Predigt zu Matthäus 11, 2-9 am 3. Advent – Pastor Marcus Antonioli Die Gnade und die Güte Gottes sei mit uns allen. Amen Eine Gefängniszelle ist ein ganz guter Vergleich für die Situation des Advents: Man wartet und hofft und tut dieses oder jenes; aber die Tür ist verschlossen und kann nur von außen geöffnet werden! Der das so sagen konnte, Dietrich Bonhoeffer, hatte selbst Jahre in seiner Zelle verbracht und hat lernen müssen, was es heißt – auch in auswegloser Situation noch etwas zu erwarten. Auch Johannes der Täufer sitzt im Gefängnis als er anfragen lässt, was er von Jesus erwarten darf! Er, der in der Wüste lebte, sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte und sich in Kamelhaar kleidete und in Höhlen Zuflucht suchte, wenn der Sturm über die karge Landschaft fegte. Er, der kein Blatt vor den Mund nahm und klar machte, dass die Axt schon an die Wurzel gelegt sei! Er, der mit seiner Taufe im Jordan Menschen zur Umkehr gerufen hat. Der lässt fragen, ob all das denn nun einen Sinn gehabt hat: „Bist du es, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Und Jesus lässt ihm ausrichten: „Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören, Tote leben wieder und Armen wird die gute Botschaft gesagt!“ - Schau was geschieht und entscheide selbst, ob du mir vertrauen magst! Am Ende muss Johannes selbst entscheiden, ob er diesen Zeichen vertrauen kann oder nicht! Denn kein Wunder ist in Wahrheit so eindeutig, dass es nicht einen Schattens des Zweifels in sich birgt! – Wir wissen nicht, ob Johannes diesen Zeichen vertrauen konnte. Wir wissen aber, dass er für seine unbequeme Wahrheit bis zum bitteren Ende eingestanden ist wie Dietrich Bonhoeffer ja auch. Manchmal frage ich mich, können wir überhaupt noch etwas mit diesen Zeichen anfangen? Oder sind wir dafür zu abgestumpft? Ja, ich frage mich ernstlich, ob wir nicht in weiten Teilen für solche Hoffnung verdorben sind. Ich weiß es nicht, ob es vielleicht unser Wohlstand ist, der uns für diese Hoffnung unbrauchbar gemacht hat. Und vielleicht bräuchten wir heute so einen wie Johannes den Täufer oder einen Dietrich Bonhoeffer, harte Prediger und Wegbereiter Gottes, die die Menschen nicht mit billigem Trost abspeisten und ihnen nicht nach dem Mund redeten! Darum hat Johannes den Leuten auch mächtig den Kopf gewaschen, ganz sicher ist mancher kopfschüttelnd vom Jordan nach Hause gegangen sein. Auch Dietrich Bonhoeffer wurde lange, der dem Naziregime und dem Judenhass auch in unserer Kirche widerstanden hat. Als Vaterlandsverräter wurde er bezichtigt und auch Theologen konnten zunächst nicht begreifen, dass er mit seinem Widerstand zum Quellgrund neuer Hoffnung geworden ist. Vielleicht, sollten auch wir auf die Mahner unserer Tage hören, denn wenn wir nicht konsequenter unsere Umwelt schonen, dann könnte das sehr bitter für die Generationen nach uns werden. Und wenn wir nicht den dumpfen Parolen und Vorurteilen widersprechen, die in diesen Tagen gegenüber den Flüchtlingen kursieren, dann könnten wir uns eines Tages in einer Gesellschaft wiederfinden, die wir nicht als lebenswert empfinden! Ob es nun Johannes oder Dietrich Bonhoeffer, oder die Aktivisten unserer Tage - wir brauchen Menschen, du uns klar machen, was Gott von uns erwartet. Es sind jeweils in ihrer Zeit unbequeme Rufer in der Wüste gewesen, die von den Mächtigen mundtot gemacht wurden. - Und doch - kein Knast sicher genug ist, und auch kein Schwert oder keine Knarre kann es verhindern, dass ihre Botschaft weitergetragen wurde. – Denn Sie habend die Wahrheit gesucht. Sie haben auf Gott vertraut, der oft hinter dem Vorfindlichen verborgen ist! Sie haben gehofft, dass seine neue Welt auch unsere Welt werden wird! Nicht unserer Hoffnungen werden wir uns einstmals zu schämen haben, sondern unsrer ärmlichen und ängstlichen Hoffnungslosigkeit, die Gott nichts zutraut, die in falscher Demut nicht zugreift, wo Gottes Verheißungen gegeben sind, die resigniert in diesem Leben und sich nicht freuen kann auf Gottes ewige Macht und Herrlichkeit. Der Menschen wächst mit seiner Hoffnung – wenn es nur die Hoffnung auf Gott und seine alleinige Kraft ist. (Dietrich Bonhoeffer) Liebe Gemeinde, in all meinen Zweifeln spüre ich, dass dieser Gott, den es so oft in meinem Leben gar nicht gibt, mir am allernächsten ist, wenn ich ihn am meisten vermisse! Wenn wir nach ihm schreien, nach dem warum fragen, dann ist er am allernächsten. Wenn ich an die Schmerzen denke, die Menschen erleiden, weil sie einen lieben Menschen verloren haben, wenn ich an die Verzweiflung denke, die viele unheilbar quält, und wenn ich daran denke wie der Terror und der Krieg uns und diese Welt entstellt, und wenn ich daran denke, welchen Schaden wir unserer Erde zufügen, weil wir so maßlos sind - dann bleibt uns nichts anderes mehr als zu hoffen! Doch gerade dann wenn ich an mir und der Welt verzweifeln will, dann spüre ich seine heilsame Gegenwart am stärksten. – Komm in unsere Welt – du Heiland und Retter. Ich weiß nicht wie das aussehen kann, aber es ist bitter nötig, dass er auch hier und heute das Licht aufgehen lässt. Das Licht seiner Wahrheit und Güte soll unsere dunklen Stunden erhellen. – Er kommt auf uns zu mit den Zeichen seiner Liebe, seiner Hoffnung und seines Vertrauens. „Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören, Tote leben wieder und Armen wird die gute Botschaft gesagt!“ Ja, Menschen, die aus dieser Hoffnung leben, sehen weiter, Menschen, die aus dieser Liebe leben, sehen tiefer, Menschen, die aus diesem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht. Liebe Gemeinde, im Advent hoffen wir auf die Ankunft eines Kindes, Gott kommt zart und verletzlich wie Hoffnung selbst in unsere Welt. Und er kam gerade nicht, um uns den Kopf, sondern um uns die Füße zu waschen! Und so ist seine Ankunft durch und durch erfreulich. Wie manchmal ein heißersehnter Besuch unser Leben verändert, so will uns dieses Kind die Herzen und die Sinne öffnen, es will uns bereit machen. Das wäre schön, wenn wir an diesem 3. Advent auf etwas hoffen könnten was das Leben leichter macht und leichter das Herz das gebrochene ängstliche und dann den Mut haben die Türen weit aufzumachen und die Ohren und die Augen und auch den Mund nicht länger verschließen das wäre schön wenn am Horizont Schiffe auftauchten eins nach dem anderen beladen mit Hoffnungsbrot bis an den Rand das mehr wird und immer mehr durch Teilen das wäre schön wenn Gott nicht aufhörte zu träumen in uns vom vollen Leben einer Zukunft für alle und wenn dann der Himmel aufreißen würde ganz plötzlich neue Wege sich auftun hinter dem Horizont das wäre schön. Amen (Carola Moosbach)