THEMENFELD 2: Grundlagen Passivhäuser - e

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Gebäudezustandsanalyse
Abstract / Zusammenfassung des Lernfelds
Die Gebäudezustandsanalyse und Bewertung eines Altbaus ist ein wichtiger Schritt, bevor
eine Sanierung geplant wird. In der Gebäudezustandsanalyse werden bestehende
Dokumente über das Gebäude gesammelt, der Bauzustand wird erfasst und dokumentiert
(Begehung, Untersuchung von Mauerwerk, Decken, Fenstern, Haustechnik etc.,
Schadensanalyse und bauphysikalische Berechnungen). Aufgrund der Analyse kann
schließlich bewertet werden, welche Sanierungsmaßnahmen notwendig und möglich sind.
Dieses Lernfeld erklärt die Vorgehensweise bei einer Gebäudezustandsanalyse und
Bewertung.
1
Inhaltsverzeichnis
GEBÄUDEZUSTANDSANALYSE .......................................................................................................... 1
1.
LERNZIELE ..................................................................................................................................... 3
2.
ZUM NACHDENKEN ... .................................................................................................................. 3
3.
EINFÜHRUNG ................................................................................................................................. 4
4.
BESTANDSERFASSUNG UND -DOKUMENTATION ................................................................... 6
4.1. Zum Üben ... ...........................................................................................................12
5.
ERHEBUNG DES BAUZUSTANDES ........................................................................................... 13
5.1. Erdberührte Bauteile ...............................................................................................14
5.2. Fassaden ................................................................................................................15
5.3. Bauphysikalische Untersuchungen .........................................................................16
5.4. Fenster und Türen...................................................................................................18
5.5. Dach .......................................................................................................................19
5.6. Decken....................................................................................................................20
5.7. Kamine....................................................................................................................21
5.8. Analyse der Haustechnik.........................................................................................21
5.9. Exkurs: Identifizierung von Schadstoffen.................................................................21
5.10. Zum Üben ... ...........................................................................................................23
6.
DENKMALGESCHÜTZTE ALTBAUTEN ..................................................................................... 25
6.1. Zum Üben ... ...........................................................................................................34
7.
BEWERTUNG DES DATENMATERIALS .................................................................................... 35
8.
QUELLEN...................................................................................................................................... 37
9.
ÜBERSICHT AUFGABEN ............................................................................................................ 38
10.
ABBILDUNGSVERZEICHNIS .................................................................................................. 39
11.
TABELLENVERZEICHNIS ....................................................................................................... 39
12.
IMPRESSUM ............................................................................................................................. 40
2
1. Lernziele





Die wichtigsten Schritte einer Gebäudezustandsanalyse benennen
Die Vorgehensweise bei einer Gebäudezustandsanalyse beschreiben
Erklären, warum eine Gebäudezustandsanalyse eine wichtige Voraussetzung für eine
umfassende Sanierung ist
Den Bauzustand eines Gebäudes mithilfe einer Checkliste erheben und einzelne
Aspekte bewerten
Gebäudezustandsanalyse hinsichtlich Aussagekraft und Vollständigkeit beurteilen
2. Zum Nachdenken ...
Aufgabe 1: Wieso ist eine Gebäudezustandsanalyse vor der Sanierung eines Altbaus so
wichtig? Was sollte bei einer solchen Analyse untersucht werden?
Abbildung 1: Eine gründliche und systematische Vorbereitung senkt letzten Endes die Baukosten
(Quelle: Stefan Prokupek, GrAT)
3
3. Einführung
Die umfassende Sanierung eines bestehenden Wohnhauses oder einer Wohnanlage
verlangt eine sorgfältige Vorplanung. Dabei stellen sich unter anderem folgende Fragen:





In welchem Zustand ist das Gebäude?
Welche Sanierungsmaßnahmen sind notwendig, welche angemessen?
Wann sind die Maßnahmen noch wirtschaftlich?
Welche Technologie (Dämmung, Haustechnik,…) ist sinnvoll?
Welche Bauteile können wiederverwendet werden?
Fragen wie diese können nur dann zufriedenstellend beantwortet werden, wenn zuerst eine
Gebäudezustandsanalyse und Bewertung des Bestandsgebäudes durchgeführt wurde. Aus
dieser Gesamtanalyse wird dann sichtbar, welche Sanierungsmaßnahmen erforderlich und
angemessen sind.
Die Gebäudeanalyse wird von einem/einer fachkundigen ArchitektIn oder PlanerIn
durchgeführt, wobei im Bedarfsfall zusätzliche ExpertInnen beigezogen werden sollten.
Besonders bei umfassenden Sanierungsvorhaben hat es sich als überaus sinnvoll erwiesen,
die Gebäudeanalyse in Abstimmung oder gemeinsam mit beteiligten FachplanerInnen zu
machen und eine gemeinsame Dokumentation anzulegen, um Doppelgleisigkeiten zu
vermeiden.
Die Analyse bildet die Basis für die Sanierungsplanung und für eine Kostenschätzung.
Erfahrungsgemäß senkt eine gründliche und systematische Vorbereitung letztendlich die
Baukosten, insbesondere wenn im Zuge der Gebäudeanalyse bereits überprüft wird, ob die
geplanten Umbaumaßnahmen durchführbar sind. Oft ist es nämlich der Fall, dass zahlreiche
unbekannte Faktoren im Gebäude vorhanden sind, die dann während der Bauphase zu
Problemen führen. So können etwa Teile der Konstruktion oder auch die Baustoffe
unbekannt sein, oder oft finden sich auch Bauteile, die aus verschiedenen Baustoffen
bestehen. Solche Eigenheiten sollten am besten bereits in der Vorplanung festgestellt und
berücksichtigt werden.
Auch eine mögliche Schadstoffbelastung muss während der Gebäudeanalyse festgestellt
werden, einerseits um ein gesundes Wohnklima zu ermöglichen, andererseits um zu
überprüfen, ob Bauteile wiederverwertet oder sogar direkt wiederverwendet werden können.
Eine umfassende Gebäudeanalyse wird den richtigen Zeitpunkt und die wirtschaftlichsten
Maßnahmen für eine Gebäudesanierung benennen. Es ist wichtig, dabei eine langfristige
Betrachtungsweise zu wählen. Werden die Investitions- und Bewirtschaftungskosten auf die
zu erwartende Nutzungsdauer der sanierten Bauteile von vierzig Jahren betrachtet, erweist
sich fast immer eine hochwertige energetische Lösung im Bereich des PassivhausStandards als die wirtschaftlichste Variante.
Die wichtigsten Schritte einer Gebäudezustandsanalyse sind Bestandserfassung
(gegebenenfalls inklusive einer Grundstücks- und Objektbeurteilung) und die Erhebung des
Bauzustandes (Bestandsaufnahme und Schadensanalyse): In dieser Phase wird der
Gebäudebestand genauer untersucht, z. B. anhand von Begehungen und Berechnungen.
4
Dieser Schritt ist der zentrale Teil für die Gebäudeanalyse. Überprüft werden Statik,
Festigkeit, Standsicherheit, Schäden an Bauteilen usw. Auch eine Schadstoffanalyse kann
durchgeführt werden. Wesentliche Elemente der Erhebung des Bauzustandes sind
außerdem bauphysikalische Berechnungen und eine Untersuchung der Haustechnik.
Bewertung des gesamten Datenmaterials und der Informationen: Die Daten und
Informationen, die während der Bestandserfassung und der Erhebung des Bauzustandes
zusammengestellt wurden, werden abschließend bewertet. Das bedeutet, dass der/die
PlanerIn anhand der Informationen entscheidet, welche Sanierungsmaßnahmen notwendig
und möglich sind. Diese Bewertung stellt die Basis dar für die Planung der Maßnahmen
sowie für eine Ausführungsplanung.
5
4. Bestandserfassung und -dokumentation
In dieser Phase wird zusammengetragen, was bereits an Dokumenten und Unterlagen zum
Gebäude vorhanden ist. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, kann es im Rahmen
einer Bestandserfassung hilfreich sein, neben den Plänen auch Rechnungen über
Nebenkosten, wie Heizung oder Warmwasser, zu sichten. Ebenso aufschlussreich sind oft
Handwerkerrechnungen, Aufzeichnungen von vergangenen Umbauten, Rechnungen von
verwendeten Baustoffen und dokumentierte Umbaumaßnahmen in der Vergangenheit.
Mitunter ist auch eine weitere Recherche zur Geschichte des Hauses hilfreich,
beispielsweise bei Gemeinden, in Archiven oder durch eine Befragung ehemaliger
NutzerInnen oder auch Nachbarn. Die Nutzungsgeschichte kann Hinweise liefern zu
möglichen Altlasten, zum Beispiel wenn Werkstätten, Produktionsräume oder auch Betriebe
wie eine chemische Reinigung in einem Gebäude untergebracht waren. Aber auch der
Zeitpunkt einer früheren Sanierung lässt Rückschlüsse auf verwendete Materialien zu.
