Edition ‚Ich weıs den wec nv lange wol

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Materialien für den fächerübergreifenden Projektunterricht
Editionen varianter Texte
am Beispiel von ‚Ich weıs den wec nv lange wol‘ Reinmars des Alten
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Edition ‚Ich weıs den wec nv lange wol ‘
Pauline Koester (Matr.-Nr.: 4374835)
2
Universität
Freie Universität Berlin
Vorgelegt von
Pauline Koester (Matr.-Nr. 4374835)
Fachbereich
Philosophie und Geisteswissenschaften
Studiengänge
Deutsche Philologie (90 LP – 5. Semester)
Institut
Deutsche und Niederländische Philologie
Modul
Vertiefung Ältere Deutsche Literatur
Seminar
Probleme bei der Edition
[email protected]
mittelhochdeutscher Texte (16655a)
0177 240 32 54
Dozentin
Lydia Jones
Semester
WS 2011/2012
Geschichtswissenschaft (60 LP – 5. Semester)
Kontakt
Georg-Lehnig-Straße 29 / 10369 Berlin
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
4
1. Erster Teil der Unterrichtseinheit: Geschichtsunterricht
6
1.1. Didaktische Vorrede
6
1.2. Unterrichtsmaterialien
7
2. Zweiter Teil der Unterrichtseinheit: Deutschunterricht
16
2.1. Vorbemerkung zur Verbindung von Geschichts- und Deutschunterricht
16
2.2. Unterrichtsmaterial
16
3. Die Edition von „Ich weıs den wec nv lange wol“
24
3.1. Grundlegende Vorbemerkungen zum Gedicht
24
3.2. Zentrale Thesen zur Edition –
Transkriptionsprinzipien und Hinweise zum Aufbau der Edition
25
3.3. Didaktische Hinweise
26
3.4. Informationen zur Quellengrundlage
27
3.5. Nähere Betrachtung der Heidelberger Manesse (Handschrift C)
38
3.6. Handschriftenvergleiche
43
3.6.1. Varianten auf der Ebene des Liedes
43
3.6.2. Varianten auf der Ebene der Strophen und Verse
47
4. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
Überblick über die Informationsblätter
Informations- und Arbeitsblatt 1: Wiederholung Hochmittelalter
Informationsblatt 2: Europakarte zum Hochmittelalter
Arbeitsaufträge zur Literaturproduktion im Hochmittelalter
Informationsblatt 3: Literaturproduktion im 12. und 13. Jahrhundert
Informationsblatt 4: Mittelhochdeutsche Sprachen
Informationsblatt 5: Handschriften
Informationsblatt 6: Editionen
Informationsblatt 7: Bestandteile einer Handschrift
Informationsblatt 8: Minnesang
Informationsblatt 9: Reinmar der Alte
Informationsblatt 10: Das Gedicht „Ich weis den wec nv lange wol“
Informationsblatt 11: Die Große Heidelberger Liederhandschrift
Informationsblatt 12: Edition Handschrift C – Transkriptionsprozess
Informationsblatt 13: Eine typische Edition – beispielhaft an Strophe 3
Informationsblatt 14: Strophenreihenfolge
Informationsblatt 15: Versvergleiche
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Vorwort
Die Rahmenlehrpläne in Geschichte und Deutsch haben gerade in der Oberstufe einen recht
eindeutigen Fokus: Sprache, Literatur und Geschichte von der Aufklärung bis zum 21. Jahrhundert.
Bisweilen werden noch Vergleiche mit der Antike angestrebt, doch das Mittelalter kommt in den
meisten Bundesländern zu kurz. Maximal wird die mittelalterliche Literatur und Geschichte wie in
den Berliner Rahmenplänen als eines von vielen wählbaren Unterthemen hineingeschummelt,
welches die LehrerInnen in wenigen Stunden abhandeln sollen.
Genau hier setzt nun das folgende Konzept an: In möglichst kurzer Zeit werden zahlreiche Elemente
v.a. der mittelalterlichen Literatur und ihrer Erforschung behandelt. Auf knappem Wege sollen damit
die Anforderungen des Lehrplans erfüllt werden. Doch soll dieses Konzept keinesfalls nur die
Umsetzung von Lehrplanvorgaben darstellen. Denn es geht um deutlich mehr: So musste die
Thematisierung des Mittelalters in vielen Klassen schon in der Unterstufe sehr knapp erfolgen, sodass
einige SchülerInnen ihr Mittelalter-Bild vielfach nur aus den verschiedenen Medien haben. Dunkel,
brutal und geradezu fundamentalistisch religiös wird es darin vielfach dargestellt. Mit diesem
Konzept soll also auch versucht werden, dieses Bild von Stereotypen und Vorurteilen zu befreien, es
also zu erweitern und v.a. zu differenzieren. Nicht zu unterschätzen ist wohl auch, dass ein Exkurs in
die mittelalterliche Literatur eine schöne Abwechslung bieten kann.
Die fächerübergreifende Gestaltung bietet sich hier förmlich an – sowohl inhaltlich wie auch zeitlich.
Außerdem ist es gerade für den Deutschunterricht stetig wichtig, auf historisch-gesellschaftliche
Hintergründe zurückzugreifen, da diese nicht selten enormen Einfluss auf die betrachtete Literatur
haben. Nicht zuletzt wird immer wieder fächerübergreifender Unterricht gefordert, doch ist die
Anzahl entsprechender Unterrichtskonzepte dafür bisher dünn gesät.
Das Konzept ist dabei vor allem für die Oberstufe geeignet, da es doch einiges Vorwissen benötigt.
Dabei umfasst die Unterrichtseinheit im Geschichtsunterricht etwa zwei Blöcke und im Deutschunterricht etwa drei Unterrichtsblöcke, wobei die Veranstaltungen im Deutschunterricht auf jener
des Geschichtsunterrichts aufbauen und idealerweise direkt auf diese folgen sollten. Problematisch
ist dabei, dass in der Abiturstufe zwar der Deutschunterricht verpflichtend belegt werden muss, der
Geschichtsunterricht jedoch nur unter bestimmten Umständen oder natürlich bei Interesse. Einige
SchülerInnen aus dem Deutschkurs belegen so eventuell gar keinen Kurs oder sie alle befinden sich in
anderen Geschichtskursen. Die Organisation kann sich also in manchen Fällen als schwierig erweisen.
Aus diesem Grund wird an dieser Stelle empfohlen, das vorliegende Konzept als Projekt zu gestalten,
in dem alle Sequenzen aufeinander folgend behandelt werden, sodass die thematische Verzahnung
sogar noch besser und direkter gewährleistet werden kann. Insgesamt soll es so darum gehen,
insbesondere Sach-, Historizitäts- und Lesekompetenz zu fördern, – wie bereits erwähnt – das
Mittelalter-Bild der SchülerInnen zu differenzieren und Einblick in die editionsphilologische Arbeit zu
gewähren.
Da ich die Meinung Wolfgang Klafkis teile, dass Sach- und didaktische Analyse grundsätzlich
ineinander greifen sollten, wird genau das im Folgenden gemacht. Es wird nicht erst eine
fachwissenschaftliche Sachananalyse gegeben und im Anschluss ein entsprechendes Arbeitsblatt
eingefügt – das würde nur zu Dopplungen führen. Stattdessen sind alle Hintergrundinformationen
von vornherein als Informationsblätter gestaltet. Diese sind nicht als Teil eines absolut
durchgeplanten Konzeptes zu sehen, sondern als Module, die Sie, wenn Sie es für sinnvoll erachten,
den SchülerInnen geben können oder auch nur für die eigene Vorbereitung nutzen können. Oder Sie
verwenden Sie in ganz anderen Kontexten. Oder Sie passen sie Ihrem Bedarf an, wo doch die digitale
Form erlaubt und geradezu fordert, Veränderungen und Ergänzungen vorzunehmen. Es handelt sich
einfach um Angebote, die Sie bei Ihrer Unterrichtsvorbereitung unterstützen sollen und dabei nicht
so strikt aufeinander bezogen sind, dass Sie zur Verwendung dieses Konzeptes gezwungen sind.
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Nun noch einige Vorbemerkungen zur Edition von „Ich weıs den wec nv lange wol“: Sie ist natürlich
eindeutig an LehrerInnen und SchülerInnen gerichtet, doch sind einige Elemente ggf. auch für den
universitären Gebrauch geeignet. Da ein Ziel dieses Konzeptes ist, einen Einblick in die editionsphilologische Arbeit zu bieten, muss die Edition möglichst repräsentativ für aktuelle Vorgehensweisen in der Editionsphilologie sein. Deshalb enthält sie viele Materialien und zwei Varianten der
Darstellung: Es werden sowohl die vorhandenen Handschriften einander gegenübergestellt als auch
der Ausschnitt einer Handschrift nach üblicher Vorgehensweise gesondert ediert. Insgesamt übernimmt die Edition damit eine sehr exemplarische Funktion.
Alles in allem soll dieses Konzept ein sehr offenes sein. Dementsprechend kann es gut weiter ergänzt
werden. Günstig wäre es beispielsweise, wenn auch mit den naturwissenschaftlichen Fächern
zusammengearbeitet werden würde: Eine ideale, da auch sehr praktisch orientierte, Abwechslung
wäre es zum Beispiel, wenn parallel im Chemieunterricht die Herstellung von Papier durchgenommen und eventuell sogar selbst praktisch umgesetzt werden würde. Doch auch die hier
angebotenen Elemente selbst sind ausbaufähig – allem voran natürlich der gesamte historische Teil,
der hier rein auf Wiederholung ausgelegt ist, und der historisch-sprachliche Teil, die hier als reine
Einführung in die mittelhochdeutsche Sprache anzusehen ist. Nutzen Sie für geplante Erweiterungen
beispielsweise auch das Literaturverzeichnis im Anschluss.
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1. Erster Teil der Unterrichtseinheit: Geschichtsunterricht
1.1. Didaktische Vorrede
Allein die Behandlung des Hochmittelalters würde wohl mehrere Unterrichtseinheiten beanspruchen, weshalb die hier gewählte Vorgehensweise stattdessen explizit auf eine mehr oder
weniger knappe Wiederholung abzielt. Es wurde versucht, mit dem ersten Informations- und
Arbeitsblatt möglichst alle relevanten strukturellen Eigenschaften des Hochmittelalters aufzugreifen.
Die folgenden Kopiervorlagen beinhalten Begriffserläuterungen, vorrangig aus den Bereichen
Wirtschaft, Soziales und Religion. Es ist also nicht explizit auf die Behandlung einer Edition
abgestimmt, sondern zielt auf eine ganz grundsätzliche Wiederholung, sodass die Kärtchen dann
auch in anderen Zusammenhängen benutzt werden können oder einfach auch Ihnen als Begriffskatalog dienen können.
Es wurde bewusst auf Jahreszahlen, Regierungszeiten und sonstige Einzelereignisse verzichtet – sie
wären für ein Wiederaufleben eines grundsätzlichen Verständnisses mittelalterlicher Strukturen
geradezu wertlos und eventuell sogar kontraproduktiv. Denn wer möchte eine Unterrichtseinheit
sofort mit reinen, ermüdenden Fakten beginnen? Über die Begriffszuordnung wurde versucht, ein
weniger trockenes, aktivierendes und zugleich effektives Vorgehen zu bieten.
Die Bearbeitung dieses ersten Teils sollte nicht in großen Gruppen erfolgen, da sonst die Gefahr
besteht, dass die Zuordnungen allzu sehr aneinander delegiert werden und manche Gruppenmitglieder gar nicht dazu kommen, alle Karten überhaupt zu lesen. Partnerarbeit erscheint so
sinnvoller zu sein.
Grundsätzlich sollten die SchülerInnen dazu angehalten werden, zuallererst alle Karten aufmerksam
zu lesen. Je nach dem Schwierigkeitsgrad, den Sie bevorzugen, können Sie den SchülerInnen die oben
hinzugefügten Begriffskarten geben oder sie dazu auffordern, selbstständig die Begrifflichkeiten auf
die Kärtchen zu schreiben. Ungünstig erscheint es, diese Aufgabe umzudrehen, also die Begriffe zu
geben und Definitionen schreiben zu lassen. Gerade aufgrund der geringen und wahrscheinlich auch
weit entfernten Behandlung des Mittelalters würde diese Aufgabe die SchülerInnen womöglich
überfordern. Für jene SchülerInnen, die nicht viel vom Mittelalter behalten haben, würde die
Wiederholung nur aus der Auswertung bestehen, was wohl wenig effektiv wäre.
Es liegt natürlich einzig in Ihrer Hand, welche Begriffe Sie den SchülerInnen geben und wie Sie sie
ihnen präsentieren. Bestenfalls kombinieren Sie alle bekannten Begriffe mit etwa 3-5 neuen, um die
SchülerInnen weder zu über- noch zu unterfordern. Wichtig ist in jedem Fall, dass die SchülerInnen
die Ergebnisse festhalten – ob sie die Begriffe aufkleben, eigenständige Notizen machen, Plakate
daraus machen oder Ähnliches.
Das zweite Informationsblatt dient dazu, den SchülerInnen eine bessere Vorstellung von der Gestalt
Europas und natürlich speziell des Imperiums zu verschaffen. In diesem Zusammenhang könnte und
müsste erklärt werden, dass es zu diesem Zeitpunkt gar kein „deutsches Reich“ in diesem Sinne gab,
sondern dass das Imperium aus Burgund, Italien und den sogenannten deutschen Landen bestand.
Dabei können zum Beispiel Fragen der deutschen Identität geklärt werden – eine Frage, die viele
SchülerInnen interessiert, aber nur selten so längsschnittartig aufgegriffen wird (zu einer Zusammenfassung dieser Frage siehe folgende Seite).
6
Erinnerung: Nationalbewusstsein im Mittelalter?
 das ‚Deutsche Reich‘ des Mittelalters entzieht sich vielfach modernen Staatsvorstellungen
 schon die Bezeichnung als „Deutsches Reich“ ist für diese Zeit problematisch
- zwar wurde seit der zweiten Hälfte des 11. Jh. der Begriff Regnum Teutonicorum
(Königreich der Deutschen) verwendet, doch fand er weder weite Verbreitung,
noch hatte er einen Allgemeingültigkeitsanspruch
- stattdessen wurde der gesamte Komplex als Imperium (= Kaiserreich) bezeichnet
 eine deutsche Identität war bereits vorhanden, wurde aber v.a. an Sprache und Kultur
festgemacht, nicht etwa an Gebieten
- der Begriff „deutsch“ (tiutsch) war sowieso seit dem 9. Jh. zunächst eine
Sprachbezeichnung
- aber so etwas wie ein Nationalgefühl, also die Vorstellung vom „deutschen
Volk“ gab es noch nicht
(dieses kommt erst im 13. Jh. vorsichtig auf und ist ab dem 15. Jh. verankert)
- stattdessen gab es die Vorstellung von einem „Reichsvolk“ bestehend aus
Deutschen, Italienern und Franzosen
 außerdem war die Wirtschaftsstruktur in Deutschland weitestgehend regional geprägt
- dementsprechend kam man nicht viel im Reich herum
- folglich war auch kein Nationalgefühl vorhanden
- es gab aber durchaus ein Bewusstsein über das politische System (Imperium mit
Kaiser) und den religiösen Aufbau
 die Vorstellung vom „Deutsch-Sein“ existierte, aber nur ideell und nicht
verfassungstechnisch
Nun gibt es noch einen dritten Teil, der besonders flexibel gehandhabt werden kann: Auf Seite 14
findet sich eine Ansammlung von Arbeitsaufträgen. Diese können auf den Kurs verteilt werden,
sodass sich eine Gruppenarbeit ergibt. Sie können natürlich auch einzeln vergeben werden. Sinnvoll
ist dabei, die Aufträge bereits nach der Bearbeitung der Informationsblätter 1 und 2 – also noch im
selben Block – zu beginnen und den SchülerInnen die weitere Ausarbeitung als Hausaufgabe aufzugeben, um durch die Auslagerung Zeit zu gewinnen. Die Auswertung erfolgte dann in der nächsten
Veranstaltung. Im Falle eines Projektes können die Aufgaben auch vorbereitend vergeben werden
oder die Bearbeitung muss innerhalb des Zeitfensters erfolgen. Wenn nun aber zu wenig Zeit zur
Verfügung steht, können Sie auch einfach nur das Informationsblatt der darauffolgenden Seite (S. 15)
verteilen – wenig kreativ, abwechslungsarm, aber deutlich zeitsparend. Nicht zuletzt kann dieser
Abschnitt auch durch Informationsblatt 5 (Handschriften) ergänzt werden, da dieses sehr gut zur
hiesigen Thematik passt.
Dieses dritte Informationsblatt (S. 15) behandelt ganz grundsätzlich die Literaturproduktion des
hohen Mittelalters und stellt damit direkt den Übergang zum Deutsch-Teil des Konzeptes dar. Da es
im gesamten Konzept zentral um Dichtung geht, muss unbedingt auch eine kulturelle Einordnung
erfolgen, auch wenn diese wie hier sehr kurz ausfallen kann. Nicht zuletzt vermag es gerade der
Einblick in die Produktionsstätten und -bedingungen, dass sich die SchülerInnen das gesamte Umfeld
einer Literaturproduktion besser vorstellen können.
1.2. Unterrichtsmaterialien
Wie bereits erwähnt, greifen im Folgenden Sachanalyse und Unterrichtsmaterialien ineinander. Im
gesamten Abschnitt 1 ist es nicht von Belang, ob farbig oder schwarz-weiß kopiert wird.
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Informations- und Arbeitsblatt 1: Wiederholung Hochmittelalter
a
Kurs:
Name:
Datum:
Heute heißt es: wiederholen! Es geht um die Geschichte des Hochmittelalters, speziell des 12. und 13.
Jahrhunderts. Nicht Jahreszahlen und Kaiser interessieren uns dabei, sondern zentrale strukturelle
Elemente. Lesen Sie die Kärtchen sorgfältig und ordnen Sie die Begriffe ihren Bedeutungen zu.
Hochmittelalter
Lehen
Hanse
Inquisition
Personalunion
Vasallität
Diaspora
die „Großen“
Landflucht
Adel
Papst
Fürsten
Binnenkolonisation
Ministerialität
Kardinal
Goldene Bulle
Ostsiedlung
Rittertum
Laieninvestitur
Hof
Dreifelderwirtschaft
Stadt
Benediktsregel
Grundherrschaft
Patriziat
Orden
Frondienste
Zunft
Häresie
Die linke Tabellenspalte dient hier nur als Überprüfung. Die Begriffe selbst sind extra auszuschneiden (s.o.),
damit die Größe des jeweiligen Feldes nicht als Hinweis zur Zuordnung wirken kann.
Die Erläuterungen sind thematisch sortiert. Wählen Sie, was Sie für notwendig und sinnvoll erachten!
Epoche zwischen 900 und 1250, Blütezeit des Mittelalters
Herrschaft der Ottonen, Salier und Staufer
zentrale Entwicklungen:
‐ Bevölkerungswachstum
- erste Universitäten
‐ zunehmende soziale Mobilität - Blütezeit des Rittertums
‐ Zeit der Kreuzzüge
- Ausbildung der Städte
‐ Machtkämpfe kirchlicher und weltlicher Mächte
‐ Weiterentwicklung der Kirche: Hierarchien, Orden, Inquisition

