Hall-Effekt in p-Germanium mit dem Cobra4 MobileLink TEP Verwandte Begriffe Halbleiter, Bandtheorie, verbotene Zone, Eigenleitfähigkeit, Störstellenleitfähigkeit, Valenzband, Leitungsband, Lorentzkraft, magnetischer Widerstand, Mobilität, Leitfähigkeit, Bandlücke, HallKoeffizient. Prinzip An einer quaderförmigen Germaniumprobe werden Widerstand und Hall-Spannung in Abhängigkeit von der Temperatur und vom Magnetfeld gemessen. Aus den Messwerten werden die Bandlücke, die spezifische Leitfähigkeit sowie die Art und Beweglichkeit der Ladungsträger bestimmt. Material 1 1 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 3 2 2 1 Cobra4 Mobile-Link, inkl. Akkus, SD-Speicherkarte, USB-Kabel und „measure“ Software Cobra4 Sensor Tesla, magnetische Feldstärke, Auflösung max. ± 0,01 mT Hall-Effekt-Modul Hall-Effekt, p-Ge, Trägerplatine Spule, 600 Windungen Eisenkern, U-förmig, geblättert Polschuhe, plan, 30 x 30 x 48 mm, 2 Hall-Sonde, tangential, mit Schutzkappe Netzgerät 0-12 V DC/6 V, 12 V AC Dreifuß PHYWE Stativstange PHYWE, 4 Kanten, l = 250 mm Doppelmuffe PHYWE Verbindungsleitung, l = 500 mm, rot Verbindungsleitung, l = 500 mm, blau Verbindungsleitung, l = 750 mm, schwarz Digitalmultimeter 2010 12620-55 12652-00 11801-00 11805-01 06514-01 06501-00 06489-00 13610-02 13505-93 02002-55 02025-55 02040-55 07361-01 07361-04 07362-05 07128-00 Abb. 1: Versuchsaufbau www.phywe.com P2530162 PHYWE Systeme GmbH & Co. KG © All rights reserved 1 TEP Hall-Effekt in p-Germanium mit dem Cobra4 MobileLink Aufgaben 1. Die Hall-Spannung wird bei Raumtemperatur und konstantem Magnetfeld in Abhängigkeit vom Steuerstrom gemessen und in einem Diagramm dargestellt (Messung ohne Kompensation der Fehlspannung). 2. Die Hall-Spannung über der Probe wird bei Raumtemperatur und konstantem Steuerstrom in Abhängigkeit von der magnetischen Flussdichte B gemessen. 3. Die Spannung über der Probe wird bei Abb. 2: Hall-Effekt in einer quaderförmigen Probe. Das konstantem Steuerstrom in Abhängigkeit Vorzeichen der angezeigten Hall-Spannung gilt, wenn von der Temperatur gemessen. Basierend die Ladungsträger negativ geladen sind. auf den Messungen wird die Bandlücke von Germanium berechnet. 4. Die Hall-Spannung UH wird in Abhängigkeit von der magnetischen Flussdichte B bei Raumtemperatur gemessen. Das Vorzeichen der Ladungsträger und die Hall-Konstante RH, die Hall-Beweglichkeit der Ladungsträger μH und die Ladungsträgerkonzentration p werden basierend auf den Messungen berechnet. 5. Die Hall-Spannung UH wird in Abhängigkeit von der Temperatur bei konstanter magnetischer Flussdichte B gemessen und die Werte werden in einem Diagramm dargestellt. Aufbau und Durchführung Der Versuchsaufbau ist in Abb. 1 dargestellt. Führen Sie die Probe auf der Trägerplatine über die Führungsnut in das Hall-Effekt-Modul ein. Schließen Sie das Modul über den AC-Eingang auf der Modulrückseite direkt an den 12 V~-Ausgang des Netzgeräts an. Führen Sie die Trägerplatine sehr vorsichtig an den Magneten heran, um den Kristall nicht zu beschädigen. Vermeiden Sie es, die Trägerplatine zu biegen. Die Hall-Spannung und die Spannung über der Probe werden mit einem Multimeter gemessen. Verwenden Sie dazu die Buchsen auf der Vorderseite des Moduls. Stromstärke und Temperatur lassen sich problemlos von dem integrierten Display des Moduls ablesen. Verwenden Sie zur Messung des Magnetfelds die Cobra4 Sensor-Unit Tesla und die Hall-Sonde, die wie in Abb. 1 dargestellt direkt in die Nut des Moduls eingesetzt werden kann. Sie können so sicherstellen, dass der Magnetfluss direkt an der Ge-Probe gemessen wird. Aufgabe 1 Stellen Sie für das Magnetfeld einen Wert von 250 mT ein, indem Sie die Spannung und Stromstärke des Netzgeräts ändern. Verbinden Sie das Multimeter mit den Buchsen für die Hall-Spannung (UH) auf der Vorderseite des Moduls. Schalten Sie das Display des Moduls auf den Stromstärkemodus um. Bestimmen Sie die Hall-Spannung in Abhängigkeit von der Stromstärke in einem Bereich von -30 mA bis 30 mA in Schritten von ca. 5 mA. Als Ergebnis erhalten Sie eine typische Messung wie in Abb. 3. Aufgabe 2 Stellen Sie einen Steuerstrom von 30 mA ein. Verbinden Sie das Multimeter mit den Buchsen für die Probenspannung auf der Vorderseite des Moduls. Bestimmen Sie die Probenspannung in Abhängigkeit von der positiven magnetischen Flussdichte B bis zu einem Wert von 300 mT. Als Ergebnis erhalten Sie einen typischen Graphen wie in Abb. 4. 