Presseinformation 10. Dezember 2015 │ Sankt Augustin Das Christentum hat viele Gesichter Verleihung des Wissenschaftspreises „Begegnung der Kulturen“ an der PTH St. Augustin Es gibt auf der Welt nicht ein uniformes Christentum, sondern vielgestaltige Ausprägungen entsprechend den unterschiedlichen Kulturen. Diese These ist der Ausgangspunkt der Doktorarbeit von Dr. Judith Gruber. Gestern erhielt die Theologin den mit 1.500 Euro dotierten Preis „Begegnung der Kulturen“ der Philosophisch-Theologischen Hochschule SVD St. Augustin (PTH) für ihre 2013 veröffentlichte Dissertation „Theologie Interkulturell. Eine fundamentaltheologische Studie nach dem Cultural Turn“. Professor Dr. Bernd Werle, Rektor der Hochschule, würdigte Grubers wissenschaftlichen Ansatz während der feierlichen Preisübergabe als „herausragend und als Inspirationsquelle für eine weitere Vertiefung des Profils der Hochschule“. Es gibt nicht ein Christentum, das überall auf der Welt gleich ist, lautet die Kernthese Grubers. Stattdessen gebe es viele verschiedene Ausprägungen des christlichen Glaubens, die jeweils durch die umgebende Kultur geprägt seien. „Das bedeutet, dass das, was als wahr akzeptiert wird, im Diskurs verhandelt werden muss. Welche Position sich durchsetzt, hat daher immer auch mit Machtverhältnissen zu tun“, erläuterte die Theologin. Gruber machte dies während ihrer Dankesrede an einem Beispiel deutlich, das den Steyler Missionaren unter den rund 80 Gästen der Preisverleihung wohlvertraut ist: 1934 waren die Steyler Missionare in den USA die ersten, die Afroamerikaner zu Priestern weihten. Bis dahin konnten in der amerikanischen katholischen Kirche nur Weiße Priester werden. Sowohl Befürworter als auch Gegner der Ordination von Afroamerikanern begründeten ihre Position mit dem Evangelium. Die Weihe der ersten vier Farbigen habe natürlich nicht den Rassismus beseitigt, so Gruber, aber doch die Kirche in den USA nachhaltig verändert. „Das Reich Gottes ist nicht dort, wo eine Machtstruktur durch eine andere ersetzt wird, sondern dort, wo ein Machtverhältnis unterlaufen wird“, folgerte Gruber. Professor DDr. Franz Gmainer-Pranzl, Leiter des Zentrums „Theologie Interkulturell und Studium der Religionen“ an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, erläuterte in seiner Laudatio den wissenschaftlichen Ansatz von Theologie Interkulturell: Es handele sich um eine Form politischer Theologie, die die Wechselwirkung zwischen Religionen und Gesellschaft erforsche und dabei auch interdisziplinär arbeite. So beziehe sie beispielsweise Methoden aus den Geistes- und Sozialwissenschaften mit ein. Die Preisträgerin habe in ihrer Dissertation den Ansatz von „Theologie Interkulturell“ weiterentwickelt. Gmainer-Pranzl: „Theologie Interkulturell will bewusst machen, dass die eigene Weltsicht immer nur eine partikulare ist.“ Dr. Judith Gruber wuchs in der Steiermark (Österreich) auf und studierte in Salzburg und Dublin Katholische Religionspädagogik und Anglistik auf Lehramt. Sie schloss ein Promotionsstudium an; ihre Dissertation wurde von der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg mit der Bestnote „Summa cum Laude“ bewertet. Seit 2012 lehrt Gruber als Assistant Professor of Systematic Theology am Department of Religious Studies der Loyola University in New Orleans (USA). Den Preis „Begegnung der Kulturen“ nehme sie, wie sie in ihrer Ansprache sagte, „mit viel Dankbarkeit“ entgegen. Die PTH hat den Preis „Begegnung der Kulturen“ jetzt zum zweiten Mal vergeben. Geehrt werden theologische Monografien, die sich mit Fragestellungen aus dem Studienschwerpunkt „Mission, Kulturen und Religionen“ der PTH befassen. Um den Preis bewerben konnten sich Wissenschaftler/-innen, die ihre Monografie zwischen 2013 und 2015 im deutschsprachigen Raum veröffentlicht haben. Erster Preisträger ist Dr. habil. Hansjörg Schmid. Er erhielt 2013 den Wissenschaftspreis „Begegnung der Kulturen“ für seine Habilitationsschrift „Islam im europäischen Haus. Wege zu einer interreligiösen Sozialethik“. 3.840 Zeichen Bildunterzeile: Professor Dr. Bernd Werle, Rektor der PTH St. Augustin, überreichte den Wissenschaftspreis „Begegnung der Kulturen“ an Dr. Judith Gruber für ihre 2012 in Salzburg angenommene Dissertation. Foto: PTH St. Augustin Pressekontakt: Philosophisch-Theologische Hochschule St. Augustin Ina Ullrich Pressereferentin Arnold-Janssen-Straße 30 53757 Sankt Augustin Telefon: 02241 237 558 E-Mail: [email protected] www.pth-augustin.eu Die Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin (PTH) ist eine staatlich und kirchlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule. Rechtlicher und finanzieller Träger ist die Deutsche Provinz der „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ (= Societas Verbi Divini - SVD), Steyler Missionare e.V. Mit dem Schwerpunkt „Mission, Kulturen und Religionen“ bietet die PTH ein in Deutschland einzigartiges Studium. Im Wintersemester 2015/16 sind 156 Studentinnen und Studenten aus über 20 Nationen an der PTH eingeschrieben.