Sitzplatz Nr.: (von 001 – 050) Seminar: Didaktik der Berufsorientierung WS 2011-12 Abschlussklausur Erweiterungsmodul 06-AL-AuB-1, Wintersemester 2010-11 KLAUSUR 45 min. Matrikelnummer: Studienbeginn: WS – SoSe 20____(streichen-ausfüllen..) Name: ………………………………… HS/Regelschule SoPäd Semester: …… Themenkreis „schulische Berufsorientierung“- Berufswahlvorbereitung: 1.) Diese Thema wird dem Gegenstandsbereich „Arbeit und Beruf“ des Faches AWT zugeordnet. a) Nennen Sie mit eigenen Worten vier Ziele, die das Fach Arbeitslehre/AWT für die schulische Berufsorientierung verfolgt: Überblick: Berufsfelder, berufl. Laufbahnen; Kenntnisse: JArbSchG, Bestimmungen des Arbeitsrechts, der Einrichtungen der Berufsberatung; Einsicht in Formen/Notwendigkeit beruflicher Mobilität; Fähigkeit zur Berufswahlentscheidung, zur Nutzung der Dienste der Berufsberatung; Faktoren der Berufswahl kennen (z.B. familiäre und schulische Sozialisation); Eigene/individuelle Voraussetzungen mit objektiven Anforderungen berufl. Tätigkeiten einschätzen und vergleichen können; Probleme, Chancen und Risiken des Beschäftigungssystems kennen; geschlechtsspezifische Berufswahlentscheidungen relativieren können… (á 1,5 = 6 P.) b) Nennen Sie vier Maßnahmen/Ziele/Methoden zur Berufsorientierung in der bayerischen Mittelschule, die Sie für wichtig halten! Erweiterte vertiefte Berufsorientierung; Kooperationen mit Berufsschulen, Bundesagentur f. Arbeit, Partnern in der Wirtschaft; Schule-Wirtschafts-Experte; Kontakt Schüler-Betriebe verbessern (z.B. mehr Praktika, Erkundungen…); frühzeitige Erfahrungen im beruflichen Umfeld ermöglichen; Berufsorientierte Zweige/Betonung der Berufsorientierung in der Schule; Berufsorientierte Module (Bewerbung, Schülerfirmen, Schüler-Praxiscenter…); Girls-Day, Berufswahlpass, Berufsberatung, Unterrichtsbesuche von Wirtschaftsvertretern, Infotage für Eltern, Schüler, Lehrer….…(á 0,5 =2 P.) c) Begründen Sie die Wichtigkeit einer dieser Maßnahmen kurz aus Ihrer Sicht! Maßnahme genau benennen, stichhaltige Gründe… (3 P.) 2.) Ausbildungsreife und die „Säulen“ der Mittelschule a) Kreuzen Sie die richtigen Schlagworte an, welche für das Konzept der Mittelschule stehen: (X) Stark für den Beruf; ( ) Stark im Team; ( )Stark in der Ökonomie; (X) Stark im Wissen; ( )Stark trotz Zweifeln; ( ) Stark in der Ausbildung; (X) Stark als Person (1,5 P.) b) Bitte definieren Sie mit eigenen Worten, was „Ausbildungsreife“ im Sinne des Kriterienkatalogs des „Bildungspaktes“ bedeutet! Erfüllung der generellen Voraussetzungen für einen Ausbildungsberuf (schulische Kenntnisse, Fertigkeiten, physische/psychische Belastbarkeit, lebensprakt. Kompetenzen, Bildungs- und Arbeitsfähigkeit allgemein. Hängt mit Stand der persönl. Entwicklung zusammen, kann durch gezielte Förderung auch nach Ende der allg. Schulpflicht vermittelt und erreicht werden. (3 P.) c) Eines der Kriterien für Ausbildungsreife ist das Vorhandensein von „schulischen Basiskenntnissen“. Wie wird diese Anforderung durch das Mittelschulkonzept aufgegriffen? Beschreiben Sie kurz, in dem Sie zwei Elemente aus diesem Konzept ansprechen! Ziel der MS ist, die Schüler „stark im Wissen“ zu machen. Dazu werden „modulare Bildung“ angeboten und die Möglichkeit des Erwerbs „begabungsgerechter Abschlüsse“. Die Basiskompetenzen und –Kenntnisse sind in einem „Kompetenzkatalog“ zusammengefasst, der nach Schulabschluss erfüllt sein soll (unterschiedliche Niveaustufen…) (2 P.) d) Berufswahlreife ist ein weiteres