Hinweise_elektrische_Energie - Lehrer-Uni

Werbung
Hinweise zum
Experimentieren mit elektrischer Energie
1. Allgemeine Sicherheitsmaßnahmen
Die folgenden Sicherheitsmaßnahmen müssen bei nicht berührungsgefährlichen und bei
berührungsgefährlichen Spannungen befolgt werden:
 Prüffristen für elektrische Anlagen und Geräte einhalten
(RISU I-11.9, Seite 69 und III-6.7, Seite 231)
 Lehrer müssen aufgrund ihrer Ausbildung und Kenntnisse sowie aufgrund ihrer
Erfahrungen die von Ihnen geleiteten oder auszuführenden Experimente mit
elektrischer Energie beurteilen und mögliche Gefahren erkennen können. Lehrer
müssen vor Beginn der Experimente anhand der RISU unterwiesen sein
(RISU I-11.4, Seite 67)
 Allgemeine Gefahrenunterweisung der Schülerinnen und Schüler mindestens zweimal
jährlich mit Dokumentation im Klassenbuch (BG/GUV-SI 8040, Seite 5)
 Vor dem Experimentieren ist eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen
(RISU I-11.2, Seite 66)
 Vor Nutzung muss eine Überprüfung der Geräte und Materialien auf sichtbare Mängel
durchgeführt werden (Prüfliste: BG/GUV-SI 8040, Seite 42; RISU I-11.8, Seite 68)
 Netzgerät als Spannungsquelle: Nur Steckdosen mit vorgeschriebenen
Schutzvorrichtungen dürfen verwendet werden (RCD ≤ 30 mA, Zentrale Not-AusEinrichtung) (RISU I-11.8, Seite 68 und 11.3, Seite 67)
 Sicherheitseinrichtungen dürfen auch zu Experimentierzwecken nicht außer Kraft
gesetzt werden (RISU III-6.6, Seite 230).
 Der Stromkreis zu den Schülerexperimentierständen darf erst dann eingeschalten
werden, wenn sich der Lehrer vergewissert hat, dass keine Gefährdungen bestehen.
Nach Beendigung der Experimente sind die Stromkreise der
Schülerexperimentierstände abzuschalten (RISU I-11.3, Seite 67)
 Schutz der Netzgeräte und Messgeräte vor Feuchtigkeit und Flüssigkeiten auch
während des Experiments (RISU, III-6.6, Seite 230)
Keine nassen el. Geräte benutzen. Z. B. Widerstandsmessungen an Flüssigkeiten:
Hinweise für Schüler z. B. auf Aufgabenblatt/Versuchsanleitung
 Akku als Spannungsquelle: dürfen nur an- oder abgeklemmt werden, wenn kein Strom
fließt (RISU I-11.7, Seite 68)
 Leitungen so verlegen, dass keine Knick- Scher- oder Stolperstellen entstehen
Niemals Stecker an der Leitung heraus ziehen (RISU III-6.6, Seite 230)
 Bedienungsanleitung der Geräte und Bauteile (eventuell Kurzform als
Betriebsanweisung) beachten und gemäß Bestimmungszweck verwenden
(RISU III-6.6, Seite 230)
 Maximale Belastbarkeit der Spannungsquelle und der Bauteile beachten
 Steck- und Schraubverbindungen müssen in ihren Abmessungen aufeinander
abgestimmt sein. Kabelschuhe müssen dem Bolzendurchmesser angepasst sein
(RISU I-11.8, Seite 68)
 Kondensatoren: Nennspannung und Polung beachten! Explosionsgefahr bei
Elektrolytkondensatoren (RISU II-4.4, Seite 93) Hinweise für Schüler z. B. auf
Aufgabenblatt/Versuchsanleitung
 Elektromagnet: Bei Heben von Lasten auf Gefahren durch Stromunterbrechung
achten (RISU II-4.4, Seite 93)
Dr. Markus Ziegler, Gymnasium Spaichingen
