Rede von - Salon de l`Auto

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Département fédéral des affaires étrangères DFAE
Secrétariat général DFAE - SG-DFAE
Rede von Didier Burkhalter
Bundespräsident
« Die Funken der Jugend sind
das Licht der Politik und der
Treibstoff der Zukunft »
Eröffnung des 84. Internationalen
Automobil-Salons Genf
Palexpo, Genf
Donnerstag, 6. März 2014
1
Herr Staatsratspräsident,
Herr Präsident des Automobil-Salons,
Meine Damen und Herren,
Liebe Freunde,
Heute ist der Tag des Automobils. Ich möchte einen Tag der Jugend und des Automobils daraus
machen, einen Tag der Jugend und ihrer Passion für die Berufe der Automobilbranche. Ein Tag,
welcher der Zukunft gewidmet ist.
Zunächst ein Beispiel…ich sollte eher sagen ein weibliches Beispiel: Eine junge Frau kam heute
Nacht aus Washington, um mit uns hier anwesend zu sein. Seit ihrer Jugend brilliert sie auf den
Rennstrecken der Vereinigten Staaten als Autorennfahrerin mit wachsendem Erfolg.
Mit Mut und Zähigkeit hat sie ihre Leidenschaft wagemutig verfolgt, hat hart und beharrlich
gearbeitet, um ihren Traum zu verwirklichen und vor kurzem den großen Sprung zu machen, der sie
zur Formel 1 in den Schweizer Rennstall Sauber geführt hat.
Vielen Dank, liebe Simona de Silvestro, dass Sie heute hier sind und ein Beispiel statuieren, das die
dreifache Thematik veranschaulicht, unter der in diesem Jahr 2014 die Bundespräsidentschaft steht:
Jugend, Arbeit und Weltoffenheit, drei Motoren für den Erfolg der Schweiz.
Und dann gibt es da die jungen Lehrlinge. Ihr seid hier etwa dreißig aus verschiedenen
Berufsbereichen der Automobilbranche.
Ihr seid mit Begeisterung hierher gekommen, um an unserer Seite diese doppelte Öffnung zu
symbolisieren: die Eröffnung des Salons und die Offenheit der Welt des Automobils gegenüber. Ihr
werdet uns nachher beim Besuch der Ausstellung begleiten. Ihr werdet Eure Jugend einbringen,
Eure Leidenschaft, die Ihr auch für Euren Beruf aufbringt. Dafür auch Euch vielen Dank! Simona
lenkt Fahrzeuge, Ihr baut sie, Ihr macht sie funktionstüchtig, Ihr schmückt und repariert sie. Ihr
veranschaulicht die Stärke und die Zukunft unseres Landes, durch Eure Jugend, Eure Arbeit und
Eure Offenheit.
Meine Damen und Herren,
die Funken der Jugend sind das Licht der Politik.
Es ist die Aufgabe unserer Gesellschaft, die Treibstoffe der Zukunft zu schaffen. Den jungen Leuten
somit eine gute Ausbildung und den Zugang zu einer Arbeit – d.h. eine Perspektive – zu bieten, ist
äußerst wichtig.
Die Schweiz hat das unermessliche Glück, einige Längen Vorsprung zu haben. Unser Land bietet
seiner Jugend Arbeitsplätze und qualifizierte Ausbildungen an, mit denen sie sehr früh in die Gänge
kommen. Es ist dies die Stärke einer dynamischen Wirtschaft, aber auch eines ausgezeichneten
Ausbildungssystems, insbesondere dank der Mischung zwischen Allgemeinbildung und
Berufsausbildung mit dem dualen Lehrsystem.
2
Ich habe dieses Jahr beschlossen, von der Jugend zu sprechen, mit ihr zu reden, sie aber auch zu
Wort kommen zu lassen, indem ich ihr von meiner Redezeit etwas abgebe.
Ich habe mich deshalb an die hier anwesenden jungen Leuten gewandt und sie ganz einfach
gebeten, von sich selbst zu reden, von ihrer Lehre, von ihrem Leben.
Welches sind also ihre Motivationen?
-
Kylie spricht wie andere von der “Genugtuung, dem Kunden ein repariertes Fahrzeug
zurückzugeben“.
-
Gaël sagt sogar: “Den Kunden glücklich machen“.
-
Er fügt wie Anaïs hinzu, dass es ihm gefällt, “sich seiner Hände für etwas Nützliches zu
bedienen“.
-
Die Verschiedenartigkeit der Aufgaben in den Automobilberufen wird auch oft genannt. Sam
gefällt es, “jeden Tag eine andere Arbeit zu machen, die vom einfachen Ölwechsel bis zur
intensiven Pannensuche reicht“.
-
Die jungen Leute wollen auch wie Justine, “dank der Theorie verstehen, wie das
funktioniert“.
-
Laurent schätzt es wie andere, “mit der Realität der Arbeitswelt konfrontiert zu werden und
gleichzeitig zu lernen“ und “von echten Profis ausgebildet zu werden“.
