Vortrag Lohmann STG 2015 kurz

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Das Interesse der Deutschen Urlauber
am Thema Nachhaltigkeit.
Martin Lohmann
Kurzfassung zum Vortrag auf der Jahrestagung der
Schwarzwald Tourismus GmbH
Bühl, 15. Juli 2015
Der Mehrheit der Touristen macht eine Urlaubsreise nicht, um die Natur zu schützen oder um ihre Fürsorge für Arbeitskräfte im Tourismus wirksam werden zu lassen. Sie reisen, um schöne Ferien zu machen. So kommen Jahr für
Jahr jeweils rund 70 Millionen Urlaubsreisen der Deutschen zusammen, mal in die Ferne und mal in die Nähe, mal
kurz, mal lang.
Diese Reisetätigkeit hat ohne Zweifel einen erheblichen Einfluss auf Natur und Umwelt und natürlich auf Wirtschaft
und Gesellschaft in den Zielgebieten. Der wirtschaftliche Einfluss wird meist positiv bewertet (genau deswegen betreiben ja die Anbieter in den Destinationen Tourismus), die anderen Einflüsse werden oft auch kritisch gesehen,
(nicht zuletzt auch: zerstört der Tourismus seine eigenen Grundlagen?). „Nachhaltige“ Ansätze für die Tourismusentwicklung versuchen, als negativ angesehene Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Gesellschaft möglichst gering
zu halten. Es geht dabei in erster Linie um die Angebotsgestaltung, aber natürlich muss irgendjemand (der Kunde)
diese nachhaltigen Angebote auch haben wollen. Und manche sehen in Nachhaltigkeit auch ein cooles Argument,
um Touristen zu locken.
Vor diesem Hintergrund hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) dem Thema Nachhaltigkeit
schon lange Aufmerksamkeit geschenkt, u.a. in einer umfangreichen Studie für das Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Diese Studie ist online zugänglich (www.fur.de/ra). Es geht dabei
um die Nachfrage nach nachhaltigen (insbesondere umweltverträglichen und sozialverträglichen) Urlaubsreisen.
Datenbasis ist die jährliche Reiseanalyse.
Die Ergebnisse zeigen:

Das Interesse der Deutschen am Thema Nachhaltigkeit im Urlaub ist groß und in der Tendenz eher wachsend. Nachhaltigkeit ist in den Köpfen der Menschen angekommen, quer durch die Bevölkerungsschichten.

Auch die „Ökos“ machen durchaus Reisen. Dabei ist – wenn man die Wahl hat – Umweltfreundlichkeit ein
wichtiger Aspekt für Entscheidungen zwischen Angeboten.

Wie alle anderen, so reisen auch die „nachhaltigen“ Touristen zur Erfüllung ihrer Urlaubsmotivation. Nachhaltige Urlaubsprodukte müssen Urlaubsbedürfnisse befriedigen, sonst sind sie überflüssig.

Die Zahlungsbereitschaft von Touristen steigt i.d.R. nicht, nur weil ein Anbieter sein Produkt als nachhaltig
deklariert.

Touristen sehen ihre eigene Verantwortlichkeit, sie sehen aber auch Zuständigkeiten der Tourismusbranche
und bei Politik und Verwaltung.
© NIT/Martin Lohmann, Kiel, 2015
Nachhaltigkeit und Tourismusnachfrage
-2-
Einstellung zu Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen (2015)
„Mein Urlaub soll möglichst ökologisch
verträglich, ressourcenschonend und
umweltfreundlich sein.“
11%
„Mein Urlaub soll möglichst
sozialverträglich sein.“
9%
15%
20%
9%
12%
27%
32%
29%
35%
voll und ganz
2
3
4
Martin Lohmann:
Nachhaltigkeit und Touristen
ganz und gar nicht
voll und ganz
2
3
4
ganz und gar nicht
Basis: Deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren,
Quelle: RA 2015
Will man erreichen, dass mehr Konsumenten sich für einen nachhaltigen Urlaub entscheiden, muss der Aufwand für sie in einem attraktiven Verhältnis zum Nutzen stehen. Dies kann einerseits durch die Reduktion
des Aufwands (z. B. Geld, Zeit, Anstrengungen) und andererseits durch die Erhöhung des Nutzens
(z. B. erkennbarer Beitrag zum Erhalt von Natur und Umwelt, gutes Gefühl und Gewissen, Imagegewinn im
sozialen Umfeld aber auch Erhalt eines touristisch besseren Produktes etwa mit höherer Qualität oder größerem Erlebniswert) geschehen. Der zielgruppengerechten Kommunikation bis hin zur besseren Kennzeichnung nachhaltiger touristischer Angebote kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.
Auf Anbieterseite gilt es Angebote zu schaffen, die attraktiv und kreativ zunächst die vielfältigen Urlaubsbedürfnisse der Gäste befriedigen und dann auch nachhaltig sind. Wenn in diesem Sinne „gute“ und nachhaltige Produkte angeboten werden, ist allen geholfen: Anbietern und ihren Mitarbeitern, Gästen, und der natürlichen wie der sozialen Umwelt.
***
Der Referent
Martin Lohmann,
Prof. Dr., Diplom-Psychologe, ist Leiter des NIT, Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa, in Kiel. Als Professor ist er am Departement für Wirtschaftspsychologie der Leuphana Universität
Lüneburg zuständig für Marktpsychologie, Konsumforschung und Tourismuspsychologie. Außerdem
unterrichtet er an der Modul-Universität Wien und am MCI in Innsbruck. Er ist wissenschaftlicher Berater für die deutsche „Reiseanalyse“ der
FUR (Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.). Mehr Informationen unter www.nit-kiel.de, www.fur.de und www.leuphana.de,
www.modul.ac.at/Lohmann.
Kontakt: NIT, Fleethörn 23; D - 24103 Kiel; [email protected]
© NIT/Martin Lohmann, Kiel, 2015
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