Prof. Bär, BE: Überblickswissen KUNSTGESCHICHTE Frühe Kulturen Höhlenmalerei In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts wurden im spanischen Altamira und im französischen Lascaux die ersten Funde von Höhlenmalerei gemacht. Diese Malereien werden unter Zuhilfenahme der C 14-Methode auf ca. 20 000 Jahre geschätzt. In diesen Höhlenbildern sind Tiere meist in ruhiger Haltung dargestellt: Wisente, Bären, Mammuts, Höhlenlöwen, Wildpferde und Hirsche. Daneben findet man geheimnisvolle Zeichen, Handabdrücke und grafische Kürzel. Antizipation Wie kam es dazu, dass Menschen, die vordringlich mit der Befriedigung der primären Bedürfnisse beschäftigt gewesen sein dürften, Zeichnungen in unbewohnbaren Höhlen anfertigten? Man nimmt heute an, dass es sich bei den Bildern um Hilfsmittel zu Beschwörungen handelte, um Vorbereitungen zur Jagd. Möglicherweise versuchten die Menschen die Tiere zu bannen und sie in ihre Macht zu bekommen. Wahrscheinlich nahmen sie in ihrer Vorstellung den Jagderfolg vorweg, indem sie anstelle der lebenden Tiere die Abbilder mit ihren Waffen „töteten“. Antizipation durch Imitation (= Vorwegnahme durch Nachahmung). Symbolische Darstellung Weitere Tierbilder sind als Kleinplastiken und Ritzzeichnungen auf Knochen bekannt. Auch kleine, plumpe Nachbildungen menschlicher Körper wurden in den Ablagerungen gefunden, meist kaum faustgroße Statuetten aus Stein und Elfenbein. Auch sie dienten rätselhaften Kultgebräuchen; man nennt sie Idole. Manche von ihnen stellen Mutter- und Erdgöttinnen dar (z.B. Venus von Willendorf. Spekulationen Das Problem der beeindruckenden Zeugnisse von untergegangenen Kulturen (Steinkreise in Stonehenge, Steinreihen in der Bretagne, Spuren in der mittelamerikanischen Wüste Nazca usw.) ist, dass begleitende Informationen fehlen (z.B. Inschriften u.dgl.). Dadurch ist Platz für viele, teils abenteuerliche, Interpretationen. Frühe Kulturen