Pressekonferenz zur ECCE/ ECAB am 26.09.2011 in Berlin Dr. Henk van Liempt, Referat Bioökonomie, BMBF Die rapide wachsende Weltbevölkerung, der fortschreitende Klimawandel und die Endlichkeit fossiler Rohstoffe sind die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Diesen müssen wir uns stellen. Mit der im November 2010 vorgestellten „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ verfolgt die Bundesregierung die Vision einer ganzheitlichen, nachhaltigen, bio-basierten Wirtschaft, die sich am natürlichen Stoffkreislauf orientiert. Die Handlungsfelder des Programms sind klar definiert: 1. Weltweite Ernährungssicherung 2. Produktion gesunder und sicherer Lebensmittel 3. Nachhaltige Gestaltung der Agrarproduktion 4. Industrielle Nutzung nachwachsender Rohstoffe 5. Ausbau von Energieträgern auf Basis von Biomasse Deutschland soll zu einem dynamischen Forschungs- und Innovationsstandort für hochwertige biobasierte Produkte, Energien, Verfahren und Dienstleistungen werden. Mit der Forschungsstrategie wollen wir gleichzeitig international Verantwortung für die Welternährung, die Rohstoff- und Energieversorgung aus Biomasse sowie für den Klima- und Umweltschutz übernehmen. Zum Erreichen der genannten Ziele werden 2,4 Milliarden Euro bereitgestellt. Das Rahmenprogramm ist zunächst auf sechs Jahre angelegte und wird ressortübergreifend von vier Ministerien finanziert. Die „Weiße (industrielle) Biotechnologie“ ist als eine Schlüsseltechnologie ein wichtiger Impulsgeber, um den angestrebten Strukturwandel von einer erdöl- zu einer bio-basierten Industrie zu ermöglichen. Neue Methoden und Konzepte der weißen Biotechnologie eröffnen bislang nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten bei der stofflich-industriellen Nutzung von Biomasse. Wettbewerbsfähige bio-basierte Produkte können nicht nur zu mehr Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen führen, sondern auch zu echten Produktinnovationen und damit zu mehr Wachstum und Beschäftigung. Mit der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie2030“ verfolgt Deutschland als eines der ersten Länder einen derartigen Forschungsansatz für die nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen. Bio-basierte Technologien und Verfahren müssen verstärkt in etablierte Branchen einfließen, um den für die internationale Wettbewerbsfähigkeit notwendigen Strukturwandel zu beschleunigen. Hierzu sind eine stärkere Verknüpfung der Akteure in der Forschung und eine noch engere Verzahnung von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft nötig. Das BMBF hat daher als erste Fördermaßnahme der neuen Forschungsstrategie im April 2011 die "Innovationsinitiative industrielle Biotechnologie" gestartet. Die „Innovationsinitiative industrielle Biotechnologie“ ist auf ein sehr großes Interesse gestoßen. Wir erhielten Vorschläge für 34 strategische Allianzen mit insgesamt mehr als 240 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Die starke Teilnahme belegt das große Potential, das im Bereich der weißen Biotechnologie in Deutschland vorhanden ist. Auch auf europäischer Ebene bewegt sich viel. Wir sehen in einer europäischen Arbeitsteilung eine große Chance für die Bioökonomie. Um das Potenzial der industriellen Biotechnologie auch auf europäischer Ebene zu erschließen, beteiligt sich das BMBF beispielsweise seit 2006 am europäischen ERA-Net Industrial Biotechnology (ERAIB). Dadurch wollen wir grenzüberschreitende Partnerschaften zwischen industrieller und akademischer Forschung aufbauen, den Technologietransfer zu verbessern. Von dieser Kooperation profitieren zurzeit 15 vom BMBF geförderte deutsche Forschungsgruppen. Neben den ERA-NET-Maßnahmen, die zur Koordinierung nationaler Forschungsprogramme verwendet werden, hat die Europäische Kommission in den letzten zwei Jahren weitere Maßnahmen zur Entwicklung einer europäischen Bioökonomie vorbereitet, die Anfang 2012 vorgestellt werden sollen: Des Weiteren wird die EU Anfang 2012 eine Europäische Strategie und Aktionsplan für eine nachhaltige biobasierte Wirtschaft in 2020 vorstellen. Darin sollen Wege aufgezeigt werden, wie die Bioökonomie auf europäischer Ebene weiter vorangebracht sowie integriert werden kann. In der Mitteilung der EU-Kommission zum Haushaltsentwurf für Europa 2020, 2014-2020, wird vorgeschlagen das Budget für die Bioökonomie im Vergleich zum 7. EU Forschungsrahmenprogramm auf ca. 4,5 Mrd. € zu verdoppeln. Diese Maßnahmen auf europäischer Ebene verdeutlichen den hohen Stellenwert und die Chancen, die die EU-Kommission sowie die Mitgliedsstaaten der Entwicklung und Etablierung einer nachhaltigen Bioökonomie einräumen. Sie sollen einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele der Europa 2020-Strategie leisten und uns für die Zukunft im internationalen Umfeld stärken.