€ Fairer Pressobstpreis pro kg: 80/500 = 0,16€ Ein fairer Obstpreis würde also 0,16€ pro kg sein. Dies bedeutet, dass der Obstpreis von 0,8€ pro kg verdoppelt werden müsste, um zumindest die Kosten zu decken. Damit ist das Produkt selbst noch nicht bewertet. Auch sind Kosten für den Obstbau noch nicht mit einberechnet. Das sind zum Beispiel Kosten für die Baumpflege, Nachpflanzung von Jungbäumen und die Bewirtschaftung unter den Obstbäumen. Laut FIBL beträgt der Aufwand 750€/ha (50 Bäume pro ha). Kalkulation Saft in Flasche – Ab-Hof Gemäß der Berechnung zu fairen Pressobstpreisen sollte für 1 kg Pressobst ein Mindestpreis von 16 Cent gegeben sein. Es wird 1l Saft naturtrüb in einer Glasflasche abgefüllt. Es handelt sich um eine lokale Verarbeitung und geliefert wird im Raum von 25 km. Es wird eine Pressausbeute von 60% angenommen, das bedeutet 1,7 kg pro Liter Saft. Kostenstellen Cent/l Pressen 10 Pasteurisieren 30 Flaschen 40 Etikettierung 10 Transportwege 15 Vermarktung und diverse Abgaben 25 44 Summe Aufwendungen ohne Pressobst 130 Pressobstpreis 8 Cent/kg 14 (8 Cent/kg x 1,7 kg) Summe gesamt 144 Pressobstpreis 16 Cent/kg 27 (16 Cent/kg x 1,7 kg) Summe gesamt fairer Preis 157 Berechnet man den Aufwand für die Produktion (Pressen, Pasteurisieren, Etikettierung, Vermarktung und div. Abgaben), so beläuft sich dieser auf ca. 50% des Verkaufspreises. Ein Pressobstpreis von 16 Cent pro kg würde einen Mehrpreis von ca. 10% beim Endprodukt bedeuten. Mechanische Ernte Holler und Reiterer 2004 Ein Großteil des Streuobstes wird heutzutage mit der Hand geschüttelt und geklaubt. Dabei wäre die Technik wie Auflesemaschinen längst vorhanden. Mit diesen Geräten ist eine kostengünstigere und effizientere Ernte möglich. Zumindest würde sich eine Anschaffung dieser Maschine im Sinne einer gemeinschaftlichen Bewirtschaftung rentieren. 45 Die Abbildung zeigt die Abhängigkeit des Stundenlohns von Erntemethode und Erntemenge. Laut den Berechnungen von HOLLER und REITERER liegt der Mindestpreis beim Einsatz von mechanischer Erntehilfe bei 7 Cent/kg. 46 Rentabilitätsvergleich von 2 Saftanlagen: Herstellungsanlagen Saftherstellungsanlage im im Vergleich: Großbetrieb Verkauf von Apfel- und Birnensaft Eigene Rohstoffe AfA AW der Anlage: Saftherstellungsanlage im Kleinbetrieb Rohstoffe werden vom Kunden geliefert Saftproduktion für den Kunden erfolgt in diesem Betrieb AW der Anlage: Mühle: 300 000€ Presse:350 000€ Abfüllanlage: 150 000€ Waschanlage: 180 000€ Etikettiermaschine: 160 000€ Tanks (40): 600 000€ Zentrifugen: 40 000€ Pasteurisierungsanlage: 500€ Obstmühle: 680€ Kapselmaschine: 132€ Obstschüsselpresse: 215€ Summe = 1527 € Summe = 1 780 000€ 1780 000 : 8 = 222 500€ ND: 8 Jahre AfA: 190,88 RW nach 5 Jahren: 572,64 ND: 8 Jahre RW nach 5 Jahren: 222 500 * 3 = 667500€ AfA: (1527 – 572,64) : 5 = 190,88 AfA: (1 780 000 – 667500) :5 = 222 500€ Variable Kosten: Angaben €/l: Angaben €/l: Pressen: 0,05 Abfüllen und Waschen: 0,07 Flaschen: 