Ausübung verschiedener Ämter oder Funktionen durch dieselbe Person aus in der
Person liegenden Gründen
d.h.: zwei als unabhängig angesehene Reiche werden von einem Herrn regiert
ab 1033 herrschte der deutsche Kaiser über das Imperium, Italien und Burgund
Hochmittelalter
Personalunion



Landflucht
8





Migration innerhalb eines Landes: Landbewohner verlassen ihre Höfe und ‚flüchten‘
in die Städte
gerade durch Verarmung und ungleiche Verteilung des Landes mussten viele Bauern
vom 11. bis ins 13. Jahrhundert in die Städte kommen

Binnenkolonisation




Ostsiedlung



Dreifelderwirtschaft



Grundherrschaft



Frondienste
Lehen

Urbarmachung und Besiedlung von bisher nicht erschlossenen oder siedlungsleeren /
-armen Flächen ( „Landesausbau“)
mittels Waldrodungen, Flussverlagerungen, Deichbau usw. wurden dabei die
landwirtschaftlich und siedlungstechnisch nutzbaren Flächen erweitert
natürlich war und ist sie v.a. in Situationen mit Bevölkerungsüberschuss erforderlich
(da damit Wohnraum und Landwirtschaftsräume geschaffen werden)
Einwanderung von Deutschsprachigen in die Gebiete östlich von Elbe und Saale sowie
Kärnten und die Steiermark v.a. vom 12. bis ins 14. Jahrhundert
‐ zuvor waren diese Gebiete v.a. von Slawen bewohnt
dieser Landesausbau und die damit einhergehende Siedlungserweiterung war eine
sehr wichtige Entwicklung im Mittelalter
Gründe: Überbevölkerung, Versorgungskrisen, Epidemien
Folgen: Ausbau Infrastruktur, Urbarmachung, Transport deutscher Organisationsstrukturen und landwirtschaftlicher Methoden, Assimilation der Slawen (Mission)
‐ es handelte sich also nicht nur um eine territoriale Expansion, sondern auch
um eine kulturell-religiöse
Bodennutzungssystem mit ⅓ Wintergetreide, ⅓ Sommergetreide und ⅓ Brachland
‐ die gesamte Anbaufläche wurde also in drei Teile geteilt und bei jedem
Abschnitt wurde etwa jährlich gewechselt
Entwicklung ab dem 9. Jahrhundert, Verbreitung seit etwa 1100
agrarische Wirtschaftsform und (!) Herrschafts- und Besitzstruktur, die alle Bereiche
des Lebens betraf
‐ Herrschaft über Menschen und den Boden, auf dem sie ansässig waren
‐ in Mittelalter und Früher Neuzeit vorherrschende rechtliche, wirtschaftliche
und soziale Besitzstruktur des ländlichen Raums
der Grundherr hatte weitreichende Verwaltungs- und Gerichtsfunktionen
(u.a. Polizeigewalt und niedere Gerichtsbarkeit)
Treue, Gehorsam, Abgaben und Frondienste auf der Seite der Untertanen gegen
Schutz und Schirm sowie wirtschaftliche Grundsicherung in Notzeiten auf der Seite
des Grundherren
höchster Grundherr war immer der König bzw. Kaiser
Eigenschaften der jungen Grundherrschaft ab dem 11. Jahrhundert:
‐ Verkleinerung der Höfe und Flächen
‐ zunehmende Rolle von Pacht und Renten
‐ Frondienste wurden durch fixe Abgaben ersetzt
‐ aber: weiterhin Bindung an den Herrn



Herrendienst (mhd. vron = ‚was den Herrn betrifft‘)
Leistungen des Untertanen für den Grund- oder Leibherrn (in Form von Arbeit)
eine festgelegte Zeit im Jahr mussten die Untertanen auf dem Herrenhof und den
dazugehörigen Ländereien arbeiten (Ernte einholen, Holz schlagen, pflügen usw.)


lat. feudum (= Geliehenes; etwas, was vorübergehend zur Verfügung gestellt wird)
der Vasall oder Lehnsmann hatte dabei ein Nutzungsrecht
‐ d.h. er durfte das Land bewirtschaften, bebauen oder auch nur verwalten,
hatte aber auch gewisse Verpflichtungen
‐ das Nutzungsrecht war dabei teilweise erblich
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


Vasallität



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Adel
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

Ministerialität
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
Rittertum
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Stadt

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Patriziat



Zunft

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lat. vasallus = Knecht, Mann  hier: Lehnsmann, -empfänger, Gefolgsmann
- mit einem Lehen bedachter Freier in der Gefolgschaft eines Herrn
- ein Vasall war ursprünglich ein (6./7. Jh.) unfreier Höriger
Treudienstverhältnis eines Vasallen zum Lehnsherren
beide Beteiligte verpflichteten sich zu gegenseitiger Treue
- Lehnsherr
verpflichtete sich zu Schutz und Schirm
- Lehnsempfänger verpflichtete sich zu Rat und Hilfe
dementsprechend leisteten beide einen Lehnseid
für die Verleihung mussten die Lehnsempfänger bestimmte Dienste leisten
- stand im Abhängigkeitsverhältnis zum Lehnsherren
- z.B. Begleitung, Haltung des Steigbügels  stand in seinem Dienst
Erkennen Sie den Unterschied zwischen Grundherrschaft und Lehnsherrschaft!

Gruppe, für die ein Bündel an Faktoren zutreffen muss:
‐ Ausübung von Herrschaftsrechten
- rechtliche Privilegien
‐ Königsnähe
- politische Macht
‐ aufwendige Lebensform
- Wirtschaftskraft
‐ Standesethos
- Anerkennung
‐ eigene Klientel
- Christ
d.h. sozial herausgehobene Gruppe mit bestimmten Riten
lat. minister = Diener
zunächst unfreie Dienstleute, die in politischer, wirtschaftlicher, militärischer und
sozialer Hinsicht in wichtige Positionen aufstiegen
ab dem 12. Jh. waren sie ebenso etabliert wie der Adel, auch wenn letzterer führend
blieb  Entwicklung eines Niederadels
eigener Stand mit besonderem Standesethos, der mit der Heeresreform im 9.
Jahrhundert entstand und immer mehr Anerkennung fand
wichtig: Turniere, Jagd, höfisches Leben, Aufnahmeriten, Ideale
zentrale Charakteristika für das Mittelalter:
‐ Mauer
- Gemeinschaft
‐ Markt
- politische Repräsentation
‐ Eigenständigkeit (u.a. Gerichtsbarkeit) - Selbstverständnis
eigentlich entwickelte sie sich erst im hohen Mittelalter
städtische Familien mit politischer Macht und adelsgleichem Lebensstil
(keine Adligen!)
entstand aus dem ehemaligen Ortsadel oder der örtlichen Ministerialität
weitgehend abgeschlossene vermögende Gruppe
‐ Reichtum und wirtschaftliche Macht v.a. durch Handel und Fernhandel
‐ Machtpotenzial erwuchs aus der Ansammlung von Kapital
kooperative Vereinigung von Handwerkern (Meistern) eines Gewerbezweiges
- sahen sich als festgefügte Einheit von Leuten, die zusammengehören
- Intention: Wahrung gemeinsamer Interessen, kooperative Planung
wichtigste Organisationsform der Mittelschicht


Hanse
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

Diaspora


Papst






Kardinal

Laieninvestitur
griech. Zerstreuung, Verstreutheit
Bezeichnung für eine religiöse oder ethnische Gruppe, die ihre traditionelle Heimat
verlassen haben und unter Andersdenkenden lebend über weite Teile der Welt
verstreut sind
in der Antike gab es eine Kette von Vertreibungen, aufgrund derer Juden ihre Heimat
Palästina verlassen mussten und v.a. nach Mittel- und Westeuropa gingen
v.a. im Spätmittelalter wurden Juden aus Gemeinden vertrieben und hatten unter
zahlreichen rechtlichen und v.a. sozialen Einschränkungen zu leiden
griech. für Vater, Bischof
Nachfolger von Petrus (= als erster Bischof von Rom verstanden) – Wirken als
Stellvertreter Christi
oberster Gesetzgeber, oberster Richter und oberster Repräsentant der Kirche
wichtigster, da dominierender, Angehöriger der Kurie
es gab immer unterschiedlich viele, mal 20, mal 80 (heute 200)
sie stehen direkt unter dem Papst – dementsprechend haben sie auch deutlich mehr
Machtbefugnisse als die Bischöfe
- „kreiert“ wurden sie durch den Papst
sie bekamen immer mehr Befugnisse – sie sind bis heute die wichtigsten Berater des
Papstes, verfügen über liturgische Vorrechte, vertreten die Kirche außerhalb Roms und
sind seit dem 11. Jahrhundert zentral an der Wahl des Papstes beteiligt


vestis = Kleid, investitura = einkleiden
Besetzung von Kirchenämtern durch Laien
‐ d.h. ein Laie setzt einen Geistlichen für eine geistliche Position ein
‐ in den Augen wurde das zunehmend missbräuchlich gemacht, was langfristig
zum Investiturstreit (1073 - 1122) führte



fundamentale Grundlage jeden westlich-christlichen Mönchtums
entwickelt von Benedikt von Nursia im 6. Jh., verbreitet v.a. im 9. Jh.
zentrale Aussagen:
‐ Armut, Besitzlosigkeit
‐ Unterbindung zwischenmenschlicher Beziehungen
‐ soziales Verhalten (u.a. Demut und Gehorsam dem Abt gegenüber)
‐ Klosterbindung
‐ Frieden


institutionelle Zusammenfassung von Klöstern mit eigenen Regeln und Idealen
Entstehung in zwei Wellen:
‐ erste Welle (12. Jh.) Zisterzienser, Kartäuser, Prämonstratenser
‐ zweite Welle (13. Jh.) Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner)
Benediktsregel
Orden

genossenschaftlicher Zusammenschluss von Kaufleuten und (ab dem 14. Jh.)
Stadtgemeinden zwischen der Mitte des 12. und der Mitte des 17. Jahrhunderts
Ziele: - Durchsetzung gemeinsamer Interessen v.a. im Gebiet des Fernhandels
- Sicherheit der Überfahrt
im Laufe des Spätmittelalters wurde sie zum wichtigsten wirtschaftlichen Antrieb
des Nordraums
‐ dabei war sie nicht nur auf wirtschaftlichem, sondern auch auf politischem
und kulturellem Gebiet ein gewichtiger Faktor
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Häresie
Abfall vom rechten christlichen Glauben
für die Kirche handelt es sich dabei um eigensinnige Auslegungen der Heiligen Schrift
in einem anderen als dem vom Heiligen Geist inspirierten Sinne

systematisches Ermitteln und Aufspüren von Häretikern durch kirchliche Behörden
‐ nicht zwei private Parteien klagten gegeneinander, sondern ein
obrigkeitlicher Ankläger erhob Klage
sehr bedeutendes Mittel zur Bekämpfung von Häresien
v.a. im Spätmittelalter ab dem 12. Jahrhundert
Inquisition




die „Großen“



Fürsten

Goldene Bulle
genaue Aussagen zur Definition sind nicht möglich
‐ denn: es handelte sich nicht um einen fest umrissenen Kreis
es waren immer diejenigen Männer, die zu dem bestimmten Zeitpunkt und in der
Nähe des Königshofes wichtige Positionen einnahmen
‐ sie rekrutierten sich stets aus der unmittelbaren Umgebung des Königs
dazu gehörten:
‐ am wichtigsten waren die Herzöge = lokale Machthaber
(Sachsen, Schwaben, Bayern, Kärnten, Lothringen)
‐ hinzu kamen weitere weltliche Machthaber, die zwar kein Herzogtum hatten,
aber ebenfalls Macht auf sich vereinten
‐ außerdem geistliche Primaten: Erzbischöfe, Bischöfe
gemeinhin Bezeichnung für die Großen
generell – nicht nur in Deutschland – versteht man darunter die politische
Führungselite eines mittelalterlichen Herrschaftsverbandes
‐ immer adelig und immer die, die gerade aktiv da waren
Aufgaben: Beratung des Königs, Waffenhilfe, öffentliche und zeremonielle
Funktionen, Erhebung eines neuen Königs auf den Thron



zentrales Anliegen dieses Gesetzes: Regelung der deutschen Königswahl
veranlasst wurde sie durch Kaiser Karl den IV. (1356)
mit ihr wurde die Kurfürstenwahl im Reichsrecht festgehalten
‐ das Wichtigste an ihr ist die schriftliche Fixierung (= Verfassungsdokument)
‐ u.a. die Zahl der Kurfürsten wurde nun festgelegt

bildete das Zentrum der herrschaftlichen Regierungstätigkeit
- die mittelalterliche Herrschaft war mit dieser Institution verbunden – die
gesamte Politik des deutschen Königs wurde hier gemacht
zweierlei Bedeutungsbereiche
- Ort, Gebäude
den Wirtschaftshof, an dem sich der König mit
seinen Getreuen aufhielt, nannte man eher ‚Pfalz‘
- Personenverband
das bezeichnete der Begriff eher!: Menschen, die
sich im Umkreis des Königs bewegten und dort
einer entsprechenden Beschäftigung nachgingen
Funktionen:
- Gewährleistung der Verwaltung des Reiches
- wichtigstes Regierungsinstrument des Königs; Repräsentation
- Ort zur Auslebung adliger Lebensformen, u.a. Turniere
- kultureller Ort / kulturelles Kraftfeld

Hof

12



Informationsblatt 2: Europakarte zum Hochmittelalter
Kurs:
Name:
Datum:
Quelle: http://www.s-line.de/homepages/m-ebener/Kreuzzug-Karten-100.jpg - zuletzt besucht: 25.04.2012 23:20.
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Arbeitsaufträge zur Literaturproduktion im Hochmittelalter
Kurs:
Name:
Datum:
Vorbereitung aller Möglichkeiten: Wiederholung


Was fällt Ihnen zur Literaturproduktion im Mittelalter ein? Versuchen Sie ohne Materialien Ihr Gedächtnis
zu durchforsten und fassen Sie das Wichtigste stichpunktartig zusammen.
Suchen Sie Materialien zur mittelalterlichen Literaturproduktion heraus, die Sie noch von früheren
Unterrichtsstunden haben. Haben Sie vielleicht schon einmal etwas dazu gelesen? Oder gesehen? Bringen
Sie einfach alles mit, was Ihnen an Materialien zu diesem Thema in die Hände fällt.
Möglichkeit 1: Internetrecherche in Partnerarbeit



Lesen Sie das Informationsblatt aufmerksam.
Finden Sie sich zu Zweiergruppen zusammen und recherchieren Sie im Internet, um das Informationsblatt
zu ergänzen. Notieren Sie nur Informationen, die Ihnen am interessantesten und wichtigsten erscheinen.
Fassen Sie Ihre Ergebnisse bis zur nächsten Veranstaltung auf einem Plakat oder einer Power-Point-Folie
zusammen. Bereiten Sie sich auf eine Präsentation vor.
Möglichkeit 2: Exemplarische Bildauswahl


Lesen Sie das Informationsblatt aufmerksam.
Suchen Sie im Internet / in der Bibliothek Bilder heraus, die Ihrer Meinung nach die Literaturproduktion
im Mittelalter besonders gut darstellen. Beschreiben Sie die Bilder und begründen Sie Ihre Auswahl.
Möglichkeit 3: Kreative Aufgabe


Lesen Sie das Informationsblatt aufmerksam.
Verfassen Sie einen Brief aus der Sicht eines mittelalterlichen Dichters. Welche Probleme könnte er
haben? Wie könnte er sich die Verbreitung seiner Werke vorgestellt haben? Recherchieren Sie ggf.
Möglichkeit 4: Falsche oder richtige Bilder?