2 PHYWE Systeme GmbH & Co. KG © All rights reserved P2530162 Hall-Effekt in p-Germanium mit dem Cobra4 MobileLink TEP www.phywe.com P2530162 PHYWE Systeme GmbH & Co. KG © All rights reserved 3 TEP Hall-Effekt in p-Germanium mit dem Cobra4 MobileLink Aufgabe 3 Achten Sie darauf, dass die Anzeige während der Messung im Temperaturmodus ist. Stellen Sie zunächst eine Stromstärke von 30 mA ein. Das Magnetfeld ist ausgeschaltet. Die Stromstärke bleibt während der Messung nahezu konstant, während sich die Spannung in Abhängigkeit von der Temperatur ändert. Schalten Sie die Anzeige nun auf den Temperaturmodus um. Starten Sie die Messung, indem Sie die Heizspule mit Hilfe des EIN/AUS-Schalters auf der Rückseite des Moduls aktivieren. Bestimmen Sie die Spannungsänderung in Abhängigkeit von der Temperaturänderung für einen Temperaturbereich von Raumtemperatur bis maximal 140°C. Sie erhalten einen typischen Kurvenverlauf, wie er in Abb. 5 dargestellt ist. Aufgabe 4 Stellen Sie eine Stromstärke von 30 mA ein. Verbinden Sie das Multimeter mit den Buchsen für die HallSpannung (UH) auf der Vorderseite des Moduls. Bestimmen Sie die Hall-Spannung in Abhängigkeit von der magnetischen Flussdichte. Beginnen Sie mit -300 mT, indem Sie die Polarität des Spulenstroms umkehren, und erhöhen Sie die magnetische Flussdichte in Schritten von ca. 20 mT. Im Nullpunkt müssen Sie die Polarität ändern. In Abb. 6 ist eine Beispielmessung dargestellt. Aufgabe 5: Stellen Sie die Stromstärke auf 30 mA und die magnetische Flussdichte auf 300 mT. Bestimmen Sie die Hall-Spannung in Abhängigkeit von der Temperatur. Schalten Sie die Anzeige auf den Temperaturmodus um. Starten Sie die Messung, indem Sie die Heizspule mit Hilfe des EIN/AUSSchalters auf der Rückseite des Moduls aktivieren. Als Ergebnis erhalten Sie eine Kurve wie in Abb. 7. Theorie und Auswertung Wenn ein Strom I durch einen leitenden Streifen mit rechteckigem Querschnitt fließt und durch den Streifen im rechten Winkel zur Stromrichtung ein Magnetfeld verläuft, wird zwischen zwei Punkten auf gegenüberliegenden Seiten des Streifens eine Spannung, die sogenannte Hall-Spannung, erzeugt. Dieses Phänomen lässt sich auf die Lorentzkraft zurückführen: die Ladungsträger, die den Strom durch die Probe hervorrufen, werden im Magnetfeld B in Abhängigkeit von ihrem Vorzeichen und ihrer Geschwindigkeit v abgelenkt: (F = auf die Ladungsträger wirkende Kraft, e = Elementarladung). Da sich negative und positive Ladungsträger in Halbleitern in entgegengesetzter Richtung bewegen, werden sie in dieselbe Richtung abgelenkt. Die Art der Ladungsträger, die den Stromfluss bewirken, kann daher basierende auf der Polarität der HallSpannung bestimmt werden, wenn die Richtung des Stromflusses und die Richtung des Magnetfelds bekannt sind. Aufgabe 1 Abb. 3 zeigt, dass zwischen der Stromstärke I und der Hall-Spannung UH eine lineare Beziehung besteht: mit α = Proportionalitätsfaktor. 