Kriterium der Ausbildungsreife. Aus welchen beiden übergeordneten Teilkompetenzen setzt sie sich zusammen? Selbsteinschätzungekompetenz / realistische Selbsteinschätzung; Informationskompetenz / berufskundliches Wissen, Wissen über den Arbeitsmarkt (2 P.) 19,5P d) Ordnen Sie den vier folgenden Aussagen aus dem „Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife“ die Fachbegriffe „Ausbildungsreife“, „Berufseignung“ und „Vermittelbarkeit“ zu! (á 0,5 P.) Spezielle betriebliche Einstellungskriterien, regionale Bedarfslage Vermittelbarkeit konjunkturelle Marktsituation Berufliche Leistungshöhe und Zufriedenheit im Beruf Berufseignung Alter, Geschlecht, soziale Herkunft Erscheinungsbild, Auftreten Verhalten, familiäre Einschränkungen Vermittelbarkeit Berufsbezogene Merkmale und Ausprägungsgrade von Personenmerkmalen Berufseignung (2 P.) 3.) Themenkreis Berufswahltheorien a.) Die folgenden Begriffe und Textpassagen sind aus der Beschreibung verschiedener Berufswahltheorien entnommen. Bitte ordnen Sie zu: a) Entscheidungstheoretischer Ansatz, b) Entwicklungstheoretischer Ansatz, c) Allokationstheoretischer Ansatz und d) Interaktionstheoretischer Ansatz zur Erklärung der Berufswahl: - Die Stufe der realistischen Wahl wird ab dem 17. Lebensjahr erreicht b //- Nach der Informationssuche beginnt der Berufswähler mit der Ermittlung von vorteilhaften und nachteiligen Alternativen a // - Berufswahl wird maßgeblich sozio-ökonomisch determiniert c // - Für die Befähigung zur Berufswahl sind im Unterricht Rollenspiele, Diskussionen und alle Arten von kommunikationsfördernden Methoden von größter Bedeutung d // - das Vorhandensein von Wissen, Werten und Regeln ist Voraussetzung für eine gelingende Berufswahl a // - Gleich alte Berufswähler zeigen oft völlig unterschiedliches Berufswahlverhalten b // - Voraussetzung für eine gelingende Berufswahl ist der Austausch von Wissen und Erfahrungen des Berufswählers mit anderen Personen d // - der Einfluss des eigenen persönlichen Verhaltens und der individuellen Leistungen ist relativ bedeutungslos für das Ergebnis der Berufswahl c (4 P.) b) Lehrpläne werden nicht ohne Hintergedanken verfasst… Ordnen Sie den folgenden Lehrplanpunkten jeweils eine der Berufswahltheorien zu und begründen Sie kurz Ihre Entscheidung! 9.1.1 Auf dem Weg in den Beruf: Überblick über Berufsbildungsgänge in Betrieb und Schule: duales Ausbildungssystem, schulische Ausbildungsmöglichkeiten… 8.3.1 Berufswegplanung in Zusammenarbeit mit Berufsberatung und Betrieben: Vorbereitung eines Gesprächs mit den Eltern zur eigenen Berufswahl… 9.1.4 Bedeutung von Arbeit und Beruf in Gegenwart und Zukunft des Menschen: Folgen einer sich wandelnden Arbeitswelt für den Einzelnen: Bereitschaft zu lebenslangem Lernen, Zeiten ohne Erwerbsarbeit, Bereitschaft zu Mobilität und Flexibilität Theorie: Entscheidungstheoretischer Ansatz Kurze Begründung: Rationale Entscheidungen bedürfen einer soliden Wissensbasis; berufskundliches Wissen und Kenntnis von Ausbildungsgängen verbessert die Entscheidungskompetenz Theorie: Interaktionstheoretischer Ansatz Kurze Begründung: Die Fähigkeit, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu artikulieren und umgekehrt Anregungen und Informationen in kommunikativen Situationen aufzunehmen ist Basis für die Berufswahl. Theorie: Allokationstheoretischer Ansatz Kurze Begründung: Berufswahl als gesellschaftlicher Zuweisungsprozess kann nur durchbrochen werden durch persönliche geistige und räumliche Mobilität. Eine wechselseitige Anpassung wird erwartet; veränderte Arbeitsbedingungen fordern verändertes Verhalten… (6 P.) c) „Du glaubst zu schieben und du wirst geschoben“ (Goethe) Auf welche Berufswahltheorie kann man dieses Zitat beziehen? (Ein Satz als Begründung!) 