14
Lesen Sie das Informationsblatt aufmerksam.
Schauen Sie sich die folgenden Bilder an. Welche beschreiben
die mittelalterliche Literaturproduktion und -rezeption gut?
Welche eher nicht? Recherchieren Sie ggf. im Internet und in
der Bibliothek, um Ihre Entscheidungen zu begründen.
Informationsblatt 3: Literaturproduktion im 12. und 13. Jahrhundert
Kurs:
Name:
Datum:
Grundlegendes
 grundsätzlich ist die Schriftlichkeit des Mittelalters von
Klerikern geprägt
‐ nicht nur lateinische, auch volkssprachliche Texte
entstanden an Klöstern und Domschulen
‐ auch die Lyrik in den Volkssprachen ist v.a. ein
Phänomen des 12. und 13. Jahrhunderts
 im 12. Jh. wurden die „Hofkanzleien“ eingerichtet, mit denen
Schriftlichkeit auch in den weltlichen Bereich Eingang fand
‐ doch einerseits waren auch die Kanzleien mit
Klerikern besetzt
Scriptorien waren Schreibstuben, die an Klöster angeschlossen
‐ andererseits blieben für die literarische Produktion
waren. Hier wurden Texte abgeschrieben und zu Büchern
gebunden. Mit der Erfindung des Buchdrucks lösten sich die
Kloster- und Domskriptorien vorrangig, da sich die
Scriptorien zunehmend auf.
Kanzleien hauptsächlich um Urkunden kümmerten
 für die literarische Schriftlichkeit in der Volkssprache wurden bald auch Ministeriale wichtig
Handschriftenproduktion bis zum Spätmittelalter
 vom 12. Jh. bis zur großen Pestepidemie 1348 gab es die 3. Blüte der deutschen Handschriftenproduktion
‐ im 10. und 11. Jahrhundert kamen Produktion und Erhalt von Handschriften vollkommen zum
Erliegen u.a. wegen einer tiefen wirtschaftlichen Krise
 bereits im späten 13. Jahrhundert wurde begonnen, Handschriften nicht mehr nur als Einzelstücke auf
Einzelaufträge, sondern gewerbsmäßig zu produzieren, also auf Vorrat
‐ das betraf v.a. Schulbücher, also die Gebiete rund um große Universitäten
 die Literaturproduktion explodierte im 14. und 15. Jahrhundert geradezu – v.a. wegen der gestiegenen
Nachfrage nach Büchern, was wiederum auf die steigende Zahl religiöser Orden, Universitäten und
städtischer Bildungsträger (Schreiber, Notare, Räte, Lehrer) zurückzuführen ist
 mit der Erfindung des Buchdrucks 1450 ging die Handschriftenproduktion drastisch zurück
Zu sehen ist eine Handschrift des
Nibelungenliedes aus dem 13. Jh.
Es ist in fast 40 Fragmenten und
Handschriften überliefert.
Literarische Vorlieben des Hochmittelalters
 gerade im Hochmittelalter war die Versdichtung mit klaren Reimen wichtig
– auch Prosatexte wurden praktisch nur in Reimen produziert
 wichtig war v.a. die religiöse Dichtung – daneben liebte es die höfische
Gesellschaft, die ja Auftraggeber war, etwas über Liebe und Kampf zu hören
- die wichtigsten Gattungen des 12. und 13. Jahrhunderts waren
dementsprechend Minnesang, höfischer Roman und Heldenepik
(z.B. das Nibelungenlied um 1200)
 die deutschen Dichter griffen dabei gern auf antike und altfrz. Vorlagen zurück
 insgesamt ist immer zu beachten, dass es sich um Literatur handelte, die
vorgetragen oder gar -gesungen wurde
 nicht zuletzt wurde sich in dieser Zeit stark mit Sexualität auseinandergesetzt
Quellen
Literatur
Abbildungen
Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter. Tübingen 20063.
Hübner, Gert: Ältere deutsche Literatur. Tübingen 2006.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Nibelungenlied_manuscript-c_f1r.jpg - zuletzt besucht: 26.04.2012 00:10.
http://www.hyperkommunikation.ch/images/skriptorium.jpg - zuletzt besucht: 26.04.2012 00:36.
15
2. Zweiter Teil der Unterrichtseinheit: Deutschunterricht
2.1. Vorbemerkung zur Verbindung von Geschichts- und Deutschunterricht
Wie bereits erwähnt, ist zumindest die Verbindung vom Deutsch- zum Geschichtsunterricht immer
notwendig und implizit. Den SchülerInnen sollte allerdings auch bewusst gemacht werden, dass diese
Verbindung intentional geschieht, dass also Literatur, Sprache und Geschichte untrennbar miteinander verbunden sind und gemeinsame Betrachtungen gerade für die alte und ältere Geschichte
unumgehbar sind. Gerade bei diesem Konzept scheint mir die gegenseitige Abhängigkeit besonders
gut zu Tage zu treten. Dennoch sollte dieser Aspekt durchaus noch einmal betont werden bzw.
sollten die SchülerInnen dazu angeregt werden, selbst diese Erkenntnis auszusprechen.
Nun scheint es reichlich inkonsequent, dass hier dennoch zwei voneinander getrennte Kapitel zum
Geschichts- und Deutschunterricht eröffnet wurden. Das liegt aber einzig und allein an Gründen der
Übersichtlichkeit. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren und seien Sie sich selbst der permanenten
Verbindung bewusst.
2.2. Unterrichtsmaterialien
Das folgende Material ist nun deutlich passiver aufgebaut – das heißt, es geht mehr um Information
als um Aktion der SchülerInnen. Das liegt vorrangig daran, dass mit der Bearbeitung der Edition eine
sehr lange und aktive Phase eintritt. Würde das gesamte folgende Material ebenso umfangreich
recherchiert, erarbeitet und dargestellt werden, bekäme das Konzept wohl einen Umfang von
Wochen. Außerdem bietet sich gerade das im Folgenden dargestellte Material dafür an, eben nicht
selbst erarbeitet zu werden: Wieso sollte die eigenständige Lektüre von – noch dazu meist
wissenschaftlichen – Texten über die Anfertigung von Editionen sinnvoller sein als die Lektüre dieses
Informationsblattes? Aber: Beim Minnesang sollten die SchülerInnen dazu angehalten werden,
selbstständig zu wiederholen. So könnte dieses Informationsblatt erst nach einem gemeinsamen
Austausch zur Wiederholung ausgeteilt werden.
Eine ‚Besonderheit‘ stellt außerdem das Informationsblatt zu Reinmar dem Alten dar: Es ist sehr
strikt gestaltet, ohne Bilder, mit eher kompliziertem Satzbau – kurz: etwas trocken. Gerade in der
Oberstufe gilt es, die SchülerInnen auch auf wissenschaftliche Texte und den Umgang mit diesen
vorzubereiten. Mit diesem Arbeitsblatt soll nun versucht werden, die Lesekompetenz dahingehend
zu fördern, dass man von fachlichen Texten, die mehr Informationen beinhalten, als man ggf.
benötigt, selbstständig die wichtigsten Elemente erkennt und herausschreibt. Es geht bei diesem
Blatt also um den selektiven, gesunden Umgang mit Texten, die dicht aufeinander folgend
Informationen enthalten (z.B. Lexika). Unter Umständen sind solch lange Lexikoneinträge in der
vorherigen Schullaufbahn noch nicht gesondert betrachtet worden, sodass die Gelegenheit nun
genutzt werden sollte. Da viele SchülerInnen – und entsprechend auch StudentInnen – in Texten zu
viele Markierungen setzen, kann außerdem zusätzlich die Vorgabe erfolgen, dass nur etwa 15
Markierungen gesetzt werden dürfen und anschließend eine Kurzbiographie Reinmars mit maximal
etwa 100 Wörtern verfasst werden soll.
Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen, dass sich gerade die im Folgenden zusammengetragenen
Themen für (Input-) Referate eignen. Daneben können auch einige Elemente (eventuell sogar der
Abschnitt zum Minnesang) einfach weggelassen werden, um mehr Zeit für die Bearbeitung der
Edition zu haben. Unbedingt notwendig ist jedoch der Abschnitt zu den Editionen und zu den
Bestandteilen einer Handschrift, da die weitere Bearbeitung ohne dieses Vorwissen deutlich
erschwert wäre.
16
Informationsblatt 4: Mittelhochdeutsche Sprachen
Kurs:
Name:
Datum:
Etymologie „deutsch“


die Geschichte der deutschen Sprache wird mit Beginn der schriftlichen Überlieferung volkssprachlicher Texte während des 8. Jahrhunderts im ostfränkischen Teil des karolingischen Reichs fassbar
zur selben Zeit kommt auch der Begriff „deutsch“ in Gestalt von lat. diutisc (zu Deutsch: tiutsch) auf,
der aber zunächst alle germanischen Sprachen in Abgrenzung zum Lateinischen bezeichnete
Sprachperioden
Althochdeutsch
ca. 750 - 1050
Mittelhochdeutsch
ca. 1050 - 1350
Frühneuhochdeutsch
ca. 1350 - 1650
Neuhochdeutsch
ab 1650
 natürlich waren (und sind!) die
Übergänge fließend, sodass sich
eigentlich keine Jahreszahlen
festmachen lassen
 für uns ist heute das
Mittelhochdeutsche relevant
Begriff Mittelhochdeutsch




Quellen
Literatur
Abbildung
dreierlei Komponenten:
mittel
zeitliche Komponente
hoch[deutsch] geographisch-räumliche Komponente
deutsch
nationale bzw. sprachliche Komponente
der Begriff ist aber eigentlich unpräzise, weil das Mittelhochdeutsche keine eigene Sprachform oder
-stufe darstellt
‐ insofern ist es eher ein Sammelbegriff für die Vielfalt geschriebener Dialekte im mittelund süddeutschen Bereich (in Abgrenzung zu den norddeutschen Dialekten)
in einigen Textausgaben werden die Sprachen aber ‚normalisiert‘, d.h. dialektale Einfärbungen
werden bei Editionen i.d.R. ausgeglichen
‐ denn: es gab keine Einheitssprache! – was wir heute „Dialekt“ nennen, war damals eine
von vielen gleichberechtigten Sprachvarianten
aber: nicht erst die neuzeitlichen Forscher glichen Dialekte aus – die mittelhochdeutschen Dichter
hatten ein Interesse daran, dass sie in möglichst vielen Gebieten verstanden werden, sodass
versucht wurde, eine Art Mittelweg zwischen den Dialekten zu finden
‐ sie selbst führten also eine ‚Ausgleichssprache‘ ein, die aber wahrscheinlich nur im
literarischen Betrieb existierte
‐ diese Sprache ist uns heute als ‚klassisches Mittelhochdeutsch‘ bekannt, welche aber
keine Sprache in dem Sinne war und im Laufe des 14. Jahrhunderts verloren ging
Hilsch, Peter: Das Mittelalter – die Epoche. Konstanz 20082.
Hübner, Gert: Ältere deutsche Literatur. Tübingen 2006.
http://www.geschichteinchronologie.ch/eu/3R/karten-3R/1000-mittelhochdeutsch-Lautverschiebungen.gif - zuletzt besucht:
23.03.2012 17:25.
17
Informationsblatt 5: Handschriften
Kurs:
Name:
Datum:
Bedeutung und Überlieferung von Handschriften
 bis zur Erfindung des Buchdrucks im Jahr 1450 sind für
die mittelalterliche Literatur v.a. Handschriften wichtig
– auf ihnen beruht im Prinzip alles, was wir über die
ältere Literatur wissen
 Handschriften waren natürlich sehr aufwändig,
sodass es schon damals nur wenige von ihnen gab
‐ bis heute sind natürlich noch weniger
Handschriften übrig geblieben
 die Handschriften, die bis heute überliefert wurden, Dieses Stundenbuch zeigt eindrucksvoll, wie kostbar manche Handschriften
sind. Einige wurden mit Gold, Elfenbein, Metallschnallen, wertvollen Lederkönnen eine symbolische Bedeutung haben: je öfter
und Holzeinbänden und nicht zuletzt zahlreichen Malereien ausgestattet.
Normale Gebrauchsbücher erhielten hingegen nur einfache Ledereinbände.
ein Text abgeschrieben wurde und je kostbarer
seine Gestaltung, als desto wichtiger muss er empfunden worden sein
‐ und: je besser und häufiger ein Text erhalten wurde, desto wichtiger muss ihn auch die Nachwelt
gefunden haben
‐ auch darum sind Philologen oft nicht nur an den Inhalten der Texte interessiert, sondern auch an
ihrer Gestaltung und insbesondere dem Kontext ihrer Entstehung und Überlieferung
Varianz
 Handschriften entstanden vorrangig dadurch, dass Texte ab- oder beim Vortragen mitgeschrieben wurden
 die Schreiber konnten dabei Fehler machen oder auch absichtsvoll einen Text verändern
 insgesamt ergaben sich dadurch Unterschiede zwischen den Handschriften – nicht nur bei der
Orthographie, sondern auch inhaltlich konnte das enorme Folgen haben
 dieses Phänomen wird Varianz (lat. ‚Verschiedenheit‘) genannt
Historischer Hintergrund von Handschriften
 in der Antike wurden v.a. Inschriften und Papyrus genutzt,
um etwas schriftlich festzuhalten
 diese Beschreibstoffe wurden im 4. Jahrhundert von
Pergament weitgehend abgelöst, ein sehr strapazierbares
und langlebiges Material, welches aus Kalbs-, Schaf- oder
Links eine recht typische Pergament-Rolle, hier des Jesaja-Buches
Ziegenhaut hergestellt wurde und entsprechend
des hebräischen Tanach. Rechts ist ein Papyrus-Überrest zu sehen,
der gut erkennen lässt, wie leicht verwitterbar Papyrus-Rollen war
aufwändig zu produzieren und besonders rar war
und welche Probleme das für heute mit sich bringt.
 gleichzeitig wurde die übliche aufgewickelte Schriftrolle
durch den sogenannten Kodex ersetzt: wurden zuvor bis zu meterlange Papyrusbahnen auf zwei
Holzstäbe gerollt, begann man nun, die Papyrus- und Pergamentbögen zu Heften und Büchern zu binden
 erst im späten Mittelalter wurde das Pergament durch Papier ersetzt, welches zunächst aus Textilabfällen
hergestellt oder importiert wurde und dementsprechend um ein Vielfaches preiswerter war
‐ waren Bücher vorher absolute Luxusware, konnten sie nun zunehmend preiswert hergestellt und
damit einem breiteren Publikum zur Verfügung gestellt werden
‐ doch weit bis ins Spätmittelalter sollten Produktion und Lektüre von Texten dem Klerus
vorbehalten bleiben – erst in der Aufklärung traten Bürgertum und Adel hinzu, einige
Jahrhunderte später dann auch die niederen Bevölkerungsschichten
Quellen
Literatur
Abbildungen
18
Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter. Tübingen 20063.
Hübner, Gert: Ältere deutsche Literatur. Tübingen 2006.
http://www.e-teaching-austria.at/02_cont/03content/03_be/buch/IMAGES/Handschrift-Buch.jpg - zuletzt besucht: 25.04.2012 13:55.
http://www-user.uni-bremen.de/~wie/Egerton/eger-1-verso.jpg - zuletzt besucht: 25.04.2012 13:59.
http://k1_124.kunden1.livenet.ch/sakrileg/images/jesaja.jpg - zuletzt besucht: 25.04.2012 12:30.
Informationsblatt 6: Editionen
Kurs:
Name:
Datum:
Die drei Möglichkeiten, Texte für den heutigen Leser aufzubereiten
Faksimile
Transkription
(= diplomatischer
Abdruck)


fotografische oder digitale Reproduktion (also im Prinzip Kopie) einer Handschrift
nahezu die gesamte Gestalt der Handschrift kann damit vermittelt werden, doch kann
eine Kopie natürlich häufig nicht dem Material des Originals gerecht werden

die Buchstaben der Handschrift werden bei einer Transkription in moderne Schrift
umgewandelt, möglichst ohne dabei Veränderungen vorzunehmen
‐ subjektive Interpretationen von Buchstaben sind dabei nicht zu verhindern
dadurch gehen natürlich Form, Gestaltung und Material weiter verloren, doch geht es
bei der Transkription auch mehr um den sprachlichen Gehalt