4 Abb. 3: Hall-Spannung in Abhängigkeit von der Stromstärke PHYWE Systeme GmbH & Co. KG © All rights reserved P2530162 Hall-Effekt in p-Germanium mit dem Cobra4 MobileLink TEP Aufgabe 2 Die Widerstandsänderung der Probe aufgrund des Magnetfelds hängt mit einer Verringerung der mittleren freien Weglänge der Ladungsträger zusammen. In Abb. 4 ist die nicht-lineare, eindeutig quadratische Widerstandsänderung bei steigender Feldstärke dargestellt. Aufgabe 3 Im Bereich der Eigenleitfähigkeit haben wir Abb. 4: Änderung des Widerstands in Abhängigkeit von der magnetischen Flussdichte mit σ = Leitfähigkeit, Eg = Energie der Bandlücke, k = Boltzmann-Konstante, T = absolute Temperatur. Wenn der Logarithmus der Leitfähigkeit gegen T-1 aufgetragen wird, ergibt sich eine Gerade mit einer Steigung, über die Eg bestimmt werden kann. Basierend auf den Messwerten in Abb. 5 hat die Steigung der Regressionsgeraden den folgenden Wert: mit einer Standardabweichung sb = •±0,07 ・ 103 K. (Da die Messung bei konstanter Stromstärke erfolgten, können wir s ~ U–1 Abb. 5: Kehrwert der Probenspannung in setzen, wobei U die Spannung über der Probe Abhängigkeit vom Kehrwert der absoluten ist.) Temperatur (Da I während der Messung konstant war, gilt U–1~σ und der Graph entspricht daher einer Darstellung der Leitfähigkeit als Funktion des Da Kehrwerts der Temperatur). erhalten wir Aufgabe 4 Mit den in Abb. 2 dargestellten Richtungen des Steuerstroms und des Magnetfelds werden die Ladungsträger, die den Strom in der Probe hervorrufen, zur Vorderseite der Probe hin abgelenkt. Wenn also (in einer n-dotierten Probe) Elektronen die vorherrschenden Ladungsträger sind, wird die Vorderseite negativ, während sie bei der Defektelektronenleitung in einer p-dotierten Probe positiv wird. Die Leitfähigkeit s0, die Beweglichkeit der Ladungsträger μH und die Ladungsträgerkonzentration p sind www.phywe.com P2530162 PHYWE Systeme GmbH & Co. KG © All rights reserved 5 TEP Hall-Effekt in p-Germanium mit dem Cobra4 MobileLink über die Hall-Konstante RH miteinander verbunden: Abb. 6 zeigt eine lineare Beziehung zwischen der HallSpannung und dem B-Feld. Basierend auf den Werten aus Abb. 6 hat die Regressionsgerade mit der Formel eine Steigung b = 0,125 VT–1, Standardabweichung sb •± 0,003 VT–1. mit einer Die Hall-Konstante RH wird daher gemäß Abb. 6: Hall-Spannung in Abhängigkeit von der magnetischen Flussdichte mit der Probendicke d = 1 ・ 10–3m und I = 0,030 A zu mit der Standardabweichung Die Leitfähigkeit bei Raumtemperatur berechnet sich aus der Probenlänge l, dem Probenquerschnitt A und dem Probenwiderstand R0 (vergleiche 2) wie folgt: Basierend auf den Messwerten erhalten wir σ0 = 57,14 Ω–1 m–1. Die Hall-Beweglichkeit μH der Ladungsträger kann nun bestimmt werden mit Basierend auf den oben angegebenen Messwerten erhalten wir: Die Defektelektronenkonzentration p von p-dotierten Proben errechnet sich aus 6 PHYWE Systeme GmbH & Co. KG © All rights reserved P2530162 Hall-Effekt in p-Germanium mit dem Cobra4 MobileLink TEP Unter Verwendung des Werts der Elementarladung e = 1,602 ・10–19 As erhalten wir p = 14,9 ・1020 m–3. Aufgabe 5 Abb. 7 zeigt zunächst eine Verringerung der Hall-Spannung bei steigender Temperatur. Da die Messungen bei konstanter Stromstärke erfolgten, ist anzunehmen, dass dies auf eine Erhöhung der Anzahl der Ladungsträger (Übergang von Störstellenleitfähigkeit zur Eigenleitfähigkeit) und der damit einhergehenden Verringerung der Driftgeschwindigkeit ν zurückzuführen ist. (Identische Stromstärken mit einer erhöhten Anzahl von Ladungsträgern implizieren eine Verringerung der Driftgeschwindigkeit.) Die Driftgeschwindigkeit ist wiederum über die Abb. 7: Hall-Spannung in Abhängigkeit von der Temperatur Lorentzkraft mit der Hall-Spannung verknüpft. Der Strom im Kristall entsteht gleichermaßen durch Elektronenstrom und Löcherstrom. Da die Konzentration von Löchern p und Elektronen n im Eigengeschwindigkeitsbereich ungefähr gleich ist, tragen letztendlich jene Ladungsträger hauptsächlich zum Hall-Effekt bei, welche die größere Geschwindigkeit oder (da ν = μ ・E) die größere Beweglichkeit haben. Abb. 7 zeigt entsprechend die für p-leitende Materialien typische Vorzeichenumkehr der Hall-Spannung oberhalb einer bestimmten Temperatur. www.phywe.com P2530162 PHYWE Systeme GmbH & Co. KG © All rights reserved 7