0,40 Etikettierung: 0,08 Transportwege: 0,1 Personalkosten: 0,1 Pressobstpreis 8 Cent/kg: 0,14 Pressen: 0,05 Pasteurisieren: 0,10 Abfüllen: 0,05 Summe Aufwendungen ohne Pressobst: 0,94 €/l Variable Kosten: 0,20€/l x 1500l = 300€ Summe = 0,20 Variable Kosten: 0,94€/l x 2 500 000l = 2 350 000€ Kostensumme: Erträge: Gewinn/Verlust: 222 500 + 2 350 000 = 2 572 500€ 2 500 000 x 1,40 = 3 500 000€ 3 500 000 – 2 572 500 = 927 500€ 190,88 + 300= 490,88€ 1500 x 0,60 = 900€ 900 – 490,88 = 409,12€ 47 Durchschnittlicher Kapitaleinsatz: Rentabilität in % 222 500 + 667500 = 890 000€ 190,88 + 572,64/2 = 381,76€ 927 500 / 890 000 x 100 = 104,2% 409,12 / 381,76 x 100 = 107,2% Amortisationsberechnung: Herstellungsanlagen Saftherstellungsanlage im im Vergleich: Großbetrieb Verkauf von Apfel- und Birnensaft Eigene Rohstoffe AfA AW der Anlage: Saftherstellungsanlage im Kleinbetrieb Rohstoffe werden vom Kunden geliefert Saftproduktion für den Kunden erfolgt in diesem Betrieb AW der Anlage: Mühle: 300 000€ Presse:350 000€ Abfüllanlage: 150 000€ Waschanlage: 180 000€ Etikettiermaschine: 160 000€ Tanks (40): 600 000€ Zentrifugen: 40 000€ Pasteurisierungsanlage: 500€ Obstmühle: 680€ Kapselmaschine: 132€ Obstschüsselpresse: 215€ Summe = 1 780 000€ 1780 000 : 8 = 222 500€ ND: 8 Jahre AfA: 190,88 RW nach 5 Jahren: 572,64 ND: 8 Jahre RW nach 5 Jahren: 222 500 * 3 = 667500€ Summe = 1527 € AfA: (1527 – 572,64) : 5 = 190,88€ AfA: (1 780 000 – 667500) :5 = 222 500€ Variable Kosten: Angaben €/l: Angaben €/l: Pressen: 0,05 Abfüllen und Waschen: 0,07 Flaschen: 0,40 Etikettierung: 0,08 Transportwege: 0,1 Personalkosten: 0,1 Pressobstpreis 8 Cent/kg: 0,14 Pressen: 0,05 Pasteurisieren: 0,10 Abfüllen: 0,05 Summe = 0,20 Summe Aufwendungen ohne Pressobst: 0,94 €/l 48 Kostensumme: Erträge: Gewinn/Verlust: Laufende Überschüsse: Amortisationsdauer: Variable Kosten: Variable Kosten: 0,94€/l x 2 500 000l = 2 350 000€ 0,20€/l x 1500l = 300€ 222 500 + 2 350 000 = 2 572 500€ 2 500 000 x 1,40 = 3 500 000€ 3 500 000 – 2 572 500 = 927 500€ 927 500 + 222 500€ = 1 150 000€ 1 780 000 / 1 150 000 = 1,54 Jahre 2 J. 190,88 + 300= 490,88€ 1500 x 0,60 = 900€ 900 – 490,88 = 409,12€ 409,12+ 190,88€ = 600€ 1527 / 600 = 2,5 Jahre 3 J. Vergleicht man eine Saftherstellungsanlage eines Großbetriebs (eigene Rohstoffe Verkauf) mit der eines Kleinbetriebs (Rohstoffe und Hilfsstoffe von Kunden Saftproduktion), so ist die des Großbetriebs rentabler. Die Saftherstellungsanlage des Großbetriebs amortisiert sich bereits in 2 Jahren, hingegen die Saftherstellungsanlage des Kleinbetriebs amortisiert sich erst in drei Jahren. Kostenvergleich: Saft aus Eigenherstellung: Saftherstellungsanlage für Eigenverbrauch Laufende Kosten Kosten Pressen: 0,05 Pasteurisieren: 0,10 Abfüllen: 0,05 Flaschen: 0,05 (ND: 8 Jahre) Kapsel: 0,01 Summe = 0,71 AfA 0,71 x 300l = 213€ Pasteurisierungsanlage: 500€ Obstmühle: 680€ Kapselmaschine: 132€ Obstschüsselpresse: 215€ Summe = 1527 € ND: 8 Jahre AfA: 190,88 