3. Vorlesung von Ethik konkret 22.03.2012

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3. Vorlesung von Ethik konkret
22.03.2012
Ethische Forschungsziele
Es muss immer bewertet werden, ob es gute Ziele sind. Unsere Ziele sind immer von Interessen
geleitet und dem Handeln liegen immer Interessen zugrunde. Interessen sind nichts schlechtes, sind
immer mit dem Mensch sein mitgegeben. Es wird nicht etwas erforscht weil es gut ist, sondern weil
zb. ökonomische Interessen dahinter sind. Malaria wird weit weniger geforscht als Diabetes.
Handlungsziele werden entsprechend ausgewählt nach den handlungsleitenden Interessen.
Handlungsleitende Interessen
Transparenz ist ein wichtiges Kriterium. Problematik: Schwur bei Graduierungen der Wissenschaft zu
dienen. Ich diene nicht der Wissenschaft sondern ich diene dem menschlichen Interesse. Ein
berechtigtes Interesse: der Forscher will sich weiterentwickeln, er möchte ein dementsprechendes
Gehalt verdienen. Man muss Interessen sammeln und diese gegenseitig abwägen, denn Interessen
strukturieren sich. Wie sind diese Interessen miteinander abstimmbar.  Prozess der
Interessenabwägung durch das Aufschreiben des positiven und negativen
Wahrnehmung
Sich Gedanken machen: Verhindert die Wahrnehmung des einen Interesses die Wahrnehmung des
anderen Interesses?
Verantwortung hat man dort wo man Handlungsmöglichkeiten hat. Teilweise gibt es eine
Überladung von Verantwortungen, Leute werden teilweise für Dinge verantwortlich gemacht, wo sie
nichts tun können – keine Handlungsmacht haben. Verantwortungsraum gehört analysiert – wo kann
ich was tun – wo kann wer was tun? Anschuldigung an dritte Länder, dass sie ökonomisch
unterentwickelt sind, doch wie sollen sich diese entwickeln wenn sie keine Handlungsmacht haben?
Interessensausgleich
Im Bezug auf den Interessensausgleich gibt es die Figur des Kompromisses. Zb. Ökonomisches
Interesse gehört mit dem Umweltinteresse abgeglichen werden. Es erfolgt kein direkter Verzicht in
Folge eines Kompromisses. Ein Abgleich muss gemacht werden. Kompromiss ist immer im Bezug auf
Macht zu sehen. Menschen die keine unmittelbare Macht haben, werden bei Kompromissen
übersehen. Es ist oft so, dass der eine anschafft und der andere ausführt – das ist kein Kompromiss.
Karl Schmidt: dilatorische Formelkompromisse = aufschiebende Kompromisse  man findet
irgendeine Formel die keinem weh tut. Kompromisse zu finden ist ein sehr schwieriger
Abwägungsprozess. Möglichkeiten müssen in einem Diskurs ausgelotet werden.
Weltbilder (oft als Ideologien bezeichnet)
Was sehen wir als Glück des Menschen an? Hinterfragen worauf die Weltbilder aufbauen. Wie hinter
liegen die Weltbilder dem Forschungsprozess.
 Das Weltbild des Marktes – Angebot und Nachfrage.
 Wir gehen davon aus, dass das neue immer das bessere ist.
 Es muss immer mehr Profit erreicht werden
Man spricht davon, dass es heute kaum noch Ideologien gibt. Wir sind zb sehr geprägt von einer
Konsumideologie. Die uns sehr stark prägt und auch politischen Prozess treibt. Man kann den
Menschen als homos consumens/ökonomicus = konsumierenden/abwägenden Menschen sehe.
Unsere Entscheidungen werden nicht alle geldrational getroffen. Zum Glück ist der Mensch ein
Wesen, das von verschiedenen Motivationen getrieben ist. Wenn man nur eine Motivation sieht,
kommt es zu Defiziten, zb wenn nur nach einer Motivation geforscht wird.
vgl. Krockow: Im Namen der Ideologie tun wir Dinge im reinsten Gewissen…
vgl. Isaiah Berlin: Wenn mir die Ideologie sagt, dass der andere schlecht handelt dann muss ich ihn
dazu bringen das er gut handelt. Wenn ich das nicht schaffe, muss ich ihn umbringen.
 Verengende Ideologie Beispiel: Die Ausklammerung des Todes in der Medizin. Der Tod ist der
größte Feind der Medizin.
Forschungsprozess
Es gibt Punkte im Forschungsprozess, die ethisch relevant sind zB.: die Wahl der Methode (bei
Hirnforschung) Ist in der Wahl der Methode schon etwas wo man der menschlichen Würde brutal
zuwider handelt. Darf ich Forschungsergebnisse die auf unethische Weise entstanden sind
veröffentlichen? Methoden dürfen nicht in die Beweiswürdigung eingebracht werden, aber im
Hintergrund sind diese Methoden immer vorhanden. Die Frage heiligt der Zweck die Mittel?
