Zusammenfassung Diekmann, A. & Preisendörfer, P, 2001: Umweltsoziologie. Eine Einführung. Rowohlt Taschenbuch Verlag Teil III: „Umweltprobleme als Allmende-Dilemma“ (Seminar 6) 1. Problemstellung: - viele Akteure verfügen zusammen über eine knappe Ressource - Bsp.: Überfischung der Weltmeere (Industrienationen entwickeln immer neue technische Mittel), Abholzung der Regenwälder, Ausrottung gefährdeter Arten, Treibhauseffekt, Kühlschrank einer WG - viele historische Beispiele zeigen, dass Kulturen schwere Krisen durchlebten, da eine wichtige Ressource übernutzt wurde 2. Die Struktur des Allmende-Dilemmas - Definition: Allmende = eine gemeinsam genutzte, knappe Ressource, über die mehrere Personen Verfügungsrechte besitzen, jedoch kann keine Person eine Kontrolle über das Ausmaß der Nutzung durch die anderen Verfügungsberechtigten ausüben - Bsp: Rinder auf einem gemeinsamen Weidegrund viel magerer als auf privatem Wieso? - Private Farmer lassen das Vieh nur so lange weiden, bis ein Sättigungspunkt erreicht ist (Grenzkosten = Grenznutzen) / Bei mehreren Allmende-Farmern ist der Sättigungspunkt nach oben verschoben, weil die Allmendenutzer glauben, dass die zusätzlichen Kosten für die nächste Einheit bei den anderen Farmern der Allmende anfallen („neues Tier frisst den den Tieren anderer Farmer das Gras weg“) - Der Schaden, der den anderen zugefügt wird, geht nicht in das individuelle Kalkül ein da alle so denken, ist die Ressource bald erschöpft (zum Schaden aller) - weiteres Beispiel: Restaurantrechnung (je mehr Leute sich eine Rechnung teilen, desto teureres Essen bestellt jeder einzelne, da ja ein gewisser Teil durch die anderen „subventioniert“ wird - Rappoport – Experiment: Mehrpersonen – Gefangenendilemma theoretische Unterlegung (siehe S. 82-83) - Problemlösung: beispielsweise durch Änderung der individuellen Anreizstruktur (Vertragliche Übereinkunft auf X-Wahl mit Sanktionen, Steuer auf die Wahl von Y aber: Überwachungs- und Sanktionierungskosten) oder durch komplette Privatisierung (Bsp: WG-Kühlschrank jeder erhält sein eigenes Fach)) - Festzuhalten ist: Zur Lösung des Allmende-Dilemmas sind institutionelle Regeln erforderlich, die die Anreizstruktur verändern 3. Experimentelle Studien - Bsp: Nussspiel: 10 Nüsse in einer Schale, 3 oder mehr Teilnehmer können Nüsse aus der Schale nehmen, allerdings werden alle 10 Sekunden die verbliebenen Nüsse verdoppelt (bei vielen Gruppen war die Schale schon nach einer Runde leer, also das Spiel vorbei, andere führten Regeln ein, die die Nussentahme begrenzten und dafür sorgten, dass noch etwas für die nächste „Ernte“ übrig blieb) Realbeispiel: kulturelle Regeln/Rituale, die in einigen Kulturen vor dem Fischfang ausgeführt werden - Ziel: nachhaltige und ressourcenschonende Wirtschaftweise - ob experimentelle Befunde einem realen Praxistest standhalten, ist fraglich (sind meist nur von kurzer Dauer) - Alternative: Fallstudien durchführen (reale Situationen werden untersucht, Bsp. Ökosteuer auf der Südseeinsel Lofanga, S.88) 4. Alanya und Törbel: Institutionen gegen Übernutzung - Fischer in Alanya lösten drohende Überfischung damit, dass sie die Fischgründe in Sektoren einteilten. Jeder Fischer bekam einen Sektor. Um Ungerechtigkeit und Missbrauch zu verhindern, rotieren die Fischer täglich von Sektor zur Sektor - Vorteil: Selbstkontrolle und Selbstsanktionierung (Sparen von Kontroll- und Überwachungskosten) - 7 Faktoren zur langfristigen, erfolgreichen Bewirtschaftung der Allmende nach Elinor Ostrom: 1. Restriktion des Zugangs (nur Mitglieder) 2. Umweltangepasstheit (Regeln an lokale Umweltbedingungen angepasst) 3. Partizipation (Mitglieder bestimmen Regeln u. Änderungen mit) 4. Monitoring (Kontrolle des Verhaltens der Mitglieder) 5. Sanktionierbarkeit (Regelverletzer werden bestraft) 6. Konfliktregulierung (Institutionen vorhanden, die Mitgliederkonflikte regulieren) 7. Autonomie (Externe Regierungen respektieren das Recht der Mitglieder eigene Bewirtschaftungsregeln der Allmende festzulegen) - Ostrom: staatliche Behörden sind oft schlechter geeignet eine Allmende zu verwalten, als z.B. ortansässige Bewohner - Sonderfall: nur ein amerikanischer Ureinwohnerstamm kommt mit einer einzigen Regel zum Fischfang aus, sie lautet: „Manchaugagogchangaugagogchaugogagungamaug“ („Wir fischen auf unserer Seite, ihr fischt auf eurer Seite, und niemand fischt in der Mitte“)