31. ÖSTERREICHISCHE PHYSIK-OLYMPIADE-2012 Bundeswettbewerb - 2. Teil Eisenstadt, 29.Mai – 13.Juni 2012 Theoretische Aufgabe aus ELEKTRIZITÄT Heimo HERGAN BORG 8020 Graz Dreierschützengasse 15 Physik im Mikrowellenherd Lösungsvorschläge Die theoretische Aufgabe widmet sich diesmal einem sehr praktischen Thema – dem Zubereiten von Speisen mit dem Mikrowellenherd. Dabei werden die Speisen mit Hilfe von Mikrowellen erwärmt, die wiederum in einem Magnetron erzeugt werden. Dies ist eine spezielle Elektronenröhre, die mittels der Kombination elektromagnetischer Felder Elektronen zu einer Art Fächer formt, die ähnlich wie die Arme einer Galaxie im zylindrischen Raum zwischen Anode und Kathode die Kathode umkreisen und dabei die in die Anode integrierten Hohlräume (Schwingkreise) zu resonanten Schwingungen anregen. Diese Schwingungen werden dann ausgekoppelt und über einen Hohlleiter in den eigentlichen Garraum weitergeleitet. Dort können sich je nach Befüllung verschiedene stehende Wellen einstellen, die man durch verschiedene Maßnahmen laufend zu wechseln versucht (Drehteller, rotierende „Deckenantenne, ...). 1. Das Magnetron Die Abbildungen zeigen verschiedene Darstellungen des Magnetrons und die Wirkungsweise. Aus der geheizten Kathode treten Elektronen aus und werden mit einer Beschleunigungsspannung U a zur Anode hin beschleunigt. Da aber parallel zur Kathode (also quer zur Bewegungsrichtung zur Anode) auch ein Magnetfeld B wirkt, werden die Elektronen quer abgelenkt und beschreiben eine (zykloidenförmige) „Kreisbahn“ um die Kathode. Dabei regen sie die als Hohlräume geformten Schwingkreise in der Anode an, die wiederum ihrerseits die Dichte des Elektronenstroms modulieren. Damit stellt sich automatisch mit der 31. ÖSTERREICHISCHE PHYSIK-OLYMPIADE-2012 Bundeswettbewerb - 2. Teil Eisenstadt, 29.Mai – 13.Juni 2012 Theoretische Aufgabe aus ELEKTRIZITÄT Heimo HERGAN 4 gewünschten Frequenz f der mittlere Bahnradius ein. Die Stärke des Magnetfeldes ist damit ebenfalls festgelegt. a. Die Elektronen werden zur Anode hin beschleunigt und erhalten dadurch kinetische Energie. Die Reonatoren schwingen in Takt und Gegentakt, jeder zweite Resonatorbügel ist über Verbindungsringe mit den anderen verbunden. Deshalb laufen die Elektronen mit n einer um den Faktor verringerten Frequenz um die Kathode. Die nötige Zentripetalkraft 2 liefert die durch das senkrechte Magnetfeld verursachte Lorentzkraft. π0 ππ = 2βπ0 = π 2 π π£ = 2βπβπ 1 π β π = 2 β π β π£2 4βπβπβπ0 π π 4βπβπ0 2 1 2 ⇒ π£= ⇒ π π = π΅βπ (1) π (2) π π ⇒ 2βπβπ π = 4βπβπ β √ aus (1) und (2) gibt π π£2 4βπβπβπ0 2βπβπ π£=√ 2βπβπ =√ πβπ£βπ΅ =πβ 1 BORG 8020 Graz Dreierschützengasse 15 0 π π£ =πβπ΅βπ π£ (4) und π΅= aus (3) und (5) gibt 4βπβπ0 βπ πβπ π π=π΅β π π (3) (5) (6) B ist also unabhängig von der Beschleunigungsspannung U. π b. ο¬0 = π0 = 12,24 ππ, π΅ = 21,88ππ, π = 6,98 ππ , als knapp 14mm Durchmesser 0 zwischen der etwas kleineren Kathode und der etwas größeren Anode. 2. Gargut und Garraum Im Garraum bilden sich dreidimensionale stehende Wellen aus, weil die Welle wegen u.a. wegen des Skineffekts an den Wänden gut reflektiert wird. a. Aluminium: Eindringtiefe πΏ = 0,67 ππ Wasser: Eindringtiefe πΏ = 18,14 ππ ππ = 80 + π β 10 ergibt π = 17,42 ππ in guter Übereinstimmung mit oben und π = 57,41 π−1 = 0,574 ππ−1 ( ο₯ 2 berücksichtigt die Phasenverschiebung zwischen dem einstrahlenden Feld und den Dipolen des Dielektrikums) d οΎ 1m, ο‘ οΌ 1m ο1 ο½ 0,01cm ο1 für Wassereis bedeutet, dass Eis fast nicht absorbiert, sondern die Mikrowellen fast ungehindert durchgehen, das Eis sich also kaum erwärmt. Für Tafelspitz (gekochtes Rindfleisch) ergibt sich π ≅ 1 ππ und πΌ = π = 103 π−1 = 1,03 ππ−1 , Mikrowelle eignet sich also ganz gut zum Aufwärmen etwa 1cm dicker Schnitten Tafelspitz. π π b. πΌπ = πππ = 400 ππ΄, ππππ‘π§ = ππ ≥ 1000π ο¨ π π c. πΈπππ = √2βπβπβπππβπ 0 2 βπ π΅= πΈ π = 5,11 ππ = 1532 π π und damit πΈβπ΅ πΌ = |πβ| = π = 6230 0 π π2 31. ÖSTERREICHISCHE PHYSIK-OLYMPIADE-2012 Bundeswettbewerb - 2. Teil Eisenstadt, 29.Mai – 13.Juni 2012 Theoretische Aufgabe aus ELEKTRIZITÄT Heimo HERGAN 2 2 1 BORG 8020 Graz Dreierschützengasse 15 d. Aus dem unteren Diagramm kann man die Daten ablesen und einsetzen. Die Eindringtiefe nimmt zu und der Absorptionsgrad ab, was dazu führt, dass das Wasser bei gleicher Energiezufuhr immer weniger erwärmt, d.h. dass der Temperaturanstieg immer langsamer erfolgt. T(°C) eps1 eps2 d 0 82 20 0,0108 20 79 10 0,0212 40 73 5 0,0407 60 66 2,5 0,0774 80 58 1,25 0,1451 100 50 0,75 0,2245 k 92,7397 47,2421 24,5726 12,9214 6,8919 4,4537 e. πΈ = β β π = 1,6 β 10−34 π½ = 1 β 10−5 ππ . Für eine Multiphotonenreaktion wären also pro eV 1 β 105 Photonen innerhalb kürzester Zeit nötig. Für eine H-Ionisierung sind das somit rund 1,34 β 106 und für eine Dissoziation mindestens 60000 Photonen. f. Es sieht aus wie eine Resonanzkurve mit der Resonanzfrequenz 10GHz. Die zweite Kurve könnte nach geeigneter Normierung ein Maß für die Phasenverschiebung zwischen anregender Welle und angeregtem Oszillator sein. (aus Physik in unserer Zeit 2004/1 und /2)