Edition

wichtigste Möglichkeit für die meisten heutigen Leser
Editionen gaben v.a. im 19. und 20. Jahrhunderts mit Absicht nicht die genaue sprachliche Gestalt eines Textes wider, u.a. da in ihnen (vermeintliche) Fehler beseitigt wurden
eine Edition kann sehr viel bieten – Vergleiche mit anderen Handschriften, Kommentare,
Hinweise auf mögliche Fehler, Kontextualisierung u.v.m.
Ziele von Editionen
 am wichtigsten ist, neuzeitlichen Rezipienten einen vertrauenswürdigen Text zur Verfügung stellen
 einige Editoren verfolgen – oder besser verfolgten, denn dieses Ziel bestand v.a. im 19. und 20.
Jahrhundert – auch die Rekonstruktion eines angenommenen „ursprünglichen“ Textes
Arten von Editionen
1. Editionen, die auf dem Text eines Überlieferungsträgers beruhen, die es keinesfalls nur gibt, wenn nur
eine Handschrift oder ein Druck überliefert wurde – auch von mehrfach überlieferten Texten gibt es
Editionen, die nur eine Handschrift wiedergeben
2. Editionen, die viele bis alle Überlieferungsträger eines mehrfach überlieferten Textes berücksichtigen
Veränderungen, die bei Editionen vorgenommen werden können
 gerade bei der Edition geht es ja um eine bessere Lesbarkeit für den neuzeitlichen Rezipienten, sodass
häufig Abkürzungen aufgelöst und Interpunktionszeichen eingefügt werden
 mitunter werden Konjekturen (lat. conjectura = Vermutung) vorgenommen: Verbesserungen, die auf der
Vermutung beruhen, dass der Abschreiber einen Fehler gemacht hat (etwa weil ein Reim nicht passt)
 Texte, die nur als späte Drucke überliefert sind, aber eigentlich Texte des hohen Mittelalters darstellen,
werden z.T. in ihre angenommene ursprüngliche Sprache zurückübersetzt
„Textkritischer Apparat“ (= ‚Kommentar‘)
 wichtig ist, dass alle Veränderungen, die der Editor vornimmt, offengelegt werden
 vor der Edition werden alle grundsätzlichen Prinzipien zusammengestellt, während einzelne Änderungen
und Hinweise mithilfe eines textkritischen Apparates unter dem Text zusammengetragen werden
 mit Hilfe des Apparats kann der Leser u.a. die gesamte Überlieferungsvarianz nachvollziehen, da der
Apparat bei mehrfach überlieferten Texten Hinweise auf die Unterschiede zwischen Handschriften enthält
‐ je mehr Unterschiede es gibt, desto größer und unübersichtlicher wird der Apparat natürlich
‐ bei manchen Texten können – zumindest auf dem Papier – gar nicht alle Handschriften beachtet
werden, da zu viele Überlieferungsträger vorliegen – der Parzival Wolfram von Eschenbachs
findet sich beispielsweise in 87 Fragmenten und Codices
Quellen
Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter. Tübingen 20063.
Hübner, Gert: Ältere deutsche Literatur. Tübingen 2006.
19
20
Seite 188r der Würzburger Liederhandschrift. Einzusehen unter einem PDF-Dokument auf: http://epub.ub.uni-muenchen.de/10638/ - zuletzt besucht: 22.04.2012 14:12.
In den karolingischen
Schreibstuben wurden recht
feste Prinzipien der
Textaufzeichnung entwickelt.
Wie hier gut zu sehen ist, wurde
das Papier mit Schreiblinien
versehen und die häufig zwei
Spalten und auch die
Seitenränder wurden durch
Begrenzungslinien festgelegt.
Name:
Durch Initialen gliederte man
Abschnitte. Sie wurden
unterschiedlich stark verziert
und hatten manchmal auch
innerhalb eines Textes
unterschiedliche Farben.
Ist es heute gebräuchlich,
Seitenzahlen einzufügen
(sogenannte Paginierung von
lateinisch pagina = Seite),
wurden im Mittelalter meist
eher die Blätter gezählt
(Foliierung von lateinisch folium
= Blatt).
Um die Angaben genauer zu
machen, wurde und wird sich
deshalb auf Vorder- und
Rückseite bezogen: Diese Seite
würde als Bl. 188r bezeichnet
werden (Bl. für Blatt, manchmal
stattdessen fol. für folio, dem
lateinischen Wort für Blatt, r für
recto, also vorn). Die Rückseite
hieße dementsprechend Bl.
188v, wobei das v für verso, also
hinten, stünde.
Kurs:
Dieses „her reymar“ kann als
Überschrift gedeutet werden.
Überschriften wurden häufig wie
hier rot gestaltet, woraus sich
auch der Begriff „Rubrik“
ableitet (= ‚rote Farbe‘).
In der Regel wird mit diesen
römischen Ziffern das jeweilige
Kapitel angegeben.
Informationsblatt 7: Bestandteile einer Handschrift
Datum:
Informationsblatt 8: Minnesang
Kurs:
Name:
Datum:
Grundlegendes
 der Begriff „Minnesang“ oder „Minnelyrik“ bezeichnet
verschiedene mittelhochdeutsche Formen der Liebesdichtung
vom 12. bis ins 14. Jahrhundert
 Minnedichter waren immer Komponisten, Dichter und
Vortragende zugleich
 der Begriff ‚Minne‘ wird dabei gern einfach als ‚Liebe‘ übersetzt,
doch beinhaltet er eigentlich viel mehr Facetten, z.B. ist sie eine
Bezeichnung für: Nächstenliebe, religiöse Liebe (z.B. die Liebe
Gottes zu den Menschen), Freundschaft, Elternliebe und eben
sinnliche Liebe und Zuneigung
Minnelieder und Handschriften
 gerade Minnelieder sind in den verschiedensten Handschriften
überliefert, sodass sich viele unterschiedliche Varianten
ergeben
 Anzahl und Reihenfolge der Strophen, Wortlaut und Schreibung
unterscheiden sich z.T. enorm
 dafür lassen sich zweierlei Gründe finden:
‐ einerseits könnten einige Handschriften entstanden
sein, während das Lied mündlich gesungen wurde und
ggf. noch im Verändern begriffen war, sodass von Hof zu
Hof, von Stadt zu Stadt andere Niederschriften
entstanden
‐ andererseits könnten die Minneverfasser selbst
Fassungen erstellt haben, die für die Handschriften
abgeschrieben wurden, wobei die üblichen
Abweichungen, Fehler oder Uminterpretationen der
Schreiber entstanden
 beide Gründe weisen darauf hin, dass Beweglichkeit offenbar
ein wichtiges Merkmal der Minnelyrik ist
Minne und Gesellschaft
 Minnesang wurde v.a. in
kulturellen Zentren vorgetragen, also an Fürstenhöfen und in Städten
 die meisten Minnesänger
reisten von Hof zu Hof und
von Stadt zu Stadt
 Minnelieder spiegelten
höfische Vorstellungen und
Konventionen wider, sodass
Minnesänger immer eine
didaktische Funktion
übernahmen: sie belehrten
über vorbildliches höfisches
Verhalten
Die Abbildung zeigt die Jenaer Liederhandschrift, die neben dem Text auch Noten enthält. Aber Vorsicht! Das
Notensystem des Mittelalters funktionierte anders als das heute und kann deshalb nicht einfach 1:1
übertragen werden.
(Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/48/Jenaer_liederhandschrift.jpg - zuletzt besucht: 19.04.2012 21:33.)
Arten des Minnesangs
Minnekanzone
Der Sänger bittet, erhört zu werden, was oft mit einer entsprechenden Klage über seinen
Misserfolg verbunden ist.
Frauenlied
Die umworbene Dame reflektiert über ihren Konflikt, d.h. über ihre – meist aussichtslose
– Position zwischen Liebe und gesellschaftlicher Norm.
Wechsel
Mann und Dame singen und schwärmen abwechselnd voneinander.
Tagelied
Hier wird erzählt, wie sich das Paar nach einer heimlichen Liebesnacht voneinander
trennen muss, um nicht entdeckt zu werden.
21
Entwicklung und Geschichte
 schon vor dem 12. Jahrhundert gab es in den deutschen Landen eine Art Minnesang, den sogenannten
donauländischen Minnesang, von dem aber nicht viel erhalten ist
 der eher bekannte, romanische, Minnesang entstand um 1100 im Süden des heutigen Frankreichs, der
damals jedoch nicht zum Frankenreich gehörte, sondern aus selbstständigen Herrschaften bestand
‐ die dortigen Minnesänger wurden Trobadors genannt
 das Spezifische dieser Kunstform ist vor allem das besondere und dabei ganz neue Liebesmodell:
‐ im Mittelpunkt steht die Liebe und Verehrung des Sängers zu einer verheirateten adligen Dame
(vrouwe), die auch während des Vortragens anwesend war
‐ der Sänger warb um eine Dame und beteuerte seine Treue und Dienstbereitschaft
‐ diese Liebe bezeichnete kein reales Verhältnis!
‐ die Liebe quälte mitunter seinen gesamten Körper und bedeutete ihm alles
‐ problematisch war natürlich, dass die Dame verheiratet war und damit die gesellschaftlichen
Zwänge die Liebe dazu verdammten, unerfüllt zu bleiben
‐ die Liebe wurde dabei keineswegs negativ gedeutet - sie galt als richtig und wertvoll aufgrund
ihrer Beständigkeit, Disziplin und Aufrichtigkeit
 dieses Liebesmodell verbreitete sich im Laufe des 12. Jahrhunderts zunehmend im Norden Europas und
erreichte ab etwa 1170 auch die deutschen Minnesänger
‐ bis ca. 1320 wurde diese Minnelyrik zu einer der beliebtesten Künste an deutschen Höfen
Die vier Phasen des deutschen Minnesangs
Zeit
Charakteristika
Vertreter
1.
Mitte
des 12.
Jahrhunderts
donauländischer Minnesang
(bis 1170):
natürliche Liebesauffassung
eher ungekünstelt
dennoch auch hier standesgebundene Symbole
Dietmar von Aist
früher romanischer Minnesang
Rudolf von Fenis
2.
1170 1190
hoher Minnesang
v.a. am Ober- und Mittelrhein
im Vordergrund: Frauendienst
(Dienstverhältnis zwischen
Ritter und höfischer Dame)
zentrale Begriffe: triuwe
(Treue), mâze (Maß), hôher
muot (Stolz)
häufig Kreuzzugsthematik
Heinrich von
Veldeke,
Friedrich von
Hausen
3.
Um 1190
Höhepunkt
Macht und Gnadenlosigkeit
der Minne werden immer
mehr hervorgehoben
Auftreten der niederen Minne
Heinrich von
Morungen
Reinmar d. Alte
Walther v. d.
Vogelweide
Ausklang
Form und Themen wurden
mehr und mehr variiert und die
hohe Minne immer wieder
parodiert
Nachfolge: Meistersang
Neidhart von
Reuental,
Heinrich von
Meissen
4.
13. Jahrhundert
22
Hohe Minne
 Gesellschaftsspiel
(die Liebe ist nicht echt)
 eine unerreichbare Frau hohen
Standes wird erhöht
 platonische Beziehung
 recht fest abgesteckte
Themenkreise und Formen
Niedere Minne
 ab Ende des 12. Jahrhunderts
 Liebe zu ‚erreichbaren‘, also
nicht adeligen, Frauen
 ggf. wird die Liebe erfüllt
 Begriff „niedere“ wurde im
Gegensatz zur vermeintlich
zivilisierteren und höheren
Minne vom Adel gewählt
 mehr Körperlichkeit und damit
auch Authentizität
Quellen
Hübner, Gert: Ältere deutsche Literatur. Eine
Einführung. Tübingen 2006.
Lexer, Matthias: Mittelhochdeutschs
Taschenwörterbuch. Stuttgart 1992.
Weddige, Hilkert: Einführung in die
germanistische Mediävistik. München 1997.
Informationsblatt 9: Reinmar der Alte
a
Kurs:
Name:
Datum:
Lesen Sie den folgenden Text aufmerksam. Schlagen Sie bei eventuellen Verständnisproblemen
Wörter nach oder tauschen Sie sich mit Ihrem Sitznachbarn aus. Markieren Sie für Sie Wichtiges.
Stellen Sie anschließend fünf Informationen zu Reinmar zusammen, die ihnen wichtig erscheinen.
Grundlegendes zum Leben Reinmars des Alten (um 1200)
Das Werk Reinmars des Alten gilt vielfach als Höhe- und bisweilen auch als Endpunkt des mittelalterlichen
Minnesangs. Schon Zeitgenossen empfanden Reinmar als einen der wichtigsten und bekanntesten Minnesänger
seiner Zeit – mitunter gar vor Walther von der Vogelweide. Demzufolge erfuhr sein Werk eine sehr breite und
weit verstreute Überlieferung. Beispielsweise findet er bei zeitgenössischen und nachgeborenen Schriftstellern
Erwähnung, so auch im „Tristan“ Gottfrieds von Straßburg (1215).
Trotz dieser Bedeutung ist wohl der Begriff „Spekulation“ auf das meiste anzuwenden, was wir heute über
Reinmar wissen. So gibt es keine eindeutigen Hinweise auf seine gesellschaftliche Position, seine Herkunft und
selbst seine Lebensdaten. Vermutet wird jedoch, dass er zwischen 1160 und 1170 geboren wurde und gegen
1209 verstarb. Auch ist belegt, dass er am Wiener Hof tätig war, was aber bei weitem keine dauerhaft feste
Anstellung bedeutet. Er war wohl wie die meisten seiner Kollegen eher als fahrender Sänger tätig.
Werk Reinmars
Bei keinem anderen mittelhochdeutschen Dichter wurde die Diskussion um die Echtheit der Texte so umfangreich geführt wie bei Reinmar dem Alten. Einst wurden ihm 88 Werke zugeschrieben, einige Jahre später waren
es nur noch 34, heute spricht man von einem Umfang von etwa 60 Werken. Diese Unsicherheit beruht v.a. auf
den zahlreichen Widersprüchen, die sich in Reinmars Werk finden lassen.
Sein Minnesang handelt stets in einem etwas melancholisch anmutenden Ton von der unerreichbaren Frau, für
die sich der Dienende verzehrt. Über diese Reflexion akzeptiert der Liebende die Unerfüllbarkeit seiner Liebe
und verschreibt sich der Enthaltsamkeit. Die Minneklagen wirken dabei mitunter sehr abstrakt. Dieser Eindruck
entsteht dabei nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch die stilistische Gestaltung: Es finden sich kaum
Metaphern, Bilder oder Erklärungen. Die Satzstruktur ist meist sehr komplex und während die Texte vor
Konjunktiven nur so strotzen, finden sich kaum Adjektive.
Walther-Reinmar-Fehde
In vielen Quellen – natürlich vor allem in den Werken selbst – ist ein ästhetischer Wettbewerb zwischen Walther
von der Vogelweide und Reinmar dem Alten belegbar. Sie präsentierten sich gegenseitig ihr Können, wollten
einander stetig überbieten und spornten sich damit offenbar zu Höchstleistungen an. Dabei beeinflussten sie
sich – eventuell unbeabsichtigt – in ihren Werken gegenseitig, bezogen sich aber u.a. mittels Motivbezügen,
Zitaten und parodistischen Anspielungen auch eindeutig intentional aufeinander. Insgesamt scheint es sich um
ein sehr freundschaftliches Verhältnis gehandelt zu haben, was auch an der Totenklage Walthers zu erkennen
ist, die er Reinmar gegen 1209 widmete.
Insgesamt wird sich das Bild Reinmars des Alten wohl nie ganz ausdifferenzieren können. Sicher scheint jedoch,
dass er mit seinem Werk zur Intellektualisierung des Minnesangs, zu einer außergewöhnlichen Ästhetisierung
des Liebesleids und damit zu einer ganz anderen Ebene dieser Kunst beitrug.
Quellen
Bauschke, R.: Reinmar. In: Lexikon des Mittelalters. Band VII. München 1995. S. 668 - 670.
Hofmeister, Wernfried: Reinmar der Alte. In: Kindlers Literaturlexikon. Band 13. Stuttgart, Weimar 20093. S. 567 - 568.
Kornrumpf, Gisela: Reinmar der Alte. In: Killy Literaturlexikon. Band 9. Berlin, New York 2010². S. 534 - 537.
Müller, Reinhard: Reinmar. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Zwölfter Band. Bern, Stuttgart 1990³. S. 920 - 924.
23
3. Die Edition von „Ich weıs den wec nv lange wol“
Um einer wissenschaftlichen Edition gerechter zu werden, wird im Folgenden doch eine Trennung
zwischen Darstellung und Informationen vorgenommen, sodass es nun in der Tat zu Dopplungen
kommen kann. Es bedarf nun einiger Erläuterungen, um die Vollständigkeit einer Edition zu gewährleisten, die die SchülerInnen aber nicht unbedingt in Ihren Heftern haben müssen. Im Gegenteil: Die
vielen Fachbegriffe und die gedrängte Darstellung können sie in diesem Stadium der Beschäftigung
vielleicht sogar verwirren. Sie sollen vielmehr stichpunktartig die wichtigsten Informationen erhalten
und sich mehr mit dem Zuhören beschäftigen und damit, selbst aktiv zu werden. Nun soll es also
nicht mehr primär um die Auseinandersetzung mit Informationen gehen und damit auch nicht mehr
um die Auseinandersetzung mit einem Arbeitsblatt, welches voller – noch dazu in diesem Fall fast
ausschließlich neuer – Informationen ist.
3.1. Grundlegende Vorbemerkungen zum Gedicht
Das Gedicht „Ich weis den wec nv lange wol“ von Reinmar dem Alten wurde wohl um 1200 verfasst
und ist in gut vier Handschriften überliefert. In zwei Überlieferungsträgern finden sich drei Strophen,
in den anderen wurden dem Gedicht – von neuzeitlichen Forschern (!) – sogar sechs Strophen
zugeordnet. Das Minnelied handelt dabei grundsätzlich um die Freuden, v.a. aber die Leiden, die die
Liebe mit sich bringt. Zwischenzeitlich wird eine Frau besungen, der das lyrische Ich voller Treue
zugewandt ist, die ihn jedoch einzig mit Ablehnung straft. Im Mittelpunkt steht aber eher die Macht
der Minne – oder sind Frau und Minne gleichzusetzen?
Das Gedicht hat bisher eigentlich keinen fest zugeschriebenen Titel. In vielen Untersuchungen ist das
Gedicht mit „Ein wîse man“ tituliert, weil damit der erste Vers im ältesten Überlieferungsträger
(Handschrift A) beginnt und diese Strophe mit als einzige in allen vier Handschriften zu finden ist.
Betrachtet man das Gedicht jedoch ganzheitlich und v.a. inhaltlich, erscheint die Reihenfolge von
Handschrift C durchaus sinnvoller, weshalb ich den ersten Vers dieser Handschrift – und übrigens
auch von Handschrift B – als Titel wählte. Allerdings ist diese Strophe nur in drei der vier
Handschriften überliefert.
Schon diese beiden Aspekte – unklare Strophenzuschreibung und -reihenfolge – zeigen, wie unfest
die Gestalt dieses Gedichtes ist, als wie neuzeitlich konstruiert es eigentlich angesehen werden muss.
Doch bei der Betrachtung mittelalterlicher Literatur ist es immer wichtig, dass wir nicht immer mit
unserem häufig durchstrukturierten und Kategorien liebenden Denken an sie herangehen sollten und
können. Das muss den SchülerInnen unbedingt verdeutlicht werden. Auch dafür scheint das
vorliegende Gedicht ein optimales Medium zu sein. Schauen Sie sich deshalb unbedingt auch selbst
die im Folgenden abgedruckten Überlieferungsträger an: Ohne klare Abgrenzungen befinden sich die
Strophen des Gedichtes innerhalb einer ganzen Ansammlung von Reinmar-Produktionen. Bei
Handschrift C liegen sogar andere Strophen zwischen denen des (vermeintlichen?) Gedichtes. Das
Gedicht ist also unbedingt auch für eine Diskussion um den neuzeitlichen Eingriff geeignet.
Insgesamt unterscheiden sich die vier Handschriften eher in kleinen orthographischen Aspekten –
der Inhalt ist prinzipiell sehr ähnlich. Interessant ist jedoch die unterschiedliche Strophenanordnung,
weshalb diese im Folgenden mit im Zentrum steht, zumal diese sehr wohl zu inhaltlichen Unterschieden führen kann.
Die Unterschiede in den Versen sind eher gering, doch um dem editionsphilologischen Weg
gerechter zu werden, sollen diese im Folgenden auch Beachtung finden – allerdings nur anhand einer
Strophe.
24
3.2. Zentrale Thesen zur Edition –
Transkriptionsprinzipien und Hinweise zum Aufbau der Edition
Zentral für das gesamte Konzept ist, dass die editorisch-philologischen Vorgehensweisen verdeutlicht
werden sollen. Aus diesem Grund wird im Folgenden sehr kleinschrittig vorgegangen:
Zunächst werden die zentralen Eigenschaften der Überlieferungsträger tabellarisch
zusammengestellt, worauf auch Abdrucke – also Faksimiles – dieser folgen. Anhand der Heidelberger
Manesse, einer der bekanntesten und wichtigsten mittelalterlichen Liederhandschriften, wird
daraufhin der philologische Prozess näher beleuchtet: Eine sehr handschriftnahe Transkription wird
einer leserfreundlichen handschriftferneren Transkription gegenübergestellt (die Prinzipien sind
unten zusammengestellt). Da sich die Übersetzung dieses Textes – bei weitem nicht nur für Laien –
als sehr schwierig erweist, ist auch diese mit vorgegeben. Die Grundlage einer jeden Edition –
nämlich die Anfertigung einer Transkription – wird mit diesem ersten Abschnitt beleuchtet.
Anschließend geht es darum, wozu diese Transkriptionen nützen. In diesem Fall werden
Strophenreihenfolgen und (exemplarisch) Versunterschiede untersucht. Der Deutschunterricht ist
vielfach durch stilistische und inhaltliche Untersuchungen geprägt. An dieses Gedicht müssen die
SchülerInnen mit einem durchaus anderen Denken gehen: Es geht nicht nur um das Erkennen und
Interpretieren des Inhaltes, sondern auch um Überlegungen, wie sich der Inhalt eines Textes durch
Verlagerung der Textbausteine – hier der Strophen – oder einzelne Wortunterschiede verändern
kann.
Repräsentativ soll die folgende Edition also sein. Bis auf die erste „handschriftnahe Transkription“ für
Handschrift C sind deshalb alle Ausschnitte aus dem Gedicht unter bestimmten Prinzipien verändert,
da sie die gern vorgenommene ‚leserfreundliche‘ Transkription repräsentieren sollen. Die handschriftnahe Transkription bei Handschrift C soll hingegen zeigen, wie die Texte aussehen würden,
wenn bei ihnen wirklich möglichst nur die Buchstaben in neuzeitliche transformiert werden würden.
Den SchülerInnen soll dabei verdeutlicht werden, dass die Lesbarkeit nur durch eine solche
‚Übersetzung‘ zumindest für Laien keineswegs gewährleistet werden kann und dass für eine solche
durchaus tiefere Eingriffe von Nöten sind. Auch ein Hinweis auf eventuelle digitale Probleme –
beispielsweise, weil in einschlägigen Schreibprogrammen entsprechende Sonderzeichen fehlen –
sollte in diesem Zusammenhang erfolgen.
25
Die leserfreundliche, also veränderte und damit etwas handschriftfernere Transkription erfolgte
unter folgenden Prinzipien:
Strophen,
Zeilenumbrüche
werden beibehalten, Wortbrüche werden nicht markiert, um die
Interpretationsoffenheit zu wahren
Abkürzungen
werden aufgelöst : ϟ (-er), dc (das) und ē (en)
Initialen
werden in der Farbe, die sie in der Handschrift haben, und leicht
vergrößert wiedergegeben
Schaft-s (ſ)
wird beibehalten
punktloses i (ı)
wird beibehalten
v als [u] gebraucht
wird beibehalten
Interpunktionen
soweit sie klar als solche erkennbar sind, werden diese übernommen
Längenzeichen (^)
werden nicht vorgenommen, um möglichst handschriftnah zu bleiben
verbundene Vokale
wie ů
wurden nicht gesondert markiert, da Kursivierungen hier eher
irritierten, einfaches Nebeneinanderstellen also deutlich
leserfreundlicher ist
3.3. Didaktische Hinweise
Zunächst sollte dem gesamten Komplex zur Edition die Vermittlung oder Wiederholung von
Vorwissen vorausgehen – entsprechende Vorschläge bieten die beiden vorherigen Abschnitte. Hier
nun soll es zunächst darum gehen, die SchülerInnen mit Handschriften zu konfrontieren. Aus diesem
Grund sind im Folgenden zunächst Faksimiles mit den entsprechenden – umfangreich gestalteten –
Handschriftenbeschreibungen ausgestattet. Diese Tabellen dienen in erster Linie der Vollständigkeit
der Edition, doch können sie natürlich auch den SchülerInnen gegeben werden. Meines Erachtens
führt dieser Schritt aber zu weit – einzig sinnvoll wäre das Vergeben der Tabelle von Handschrift C.
Sollte das gemacht werden, ist es unabdinglich, auch Aufbewahrungsorte und Kodierungen zu
besprechen. Unterschätzen Sie also nicht, wie viel Zeit dieser Aspekt in Anspruch nehmen könnte.
Wenn schon eine Handschrift betrachtet wird, sollte das unbedingt in Farbe geschehen. Laminieren
Sie ggf. die ausgedruckten Seiten gleich, um sie langlebiger zu machen. Oder nutzen Sie BeamerPräsentationen, um Geld zu sparen. Aber verzichten Sie keineswegs auf Farbigkeit.
Das Informationsblatt 10 fasst alle zentralen Elemente zusammen. Dabei ist Platz für eigene Notizen
Ihrerseits oder der SchülerInnen gelassen – je nachdem, wo bei der Beschreibung des Inhalts und der
Besonderheiten der jeweilige Fokus liegen soll. Mögliche Hinweise zum Ausfüllen dieser beiden
Zellen finden Sie unter 3.1. und in den folgenden tabellarischen Zusammenfassungen.
Anschließend wird sich Reinmars Gedicht speziell in der Heidelberger Manesse genähert. Diese
exemplarische Herangehensweise soll ein möglichst konzentriertes Annähern an das Medium
Handschrift und das Vorgehen der Edition gewährleisten: Wurden zuvor die Handschriften zumindest
in Gestalt von Faksimiles betrachtet, entfernen wir uns nun mit den Transkriptionen mehr und mehr
von der ursprünglichen Gestalt und nähern uns den Tätigkeiten eines Editionsphilologen. Dementsprechend ist der gesamte Abschnitt zur Edition deutlich praktischer ausgelegt – das gesamte theoretische Input ist nun getan, der folgende Abschnitt ist auf gemeinsame Aktivität ausgerichtet. Zugleich
dürfen die Aufgaben dafür auch nicht zu umfassend sein, da die meisten SchülerInnen hierbei mit
einem vollkommen neuen Thema konfrontiert werden und den Inhalt meist erst einmal in Ruhe auf
sich einwirken lassen möchten.
26
3.4. Informationen zur Quellengrundlage
Handschrift A: Die kleine Heidelberger Liederhandschrift
Informationen zum heutigen Standort
Code
Cod. Pal. germ 357 (bzw. Cpg 357)
Standort
Universitätsbibliothek der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Position des Liedes
Blatt 2 Vorderseite / Seite 2r
Kontext von Entstehung und Entdeckung
Verfasser /
unbekannt
Auftraggeber
Gattung
Liederhandschrift
Entstehungszeit
1270-1280, Nachträge bis ins 3. Viertel des 14. Jahrhunderts
Entstehungsort
Elsass (eventuell Straßburg)
Sammelhandschrift von Liedern etwa 30 Minnesänger vorrangig aus dem 12.
und beginnenden 13. Jahrhundert, darunter:
- Reinmar der Alte (1r-4v)
- Walther v.d. Vogelweide (5v-13v)
- Hartmann von Aue (30r-30v) - Heinrich von Morungen (13v-15r)
- Wolfram von Eschenbach (26r, 30v-31)
(Vorsicht! Einige treten zum Schluss noch einmal auf, bei anderen wurden
verschiedene Autoren einem Abschnitt untergeordnet.)
Beschreibung des
Inhalts
Beschaffenheit der Handschrift
Material
Pergament
Umfang
45 Blätter mit gut 850 Strophen
Blattgröße
185 x 135 mm (Kleinformat)
Schrift
gotische Buchschrift (genauer: gotische Minuskel)
Sprache
Niederalemannisch z.T. mit mittelhochdeutschem Einfluss
Seitengestaltung
stets nur eine Spalte, 40 oder 41 Zeilen
Zustand
v.a. durch zahlreiche Wasserschäden und Abnutzungserscheinungen
insgesamt sehr schlechter Zustand
Gestalterische Besonderheiten
zahlreiche, aber unregelmäßig eingesetzte, Randverzierungen (meist von den
Initialen ausgehend bzw. sogar an den Rand versetzte Initialen), deren
Illustrationen
Bedeutung z.T. schwerlich zu erschließen scheint
Anfangsinitialen sind bisweilen sehr groß, weitgreifend und mit blau und rot
Beschaffenheit der
zweifarbig gestaltet, Binneninitialen sind kaum höher, aber deutlich breiter als
Initialen
die Buchstaben im Fließtext und unregelmäßig blau oder rot gestaltet
zahlreich: Symbole offenbar zur Strukturierung der Lieder, einige wirken
Randbemerkungen
geradezu wie Kritzeleien
Sonstiges
es können bis zu sechs Hände festgestellt werden, doch der Hauptteil bis Blatt
39 scheint von einer einzigen Hand zu stammen
Weiterführende Literatur
http://www.handschriftencensus.de/4927