Für Vollständigkeit und Richtigkeit wird keine Haftung übernommen
Seite 1 von 4
Hinweise zum
Experimentieren mit elektrischer Energie





Mechanische Gefährdungen minimieren: z. B. Verletzung durch handbetriebenen
Generator. Hinweise für Schüler z. B. auf Aufgabenblatt/Versuchsanleitung
Thermische Gefährdungen minimieren: z. B. Kennlinienaufnahme Graphit und
Metalldraht. Hinweise für Schüler z. B. auf Aufgabenblatt/Versuchsanleitung
Melden Sie Schäden oder ungewöhnliches Verhalten von elektrischen Geräten oder
Anlagen sofort der Schulleitung bzw. dem von ihm Beauftragten. Entziehen Sie das
Gerät oder die Anlage bis zur Instandsetzung einer weiteren Nutzung
(RISU III-6.6, Seite 230)
Reparaturen an elektrischen Geräten dürfen nur von einer Elektrofachkraft
durchgeführt werden. Führen Sie keine Reparaturen – auch noch so einfacher Art –
an elektrischen Geräten und Anlagen selbst durch (RISU III-6.6, Seite 230)
Sicherungsaustausch nur im spannungslosen Zustand durchführen. Nur vorgesehene
Sicherungen verwenden (RISU I-11.8, Seite 68)
2. Experimentieren mit nicht berührungsgefährlicher Spannung
Definition nicht berührungsgefährliche Spannung (BG/GUV-SI 8040, Seite 27; DIN
EN 50191:2010: Errichten und Betreiben elektrischer Prüfanlagen, Seite 5):
o U ≤ 25 V AC / 60 V DC
oder
o U > 25 V AC / 60 V DC und Kurzschlußstrom I ≤ 3 mA AC/ 12 mA DC
oder
o U > 25 V AC / 60 V DC und elektrische Entladungsenergie ≤ 350 mJ
Hierbei ist U die Leerlaufspannung. Diese wir mit einem Spannungsmessgerät mit einem
Innenwiderstand > 50 kOhm gemessen.
Der Kurzschlussstrom wird über einen induktionsfreien Widerstand von 2 kOhm
bestimmt.
Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und Hinweise:
 Notwendige technische Voraussetzungen für die Bereitstellung von nicht
berührungsgefährlicher Spannung im Bereich U ≤ 25 V AC / 60 V DC
(BG/GUV-SI 8040, Seite 27) beachten:
Sicherheitstransformator mit Begrenzung auf U ≤ 25 V AC/ 60 V DC oder
netzunabhängige Versorgung mit mindestens gleicher Sicherheit: Akku, Batterie,
Generator, Solarzelle, … U ≤ 25 V AC/ 60 V DC
 Transformatorexperimente: Darauf achten, dass in der Sekundärspule
U = 25 V AC nicht überschritten werden kann!!
 Experimente mit Spulen: Darauf achten, dass die Induktionsspannung nicht
berührungsgefährlich ist. Hier entstehen meist Spannungen > 60 V DC!
 Schülerexperimente mit Gleichspannung und 1 bis 3 Praktikumsspulen sind i. A.
unbedenklich. Schülerexperimente mit leistungsfähigen Spulen sind bis Klassenstufe
11 nicht zu empfehlen
 Parallelschaltung von leistungsfähigen Spulen kann zu berührungsgefährlichen
Spannungen führen!
Dr. Markus Ziegler, Gymnasium Spaichingen
Für Vollständigkeit und Richtigkeit wird keine Haftung übernommen
Seite 2 von 6
Hinweise zum
Experimentieren mit elektrischer Energie



Wagnerscher Hammer (z. B. elektrischer Weidezaun, Funkeninduktor, Klingel) können
berührungsgefährliche Spannungen erzeugen!
Experimente zur Batteriezündung können berührungsgefährliche Spannungen
erzeugen!