12 P. Allokationstheoretischer Ansatz: Trotz aller eigenen Aktivitäten liegen oft die Rahmenbedingungen für die Berufswahl fest; Häufig werden für den Berufswähler Entscheidungen getroffen, während er noch glaubt, eine Wahl zu haben… ( 2P.) 4.) Berufswahlvorbereitung als Kooperationsaufgabe zwischen Schule und Agentur für Arbeit: a) Nennen Sie drei Methoden der Berufsberatung, mit denen die Agentur für Arbeit die Berufswähler, die Eltern und die Schule unterstützt! Gespräche zur Informationsberatung, Entscheidungsberatung, Realisierungsberatung; Einzelberatung, Schulbesprechungen, Vortragsveranstaltungen, Gruppenmaßnahmen/Seminare, Berufserkundungen, Veranstaltungen für Eltern, für Lehrkräfte, für Arbeitgeber (3 P.) b) Die Agentur für Arbeit finanziert „spezielle berufsvorbereitende Maßnahmen“. Für wen sind diese gedacht? Welche Chance sollen diese Schüler bekommen? Für noch nicht berufsreife Jugendliche, welche die Chance bekommen sollen, sich körperlich und geistig weiterzuentwickeln – a) für eine realistische Berufswahlentscheidung/b) für einen gelingenden Eintritt ins Berufsleben (2 P.) 5.) Kooperation zwischen Schule und Elternhaus bei der Berufswahlvorbereitung a) Nennen Sie vier familiäre Einflussfaktoren auf die Qualität der Berufswahlvorbereitung! Neuartige Familienkonstellationen („Patchworkfamilien…“), Milieuzugehörigkeit, ethnische, kulturelle Zugehörigkeit, Herkunft; fam. Klima, Rollenverteilung in der Familie, Größe, Konstellation der Familie; Wertevermittlung, Erziehungsgrundsätze, Vorwissen/Bildung/Erfahrung der Eltern; finanzielle Mittel/Förderungsmöglichkeiten, Netzwerke, Beziehungen, Mobilität (2 P.) b) Nennen Sie mit eigenen Worten je eine Möglichkeit aus den Problemkreisen „persönliche Entwicklung“(I) und „Unkenntnis der eigenen Interessen und Fähigkeiten“ (II), wie Eltern ihre Kinder bei der Berufswahl unterstützen können! (I):Übertragung von Verantwortung, festen Aufgabenbereichen, Gelegenheit sich zu erproben, Motivation/Herausforderg. (II) Beobachtung der Fernsehgewohnheiten, der Freizeitaktivitäten, des Umgangs mit Freunden, beim Einkaufen, Gespräche, Beobachtung bei praktischen Arbeiten im Haushalt – Feedback! Angebot von Alternativen bei der Beschäftigung, kritische Besprechung von Schulnoten, Gespräche über persönliche Gefühle im Zh. mit Praktika, auch über die Berufe der Eltern…. (2 P.) 6.) Duales System der Berufsausbildung in Deutschland a) Wie würden Sie dieses System einem Bekannten aus dem Ausland erklären? Nennen Sie Gesichtspunkte, die Sie für wesentlich halten! Berufsausbildung an zwei gleichberechtigten Lernorten: Betrieb und Berufsschule. Ersterer vermittelt die berufliche Praxis zunehmend in realen Arbeitssituationen, letztere vermittelt Fachtheorie und fachpraktischen Unterricht in „Standardsituationen“. Ergänzt wird das durch überbetriebliche Ausbildung an speziellen Ausb.-Stätten zur Vereinheitlichung der fachprakt. Bildunginhalte.(3 P.) b) Neben diesem System können Berufsausbildungen auch schulisch vermittelt werden. Nennen Sie zwei solcher Schularten! Berufsfachschulen, Berufsaufbauschulen, Fachakademien, Schulen des Gesundheitswesens….