Nach dieser ersten Groberfassung kann in einem nächsten Schritt das Grundstück (Lage
des Grundstücks) und Gebäude beschrieben werden:









Wie sehen Grundriss, Fläche, Raumhöhen und Raumaufteilung aus?
Entspricht der Grundriss noch aktuellen Anforderungen?
Wie ist der energetische Standard des Gebäudes?
Sind die Komfortfaktoren noch zeitgemäß?
Ist ein Keller vorhanden, gibt es Gaupen, Terrassen etc.?
Wie gut sind die Räume zugänglich?
Wieweit wird das Tageslicht genutzt?
Welche Brandschutzbestimmungen liegen vor?
Wie kann die architektonische Qualität des Gebäudes insgesamt beurteilt werden?
Von Vorteil ist es auch, wenn bereits während der Bestandserfassung die Gebäudestruktur
sowie eventuelle strukturelle Probleme, zum Beispiel hinsichtlich der Raumaufteilung,
beurteilt werden. Auch rechtliche Aspekte können in dieser Phase bereits ermittelt werden,
wie Eigentumsverhältnisse, Nutzungsrechte sowie Flächenwidmungs- und Bebauungsplan
der zuständigen Gemeinde oder des Bauamts. Baubewilligungen wird man hingegen eher in
der Planungsphase einholen. Im Rahmen der Bestandsaufnahme kann auch bereits
überprüft werden, ob bestimmte Umbaumaßnahmen überhaupt durchführbar sind. Beispiele
dafür sind, wenn eine Wand entfernt werden soll, jedoch die Fußböden und/oder Decken
nicht auf einer Höhe liegen, oder wenn tragende Holzbauteile frei geplante Durchgänge
stören, etwa wenn beim Einbau von Installationsschächten Deckenbalken im Weg liegen.
Wichtig ist, die gesamte Gebäudeanalyse detailliert schriftlich zu dokumentieren sowie eine
genaue Fotodokumentation anzulegen. Die folgende Tabelle ist ein Beispiel, wie man
vorgehen kann. Sie zeigt alle Aspekte, die bei der Bestandserfassung berücksichtigt und
bewertet werden sollen. In der Liste kann der bauliche Zustand benotet werden, die
Umweltverträglichkeit bezeichnet werden und zusätzliche Bemerkungen eingefügt werden.
6
1
Ort
Katastralgemeinde
Straße
Flurnummer
1.1
Charakter des Ortes / Ortsteils / Stadtteils
1.2
Einwohner
1.3
Charakter der umgebenden Bebauung
1.3.1
Geschoßigkeit
1.3.2
Bebauungsdichte
1.3.3
Dachform, Dachneigung
1.3.4
Baukörper
1.3.5
Sonstiges
2
Immissionen
2.1
Lärm / Schallschutz
2.1.1
Anliegerstraße / Erschließungsstraße
2.1.2
nahegelegene Fernstraßen
2.1.3
Fernstraßen und Hauptverkehrsadern in 0,5–4
km Entfernung
2.1.4
Zuglinien
2.1.5
Flugplätze
2.1.6
Sportanlagen, Gaststätten etc.
2.1.7
Gewerbebetriebe
2.1.8
städtisches Hintergrundrauschen
2.1.9
Sonstiges
2.2
Luftschadstoffe
2.2.1
Verkehr
2.2.2
Gewerbe
2.2.3
Hausbrand
2.2.4
überörtliche Emissionsquellen
2.2.5
Sonstiges
3
Verkehr und Infrastruktur
Schallpegel
tagsüber
Schallpegel
nachts
zu erwartende Belastungen
zu Fuß
km/
Woche
Fahrrad
km/
Woche
Öffentlicher
Verkehr
km/Woche
Pkw
km/
Woche
7
3.1
Weg zur nächsten Haltestelle
3.2
Arbeitsplatz
3.3
Kinderspielplatz
3.4
Kinderkrippe
3.5
Kindergarten
3.6
Schule
3.6.1
Volksschule
3.6.2
Mittelschule
3.6.3
Gymnasium
3.6.4
Berufsbildende Schulen
3.6.5
Uni / Fachhochschule
3.7
Kirche
3.8
Bahnhof
3.9
Versorgung des täglichen Bedarfs
3.9.1
Bäcker
3.9.2
Lebensmittelgeschäfte / Supermarkt
3.9.3
Fleischhauer
3.9.4
Cafe
3.9.5
Restaurant
3.10
ärztliche Versorgung
3.10.1
Praktischer Arzt
3.10.2
Zahnarzt
3.10.3
Fachärzte
3.10.4
Apotheke
3.10.6
Krankenhaus
3.11
Behörden
3.12
sonstige Versorgung
3.12.1
Stadtzentrum /Einkaufsstraße
3.12.2
Einkaufszentrum
3.12.3
Fachmärkte
3.13
Naherholung / Sport / Freizeit
8
3.13.1
Grünanlagen
3.13.2
Waldgebiet
3.13.3
See o.Ä.
3.13.4
Hallenbad / Freibad
3.13.5
Sportanlagen
3.13.5
Kino, Theater, Disco
3.13.6
sonstige kulturelle Einrichtungen
3.14
Sonstiges
3.14.1
Entfernungen (km/Woche) gesamt
3.14.2
Entfernung pro Jahr (*52 Wochen abzgl.
Urlaub)
3.14.3
Liter Benzin / Diesel pro Jahr
3.14.4
sonstige Kosten pro Jahr
3.14.5
Energieverbrauch
4
Erschließung
vorhanden
Kosten
Ja / Nein
4.1
Verkehrsanlagen
4.1.1
öffentliche Verkehrsanlagen
4.1.2
private Verkehrsanlagen (Straßen / Wege)
4.2
Entwässerung
4.2.1
öffentliche Kanalisation
4.2.2
Trennsystem / Mischsystem
4.2.3
Regenwassernutzung möglich
4.2.4
Versickerung von Regenwasser möglich
4.2.5
private Entwässerung
4.3
Wasserversorgung
4.4
Fernwärmeversorgung
4.5
Gasversorgung
4.6
elektrische Stromversorgung
4.7
Fernmeldetechnik / Informationstechnik
5
Freimachen des Grundstücks
5.1
Abfindungen
9
5.2
Ablösung von Rechten
5.3
Schutz von Flora und Fauna auf dem
Grundstück
5.3.1
Bäume
5.3.2
sonstige Gehölze
5.3.3
sonstiger Bewuchs
5.3.4
erhaltenswerte / geschützte Flora
5.3.5
Maßnahmen zum Schutz der Fauna
5.4
Gutachten erforderlich
5.5
UVP empfehlenswert
5.6
Roden von Bewuchs
5.7
Sicherungsmaßnahmen Flora / Fauna
6
Herrichten des Grundstücks
6.1
Abbruch von Bauwerken oder Bauteilen
6.2
Abbruch von Außenanlagenteilen
6.3
Bodenbearbeitung / -transport
7
Baugrund
7.1
zu erwartender Baugrund
7.1.1
Baugrunduntersuchung empfehlenswert
7.1.2
Angaben von Nachbarbebauungen
7.1.3
vorhandene Unterlagen
7.2
Grundwasserverhältnisse
7.2.1
Höchststand
7.2.2
Schwankungsbereich
7.2.3
Fließrichtung
7.2.4
Schichtenwasser
7.2.5
Hangwasser
7.2.6
Sickerverhalten
7.3
Grundwasserbeschaffenheit
7.3.1
Gutachten erforderlich
7.4
Altlasten / Bodenkontamination
10
7.4.1
Belastung nach Augenschein
7.4.2
Überprüfung von Akten
7.4.3
Kriegslasten (Sprengkörper)
7.4.4
Befragung von Bewohnern
7.4.5
vorherige Nutzungen
7.4.6
Bodenuntersuchung empfehlenswert
8
Öffentlich-rechtliche Bindungen
8.1
Bebauungsplan
8.1.1
Art der Bebauung
8.1.2
Maß der baulichen Nutzung (GRZ / GFZ)
8.1.3
Baugrenzen
8.1.4
Sonstiges
8.2
Ausrichtung (passive Solarnutzung)
8.3
Festsetzungen zur Bebauung
8.4
Festsetzung zu den Freiflächen
8.5
Festsetzungen zu Verkehrsanlagen
8.6
Festsetzungen zu den Stellplätzen
8.7
Festsetzungen zu ökologischen Merkmalen
8.8
Wasserschutz
8.9
Landschaftsschutz
9
Nachbarinteressen
9.1
Besonderheiten in der Nachbarschaft
9.2
Nachbarbebauung, Bepflanzung
9.3
Verschattung (passive Solarnutzung)
9.4
Konfliktpotenzial durch die Bebauung
9.5
Beeinträchtigungen für die Nachbarschaft / das
Baugebiet/ den Ort
9.6
Beeinträchtigungen durch den eigenerzeugten
Verkehr
9.7
persönlicher Bezug zu den Nachbarn
10
Erwerb
10.1
Kosten pro m2
Euro
11
10.2
Grundstückskosten
10.3
Nebenkosten
10.4
Grunddienstbarkeiten
10.5
sonstige Belastungen
Tabelle 1: Checkliste für die Bestandserfassung (Quelle: Schulze Darup) – Download unter:
http://www.e-genius.at/fileadmin/user_upload/gebaeudezustandsanalyse/tabelle1.docx
4.1. Zum Üben ...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 2: Was muss bei einer Gebäudezustandsanalyse – vor allem bei umfassenden
Sanierungsvorhaben – grundsätzlich beachtet werden?