Keine Bauteile bzw. Schaltungen verwenden, die berührungsgefährliche Spannungen
erzeugen können (z. B. Hochspannungskaskade)
2.1 Experimente an Schülern mit elektrischer Energie



Versuche mit berührungsgefährlichen Spannungen an Schülerinnen und Schülern
sind verboten (RISU I-2, Seite 17)
Bei Abnahme elektrophysiologischer Signale (EKG, EEG) dürfen nur Geräte
eingesetzt werden, die dem Medizinproduktegesetz bzw. der
Medizingeräteverordnung entsprechen oder vollständig vom Stromnetz getrennt
betrieben werden und an denen keine berührungsgefährlichen Spannungen
auftreten können (RISU I-2, Seite 17)
Ratschlag: Verwenden Sie zur Sicherheit als Spannungsquelle eine 4,5-V-Batterie
und batteriebetriebene Messgeräte. Beispiel: Widerstandsmessung an einem oder
mehreren Schülern
Dr. Markus Ziegler, Gymnasium Spaichingen
Für Vollständigkeit und Richtigkeit wird keine Haftung übernommen
Seite 3 von 6
Hinweise zum
Experimentieren mit elektrischer Energie
3. Experimentieren mit berührungsgefährlicher Spannung
„Bei der Auswahl und Vorbereitung von Experimenten mit berührungsgefährlicher
Spannung obliegt der Lehrkraft eine besondere Verantwortung, denn auch bei Einhaltung
der nachgenannten Schutzmaßnahmen bleibt eine Gefährdung. Dies gilt gleichermaßen
für von der Lehrkraft angeleitete, als auch für selbst ausgeführte Experimente“
(RISU I-11.5, Seite 66)
„Schülerinnen und Schüler dürfen grundsätzlich nicht mit berührungsgefährlicher
Spannung experimentieren. Ausnahmen sind nur in der gymnasialen Oberstufe
zulässig, wenn das Lernziel anders nicht erreicht werden kann.“
(RISU I - 11.5, Seite 67)
Gymnasiale Oberstufe: Ab Klasse 11 (siehe BG/GUV-SI 8040)
Es ist daher auf jeden Fall eine Substitutionsprüfung erforderlich!!
Lehrkräfte müssen ein abgeschlossenes Lehramtsstudium des Faches Physik oder
vergleichbarer Ausbildungsgänge besitzen (RISU I-11.4, Seite 67)
Achtung Lebensgefahr! Beim Berühren der Sekundärspule eines Transformators spricht
die Fehlerstromschutzeinrichtung (RCD) nicht an!!
3.1 Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für das
Experimentieren mit berührungsgefährlicher Spannung:









Vor dem Experimentieren müssen Sicherheitseinrichtungen (z.B. RCD, Not-Aus)
auf Funktion überprüft werden (RISU I-11.9, Seite 69)
Sicherheitsexperimentierleitungen sind bei allen Tätigkeiten mit
berührungsgefährlichen Spannungen erforderlich (RISU I-11.8, S. 68)
Alle Experimentiereinrichtungen müssen mit Sicherheitsbuchsen ausgestattet sein
(BG/GUV-SI 8040, Seite 33)
Aufbau, Umbau und Abbau sind nur im spannungsfreien Zustand erlaubt! Dies gilt
auch für Sicherheitsexperimentierleitungen (RISU I-11.6, S. 68)
An unter berührungsgefährlicher Spannung stehenden Teilen darf nicht gearbeitet
werden. Dies gilt auch für das Heranführen von Messeinrichtungen
(RISU I-11.5, S. 68)
Lehrer überzeugt sich vor Spannungsfreigabe vom richtigen und
ordnungsgemäßen Zustand des Aufbaus (RISU I-11.6, S. 68)
Es muss sichergestellt sein, dass eine Körperdurchströmung ausgeschlossen ist
(RISU I-11.6, S. 68)
Unterweisung der Schülerinnen und Schüler über die Gefährdungen und
Schutzmaßnahmen (auch Not-Aus-Schalter) des Versuches ist notwendig
(RISU I-11.5, Seite 68)
Hinweis auf ein Verbot häuslicher Experimente mit berührungsgefährlicher
Spannung ist erforderlich (BG/GUV-SI 8040, Seite 35)
Dr. Markus Ziegler, Gymnasium Spaichingen
Für Vollständigkeit und Richtigkeit wird keine Haftung übernommen
Seite 4 von 6
Hinweise zum
Experimentieren mit elektrischer Energie



Der Lehrer muss während der Versuchsdurchführung im Unterrichtsraum
anwesend sein (RISU III-6.2.4, Seite 229)
Für Messungen müssen geeignete und sichere Messgeräte verwendet werden
(BG/GUV-SI 8040, Seite 35).