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg357
Links
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0031.htm
Literaturhinweise
Siehe idealerweise unter: http://www.handschriftencensus.de/4927
27
Handschrift B: Die Weingartner Liederhandschrift
Informationen zum heutigen Standort
Code
Cod. HB XIII 1
Standort
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
Position des Liedes
Seite 88/89
Kontext von Entstehung und Entdeckung
Verfasser /
eventuell Anfertigung in der Dombibliothek Konstanz
Auftraggeber
Gattung
Liederhandschrift
Entstehungszeit
1300 / 1. Viertel des 14. Jahrhunderts (wahrscheinlich um 1310)
Entstehungsort
Konstanz (auch Fundort)
Zusammenstellung zahlreicher Lieder der zentralen Minnelyriker um 1200,
darunter:
- Hermann von Aue
- Heinrich von Morungen
- Heinrich von Veldeke
- Walther von der Vogelweide
- Reinmar von Hagenau
- Wolfram von Eschenbach
Beschreibung des
Inhalts
Beschaffenheit der Handschrift
Material
Pergament
Umfang
136 Blätter (= 312 Seiten), ein Vorsatzblatt; weit über 300 Strophen
Blattgröße
170 x 125 mm (Schriftraum: 125 x 85 mm; sehr klein)
Schrift
gotische Buchschrift (genauer: gotische Minuskel)
Sprache
Alemannisch
Seitengestaltung
eine Spalte, meist etwa 28 Zeilen / Verse
Zustand
sehr gut (nicht verblasst und verwischt)
Gestalterische Besonderheiten
Illustrationen
Beschaffenheit der
Initialen
2 halb- und 23 ganzseitige Miniaturen der Dichter (auch Reinmars des Alten)
rote und blaue Initialen im Wechsel, die durchgehend sehr detailreich
gestaltet sind (rote Initialen mit blauer Verzierung und andersherum), meist in
Blumenform; Initialen zu Beginn eines Kapitels sind größer als jene zu Beginn
von Strophen
Randbemerkungen
Buchstaben und Ziffern an einigen Rändern (wahrscheinlich nachgetragen)
Sonstiges
teilweise leere Seiten, z.T. mit Einträgen aus dem 15. Jahrhundert; Linien auf
Buchstaben sollen offenbar Kadenzen verbildlichen (evtl. nachgetragen)
Weiterführende Literatur
28
Links
http://www.handschriftencensus.de/5914
Literaturhinweise
Jones, George F. / Mück, Hans-Dieter u.a. (Hg.): Verskonkordanz zur
Weingartner-Stuttgarter Liederhandschrift (Lyrik-Handschrift B). Göppingen
1978.
Kämmerer, Carmen: Die Weingartner Liederhandschrift in der
Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. In: Bibliotheksdienst 44
(2010), S. 553 - 564.
Siehe weiter idealerweise unter: http://www.handschriftencensus.de/4927
Handschrift C: Große Heidelberger Liederhandschrift (Heidelberger Manesse)
Informationen zum heutigen Standort
Code
Cod. Pal. germ 848 bzw. Cpg 848
Standort
Universitätsbibliothek der Rubrecht-Karls-Universität Heidelberg
Position des Liedes
100v – 101r (Reinmar der Alte befindet sich insg. auf den Seiten 98r - 108v)
Kontext von Entstehung und Entdeckung
Verfasser /
Familie Manesse
Auftraggeber
Gattung
Liederhandschrift
Entstehungszeit
1300 / 1. Viertel des 14. Jahrhunderts
Fundort
Zürich
Beschreibung des
Inhalts
nachklassische Minnelieder im Grunde aller bedeutsamen Verfasser, die dabei
nach ihrem (empfundenen) sozialen Stand sortiert sind:
von Kaiser Heinrich über Heinrich von Veldeke, Walther von der Vogelweide
und Wolfram von Eschenbach bis zu weniger bekannten fahrenden Sängern
Beschaffenheit der Handschrift
Material
Pergament
Umfang
426 Blätter sind übrig, ein Vorsatzblatt; weit über 200 Strophen
Blattgröße
350 x 250 mm (Schriftraum 260 x 175 mm)
Schrift
gotische Buchschrift
Sprache
Alemannisch
Seitengestaltung
zwei Spalten, meist etwa 46 Zeilen / Verse
Zustand
meist gut bis sehr gut, einige verblichene Stellen, andere Seiten sind
durchweg sehr gut zu erkennen; gerade Miniaturen gut erhalten
Gestalterische Besonderheiten
Illustrationen
137 idealisierte Miniaturabbildungen der Dichter in Deckfarbenmalerei
(auch zu Reinmar dem Alten) sowie eine Vorzeichnung
Beschaffenheit der
Initialen
blau und rot im unregelmäßigen Wechsel, erstes Initial eines ‚Kapitels‘
besonders hervorgehoben, von unterschiedlichster Größe; zu Beginn noch
einfach, später deutlich detailreicher; einige Binneninitialen und Verzierungen
reichen mehrere Zentimeter weit
Randbemerkungen
Ziffern an einigen Rändern, sonst eher wenig
Sonstiges
auffällig sind Löcher im Papier, die auf eine ursprünglich andere Art der
Bindung oder eine vorher andere Nutzung des Papiers hinweisen könnten
Weiterführende Literatur
Links
http://www.handschriftencensus.de/4957
http://diglit.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg848/0191?sid=c5c408fe82143b98a66b0cf514c8a7d4
Literaturhinweise
erneut sei auf http://www.handschriftencensus.de/4957 verwiesen
29
Handschrift E: Würzburger Liederhandschrift (Hausbuch Michaels de Leone)
Informationen zum heutigen Standort
Code
2 ° Cod. ms. 731
Standort
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Bibliothek München
Position des Liedes
188v - 188r (Reinmar der Alte befindet sich insg. auf den Seiten 181r - 191v)
Kontext von Entstehung und Entdeckung
Verfasser /
Michael de Leone (kaiserlicher Notar, später Scholastiker)
Auftraggeber
Gattung
Liederhandschrift (hier 2. Band)
Entstehungszeit
Mitte des 14. Jahrhundert (1345 - 1354)
Fundort
Würzburg
Beschreibung des
Inhalts
deutsch-lateinische Sammelhandschrift, sehr umfassend und vielseitig, einige
Zuordnungen sind dabei anders als in den anderen Liederhandschriften; alle
wichtigen Lyriker sind vertreten; Reinmar dem Alten und Walther von der
Vogelweide werden ungewöhnlich viele Strophen zugeordnet
Beschaffenheit der Handschrift
Material
Pergament
Umfang
285 Blätter
Blattgröße
345 x 265 mm (Schriftraum variierend, meist um 250 x 200 mm)
Schrift
gotische Buchschrift
Sprache
Ostfränkisch, gelegentlich mit bairischem und mittelhochdeutschem Einfluss
Seitengestaltung
zwei Spalten, meist 32 Zeilen, manchmal aber auch über 50
Zustand
einige Seitenteile fehlen bisweilen, ganze Seiten sind wohl aufgrund von
Feuchtigkeit sehr schwer zu erkennen, grundsätzlich ist der Abschnitt zu
Reinmar dem Alten aber außergewöhnlich gut überliefert
Gestalterische Besonderheiten
Illustrationen
keine besonderen; v.a. keine Miniaturen wie in den anderen Handschriften,
allgemein eher übersichtlich und einfach gestaltet
Beschaffenheit der
Initialen
fast durchgängig rot; Initialen vom Kapitelanfang sind bisweilen sehr groß und
umfangreich rot und schwarz gestaltet, Binneninitialen sind meistens kaum
größer als die normale Schrift und sind einfach und in hellroter Farbe gehalten
Randbemerkungen
teilweise sehr zahlreich, aus verschiedensten Epochen
Sonstiges
vergleichsweise genaue Kapitelangaben und Überschriften, nicht nur die
Initialen, auch einzelne Textabschnitte sind mit roter Tinte geschrieben
Weiterführende Literatur
30
Links
http://www.handschriftencensus.de/6441
http://epub.ub.uni-muenchen.de/10638/1/Cim._4.pdf
Literaturhinweise
auch hier sei auf http://www.handschriftencensus.de/6441 verwiesen
Handschrift A – Die Abbildung stammt von: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg357/0005?sid=fd8638a54c1f51d8a8aa70e62cf0b8ea - zuletzt besucht:
22.04.2012 18:12.
31
Handschrift B – Die Abbildungen stammen von: - http://dfgviewer.de/show/?set%5Bimage%5D=68&set%5Bzoom%5D=default&set%5Bdebug%5D=0&set%5Bdo
uble%5D=0&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fdigital.wlbstuttgart.de%2Foai%2Foai2.php%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3
Durn%3Anbn%3Ade%3Absz%3A24-digibib-bsz3194213177 - zuletzt besucht: 22.04.2012 18:18. Beide
wurden aus Platzgründen zugeschnitten.
32
33
Handschrift C – Die Abbildungen stammen von: - http://diglit.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg848/0191?sid=c5c408fe82143b98a66b0cf514c8a7d4 - zuletzt besucht:
22.04.2012 18:43.
34
35
Handschrift E – Die Abbildungen stammen von: http://epub.ub.unimuenchen.de/10638/1/Cim._4.pdf - zuletzt besucht: 22.04.2012 18:53.
36
Informationsblatt 10: Das Gedicht „Ich weis den wec nv lange wol“
Kurs:
Name:
Datum:
Verfasser
Reinmar der Alte
Titel
Ich weis den wec nu lange wol / Ein wîser man
Entstehungszeit
um 1200 (Lebenszeit Reinmars: um 1160 bis 1209)
Umfang
drei bis sechs Strophen
Überlieferungsträger
Handschrift A (Kleine Heidelberger Liederhandschrift, um 1270-1280)
Handschrift B (Weingartner Liederhandschrift, um 1300)
Handschrift C (Heidelberger Liederhandschrift / Heidelberger Manesse, um 1300)
Handschrift E (Würzburger Liederhandschrift, um 1350)
Inhalt
Besonderheiten
Begriffshinweise
Handschrift A, B, C, E
 jede Handschrift erhält einen festen Buchstaben – diese Zuordnung ist also nicht nur für diese
Edition vorgenommen worden, sondern sie ist verbindlich
 solche Zuordnungen erfolgen dabei für jeden Kontext einzeln – das heißt, dass es hier
Liederhandschriften von A bis E gibt, für das Niebelungenlied gibt es beispielsweise aber auch eine
Handschrift A, eine Handschrift B usw. – deshalb ist es wichtig, dass man immer das genaue Sigel
und den genauen Namen einer Handschrift kennt und nicht nur dieses Kürzel
Transkription
 lat. trans = hinüber, herüber
lat. scribere = schreiben
 allgemein: Übertragung von einem Buchstaben- bzw. Sprachsystem in ein anderes
 eine Transkription ist bei der Editionsphilologie speziell die Übertragung des mittelalterlichen
Schriftsystems in das neuzeitliche, wobei nach bestimmten Prinzipien vorgegangen wird, um die
Lesbarkeit zu gewährleisten
‐ diese Prinzipien werden dementsprechend „Transkriptionsprinzipien“ genannt und
müssen entsprechend aufgeschlüsselt werden
‐ eine Transkription ist immer die zentrale Grundlage einer jeden Edition
37
3.5. Nähere Betrachtung der Heidelberger Manesse (Handschrift C)
Wie bereits erwähnt, soll es zunächst um die Betrachtung nur einer der Handschriften gehen. Durch
die Exemplarität können sich die SchülerInnen zunächst auf eine Quelle konzentrieren und behalten
so eher den Überblick.
Die Heidelberger Manesse wurde deshalb ausgewählt, weil es sich dabei einerseits um eine der
bedeutendsten deutschen Liederhandschriften handelt und die SchülerInnen aus diesem Grund
vielleicht sogar schon einmal etwas von ihr gehört haben. In diesem für die meisten unvertrauten
Feld mittelalterlicher Literaturproduktion kann so für einige etwas Vertraulichkeit aufgebaut werden.
Nicht zuletzt kann das Bewusstsein einer allgemein zuerkannten Bedeutung das Interesse für das
gesamte Thema fördern. Daneben enthält Handschrift C alle sechs der zum Gedicht „Ich weis den
wec nv lange wol“ zugeordneten Strophen, sodass auch nach dem Prinzip der Vollständigkeit
gegangen wurde. Außerdem ist die Handschrift – wenn auch nur wenig – jünger als Handschrift E, die
einzige, die ebenfalls alle sechs Strophen beinhaltet.
Im Folgenden finden Sie zunächst wieder ein Informationsblatt. In diesem Fall wird empfohlen,
dieses Blatt zu verteilen. Alternativ kann die Erarbeitung durch ein Schülerreferat oder Eigenrecherche erfolgen. Erneut aus zeittechnischen Gründen wäre das Informationsblatt aber sinnvoller,
zumal die Erarbeitung der Informationen besonders zeitraubend und wohl eher wenig kompetenzfördernd wäre. Wichtig ist einfach, dass die SchülerInnen den Kontext dieser Handschrift erfahren, da
dieser ein wichtiges Element ihrer gesamten Vorstellung der Entstehung des Textes und damit auch
der Edition darstellt.
Dem schließt sich Informationsblatt 12 an, bei dem der Prozess unterschiedlicher Transkriptionen
offengelegt werden soll. Ist die Transkription auf der linken Spalte handschriftnah gestaltet, ist jene
in der Mitte eher leserfreundlich. In der rechten Spalte ist – wie bereits erwähnt – eine Übersetzung
dazugegeben. Weitere Erläuterungen finden sich unter 3.2.
Im 13. Informationsblatt wird schließlich eine Strophe des Liedes genauer unter die Lupe genommen,
um den ‚typischen‘ Aufbau einer Edition aufzuzeigen. Dabei soll durch die zwei Möglichkeiten
vermittelt werden, wie viel Aufwand hinter einer guten und vollständigen Edition steckt. Alles in
allem soll dieses Konzept schließlich auch bewirken, dass die SchülerInnen nicht nur bewusst – im
Sinne von kritisch – mit einem bearbeiteten, edierten Text umgehen, sondern auch Respekt vor ihm
haben. Aus diesem Grund ist auch ein vergrößerter Ausschnitt des 23. und 24. Verses in der Handschrift mit hinzugefügt worden, der ein besonders schwierig zu entzifferndes Wort enthält.
38
Informationsblatt 11: Die Große Heidelberger Liederhandschrift
Kurs:
Name:
Datum:
Bedeutung und Umfang der „Manessischen Liederhandschrift“
 die Heidelberger oder – nach den Auftraggebern – Manessische Liederhandschrift ist eine der
berühmtesten mittelalterlichen Handschriften überhaupt
 dabei ist sie einer der wichtigsten Überlieferungsträger für den Minnesang und die
Sangspruchdichtung vom 12. bis ins frühe 14. Jahrhundert – sie enthält etwa 5200 Liedstrophen!
Was heißt ‚Manesse‘?
 Manesse war eine Züricher Patrizierfamilie, die besonders um 1300 bedeutsam war
‐ ihre Mitglieder übernahmen viele Jahrzehnte lang hohe Ämter in Zürich
 die Liederhandschrift wurde wohl um 1300 begonnen immer wieder ergänzt und erweitert, bis sie
gegen 1340 beendet wurde
‐ mit der eigenen Liederhandschrift wollte man wohl das eigene Ansehen erhöhen
‐ der repräsentative Anspruch der Handschrift zeigt sich nicht nur in ihrem Umfang, sondern
auch in ihrer kostbaren Ausstattung
 wahrscheinlich sammelten die Manesse aus bereits vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen,
eventuell aus den von ihnen selbst in Auftrag gegebenen Liederbüchern
Aufbau
 die Lieder sind nach Verfassern geordnet, wobei jedem Kapitel
eine ganzseitige fiktive Miniatur des jeweiligen Dichters
vorangestellt ist (Beispiel: Reinmar der Alte  )
‐ die Verfasser sind nach Ständen sortiert, von Kaiser
Heinrich VI. über die Könige, Herzöge, Grafen, einfache
Adlige, die nichtadligen Sänger bis hin zu den Fahrenden
‐ so wurde die höfische Lyrik als standesgemäß, ja sogar
als Adelskunst, eingeführt
 Probleme dieses Aufbaus
‐ bei einigen Verfassern kannten die Redakteure den
Stand wahrscheinlich gar nicht, sodass wohl einige
Einordnungen nicht ganz richtig sind
‐ außerdem musste jedes Lied einem Dichter zugeordnet werden, obwohl vielleicht z.T. gar
keine Angaben vorlagen – einen Bereich für anonyme Dichter sah das Konzept nicht vor
Varianzen
 die Redakteure der Heidelberger Manesse nahmen Verbesserungen vor – so beseitigten sie unreine
Reime, die in den Liedern des 12. Jahrhunderts noch vergleichsweise üblich waren, im 13.
Jahrhundert jedoch gar nicht mehr gebilligt wurden
 daran ist zu erkennen, dass nicht nur ein repräsentatives, sondern auch ein literarisch-ästhetisches
Interesse an die Texte herangetragen wurde
‐ außerdem hatten sie wahrscheinlich ein historisches Interesse: der Minnesang hatte zu
dieser Zeit seine Hochzeit hinter sich, sodass es wahrscheinlich ist, dass die Redakteure und
Auftraggeber den Minnesang vor dem Vergessen bewahren wollten
 keineswegs ist die Manessische Liederhandschrift darin eine Ausnahme – viele Handschriften
überliefern Texte nicht so, wie sie entstanden sind, sondern rezeptieren sie aktiv
Quellen
Abbildung
Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter. Tübingen 20063.
Hübner, Gert: Ältere deutsche Literatur. Tübingen 2006.
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0191
- zuletzt besucht: 01.05.2012 16:54.
39
40
War umbe fueget diu mır leıt. von der ıch ho
he ſolte tragen den mvot ıo wırbe ıch nıht
mıt kùndekeıt. noch durh verſuochen als ıe
doch vıl manıger tuot. ıch wart nıe rehte
fro wan als ıch ſi ſach vnd gıe von herzen
gar ſwas mın mvnt ıe wıder ſı geſprach.
ſol nv diu triuwe ſın verlorn ſo darf eht nıe
man wunder nemen han ıch vnderwılern
eınen kleınen zorn.
Eın wıſe man ſolt nıht zevıl ſın wıb
verſuochen noch geheıſſen deſt gezıhen
deſt mın rat. von der er ſıch nıht ſcheıden
wıl vnd ſı der waren ſchulde ovch deheıne
hat ſwer wıl al der werlte lvge an eın en
de komen der hat ım an not eın vıl herze
klıcheſ leıt genomen. man ſol boeſe rede ver
dagen vnd frage ovch nıeman lange deſ das
er ungerne hoere ſagen.
War umbe fget dù mır leıt. vō dϟ ıch ho
he ſolte tragē den mt ıo wırbe ıch nıht
mıt kùndekeıt. noch durh vϟſůchē als ıe
doch vıl manıger tůt. ıch wart nıe rehte
fro wan als ıch ſi ſach vn̄ gıe vō herzen
gar ſwas mın mvnt ıe wıder ſı gesprach.
ſol nv dù trùwe ſın vϟlorn ſo darf eht nıe
man wunder nemē han ıch vnderwılēr
eınē kleınē zorn.
Eın wıſe man ſolt nıht zevıl ſın wıb
vϟſůchen noch geheıſſen deſt gezıhen
deſt mın rat. von der er ſıch nıht ſcheıdē
wıl vn̄ ſı der waren ſchulde ch deheıne
hat ſwer wıl al der wϟlte lvge an eın en
de komē der hat ım an not eın vıl hϟze
kϟlıcheſ leıt genomē. man ſol bſe rede vϟ
dagen vn̄ frage ch nıemā lange deſ dc
er ungerne hre ſagen.
1
2
3
Aufgelöste Transkription
Ich weıs den wec nv lange wol der von der lıe
be vnz an das leıt. der ander der mıch wı
ſen ſol vs leıde ın lıebe der ıſt mır noch vn
bereıt das mir von gedanken ıſt als vnmaſſe
we deſ vber hoere ıch vıl vnd tuon als ıch deſ
nıht verſte gıt mınne nıht wan vngemach.
ſo movſſe mīne unſelig ſın dıe ſelben ıch noh
ıe ın bleıcher varwe ſach.
Handschriftnahe Transkription
Ich weıs den wec nv lange wol der vō der lıe
be vnz an das leıt. der ander der mıch wı
ſen ſol vs leıde ın lıebe der ıſt mır noch vn
bereıt dc mir vō gedankē ıſt als vnmaſſe
we deſ vber hre ıch vıl vn̄ tn als ıch deſ
nıht vϟſte gıt mınne nıht wan vngemach.
ſo mſſe mīne unſelig ſın dıe selbē ıch noh
ıe ın bleıcher varwe ſach.
Str.
Name:
Ich kenne den Weg nun schon lange gut, der
von der Liebe ins Leid [führt]. Der andere,
der mich aus dem Leid in die Liebe führen
soll, der ist für mich noch nicht bereitet. Dass
es mir von Gedanken so unmäßig weh ist,
davon überhöre ich viel und tue so, als ob ich
davon nichts verstehe. Gibt die Minne nur
Ungemach, dann soll die Minne verflucht
sein. Ich habe sie noch immer in bleicher
Farbe gesehen.
Ein weiser Mann soll seine Frau [,von der er
sich nicht trennen will,] weder zu viel auf die
Probe stellen, noch bezichtigen []. Das ist
mein Rat. (Vor allem soll er es nicht tun),
wenn sie nicht wirklich schuldig ist. Wer ans
Ende der Lügen der ganzen Welt kommen
will, der hat sich ohne zwingenden Grund ein
großes Herzeleid aufgeladen. Man soll zu
bösen Worten schweigen und es soll auch
niemand lange nach etwas fragen, was der
ungerne sagen hört.
Warum fügt gerade die mir Leid zu, durch
die ich eigentlich hohe Freude erleben sollte?
Ihr gegenüber handle ich weder mit
Verschlagenheit noch um sie in Versuchung
zu führen, wie es viele tun. Ich wurde nur
dann richtig froh, wenn ich sie sah und dann
kam alles ganz von Herzen, was mein Mund
zu ihr sagte. Soll nun diese Treue verloren
sein, so darf es niemanden wundern, wenn
ich manchmal ein wenig zornig bin.
Kurs:
Übersetzung
Informationsblatt 12: Edition Handschrift C – Transkriptionsprozess
Datum:
Übersetzung inspiriert durch: Rupp, Heinz: Reinmars Lied Nr. 12 und die Reinmar-Philologie. In: German Life and
Letters, 34 (1980), S. 81 - 93.
41
Des eınen von dekeınes me wıl ıch eın meı
ſter ſın al dıe wıle ıch lebe das lob wıl
ıch das mır beſte von mır dıe kvnſt dıu werlt
gemeıne gebe das nıeman ſın leıt ſo ſchone
kan getragen des beget eın wıb an mır
das ıch naht noch tac nıht kan gedagen nv
han eht ıch ſo ſenften mvot. das ıch ır has ze
froeiden nıme owe wıe rehte unſanfte das
mır doch tuot.
Es tuot eın leıt nach lıebe we ſo tuot ouch
lıhte eın lıeb nach leıde wol ſwer wel
le das er fro beſte das eıne er dvr daſ an
der lıden ſol mıt beſcheıdenlıcher klage
von gar an arge ſitte. zer welte ıſt nıht
ſo guot das ıch ıe geſach ſo gvot gebıtte ſwer
dıe gedulteklıchen hat. der kam des ıe mıt
froeıden hın alſo dınge ıch das mın noch werde
| rat.
Des enē v dekeϟnes me wıl ıch eın meı
ſter ſın al dıe wıle ıch lebe das lob wıl
ıch das mır beſte v mır dıe kvnſt dù wϟlt
gemeıne gebe dc nıem ſn let o chone
kan getragē des beget eın wıb an mır
dc ıch naht noch tac nıht kan gedagē nv
han eht ıch o enftē mt. dc ch r has ze
friden nme owe we rehte unanfte dc
mr doch tt.
Es tt en let nach lebe we o tt ch
lhte en leb nach lede wol wer wel
le das er fro bete dc ene er dvr da an
der lden ol mt bechedenlcher klage
v gar an arge ſitte. zer welte t nht
o gt dc ch e geach o gt gebtte wer
de gedulteklchē hat. der kam des e mt
friden hn alſo dnge ch dc mn noch wϟdr
| rat.
4
5
6
Aufgelöste Transkription
Sı ıehent daz ſtete ſı eın tugent der an
dern frowe wol ım der ſın habe ſı
hat mır ſtete ın mıner ıvgent mır gebro
chen mıt ır ſchonen zùhten abe das ıch
ſı vnz an mınen tot nıemer me gelobe ıch
ſıhe nv vert ſere wuetende als er tobe das
den dıu wıb noch mınner e daerne eınen
man der deſ nıht kan ıch geſprach ın nıe
ſo nahe me.
Handschriftnahe Transkription
Sı ehent dc ſtete ſı eın tugent der an
dern frowe wol ım der ſın habe ſı
hat mır ſtete ın mıner vgent mır gebro
chen mıt ır ſchonen zùhten abe dc ch
ſi unz an mnē tot nemer me gelobe ch
he nv vert ere wtende als er tobe dc
den dù wb noch minnēr e dne enen
man der de nht kan ch geprach n ne
o nahe me.
Str.
Leid nach Liebe tut weh, aber Liebe nach
Leid tut auch wohl. Jeder, der froh bleiben
will, muss das eine um des anderen willen
ertragen, und zwar mit verständiger Klage
und ganz ohne schlechtes Verhalten. Auf der
Welt habe ich nichts gesehen, was besser
verweilen kann als jemand, der die Geduld
hat. Der kam damit schließlich immer zur
Freude. Also hoffe ich, dass mir noch Hilfe
zukommt.
Nur in einem will ich ein Meister sein, so
lange ich lebe. Dieses Lob soll mir bestehen
bleiben. Die ganze Welt soll mir anerkennen,
dass niemand sein Leid so schön tragen
kann. Dieses fügt mir eine Frau zu, so dass
ich Tag und Nacht nicht schweigen kann.
Nun bin ich aber so sanftmütig, dass ich
ihren Hass für Freude nehme. Aber, o weh,
es tut mir dann doch sehr weh.
Sie behauptet, dass Beständigkeit eine
Tugend der anderen Damen sei. Wohl dem,
der sie nicht hat. Sie hat mir die
Beständigkeit in meiner Jugend mit ihrer
schönen Bildung / Sittsamkeit so zerstört,
dass ich sie bis zu meinem Tod nie mehr
lobe. Ich sehe nun, (dass die Frauen den,) der
wütend herumfährt, (geradezu) als ob er
tobe, eher lieben als einen Mann, der davon
nichts versteht. Ich jedenfalls bin ihnen mit
Worten niemals so nahegetreten.
Übersetzung
Informationsblatt 13: Eine typische Edition – beispielhaft an Strophe 3
Kurs:
Name:
Strophe 3
Datum:
A:
S. 2r
Text nach C
B:
S. 89
C:
S. 100v
E:
S. 188v
18
Eın wıſe man ſolt nıht zevıl ſın wıb
19
verſuochen noch geheıſſen deſt gezıhen
20
deſt mın rat. von der er ſıch nıht ſcheıden
21
wıl vnd ſı der waren ſchulde ovch deheıne
22
hat ſwer wıl al der werlte lvge an eın en
23
de komen der hat ım an not eın vıl herze
24
klıcheſ leıt genomen. man ſol boeſe rede ver
25
dagen vnd frage ovch nıeman lange deſ das
26
er ungerne hoere ſagen.
Die Strophe ist in den Handschriften A, B, C und E überliefert, wobei aufgrund von Ähnlichkeiten
angenommen wird, dass B und C auf eine gemeinsame Vorlage BC* zurückgehen.
NA CH MÖGLICHKEIT 1:
ALLE UNTERSCHIEDE AUFFÜHREN
18 Eın | Aın (B) | Eya (E)
wıſe | wıser (A) | wıſe (B) | wıſer (E) |
ſolt | ſol (A, B, C)
nıht | nıcht (A)
zevıl | ze vıl (B, E)
19 verſuochen | gezıhen (E) noch | noh (A)
geheıſſen | gezıhen (A, B) | verſuoch + en (E)
deſt gezıhen deſt mın rat | dest mın rat (A) | daſt mın rat (B) | deſt mın rat (A)
NACH MÖGLICHKEIT 2:
NUR GRÖßERE UNTERSCHIEDE AUFFÜHREN
21 deheıne | keıne (A) | dehaıne (B) | keıne (E)
23 herze-klıcheſ leıt | hercelıches leıt (A) | harcelıches leıt (B)
Beispiel für Probleme bei der Worterkennung
42
|
hertzeleit (E)
3.6. Handschriftenvergleiche
3.6.1. Varianten auf der Ebene des Liedes
Im Folgenden sind die Handschriften in den bearbeiteten Transkriptionen nebeneinander gestellt. In
diesem Arbeitsschritt soll es zentral um die Erkenntnis gehen, dass je nach Reihenfolge und Menge
der Strophen eine ganz andere Wirkung des Gedichtes entstehen kann. Um diese Wirkung zu
erkennen, müssen die SchülerInnen nun selbst aktiv werden. Folgende Vorgehensweise wird dabei
empfohlen:
1. Der Kurs wird in Gruppen aufgeteilt, die aus maximal vier Personen bestehen.
2. In jeder Gruppe erfassen die SchülerInnen anhand der Übersetzung auf den Seiten 39 und 40
die zentralen Aussagen jeder einzelnen Strophe – möglichst unabhängig von den anderen.
Diese tragen sie in die entsprechenden Felder ein.
3. Nun experimentieren sie. Jede Gruppe betrachtet dabei jede Handschrift – sonst geht der
Vergleichsaspekt zu stark verloren. Die Handschriften werden nacheinander betrachtet,
wobei immer die jeweiligen Strophen und ihre Bedeutung nebeneinander gehalten werden.
Das ist wichtig, da die SchülerInnen in dieser kurzen Zeit nur schwerlich den Inhalt allein
anhand der Transkription feststellen können. Sie sind natürlich stark auf das Neuhochdeutsche fixiert – dem muss entgegengekommen werden!
4. Gemeinsam erkennen sie mögliche Unterschiede – einige Kombinationen wirken eventuell
melancholischer, andere zuversichtlicher. Abschließend tragen die Gruppen ihre Ergebnisse
zusammen. Im Idealfall entsteht dabei eine rege Diskussion – lassen Sie den SchülerInnen
freien Lauf.
Da dieser Abschnitt der Bearbeitung stark emotional geleitet ist, ist eine angenehme Atmosphäre
wichtig. Gerade beim Projekt, bei dem ggf. SchülerInnen zusammentreffen, die sich zuvor nicht oder
kaum kannten, ist es an dieser Stelle positiv, dass alles Vorherige bereits sehr umfangreich war. Denn
bis zum jetzigen Zeitpunkt haben sich die Teilnehmer idealerweise besser kennengelernt, sodass eine
offenere Kommunikation möglich ist.
43
Informationsblatt 14: Strophenreihenfolgen
Kurs:
Name:
Handschrift A
Datum:
Handschrift B

