Predigt am Pfingstfest 2009 (31. Mai) Lesung: Korintherbrief 12, 3b-7.12-13 * Evangelium: Johannes 20, 19-23 Wir feiern Pfingsten, den 50. Tag nach Ostern. Das Fest der Herabkunft des Hl. Geistes. Pfingsten steht gegen jede Resignation der Christen und will die bösen Geister vertreiben, von denen die Menschen angesteckt sind. An Pfingsten wird uns ein neuer Geist geschenkt: Gottes Heiliger Geist, Gottes liebender, Leben spendender Geist, der in der Kirche etwas bewegen will. Vor allem dort, wo die Christen vom Zeitgeist der Lustlosigkeit und Müdigkeit befallen sind. Er will uns aufatmen lassen, er will uns auf die Sprünge helfen, damit wir wie damals von jenem Eifer und jenem Feuer ergriffen werden, das uns Mut macht, dieser Welt von Gottes befreiender Botschaft der Liebe und des Friedens zu künden. Gottes Geist will uns mit seinen Gaben beschenken,, damit wir sympathische, einladende und lebendige Kirche sind, die für die Menschen anziehend und wieder interessant wird. Die sieben Gaben des Heiligen Geistes heißen: Geist der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht. Wenn wir von diesen Gaben des Heiligen Geistes unser Leben und unser Christsein prägen lassen, dann kann Gottes Geist Ungeahntes mit uns bewirken, dann sind wir begeisterte Christen, die eben nicht geistlos oder von allen guten Geistern verlassen sind, sondern wirklich Töchter und Söhne Gottes. Sein Heiliger Geist hat eine solche Kraft, dass die Kirche einen neuen Frühling erleben kann und wir merken, wie schön es ist, von der Botschaft Gottes begeistert zu sein. Wer von diesem Geist angerührt ist, der kann nicht anders als ihn weiterschenken; denn nur wer selbst begeistert ist, der kann auch andere begeistern. „Empfangt den Heiligen Geist“, so hat Jesus zu den Jüngern gesprochen. In der Apostelgeschichte heißt es: „Sie legten ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist“. In diesen Worten sieht die Kirche die biblische Grundlage für das Firmsakrament. Im vergangenen Jahr wurde es auch in unserer Gemeinde 18-mal gespendet, als Vollendung der Taufe und als Zuspruch der Kraft und Würde, die Gott uns schenkt. Manchmal frage ich mich, ob die 18 jungen Leute der Gemeinde hinzu-gefirmt oder weg-gefirmt wurden… Aber seien wir ehrlich und fair. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Firmung? Von meiner eigenen weiß ich nicht mehr viel. Ich war 12 Jahre alt, war sehr beeindruckt von der Person des Bischofs, stand in einer langen Reihe und wartete mit vielen anderen – nein, nicht auf die Handauflegung und den Empfang des Heiligen Geistes, sondern – auf die bischöfliche Backpfeife (die war damals in der Liturgie üblich als Zeichen, dass ein Christ in Widerständen und Anfeindungen „firm“, d.h., „stark“ sein muss). Damals wie heute erwarteten viele von ihren Paten Firmgeschenke (z. B. den ersten eigenen Fotoapparat, eine coole Lederjacke einen i-Pott, oder was auch immer)– da konnte und kann wahrscheinlich keine Geistesgabe mithalten! Die Frage ist: ist der Gefirmte ein anderer Mensch als vorher? Wie wirkt denn der Heilige Geist in uns? Wahrscheinlich kennen Sie die Erfahrung: wir handeln manchmal richtig und unserem Gewissen entsprechend, weil wir Gottes Geist als Christen ein Stück verinnerlicht haben und wir spüren: das hat Gott in uns bewirkt; auch wenn es oft ein mühsamer Weg ist und die richtige Entscheidung Anstrengung erfordert. -Es ist Gottes Geist, der in uns wirkt, wenn wir spüren: Da muss ich jetzt widersprechen, auch wenn ich mit meiner Meinung alleine stehe. -Es ist Gottes Geist, der mich treibt, mit der Kollegin das Gespräch zu suchen, obwohl eigentlich s i e mich beleidigt hat. -Es ist Gottes Geist, der mich drängt, die frühere Nachbarin im Altenheim zu besuchen, obwohl sie eigentlich genug Angehörige hat, die das machen sollten. -Es ist Gottes Geist, der das junge Paar nach quälenden Gesprächen möglicherweise zur Einsicht kommen lässt: Nein, Abtreibung ist keine Lösung! -Es ist Gottes Geist, der mich ruft, eine Aufgabe in der Gemeinde zu übernehmen, obwohl ich doch eigentlich schon zu viel mache. -Es ist Gottes Geist, der mich zur Einsicht führt: Noch mehr Geld anzuhäufen ohne soziales Engagement wäre einfach unmoralisch. -Es ist Gottes Geist, der mir Mut macht, meinen Chef unter vier Augen auf sein Fehlverhalten hinzuweisen… Ja, wir haben den Heiligen Geist empfangen. Er treibt uns an und wirkt in uns. Manchmal fordert er schwere Entscheidungen von uns ab – aber unser Gewissen sagt: wozu er uns bewegt, ist gut und richtig für uns. Ja, wir haben den Heiligen Geist empfangen und bitten doch gleichzeitig täglich neu: Komm, Heiliger Geist…