Medieninformation Was braucht Europa? Bischof Bünker: Die europäischen Kirchen als Antwort auf die Vertrauenskrise Am 8.11.2013 besuchte Bischof Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker, Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, die Pädagogische Hochschule Burgenland, wo er vor Studierenden, Lehrenden und Ehrengästen des Hauses eine brisante Gastvorlesung zu den brennendsten Themen Europas und die Antwort der Kirche(n) darauf hielt. Prof. Bünkers Ausgangspunkt war die Verantwortung der Ökumene für Europa. Er legte dar, dass kein europäischer Staat die derzeitigen Herausforderungen allein in den Griff bekommen kann. Es sind überregionale und interkonfessionelle Anstrengungen nötig, um Europa als Idee zu retten, den Wirtschaftsraum aus der Problemzone und die Menschen aus der Sinnkrise zu führen. Sagt uns die Wahrheit! Als Hauptziele nannte Bischof Bünker, den Menschen die ungeschminkte Wahrheit über Europa, seine Wirtschaft und Politik zuzutrauen. „Sagt uns die Wahrheit!“, ist ein immer lauter werdender Ruf der Bürgerinnen und Bürger der verschiedenen Staaten Europas. Nur wenn man das Ausmaß der Krise kennt, kann man adäquate Mittel zu ihrer Bewältigung finden. Solidarität von Staat zu Staat Ein wichtiger Punkt des kirchlichen Engagements ist es, Solidarität in der Gesellschaft zu fordern und zu fördern. „Menschen dürfen in ihren Lebensrisiken nicht allein gelassen werden. Schauen, wo man bleibt, ist keine Option für die Bewältigung der Armut in Europa.“ Bischof Bünker rügt die Rolle der internationalen Finanzmärkte und fordert Solidarität nicht nur innerhalb eines Staates, sondern europaweit, besonders mit den Gebieten an den europäischen Rändern. Gerechtigkeit - nicht Gleichheit Als dritten Trittpunkt auf dem Weg zu einem fruchtbringenden Miteinander sieht Bischof Bünker die Art des Umgangs mit Diversität. Wie leben wir mit Unterschieden zusammen? In Europa gibt es über 800 anerkannte ethnische Minderheiten, hunderte - oft auch sehr kleine - Religionsgemeinschaften. Dynamische Migration innerhalb Europas und Zuzug von außen sind Fakten, mit denen die Gesellschaften umgehen lernen müssen. „Ethnisch und religiös homogene Staaten sind nicht nur nicht möglich, sie sind auch nicht wünschenswert. Historisch gesehen boomen die Länder, die heterogen und kulturell divers sind.“ Glaubensgemeinschaften könnten hier als ökumenische Brückenbauer tätig werden, indem sie persönliche Begegnungen interkultureller und interreligiöser Art ermöglichen, um Ängste abzubauen und Vertrauen zu stiften. „Wen man kennt, den muss man nicht fürchten“, betont Bischof Bünker. Dazu gehören wirtschaftliche und gesellschaftliche Gerechtigkeit, um Unterschiede nicht zu Fallen werden zu lassen. Rolle der Ökumene In seinen Ausführungen kam er auf die Rolle der „Charta oecumenica“ zu sprechen, eines gemeinsamen Dokuments der in Europa vertretenen Kirchen, das Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit enthält und die wichtigsten Arbeitsvereinbarungen festhält. Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind die Grundpfeiler, auf denen die Kirchen Europas ihre Zusammenarbeit bauen wollen. Im Anschluss an die Vorlesung moderierten IL Harald Mandl von katholischer Seite und Dr. Herbert Rampler von evangelischer Seite eine angeregte Diskussion. Außerdem stellten Rektorat und Institutsleitungen Bischof Bünker die PHB mit ihren Arbeitsschwerpunkten und ihren Zielen vor, sodass sich der Gast ein Bild über die Institution, ihre nationalen und internationalen Netzwerke machen konnte.