Aufgabe 3: Nennen Sie die Schritte, die im Rahmen der Vorplanung einer Sanierung
durchgeführt werden müssen.
Aufgabe 4: In welcher Phase der Vorplanung wird die Festigkeit von Bauteilen untersucht?
12
5. Erhebung des Bauzustandes
Die Erhebung des Bauzustandes wird der/die PlanerIn mit einer Bauwerksbegehung
beginnen, gegebenenfalls bereits unter Beiziehung von FachexpertInnen.
AkteurInnen, die neben den BauherrInnen bei einer Gebäudezustandsanalyse beteiligt
werden sollten:
Es ist immer zu beachten: Das Team sollte so klein wie möglich sein, aber so groß wie nötig.
Gut ist es, wenn einzelne (Fach-)PlanerInnen mehrere Disziplinen abdecken können, um das
Team möglichst klein und arbeitsfähig zu halten. Wichtig ist auch ein Team, das integral
denkt und in seinen Grundausrichtungen (z. B. hinsichtlich der energetischen Standards) an
einem Strang zieht und auf ein vergleichbares Erfahrungspotenzial zurückgreifen kann.
Beteiligte AkteurInnen:
- Projektmanagement (nur bei großen Projekten)
- Architekturplanung/Koordination
- Beteiligte FachplanerInnen
- StatikerIn
- Gebäudetechnik (Heizung/Sanitär/Lüftung/Elektro)
- BauphysikerIn
- NachhaltigkeitskoordinatorIn
- LandschaftsplanerIn
- Behörden / InspektorInnen
- Örtliche Bauaufsicht
- ggf. Denkmalschutz
- RauchfangkehrerIn
- Generalunternehmer bzw. ausführende Firmen im Sinn eines Bauteams
- Facility Management
Die Begehung ist die wichtigste Methode, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Dabei werden
sämtliche Materialien analysiert und bewertet, die aufgrund der bisherigen Lebensdauer und
des Nutzungsgrads Schaden genommen haben können (wie z.B. Mauerwerk, Holz- und
Blechbauteile).
Die Erhebung des Bauzustandes ist auch der aufwendigste Teil einer
Gebäudezustandsanalyse, müssen doch vom Keller bis zum Dach die wichtigsten
Kenndaten und technischen Werte ermittelt, statische und konstruktive Merkmale
dokumentiert sowie Schadensbilder und deren Ursachen erfasst werden. Dabei soll nicht nur
die Nutzung in der Vergangenheit berücksichtigt, sondern auch schon die künftige Nutzung
bedacht werden – auch hier zeigt sich daher die notwendige Brücke von der „Vor“-Planung
zur tatsächlichen Planung.
13
Abbildung 2: Beispiel für die Dokumentation einer Schadensanalyse (Quelle: GrAT)
Durch die Erhebung des Bauzustandes kann unter anderem festgestellt werden, welche
Bauteile weiter- beziehungsweise wiederverwendet werden können.
5.1. Erdberührte Bauteile
Was ist besonders zu beachten, wenn der Bauzustand der erdberührten Bauteile wie der
Fundamente oder des Kellers erhoben werden soll? Zu erfassen sind Mauerfeuchte sowie
Feuchtigkeitsschäden und deren Ursachen, Schimmel, Putzabplatzungen etc. Besonders
Gebäudeecken in Keller und Erdgeschoß sind auf feuchte Stellen zu untersuchen, da es in
diesen Bereichen oftmals zu Kondensatbildung und in der Folge zu Schimmelbildung kommt
(geometrische Wärmebrücken). Zu kontrollieren sind im Zuge dessen auch Anschlüsse von
Terrassen sowie Balkonen.
Eine Beurteilung der Fundamente kann durch Schürfungen oder Grabungen an
verschiedenen Stellen des Gebäudes erfolgen. Des Weiteren können Bohrkernanalysen
durchgeführt werden und bei Bedarf mittels geeigneter Messgeräte das im Mauerwerk
vorhandene Wasser errechnet werden.
14
Abbildung 3: Freigelegtes Fundament (Quelle: GrAT)
5.2. Fassaden
Bestehende Fassaden/Außenwandaufbauten sind ebenfalls sorgfältig auf schadhafte Stellen
zu untersuchen, die Ursache der Schäden muss ebenfalls gefunden werden. Die
Baualtersklasse und der Wärmeschutz, falls bereits vorhanden, sind zu überprüfen.
Für einen späteren Vollwärmeschutz ist die Art des vorhandenen Mauer- und Tragwerks
festzustellen sowie dessen Tragfähigkeit. Sofern Risse im Mauerwerk vorhanden sind, sind
diese zu vermessen und die Schadensursache festzustellen. Oftmals ist anhand der Art, des
Verlaufs und der Breite des Risses die Ursache zu erkennen. Zu unterscheiden ist in jedem
Fall zwischen oberflächlichen und konstruktiven Rissen.
Ist ein mineralischer Untergrund vorhanden, so muss der Feuchtigkeitsgehalt bestimmt
werden (dieser ist an Verfärbungen und Wasserrändern zu erkennen), die
Oberflächenfestigkeit (inwieweit sich Farb- oder ganze Putzschichten ablösen) ist zu prüfen,
Salzausblühungen (Kristallisation von Salzen) sind zu dokumentieren, aber auch Befall durch
Moose, Algen und Pilze (zu erkennen an grünem bzw. dunklem Bewuchs oder
Verfärbungen).
15
Abbildung 4: Feuchtemessung der Innenseite der Außenwand (Quelle: GrAT)
Verfahren und Methoden zur Erhebung des Bauzustandes:
- Augenschein, Geruch
- Befühlen und Begehen bzw. Abklopfen und Abhorchen
- Ermittlung der Beschaffenheit im Oberflächenbereich
- Feuchtigkeitsmessungen
- Auffinden von Metallen
- Aufnahme der Ergebnisse in den Plan
- Fotografie und Infrarot-Thermografie
- Statische Berechnungen, Messungen von Formänderungen
- Entfernung von Beschichtungen und Bekleidungen
- Öffnen von Konstruktionen
- Endoskopische Untersuchungen
5.3. Bauphysikalische Untersuchungen
Die bauphysikalischen Untersuchungen gehören innerhalb der Gebäudeanalyse zur
Erhebung des Bauzustandes. Im Rahmen einer bauphysikalischen Untersuchung wird das
thermische sowie das feuchtespezifische Verhalten einzelner Bauteile ermittelt und
dokumentiert.
Hinsichtlich der energetischen Aspekte muss ein Energieausweis erstellt werden. Bei
energetisch hochwertigen Planungen ist es sehr zu empfehlen, die bauphysikalischen
Berechnungen mit dem Passivhaus-Projektierungs-Paket (PHPP) des Passivhaus Instituts
Darmstadt durchzuführen.
16
Bei beiden Rechenverfahren werden zunächst die Flächen der wärmeübertragenden
Gebäudehülle erfasst und die U-Werte dieser jeweiligen Flächen berechnet. Diese
Berechnung kann mitunter schwierig sein, wenn der Konstruktionsaufbau nicht erkennbar ist
und Bauakten fehlen. In solchen Fällen ist die Öffnung von Bauteilen hilfreich.
Sollten die Materialeigenschaften bei Baustoffen nicht klar sein, kann nach einer
Probenentnahme im Labor die Rohdichte des Materials bestimmt werden. Diese dient dann
als Basiswert für eine Abschätzung des wärmetechnischen Verhaltens. Ist die Rohdichte
ermittelt, so kann die mittlere Wärmeleitfähigkeit eines Materials bestimmt werden. Die
Rohdichte ist zugleich auch eine Grundlage für die Ermittlung des Schallschutzes.
Eine differenzierte Analyse der thermisch kritischen Stellen und Wärmebrücken ist ein
wichtiger Bereich der bauphysikalischen Untersuchung. Die Wärmebrücken sollten bei
hochwertigen energetischen Planungen im Energieausweis bilanziert und eine Optimierung
in der Planung durchgeführt werden. Die Wärmebrückenverlustkoeffizienten sind entweder
Wärmebrückenatlanten zu entnehmen oder einzeln zu berechnen.
