REDEBAUSTEINE GESTALTUNG VON BÜROARBEITSPLÄTZEN Liebe Kolleginnen und Kollegen, rund 17 Millionen Menschen verbringen ihren Arbeitsalltag im Büro Die Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Büro hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Viele Beschäftigte im Büro haben enorme Veränderungsprozesse mitgemacht. Neue Informations- und Kommunikationstechnologien dominieren heute die moderne Büroarbeit. Diese bringen positive und negative Auswirkungen. Das Stichwort „Entgrenzung“, also Formen der permanenten Erreichbarkeit, des permanenten „Online-Seins ist dabei nur ein Beispiel. Planen, organisieren, kalkulieren, kontrollieren, dies alles geschieht mit Hilfe von Computern und entsprechenden Programmen in digitalen Netzwerken innerhalb und außerhalb des Standortes. Dies erlaubt neue und effizientere Formen von Büroorganisation und auch der Steuerung der administrativen oder indirekten Bereiche. Der globale Wettbewerb macht nicht vor den Büros halt. Eine Zeit lang konnte man glauben, der der globale Wettbewerb vor allem und allein die klassische Produktionsarbeit betrifft. Aber wir erleben jetzt, dass gerade produktionsnahe Bereiche, wie technische Dienstleistungen, der ganze Bereich Forschung und Entwicklung, aber auch klassische Bürotätigkeiten immer stärker in das Blickfeld von Rationalisierungsstrategien geraten. Die Entstehung und Einführung von SharedService-Centern ist hierbei beispielhaft zu nennen, bei der viele Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft in einem Unternehmen gehören, zentralisiert bzw. outgesourct werden. Hier wird versucht die Kosten immer weiter zu senken, wir haben es teilweise mit eigenen Tarifstrukturen zu tun. Viele Unternehmen wollen die administrativen Prozesse stärker standardisieren und auch international vergleichbar machen – ein Benchmark zwischen verschiedenen Unternehmensstandorten wird dabei eingeführt. Es ist gewünscht, dass Standorte untereinander konkurrieren. Dass man minutengenau überprüfen kann, welcher Standorte wie lange für einen einzelnen Arbeitsschritt braucht. Dabei können viele Faktoren herangezogen werden. Aber ein Faktor wird von den Arbeitgebern dabei immer wieder gerne vergessen – der Faktor Mensch. Es wird leider allzu gerne vergessen, wie sich die Arbeitsbedingungen REDEBAUSTEINE: Gestaltung von Büroarbeitsplätzen der Arbeitnehmerinnen und 2/4 Arbeitnehmer in den Büros verändern, wenn die Arbeitsorganisation allein an Marktkriterien ausrichtet. Wir müssen uns intensiv mit der Frage beschäftigen, wie sich neue Industrialisierungskonzepte auch in der Kopfarbeit durchsetzen und was ihre Folgen für die Arbeit und für die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind. Gibt es so etwas wie eine Entwicklung von einer Lean-Production zu einem LeanOffice? Und welche Belastungen und Gesundheitsgefahren können entstehen? Wo neue Modelle vom Lean-Office Einzug halten, arbeiten die Beschäftigten mit meist wesentlich knapperen Zeitvorgaben. Für die Arbeitsausführung ist oft ein fester Takt vorgesehen, der nur noch Zeitspielräume für Arbeitstätigkeiten erlaubt, die das Unternehmen als tatsächlich erforderlich ansieht. Die Meldungen und Debatten über Arbeitsstress, psychische Belastungen, Schwierigkeiten bei der Trennung von Arbeitszeit und Freizeit, Burn-Out und gesundheitliche Schäden als Folge der Arbeitsbedingungen, reißen nicht ab und nehmen seit einiger Zeit auch in der Öffentlichkeit, Medien und Politik einen breiten Raum ein. Die Belastungsfaktoren in der Büroarbeit lassen sich zunächst denselben Überschriften zuordnen, wie in den anderen Arbeitsbereichen auch. Ein Teil der Belastungen resultiert natürlich aus dem Einsatz von Technik. Ein anderer Teil der Belastung hat seine Ursachen in unzureichender Qualifizierung und Einarbeitung. Und die Arbeitsorganisation selbst ist sehr häufig ein Grund, für gesundheitsschädigende Arbeitseinflüsse. Der DGB-Index Gute Arbeit hat schon vor einigen Jahren ermittelt, dass Beschäftigte immer stärker unter Arbeitshetze und ständiger Erreichbarkeit leiden. Wir haben es heute mit sehr flexiblen Arbeitszeitmodellen zu tun. Längst geht das was wir in den Betrieben erleben, über Gleitzeitregelungen hinaus. Die Vertrauensarbeitszeit ist dabei nur eine von vielen neuen Modellen. Ohne Zweifel – solche Arbeitszeitmodelle in Kombination mit technischen Möglichkeiten von zu REDEBAUSTEINE: Gestaltung von Büroarbeitsplätzen 3/4 Hause oder von unterwegs aus zu arbeiten bieten Chancen für das Unternehmen und für die Beschäftigten. Es bieten sich z.B. neue Optionen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir befürchten aber, dass flexible Arbeitszeitmodelle und Smartphones eher zu einer Entgrenzung von Arbeit- und Privatleben führen und zum Problem für die Gesundheit werden können. Sie führen eben häufig nicht zu einer besseren Abstimmung zwischen Erwerbs- und Arbeitsleben. Im Gegenteil – Beschäftigte arbeiten erst acht Stunden an ihrem Arbeitsplatz im Betrieb und abends weiter von zu Hause aus, weil die das Arbeitspensum sonst gar nicht schaffen können. Ein Satz zum Schluss: Die Gesundheit des einzelnen Beschäftigten hängt ganz unabdingbar auch davon ab, wie sehr er oder sie sich von den Kennzahlenlandschaften im Betrieb beeindrucken lassen. Welche Ziele verfolgen sie im kontinuierlichen Verbesserungsprozess und wie sprechen sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen über Leistungsanforderungen und Belastungen. Wir wünschen uns betriebliche Debatten über die Belastungen bei der Arbeit. Wir wollen die betroffenen Beschäftigten mobilisieren und sie für einen gesünderen Umgang mit ihrer Arbeitskraft sensibilisieren. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! REDEBAUSTEINE: Gestaltung von Büroarbeitsplätzen 4/4