Dienstag, den 14. Juli 2015 An den Kollegen Parteipräsident Claude HAAGEN An die Kollegen der Parteileitung der LSAP Als Mitglieder der LSAP und als Gewerkschafter sind wir der Auffassung, dass unsere Partei mit den Gewerkschaften gemeinsame historische Wurzeln in der Luxemburger Arbeiterbewegung hat. Gewerkschafter und Sozialisten bildeten die Hauptantriebskraft der linken, fortschrittlichen Bewegung die unseren demokratischen Sozialstaat in den letzten hundert Jahren aufbaute. Wir fühlen uns auch heute dieser linken Traditionslinie verpflichtet. Sozialistische Werte und humanistische Prinzipien geben uns heute Orientierungspunkte in einer bewegten Zeit. «Derjenige der nicht weiß wo er herkommt – der weiß auch nicht wo er hingeht» Zurzeit entwickelt sich die LSAP zu einer politischen Kraft die immer mehr wirtschaftsliberale Standpunkte vertritt. Sie akzeptiert, wie viele Schwesterparteien, die von Europa vorgegebene, neoliberale Ausrichtung. Diese Politik hat katastrophale Auswirkungen für die arbeitenden Menschen, für ihre Arbeitsplätze und für ihre Sozialsysteme. Dabei gibt vor allem die deutsche Regierung den Takt an, und die sozialistischen Regierungsparteien folgen ihr brav in Reih und Glied. Ein Beispiel dafür ist die Haltung vieler sozialistischer Verantwortlichen zur Frage der griechischen Staatsverschuldung. Die europäische Politik mitgetragen von Regierungen mit sozialistischer Beteiligung hat mit ihren diversen rabiaten Austeritätsplänen das griechische Volk in eine verheerende Armut gestürzt. Und obwohl diese Maßnahmen die griechische Krise noch verschärft haben (Anwachsen der Staatsschuld, Verarmung der Bevölkerung, steigende Arbeitslosigkeit, Zusammenbruch der Sozialsysteme, usw) hielten Europas Eliten an ihnen fest und wiedersetzten sich vehement jeglicher Infragestellung. Anstatt eine elementare, humanitäre Solidarität mit den notleidenden Griechen zu demonstrieren, stellen sich die sozialistisch geführten Regierungen Europas (auch viele unserer Parteikollegen) kritiklos auf die Seite der deutschen Kanzlerin, der europäischen Institutionen und der Finanzmächte. Für uns Sozialisten muss die Solidarität mit den Sozialbenachteiligten immer an erster Stelle stehen. Zurzeit befassen sich die europäischen Institutionen mit den Freihandelsverträgen TTIP, CETA und TISA. In der Öffentlichkeit engagieren sind immer mehr Bürger, Gewerkschaften und Organisationen der Zivilgesellschaft gegen diese Verträge. Es sind einschneidende Verschlechterungen zu erwarten, und dies auf der Ebene des Umweltschutzes, des Verbraucherschutzes, des Datenschutzes, der sozialen Gesetzgebungen, der demokratischen Rechtsnormen sowie der öffentlichen Dienste auf die die Mehrheit der Bevölkerung angewiesen ist. Große Unternehmen und die Finanzwelt investieren zurzeit sehr viel Geld in den Lobbyismus um die gesetzlichen Regelungen, die ihren Interessen nicht entsprechen, außer Kraft zu setzen. Die in den Medien propagierte Meinung, dass die Interessen der großen Unternehmen und die Interessen der Bevölkerung die gleichen wären, sind neoliberale Nebelkerzen mit denen die Realitäten verschleiert werden sollen. 1 Um Lösungsansätze in Europa durchzusetzen, sind tiefgreifende Wirtschafts- Sozial- und Umweltreformen notwendig. Hierzu müssen die politischen Kräfte gestärkt werden, die eine Strategie der gerechteren Einkommens- und Vermögensverteilung anstreben - die Investitionen für die Absicherung und den Ausbau unseres Sozialstaats zur Verfügung stellen - die in unsere Infrastruktur und in grüne Technologien investieren – die eine sozialgerechte Besteuerung einführen. Das europäische Bankensystem muss stabilisiert werden. Sinnvoll wäre es ein Trennsystem einzurichten, in einerseits den Banken die im Einlagen- und Kreditgeschäft tätig sind und andrerseits den Banken die das Wertpapiergeschäft betreiben. Weil die negativen Auswirkungen der Freihandelsverträge TTIP, CETA und TISA einen jeden von uns betreffen, vertreten wir den Standpunkt, dass die LSAP ihre Haltung zu diesen Verträgen auf einer Landeskonferenz diskutieren und beschließen