(1 P.) c) Dieses Ausbildungssystem wird mittlerweile in vielen Ländern der Welt bewundert. Beschreiben Sie kurz einen für Sie wichtigen Vorteil! Der /die Auszubildende ist immer auch gleich in der „Produktion von Gütern und Dienstleistungen“ beschäftigt und muss neben seiner Ausbildung immer auch „wirtschaftlich verwertbare“ Leistungen erbringen. Damit wird er gleichzeitig ausgebildet, aber auch den realen Anforderungen der Berufstätigkeit selbst ausgesetzt…. (2 P.) 7.) Der Berufsbegriff a) Der Begriff hat drei Dimensionen. Bitte erklären Sie mit Stichpunkten, was man unter den folgenden Dimensionen eines Berufes versteht: -funktionale Dimension: Das ist die Arbeitsaufgabe, die zu erfüllen ist, für die man entlohnt wird… - qualifikatorische Dimension: Das sind die für den Beruf wichtigen Fähigkeiten /Qualifikationen - soziale Dimension: Das ist der gesellschaftliche, soziale Status, den man mit der Berufstätigkeit erwirbt, welche ihr zugeschrieben ist…(3 P.) 20 P. b) „Die oftmals prekäre Arbeitswelt von heute erlaubt keine berufliche Normalbiographie / traditionelle Berufsbiographie mehr und betrifft insbesondere Hauptschulabsolventen.“ - Beschreiben Sie kurz anhand dreier Kennzeichen, was man unter einer „traditionellen Berufsbiographie“ versteht! Ein erlernter Beruf wird lange, oft lebenslang ausgeübt; es gibt eine intensive, lange Firmenbindung (lange Betriebszugehörigkeit…), das Arbeitsverhältnis ist unbefristet, man arbeitet auf einer „vollen Stelle“; der Standardablauf ist Schule-Berufsausbildung-Berufstätigkeit – Ruhestand (3 P.) - Beschreiben Sie kurz den Begriff „prekäre Arbeitswelt“! Teilzeitbeschäftigung, Broterwerb nur durch entweder mehrere Beschäftigungsverhältnisse oder durch Beschäftigungsverhältnis + Transferzahlungen möglich, zeitlich befristete Beschäftigungsverhältnisse/Arbeitsverträge, Zeitarbeit, Leiharbeit: unterschiedliche Bezahlung und unterschiedlicher sozialer Status im Vergleich zur (kleiner werdenden) Stammbelegschaft, wenig Möglichkeiten für eine gute Altersvorsorge, Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit wechseln sich ab…(3 P.) - Nennen Sie drei Folgen prekärer Arbeitsverhältnisse für die Betroffenen! Wirtschaftliche Not, Existenzangst, keine oder kaum Rücklagenbildung möglich (vgl. Gesetze zu ALG II), eingeschränkte Wohnverhältnisse, gesellschaftliche Isolation möglich, psychische Erkrankungen, Verlust von Selbstwertgefühl, Rückgang des Engagements wegen Persprektivlosigkeit………..(1,5 P.) c) Ein Kennzeichen des „beruflichen Wandels“ ist es, dass die Erwerbsarbeitszeit in den letzten 150 Jahren kontinuierlich gesunken ist. Nennen Sie drei mögliche Konsequenzen daraus für den Problembereich „Arbeit und Freizeit“, die auch für den AWT-Unterricht als Thema interessant sind (Stichwort: Arbeit als Grundphänomen menschlichen Daseins…)! Sinnvolle Freizeitgestaltung muss gelernt werden – Freizeit auch als Möglichkeit der Weiterbildung und der Entwicklung von Interessen sehen – Fähigkeit, Freizeit sinnvoll zu strukturieren, Freizeit auch als etwas „verantwortliches“ sehen können – Freizeit nicht mit Müßiggang ausfüllen – Freizeit zur Erfüllung der eigenen persönlichen Interessen und Lebensgrundsätze? – Freizeit erhöht den privaten Konsum, schafft finanzielle Bedürfnisse, gelegentlich auch neue Bedarfe… (3 P.) 10,5 P Notenschlüssel: 62-60 = 1,00 / 59,5-57 = 1,30 / 56,5- 53,5 = 1,70 / 53-49,5= 2,00 / 49-46,5= 2.30 / 46-43,5=2,70 / 43-41=3,00 / 40,5-37,5= 3,30 / 37 – 34 = 3,70 / 33,5 – 29 = 4,00 Unter 29 Punkten: 5,00 = nicht bestanden.