REPUBLIQUE ET CANTON DE GENEVE Département présidentiel Le Président Rede von François LONGCHAMP, Präsident des Staatsrats, Eröffnung des Internationalen Automobil-Salons Genf am 3. März 2016 um 10:00 Uhr, Palexpo Sehr geehrter Herr Bundesrat, Herr Präsident des Automobil-Salons Genf, Meine Damen und Herren Vertreter der Bundes-, Kantonal- und Kommunalbehörden, Meine Damen und Herren diplomatische Vertreter der ausstellenden Länder, Exzellenzen, Meine Damen und Herren, In der Schweiz haben die Tunnel eine kulturelle Dimension. Sie verbinden Frauen und Männer miteinander, die nicht die gleiche Sprache sprechen, die aber am gleichen Land teilhaben. Im Jahre 1906 wurde die Eröffnung des Simplon-Eisenbahntunnels auch in Genf gefeiert. Es war die Pionierzeit für Schiene, Straße und Luft: drei Felder, auf denen Genf oft zu den Wegbereitern gehörte. Und im gleichen Jahr 1906, bei der 2. Auflage des Automobil-Salons, bewunderte man den Panhard und Levassor U-1 und den Pic-Pic A-3. Das zu den Schwarz-Weiß-Bildern. Wechseln wird zur Farbe. Wir sind im Jahr 2016. Am vergangenen Sonntag hat sich das Schweizer Volk für die Verdoppelung des GotthardStraßentunnels ausgesprochen. Diese große Baustelle steht bevor, während unser Land in drei Monaten eine andere Durchquerung des Gotthard, diesmal für den Bahnverkehr, einweihen wird. Der längste Tunnel der Welt mit 57 km. Ein Schweizer Tunnel. Der Rekord von Seikan in Japan wird damit gebrochen. Beim Vernehmlassungsverfahren der Kantone, das diesem Bundesreferendum vorausging, hat der Genfer Staatsrat den Bundesrat darauf hingewiesen, dass andere Projekte ihm mindestens genauso wichtig erscheinen. Zum Beispiel die Verbreiterung der Autobahn zwischen Coppet et Bernex, die Umgehung von Morges oder die Seequerung, die nicht nur für Genf von Bedeutung ist (es geht um die Neuorganisation des gesamten Seite 1 Stadtverkehrs), sondern auch für den seenahen, regionalen und grenzüberschreitenden Verkehr. Herr Bundesrat. Um zu verstehen, warum die Kantone Genf und Waadt die einzigen waren, die den Gotthard abgelehnt haben, muss man an einige Fakten erinnern. Die Umgehungsautobahn von Genf wird täglich von 75.000 Fahrzeugen benutzt. Das sind viermal mehr als im Gotthard. Sie ist saturiert, und die Statistiker prognostizieren bis 2030 für den Großraum Genf, den dynamischsten Ballungsraum der Schweiz, eine Zunahme um 200.000 Einwohner. Der Bevölkerungszuwachs verläuft schneller als das Wachstum der Verkehrswege, auch wenn wir demnächst mit dem Léman Express über 16 neue S-Bahn-Kilometer verfügen. Die Bundesbahnen ihrerseits verzeichnen auf der Strecke Genf-Lausanne seit zehn Jahren einen Anstieg der Fahrgastzahlen von 25.000 auf 50.000 pro Tag. 2030 ist keine abstrakte Zahl. 2030 ist in 14 Jahren. In 14 Jahren muss die Umgehungsautobahn täglich keine 75.000 Fahrzeuge wie heute, sondern mindestens 110.000 aufnehmen. In der günstigsten Prognose wird mit einer Zunahme des Straßenverkehrs um ein Drittel gerechnet. Jeder, der in Genf unterwegs ist, kann diese Herausforderung ermessen. Die Umgehungsautobahn wird von neuen Einrichtungen profitieren. Die Arbeiten beginnen endlich. Eine große Seequerung könnte diese Umgehung vervollständigen. Die Genfer werden am 5. Juni über diese Grundsatzentscheidung abstimmen, die in mehr als einer Hinsicht ausschlaggebend sein wird. Für die Querung natürlich, aber nicht nur. Die Wähler werden auch über einen politischen Kompromiss entscheiden. Dieser versteht sich als Gegenentwurf zur Initiative 154, die darauf abzielt, systematisch den öffentlichen Verkehr zu bevorzugen. Er lehnt den Manichäismus ab. Er unterscheidet Zonen und bemüht sich um differenzierte Lösungen. Es ist ein ambitioniertes Vorhaben. Die Botschaft ist klar: es ist an der Zeit, dass sich der Streit zwischen den Autobefürwortern und den Autogegnern beruhigt. Sie müssen gemeinsame Anstrengungen unternehmen und aufeinander zugehen. Wenn sie in den Schützengräben bleiben, wird es nie einen Waffenstillstand geben. Seite 2 Meine Damen und Herren, es ist klar, dass die im April 2014 eingebrachte "Milchkuh"-Initiative auf Bundesebene eine andere Stossrichtung verfolgt. Sie will Querfinanzierungen untersagen. "Was die Straße einbringt, soll in die Straße gehen". Wenn man dieser Überlegung folgt, beraubt man den Bundesrat der Möglichkeit, in einer globalen Vision frei über die Zuweisung der Einnahmen aus dem Verkehr zu entscheiden. Dies ist kaum vereinbar mit den Grundsätzen der Solidarität und Subsidiarität, auf denen der Föderalismus beruht. Das Land müsste außerdem mit einer Ungleichheit leben, die alle Anstrengungen im Hinblick auf ein umfassendes Verkehrsmanagement zunichte machen würde. Es ist nicht verboten zu hoffen, dass diese Initiative zugunsten des NAF zurückgezogen wird. Dieser Fonds für die Nationalstraßen und den Agglomerationsverkehr, der im Ständerat noch in Beratung ist, scheint die beste Antwort für die zum Ausdruck gebrachten Anliegen zu sein. Deshalb hat er unsere Präferenz. Meine Damen und Herren, Der Salon, Ihr Salon, unser Salon ist vor allem ein Fest. Er zeugt von einer außerordentlichen Kreativität. Im Namen der Genfer Regierung wünsche ich allen und jedem - Konstrukteure, Aussteller, Dienstleister, Garagisten, Zulieferer, Verkäufer und sonstige Mitarbeiter der Marken und von Palexpo, und Ihnen, den stets treuen Journalisten aus 90 Ländern, sowie Ihnen, den Besuchern und Besucherinnen dieses 86. Automobil-Salons - schöne Entdeckungen, viele Emotionen und, wie ich hoffe, auch gute Geschäfte. Seite 3