Als Ergebnis der energetischen Berechnung wird der Heizwärmebedarf ermittelt. Auf dieser
Grundlage kann die Gebäudetechnik geplant werden. Für Heizung und
Warmwasserbereitung werden die Wärmeerzeuger und Verteilsysteme mit dem daraus
resultierenden Anlagenaufwand ermittelt. Das Ergebnis ist der Endenergiebedarf des
Gebäudes. Im nächsten Schritt werden noch die Primärenergiefaktoren der verwendeten
Energieträger bzw. die CO2-Emissionen betrachtet, um eine vollständige Bilanzierung des
Gebäudes auch hinsichtlich dieser Aspekte zu erhalten.
Verfahren für bauphysikalische Untersuchungen:
- Thermografie
- Mikrowellenmessverfahren zur Bestimmung der Feuchtigkeit
- Bohrkernanalyse (Bestimmung der Rohdichte)
- U-Wert-Ermittlung mittels Wärmeflussplatten
17
Berechnungshilfen / Instrumentarien für bauphysikalische Untersuchungen:
- Errechnung des Energieausweises (z. B. mit Archiphysik, GEQ etc.)
- Excel-Tool zur Bewertung von Raumluftfeuchten, Wärmeschutz und Schimmelrisiko
http://www.oekozentrum-nrw.de/infothek/excel-tool-zur-bewertung.html
- Passivhaus-Projektierungs-Paket
(PHPP 2012, Quelle: Passivhaus Institut Darmstadt http://www.passiv.de)
5.4. Fenster und Türen
Fenster und Türen sind auf Schäden zu untersuchen, und je nach Zustand wird zu
entscheiden sein, ob eine Sanierung sinnvoll ist, welche Art der Sanierung zweckmäßig ist
oder ob ein Austausch notwendig ist.
Bei denkmalgeschützten Häusern sind die Fenster in ihrem ursprünglichen
Charakter zu erhalten und wenn möglich instandzusetzen.
Ein neu entwickeltes Gründerzeit-Fenster- und Fassadenelement wird hier
beschrieben: http://download.nachhaltigwirtschaften.at/hdz_pdf/
endbericht_1151_gruenderzeit_fenster.pdf
Zu überprüfen ist zunächst die Holzqualität der Fensterrahmen und Türen, wobei auf
Feuchtigkeit, Quellen, Schwinden, Verwerfungen oder Fäulnis des Holzes geachtet wird.
Sind Dichtungen bereits vorhanden, so ist auch deren Dichtheit, Alterung und fallweise
Zersetzung zu überprüfen. Auch farbliche Veränderungen können Hinweise auf schadhaftes
Material sein.
Abbildung 5: Dokumentation der Holzqualität im Dachstuhl (Quelle: GrAT)
18
Fenster müssen außerdem auf folgende Eigenschaften untersucht werden:







Wärme- und Schallschutzeigenschaften
Zustand der Wetterschenkel
Verwindungsgrad von Stock und Flügel
Falztiefe und Zustand
Funktionstüchtigkeit und Verschleißerscheinungen von Beschlägen
Festigkeit der Bänder
Überprüfung von U- und g-Wert der Verglasung
(nach Obernosterer et al. 2005, S. 135)
Verfahren zur Untersuchung von Holzbauteilen:
- Visuelle Untersuchung
- Abklopfen, Abbeilen
- Identifizierung von Holzschädlingen
- Bohrkernverfahren
- Endoskopie
- Ultraschall-Querdurchschallung (Abtastverfahren)
- Thermografie (Thermovision)
- Bohrwiderstandsmessung
- pH-Wert-Analyse
- Schädlingsidentifizierung
Bestimmung der Holzfeuchte:
- Elektrische Widerstandsmessung
- Thermische Leitfähigkeit
(Tichelmann/Grimminger)
5.5. Dach
Beim Dach (Holzbauteile, Blechverkleidungen) ist im Falle einer umfassenden Sanierung
und besonders wenn ein Dachgeschoßausbau geplant ist, eine genaue Bestandserhebung
durchzuführen. Sobald der Dachbestand erhoben ist, kann man feststellen, welche
Möglichkeiten es im Rahmen der Sanierung für Installationen, Belichtung, Belüftung und
auch für die Nutzung der Räume gibt.
Die Dachkonstruktion ist als Ganzes zu untersuchen, wobei gegebenenfalls auch verkleidete
Teile freizulegen sind, um Schäden feststellen zu können. Das bestehende Dach
(Dachdeckung, Dachabdichtungen) ist auf seine Dichtheit hin zu überprüfen. Ebenso ist der
Holzzustand auch unterhalb und an den Verblechungen zu untersuchen.
19
Ist ein Blechdach vorhanden, so ist der Dachaufbau auf Kondensationsstellen zu überprüfen,
um innenliegende Schadstellen zu vermeiden.
Pfetten, Sparren (sämtliche Sparrenteile: Sparrenfüße sowie Sparrenteile an und unterhalb
von Dachverschneidungen), Balken und Gaupen (Fußpunkte und seitliche Anschlüsse von
Gaupen) müssen auf Schäden durch Wassereintritte, auf Tragfähigkeit sowie
Schädlingsbefall (z. B. Wurmbefall) überprüft werden.
Abbildung 6: Dokumentation der Holzqualität im Dachstuhl (Quelle: GrAT)
Zu erkennen ist abgewittertes bzw. geschädigtes Holz durch vergraute Holzoberflächen. Bei
offensichtlicher Holzfeuchte ist die Durchführung einer Feuchtemessung notwendig. Sind
Holzrisse vorhanden, so sind die Rissbreite und der Rissverlauf zu analysieren.
5.6. Decken
Vor einem Umbau müssen Holzbalkendecken auf Schäden und auf Durchbiegung aufgrund
falscher Dimensionierung (Unterdimensionierung) untersucht werden. Auch
Korrosionsschäden an Stahlträgern und damit statische Probleme, wie sie bei Häusern der
Jahrhundertwende oft vorkommen, können vorhanden sein.
Sofern in einem Gebäude noch Holzdecken vorhanden sind, müssen sie bei einer
umfassenden Bestandsanalyse auf ihre Tragsicherheit, Gebrauchstauglichkeit sowie auf
Schädlingsbefall überprüft werden. In (auch ehemaligen)Nassräumen ist im Besonderen
unter Badewannen, Waschbecken und Ausgüssen zu kontrollieren, ob die Decken
Feuchteschäden aufweisen oder morsch sind.
Die Intaktheit einer Decke können erfahrene PlanerInnen an der Schwingung erkennen:
Nicht beschädigte Decken schwingen nur kurz.
Hilfreich für eine Einschätzung der Decken ist es, wenn bereits zu diesem Zeitpunkt
feststeht, welche Nutzlasten künftig zu erwarten sind.
20
5.7. Kamine
Zu einer umfassenden Bestandsanalyse zählt auch die Begutachtung der Kamine in Hinblick
auf die Konstruktion, ob sie in Verwendung sind oder ob einzelne Stränge für Steigleitungen
verwendet werden können, ob die Kamine versottet sind, welche Art der Sanierung
erforderlich ist, um zum Beispiel den effizienten Betrieb eines neuen Heizsystems zu
gewährleisten.
5.8. Analyse der Haustechnik
Auch die Analyse der Haustechnik gehört noch zur Erhebung des Bauzustandes. Ein Teil der
Haustechnik, wie das Heizsystem oder auch die Lüftung, wird zum Beispiel bereits im Zuge
der Berechnungen zum Energieausweis analysiert. Auch Wasserleitungen können bereits
erfasst worden sein, nämlich im Rahmen der Schadstoffanalyse. Darüber hinaus ist es
jedoch bei einer umfassenden Sanierung erforderlich, die gesamte haustechnische
Infrastruktur bestehend aus elektrischen Anlagen, Sanitärbereich, Heizung und Lüftung zu
betrachten. Im Zusammenhang mit der Lüftung sollte auch die Raumluftqualität beurteilt
werden.
Einbezogen werden in die Analyse der Haustechnik des Weiteren: Geräte, Installationen
sowie bestehende Leitungsführungen. Dabei ist im Besonderen darauf zu achten, ob die
einzelnen Anlagenteile noch gesetzeskonform sind (z.B. Energieeffizienzgrad).
5.9. Exkurs: Identifizierung von Schadstoffen
Zahlreiche Gebäude weisen Schadstoffbelastungen aufgrund von Baumaterialien auf. Die
Ursache dafür sind Baumaterialien und Produkte, welche zum damaligen Zeitpunkt zwar als
unbedenklich eingestuft wurden, sich aber letztendlich als problematisch bis hoch
gesundheitsgefährdend erwiesen haben und mittlerweile gesetzlich verboten sind.