Eın wıser man ſol nıcht zevıl ſın wıp versvohen.
Ich waıs den weg nv lange wol. der von der
noh gezıhen deſt mın rat von der er ſıch nıcht ſcheıden wıl.
lıebe gar vnz an das laıt. der ander der mıch wıſen ſol.
vnd er der waren ſchvlden doch keıne hat.
vs laıde ın lıebe der ıſt mır noch vnberaıt. das mır
Swer wıl al der wehe lvge an eın ende komen.
von gedęnken ıſt alſe vnmaſſen we. des vberhǒre ıch
der hat ım ane not eın vıl hercelıches leıt genomen.
vıl. von tvon als ıch des nıht verſte. gıt mınne nvwan
wan ſol boeſer red gedagen.
vngemach ſo mſſe mınne vnſelıg ſın. dıe ſelben
frage och nıeman lange des das er vngerne hore ſagen.
ıch noch ıe ın blaıcher varwe ſach.
War vmbe vueget mır dıv leıt. von der ıch hohe ſolte tragen den mvot.
Aın wıſe man ſol nıht ze vıl ſın wıp verſvochen noch ge
ıo wırb ıch nıht mıt kvndecheıt. noch dvr verſuochen alſam vıl meneger tvot.
zıhen daſt mın rat von der er ſıch nıht ſchaıden wıl. vnd
ıch enwart nıe rehte vro. wan ſo ıch ſı ſach.
ſı der waren ſchvlde ovch dehaıne hat. ſwer wıl al der wel
ſo gıe von herzen gar ſwe mın mvnt wıder ſı geſprach.
te lge an aın ende komen der hat ıme an not aın vıl
ſol nv dıv trıvwe ſın verlorn.
harcelıches laıt genomen. man ſol bǒſe rede verdagen.
ſo endarf ez nıeman wunder nemen han ıch vnder wılen eınen cleınen zorn.
vnd frage ovch nıemen lange des das er vngerne hǒre ſagen.
Sı regent der ſtete ſı eın tvgent. der andern frowe ſo wol under ſı habe.
Ƨ ıchent das ſtete aın tvgent. der andern vrowen
ſı hat mıt froıd ın mıner ıvgent mıt ır wol ſchoner zuht gebrochen abe.
wol ım der ſin habe. ſı hat mır ſtete ın mıner ıvgent.
der ıch unz an mınen tot.
mır gebrochen mıt ır ſchǒnen zvhten abe. das ıch ſı vnz
nıemer ſı gelobe ıch ſıche wol ſwer nu vert wuetende als er tobe.
an mınen tot. nıemer me gelobe. ıch ſıhe wol ſwer nv
der den dıv wıp ſo mınnete é.
vert. ſere wŭtende als er tobe das den d wıp noch
danne eınen man. des des nıht kan.
mınnent e. danne aınen man. der des nıht kan. ıch
ıch enſprach ın nıe ſo nahe me.
geſprach ıme nıe ſo nahe me.
44
Handschrift C
Handschrift E

