Exzerpt_Loosch (II)

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Sandra Loosch, 114262
Seminar Medizinsoziologie
Dominanz der Experten
Zur sozialen Struktur medizinischer Versorgung
Die Stellung der ärztlichen Profession innerhalb der Struktur der
medizinischen Versorgung
Eliot Freidson
Die ärztliche Profession
Die ärztliche Profession von der Öffentlichkeit als hoher Standard angesehen. Die Medizin als
einen Profession neben anderen, aber mit einer besonderen Stellung. Diese besondere
Profession möchte Freidson in seinem Aufsatz näher beleuchten. Ganz allgemein wird
Profession als ein Aggregat von Menschen angesehen, welche ihre Identität im Besitz
gemeinsamer Wertorientierungen und Fähigkeiten findet. Um zu dieser Profession zu
gelangen bedarf es bestimmter Vorrausetzungen, z.B. die Ausbildung gewisser Fähigkeiten.
Ein anderer Gesichtspunkt, hier noch zu erwähnen, ist die Profession als Gruppe von
Arbeitenden, die ihr Arbeitsleben unter ganz bestimmte organisatorische Merkmale stellt. Die
Medizin ist ein vom Staate garantiertes gesetzlich abgesichertes Monopol. Das heißt, es gibt
kein zweites solcher Art. Dieses Monopol verändert seine Strukturen je nach Land. Als
Untersuchungsobjekt sind die Berufsverbände der Ärzteschaft in den Vereinigten Staaten von
Amerika betrachtet worden. Die Rekrutierung neuer Ärzte erfolgt über ein System der
Verwandlung, in dem der Student sozialisiert wird, bzw. im Laufe seiner Ausbildung einen
Begriff von sich selbst als Arzt entwickelt. Es entstehen auf diesem Weg verschiedenen
Typen von Medizinern, die wiederum unterschiedliche Werte und klinische Erfahrungen
mitbringen. Es lässt sich somit ein Ordnungssystem ausmachen. Die Selektion erfolgt nicht
über die medizinische Ausbildung, sondern über das organisatorische Arrangement. Somit
entstehen kleine Netzwerke, die durch eine sorgfältige Rekrutierungspolitik auffällt.
Dementsprechend gibt es unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Wert- und
Organisationsstrukturen. Die Kontrolle erfolgt zum größten Teil nur innerhalb einer
bestimmten Gruppe und minimal, über einzelne Brücken, über die Grenzen hinaus zu anderen
Gruppen. Innerhalb einer Gruppe findet man ein hohes Maß an Kollegialität, zum Beispiel in
Form von Patienten zu schanzen. Eine Kontrolle der Leistung innerhalb dieser Gruppen
erfolgt einerseits über das Wissen, dass man ähnlich handelt und denkt und über die
Überweisungsdiagnose. Die wechselseitige Beeinflussung der Kollegen kann über kleine
technische und ökonomische Abhängigkeiten wahrgenommen werden.
Man unterscheidet zwei Typen von Praxen, einmal die klientenabhängige Praxis und einmal
die kollegenabhänge Praxis. Die klientenabhängige Praxis arbeitet mit Patienten, die aus
freien Stücken bzw. aufgrund von Krankheit sich professionelle Hilfe holt. Sie kann nicht von
Kollegen überwacht werden. Ebenfalls begibt sich der Patient in ein Abhängigkeitsverhältnis,
da er sich den Arzt selber wählt, da er die angebotene Dienstleitung, als die Beste sieht. Die
kollegenabhängige Praxis zieht sich nicht ihren eigenen Patientenstamm, sonder erhält diesen
durch Überweisungen durch einen Kollegen. Der Kontrollmechanismus ist hier durch
Kollegen gewährleistet, aber nur im gewissen Maße, denn es scheint unter Kollegen so zu
sein, das man niemanden "anschwärzt". Der eigentliche Kontrollmechanismus wird schon
durch das Organisationsprinzip gewährleitet, da die einzelnen Gruppen bereits gemeinsame
Standards besitzen und ähnliche Wert- und Organisationsstrukturen haben, also in sich
ziemlich homogen.
Die Patienten-Arzt-Beziehung (oder der Kontrast zwischen Wissenschaft und Profession)
Freidson spricht von einer problematischen Beziehung zwischen dem Arzt und seinem
Klientel. Der Kranke wendet sich aus einer Dringlichkeit heraus an den Arzt. Für den Arzt hat
diese Dringlichkeit eine andere Bedeutung und einen anderen Wert, es ist für ihn bloß
Routine. Ebenfalls kann der Arzt eine andere Therapieform wählen, die mit den
Vorstellungen des Patienten nicht vereinbar sind. Der Patient muss demzufolge dem Arzt
Vertrauen, dass das was er tut seine Richtigkeit hat. Hughes unterscheidet drei Modelle
beruflicher Tätigkeit, die Wissenschaft, das Geschäft und die Profession. Der Unterschied
zwischen Profession und Wissenschaft ist der, dass der Wissenschaftler mit Kollegen zu tun
hat und der Arzt mit Laien. Dementsprechend ist es für den Wissenschaftler schwieriger zu
überzeugen, da er mit Menschen arbeitet, die ebenfalls ein fundiertes Wissen nachweisen
können, als der Laie, der kein medizinisch, fundiertes Wissen hat. Deshalb kann behauptet
werden, dass sich die Autorität unterschiedlich ausprägt. Der Arzt gelangt zu dieser Autorität
auf unterschiedliche Weise. Einerseits, da er über das medizinische Wissen verfügt und der
Laie nicht und das ihm andererseits durch die Gesellschaft einem alten ehrwürdigem und
höchst prestigereichen Berufsstand angehört. Er ist also gesellschaftlich bereits höher und
besser eingeordnet. Dieser Stand ist auch rechtlich abgesichert, da ein Arzt nur praktizieren
kann, wenn er die "Approbation" erlangt, die ihm vom Staate verliehen wird. Also ist die
Profession staatlich abgesichert, legal und geschützt. Dem Patienten bleibt nichts anderes
übrig, als sich dem Arzt auszuliefern und die angebotene Hilfe anzunehmen. Dem gegenüber
steht die frei Arztwahl. Ein Wiederspruch, da der Patient zwar frei wählen kann, aber nicht
weil er über fundiertes medizinisches Wissen verfügt und somit seine Wahl trifft, sondern auf
Empfehlung oder aus der Not heraus.
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