Beispiele dafür sind Asbest, das für Brandschutzmaßnahmen, Schächte, Fensterbretter,
Bodenbeläge und weitere Anwendungen besonders in den 1960er- und 1970er-Jahren
eingebaut wurde. Hochtoxische Holzschutzmittel kamen seit den 1950er-Jahren vermehrt
zum Einsatz und wurden über dreißig Jahre lang eingesetzt. Besonders belastend sind
Oberflächenbeschichtungen mit Holzschutzmitteln auf Lindan- oder PCP-Basis, die bis in die
1980er-Jahre verwendet wurden. Polychlorierte Biphenyle (PCBs) treten in Fugenmassen,
Farben und Flammschutzmitteln insbesondere bei Gebäuden aus den 1960er- bis Anfang
der 1980er-Jahre auf.
Zur Identifizierung der Schadstoffe ist es sinnvoll, FachexpertInnen und darauf spezialisierte
Labors beizuziehen.
Die häufigsten Schadstoffe im Bausektor sind:



Styrol
Asbest
Formaldehyd
21






PCP (Pentachlorphenol)
PCB (Polychlorierte Biphenyle)
Schwermetalle (Quecksilber, Blei, Cadmium)
PAK (Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe)
Lösemittel
FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe)
Wo sind welche Schadstoffe enthalten, und wieso sind sie eigentlich schädlich?
Styrol:
Styrol wird vor allem in Dämmstoffen (EPS) verwendet, aber auch in Polyesterklebstoffen, lacken und -farben.
Problematisch ist vor allem die Ausdunstung in Innenräumen und in die Umwelt. Im Brandfall
entstehen giftige Gase.
Asbest:
Asbest befindet sich in verschiedenen Bauprodukten, die ca. ab 1950 bis in die 1980er-Jahre
angewendet wurden. Problematisch sind die Asbestfasern, die an die Luft abgegeben
werden können.
Formaldehyd:
In den 1970er-Jahren wurde Formaldehyd vor allem durch die großen Mengen an
Spanplatten in Fertighäusern verbreitet. Seit ca. 1980 werden formaldehydhaltige Produkte
jedoch vermieden bzw. verboten, da der Schadstoff in hohen Konzentrationen beim
Menschen Vergiftungen, Reizungen und Schädigungen der Organe bewirken kann.
PCP (Pentachlorphenol):
Der chlorierte Kohlenwasserstoff PCP, der giftig für Mikroorganismen, Pflanzen, Insekten
und Fische ist und z. B. auch durch Kleidung über die Haut aufgenommen wird, wurde etwa
zwischen 1960 und 1980 als Holz- und Insektenschutzmittel sowie für Farben und Lacke, für
Teppiche, Leder etc. angewendet.
PCB (Polychlorierte Biphenyle):
PCB, die in den 1980er-Jahren verboten wurden, wurden davor in Fugendichtmassen, in
Farben und Lacken, als Weichmacher oder Flammschutzmittel verwendet. Zu beachten ist,
dass Bauteile, die PCB-haltig oder damit kontaminiert sind, den Schadstoff durch Ausgasung
verbreiten können. Vor allem bei Betonfertigteilen ist Vorsicht geboten, da PCB-haltige Stoffe
hier eventuell zur Abdichtung von Fugen verwendet wurden.
Schwermetalle (Quecksilber, Blei, Cadmium):
Quecksilber, ein Nerven- und Lebergift, ist zu finden in Holzschutzmitteln, Leuchtstoffröhren
und Quecksilberdampflampen sowie in Farben.
Blei wandelt sich in Verbindung mit weichem, mineralarmem Wasser in Plumbum (Pb) um
und kann dadurch zu Gesundheitsschädigungen führen. Vor allem Bleirohre in der
22
Wasserversorgung, die in Österreich noch heute im Einsatz sind, sind daher sehr
problematisch. Weitere Anwendungsgebiete von Blei sind bei Platten und Folien als Schallund Feuchtigkeitsschutz, bei Dachdeckungen und Kabeln sowie bei Farben und Glasuren.
Cadmium kann sich an Hausstaub binden und damit die Luftqualität in Innenräumen
belasten. Es wurde bis Ende der 1980er-Jahre als Färbemittel bzw. Stabilisator vor allem in
Farben und Kunststoffen, in PVC-Produkten und in Leder- und Gummiartikeln verwendet.
PAK (Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe):
PAK werden durch die Luft verbreitet, z. B. über offene Kamine oder schlecht eingestellte
Heizungen bzw. Thermen. PAK sind vor allem enthalten z. B. in teer- und pechhaltigen
Klebstoffen und Farben (z. B. bei Holzparkett), Asphalt-Fußbodenbelägen, teerhaltigen
Beschichtungen von Trinkwasserleitungen und Bitumenlösungen/-lacken sowie bitumierten
Dichtungs- und Dachbahnen.
Lösemittel:
Lösemittel verdunsten bei Zimmertemperatur und können dadurch Schadstoffe in
Innenräumen verbreiten. Sie tragen außerdem zur Bildung von bodennahem Ozon bei.
Schadstoffe, die als Lösemittel verwendet werden, sind z. B. Methanol, Ethanol, Aceton,
Xylol, Tuluol oder Benzol. Sie werden bei Farben und Lacken als Verdünnungsmittel, als
Holzschutzmittel, als Farbentferner, bei Schwarzdeckerarbeiten usw. eingesetzt.
FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe):
FCKW tragen zum Treibhauseffekt bei, sobald sie in die Atmosphäre gelangen. Dies passiert
bereits bei der Gebäudenutzung, aber auch dann, wenn FCKW-haltige Baustoffe
unsachgerecht entfernt und entsorgt werden (z. B. beim Zerkleinern und Zerbrechen).
Bauprodukte, die FCKW enthalten, sind z. B. Hartschaum-Dämmstoffe, die zwischen 1960
und 1990 erzeugt wurden (PUR, XPS und spezielle Kunststoffschäume wie PIR).
Alternativen für PUR-Dämmstoffplatten wären beispielsweise:
1) im Bereich hinterlüfteter Fassaden, Dachausbau, Hohlraumdämpfung:
- Baumwoll-Dämmstoffe, Expandierte Perlite, Flachs-Dämmstoffe, Hanf-Dämmstoffe,
- Holzweichfaserplatten, Kokosfaser-Dämmstoffe, Schafwolle-Dämmstoffe,
- Zellulosefaserflocken, Zellulosefaserplatten.
2) im Bereich der Wärmedämmung im Bodenbereich:
- Blähglas, Blähton, Expandierte Perlite oder Kokosfaser-Dämmstoffe.
(nach Obernosterer et al. 2005, S. 61–83)
5.10. Zum Üben ...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 5: Benennen Sie einige Methoden, die zur Erhebung des Bauzustandes
angewendet werden können.
Aufgabe 6: Nennen Sie einige Aspekte eines Altbaus, die bei der Erhebung des
Bauzustandes untersucht werden müssen.
23
Aufgabe 7: Erheben und bewerten Sie den Bauzustand eines von Ihnen gewählten
Gebäudes mithilfe der Tabelle 1
Aufgabe 8: Woran kann man Feuchteschäden am Mauerwerk erkennen?
Aufgabe 9: Wieso sind Gebäudeecken in Keller und Erdgeschoß bei der Erhebung des
Bauzustandes besonders zu beachten?
Aufgabe 10: Worauf ist im Zuge einer Schadenserhebung bei Dachstühlen und
Holzkonstruktionen besonders zu achten?
Aufgabe 11: Woran kann ich eine falsche Dimensionierung bei Holzbalkendecken erkennen?
Aufgabe 12: Wie kann die Intaktheit einer Holzbalkendecke festgestellt werden, ohne
Bodenteile zu öffnen?
Aufgabe 13: In welcher Phase der Vorplanung wird die Haustechnik untersucht?
Aufgabe 14: Wofür ist eine Schadstoffanalyse notwendig, wenn ein Gebäude saniert werden
soll?
Aufgabe 15: Nennen Sie Alternativen für schadstoffbelastete Baustoffe (z. B. für die
Dämmung).
24
6. Denkmalgeschützte Altbauten
Im Falle eines denkmalgeschützten Gebäudes muss die Bestandsaufnahme besonders
gründlich sein, denn hier muss bei der Sanierung sorgfältig abgewogen werden, welche
Maßnahme sinnvoll ist und den Vorgaben des Denkmalamtes entspricht. Für jedes Objekt
muss dabei individuell entschieden werden.
Entsprechend den wichtigsten Punkten einer energetischen Sanierung muss unter anderem
abgewogen werden, wo eine Fassadendämmung möglich und auch zulässig ist, wie Fenster
saniert werden können, ob Wärmeschutzverglasungen möglich sind und ob die baulichen
Gegebenheiten eine Lüftungsanlage zulassen.