Warnhinweis W 012 „Warnung vor gefährlicher Spannung“ aufstellen
(RISU, II-4.4, Seite 94):
3.2 Experimentieren mit berührungsgefährlicher Spannung
unter dem Schutz von SELV/PELV-Systemen
Notwendige technische Voraussetzungen für SELV/PELV-Systeme:
 Erlaubte Spannungsquellen:
Sicherheitstransformator mit U ≤ 50 V AC/ 120 V DC oder netzunabhängige
Versorgung mit mindestens gleicher Sicherheit: Akku, Batterie, Generator,
Solarzelle, …
mit Leerlaufspannung U ≤ 50 V AC/ 120 V DC
 Basisschutz der gesamten Experimentieranordnung, d. h., die gesamte Schaltung
muss vollständig isoliert sein, sodass es keine berührungsgefährlichen Teile gibt
 In der Experimentieranordnung befinden sich keine Spulen, Transformatoren oder
andere Bauteile, die berührungsgefährliche Spannungen oberhalb
50 V AC/ 120 V DC erzeugen
Experimentieren mit Schutz durch SELV/PELV-Systeme ist deutlich sicherer als
Experimentieren ohne Schutz durch SELV/PELV-Systeme.
Daher dürfen bei Verwendung von SELV/PELV-Systemen Schülerexperimente ab
Klasse 11 durchgeführt werden, falls das Lernziel sonst nicht erreicht werden kann. Es
dürfen in diesem Fall auch gleichzeitig mehrere Schülerexperimente durchgeführt
werden.
Sicherheitsmaßnahmen siehe Kapitel 3.1
Dr. Markus Ziegler, Gymnasium Spaichingen
Für Vollständigkeit und Richtigkeit wird keine Haftung übernommen
Seite 5 von 6
Hinweise zum
Experimentieren mit elektrischer Energie
3.3 Experimentieren mit berührungsgefährlicher Spannung
ohne Schutz durch SELV/PELV-Systeme
In diesem Fall ist eine erhebliche Gefährdung durch elektrische Energie gegeben.
Weitreichende Sicherheitsmaßnahmen sind notwendig.
Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen:
 Not-Aus-Schalter direkt am Experimentierstand ist notwendig. Dies ist meist nur am
Lehrerarbeitstisch vorhanden (RISU I-11.5, Seite 67)
 Wiedereinschaltung nach Not-Aus-Betätigung darf nur durch befugte Personen
möglich sein (z. B. Schlüsselschalter) (RISU III-6.2.4, Seite 229)
 Die Lehrkraft muss das Experiment unmittelbar beaufsichtigen
(RISU I-11.5, Seite 68)
Folglich können nicht mehrere Experimente mit berührungsgefährlicher Spannung
ohne Schutz durch SELV/PELV gleichzeitig durchgeführt werden
 Die Lehrkraft muss vor der Spannungsfreigabe den Versuchsaufbau der
Schülerinnen und Schüler prüfen und auf Gefahrstellen hinweisen
(RISU I-11.5, Seite 68).
 Die Spannungsfreigabe muss angekündigt werden
(BG/GUV-SI 8040, 2.4.3, Seite 35)
 In jedem Experimentieraufbau ist eine Ein-Aus-Schalteinrichtung vorzusehen
(BG/GUV-SI 8040, 2.4.3, Seite 35)
 Zur Abnahme von Energie aus dem 230-V-Netz über
Sicherheitsexperimentierleitungen dürfen nur Sicherheitsadapter
(„Anschlussdosen“) verwendet werden
(BG/GUV-SI 8040, 2.4.3, Seite 36)
 Der Abstand zu den Schülerinnen und Schüler muss genügend groß gewählt
werden, sodass diese nicht in die Schaltung greifen können. Mindestabstand
zwischen Lehrerarbeitstisch und 1. Schülertisch beträgt für alle Experimente1,20 m.
Falls eine Schutzscheibe vorhanden ist, kann gegebenenfalls auch ein kleinerer
Abstand toleriert werden
(http://www.sichereschule.de/physik/unterrichtsraum/default.htm)
Zusätzliche Hinweise:
 In diese Kategorie gehören auch Experimente mit Bandgeneratoren /
Hochspannungsnetzgeräten, auch wenn diese (gerade noch) nicht
berührungsgefährliche Spannungen erzeugen
 Das Aufladen von Kondensatoren über 60 V kann zu berührungsgefährlichen
Spannungen führen
 Anbringen von zusätzlichen Kondensatoren (z. B. Konduktoren) an
Bandgeneratoren oder Hochspannungsnetzgeräte kann zu berührungsgefährlichen
Spannungen führen!
 Bei größeren Kondensatoren mit einer Nennspannung über 60 V sollten die
Kontakte bei Lagerung miteinander verbunden werden
Dr. Markus Ziegler, Gymnasium Spaichingen
Für Vollständigkeit und Richtigkeit wird keine Haftung übernommen
Seite 6 von 6
Herunterladen