Eya wıſer man ſol nıht ze vıl
Ich weıs den wec nv lange wol der von der lıe
ſın wıp gezıhen noch versuoch
be vnz an das leıt. der ander der mıch wı
en deſt min rat · von der er doch nıht
ſen ſol vs leıde ın lıebe der ıſt mır noch vn
ſcheıden wıl · vnd der warn ſchulde
bereıt das mir von gedanken ıſt als vnmaſſe
doch keıne hat · ſwer wıl al der wer
we deſ vber hoere ıch vıl vnd tuon als ıch deſ
elde ze ende kummen · der hat im
nıht verſte gıt mınne nıht wan vngemach.
ane not ein hertzeleit genummen
ſo movſſe mīne unſelig ſın dıe ſelben ıch noh
man ſol boeſer rede gedagen · vnd vıa
ıe ın bleıcher varwe ſach.
ge nieman lange daz er doch vnger
ne hoere ſagen ·
Sıe ıchent daz dıe
War umbe fueget diu mır leıt. von der ıch ho
ſtete ſıe eın tugent · der andern frau
he ſolte tragen den mvot ıo wırbe ıch nıht
uwe wol ım der ſıe habe · dıe hat
mıt kùndekeıt. noch durh verſuochen als ıe
mir frauden an miner ıugent ·
doch vıl manıger tuot. ıch wart nıe rehte
gebrochen mit ır ſchoenen zuechten
fro wan als ıch ſi ſach vnd gıe von herzen
abe · daz ıch ſıe vntz an mınen tot
gar ſwas mın mvnt ıe wıder ſı geſprach.
nimmer wıl gelobe · ıch ſıhe wol ſwer
ſol nv diu triuwe ſın verlorn ſo darf eht nıe
nu fert wuetende als er tobe · daz der
man wunder nemen han ıch vnderwılern
due wıp nu mınnert e · denne einen
eınen kleınen zorn.
man der des nıht kan · ıch geſprach
ın nıe ſo nahe me ·
War vemme
Eın wıſe man ſolt nıht zevıl ſın wıb
fùgent ſıe mir leıt · von den ıch
verſuochen noch geheıſſen deſt gezıhen
hohe ſolte tragen den muot · ıon
deſt mın rat. von der er ſıch nıht ſcheıden
wırbe ıch nıt mit kuendekeıt · noch
wıl vnd ſı der waren ſchulde ovch deheıne
durch verſuochen ſo vıl manıger tuot ·
hat ſwer wıl al der werlte lvge an eın en
ıchn wart nıe rehte vro wenne
de komen der hat ım an not eın vıl herze
als ıch ſıe ſach · vnd gıe von herzen
klıcheſ leıt genomen. man ſol boeſe rede ver
gar ſwaz ıe mın munt wıder ſıe
dagen vnd frage ovch nıeman lange deſ das
geſprach ·ſol nv dıe truewe ſın ver
er ungerne hoere ſagen.
lorn · ſo darf des nıeman wundern
han ıch vnderwıln einen cleınen
Sı ıehent daz ſtete ſı eın tugent der an
dern frowe wol ım der ſın habe ſı
hat mır ſtete ın mıner ıvgent mır gebro
chen mıt ır ſchonen zùhten abe das ıch
ſı vnz an mınen tot nıemer me gelobe ıch
ſıhe nv vert ſere wuetende als er tobe das
den dıu wıb noch mınner e daerne eınen
man der deſ nıht kan ıch geſprach ın nıe
ſo nahe me.
|
zorn
Tuot ein leit nach lıebe we ·
ſo tuot auch lıht ein lıeb nach leı
de wol · ſwer wolle daz er fro beſte ·
daz eine er durch daz ander lıden ſol ·
mit beſcheıdenlıcher clage vnd ane
arge ſıte · zer werlde wart nıe nıht
ſo guot des ıch ıe geſach ſo guot gebıte ·
der dıe beſcheıdenlıchen hat · der ko
mes ıe mit frauden hın · allus mac
mın noch werden rat
45
Des einen
Des eınen von dekeınes me wıl ıch eın meı
vnd deheines me · muoz ıch ein meıſter
ſter ſın al dıe wıle ıch lebe das lob wıl
ſı dıe wıle ıch lebe · daz lob wıl ıch
ıch das mır beſte von mır dıe kvnſt dıu werlt
mır beſte · vnd daz man mir dıe kunſt
gemeıne gebe das nıeman ſın leıt ſo ſchone
vor alder werelde gebe · daz nıht mannes
kan getragen des beget eın wıb an mır
kan ſın leit ſo ſchone tragen · ez be
das ıch naht noch tac nıht kan gedagen nv
gat eın wıp an mır des ıch tat noch
han eht ıch ſo ſenften mvot. das ıch ır has ze
naht nıht mat gedage · ſo bın aber
froeiden nıme owe wıe rehte unſanfte das
ıch ſo wol gemuot · daz ıch ır haz ze
mır doch tuot.
frauden nıme · owe wie reht vnſa
mfte doch daz ſelbe tuot ·
Ich weız
Es tuot eın leıt nach lıebe we ſo tuot ouch
lıhte eın lıeb nach leıde wol ſwer wel
le das er fro beſte das eıne er dvr daſ an
der lıden ſol mıt beſcheıdenlıcher klage
von gar an arge ſitte. zer welte ıſt nıht
ſo guot das ıch ıe geſach ſo gvot gebıtte ſwer
dıe gedulteklıchen hat. der kam des ıe mıt
froeıden hın alſo dınge ıch das mın noch werde rat
den wec nu lange wol der von lıebe
get vntz an daz leit · der ander der
mich wıſen ſol · vz leıde in lıep der
ıſt mir vıl vngereit · deaz mir was
von gedanken wa vmmazzen we ·
des veber hoere ıch vıl vnd tuon reht
als ıch mis niht verſte · git mine
nuer wanne vngemach ſo muoz mi
ne vnſelic ſı · wenne ıch ſıe noch
in bleıcher varwe ſach ·
Zentrale Aussage von „Ich weis den wec“
Zentrale Aussage von „war umbe fueget“
Zentrale Aussage von „Eın wıſe man“
46
Zentrale Aussage von „Sı ıehent daz“
Zentrale Aussage von „Des eınen von dekeınes me“
Zentrale Aussage von „Es tuot eın leıt“

