Predigt Liebe Kinder, liebe Jugendliche, liebe Frauen und Männer „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ Diese Frage, die sich die Menschen nach der Geburt des Johannes stellten, kommt uns allen sicher bekannt vor. Es ist eine Frage, die sich angesichts eines Neugeborenen Kindes immer wieder stellt. Was wird wohl aus diesem Kind werden? Wo liegen seine Stärken und seine Schwächen, was für Talente und Fähigkeiten schlummern in ihm? Zu was wird es in seinem Leben berufen sein? Was möchte durch dieses Leben in dieser Welt zur Geltung kommen? Oder anders gesagt: Welche Gnade hat Gott in dieses Leben gelegt? Johannes bedeutet „Gott ist gnädig“, damit ist gemeint, dass Gott im Herzen des Johannes Raum gefunden hat, denn Gnade zu haben, heisst zuerst einmal Raum zu haben. Nicht alles im Leben ist Gnade. Es gibt auch Fragen, die uns aufzeigen, dass sich der Mensch auch für andere Wege entscheiden kann. Fragen wie: Findet dieser neugeborene Mensch seinen Weg, auf den er berufen ist auch wirklich? Wie oft wird er umkehren müssen? Wie viele Male fällt er wohl auf die Nase? Oder wird er seinen Weg womöglich ganz verfehlen? All diese Fragen, die wir alle in uns tragen, machen uns eines bewusst: Der Sinn des Lebens hat mit unserer eigenen Berufung zu tun, mit dem roten Faden, der sich ganz fein durch unser Leben zieht. Ob ich mein eigenes Leben als sinnvoll und geglückt betrachte, hat damit zu tun, ob ich an diesen roten Faden glaube und der Sehnsucht und Suche nach ihm immer wieder den nötigen Raum zu geben vermag. Für den glaubenden Menschen hat dieser rote Faden mit Gott zu tun. Gott selbst ist der Ruf, die Stimme unseres Herzens, die uns unaufdringlich und leise auf unseren Weg führt. Leider ist diese Stimme keine laute und eindeutige Stimme. Damit wir den Ruf Gottes in unserem Leben finden können, oder anders gesagt, damit die Gnade Gottes in unserem Leben sich entfalten kann, müssen wir Gott Raum in unserem Leben geben. Wie macht man das? Wie gibt man Gott Raum im eigenen Leben? Wie macht man das in einer Zeit, in der unser Alltag angefüllt ist mit unzähligen Pflichten, Aufgaben, Ablenkungen, Unterhaltungen…? Vielleicht hilft es sich das eigene Herz als eine weiss grundierte Leinwand vorzustellen und Gott zu bitten, in mir zu bilden, was mir und ihm entspricht! Mache dein Herz zu einem Buch der Offenbarung und bitte Gott, sich selbst in dir zu beschreiben! Glaube, dass er dir das Deine zuteilwerden lässt. Im Vaterunser bringen wir genau diesen Glauben zum Ausdruck, wenn wir beten „dein Wille geschehe“, das hat nichts mit Willkür Gottes zu tun, sondern meint die offene Haltung, dass in meinem Leben das geschehen möge, was mich zu meinem roten Faden führt. Wer so beten kann, der öffnet der Gnade Gottes einen grossen Raum. Damit keine Missverständnisse verstehen, wer Gott in seinem Leben Raum gibt, wird nicht verschont werden von Sorgen, Nöten, Krisen und Schicksalsschlägen, aber er wird eine Kraft spüren, die ihn in allem begleitet. „Gnade ist ein Kraft, die über alles eigene Leisten und Vermögen, über alles Scheitern und Versagen hinaus einen Raum zum leben schafft.“ Das einmal mehr ein Gedanke von Martin Schleske aus seinem Buch „der Klang – vom unerhörten Sinn des Lebens“ Ist das nicht wunderbar, dass es da jenseits unserer alltäglichen Sorgen und Nöten einen Raum gibt, einen Raum der Befreiung aus Enge und Angst. Es liegt bei uns. Wir können die Entscheidung treffen , den inneren Raum der Sorgen zu verlassen und in den Raum des Glaubens einzutreten. Liebe Gläubige Was wird wohl aus diesem Kind werden? Aus Johannes wurde ein mutiger Wegbereiter für Jesus Christus. Eine Stimme, die aus der Wüste ruft. Ein Licht für die Menschen. Was aber ist der Ruf Gottes in meinem Herzen? Gib dieser Frage Raum in deinem Leben und ich bin sicher, dass du bewegt werden wirst.