-
Was schließlich am meisten angeführt wird, ist die “Passion“, von der beispielsweise Kylie
und Michaël sprechen, oder auch Dino, der “schon immer autoverrückt war“ wie Anaïs, die
von “Faszination“ spricht.
Anaïs beschreibt anschaulich ihre Eindrücke in einer betriebsamen Werkstatt: “Ich war – sagt sie wie eine kleine Maus in einem großen Heuhaufen, aber mir gefiel das! “
Zwei Tage vor dem Tag der Frau unterstreicht dies eine folgerichtige Bemerkung von Kylie, die von
der Geschlechtermischung in der Lehre spricht und sagt: “Ein in ihrem Beruf motiviertes Mädchen
ist in der Lage, die gleichen Aufgaben zu erfüllen wie die Jungs! “
Sie hat nicht nur recht, ich habe auch festgestellt, dass die Mädchen meine Fragen viel schneller
beantwortet haben als die jungen Männer…! Aber am Ende haben alle geantwortet: daher vielen
Dank dafür, dass Ihr mit Herz und Begeisterung Eure Sicht der Dinge mitgeteilt hat; gerne werde ich
nachher noch länger mit Euch diskutieren. Passion, Begeisterung, Lerneifer, Liebe zur gut
gemachten Arbeit… Ihr habt alles, um erfolgreich zu sein! Und die Welt des Automobils hat dank der
sprühenden Talente wie Euch, mit dem "Turbo" Eurer Jugend, alle Voraussetzungen für den Erfolg!
Simona, auch Sie haben von “Passion“ gesprochen, von Ihrem Willen zum vollen Einsatz, um "Ihren
Traum zu verwirklichen". Und das tun Sie in den Vereinigten Staaten. Sie kommen gerade aus
Washington. Wir hätten fast zusammen reisen können, denn vor einigen Tagen war ich auch dort
(auch wenn es mir angesichts dessen, was seitdem in der Welt und auf unserem Kontinent
geschehen ist, schon lange zurückzuliegen scheint!).
3
Bei meinem Gespräch mit dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten haben wir viel von der
Ukraine gesprochen, wie ich dies auch anschließend - und erst gestern Nachmittag noch in Paris mit vielen anderen ausländischen Politikern tun konnte. Wir tun dies für Eure Zukunft, eine Zukunft
des Friedens, der Sicherheit und der Entwicklung. Wir suchen nach Lösungen und bemühen uns um
die Befriedung einer Krise, die uns beunruhigt, denn sie könnte für das Gleichgewicht unseres
gesamten Kontinents und am Ende für unsere eigene Stabilität und unsere Sicherheit sehr riskant
sein. Knapp 100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkrieges erinnert uns dies auch daran – und
zeigt unserer Jugend, dass der Friede ein wertvolles und empfindliches Gut ist, mit dem wir sorgsam
umgehen müssen und für das es sich zu engagieren lohnt - was die Schweiz auch tut, insbesondere
dank ihres Vorsitzes bei der OSZE.
Aber mit Joe Biden haben wir auch von Euch jungen Menschen gesprochen. Denn Präsident Obama
hat ihm im vergangenen Januar eine vorrangige Aufgabe anvertraut: mehr Jobs schaffen für die
jungen Leute. Und Vizepräsident Biden will Gas geben. Er zeigte großes Interesse an unserem
dualen Schweizer Ausbildungssystem, an seiner Stärke und seiner Integrationsfähigkeit. Vorzüge,
die ihr jungen Leute erlebt und in Euren Beiträgen durch den Verweis auf die effiziente Mischung
zwischen Theorie und Praxis gut beschrieben habt. Jawohl, im Weißen Haus haben wir ganz einfach
von Euch gesprochen. Und das ist von grundlegender Bedeutung. Unser Land hat Erfahrung und ein
effizientes System, das man bekannt machen muss und das auf Interesse stößt. Deshalb organisiert
die Schweiz in diesem Herbst in Winterthur einen internationalen Kongress, um es der Welt besser
vorzustellen.
Meine Damen und Herren,
die Jugend muss stets im Mittelpunkt des politischen Handelns stehen, denn die Entscheidungen,
die wir heute treffen, wirken sich mittel- und langfristig aus.
Das gilt insbesondere für die großen nationalen Baustellen: die Reform der Sozialversicherungen,
um die Finanzierung zu gewährleisten; die Energie- und Verkehrspolitik der Zukunft; oder auch der
Wille des Bundesrats, den bilateralen Weg fortzusetzen, zu verstärken und zu erneuern, um die
Unabhängigkeit und den Wohlstand des Landes zu sichern, und zwar unter Berücksichtigung der
Volksentscheidungen, die dies zwar komplexer, aber nicht weniger notwendig machen.