3.6.2. Varianten auf der Ebene der Strophen und Verse
Dieser Schritt geht nun sehr weit und ist wirklich nur anzuwenden, wenn Zeit vorhanden ist und die
SchülerInnen bereits einen umfassenden Einblick über die Funktion von Editionen und den Aufbau
des Gedichtes erlangt haben.
Es handelt sich um ein recht übliches und mitunter auch sehr effektives Vorgehen in der Editionsphilologie: Durch direkte Gegenüberstellung einzelner Verse werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten direkt offenbar. Es kann vor allem bei vielfachen Überlieferungen zu einem sehr ermüdenden
Verfahren werden – ein Grund, es nicht im Unterricht weiter zu verfolgen. Dennoch soll Ihnen entsprechendes Material nicht verwehrt bleiben, zumal die SchülerInnen hiermit wirklich einen tiefen
Einblick in die editorische Arbeit bekommen können. Einerseits erkennen sie hierbei selbst die Unterschiede zwischen den Handschriften und ggf. sogar die entsprechenden Folgen für Inhalt und eventuelle Verwandtschaften der Handschriften. Andererseits sollen sie das Vorgehen an sich reflektieren
und eigene Wege finden, Handschriftenvergleiche vorzunehmen.
Grundsätzlich handelt es sich aber dennoch um ein Sondermodul des Konzeptes, welches Sie
eventuell auch viel später zur Wiederholung und Vertiefung nutzen können.
47
Informationsblatt 15: Versvergleiche
a
Kurs:
Name:
Datum:
Im Folgenden sehen Sie eine Möglichkeit, Varianten innerhalb einer Strophe miteinander zu
vergleichen. Bewerten Sie dieses Vorgehen. Suchen Sie sich einen Vers aus und nehmen Sie eine
eigene Vergleichsform vor. Bewerten Sie auch dieses Vorgehen.
aus dem Vers zuvor
Inhalt
Fortführung im nächsten Vers
B
Ich waıs den weg nu lange wol. der von der
[lıebe]
C
Ich weıs den wer nv lange wol der von der lıe
[be]
E
Ich weız
den wet nu lange wol der von liebe
Vers 1
Vers 2
B
lıebe gar unz an das laıt. der ander der mıch wıſen ſol.
C
[lıe]
be vnz an das leıt. der ander der mıch wı
[ſen ſol]
E
[liebe]
get vntz an daz leit · der ander der
[mich wıſen ſol]
B
[mıch wıſen ſol.]
us laıde ın lıebe der ıſt mır noch unberaıt. das mır
C
[mıch wı]
ſen ſol us leıde ın lıebe der ıſt mır noch vn
Vers 3
[bereıt daz mir]
mich wıſen ſol · vz leıde in hep der
ıſt mir vıl vngereit · deaiz mir waſ
E
Vers 4
B
[unberaıt. das mır]
C
[vn]
E
[vngereit · deaiz mir waſ]
von gedęnken ıſt alſe unmaſſen we. des ùberhǒre ıch
bereıt daz mir von gedanken ıſt als vnmaſſe
we deſ vber hoere ıch vıl vnd tuon als ıch deſ
von gedanken wa vm mazzen we ·
des vober hoere ıch vıl vnd tuon reht
[vıl. von tuon als ıch des]
[als ıch mis]
Vers 5
B
vıl. von tuon als ıch des nıht verſte. gıt mınne nuwan
[ungemach]
C
[vıl vnd tuon als ıch deſ]
nıht verſte gut mınne nıht wan vngemach.
E
[vıl vnd tuon reht]
als ıch mis nıht verſte · git nime
[nuer wanne vngemach]
B
[nuwan]
ungemach ſo mùſſe mınne unſelıg ſın. dıe ſelben
[ıch noch]
C
[nıht wan vngemach.]
ſo mouſſe mīne unſelig ſın dıe selben ıch noh
Vers 6
nuer wanne vngemach ſo muoz mi
ne vnſehe ſı · wenne ıch ſıe noch
E
Vers 7
B
ıch noch ıe ın blaıcher varwe ſach.
C
[ıch noh]
te ın bleıcher varwe ſach.
E
[ıch ſıe noch]
in bleıcher varwe ſach ·
48
4. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
Primärquellen
Handschrift A – Die Abbildung stammt von: http://digi.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg357/0005?sid=fd8638a54c1f51d8a8aa70e62cf0b8ea - zuletzt besucht:
22.04.2012 18:12.
Handschrift B – Die Abbildungen stammen von: - http://dfgviewer.de/show/?set%5Bimage%5D=68&set%5Bzoom%5D=default&set%5Bdebug%5D=0&set%5Bdo
uble%5D=0&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fdigital.wlbstuttgart.de%2Foai%2Foai2.php%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3
Durn%3Anbn%3Ade%3Absz%3A24-digibib-bsz3194213177 - zuletzt besucht: 22.04.2012 18:18. Beide
wurden aus Platzgründen zugeschnitten.
Handschrift C – Die Abbildungen stammen von: - http://diglit.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg848/0191?sid=c5c408fe82143b98a66b0cf514c8a7d4 - zuletzt besucht:
22.04.2012 18:43.
Handschrift E – Die Abbildungen stammen von: http://epub.ub.unimuenchen.de/10638/1/Cim._4.pdf - zuletzt besucht: 22.04.2012 18:53.
Die Informationen zu den Handschriften (Tabellen S. 27 - 30) wurden anhand der entsprechenden
Webseiten erstellt:
Handschrift A http://www.handschriftencensus.de/4927
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg357
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0031.htm
Handschrift B
http://www.handschriftencensus.de/5914
Handschrift C http://www.handschriftencensus.de/4957
http://diglit.ub.uniheidelberg.de/diglit/cpg848/0191?sid=c5c408fe82143b98a66b0cf514c8a7d4
Handschrift D http://www.handschriftencensus.de/6441
http://epub.ub.uni-muenchen.de/10638/1/Cim._4.pdf
Zum Teil wurden dafür auch die Zusammenstellungen der Wiki- und Kursmitglieder von „Edition
mittelhochdeutscher Texte WiSe 2011“ genutzt. Diese Informationen wie auch ihre
Transkriptionen wurden jedoch vollständig durchgesehen und teilweise verändert oder ergänzt.
49
Sekundärquellen
Vor allem um die Abschnitte zum historischen Hintergrund und zu den mittelalterlichen Sprachen zu verfassen, nutzte ich meine Mitschriften aus der Vorlesung „Konzepte des Wunderbaren“ von Frau Prof. Dr.
Eming aus dem WS 2010/11 und jene von der Vorlesung „Einführung in die Geschichte des Mittelalters“ von
Herrn Prof. Dr. Thumser aus dem WS 2011/12, beide veranstaltet an der FU Berlin.
Bauschke, R.: Reinmar. In: Lexikon des Mittelalters. Band VII. München 1995. S. 668 - 670.
Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter. Tübingen 20063.
Hofmeister, Wernfried: Reinmar der Alte. In: Kindlers Literaturlexikon. Band 13. Stuttgart, Weimar 2009 3. S.
567 - 568.
Hübner, Gert: Ältere deutsche Literatur. Tübingen 2006.
Kornrumpf, Gisela: Reinmar der Alte. In: Killy Literaturlexikon. Band 9. Berlin, New York 2010². S. 534 - 537.
Müller, Reinhard: Reinmar. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Band 12. Bern, Stuttgart 1990³. S. 920 - 924.
Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Stuttgart 1992.
Rupp, Heinz: Reinmars Lied Nr. 12 und die Reinmar-Philologie. In: German Life and Letters, 34 (1980),
S. 81 - 93.
Weddige, Hilkert: Einführung in die germanistische Mediävistik. München 1997.
50
Abbildungsverzeichnis (außerhalb der Handschriftenscans)
http://www.s-line.de/homepages/m-ebener/Kreuzzug-Karten-100.jpg - zuletzt
besucht: 25.04.2012 23:20. [Europakarte Hochmittelalter, S. 13]
http://www.abendblatt.de/multimedia/archive/00840/lesen_dunkeln_HA_Ba_84086
9c.jpg - zuletzt besucht: 16.04.2012 13:19. [Lesender Junge, S. 14]
http://www.qhistory.de/wp-content/uploads/2011/05/Minnesang-im-Mittelalter.jpg
- zuletzt besucht: 16.04.2012 13:22. [Vortragender Minnesänger, S. 14]
http://www.gutenbergdigital.de/gudi/galerie/bilder/abbild/schreiber.jpg- zuletzt
besucht: 16.04.2012 13:24. [Abschrift durch Mönche, S. 14]
http://sjorps4.files.wordpress.com/2009/08/papier.jpg- zuletzt besucht: 16.04.2012
14:00. [Papier, S. 14]
http://www.swissinfo.ch/media/cms/images/keystone/2007/04/keyimg20070411_7
705994_1.jpg - zuletzt besucht: 16.04.2012 14:05. [Schule, S. 14]
http://www.7lists.de/uploads/images/content/default/erpho-von-muensterkreuz.jpg - zuletzt besucht: 16.04.2012 14:07. [Kreuz, S. 14]
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a0/Buchdrucker1568.png/220px-Buchdrucker-1568.png - zuletzt besucht: 16.04.2012 14:22.
[Buchdruck, S. 14]
http://www.hyperkommunikation.ch/images/skriptorium.jpg - zuletzt besucht:
26.04.2012 00:36. [Scriptorium, S. 15]
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Nibelungenlied_manuscriptc_f1r.jpg - zuletzt besucht: 26.04.2012 00:10. [Niebelungenlied, S. 15]
http://www.geschichteinchronologie.ch/eu/3R/karten-3R/1000-mittelhochdeutschLautverschiebungen.gif - zuletzt besucht: 23.03.2012 17:25. [Sprachen, S. 17,
zugeschnitten]
http://www.e-teachingaustria.at/02_cont/03content/03_be/buch/IMAGES/Handschrift-Buch.jpg - zuletzt
besucht: 25.04.2012 13:55. [Wertvolle Handschrift, hier Stundenbuch; S. 18]
http://www-user.uni-bremen.de/~wie/Egerton/eger-1-verso.jpg - zuletzt besucht:
25.04.2012 13:59. [Papyrus, S. 18]
http://k1_124.kunden1.livenet.ch/sakrileg/images/jesaja.jpg - zuletzt besucht:
25.04.2012 12:30. [Schriftrolle, S. 18]
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- zuletzt besucht: 19.04.2012 21:33. [Jenaer Liederhandschrift, S. 21]
Weiterführende Literaturhinweise
Siehe v.a. beim. Handschriftencensus.
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