CGFP-Stellungnahme: Patronats-Angriffe auf den Sozialstaat abwehren! Weil Luxemburg eine Demokratie ist und keine Plutokratie, haben nur die Bürger politisches Stimmrecht, und die Kapitalien haben keines. Genauso sind die Patronatsverbände und die Instrumente ihrer Lobby-Arbeit nicht in der Verfassung vorgesehen, maßen sich aber an, die erste Macht im Staat darzustellen. Auch die Topmanager haben kein höhergewichtiges Stimmrecht als die übrigen Luxemburger, was sie sehr frustriert, weil sie doch viel besser wissen so glauben sie jedenfalls - wie und wo der Staat sparen kann und sparen sollte. Es ist einfach nicht hinnehmbar, auf welche Art und Weise die Wirtschaftsbosse die Regierung und das Salariat herausfordern. Weil die nicht stimmberechtigten Kapitalgesellschaften über unbegrenzte Geldmittel verfügen - obschon sie ständig den Eindruck hinterlassen wollen angesichts einer angeblich rückläufigen Rentabilität kurz vor dem Konkurs zu stehen - zögern sie nicht, ihre enorme Finanzkraft massiv zum Einsatz zu bringen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und zu manipulieren. Und die Mitgliedsbeiträge, die sie in die Propaganda ihrer Interessenverbände investieren, können sie auch noch steuerlich absetzen. Somit werden die Kosten für die Irreführung der Bürger und für die Unterwanderung der demokratischen Meinungsbildung teilweise indirekt vom Staat getragen, also auf die privaten Steuerzahler abgewälzt. Ohnehin entwickelt sich die Lautstärke des Unternehmertums im umgekehrten Verhältnis zu ihrem Beitrag zum Unterhalt des Staates. 2002 kam von den direkten Steuern noch die Hälfte (49%) von der Körperschaftssteuer der Unternehmen, 2011 aber nur noch ein Drittel (35%). Gleichzeitig stieg aber der Anteil der Lohn- und Einkommenssteuern der natürlichen Personen von 51% auf 65% an. Die öffentliche, permanente Berieselung der Luxemburger durch die Thesen, Theorien und Forderungen der ultrakonservativ-neoliberalen Geldmagnaten und Ideologen erfolgt nicht nur über Reden und Pressekonferenzen und über Broschüren und Pamphlete von UEL, Fedil, ABBL oder Chambre de Commerce, sondern auch über sonstige Propagandaplattformen. Und das allermeiste, was OECD, IWF und die unzähligen Think-Tanks, WEF und Stiftung Marktwirtschaft über Luxemburg schreiben, ist einfach aus dem Propaganda-Material der Unternehmerlobby abgeschrieben oder zumindest davon weitestgehend inspiriert. Dies alles zu durchschauen, das vermögen die Luxemburger Parlamentarier und Politiker im Allgemeinen offensichtlich nicht. In diesem Geiste ist es doch nur logisch, dass das vereinigte Patronat der UEL nun den Sozialdialog auch noch auf Parlaments-Politiker auszudehnen vorschlägt, weil diese sich in letzter Zeit als besonders rezeptiv erwiesen haben für den propagierten WirtschaftsPessimismus und die damit einhergehenden, vorgekauten Sozial-AbbauSprüche. Dass der Regierung pauschal vorgeworfen wird, nicht zu regieren, nur weil sie sich einem gewissen Diktat nicht beugt, ist eine bodenlose Unverschämtheit. Wenn man sieht, welche Sektoren der Luxemburger Wirtschaft sich positiv entwickeln, muss man feststellen, dass das traditionelle Patronat sehr wenig zum Wachstum beiträgt, außer bei der Anhebung ihrer eigenen Einkommen. Ihre ganze Energie widmen diese Herrschaften dem Klassenkampf um Sozialabbau in groβem Stil. Wachstum kannte unser Land in den letzten Jahren vor allem, wenn nicht gar ausschließlich, in jenen Bereichen, wo der Luxemburger Staat die Initiativen ergriffen hat (Weltraum-Kommunikation, e-Commerce), wo er als InfrastrukturInvestor in Vorleistung ging (Internetbereich, Logistik), beziehungsweise dem Standort Luxemburg einen Vorteil sicherte als europäischer „First Mover“ (Fondswirtschaft und Finanzdiversifizierung). Angesichts dieser offensichtlichen Tatsachen sollten die Wirtschaftsfürsten sich Zurückhaltung auferlegen und die Dezenz haben, zu schweigen. Denn ihre Leistungen halten in keinerlei Weise den Vergleich aus mit jenen von Politik und Staatsdienst. Zumindest die Luxemburger Handwerker und Geschäftsinhaber müssten doch einsehen, dass das exzessive Krisenlamento von Fedil und ABBL die Luxemburger Konsumenten verunsichert, die einheimische Nachfrage massiv dämpft und unser Land in eine Rezession treiben kann, was kaum in deren Interesse sein dürfte. Obschon unser Land und sein öffentlicher Dienst, angesichts einer ungebremsten Einwanderungsbewegung und absoluten Rekordzahlen bei der Grenzgänger-Flut, sich großen Integrationsaufgaben gegenüber sieht, die nur mit vielsprachigem Personal zu bewältigen sind, macht das Patronat geradezu schwachsinnige Vorschläge für einen einsprachigen öffentlichen Dienst, die eine der erklärten und anerkannten Stärken des Wirtschaftsstandortes Luxemburg regelrecht vernichten sollen. Indiskutable Zahlen belegen, dass Luxemburg den schlankesten und effizientesten Staatsapparat in ganz Europa hat. Den renditesüchtigen Profitmachern ist das ein Dorn im Auge, denn offensichtlich wünschen sie sich einen schwachen Staat. Hat es denn nicht diese Finanz- und Wirtschaftskrise gegeben, weil die smarten Macher des Privatsektors auf breiter Front versagt haben? Luxemburg braucht einen Staatsdienst mit einem soliden statutarischen Dienstrecht, der jeder parteipolitischen Willkür wie auch allem privatkapitalistischen Druck widerstehen kann. Die CGFP wird sich zur Wehr zu setzen wissen und dafür Sorge tragen, dass den Anmaβungen und dem Generalangriff des Patronats auf den Sozialstaat und den traditionellen, auf hoheitsrechtlichen Grundsätzen beruhende öffentlichen Dienst, Halt geboten wird.