Nicht nur denkmalgeschützte Altbauten müssen genau analysiert werden. Häuser aus
verschiedenen Bauepochen haben unterschiedliche Eigenschaften, die für die Planung einer
Sanierung relevant sind und deshalb zuerst analysiert und bewertet werden müssen.
Beispielsweise wurde je nach Bauepoche mit unterschiedlichen Materialien und in
verschiedenen Konstruktionsweisen gebaut.
Die folgende Tabelle zeigt alle Aspekte, die bei der Erhebung des Bauzustandes – in diesem
Fall einer Gemeinschaftsanlage – untersucht werden sollten. In der Liste kann sowohl der
bauliche Zustand mithilfe einer Skala bewertet werden als auch die Umweltverträglichkeit
eingeschätzt werden.
Anmerkungen zu den Spalten:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Position
Bauteil
Konstruktionen, Material
Baulicher Zustand (Bewertungsskala 1–5 s. u.)
Umweltverträglichkeits-Beurteilung (Bewertungsskala a–e s. u.)
Bemerkungen, Präzisierungen zur Bestandsaufnahme
Teil 1: Bestandsaufnahme Gemeinschaftsanlage
Ort
Katastralgemeinde
Straße
Flurnummer
Objekt
Angaben zum Objekt
Baujahr
Modernisierung / Sanierung
25
Gebäudekonzept, Grundrisse
Wohnfläche / Nutzfläche
umbauter Raum
Energieverbrauch
behördliche Auflagen
Denkmalschutz
Planbestand
Nutzungseinschränkungen, Verträge
Sonstiges
1
2
3
4a
5b
6
Pos.
Bauteil
Material / Konstruktionen
Zustand
UVB
Bemerkungen /
Präzisierungen
1
Fundamente
Material (Naturstein, Beton, Stahlbeton)
Konstruktion (Streifenfundamente /
Bodenplatte)
Frosttiefe, Feuchtigkeit, Risse
2
Keller
Feuchtigkeit (Geruch)
Abdichtung
Brandschutz (zum Treppenhaus)
Nutzung (Bestandsaufnahme nach Raumbuch):







Tiefgarage
Waschraum
Trockenraum
Fahrradraum
Kellerabteile
Gemeinschaftsraum
gewerblich genutzte Räume
U-Wert von Decken/Bodenplatten zu beheiztem
Bereich
3
Eingang
Erfüllung funktionaler und repräsentativer
Aspekte
Sprechanlage
Briefkastenanlage
Abstellmöglichkeit für Kinderwägen (Fahrräder)
Brandschutz
26
Eingangsraum / -halle / -foyer
(Bestandsaufnahme nach Raumbuch)
4
Treppenhaus
Treppenkonstruktion
Treppenbelag
Geländer
Geländerhöhe (Absturzsicherheit)
Brandschutz
U-Wert der Wände zum beheizten Bereich
Treppenraum (Bestandsaufnahme nach
Raumbuch)
5
Fassaden
Konstruktion (Material)
Fassadenbekleidung / Putz
Oberflächenbeschichtung
Dämmung (Dämmstärke)
Verbesserung des Wärmeschutzes möglich?
Besondere Fassadengestaltung (Naturstein,
Ornamente, Fassadengliederung)
Änderung der Fassadengestaltung
empfehlenswert?
U-Wert der Außenwandkonstruktionen
6
Dach
Dachraum: genutzt / ungenutzt
(Bestandsaufnahme n. Raumbuch)
Dachneigung
Dachkonstruktion: Material; bei
Holzdachstühlen: Insekten- oder Pilzbefall,
durchgeführte Holzschutzmaßnahmen
erkennbar, toxische Belastung für die Nutzer zu
erwarten
Dachaufbau: Innenbekleidung, Dämmung,
Schalung (Holzschutz),
Abdichtungsmaßnahmen
Dacheindeckung: Material
Dachentwässerung: System / Material
Dachbegrünung: vorhanden / möglich (Statik)
Tiere: Nisten von Vögeln, Fledermäuse etc.
(schützenswert?)
U-Wert der Dachkonstruktion
27
7
Kamine
Konstruktionen
betriebsbereit / in Betrieb / keine Nutzung /
Umnutzung für Steigleitungen / versottet
Kaminkopf
Putz außerhalb des Kamins
Putztüren (Zugängigkeit für Kaminkehrer)
Sicherheit
Kaminsanierung erforderlich?
Einziehen einer Abgasanlage z. B. für
Gasbrennwertgeräte möglich?
8
Heizung / BWW
Fernwärme / Nahwärmeversorgung /
Zentralheizung / Einzelöfen
Brennstoff: Gas / Öl / Festbrennstoffe
Heizzentrale: Ort / Baujahr / Modernisierung
Kessel / Brenner: Baujahr / Leistung /
Regelungsmöglichkeiten und -einstellung;
Abgasverluste: Kaminkehrer-Protokoll
Energieverbrauch: vorhandene Abrechnungen
spezifischer Energieverbrauch: kWh/m2 NF
Brauchwarmwassererwärmung: System /
Speichervolumen / Zirkulationsleitung
(Zirkulationsverluste) / BWW-Verbrauch /
BWW-Kosten / Solaranlage (Einbindung
möglich?) / Anlagenhygiene (Zustand in
Speicher und Leitungen / Kalkablagerungen /
ungenutzte Leitungsbereiche / bakterielle
Belastung zu erwarten?)
Hausanschlüsse: Fernwärme / Nahwärme /
(Gas); Baujahr, Anschlusswert
Tankanlage: Öl / Flüssiggas; Volumen; Baujahr
9
Gas- und
Wasserinstallation
Wasser: Rohrmaterial / Querschnitte /
Wasserbehandlung / Hausanschluss (Jahr,
Anschlusswert)
Gas: Nutzung für Heizung / Prozesswärme /
Gasherde
Leitungsführung
Anlagensicherheit
Hausanschluss: Baujahr / Ausführung /
Anschlusswert (s. o.)
28
10
Abwasserinstallation
Leitungsmaterial
Leitungsquerschnitte
Verlauf der Leitungen (Planunterlagen)
Revisionsmöglichkeiten
Leitungen druckdicht / Druckprobe erfolgt (Jahr,
Nachweis)
11
Feuerlöschanlagen
Sprinkleranlage / Hydranten / Feuerlöscher;
Wartungsverträge
Betriebssicherheit
12
13
Blitzschutz /
Erdung
Blitzschutzanlage: Umfang, Anlagensicherheit
Elektroinstallation
Sicherungs- und Verteilerkästen: Ausführung /
Baujahr
Erdung der Elektroanlage (Fundamenterder)
Steigleitungen: Ausführung / Dimensionierung /
Baujahr
Zähleranlage: zentral / dezentral; Baujahr
Hausanschluss: Baujahr / Ausführung /
Anschlusswert
Tarife, vertragliche Regelungen
Elektrogemeinschaftsanlage: Bestandteile / s.
Raumbuch der Gemeinschaftsräume
BUS-System
14
Kommunikation
stechnik
Telekom:
öffentlicher / privater Anlagenbereich
Kabel
Antennen- / Satellitenanlage
Sonstiges
15
Aufzug
Anlagenart (Hydraulik, Seilaufzug)
Haltepunkte
Kabinengröße, -ausführung
Tragfähigkeit
Maschinenraum
Schallschutz
Baujahr
Wartungsvertrag; Aufsicht
29
16
Raumlufttechnische
Anlage
Abluftanlage / Abluftwärmerückgewinnung /
Klimaanlage / Luftheizung
Anlagengröße
Versorgungsbereich
Luftdurchsatz
Luftbehandlung: Befeuchter / Entfeuchter /
Filter (Art) / Entkeimung (Verfahren) / Kühlung /
Nachheizung
Luftbeschaffenheit (Hygienekontrolle)
Wartungsvertrag (Wartungsverhalten)
17
Sonstiges
18
Außenanlagen
Einfriedungen
Weg- und Flächenbefestigung
Vegetationsflächen
Tore etc.
Abfallbehälter
Stellplätze (Lkw / Pkw / Fahrrad)
Rankgerüste / Fassadenberankung
Haustechnik / Entwässerung
Wirtschaftsgegenstände
Sonstiges
Nutzerinformation /
Gebäude-Grundrisskizze
Aktenangaben /
Sonstiges
a
baulicher Zustand:
1 = sehr gut, langfristig keine Maßnahmen
b
UVB: Umweltverträglichkeitsbeurteilung
a = allgemein positiv, umwelt- und gesundheitsverträglich
30
2 = gut, zurzeit keine Maßnahmen
3 = zufriedenstellend, erhöhte Instandhaltung
4 = nicht zufriedenstellend, Maßnahmen
erforderlich
5 = schlecht, Sofortmaßnahmen erforderlich
b = biologisch einwandfrei, keine gesundheitliche
Beeinträchtigung zu erwarten
c = Belastung möglich, aber im eingebauten Zustand nicht
zu erwarten
d = Belastung zu erwarten, Beauftragung eines AnalyseLabors zu empfehlen
e = Belastung wahrscheinlich, Beauftragung eines
Analyse-Labors unabdingbar
x = im Sanierungsfall (bei Abriss) Sondervorkehrungen
erforderlich, Sonderabfall
Teil 2: Bestandsaufnahme Raumbuch
Raumbezeichnung:
Objekt:
Geschoß:
Bauteil/Whg.:
Raum-Nr.:
1
2
3
4a
5b
6
Pos.