RW nach 5 Jahren: 572,64 AfA: (1527 – 572,64) : 5 = 190,88 49 Kosten pro Jahr 190,88 + 213 = 403,88€ 403,88 / 300l = 1,35€ Naturtrüber Apfelsaft im Tetrapack: 1,60€/l 1,60€/l x 300l = 480€ Biologischer Apfelsaft: 1,90€/l 1,90€/l x 300l = 570€ Saft aus Konzentrat im Tetrapack: 0,59€/l 0,59€/l x 300l = 177€ Die eigene Saftherstellung für einen Haushalt mit 5 Personen (300l Saft/Jahr) kostet 403,88€. Das sind 1,35€ pro Liter. Vergleicht man einen Liter naturtrüben Apfelsaft aus dem Tetrapack mit dem eigens hergestellten Apfelsaft, so ist der im Supermarkt gekaufte um 25 Cent teurer. Konsumiert eine Familie mit fünf Personen für ein ganzes Jahr Apfelsaft, so ist die Eigenproduktion um 76€ günstiger. Auch biologischer Apfelsaft ist teurer als der Saft aus der Eigenproduktion. Nur der Saft aus Konzentrat im Tetrapack ist billiger als der selbst hergestellte Apfelsaft. Man muss bedenken, dass viele Betreibe ihre Konzentratwerke nach China oder in die Ukraine auslagern. Auch sollte man erwähnen, dass der Pressobstpreis an die österreichische Lebensmittelindustrie, die ihre Produkte aus Konzentrat produziert, richtet. 50 Leitbild Kulturelles Ziel: Die Streuobstwiesen von Gerersdorf wurde bereits vom Künstler Franz Traunfellner erkannt und sind wichtige Motive in seinen Kunstwerken. Viele dieser Streuobstwiesen sind noch vorhanden und sollen auch in Zukunft in ihrer Vielfalt erhalten bleiben. Deshalb die Bewohner von Gerersdorf über die richtige Pflege und über die Sorten in ihren Obstgärten bescheid wissen. Die traditionelle Verwertung des Streuobstes soll auch heutzutage Anerkennung finden und umgesetzt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Umsetzung dieses Projektes, ist die Zusammenarbeit innerhalb der Bevölkerung und auch die Einbindung der Gemeinde Pöggstall, sowie die Mitarbeit von Bildungseinrichtungen als auch andere Institutionen. Ökologisches Ziel: Die Streuobstwiesen in Gerersdorf sind wichtige Bestandteile der Kulturlandschaft und deshalb soll ihre Biodiversität aufrechterhalten bleiben. Neupflanzungen sollen nicht nur einen Biotopverbund herstellen, sondern es sollen dadurch standortgerechte und traditionelle Sorten wieder aktiviert werden. Durch die Aufrechterhaltung der Streuobstwiesen sollen landwirtschaftliche Vorteile erzielt werden. Wirtschaftliches Ziel: Durch die Streuobstverwertung soll eine weitere Ertragsquelle für die Landwirtschaft geschaffen werden. Faire Preise für die Produkte aus der Streuobstverwertung sollen dazu beitragen, dass sich der Arbeitsaufwand rentiert. Somit wird die Wirtschaft der Region gezielt gefördert. Die selbsterzeugten Streuobstprodukte sollen auch für den Eigenverbrauch dienen. Durch eine gemeinsame Streuobstverwertung in Gerersdorf können Kosten eingespart werden, da nicht jeder Bewohner die Anlagen zur Streuobstverwertung anschaffen muss. 51 Maßnahmenvorschläge In diesem Projekt ist eine Zusammenarbeit mit Schulen als auch mit der Gemeinde Pöggstall