sollte. Die Haltung und die Meinung unserer gesamten Partei soll bei diesem Beschluss berücksichtigt werden und nicht die eines einzelnen leitenden Gremiums. Auch hier sollten wir « mehr Demokratie wagen ». Es entspricht der sozialistischen und demokratischen Diskussionskultur, unterschiedliche und gegensätzliche Argumente zu konfrontieren und dann zur Abstimmung vorzulegen. Auf nationaler Ebene ist zu befürchten, dass in der Zukunft verschiedene gesellschaftspolitische Reformen, durch den Ausgang des Referendums beeinträchtigt werden. Es war falsch, dieses Referendum in einem viel zu kurzbemessenen Zeitraum durchzuführen. Die überstürzte, verwirrende und verunsichernde Debatte emotionalisierte den Wahlkampf auf eine schädliche Weise. Viele unserer Wähler und sogar unsere Mitglieder haben wir mit unseren Argumenten nicht erreichen können. Auch hier sollten wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sondern die Stimmungen in unserer Bevölkerung genau analysieren. Mit zielführenden Vorschlägen können wir Anregungen und Diskussionsimpulse geben und dann durch eine glaubwürdige Überzeugungsarbeit und durch klare Positionen, diese gesellschaftlichen Reformen vorbereiten. Hervorheben möchten wir jedoch auch einige gute Weichenstellungen durch unsere Politik in Bezug gesellschaftspolitische Themen, wie die Trennung von Kirche und Staat, wie die Entkriminalisierung Schwangerschaftsabbruchs und die Gleichstellung von homosexuellen Menschen. In Bezug auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik, ist das hohe Niveau an staatlichen Investitionen in Infrastruktur des Landes als positiv zu bewerten. Auch das Stillhalteabkommen zur Indexierung der Löhne, der Gehälter und der Sozialeinkommen ist Verdienst unserer Partei. Die Reform der Personalvertretung trägt weitgehend den Forderungen der Gewerkschaften Rechnung. auf des die ein Schätzen wir jedoch die Situation in ihrer Gesamtheit ein, stellen wir fest, dass die Hauptlast der Sparpolitik der DP-LSAP-Gréng-Regierung auf den Lohnempfänger und den Pensionierten liegt. Die Sparmaßnahmen treffen auf eine unsoziale Art und Weise vor allem diese Schichten der luxemburgischen Gesellschaft. Dieses Bündel von Maßnahmen geht vor allem auf Kosten der LSAP-Stammwählerschaft. Dies wird sich bei den nächsten Wahlen für uns negativ auswirken. Es ist an der Zeit, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Mit der geplanten Steuerreform haben wir die Möglichkeit wieder sozialistische Akzente zu setzen. Wir vertreten den Standpunkt, dass die Haltung unserer Partei zu der bevorstehenden Steuerreform, auf einem LSAP-Steuerkongress beschlossen werden muss. 2 Die Unterzeichneten sind überzeugt, dass es zum jetzigen Zeitpunkt absolut wichtig ist, unsere Anregungen dem Parteipräsidenten und der Parteileitung zu unterbreiten. Wir sind zuversichtlich, dass sie berücksichtigt und diskutiert werden. Mit sozialistischen Grüssen Pasqualoni Nando Wennmacher Nico Erstunterzeichner: Wennmacher Nico; Pasqualoni Nando; Sikorski Christian; Ries Jeff; Greivelding Guy; Drews Armand; Scheitler René, Ontano Danilo; Gomes José Anzil Giorgio; Anen Edmée; Arendt Marcel; Baustert Christine; Biever Jean; Birgen René; Cao Dan; Carnera Michel; Casagrande Marco; Courtoy Jérôme; Da Silva Phillip; Daubenfeld Romain; Fratoni Nelli; Gangollf Alain; Georges Nico; Hahn Patrick; Hansen Mike; Hengen Jean-Marie; Hinterscheid Heng; Jansa Sylvie; Konz Josy; Maraglino Félix; Marinangeli Ercole; Meis Roby; Merenz Georges; Molitor Serge; Müller André; Pasqualoni Gino ; Penning René; Pereira Carlos; Persico Alain Sing; Piret Alphonse; Regenwetter Jean; Saurfeld Roger; Scheitler Ruth; Schiltz Fernand; Schmit Claude; Scholzen Guy; Schreiner Roland; Schroeder Jo; Simon Patrick; Spautz Vera; Stefanetti Gusty; Stocklausen Netty; Sturm Erny; Thissen Carlo; Volz Steve; Weber Carlo; Wennmacher Norbert; Weyland Nico; Zbinden Ed Die LSAP-Mitglieder die ihre Solidarität mit unserer Haltung aus drücken möchten, können dieses auf den Emailadressen [email protected] Nando Pasqualoni [email protected] Wennmacher Nico 3