Bauteil
Material
Zustand
UVB
Bemerkungen /
Präzisierungen
1
Wandkonstruktion
Massiv: Ziegel, KS, Porenbeton, Beton
1.1
Wandputz
Kalk, Gips, Kalk-Gips, Kalk-Zement, Lehm
1.2
Beplankung
Gipskarton-, Gipsfaserplatte, Holz
(Holzschutz?), Holzwerkstoff
1.3
Dämmung
Mineralfasern, EPS, Zellulose, .....................
Fachwerk; Leichtbau
Innen- / Zwischen- / Außendämmung;
Materialeintrag möglich / Winddichtigkeit
Dämmstärke:.................................................
1.4
Oberfläche
Tapete, Raufaser; Dispersions-, Silikat-,
Leim-, Kalkanstrich; Lack, Lasur; Fliesen
1.5
Hilfsmaterialien
Fugenmasse, Kleber, Grundierungen,
Befestigungsmaterial, Dichtungsbahnen
2
Deckenkonstruk
tion /
Dachschräge
Stahlbeton, Ziegel, Porenbeton, Stahl, Holz;
2.1
Putz
Kalk, Gips, Kalk-Gips, Kalk-Zement, Lehm
2.2
Beplankung
Gipskarton-, Gipsfaserplatte, Holz
(Holzschutz?), Holzwerkstoff
abgehängte Konstruktion:............................
31
2.3
Dämmung
Mineralfasern, EPS, Zellulose, .....................
Innen- / Zwischen- / Außendämmung;
Materialeintrag möglich / Winddichtigkeit;
Dämmstärke:.................................................
2.4
Oberfläche
Tapete, Raufaser; Dispersions-, Silikat-,
Leim-, Kalkanstrich; Lack, Lasur
2.5
Hilfsmaterialien
Fugenmasse, Kleber, Befestigungsmaterial,
Winddichtungsmaterialien / Folien
3
Boden
Konstruktion: Holzbalken / massiv
Aufbau:
schwimmender Estrich / Verbundestrich (ZE /
AE / ME / GE), Trockenestrich (Gips,
Holzwerkstoff), Steinholzestrich
3.1
Dämmung
unterhalb des
Estrichs
Mineralfasern, EPS, Holzweichfaser, Kork,
..................................................................
3.2
Oberboden
Holz (Parkett / Dielen), Kunststoff (PVC,
Polybutadien, Laminat, Sonstiges), Linoleum,
Kork, Teppichboden, Fliesen
3.3
Hilfsmaterialien
Estrich: Trennlage, Spachtelung, Grundierung
Dämmstärke:..............................................
Oberboden: mechanische Befestigung /
Kleber; Oberflächenbehandlung
(Versiegelung, Öl/Wachs, Kunststoffüberzug)
4
Fenster
Holz, Kunststoff, Aluminium
4.1
Oberfläche
Lasur, Lack; Eloxal, Pulverbeschichtung
4.2
Verglasung /
Konstruktion
Einfachglas, Verbundverglasung,
Kastenfenster, Isolierverglasung,
Wärmeschutzverglasung
Fenster – U-Wert:.....................W/m2K
4.3
Beschläge und
Dichtigkeit
Gummilippendichtung: doppelt / einfach /
keine
dichtschließend, Fugen
Beschläge (Beschreibung s. Bemerkungen)
4.4
Hilfsmaterialien
Verglasung: dauerelastische Massen /
Kunststoffprofile / Kitt
Montagefugenabschluss: Montageschaum /
Stopfmaterial
4.5
Rollladen
Material: Holz, PVC; Kältebrücke
32
4.6
Verschattungen
Verschattungsart unter Bemerkungen
5
Türen
Holz, Holzwerkstoffe, Stahl, Alu, Glas
5.1
Oberfläche
Holzfurnier, Kunststoff; Lasur, Lack; Eloxal,
Pulverbeschichtung
5.2
Besonderheiten
Glaseinsatz, Profilierung, ............................
5.3
Beschläge und
Dichtigkeit
Gummilippendichtung: ja / nein
dichtschließend: ja / nein
Beschläge (Schloss):.....................................
6
Einbauten
Kurzangaben / Angabe auf Sonderblatt
7
Heizflächen
Einzelofen (Festbr. / Öl / Gas) / Heizkörper /
Flächenheizung ...........................................
8
Sanitärinstallationen
Waschbecken / Dusche / Wanne / WC / Spüle
/ Gasherd / Anschluss Waschm. / Spülm.
9
RLT-Anlagen
Einzelgerät:.................................................
Auslässe: Zuluft:........... / Abluft:................
Anlagenhygiene: .........................................
10
11
Elektroinstallationen
Steckdosen
Telekom
Lichtauslässe
Kommunikation
Schalter
Kabel
Sprechanlage
Antenne
Klingel
Sonstiges
Sonstiges
Nutzerinformation /
Grundrissskizze
Fenster / Türen
Aktenangaben /
Sonstiges
33
a
baulicher Zustand:
b
UVB: Umweltverträglichkeitsbeurteilung
1 = sehr gut, langfristig keine Maßnahmen
a = allgemein positiv, umwelt- und gesundheitsverträglich
2 = gut, zurzeit keine Maßnahmen
b = biologisch einwandfrei, keine gesundheitliche
Beeinträchtigung zu erwarten
3 = zufriedenstellend, erhöhte Instandhaltung
4 = nicht zufriedenstellend, Maßnahmen
erforderlich
5 = schlecht, Sofortmaßnahmen erforderlich
c = Belastung möglich, aber im eingebauten Zustand nicht
zu erwarten
d = Belastung zu erwarten, Beauftragung eines AnalyseLabors zu empfehlen
e = Belastung wahrscheinlich, Beauftragung eines
Analyse-Labors unabdingbar
x = im Sanierungsfall (bei Abriss) Sondervorkehrungen
erforderlich, Sonderabfall
Tabelle 2: Checkliste zur Erhebung des Bauzustandes (Quelle: Schulze Darup) – Download unter:
http://www.e-genius.at/fileadmin/user_upload/gebaeudezustandsanalyse/tabelle2.docx
6.1. Zum Üben ...
Aufgaben zum Üben oder als Anregung für den Unterricht
Aufgabe 16: Überlegen Sie, wie Sie bei einer Gebäudezustandsanalyse eines von Ihnen
gewählten Gebäudes vorgehen würden. Welche Schritte wären zu planen?
34
7. Bewertung des Datenmaterials
Ist eine umfassende Gebäudezustandsanalyse erfolgreich durchgeführt worden, gilt es die
gesammelten Ergebnisse auszuwerten bzw. zu bewerten.
Mit einer Auswertung sollen folgende grundsätzliche Fragen geklärt werden:



Welche Bauteile müssen ausgetauscht oder entfernt werden?
Wie können hochwertige Energiestandards umgesetzt werden (z. B. PassivhausStandard, Plusenergiehaus)?
Welche Um- und Anbaumaßnahmen (z. B. Dachgeschoßausbau) sind möglich?
Sobald alle relevanten Fragen eindeutig beantwortet sind, kann die entscheidende Phase
der Planung beginnen.
Für einzelne Gebäudekategorien stehen inzwischen geeignete Tools zur Verfügung, um eine
derartige Auswertung und Bewertung auf Basis der relevantesten Kriterien durchführen zu
können.
Kriterienkatalog „Plus-Energiesanierung“
Der Kriterienkatalog „Plus-Energiesanierung“ wurde von AEE Intec entwickelt, um zu
bewerten, ob sich großvolumige Gebäude für die Sanierung zu „Plus-Energie-Gebäuden“
eignen. Mithilfe des Kriterienkatalogs können die relevanten Einflussfaktoren identifiziert und
auch gewichtet werden. Dazu zählen Gebäudetypologie (Standort, Infrastruktur,
Netzsysteme, bau- und haustechnischer Bestand, Energieversorgung,
Leitungsführungen,…), die Wahl des optimalen Dach- oder Fassadensystems und die
Feststellung des Potenzials für den Einsatz vorgefertigter Module, aktiver Komponenten, der
Netzintegration und Nachverdichtung bzw. Nutzflächenerweiterung.
