Osterpredigt zu 1. Korinther 15 - Pastor Marcus Antonioli Der Friede

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Osterpredigt zu 1. Korinther 15 - Pastor Marcus Antonioli
Der Friede unseres auferstandenen Herrn und Bruders sei mit uns allen! Amen
Pünktlich zum Osterfest wurde gemeldet, dass der Osterhase in Sachen Verkaufszahlen den
Weihnachtsmann schlägt! Lassen wir einmal außer Acht, dass der Weihnachtsmann sich
gegen viele andere Leckereien durchsetzen muss, macht diese Rangfolge auch die Wertigkeit
zwischen den beiden größten christlichen Festen deutlich! Allerdings bringt die Botschaft von
Ostern Theologen regelmäßig in Verlegenheit, denn wie können wir in einer wissenschaftlich
durchdrungenen Welt davon sprechen, dass Jesus auferstanden ist!?
Und irgendwie muss das von Anfang an auch ein big Point unter den Anhängern Jesu
gewesen sein. Denn der Apostel Paulus betrachtet im 15. Kapitel seines 1. Briefes an die
Korinther, die verschiedenen Aspekte der Auferstehungsbotschaft und bringt es sinngemäß so
auf den Punkt: der christliche Glaube wird ein Auferstehungsglaube sein oder er wird gar
nicht sein! Für Paulus ist der Tod das zerstörerische Gegenbild zum wahren und guten Lebens
und Gott steht unbedingt auf der Seite des Lebens!
In seiner unnachahmlichen Art zeigt er auf, dass unser Glaube im Grunde ein grenzenloses
Vertrauen auf Gott ist. Und wie sollten wir auf Gott vertrauen, der zuallererst der Gott des
Lebens ist, wenn wir im Grunde von der Allmacht des Todes ausgehen?
Liebe Gemeinde,
für die Jünger Jesu war es ein langer Weg bis zum österlichen Glauben, ein Weg durch das
Leiden und Sterben ihres Meisters und durch die eigene Verzweiflung und Trauer hindurch!
Was sollten sie angesichts der schieren Übermacht des Todes denken? Alles worauf sie
gehofft hatten, war plötzlich gegenstandslos. Es hatte so zauberhaft leicht am See Genezareth
begonnen. Alles endete schmählich am Kreuz. Ihre Erwartungen von der neuen Herrschaft
Gottes, bei der sie die vorderen Plätze einnehmen würden, hatten sich als Trugbilder
entpuppt! Und ihr gesalbter Retter, der auf dem Esel in Jerusalem eingeritten war, hatte nicht
die Herrschaft an sich gerissen, wie es vielleicht auch seine Gegner befürchtet hatten.
Langsam begriffen sie, dass es ihm nicht einfach um eine Revolution ging, die die Herrschaft
der einen durch das Regime der anderen ersetzt, wie wir es oft erleben! Vielmehr ging es
Jesus um eine Befreiung zu einem Leben, dass all unsere Erfahrung übersteigt. Nein, dieses
Leben in der Gegenwart Gottes sollte alles bisher dagewesene übersteigen. Und es verwundert
nicht, dass diese Vision die Mächtigen und die Hüter der Religion provozierte. Die Bibel
findet ganz wunderbare Bilder, wenn sie vom himmlischen Jerusalem und von der neuen
Gerechtigkeit bei Gott in Gleichnissen spricht!
So kam bei den frühen Christen ein Mosaiksteinchen zum anderen - das leere Grab,
die Osterbotschaft des Engels, die Erfahrung, dass der Auferstandene irgendwie noch präsent
unter den Jüngern war. Langsam aber sicher verstanden sie: Er lebt und er ist immer noch bei
uns: Und es wurde klar, ja es gibt Hoffnung! Das Leben kann den Tod besiegen, denn es hat
einen sehr mächtigen Freund! Für Paulus, den ersten Theologen der jungen Christenheit stand
fest: Mit der Auferstehung hat Gott das neue Leben begonnen, an dem wir alle Anteil haben!
Übrigens völlig unabhängig, ob wir noch hier auf der Erde oder schon gestorben sind. Alle
sind gleich dicht an diesem neuen Leben! Soweit, so steil unser Apostel Paulus!