geplant. Schüler sollen aktiv zur Erhaltung der Streuobstwiesen beitragen, sowie die Bedeutung dieser kennenlernen. Gerersdorf soll ein Vorbild bezüglich Streuobstverwertung für andere Dörfer in der Gemeinde Pöggstall sein Die Streuobstprodukte können an diversen Veranstaltungen der Gemeinde präsentiert und verkauft werden Der Traunfellnerweg führt an vielen Motiven des Künstlers Franz Traunfellner vorbei. Häufig waren diese auch Streuobstwiesen und Obstbaumreihen. Die Streuobstwiesen als bedeutende Motive des Künstlers Franz Traunfellner sollen in ihrer Vielfalt und Schönheit erhalten bleiben. Dies kann durch richtige Pflege (Baumschnitt, Bewirtschaftung der Fläche unter den Bäumen, Verwertung des Streuobstes usw.) umgesetzt werden. Der Traunfellnerweg, welcher durch Gerersdorf führt, zieht viele Kunstliebhaber an. Nach der Wanderung könnte eine Verköstigung von traditionellen Streuobstprodukten angeboten werden. Die Streuobstwiesen in Gerersdorf sollen auch weiterhin das Landschaftbild verschönern sowie die Biodiversität aufrecht erhalten. Es sollen diverse Veranstaltungen für die Bevölkerung angeboten werden. Diese könnten Baumschnittkurse, Informationstage zur Sortenbestimmung und Streuobstverwertung sein. Es wird eine Informationsmappe für jeden Haushalt in Gerersdorf erstellt Sinnvoll wäre eine gemeinsame Streuobstverwertung in Gerersdorf. Dadurch könnten nicht nur wirtschaftliche Vorteile erzielt werden, sondern es könnte auch das Gemeinschaftsleben in Gerersdorf gefördert werden. Durch die Anschaffung einer gemeinsamen Anlage, könnten Kosten eingespart werden. Eine gemeinsame Streuobstverwertung bedeutet Zusammenarbeit und daraus resultiert ein geringerer Arbeitsaufwand für jeden einzelnen Das gesamte Dorf wird mit gesundem, selbst hergestelltem Apfelsaft versorgt. Dadurch können Kosten eingespart werden, da auf den teuren Saft aus dem Supermarkt verzichtet wird. Durch die gemeinsame Streuobstverwertung wird ein fairer Preis für das Streuobst geschaffen, da auf niedrige Streuobstpreise verzichtet werden kann. 52 Zusammenfassung 53 Quellenverzeichnis Bücher: Most – Christoph Wagner, Verlag: Pichler Verlag, Herausgabe: 1999 Die Mostbirnen – Die Früchte des Mostviertels, Martina Schmidthaler, Verlag: Queiser, Herausgabe: 2001 Natürlich heilen mit Apfelessig – Margot Hellmiß, Verlag: Südwest, Herausgabe: 1996 (3. Auflage) Apfel und Birne – einfach und gut, Verlag: Leopold Stocker Verlag 1000 Jahre Nochlinga Die Geschichte einer Region. Über die Gemeinden Dorfstetten, Nöchling, St. Oswald und Yspertal. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Arbeitskreis 1000 Jahre Nochlinga Streuobstinfo – Rundbrief der AGRE 3/2009 Franz Traunfellner, Eine Werkübersicht bis 1983, Franz Kaindl, Kunstverlag Wolfrum Wien Unterlagen vom 5. Jahrgang (UOAW) Online: http://de.wikipedia.org/wiki/pöggstall http://www.luxnatur.lu/streuo00.htm http://de.wikipedia.org/wiki/obstschnaps 54 Abbildungsverzeichnis 55 Anhang 56