Fragestellung: Inwiefern dürfen Forschungsergebnisse die im dritten Reich entwickelt wurden (auf
unethischen Hintergrund), weiterverwendet werden?
 Helfen die Mittel?
 Wie viele Leute helfen die Mittel und wie viele sind gestorben?
 Lassen wir Vergangenheit, Vergangenheit sein und entwickeln für die Zukunft bessere
Methoden?
 Milgramexperimente – Stanfordexperimente (Menschen lernen nicht immer aus ihren
Fehlern)
Es ist nicht erlaubt embryonale Stammzellen die durch Tötung des Embryos entstehen zu verwenden.
Allerdings ist es erlaubt Stammzellen zu importieren. (deutsches Stammzellengesetz) Wenn wir das
nicht machen, irgendwer wird das schon machen  Grenzmoral (vgl. Briefs) es ergibt sich das setzen
der Grenzmoral nach unten.
Wahl der Methode
Methoden sind nicht immer wertfrei und haben eine gewisse Werthaftigkeit zb.: wie man mit
Menschen umgeht, achtet man die Menschwürde der beforschten, der Forschungsobjekte.
Bsp: Werteanalyse, werden immer durchgeführt aufgrund von Umfragen. Man fragt die Leute nach
ihren Werten. Diese Art von Darstellung kann problematisch sein, weil die Leute nur Antworten
geben wie sie sich darstellen wollen. Nicht nur Handlungsanalysen sondern auch sogenannte
Budgetanalysen zusätzlich verwenden. Wenn ich wenig Geld habe, werde ich nicht viel für
solidarische Werke opfern. Man muss Methoden immer ergänzen und keine absolut setzen. Das
Problem der Forschung ist oft das wir die Dinge nur von einer Perspektive betrachten. Es kann immer
nur ein Teil erforscht werden und selten alles, außer man verwendet mehrere Methoden.
Wirkweise der Methoden auf Studienobjekte
Wie wirken sich die Methoden auf die Menschen die erforscht werden aus, gibt es zb. Psychische
Nachwirkungen.
Ethische Fragen im Umgang mit Studienergebnissen
Unser Weltbild setzt auf Machbarkeit und Nullergebnisse werden nicht publiziert. Forschungsgelder
werden gestrichen und jemand anders bekommt die Gelder. Was publiziere ich und was publiziere
ich nicht. Wenn ich eine Auftragsstudie habe und es kommt ein Ergebnis raus, das nicht im Auftrag
liegt, publiziere ich dieses? Bsp.: Aidsmedikamente in Afrika – gewisse Firmen haben Patente darauf
– deswegen in afrikanischen Raum nicht eingesetzt, weil sehr teuer – Forschungsprozess hat sehr viel
gekostet – wäre es nicht notwendig in diesem Fall das Eigentum zu sozialisieren.
In extrema necessitate omnia sunt communia = in äußerster Not ist allen, alles gemeinsam.
Mundraub  ich raube etwas, dass ich zu meinem Überleben benötige. Die äußerste Not wäre im
Afrikabeispiel gegeben. Das was mein Eigentum ist, muss so verwendet werden, dass die Gesellschaft
davon profitiert. Gewinn bei Betrieben muss eigentlich reinvestiert werden für die Allgemeinheit.
Forschungsethos
Ethos  ethize (griechisch) sich gewöhnen. Es gibt Journalisten- und Medizinerethos. Es bilden sich
durch einen Ethos Selbstverständlichkeiten heraus. Das was im Forschungsethos steht dient zur
Orientierung. Bei gewissen Ergebnissen gehe ich nicht mit.
Moralische Prinzipien:
 Wissenschaftlichkeit
 Menschengerechtigkeit
 Umgeltgerechtigkeit
 Gesellschaftsgerechtigkeit
Wertkonflikte und Prioritätsregeln
Verantwortungskonflikte/Wertkonflikte
Man muss Konflikte überhaupt wahrnehmen. Perspektive einbeziehen um Konflikte zu lösen. Im
ethischen gibt es nie die Lösung, im ethischen bleibt man immer am Weg. Was heute gut ist, kann
morgen schlecht sein.
Lernende Ethik-Initiative
Keine Ethikkommission in diesem Sinne. Ethik soll in Prozesshaftigkeit bei Joanneum Research
gesehen werden. Nanoversiegelung von Pistolen, wäre der Auftrag anzunehmen oder nicht. Die
Ethik-Initiative bringt sich ein, nimmt die Entscheidung aber nicht ab, sondern sie ist das Gewissen für
die, die sich entscheiden müssen. Die Ethik-Initiative kann Perspektiven eröffnen. Vielleicht findet
man eine andere Wahl, wo etwas ethisch besser in Ordnung geht, als der eigentliche Vorschlag.
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