Liebe Schwestern und Brüder,
dieser triumphale Ton ist uns heute etwas suspekt. Denn so wie die Frauen am Ostermorgen
sich fragten: Wer rollt uns denn den Stein beiseite, so erleben auch wir jeden Tag eine Welt in
der noch nicht alles Leiden und Sterben überwunden ist. Wir suchen immer wieder aufs Neue
nach Hoffnungszeichen für Gottes neue Wirklichkeit unter uns. Vielleicht ist es genau diese
Erwartung, die uns Ostern lehrt! Denn das allererste Ostern handelt in Wahrheit von einer
Liebe, die selbst die Grenzen von Schuld und Tod nicht gelten lässt. Es ist die Liebe Gottes,
die ihn erfinderisch werden lässt! Eine Liebe, die sich bedingungslos aufopfert! Und so feiern
wir heute das Fest der Auferstehung und nicht der Wiederbelebung oder gar der
Wiedergeburt, denn mit Jesus Christus beginnt etwas grundsätzlich Neues, das bis heute so
aufregend und erfreulich, dass es schwer ist, dies in Worte zu fassen!
Liebe Schwestern und Brüder,
eines steht fest, wenn Menschen sich ganz auf dieses neue und wahre Leben einlassen,
wanken die Strukturen des Todes! Wenn wir unbedingt lieben und wir uns selbst ganz
vergessen, wo wir wie Jesus für andere einstehen, da schimmert das österliche Licht durch,
erhellt sie unsere Welt!
Die Wochenzeitschrift die Zeit hat in ihrer Osterausgabe, sehr richtig festgestellt, dass wir alle
von Opfern leben die andere für uns bringen. Und berichtet dann in ihrem Dossier von
bewundernswerten Menschen, die an einem Punkt ihres Lebens, völlig über alles menschliche
Maß, über die Angst um das Eigene, hinauswachsen! Es sind Menschen, die zumindest an
einem Punkt, ganz radikal die Liebe leben: Da wird von Katharina Bennerfeld-Kersten,der
Leiterin einer Haftanstalt für Schwerstkriminelle berichtet, die sich freiwillig als Geisel
eintauschen lässt und den absoluten Horror erlebt. Und sie hatte die Kraft damit fertig zu
werden! Oder die Hausfrau Luise Liste, die trotz ihrer vier Kinder, Anfang der vierziger Jahre
28 Juden zur Flucht aus Berlin. Sie flog auf und landet im Gefängnis, starb aber in
Bescheidenheit nach einem erfüllten Leben 1979. Oder der pensionierte Lehrer Josef Heeg,
der am Vortag des Heiligabend drei Männer aus Rumänien, die eine schwere Autopanne
hatten, mit nach Hause nimmt. Und damit sie pünktlich zum Fest bei ihren Familien sein
können, leiht er ihnen das Auto. Übrigens hat er es pünktlich am 10. Januar wieder auf seinem
Hof gehabt, er selbst hatte nicht mehr daran geglaubt!
Liebe Gemeinde,
Ostern ereignet sich immer wieder unter uns! Wir müssen nur bereit sein dafür!
Der österliche Glaube öffnet uns die Augen für das neue Leben und für den großen Freund
unseres Lebens selbst! Für die ungeahnten Möglichkeiten, die das Leben hat, wenn wir ganz
ungeteilt die Liebe leben, die Jesus uns vorgelebt hat! Ostern steht für eine Hoffnung, die
durch die vielen kleinen Schritte genährt wird, die wir hier und jetzt schon wagen.
Darum soll unsere Freude zumindest heute alle Skepsis überstrahlen!
Möge Gott uns die Freude über das neue Leben – das er heute mit uns begonnen hat – jeden
Tag neu und ins Herz und in Gesicht schreiben!
Noch mal zum Osterhasen vom Anfang zurück:
Die Angst, dass der lustige Hoppler eine Gefahr für unser christliches Osterfest sein könnte,
teile ich nicht! Erinnert er uns doch daran, dass Gott unserem Leben durchaus eine heitere und
leichte Seite gegeben hat!
Auch wenn der Hase nur durch eine Verwechslung mit dem Klippdachs in unsere Bibel
gekommen ist, passt er mit seinen lustigen Ohren gut zu diesem Fest. - Übrigens wussten Sie,
dass die allermeisten von uns bei den Schokoladenhasen zuerst die Ohren wegknabbern!- Und
dass ausgerechnet er die Ostereier bringen soll, da lachen bestimmt auch die Hühner! Amen
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