Struktur und Funktion der modernen Medizin Talcott Parsons I. Der funktionale Rahmen der Medizin und die kulturelle Tradition Medizin ist ein Mechanismus im sozialen System, welcher der Bekämpfung der Krankheit der Mitglieder dient Ziel: Gesundheit wieder herstellen → Krankheit hat Dysfunktionalität im sozialen System zur Folge, denn sie macht es unmöglich die soziale Rolle zu erfüllen II. Die soziale Struktur Rolle des Artzes ◦ funktionale vollberufliche Rolle ◦ erworbene Rolle ◦ universalistisch, funktional spezifisch, emotional neutral, kollektivitätsorientiert Rolle des Kranken ◦ 1. Loslösung von den alltäglichen Rollenaufgaben ◦ 2. Patient kann nichts für seine Krankheit ◦ 3. Pflicht zum Bestreben wieder gesund zu werden ◦ 4. Aufgabe einen Fachmann zu rate zu ziehen, sowie mit diesem zu kooperieren ◦ nur durch den Willen zur Genesung stehen dem Kranken seine Sonderrechte zu ◦ kontingente Rolle ◦ universalistisch, funktional spezifisch, emotional neutral, kollektivitätsorientiert III. Die Situation der ärztlichen Berufstätigkeit 1. Die Situation des Patienten Patient = Laie → Hilfsbedürftigkeit → fachliche Inkompetenz → emotionales Engagement Konsequenzen für ärztliche Tätigkeit : → Patient kann nicht einordnen, ob er ausgenutzt wird → Patient kann ärztliche Notwendigkeiten nicht rational abwägen 2. Die Situation des Arztes oberste Prämisse des Arztes ist das Wohlergehen des Patienten Arzt hat regelmäßig mit Situationen zu tun, deren Ausgang äußerst ungewiss sind → Spannungen nicht nur auf der Seite des Patienten, sondern auch auf Seiten des Arztes weitere Schwierigkeit: das Eingreifen in die Intimsphäre → Widerstände des Patienten ▪ Arzt braucht Zugang zum Körper ▪ Arzt brauch private Informationen Folge: Anpassungsprobleme auf Seiten des Patienten → Arzt kann seine Tätigkeit nicht adäquat ausführen IV. Die ärztliche Tätigkeit als Institution in ihrer funktionalen Bedeutung Leistungsdenken: hohes Leistungsniveau Universalismus: Arzt orientiert sich an allgemein gültiger Wissenschaft funktional Spezifität: Arzt ist spezialisierter Fachmann affektive Neutralität: Betrachtung eines objektiven Problems Kollektivitätsorientierung: Arzt-/Patientenbeziehung fußt auf beidseitiger Kollektivitätsorientierung das Eindringen des Arztes in die Privatsphäre wird legitimiert, darüber hinaus wird der Arzt geschützt institutionelle Definition wirkt dem irrationalen Verständnis des Patienten entgegen V. Einige Sonderprobleme 1. pseudowissenschaftliche Momente 2. Vorherrschen informeller interner Kontrollen und Widerstand gegen formelle Kontrollen 3. Motivationsstrukturen im ärztlichen und wirtschaftlichen Bereich VI. Einige theoretische Schlussfolgerungen ◦ 1. Die erfolgreiche Ausführung des Arztes hängt von einer Vielzahl von Bedingungen ab. ◦ 2. Das Motivationsgleichgewicht im sozialen System baut sich durch die Institutionalisierung der gezeigten Rollen auf. Recht und soziale Kontrolle von Talcott Parsons Recht: - Allgemeiner Mechanismus sozialer Kontrolle - Regelung sozialer Beziehungen - Ergibt sich aus normativen Verhaltensmustern 4 Probleme des Rechts: 1. Legitimation (Grundlage des Normsystems) 2. Interpretation (Gewichtung und wörtliche Interpretation) 3. Sanktionierung (Von Anreiz bis Zwang) 4. Jurisdiktionsgewalt (Machtfrage und die Frage nach dem Geltungsbereich von Normen) Beziehung zwischen Anwalt und Klient: - Vergleichbar mit der eines Arztes und seinem Patienten - Vertrauensverhältnis keine Angst vor Sanktionen - Ein Anwalt wirkt deeskalierend, kühlt Konflikte ab Gründe für abweichendes Verhalten: 1. Nützlichkeitserwägungen 2. Rechtlicher Formalismus 3. Persönliche Anbindung Arbeit, Beruf, Profession - Heinz Hartmann - 1. Vorläufige Fixpunkte - Begriff „Profession“: kann Antithese zum Beruf sein oder eine besondere Art von Beruf und sich somit davon anheben (aus gehobenen Beruf wir Profession) - Profession ist ein fester Bezugspunkt der Berufsforschung - Begriff „Beruf“: besondere Art von Arbeit = Spezifizierung, Spezialisierung und Kombination von Leistungen (S.37) - an Erwerb orientiert und somit auch ein Dienst an der Wirtschaft 2. Zwei Dimensionen - Funktionale Dimension: Wissen (Fertigkeiten, Leistungen, Wissensstoff) - anwachsen von Wissen= Verwissenschaftlichung (Systematisierung) - Gesellschaftliche Dimension: soziale Orientierung (Prestige, Anerkennung) - anwachsen von Prestige= Vergesellschaftung Bild 1 S. 40 3. Verberuflichung und Professionalisierung - Verberuflichung: Übergang von Arbeitsverrichtung zu Beruf - erfolgt auf den 2 Dimensionen - von schwacher Ausprägung zu relativ starker - Kombinierung einzelner Wissensstoffe - Erfahrungswissen spielt noch relativ große Rolle - nicht nur individuelle Bedürfnisse, sonder auch erkennen eines Platzes in ein wirtschaftliches Gefüge - Professionalisierung: Übergang von Beruf zu Profession - Anstieg der zwei Dimensionen - Zusammenhänge des Wissens kausal differenziert - stärkere Ausrichtung auf Gesellschaft Bild 2 S. 40, Bild 3 S. 42 4. Wissensdimension - Grenzen der Systematisierung: Wie weit geht Verwissenschaftlichung? - Auflösung von beruflichen Wissen - begrenzt durch wissenschaftliche Gesetze - alle Theorien befristet auf Grund von laufender Forschung - Operationalisierung von Wissen 1. verschiedene Ausbildungswege aufführen und diese einer Hierachie unterstellen 2. Addition der Schul- und Ausbildungszeit 5. Dimension der sozialen Orientierung - Grenzen der Vergesellschaftlichung und Individualisierung - 1. Selbstbezogenheit der Einzelnen: - Annäherung an andere= Vergesell. - Distanzierung von anderen= Individ. - 2. allgemeine soziale Ausrichtung: Gesamtgesellschaft oder noch größere Einheit - eigene Bedürfnisse egoistisch Vergesellschaftung sinkt - Dienstgesinnung altruistisch Vergesellschaftung steigt