Auch die weltweiten Herausforderungen verlangen Antworten, damit die jungen Leute in Zukunft
weiterhin gut leben können. Klimawandel, Energiebedarf, Explosion der städtischen Zentren,
Verkehr, Luftqualität, Zugang zu Nahrung und Wasser, Gesundheitswesen, Migrationsströme und
natürlich: Friede und Sicherheit. Lauter wesentliche Fragen, für deren Bewältigung wir verantwortlich
sind. Lauter Fragen, über die diskutiert wird und für die hier in Genf Lösungen gesucht werden –
dem internationalen Motor der Schweiz, der zentralen Schaltstelle der UNO und "Einspritzpumpe" für
Lösungen im internationalen System. Um diese Qualitäten anzukurbeln, haben wir übrigens mit dem
Kanton und der Stadt Genf im vergangenen Jahr eine gemeinsame Strategie für die Zukunft der
internationalen Schweiz dank Genf erarbeitet, die ihre ersten Früchte trägt (diejenigen der Passion)!
4
Meine Damen und Herren,
der Automobilsalon zählt zu den größten internationalen Ereignissen von Genf: Er dient als
bevorzugte Plattform für Begegnungen zwischen Herstellern und Fachleuten aus der ganzen Welt.
Und das Publikum zeigt jedes Jahr zahlreich sein lebhaftes Interesse.
Das Automobil fasziniert – junge und weniger junge Leute! -, und seine Entwicklung weckt Interesse.
Denn das Auto muss angesichts der Kurve der Modernität auf seine Straßenlage achten. Es muss
insbesondere das Bedürfnis der nachhaltigen Entwicklung erfüllen. In diesem Herbst erscheint der 5.
Bericht der Zwischenstaatlichen Expertengruppe für Klimawandel (IPCC), die sich ebenfalls in Genf
befindet. Die Experten kündigen einen Bericht an, der noch alarmierender ist als die vorherigen. Die
jungen Leute wissen dies und haben mir das auch geschrieben: Verkehr, Klima, Umwelt, Energie –
man muss allen diesen Herausforderungen Rechnung tragen.
Es gibt darauf zwei Antworten. Einerseits bedarf es einer politischen Antwort, die aber nur dann
wirksam ist, wenn sie koordiniert wird. Die Genfer Institutionen haben dabei eine äußerst wichtige
Rolle zu spielen, und die Staaten müssen ihren Willen bekräftigen. Deshalb engagiert sich die
Schweiz sehr stark bei diesen Themen, insbesondere bei der UNO.
Andererseits brauchen wir Antworten von der Wissenschaft und Technik, die in den letzten
Jahrzehnten schon so oft unsere Gesellschaft revolutioniert hat.
Seit mehreren Jahren räumt der Salon den Entwicklern von Autos, die mehr mit den
Notwendigkeiten einer sich ändernden Welt im Einklang stehen, einen bedeutenden Platz ein.
Es gibt viele in der Schweiz, die aus einer langen Tradition hervorgegangen sind. Die im
Automobilsektor nach innovativen Lösungen suchen. Eine Tradition, die auf den Walliser François
de Rivaz zurückgeht, der 1867 den ersten Verbrennungsmotor erfand. Sein größter Wunsch war es,
wie er sagte, "das Los der Menschheit durch den Fortschritt der Technik zu verbessern".
Die gleiche Energie ist heute weiterhin die Triebfeder für die Forscher und Ingenieure. Diese
Elemente von Jugend, Neugier und Humanismus, die wir alle in uns haben und die aus der Schweiz
eines der erfindungsreichsten Länder der Welt machen! Zahlreiche kreative KMU arbeiten hier an
den Technologien des Autos von morgen: Motoren mit Solarenergie oder Wasserstoff, Aerodynamik
der Karosserien, biologisch abbaubare Materialien – ich hörte von einer Karosserie, die zu 80% aus
einem aus der Zuckerrübe gewonnenen Polymer besteht! – oder auch neue elektrische
Aufladestationen … lauter Arbeitsbereiche eines dichten Netzwerks dynamischer Unternehmen und
innovativer Start-ups mit unternehmerischer Vision, vernetzt mit unseren Fachhochschulen, mit
Verantwortungsbewusstsein und auf der Suche nach neuen Möglichkeiten.
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Meine Damen und Herren,
Damit lassen sich vielleicht morgen mehrere Träume unserer jungen Lehrlinge erfüllen, die mir
sagten sie hätten gern eine "Schweizer Automarke", möchten aber gleichzeitig "umweltbewusst"
sein.
Meine Damen und Herren,
Zahlreiche Komponenten befinden sich hier in der Schweiz und in Genf, um zur Bewältigung dieser
Herausforderungen beizutragen:
-
ein Internationaler Automobilsalon, der nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft
im Visier hat und somit als Katalysator dienen kann;
-
eine internationale Metropole Genf auf der Suche nach Lösungen zwischen Staaten
zusammen mit der Gesellschaft und dem Privatsektor als Motor;
-
Unternehmen, Forschungszentren und Fachhochschulen an der Weltspitze der Innovation,
lauter "Einspritzpumpen" für die Zukunftstechnologien weltweit;
-
und vor allem natürlich eine zukunftsorientierte Jugend voller Leidenschaft und Fähigkeiten
als Treibstoff der Zukunft.
Das Auto von morgen könnte sehr wohl aus einer neuen Serie "made in Switzerland" stammen,
deren erstes Modell vielleicht einen Namen tragen wird, der für Zukunft steht: den Namen Genf!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Salon und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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