Die vier Hauptkriterien der Bewertung sind:
- Die Qualität der Lage und des Standortes
- Das Sanierungspotenzial des Bestandes
- Das Potenzial, durch die Sanierung „Plus-Energie“ (erneuerbare Energie) vor Ort erzeugen
zu können
- Das Potenzial, vorgefertigte Fassaden- und/oder Dachmodule für die Sanierung einsetzen
zu können
Der Kriterienkatalog wird vor Planungsbeginn angewandt und soll die Frage beantworten, ob
eine Sanierung an dem jeweiligen Standort mit den gegebenen Rahmenbedingungen
überhaupt sinnvoll ist (Geier/Knotzer 2011).
35
Sobald man sich für die Sanierung entschieden hat, kann mithilfe von Bewertungssystemen
wie den Klima:aktiv-Kriterienkatalogen (http://www.klimaaktiv.at/bauensanieren/gebaeudedeklaration.html), dem TQB-Gebäudebewertungssystem
(https://www.oegnb.net/oegnb.htm) oder mit dem PHPP des Passivhaus Institut Darmstadt
weitergeplant werden.
Diese Tools eignen sich für die Bewertung ab der Planungsphase, mit dem Ziel, den Zustand
nach der Fertigstellung oder Sanierung zu beurteilen (Geier/Knotzer 2011).
36
8. Quellen
Haselsteiner, E./Guschlbauer-Hronek, K./Havel, M. (2007): Neue Standards für alte Häuser.
Ein Leitfaden zur ökologisch nachhaltigen Sanierung.
Hofbauer, W./Mühling, F. et al. (2009): Ökologische Sanierung eines denkmalgeschützten
Gebäudes mit Passivhaustechnologien – Gebäudesanierung im Spannungsfeld zwischen
Denkmalschutz und neuesten Passivhaustechnologien. Berichte aus Energie- und
Umweltforschung 25/2009.
Geier, S./Knotzer, A. (2011): Erläuterungstext Kriterienkatalog Plus-Energiesanierung. Eine
Publikation erstellt im Subprojekt 1 „Grundlagenarbeiten“ des HdZ-Leitprojektes „e80^3 –
Sanierung zum Plus-Energiegebäude“ im Rahmen des Programms Haus der Zukunft. Hrsg.
BMVIT. URL:
http://download.nachhaltigwirtschaften.at/hdz_pdf/kriterienkatalog_plus_energiesanierung_er
laeuterungstext.pdf (15.04.2014).
Leimer, H.P./Essmann, F. (o. J.): Bauphysikalische Untersuchungen zur Entwicklung eines
Sanierungskonzeptes. URL: http://www.building-physics.net/webfm_send/778 (15.04.2014).
Obernosterer R. et al. (2005): Praxis-Leitfaden für nachhaltiges Sanieren und Modernisieren
bei Hochbauvorhaben. Checkliste für eine zukunftsfähige Baumaterial-, Energieträger-,
Entwurfs- und Konstruktionswahl. Berichte aus Energie- und Umweltforschung 26/2005.
URL: http://www.nachhaltigwirtschaften.at/hdz_pdf/endbericht_praxisleitfaden_id2781.pdf
(15.04.2014).
Panic, E./Fürstenberger, A./Lang, G./Pachner, P. (2009): Erste Altbausanierung auf
Passivhausstandard mit VIPs – Sanierung eines 150 Jahre alten Bauernhauses auf
Passivhausstandard nach PHPP unter Einsatz von Vakuumdämmung. Berichte aus Energieund Umweltforschung 32/2009.
Schulze-Darup, B. (o. J.): Gebäudeaufnahme und Schwachstellenanalyse.
https://www.yumpu.com/de/document/view/20811953/anhang-3/15 (24.06.2014).
Tichelmann, K./Grimminger, U. (o. J.): Altbausanierung und Modernisierung. Methodische
Instandsetzung von Bauwerken, Instandsetzungsmethodik II – Untersuchungsverfahren.
Manuskript zur Vorlesung; TU Darmstadt; Versuchsanstalt für Holz- und Trockenbau.
Zelger, T./Waltjen, T. (2009): PH-Sanierungsbauteilkatalog. Auswertung
gebäudesanierungsbezogener HdZ-Forschungsberichte mit konstruktiven,
bauphysikalischen und bauökologischen Ergänzungen. Berichte aus Energie- und
Umweltforschung 37/2009.
37
9. Übersicht Aufgaben
Aufgabe 1: Wieso ist eine Gebäudezustandsanalyse vor der Sanierung eines Altbaus so
wichtig? Was sollte bei einer solchen Analyse untersucht werden? ................................ 3
Aufgabe 2: Was muss bei einer Gebäudezustandsanalyse – vor allem bei umfassenden
Sanierungsvorhaben – grundsätzlich beachtet werden?................................................12
Aufgabe 3: Nennen Sie die Schritte, die im Rahmen der Vorplanung einer Sanierung
durchgeführt werden müssen. .......................................................................................12
Aufgabe 4: In welcher Phase der Vorplanung wird die Festigkeit von Bauteilen untersucht? 12
Aufgabe 5: Benennen Sie einige Methoden, die zur Erhebung des Bauzustandes
angewendet werden können..........................................................................................23
Aufgabe 6: Nennen Sie einige Aspekte eines Altbaus, die bei der Erhebung des
Bauzustandes untersucht werden müssen. ...................................................................23
Aufgabe 7: Erheben und bewerten Sie den Bauzustand eines von Ihnen gewählten
Gebäudes mithilfe der Tabelle 1 ....................................................................................24
Aufgabe 8: Woran kann man Feuchteschäden am Mauerwerk erkennen? ...........................24
Aufgabe 9: Wieso sind Gebäudeecken in Keller und Erdgeschoß bei der Erhebung des
Bauzustandes besonders zu beachten? ........................................................................24
Aufgabe 10: Worauf ist im Zuge einer Schadenserhebung bei Dachstühlen und
Holzkonstruktionen besonders zu achten? ....................................................................24
Aufgabe 11: Woran kann ich eine falsche Dimensionierung bei Holzbalkendecken erkennen?
......................................................................................................................................24
Aufgabe 12: Wie kann die Intaktheit einer Holzbalkendecke festgestellt werden, ohne
Bodenteile zu öffnen? ....................................................................................................24
Aufgabe 13: In welcher Phase der Vorplanung wird die Haustechnik untersucht? ................24
Aufgabe 14: Wofür ist eine Schadstoffanalyse notwendig, wenn ein Gebäude saniert werden
soll?...............................................................................................................................24
Aufgabe 15: Nennen Sie Alternativen für schadstoffbelastete Baustoffe (z. B. für die
Dämmung). ...................................................................................................................24
Aufgabe 16: Überlegen Sie, wie Sie bei einer Gebäudezustandsanalyse eines von Ihnen
gewählten Gebäudes vorgehen würden. Welche Schritte wären zu planen? .................34
38
10. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Eine gründliche und systematische Vorbereitung senkt letzten Endes die
Baukosten (Quelle: Stefan Prokupek, GrAT) .................................................................. 3
Abbildung 2: Beispiel für die Dokumentation einer Schadensanalyse (Böheimkirchen)
(Quelle: GrAT) ...............................................................................................................14
Abbildung 3: Freigelegtes Fundament (Böheimkirchen) (Quelle: GrAT) ...............................15
Abbildung 4: Feuchtemessung der Innenseite der Außenwand (Böheimkirchen) (Quelle:
GrAT) ............................................................................................................................16
Abbildung 5: Dokumentation der Holzqualität im Dachstuhl (Böheimkirchen) (Quelle: GrAT)
......................................................................................................................................18
Abbildung 6: Dokumentation der Holzqualität im Dachstuhl (Böheimkirchen) (Quelle: GrAT)
......................................................................................................................................20
11. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Checkliste für die Bestandserfassung (Quelle: Schulze Darup) – Download unter:
http://www.e-genius.at/fileadmin/user_upload/gebaeudezustandsanalyse/tabelle1.docx
......................................................................................................................................12
Tabelle 2: Checkliste zur Erhebung des Bauzustandes (Quelle: Schulze Darup) – Download
unter: http://www.egenius.at/fileadmin/user_upload/gebaeudezustandsanalyse/tabelle2.docx ...................34
39
12. Impressum
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:
GrAT - Gruppe Angepasste Technologie
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Wiedner Hauptstraße 8-10
1040 Wien
Austria
T: ++43 1 58801-49523
F: ++43 1 58801-49533
E-Mail: contact(at)grat.at
http://www.grat.at
Projektleiterin und Ansprechperson:
Dr. Katharina Zwiauer
E-Mail: katharina.zwiauer(at)grat.at
Autorin: Dr. Katharina Zwiauer
Fachdidaktisierung: Dr. Katharina Zwiauer, Magdalena Burghardt MA
Fachliche Beratung: Dr. Burkhard Schulze Darup
Lektorat: Magdalena Burghardt MA, Mag. Silvia Grillitsch
Finanziert durch:
Nutzungsbedingungen:
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