Institut für Berufs- und Betriebspädagogik Geschäftsführender Direktor Prof. Dr. Michael Dick Position des IBBP Vorstands zur Hochschulstrukturplanung des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt Es ist kaum ein Jahr her, dass die Studierenden im Land in großer Zahl Sandsäcke stapelten um die Flut zurückzuhalten. Nun, unmittelbar in die erste Semesterwoche platzt der Hochschulstrukturplan des Ministeriums für Wirtschaft und Wissenschaft. Darin wird vorgeschlagen, die Fakultät für Humanwissenschaften zu schließen, um jährlich 9 Mio. Euro zu sparen (S. 32). Es wird, wie bereits im Gutachten des Wissenschaftsrates vom letzten Juli, überhaupt kein sachlicher Grund hierfür vorgebracht. Hingegen wird ignoriert, dass diese Fakultät in einem Kraftakt in den letzten Jahren ihr gesamtes Studienangebot vom Magister, Diplom und Staatsexamen auf Bachelor/Master-Studiengänge umgestellt hat, die allesamt akkreditiert sind, dass diese Fakultät erst vor 20 Jahren gegründet wurde, um aus der Technischen Universität eine Volluniversität zu machen, die die technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in einen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext stellt - orientiert am Vorbild des Universalgelehrten Otto von Guericke und vieler technischer Universitäten innerhalb und außerhalb Deutschlands, dass Studiengänge, Forschung und Weiterbildung an der FHW längst vielfältig mit den Profilschwerpunkten der OVGU verwoben sind und durch zahlreiche innovative Impulse zu deren Profilierung beitragen, dass an der FHW insgesamt 3600 junge Menschen, darunter 2200 Frauen mit vielseitigen Qualifikationen und guten Berufsaussichten studieren, die zu einem großen Teil (über die Hälfte der Bachelorstudierenden) aus anderen Bundesländern nach Sachsen-Anhalt kommen, dass die FHW in gravierendem Umfang zur Internationalisierung des Studienstandorts Magdeburg beiträgt und z. B. mit dem UNESCO-UNEVOC-Centre „Technical and Vocational Education and Training for Sustainable Development“ bundesweite und internationale Herausstellungsmerkmale besitzt. Widersprüchlich erscheint hierzu die Aussage, dass diejenigen Fächer und Professuren der FHW neu geordnet werden sollen, die entsprechend der Profilbildung an der OVGU verbleiben sollen. Wenn die Einsparvorgabe für die gesamte OVGU wie im Papier auf S. 32 genannt „nur“ 2.4 Mio. Euro beträgt, so ist die genannte Summe von 9 Mio. entweder ein Irrtum oder eine Provokation. Zwar soll die Lehrerbildung für die berufsbildenden Schulen sowie die Fächer Technik und Wirtschaft an Sekundarschulen und Gymnasien an der OVGU verbleiben, die vorgesehene Reduktion der Zweitfächer auf Mathematik, Informatik und Sport jedoch wird für Sachsen-Anhalt in diesen Studienprogrammen S. 1 ein attraktives Studienangebot kaum ermöglichen. Es wird noch schwerer als bislang, junge Studierende für die Lehrertätigkeit besonders in den technischen Fachrichtungen zu gewinnen, die für die Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs in Industrie und Handwerk notwendig sind. Die Hochschulstrukturplanung des Ministeriums für Wirtschaft und Wissenschaft ist Ausdruck eines leichtfertigen Umgangs mit der Zukunft der Stadt Magdeburg und des Landes Sachsen-Anhalt. Doch noch weitreichender scheinen die Vorschläge für ein neues Hochschulgesetz, das erheblich in die Autonomie der Universität eingreift. Es soll „eine gesetzliche Grundlage für Maßnahmen des Landes geschaffen werden (einschließlich personeller), die die Hochschulstrukturplanung … unterhalb der Ebene einer Fakultät“ betreffen, weil derzeit „z. B. Studiengänge nur durch Beschlüsse der Hochschulleitung und des Senates möglich“ seien (S. 36). Sollen die Universitäten und Hochschulen künftig durch den Wirtschaftsminister geleitet werden? Wir erleben derzeit, wie das Ministerium durch das Nicht-Aussprechen von Berufungen in die FHW hineinregiert und diese zunehmend vor unlösbare Probleme stellt. Eine Ausweitung dieser Kompetenzen stärkt den politischen und schwächt den fachlichen Einfluss, was der Grundidee der Universität als freiem Ort der Forschung und Lehre mit ausgeprägter Selbstverwaltung zuwider läuft. Das IBBP wird sich weiterhin nicht nur für die Lehrerbildung, sondern für die gesamte Fakultät einsetzen und wirkt dazu aktiv in der Strukturkommission mit. Es weiß dabei um die Unterstützung des Rektorats. Dessen Stellungnahme am 04.04.14 verdeutlicht, wie sehr das Vertrauen zwischen Politik und Wissenschaft im Land durch das Vorgehen des Ministeriums strapaziert wird. Wir bitten daher alle Mitarbeitenden, das Institut weiterhin würdig nach außen zu vertreten - durch unsere exzellente Arbeit, aber auch durch unseren Protest gegen eine mindestens leichtsinnige, eher aber mutwillig zerstörerische Wissenschaftspolitik des Landes. Bitte informieren und unterstützen Sie die Studierenden unserer Fakultät in ihren Aktionen! Magdeburg, 07.04.2014 S. 2